Epilog
von der Nüchternheit
Ich sag' es heut und immerdar;
Wer stets sein Leben nüchtern war,
Der ist des Jammers echtes Bild;
Die Wüste sei sein Wappenschild.
Ihm freut trotz allem Gut und Geld
Nicht recht die schöne Gotteswelt.
Fürwahr! der ist ein Bettelmann,
Der sich an Nichts entnüchtern kann.
Ein blühnder Baum erquickt ihn nicht,
Und hölzern bleibt sein Angesicht
Beim Kuß so wie beim Glase Wein,
Beim Lied der Nachtigall im Hain.
Ihm bleibt sein liebster Zeitvertreib
Ein Nas'gerümpf in Seel und Leib.
Darum ist traun ein Bettelmann,
Der sich an Nichts begeistern kann.
Ein volles Herz, wenn noch so klein,
Nimmt immer neue Freuden ein;
Ein leeres Herz, es ist ein Haus,
Nichts geht hinein, gar Nichts heraus.
Ihm ist der Druck von Freundeshand —
Ein Weizenkorn — dem Wüstensand.
Du allerärmster Bettelmann,
Der sich an Nichts berauschen kann.
Dein leblang sey kluog unde fein,
als freund vil guot lib du den wein.
muost stets so in auch behandlen,
auffdass er nit gar in ein feindt,
der es rechte uebel mit dir meint,
for dich mög iem verwandlen.
"Alter Spruch."