Poetisches Tagebuch III.
Ich höre so viel vom Volke reden —
Wie meint man das zu dieser Frist? —
Ich glaube, sie meinen Jeden,
Der ihrer Meinung ist.
◊
F ü r's Volk, nicht d u r c h das Volk! — Ganz recht!
Und t r o t z dem Volk wär' auch nicht schlecht;
Und nehmt ihr wirklich sein Wohl in Acht,
Fragt Keiner, w e r ihn glücklich macht.
◊
Ihr seid die Klugen, sollt für uns
Erwägen und beschließen;
Und daß wir Andern doch auch was tun,
Wir lassen uns erschießen.
◊
Aristokrat! — Ist so ein Wort!
Zu jeder Zeit, an jedem Ort
Gibt's Leute, die besser als andre sind,
Und Leute, die sich für besser h a l t e n;
Man sondert sie aber nicht so geschwind,
So bleibt's vorläufig beim Alten.
◊
Ihr schafft den alten Ade! ab,
Das soll mich baß erfreuen;
Allein die Leute warten schon —
Macht hurtig einen neuen!
◊
Die Form ist viel — doch macht sie schon
Zu Männern unsre Knaben?
Was hilft uns die beste Konstitution,
Wenn wir nichts zu konstituieren haben?
◊
Was ist das: Konstitution?
Das sag' mir Einer! —
Ei nun, man setzt dich auf den Thron
Und regiert statt deiner.
◊
Ein großer Mann ist uns vonnöten,
Den Sprung der Zeit zusammenzulöten.
◊
Napoleon ist längst tot —
So seid doch heiter!
Was hat's denn auch für Not?
Man lebt so weiter.
◊
Das ist gewiß der rechte Mann,
Der seiner Zeit genug getan;
Doch warum scheltet ihr ihn just,
Der seiner Zeit voraus gemußt?
◊
Genie und genial ist das Gehässige;
Zuletzt regiert doch nur das Mittelmäßige.
◊
Wo Keiner dem Andern im Wege steht,
Um die eigene Achse sich Jeder dreht,
Wie ein Mühlenpferd im Kreise geht,
Das gibt eine schöne Majorität.
◊
Preßfreiheit — himmlisches Vergnügen!
Wie sie sich in den Haaren liegen!
◊
Du bist nicht liberal gesinnt,
Du hältst dich von uns ferne! —
Ein Jeder sucht, wie er gewinnt;
Indessen euer Club beginnt,
Betracht' ich mir die Sterne.
◊
Etwas möcht' ich noch bemerken,
Solltet ihr mich drüber steinigen:
Es fehlt uns jetzt an tüchtigen W e r k e n,
Seit wir nichts tun als uns vereinigen.
◊
Käm' der Ritter Don Quixote
Wieder heutzutag auf Erden,
Wüßt' nicht, sollt' er ein Serviler
Oder Radikaler werden.
◊
Pfui! Der liberale Dichter
Hat verkauft die freie Feder. —
Sei doch klug, du strenger Richter!
Essen will am Ende Jeder.
◊
In meinen vier Pfählen
Lass' ich von Niemand mir befehlen. —
Wie kommen zu dem Spruche nur —
Von magna charta keine Spur —
Die polizeilichen Seelen?
◊
Freier Handel — klingt recht gut!
Freier Austausch aller Gaben;
Aber sagt, wie machen's Die,
Die nichts auszutauschen haben?
◊
Im freisten Lande von der Welt
Gibt's gar so viel Gendarmen!
Im reichsten Lande von der Welt
Gibt's gar so viele Armen!
◊
Für wen baut ihr die Eisenbahnen?
Wo ist der Handel, die Verbindung?
Der nächste Train bringt Feindesfahnen —
O übertreffliche Erfindung!
◊
Tritt der Schlange auf den Kopf,
Sie sticht dich in die Ferse;
Unser Herr Minister geht
Selber auf die Börse.
◊
Was hat euch der Vertragsbruch so verdrossen?
Notwendig war's, und kann man's auch nicht loben!
Gott selber hat den alten Bund geschlossen.
Und ihn im neuen wieder aufgehoben.
◊
Er hat ihn hinter die Ohren geschlagen —
Das wär' ein casus belli schon!
Doch kluge Leute müssen sich vertragen,
Da gnügt eine Protestation.
