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Gedichte 2
 

Der Krieger
Ehre und Leben
Mein Glaube
Die Geliebte
Reiter-Lied
An Karl, als seine Braut starb
Tapferkeit
Was fehlte mir?
An Minna 2
Ernestinen
Des Mädchens Zierde

 

Der Krieger

Nützlich und schön wie das Ross, sei der Krieger im Arme des Friedens,
Zieht er für's Vaterland aus, sei wie die Gemse er flink;
Wachsam und treu, wie der Hund, steht er auf der Vorhut des Heeres,
Mutig, so wie der Löw', in dem Gewühle der Schlacht;
Sei im Siege ein Lamm, unschädlich dem wehrlosen Feinde,
Und im Verluste ein Fuchs, welcher der Falle entspringt.


Ehre und Leben


L.  Unglück seh' ich dort sich türmen,
     Und in scheitelrechter Bahn
     Die Gefahren auf mich stürmen,
     Mit Verderben mich umfah'n.

E.  Weg mit schalen Weibertränen,
     Lorbeer'n grünen nur im Streit!
     Darum sollt ihr mich auch krönen.
     Denn zum Kampf bin ich bereit.

L.  Ja, wie traurig mu? ich enden,
     Find' ich keine sichere Bucht!
     Sagt, wohin soll ich mich wenden?
     Wie beflügeln meine Flucht?

E.  Feiges Leben, du willst weichen?
     Stehe, ich gebiet' es dir,
     Blute unter blut'gen Streichen,
     Sieh' auf mich und folge mir! —

Mein Glaube

Wie der Abendsonne letzte Strahlen,
Wenn sie scheidend hinter Wolken zieh'n
Und mit Purpurrot den Westen malen,
So auch schwindet unser Dasein hin!

Mag die Hülle sich zum Staube senken,
Laß sie ruhen an geweihtem Ort,
Lebst du doch im süßen Angedenken
Wie der Sonne Abendschimmer fort. —

Denn an Zeit ist nur der Leib gebunden,
Er vergehet wie ein Frühlingstraum;
Aber Seelen haben keine Stunden,
Seelen bindet kein gemess'ner Raum.

Frei in's weite Reich der Phantasien,
Frei so wie die Gottheit, die sie schuf,
Folgen sie mit Geisterharmonien
Ihrer endlosen Bestimmung Ruf.

Selig, wem das holde Glück gelächelt,
Wem ein Herz, in Leiden treu bewährt,
Sanft mit Linderung das Haupt umfächelt,
Und den Staub noch in der Urne ehrt.

Was der Leib am Leibe hat geliebet,
Das vergehet an des Grabes Rand;
Was der Seele ist, bleibt ungetrübet,
Dies- und jenseits liebend sich verwandt.

Ruhig bin ich, wenn mein Geist entschwebet,
Wenn des Todes finst'rer Abgrund gähnt,
Denn im süßen Angedenken lebet
Mir ein unzerstörbar Monument.

Mädchen, Mädchen, laß mir meinen Glauben!
Er geleite mich zum bessern Licht;
Schicksal sag', was willst du mir noch rauben?
Alles nimm, nur diesen Glauben nicht!


Die Geliebte

         Götterentsandte!
         Eh' ich dich kannte,
Malte die Seele sich ein Ideal:
         Ewig umschwebte,
         Freudig belebte
Mich das geliebte, das teure Bild.

         Unter den Sternen
         Sucht' ich der Fernen
Lebende Züge mit sehnendem Blick:
         Heißes Verlangen
         Füllte den bangen,
Pochenden Busen mit stürmischer Lust.

         Aber vergebens
         Sucht' ich des Lebens
Köstlichste Freude im funkelnden Heer:
         Täuschende Träume
         Boten die Räume,
Aber die Liebliche zeigten sie nicht.

         Qualen der Liebe,
         Brennende Triebe
Folterten grausam das lechzende Herz;
         Sieh'! da entflossen
         Schmerzensgenossen,
Tränen der Sehnsucht mit starrendem Blick.

