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III.
Ekstasen

 

Schneeflocke
Verloren
Rückkehr
Nur Vergessen
Liebesschauer

Schweigend
Ein Souvenir
An C.C.
O lasse mein Flehn
Ahnung
Liebe!

Gebet
Klage
Wieder grüßen Deiner Augen
Verurteilt
Sehnsucht
Reinigung
Entgöttert
Heimsuchung
Unvertilgbar

Mir ist es gleich

Dämmerung
Ich weiß
Satanella
Rhythmen
Vergeblich!

 

Schneeflocke


Du bist eine weiße Flocke,
Ein himmelentsprungenes Kind
Und wirbelst – licht und selig
Dahin durch Wolken und Wind.

Du bist eine weiße Flocke –
Du stirbst der Flocken Tod:
Nach kurzem Sonnengruße
In Straßenstaub und Kot.

Verloren

1.
Die schimmernde Pracht Deiner Glieder,
Ich hab' sie voll Andacht geschaut,
Doch vor der umnachteten Seele
Hat mir gegraut.

Ich hätte dich gerne, so gerne
Emporgerissen zum Licht;
Du aber – wild und trotzig –
Du wolltest nicht.

Und doch war Deine Liebe
Gewaltig, heiß und echt – – –
Ich aber ließ Dich fallen, –
Und das war schlecht.

2.
Du bist krank gewesen,
Kleine Geliebte!?
Krankhaft blaß ist Dein Antlitz,
Matt Dein Auge,
Mühsam schleppt sich Dein Schritt.
Komm, o komm zu mir,
Laß Dich stärken, laß Dich laben – – –
Fieberhaft heiß ist Deine
Kleine Hand und Deine Nerven
Zucken und schaudern,
Du bist immer noch krank,
Kleine Geliebte.
Sag, wo ist Dein Lachen geblieben,
Jenes helle,
Auf- und niedersteigende Lachen,
Wo Dein jauchzender Aufschrei,
Der mich an Grußesstatt
Immer empfing?!
"Müde bist Du, sterbensmüde,
Kleine Geliebte?!"
Komm an mein Herz!
Laß mich diesen zarten Busen,
Der mir einstmals
Voll und wogend entgegenschlug,
Einmal noch röten mit lodernden Küssen.
Besser fast noch als ich
Weißt Du es selbst,
Kleine Geliebte,
Krank bist Du, todeskrank,
Nichts kann Dich retten!
Aber eine Nacht, eine Nacht
Laß uns glücklich noch sein!
Mög auch von Deinem Mund
Tödlich das Gift
Überfließen zu mir,
Was liegt daran! –
Sterbend noch wollen wir
Höchster Wonnen tödliche Freuden
Ausgenießen.

Rückkehr

Wieder ruht mir in den Armen
Der geliebte braune Körper
Mit dem dunklen Kranz der Haare
Auf der heißen, vollen Brust.

Wieder bett ich meine Lippen
Und mein tränenfeuchtes Antlitz
In das warme, duftdurchströmte
Lebenslust-durchglühte Fleisch.

Und die braunen, starken Arme
Pressen sich um meinen Nacken
Unter Lachen, unter Tränen,
Leidenschaftlich, wild und heiß.

Ja, Du bist der Born der Liebe,
Bist der Anfang und das Ende,
Und der müde Wandrer wendet
Nach der Fahrten trübem Irrsal,
Freudig wieder heim zu Dir.

Nur Vergessen

Diese Wangen, diese bräunlich bleichen,
Dieses dunkle, leichtgewellte Haar;
Diese Lippen, diese tollkirschgleichen;
Dieser Augen rabendunkles Paar;
Diese Brauen, dicht und schwer gezogen;
Dieser Wimpern nachtgefärbter Samt;
Dieser Leib, so müd zurückgebogen;
Diese Hände, weich und glutdurchflammt! -

Aus dem Herzen hast Du mir getrieben,
Was es gut und stark und groß gemacht,
Tot ist alles, nur ein krankes Lieben
Zittert fäulnisfahl durch meine Nacht.
Nun, so laß das irre Haupt mich pressen
Tief ins duftdurchtränkte, weiche Haar,
Wahnwitz oder Liebe – nur vergessen,
Was ich bin und was ich war.