◊
Die Inder sind gar schlaue Leute,
Wie vor Jahrtausenden machen sie's heute;
Stirbt der Herr, so verbrennt man geschwind
Mit seiner Leiche Weib und Gesind'.
Legt Ochs und Esel noch dazu,
So hat die ganze Wirtschaft Ru'!
Vorüber bald wär' alle Not
Machtet ihr's hier so im Okzidente:
Wenn man nach des alten Herrschers Tod
Doch die alten Minister verbrennen könnte!
◊
Reaktionär, zu jeder Frist
Sollst kräftig aufzutreten bereit sein;
Denn wenn schon Einer ein Schurke ist,
So muß er doch gescheit sein.
◊
Der Fremde, den wir ewig hassen,
Du kannst's in der Geschichte lesen,
Der säte Zwietracht in unsre Massen.
Ei, warum seid ihr dumm gewesen,
Und habt euch stets entzweien l a s s e n?
◊
"Jetzt sind wir frei." —
Ei, das ist prächtig!
Es bleibt doch Alles Lumperei,
Seid ihr nicht m ä c h t i g!
◊
Ist's denn möglich, immer stehen,
Bester, auf den Barrikaden?
Immer mit den Fahnen wehen,
Immer schießen, wieder laden?
◊
Die Freiheit Der, und Der die Macht,
Ein Jeder herzt sein Schätzel —
Gern führten sie Krieg, doch sie han kein Geld,
Das ist das ganze Rätsel!
◊
So lange Rothschild spekuliert,
Hält Alles noch zusammen;
Wenn Den das Geld erst ennuyiert,
Dann steht die Welt in Flammen.
◊
Was ist das für ein Bettel!
Wo ist da Größe?
Ihr ständet da in eurer Blöße,
Wenn Rothschild, statt den Börsenzettel,
Den Hegel lese.
◊
Staunt ihr, daß der Rothschild kriegt den
Frommen Isabellenorden?
Ist ein Jud' doch — Gott verzeih' mir's!
Unser Herr Gott selber worden.
◊
Der Adel und die Klerisei
Die han die Macht verloren;
Dafür zieht noch immer die Börse frei
Das Fell euch über die Ohren.
◊
Sozialismus, Kommunismus
Ist wie das Kolumbusei;
Nur, wenn's aufgestellt, so fürcht' ich,
Rinnt heraus der ganze Brei.
◊
Ob von Gottes Gnaden — aus Volkes Gnad'
Das himmlische Reich kommt nicht so schnell!
Ob Studente trommelt oder Kroat,
Es zerreißt doch immer das Trommelfell.
◊
Da habt ihr sie nach den neuen Normen,
Die Herrn Beamten in Uniformen;
Die Hofräte, wie sie ernsthaft schreiten!
"Verlorne Schildwachen" aus alten Zeiten.
◊
Verschreibt nicht gar so viel Papier,
Gebt nicht so viel Statuten!
Vor Allem — M e n s c h e n brauchen wir,
Den Besten und die Guten.
◊
Der Gedanke ist eine Aloë,
Blüht alle Säculum,
Und wenn ich kaum die Blättchen seh',
Ist noch kein Gaudium!
◊
Ich bin mit ganzer Seele Demokrat,
Doch bin ich auch ein kluger Mann —
Das Schwatzen macht noch keinen Staat.
Ei hilft nur wieder ein Tyrann.
◊
Ob Brutus oder Cäsar — gilt mir gleich!
Schaff' Einer erst ein tüchtig Reich.
◊
Nur selten kommt die Vernunft oder nie
Im Staate zur Erscheinung,
Sei's Republik oder Monarchie —
Das ist meine politische Meinung.
◊
Wo ist nur da Verstand?
Was schwatzen die Philister?
Und just ein schwaches Land
Braucht starke Minister.
◊
Ihr sollt uns schützen,
Die wir besitzen;
Besäßen wir nichts mehr,
Was wollt's auch nützen?
Und wenn ein Andrer im Besitze wär',
Ihr müßtet eben D e n beschützen!
◊
Einst gab es Sklaven
Und keine Grafen;
Jetzt sind die Sklaven wie Grafen frei,
Und hungern alle dabei.