         Aber die Leiden
         Wechseln mit Freuden,
Götter versagen dem Betenden nicht;
         Senden dem Armen
         Süßes Erbarmen,
Schaffen den Jammer zur wonnigen Lust.

         Was mich entzückte,
         Träumend beglückte,
Was ich im Reiche der Sterne geseh'n:
         Selige Stunden
         Hab' ich gefunden,
Und in dem Reiche des Lebens erblickt.

         Kann ich sie sehen,
         Und nicht vergehen,
Lechzend vergeh'n in verzehrender Glut:
         Ehrt ihr der Liebe
         Heilige Triebe,
Ewige Götter, so raubt sie mir nicht!

Reiter-Lied

                   Erster Reiter

Seht ihr den Prasser im festlichen Saale
Schmausen und schwelgen beim üppigen Mahle,
Höhnisch erhebt er sein feistes Gesicht;
Schmause und schwelge, so lang' 's dich gelüstet,
Bist du dir Kraft und Gesundheit verwüstet,
Deine Genüsse beneide ich nicht.

                   Zweiter Reiter

Kampf und Krieg ist mein Gewerbe!
Ob ich lebe, ob ich sterbe,
Ist die Ehre meine Zier;
Und das Schwert ist meine Freude,
Hurtig fährt es aus der Scheide,
Winkt der Feind zum Streite mir.

                   Reiter Chor

D'rum gebührt dem Reiter Ehre,
Denn er führt die kühne Wehre!

                   Erster Reiter

Seht ihr sie dorten in glänzenden Wägen
Fahren, und gütlich den Körper sich pflegen,
Stolzer erhoben im törichten Wahn!
Möget ihr immer nach eurem Vergnügen
Prunkend in Kutschen euch schaukeln und wiegen,
Sieht doch kein wackerer Reiter euch an!

                   Zweiter Reiter

Und auf seinem mut'gen Pferde
Ist er der Herr der ganzen Erde,
Zieht er aus mit Kriegsgewalt;
Und der reiche Prasser zittert,
Wenn vom Rossehuf erschüttert,
Laut der Burghof widerhallt.

                   Chor

D'rum gebührt dem Reiter Ehre,
Denn er führt die kühne Wehre!

                   Erster Reiter

Weichlich im Schoße der Wollust erzogen,
Scheut er des Himmels umwölbenden Bogen,
Sperrt er in dunkle Gemächer sich ein;
Wenn in Gewitter die Berge sich hüllen,
Leuchtende Blitze die Lüfte erfüllen,
Wimmert der Bube in ängstlicher Pein.

                   Zweiter Reiter

Aber kühn und festen Mutes,
Stolzen Sinnes, kalten Blutes
Blickt der Reiter in die Schlacht;
Und wenn Donner ihn umbrausen,
Tausend Kugeln ihn umsausen,
Schreckt ihn keine Todesnacht.

                   Chor

D'rum gebührt dem Reiter Ehre,
Denn er führt die kühne Wehre!

                   Erster Reiter

Aber d'rum sind wir auch wackere Reiter!
Klimmen und ringen stets weiter und weiter,
Bis wir zu Höhen das Höchste gestellt;
Lasset uns um die Gefallenen weinen,
Einer für alle, und alle für Einen,
Stehen wir rüstig, zu Brüdern gesellt.

                   Zweiter Reiter

Darum Bürger, gib uns Ehre,
Denn des Mannes kühne Wehre
Blicket durch die Lagernacht;
Ruhig sitzest du am Herde,
Wenn für dich auf kalter Erde
Halb erstarrt der Reiter wacht!

                   Chor

D'rum gebührt dem Reiter Ehre,
Denn er führt die kühne Wehre!

An Karl, als seine Braut starb

Du weinest, Karl, und helle Tränen fließen,
Des Schmerzes Zeugen, dein Gesicht hinab:
Du weinest, Karl, und helle Tränen fließen,
Auf des geliebten Mädchens frühes Grab.