Liebesschauer

Liebesschauer mir im Herzen wühlen,
Deiner Schönheit blutigem Altar,
Sturmgewaltig wettert durch mein Fühlen,
Atemloser Wonnen wilde Schar.
Aus des Herzens abgrundtiefen Schachten,
Wo Gedankenfluten hoch gerollt,
Die den Weltenbau ins Wanken brachten,
Wenn empor zum Lichte sie getollt,
Quellen Lieder, Deiner Schönheit trunken,
Sausen Flammen irrer Liebesglut,
Meine großen Ziele sind versunken,
Bleich und todesstarr mein Wille ruht;
Wehr und Waffen hat der Rost zerfressen,
Daß ich einstmals stritt, - ich weiß es kaum;
Meine Sendung hab' ich längst vergessen -
Nur für Dich hat meine Seele Raum!

Schweigend

Wir haben in seligen Nächten
Blutsaumige Küsse getauscht,
Wir haben in stöhnenden Wonnen
Die hungernden Seelen berauscht.

Wir liebten uns bis zur Erschöpfung
Und liebten auch dann uns noch fort,
Doch niemals entglitt unsren Lippen
Ein einziges zärtliches Wort.

Ein Souvenir

O grabe der herrlichen Zähne
Blauschimmernde Perlenreihn
In raubtierwild-rasenden Küssen
Tief in die Schulter mir ein!

Wir wollen noch einmal erkämpfen
Den heißesten, höchsten Genuß,
Eh' von dem erschlaffenden Körper
Die Gierde weichen muß.

Der brennenden fiebernden Wunde
Wollustdurchfolterte Qual,
Sie sei unsrer sterbenden Liebe
Blutiges Totenmal.

An C.C.

Zum Abschied will ich's offen Dir gestehen,
Dein helles Lachen machte mich nervös;
Du weißt, ich bin bizarr – vielleicht auch bös,
Denn manchmal muß ich Tränenelend sehen.

Und wenn auch grundgescheite Männer meinen,
Der größte Schatz sei stete Fröhlichkeit,
So sag' ich trotzdem keck: Von Zeit zu Zeit
Verleiht pikanten Reiz ein bißchen Weinen.

O lasse mein Flehn

O lasse mein Flehn Dich erweichen
Und kehr' zu den Deinen zurück.
Weitab dort, im Schatten der Eichen,
An schilfrohr-umflüsterten Teichen,
Dort blüht Dir vielleicht noch ein Glück.

Doch hier, in dem dumpfen Gewühle
Der Stadt, in der Sünde Revier,
Du Reine, Waldeskühle,
O sprich: was willst Du hier?

Du wirst Deine Jugend versäumen
Und Deiner Seele Heil
In nervenerschlaffenden Träumen,
In Wonnen, wollustgeil,
Du wirst, mit erloschenen Blicken,
Der Nacht entgegenziehn,
Und wirst Deine Qualen ersticken
Gleich mir in Absinth und Morphin.

O lasse mein Flehn Dich erweichen
Und kehr' zu den Deinen zurück.
Weitab dort im Schatten der Eichen,
An schilfrohr-umflüsterten Teichen,
Dort blüht Dir vielleicht noch ein Glück.

Ahnung

Du schlummerst, - am Busen Geschmeide -
Als lebendes Titianbild,
Ein Schleier von rötlicher Seide
Den mattweißen Körper umquillt.

Wie leuchtet ums Antlitz, das bleiche,
Der Rosen brennende Pracht;
Wie zittert Dein Busen, der weiche! …
Du träumst wohl von Freuden der Nacht?

Du wirst mit saugenden Küssen,
Mit rasender Liebeswut
Mein Herz erst wecken müssen,
Vielleicht sogar mit Blut.

Liebe!

Du hast Deinen brünstigen Leib mir geschenkt,
Mit rasender Wollust das Hirn mir durchtränkt -
Ich aber ich dürste nach Liebe.

Der Wollust berauschender Opiumwein,
Er lullt ja die brennende Sehnsucht nur ein,
Die brennende Sehnsucht nach Liebe.

Im Wahnwitzgejauchz' dionysischer Gier
Aufzittert noch immer, noch immer in mir -
Die schreiende Sehnsucht nach Liebe.