◊
Da drinnen ward ein Geist versiegelt,
Das tat der Meister, der verständige
Du hast die Massen aufgewiegelt,
Doch wo ist Einer, der sie bändigt?
◊
Wenn die Welt des Taumelns müde ist,
Und überall rings Friede ist,
Und Alles nur der Ruh' bedacht —
Da kommen die Kleinen
Und Superfeinen,
Und sagen, das hätten s i e gemacht!
◊
Wenn ein großer Mann träumt,
Wälzt sich unruhig die ganze Schar;
Und wenn der Kessel überschäumt,
Ein Zeichen ist's, daß die Speise gar.
◊
Metternich wie Napoleon
Erlag der Revolution;
Ihr Andern aber unverdrossen
Habt mutig ihren Schlund verschlossen.
◊
Die Sach' zerfiel in Zänkerein,
Es hat nicht anders kommen können;
Deutscher Kaiser will Keiner sein.
Will's Keiner auch dem Andern gönnen.
◊
Deutsche Bewegung — es ist zum Lachen!
Wie Alle sich auf die Beine machen!
◊
Das ist Alles Kraut und Stroh
Ach, erleuchte sie, mein Herre!
Gagern ist kein Mirabeau,
Robert Blum kein Robespierre.
◊
Ich kenn' ihn lang', den guten Jungen,
Hat viele wilde Lieder gesungen,
Was die Tyrannen sich erfrechen,
Und wie das Volk sich sollte schämen —
Und gält's, ein Hühnchen abzustechen,
Er würde sich das Herz nicht nehmen.
◊
Wer wär' nicht lieber frei, als Sklav'?
Nicht will ich euch mit Zweifeln kränken;
Doch wenn erst Einen die Kugel traf,
Der Zweite wird sich's noch bedenken.
◊
Wie Curtius stürz' dich in den Schlund
Der Revolution;
Doch schließt sich nicht ihr schwarzer Mund,
Was hast davon?
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Ich kenn das Lumpenpack — wenn's je zu bessern wär!
Sind heute radikal, morgen reaktionär.
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Wie schwer doch müssen wir's bezahlen!
Wie Alles sich verteuerte!
Wir wählen nach direkten Wahlen
Nur lauter höchst Besteuerte.
◊
Januar, Februar, März —
Nun geht es himmelwärts;
Mai, Juni, Juli, August —
Auf Erden du bleiben mußt.
◊
Wenn dir's in Kopf und Herzen schwirrt,
Was willst du Bessers haben?
Und wenn ihr die Preßfreiheit verliert.
So laßt euch nur begraben!
◊
So wird es immer bleiben:
Wer sich nicht selbst zensiert, der soll nicht schreiben.
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Wie viel der Staat an die Bank
Doch schuldig ist!
Nun, Gott sei Dank,
Daß sie so geduldig ist!
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Wir waschen uns die Hände
Und streichen ein die Dividende.
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Ob insolvent — ich weiß es nicht;
Doch bring' ich Noten, sie wechseln's nicht!
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Wie man fesselt und festhält
Widerstrebende Provinzen?
Laßt sie zahlen in Papiergeld,
Bezahlt sie mit klingenden Münzen.
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Wie schnell sich doch das Blatt jetzt wend't!
Heut ist er Gönner, morgen Klient.
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Zehent und Robot habt ihr verloren,
Und ohne alle Entschädigung —
Ihr werdet für Freiheitszwecke geschoren,
So zeigt doch Freiheitsbegeisterung!
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Zur Ordnung ruft die Rechte,
Zur Ordnung ruft die Linke —
O nehmt mir's nur nicht übel,
Daß ich in's Zentrum sinke.
◊
Was schwatzt ihr nur, ihr Liberalen,
Und fürchtet' der Andern tolles Rasen?
Wer Schulden macht, der muß sie zahlen
Sind eben alles lauter Phasen!
◊
Wie man erzieht, wie man regiert?
Wenn man die Leute so leben läßt,
Und Zeit gewinnt, indem man Zeit verliert —
Zuwarten ist das Allerbest!
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Die bösen heisern Raben,
Sie schrien und schreien noch:
"Sie sollen ihn nicht haben!"
Sie kriegen's am Ende doch!
◊
Das Franzenvolk ist doch
Eine rechte Bagage!
Sie haben immer noch
Geld und Courage.