Du starrst, und deine blassen Lippen schweigen,
Und bange stöhnt die trauervolle Brust;
Selbst selige Erinnerungen zeigen
Dir grausam nur den bitteren Verlust.

Nicht eitlen Trost will ich dir wortreich sagen,
Was du verlorst, ist deiner Tränen wert;
D'rum weine, weine — ich will mit dir klagen,
Bis sich der Jammer durch sich selbst verzehrt.

O Karl! du hast, was du geliebt, verloren,
Ein Herz verloren — teurer als die Welt!
Ein Herz, das du dir liebend auserkoren.
Das wieder liebend deinem sich gesellt.

Sie war so gut, so mild, die Engelreine,
Und doppelt schön durch Liebe aufgeblüht,
Wie in der Sonne gold'nem Morgenscheine
Die Ros' in doppelt schöner Röte glüht.

Und nun, o Gott! liegt in des Todes Armen
Die früh Verblich'ne mit erlosch'nem Blick,
Und nimmer wirst liebend sie umarmen,
Denn aus dem Grabe kehret nichts zurück.

Und aus des finstern Orcus strengen Händen
Wird nimmermehr das Sterbliche befreit,
Denn das Erzeugte muß im Staube enden,
Der freie Geist gehört der Ewigkeit.

Und in Elisiums wonnereichen Hallen
Lebt das Verklärte götterähnlich fort,
Und keine Klagen, keine Seufzer schallen,
Der Jammer schweigt an diesem sel'gen Ort.

Wenn einst die Schicksalsmächte uns auch winken,
Des Todes kalte Schauer uns umweh'n,
Und dann auch wir zum stillen Grabe sinken,
Dann lacht uns jenseits frohes Wiederseh'n!

D'rum mutig, Karl! sieh' zu den lichten Sternen!
Sie blicken dich mit süßer Hoffnung an,
Und in der Zukunft grenzenlosen Fernen
Wirst du verklärt die Teure umfah'n! —

Tapferkeit

Suchst die Gefahren du auf, dann heißen die Menschen dich tapfer,
Weichst den Gefahren du aus, preis't dich die Religion.

Was fehlte mir?

Es war mir einst so bange
In meines Vaters Haus,
Da floh ich aus dem Zwange
In die Natur hinaus.

Bald war ich wieder heiter,
Leicht atmete die Brust,
Und munter schritt ich weiter,
Mit jugendlicher Lust.

Ja, ja, dacht' ich, nun weiß ich,
Was mir bis nun gefehlt,
Und ging seit dem sehr fleißig
Hinaus in's freie Feld.

Doch dauert' es nicht lange,
So war ich wieder stumm,
Mir war so angst und bange,
Und wußte nicht warum.

Nein, nein, dacht' ich, das Zimmer,
Der volle Bücherschrank,
Macht wahrlich auch nicht immer
Die jungen Leute krank.

So schritt ich in Gedanken
Blind fort auf stiller Bahn,
Da stieß ich an die Ranken
Von einer Laube an.

Schnell fuhr ich aus dem Träume,
Mir war das Herz so schwer,
Da sah ich mich am Zaume,
Und frug, wo ich denn wär'? —

Schon wollte ich von dannen,
Da sah, o welche Lust!
Von mir kaum zwei, drei Spannen,
Ich eines Mädchens Brust.


Es war gerad' im Bade
An eines Baches Rand, —
Es ist doch jammerschade,
Daß ich's nicht früher fand!

Da fiel mir ein, daß spähen
Und lauschen sich nicht schickt;
Doch sagt, wer würde gehen,
Der so etwas erblickt?

So lauschte ich, — als plötzlich
Ein Seufzer mich verriet, —
Sie schrie: "das ist entsetzlich!"
Von Röte überglüht.

Doch hättet ihr's gesehen,
Wie schön sie jetzt erst war,
Wie viele würden gehen? —
Ich ging, ich guter Narr!

Nun war mir nicht mehr bange,
Und frischer rann mein Blut;
Ach Gott, mir war schon lange
So wohl nicht und so gut!