Gebet

Wenn Du kein Popanz
Heuchelnder Pfaffen bist,
Herr des Himmels,
So hör' meinen Schrei
Laß Deiner Blitze
Zischende Schlangen
Niedersausen aufs schuldige Haupt mir,
Tilge die Sünden durch sühnenden Tod;
Oder reiße mir aus der Seele
Mit nerviger Faust
Den Stachel der Lust;
Pflanze die Kraft zur Buße
Tief in den zuckenden Leib,
Aber hilf mir, hilf mir, hilf mir!
Oder es soll
Wie rachebrüllendes Volksgewimmel
Empor zu Deinem Thron
Die Schar meiner Flüche steigen,
Die Flut meiner Lästerungen
Soll Deinen Thron verschwemmen
Und Dich selber, Herr des Himmels,
Niederzerren in Nacht und Kot.

Klage

O hättest Du nur einmal
Die brennende Stirn mir gekühlt,
Entflohen wären die Geister,
Die meine Seele zerwühlt.

Du aber hast mit Grausen
Von mir Dich abgewandt,
Und weigerst dem Irrenden, Kranken
Für immer die rettende Hand.

Zerstoben ist und zerronnen
Der Traum vom reinen Glück,
Und wieder bin ich verfallen
Dem alten, wüsten Geschick.

Wohlan, Ihr Dämonen der Sinne,
Steigt auf, hebt Euch empor,
Ich will mein Bewußtsein ertöten,
Vergessen, was ich verlor.

Wieder grüßen Deiner Augen

Wieder grüßen Deiner Augen
Märchenhafte Zaubersterne
Herab zu mir,
Vom bleichen Antlitz,
Dem unnennbar süßen,
Und die alte, heiße Liebe
Lodert auf;
Wie vom Ätna Feuerströme,
Brechen aus den Flammenaugen,
Aus den mächtig, dunklen Sternen
Wilde Gluten in mein Herz,
Und mich faßt ein stürmendes Verlangen,
Eine brennend heiße, tolle Sehnsucht,
In die Arme wollustschauernd
Dir zu stürzen,
Deines Mundes Küsse aufzusaugen
Wie den Sonnenstrahl der Heliosblume.
Und Du siehst die Flammen in mir wühlen,
Siehst den Leib in Liebeskrämpfen beben –
Und Du lächelst kühl und spöttisch.

Verurteilt

Du hast den Richterstab gebrochen
Ob meinem schuldbeladenen Haupt,
Hast klug, sogar gelehrt gesprochen
Und hast vielleicht es selbst geglaubt.

Du sprachst mit vieler Geistentfaltung
Für eine Frau beinah' zu frei,
Wie meiner Seele Mißgestaltung
An allen Fehlern schuldig sei.

Mich könne niemand mehr erretten
Vom Übel und vom Untergang,
Und meiner Sünden Sklavenketten,
Ich trüge sie mein Lebelang.

Ich aber möcht' Dir heimlich sagen,
Du kennst mich nicht, o nein, o nein,
Noch kann mein Herz für Großes schlagen,
Noch ist mein tiefstes Wollen rein.

Und würdest Du zu mir Dich neigen,
Es brächte Deiner Liebe Kraft
Für Zeit und Ewigkeit zum Schweigen
Den Dämon meiner Leidenschaft.

Du aber, ach, Du kannst nicht lieben,
Nach Männlichkeit Dein Trachten geht,
Ich seh' die Rettungsfrist entstieben,
Wie lang noch – und es ist zu spät.

Sehnsucht

Ich sehne mich nach einer Traumgestalt,
Nach einem unberührten, keuschen Wesen,
Das noch im Buch der Sünde nicht gelesen,
Das Wollust nicht einmal im Geist umkrallt.

In ihrer Seele müßte Mitleid wohnen
Mit jedem Menschen und mit jedem Tier,
Am allermeisten aber doch mit mir,
In dem das Elend und die Marter thronen.

Und wie vom übervollen Weinpokal
Die goldnen Fluten achtlos niederschießen,
Müßt' ihre Himmelsreinheit mich umfließen
Und tilgen meiner Seele Sündenqual.

Reinigung

Und als Du leise mich geküßt
Und Dich mir angeschmiegt,
War mir's, als ob ich weinen müßt' –
Mein Lieb, Du hast gesiegt.

Der brandigen Gedanken Heer
Vertrieb Dein junger Mut,
Mein ganzes Herz begierdeleer
In Deinen Händen ruht.