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Wie die Wasser stauen, schwellen!
Segen werden sie ergießen;
Unerschöpflich unsre Quellen —
Schade, daß sie r ü c k w ä r t s fließen!
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Divide et impera — warum?
Die du entzweit, entzwein sich wiederum.
◊
Nach historischem Recht,
Nach Überzeugung muß ich handeln;
Ich bin der Herr, du bist der Knecht —
Ich kann die Historie nicht verwandeln.
◊
Ich weiß nicht, was du verlangst!
Sie taten nach ihrem Geschick;
Liefen davon aus Angst,
Und kamen aus Furcht zurück.
◊
Wie sie klappern und zittern
Bei Nacht, in Ungewittern!
Doch scheint die Sonne im frischen Glanz,
Beginnen sie den alten Tanz.
◊
Ein Minister muß jeden Tag
Sein Amt aufzugeben bereit sein;
Doch Alles, was er schaffen mag,
Soll für die Dauerbarkeit sein.
◊
Ob ihr für den Ministertisch
Wohl so bereit euch fändet,
Ging's hier wie in Englands wo sich's oft
Mit dem Halsabschneiden endet!
◊
Die Frömmigkeit
Ist Einseitigkeit;
Dem Privatmann mag's vergönnt sein
Will aber Einer Regent sein,
Der braucht zu jeder Zeit
Vielseitigkeit, Allseitigkeit.
◊
Hab' nur den Mut, sie werden
Nach deiner Pfeife tanzen;
Karl Magnus versetzte die Völker
Wie der Gärtner die Pflanzen.
◊
Mit ihm war Deutschland angefangen,
Bald war es ausgegangen;
Und wenn er Donau verband und Main,
Die Andern ließen's eben sein.
◊
Im Alter noch lernt' er schreiben.
Der gute Herr gab sich viele Müh';
Er ließ eine deutsche Grammatik betreiben,
Und stiftet' gar eine Akademie.
◊
Auch Pfalzen und Dome ließ er bauen
Die Trümmer sind noch zu schauen.
◊
Hieß König aller Franken —
Das gibt denn so Gedanken!
◊
Tat viel, hat sich noch mehr vorgenommen,
Die Andern sind denn heruntergekommen.
◊
Sie lernen nichts, vergessen nichts —
Zu ihrem Tadel Jeder spricht's;
Ihr Andern aber unterdessen
Habt eben auch das Lernen vergessen.
◊
Was liegst du mit dem fremden Journal
Euch immer in den Haaren? Reaktionär oder liberal —
Führt Jeder seine Waren!
◊
Wie sie nur siegten bei Marathon,
Es ist den Wundern gleich!
Ohne Monturskommission
Und ohne Zapfenstreich.
◊
Die Staaten des Altertums hatten doch
Gar wunderliche Gestaltungen!
Keine Minister, kein Kabinett,
Und keine Hofbuchhaltungen!
◊
Und keine Kriegslieferanten dazu —
Wo nahmen sie nur Kommißbrot und Schuh'?
◊
Auch wenn man recht berichten tät'.
So gab's kein Reglement,
Und kein Avancement
Nach der Anciennität.
◊
Und dennoch ging's ohne Anarchie,
Mit Leichtsinn — mit Genie.
◊
Der mürrische Hannibal,
Der muntere Scipio —
War Jeder ein Feldmarschall,
Man findet sie nicht wieder so.
◊
Nur Einer kam ihnen ziemlich nah'
Der Roturier aus Korsika.
◊
Cincinnatus ging vom Pfluge aus,
Das Kriegsheer in die Schlacht zu führen;
Und nach dem Sieg trabt' er nach Haus,
Ließ nicht einmal sich dekorieren.
◊
Sie hatten ein Ding, hieß Vaterland —
Das kam uns ganz und gar abhand.
◊
Denn von den Nationalitäten
Will eine nur die andre treten.
◊
Bist deutsch gesinnt, gesteh' es ein! —
Ei, was ich bin, das muß ich sein.
So geht es jetzt, so ging's vor Jahren:
Ist Keiner noch aus seiner Haut gefahren.
◊
Und wenn sich's mir nicht anbequemt:
Die Haut ist mir näher als das Hemd.
◊
Das hört zuletzt, euch's einzuschärfen:
Bin keine Schlange, die Haut abzuwerfen.