Gleich ging ich zu der Laube
Am andern Morgen hin,
Allein die Herzenstaube
War leider nicht mehr d'rin.

Da schritt ich durch den Garten,
Selbst in das Haus hinein,
Um dort ihr aufzuwarten
Hübsch artig und hübsch fein.

Sie kannte den Verräter,
Kaum war er noch im Tor,
Und rot und immer röter
Ward sie bis über's Ohr.


Ich warf mich ihr zu Füßen
Mit reinem Herzensdrang,
Und sie verzieh mit Küssen
Mir auf mein Leben lang.

Da war ich wie gestählet,
Wie neugeboren schier!
Wißt ihr, was mir gefehlet?
Ein Mädchen fehlet mir! —

An Minna 2

O sieh, wie im bunten Gewimmel,
Bei lärmender Bälle Getümmel,
Die Bübchen mit zartem Gesicht
Die Frauen und Mädchen umhüpfen,
Von Dieser zu Jener entschlüpfen:
Verachte dies glatte Gezücht! —

Aber laß darum den Glauben
Dir von Männerwert nicht rauben,
Manneswort hat Vollgewicht,
Buben sind ja Männer nicht!

Es wimmelt bei rauschenden Festen
Von solchen buntfärbigen Gästen,
Sie kennen kein edles Gefühl;
Doch sind so zum Glücke nicht Alle,
Und unter dem luftigen Schwalle
Erblickst du der Guten auch Viel.

Mädchen, laß darum den Glauben
Dir von Männerwert nicht rauben,
Manneswort hat Vollgewicht,
Buben sind ja Männer nicht!

Sie lärmen und plaudern und schwätzen
Gar viel von der Ehre Gesetzen,
Sie legen ihr bübisch Gesicht
Wohl auch oft in ehrliche Falten;
Doch Wort und Versprechen zu halten,
Das wissen die Elenden nicht!—

Aber laß darum den Glauben
Dir von Männerwert nicht rauben,
Manneswort hat Vollgewicht,
Buben sind ja Männer nicht!


Manch argloses Mädchen betrügen,
In täuschende Hoffnungen wiegen,
Das nennen sie witzig und klug;
Und glaubt es den heuchelnden Worten,
Dann prahlt er an anderen Orten
Wohl gar noch mit seinem Betrug.

Aber laß darum den Glauben
Dir von Männerwert nicht rauben,
Manneswort hat Vollgewicht,
Buben sind ja Männer nicht!

Sie plappern von Treue und Liebe,
Sie heucheln die edelsten Triebe,
Die selbst sie wohl niemals gefühlt;
Sie wohnt nur in edleren Seelen,
Wo Geist und Gefühl sich vermählen,
Da hat noch kein Bube gespielt! —

Laß darum den schönen Glauben
Dir von Männerwert nicht rauben,
Manneswort hat Vollgewicht,
Buben sind ja Männer nicht!

Sie sehen ein Mädchen wohl prangen,
Sie sehen die rosigen Wangen
Auf blühender Engel Gesicht;
Selbst das nur mit halbem Entzücken,
Denn wer kann wohl Minna erblicken,
Und Minna vergessen? — ich nicht.

Mädchen, laß darum den Glauben
Dir von Männerwert nicht rauben,
Manneswort hat Vollgewicht,
Buben sind ja Männer nicht!


Ernestinen

Siehst du dort aus Wolkenritzen
Fahl den grauen Morgen nah'n,
Und mit Nebelweiß die Spitzen
Der Gebirge kalt umfah'n?

Stille deckt doch die Gefilde,
Und die Nachtigallen nur
Grüßen melancholisch milde
Die erwachende Natur!

Doch allmählig wird es heller,
Und mit purpurnem Gewand
Steigt Aurora, immer voller,
Aus des Ostens fernem Rand!

Leben tritt nun in die Kreise
Der erwachten Welt hervor,
Laut erschallt nach froher Weise
Tausend Vögel Jubelchor!