O hab' mich lieb und bleib' bei mir
Und mach' mich ganz gesund,
Zeitlebens will ich's danken Dir
Aus tiefstem Herzensgrund.

Entgöttert

O daß ich doch von dir geschieden wäre,
Als ich am Gipfel meines Glückes stand;
Nur süße Schmerzen hätt' ich dann gekannt,
Nicht diese grenzenlose, wüste Leere.

Denn all mein Lieben ist zu nichts zerronnen,
Und all mein Glück zerfiel in eklen Staub;
Daß Du, auch Du, mein Lieb, der Sünde Raub, –
O daß ich die Erkenntnis nie gewonnen.

Der Dich so süß verklärt, der Heil'genschimmer,
Verblichen ist er, und ein Phosphorlicht
Mit bläulichgrünen Strahlen Dich umflicht, –
Ich aber glaub' an reine Liebe nimmer.

Heimsuchung

Und wieder durchwindet den heißen,
Gemarterten Körper ein Krampf,
Die Zähne die Lippen zerbeißen,
Weit offen die Augen ergleißen,
Sie schauen nur rötlichen Dampf.

Die tobenden Nerven erlechzen
Der Wollust Opiumwein,
Das liebeverlangende Ächzen,
Nun wird es zum Fauchen und Krächzen –
Jetzt mußt Du zu Willen mir sein.
– – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Dem seligsten Sterben ergeben,
Verschlungen, verbissen, verkrallt,
Die brennenden Leiber erbeben –
Und rasend flutet das Leben
Und wütet der Liebe Gewalt.

Unvertilgbar

Einmal
Ein einziges Mal nur
Möcht' ich mich ganz vergessen
In Deinen Armen,
Möcht' ich bewußtlos trunken sein.
Aber ach,
Mag den zerfallenden,
Siechgefolterten Leib
Peitschen, schütteln, zusammenwinden
Höchste Wollust,
Immer noch, immer noch
Kann ich denken,
Kann ich mich selbst zerfasern,
Regt sich noch
Mein verfluchtes,
Elendes Ich!

Mir ist es gleich

Ich weiß, daß Deine Liebe
Verkäuflich ist;
Ich weiß, daß Dir der Reichste
Der Liebste ist;
Ich weiß, daß diese schäumenden Ekstasen
Erheuchelt sind,
Daß sie nur künstlich Deinen Leib durchrasen,
Mein bleiches Kind;
Ich weiß, daß dieses traumverlorne Flüstern,
Daß dieser liebesirre, heiße Blick
Ein wohlgeübtes und ein oft erprobtes
Komödienstück;
Und dennoch fühl' ich mich an Deinem Busen
Beglückt und reich;
Ob Wahrheit oder Lüge diese Liebe,
Mir ist es gleich!

Dämmerung

Zur Abendzeit, wenn sich die Wolken färben,
Wenn Alles glüht in rötlich-gelbem Licht,
Da muß der Sinne Glut in mir ersterben,
Und keusch und lauter meine Seele spricht, –
Zur Abendzeit, wenn sich die Wolken färben.

Und es erwacht in ihr ein tiefes Sehnen,
Nach keuscher Liebe zittert ihr Gebet,
Und niederrieseln ätzend-scharfe Tränen,
Sie weiß es wohl, daß es zu spät, zu spät!
Und immer qualenreicher wird das Sehnen.

Mit stiller Freude sehn es die Dämonen
Und flüstern süß-verlockend ihr ins Ohr:
Wir wollen Dich für jede Qual entlohnen,
Auf, auf, sei stark und raffe Dich empor!
Und immer süßer locken die Dämonen

Erstorbne Gluten wieder sich entflammen,
Es stöhnt das Herz nach jener Trunkenheit,
In welcher das Bewußtsein bricht zusammen,
Nach Wollustkrämpfen meine Seele schreit;
Erstorbne Gluten wieder sich entflammen!

Ich weiß

Ich weiß, Du bist entstiegen
Des Mondes eisigem Pfühl,
Durch Deine Adern fliegen
Und wiegen
Lichtwellen bleich und kühl.

Ich hab' mit Dir Erbarmen,
Erbarmen auch mit mir.
Du wirst in meinen Armen
Erwarmen, –
Ich werde kalt bei Dir.