◊
So denkt auch Vater Jahn, der quondam Turner,
Und Vater Arndt, der alte deutsche Murner.
◊
Ob je ein einiges Deutschland wird —
Wer kann's im Voraus wissen?
Seit tausend Jahren ward's aber nicht —
Draus mögt ihr weiter schließen.
◊
Er ist Gefühlspolitiker,
Man hört's aus Allem, was er spricht. —
Eine Auster oder Amphibie
Das bin ich freilich nicht.
◊
Du sagst, es schwebt dir etwas vor,
Und weißt nicht, was und wie;
Politisier' ich mit dem Gefühl,
Du mit der Phantasie.
◊
Und mögt ihr Diplomaten uns verdammen,
Herz und Verstand gehören doch zusammen.
◊
Regieren ist nicht so leicht als man glaubt.
Es versuchen's so Viele und treffen's nie; —
Regieren ist nicht so schwer als man glaubt,
Es treffen's so Viele und versuchten's nie.
◊
Dieser Minister war so schwach! —
Ihr lobtet ihn damals — er gab euch nach.
◊
Ein politischer Kopf! Im Umwenden
Richtet sich nach den Umständen;
Noch mehr den Andern bewund're ich:
Richtet die Umstände gleich nach sich.
◊
Macht nur, daß etwas vorwärts geht,
Alles Übrige ist Anmaßung;
Wer sein Volk zu bilden versteht,
Der gibt ihm die beste Verfassung.
◊
Wenn das Volk sich selber regiert,
Du zweifelst, daß es zum Glücke führt?
Die Sache mir ganz klar scheint:
Mit sich selbst es Jeder am besten meint.
◊
Die Sach' hat noch keinen rechten Schick,
Man weiß nicht, was dahinter steckt;
Es führt uns noch zur Republik
Der Mangel an Raum und an Respekt.
◊
Tugend braucht's in der Republik. —
Zugegeben! Ich sag' nicht nein;
Doch muß man drum in der Konstitution
Ein Spitzbube sein?
◊
Ein bunter Teppich ist die Despotie,
Die Kehrseite ist Anarchie.
◊
Handelt sich's um einen Thron,
Schwinden die Gesetze der Natur;
Ein König hat keinen Sohn,
Einen Nachfolger nur.
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Im Himmel war Revolution.
Sie verlangten, daß Gottes Sohn
Endlich zur Regierung käme
Und den heiligen Geist zum Minister nähme.
◊
Gott Vater aber, der Sach' gewohnt,
Blieb in den Wolken, wo er annoch thront.
◊
Er ist borniert,
Doch hat er jetzt die Macht;
Seitdem hab' ich ihn stets
Mit einem gewissen Respekt betracht't.
◊
Was Preßprozeß! Wie ich's versteh',
Erhöht das nur den Mut der Wühler und der Hetzer;
Verlangt ihr Ruh', so gebt ein Auto-da-Fé —
Verbrennt die Literaten und die Ketzer.
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Regiert ihr aber ehrlich und gescheit,
Was schadet euch die Preßfreiheit!
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Was soll die Feder?
So zieht einmal vom Leder!
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So kam der März, so kam der Mai,
So kam auch das Ermatten;
Die Sonne wünschtet ihr herbei,
Und suchtet dann den Schatten.
◊
Die Sache war verloren
In allem Anfang gleich:
In Deutschland durch die Professoren,
Durch die Studenten in Österreich.
◊
Was will nur der Septembriseur?
Rien n'est perdu hors l'honneur.
◊
Ei, wie sie der Haber sticht!
Man sieht den Staat vor Gesetzen nicht.
◊
Die deutschen Fehler sind über tausend Jahre alt,
Die legt man nicht ab so bald.
◊
Was fürchtet ihr die Kommunisten?
Sie sind das Chaos, sind das Nichts;
Und wo das war, zu allen Fristen,
Ward's nur die Quelle neuen Lichts.
◊
Das Menschenherz, die Erde schwankt,
Die Seele, die Gesellschaft krankt —
Nur Eins steht fest in Sturm und Graus:
Die Familie, das Haus.
◊
Was hast gelernt in diesen Jahren?
Daß der Mäßige nie gewinnt,
Und daß die Menschen immer waren
Wie sie noch sind.