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VI.
Abschied

 


Motto sind es hinter dem Titel,
Schreibt euch selber die Kapitel.
◊◊◊
Einst warf mir jeder Stein' aufs Dach,
Der schofelste Köter kläffte mir nach,
Das sollt' ich stets geduldig tragen
Und noch dazu "Vergelt's Gott!" sagen.
Nun geht's mir endlich wider den Strich;
Zwar laß' ich nicht ein in Händel mich,
Doch schlag' ich den Stänkern auf den Mund,
Und geb' einen festen Tritt dem Hund.
◊◊◊
Stellt berghoch über meinen Kopf,
Wenns euch beliebt so, jeden Tropf,
Nur Eines ist, was ich bestreite:
Daß ihr ihn setzt an meine Seite.
◊◊◊
"Geht mir aus dem Licht,
Denn ich brauch' euch nicht!"
Hast du das erreicht,
Ist dein Haar gebleicht!
◊◊◊
O glaube mir, die Welt ist gleich geblieben,
Von anno Eins, bis wir das Heut' geschrieben!
Ein Schwarm von Toren und von wenig Weisen,
Die stumm entsagend weichen aus den Kreisen,
Von vielen Schuften und von wenig Guten,
Die an des Lebens Widerspruch verbluten:
So dreht sie sich in vierundzwanzig Stunden,
Und keine Sonn' hat anders sie gefunden.
◊◊◊
Das Meinen ist ein bewegliches Meer,
Darüber gleitet das Scheinen her
Und willst du die Grenzen des Ufers erweitern
So mußt du am Wesen der Dinge scheitern.
◊◊◊
An meinem Herzen klopft ihr an,
Was habt ihr mir zulieb getan?
◊◊◊
Ihr flucht bei meinen Giftgeschossen,
Wer hat mir Gift ins Herz gegossen?
◊◊◊
Keinen Vers will ich an euch
Noch zum Abschied richten,
"Ausgelebt im Liede!" heißt
Nicht vergeblich dichten.
Und mir ist es einerlei,
Wollt ihr tadeln, loben; —
Unten bleibt stets unten doch,
Und das oben — oben!
◊◊◊
Als Greis blick' ich auf das Vergangne,
Wohl denk' ich mir: "So sollt' es sein!" —
So war es nicht! — Nach langen Qualen
Sinn' ich jetzt schweigend und allein.
◊◊◊
Ob langsam, schnell, — du gehst den gleichen Pfad,
Wie alle, die der Tod ans Grab geführt,
Dein Name klingt wie ferner Glockenton,
Der leise sich in dunkle Nacht verliert.