Satanella

1.
Wenn die Gluten des Weines
Dein Antlitz röten,
Bleiche Madonna,
Dann flieh' meinen Augen.
Ich bete Dich an
Und liebe Dich grenzenlos, –
Aber nur mit todesblassen Wangen;
Doch zeigst Du Dich mir
Durchflutet vom Feuer
Des spanischen Weines,
Sanft erglühend,
So faßt mich die Lust,
Die schreiende Lust,
Dich zu küssen, zu küssen, zu küssen,
Und im Kuß zu erdrosseln; –
Denn Du mußt bleich sein,
Totenbleich.

2.
Ruhbedürftig, liebesübersättigt,
Sinkt nach tobenden Genüssen
Dein gespensterblasser,
Herrlicher Leib
Keuchend zurück.
Weit geöffnet, in schweren Atemzügen
Zittern die Nüstern,
Und im leisen Nachkrampf
Zerren sich die hochgeschürzten Lippen ...
Langsam steigt von Deinem tiefgelegnen
Onyxdunklen Auge
Deines Lides leichtumblauter,
Schwerer Schleier.
Liebesicher und hochmut-funkelnd
Glutet Dein Blick in meinem ...
Plötzlich, den hilflos-zornigen,
Liebezermarterten Leib
Machtvoll niederzwingend,
Wühlt sich der Wille zur Wollust
Nochmals stürmisch auf aus Deiner Seele,
Und herüber zu mir
Zischt Dein gewaltiges
Grauenhaft süßes:
"Her zu mir!"

3.
Blaugrünes Ampellicht
Flutet in vollen Strömen,
Wie zitternder Weihrauchdampf,
Wie phosphorschimmernde Mondesgloriole
Um Dein weit zurückgebogenes,
Geisterhaft herrliches Haupt;
Schreckhaft leuchten
Aus dem mattgetönten Antlitz
Deiner Augen
Bräunlich violette Ringe.
Düster glosend wie Granaten
Wühlen und drängen und bohren sich
Deine gewaltigen, bannenden
Flammensterne
Tief hinein ins Herz meines Herzens ...
Nein, ich kann nicht,
Kann nicht widerstehen
Diesem wortlos-heißen Wollen,
Dieser liebesirren Bitte –
Nimm mich hin!

4.
Ineinander schlingen sich die Glieder ...
Aus Deinem hoch aufwogenden,
Wonnegepreßten Busen quillt
Ein seliges Seufzen und Stöhnen ...
Wieder wirft und biegt sich mein Leib
In markaussaugenden Krämpfen der Lust ...
Durch jede Nervenfaser bebt ein Sturm ...
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Von Deinen blutig gebissenen Lippen bricht
Unheimliches Freudengeheul –
Weiter wütet die Liebesfeier.
– – – – – – – – – – – – – – –

5.
Zerfetzte Kamelien
Im heliotrop-durchtränkten,
Blauschwarzen Haar;
Die strotzende Brust,
Dicht an die meine gebettet,
Mich umschlingend
Mit den kußgeröteten Armen,
Mit dem ganzen schlangengeschmeidigen Leib –
Also teilst Du mein Lager.
Agonie der Wollust,
Süß betäubende,
Hat Dir langsam
Deine fiebernden Sinne
Eingeschläfert,
Hat die hochgespannten,
Pressenden Muskeln
Leise gelöst.
Ruhig steigt Dein Atem
Auf und nieder
Und ein Lächeln,
Eines glücklichen Kindes
Seliges Lächeln,
Streift verklärend,
Dämon verscheuchend
Über Dein Antlitz.

Rhythmen
(Erste Reihe)

Ein Stern geht auf in meines Herzens Nacht,
Der neues Leben mir verspricht,
O lüge nicht!
                                                    Heine.

1.
Totenmüde,
Mit wankenden Gliedern,
Mit fiebernder Stirne
Steh' ich auf dürrer,
Trostloser Heide.

Mein Herz ist zerfressen,
Qualenzerrissen
Und halbvermodert.
Mich schreckt nicht mehr
Der zischenden Blitze
Todkündendes Funkeln,
Nicht der Bestien
Näher schwellendes,
Hungriges Heulen.
Und wenn am dunstigen,
Bleifarbenen Himmel
Schimmernde Schemen
Fata Morganas
In brennenden Farben
Lockend erglänzen, –
Ich bleibe kalt.