Aber mit des Tages Glanze
Kommt nun Helios heran,
Und sein Haupt im Strahlenkranze
Leuchtet auf der Himmelsbahn!

Und im tätigen Gewimmel
Dreht sich das belebte All,
Weit vom rauschenden Getümmel
Tönt der Berge Widerhall!

Myriaden sind entstanden
Die des Lichtes Zauber traf,
Und heraus aus trägen Banden
Muß auch selbst der Siebenschlaf.

Muß den Titaniden kennen,
Strahlend steht er vor ihm da;
Kann er, was ihn rührt, nicht nennen,
Fühlt er doch die Macht sich nah'!

In Bescheidenheit verborgen,
Wie sie ihren Reiz verhüllt,
Saget, ist der junge Morgen
Nicht auch Ernestinens Bild?


Nur die Nachtigallen grüßen
Ihn, weil sie allein ihn seh'n,
Wen'ge sind's, die ihn genießen,
Doch es sind die Glücklichen!

Plötzlich schimmert es durch's Ganze,
Und auf scheitelrechter Bahn
Blickt aus seinem Strahlenkranze
Helios die Welten an!

Und doch ist's dieselbe Sonne,
Die am Morgen uns geküßt,
Und mit reicher Segenswonne
Nun im Mittagsglanz und grüßt!

In des Domes weiten Hallen
Glimmt das Lämpchen immer fort,
Und die matten Strahlen prallen
Stets zurück am finstern Ort!

Komme, wann es dich gelüstet,
In den Tempel du hinein,
Immer find'st du's, wie sich's brüstet
Mit dem ärmlich kleinen Schein! —

Doch die Sonne kommt und schwindet
Und beglücket, wo sie ist,
Selig! wer sie wieder findet,
Den ihr Strahl am Morgen küßt! —

Immer bringt sie süße Freuden,
Wo sie wandelt, wo sie steht;
Aber der ist zu beneiden,
Dem sie einst nicht untergeht! —

Des Mädchens Zierde

Aus des Schöpfers Vaterhänden
Fließen tausend schöne Spenden
In der Erde Mutterschoß;
Und sie zeugt im stillen Walten
Myriaden von Gestalten,
Mannigfaltig klein und groß.

In des Nordlichts Silberhelle
Prangt, mit kostbar teurem Felle,
Schön geschmückt, der Hermelin;
In des Südens heiße Zone
Trägt der Leu die Herrscherkrone
Aller Tiere stolz und kühn.

Allem, was in Wässern, Lüften,
Und in Bergen, Tälern, Klüften
Sich des Lebens freuend regt;
Selbst dem Baum im dunklen Haine
Ist so, wie dem spröden Steine,
Was ihm frommt, abgewägt! —

Doch der Schöpfung Werk zu krönen,
Ward der Mensch, und mit dem Schönen
Gab ihm Gott des Großen viel;
Gab ihm mehr, als Blatt und Flügel,
Selbst der Gottheit heilig Siegel,
Gab Vernunft ihm und Gefühl!

Wohl ihm, welcher es bewahret,
Und mit dem Gemüte paaret
Dieses hehre Heiligtum;
Denn ihm blühet schon hienieden
In der Reinheit Götterfrieden
Selig das Elisium! —

In der Jungfrau reiner Seele
Lebt mit Sonnenglanzes Helle
Unbescholten die Natur;
Und auf ihren Rosenwangen
Sieht die Himmlische man prangen
Mit der Gottheit heil'ger Spur! —

Wenn du ihre Zeichen tragest,
Wenn du eitlem Tand entsagest,
Dann schmückt Aphroditens Kleid
Dich mit stiller Hoheit Würde;
Denn des Weibes schönste Zierde
Ist des Weibes Einfachheit.

O verwahr' in dem Gemüte
Sorgsam diese Götterblüte
Gegen schnöde Eitelkeit;
Tand ist aller Modenflimmer,
Schöner als Demantenschimmer
Ist der Unschuld Schwanenkleid.