Was noch vor Monden
In meiner Seele
Rasende Flammen,
Zuckende Wonnen
Emporgewirbelt,
Ich seh es kaum.
Mein Fühlen ist tot. –

Vorübergegangen
Ist Wollusttoben,
Knirschender Zorn
Und fressende Reue.
In mir ist Stille,
Tiefste Stille,
Stille des Todes.

2.
Noch einmal steigt
Das alte, süße Wahngebilde
Schmeichelnd empor;
Laute, – lang entbehrte, milde, –
Klingen zaghaft süß ans Ohr.
O führet mich nicht in Versuchung! –

Mein Herz ist schwach,
Alle die Täuschungen,
All der bacchantische Taumel, ach,
Nichts kann ertöten
Ewig aufsteigender Liebessonnen
Morgenröten.

3.
O Liebe, o Liebe,
Du bist unsterblich!
Noch einmal regt sich
Auf meines Herzens
Verkohlter Trümmerstätte
Ein Frühlingsahnen.

O dürft' ich glauben!?

Vom dunklen Grunde
Unnennbarer Qualen
Ringst Du Dich auf,
Heilige Liebe.

Ich glaub' an Dich
Zum letzten,
Zum allerletzten Mal.
Wenn auch Du nichts weiter bist
Als eine Täuschung,
Schmerzengeborene Liebe, –
Ein Rausch der Sinne,
Oder ein flüchtiges Spiel
Höhnender Schicksalsmächte,
Dann bin ich vernichtet,
Zermalmt und zerbrochen
Für immer und ewig.

O lüge nicht,
Heilige Liebe,
Schmerzengeborene.

Rhythmen
(Zweite Reihe)

Ich fühl' im Herzen tief die Liebe singen.
                                        Vrchlicky.

1.
Dein Antlitz ist bleich und rein
Wie Mondlicht.
Nur Deine Lippen lodern
In brennendem Rosenrot.
Weich und tief,
Versöhnung singende Orgellaute,
Quellen Worte des Herzens
Von Deinen sündhaft schönen Lippen,
Und in meine zuckende Seele
Träufelst Du
Lindernden Balsam.

2.
So laß mich knien vor Dir
Tief im Staube,
Laß mich Deine schmalen Hände
Leise küssen;
In diesen tränenfeuchten,
Dunklen Augen
Wohnt das Mitleid,
Wohnt die Alles vergebende,
Göttliche Liebe.
O laß mich knien vor Dir
Tief im Staube. –

3.
Ich möchte beten,
Beten aus tiefster Seele, –
Und weiß nicht zu wem;
Denn ich glaub' es nicht,
Daß über der Sterne
Funkelndem Reigen
Ein Vater thront.
Und so sing' ich denn
Meiner Seele Jubelfanfaren,
All ihre jauchzende,
Trunkene Seligkeit
Hinaus in die Welt,
In die kalte, blütenarme Welt:
Noch kann ich lieben,
Noch kann ich lieben,
Tief und keusch und wunschlos!
Ich möchte danken –
Und weiß nicht wem,
Ich möchte singen, weinen und beten.

4.
Kalt und schneidend
Zog der Dezembersturm
Über meiner Seele
Weiße Rosen.
All die süßen,
Frühlingstrunken,
Aufblühenden Knospen
Hangen nieder und sinken nieder,
Verbrannt und verdorrt,
Von Frost und Rauhreif.
Weiße Blätter rieseln, rieseln
Eins ums andere
Immer weiter,
Endlos weiter.
Doch wenn sie die Dornen berühren,
Die bösen Dornen,
Dann sickern dunkelrote,
Blutige Tropfen
Aus den weißen,
Zarten Blüten.
Es ist heißes, starkes,
Achtlos verquellendes Herzblut ...

Vergeblich!

Ich habe gewartet von Tag zu Tag,
Ob nicht ein Zeichen mir werden mag;

Ich habe gewartet, gläubig und fromm,
Und habe gebetet: O komm, o komm!

Doch ein Tag zog nach dem andern vorbei, –
Vergeblich erklang meiner Sehnsucht Schrei ...
– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –
Das alte Leben von Neuem beginnt,
Der Strom meiner Liebe – im Schmutze verrinnt.