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III.
Lauschende Wolke über dem Wald

 

Lauschende Wolke über dem Wald
Und ich ahne: in dem Abendschweigen
Gehst du außen die Mauern entlang
Ist ein Schloß. Das vergehende
Zur kleinen Kirche mußt du aufwärts
Das sind die Gärten, an die ich glaube
Sieh, wir wollen heute beim Altane
Schau, wie die Zypressen schwärzer werden
Erste Rosen erwachen
Blendender Weg, der sich vor Licht verlor
Da steht er gestützt am Turm
Im flachen Land war ein Erwarten
Wer einst das einsame Haus erbaut
Das ist dort, wo die letzten Hütten sind
Manchmal geschieht es in tiefer Nacht
Wir wollen, wenn es wieder Mondnacht wird

Lauschende Wolke über dem Wald


Lauschende Wolke über dem Wald.
Wie wir sie lieben lernten,
Seit wir wissen, wie wunderbald
Sie als weckender Regen prallt
An die träumenden Ernten.

Und ich ahne: in dem Abendschweigen

Und ich ahne: In dem Abendschweigen
Ist ein einstiger Opferbrauch;
Tiefer atmend hebt sich jeder Hauch:

Ein Erfüllen will sich niederneigen

Zu dem schwarzen hingeknieten Strauch.
Und die Sterne trennen sich und steigen,
Und die Dunkelheiten steigen auch.

Gehst du außen Mauern entlang

Gehst du außen Mauern entlang,
Kannst du die vielen Rosen nicht schauen
In dem fremden Gartengang;
Aber in deinem tiefen Vertrauen
Darfst du sie fühlen wie nahende Frauen.

Sicher schreiten sie zwei zu zwein,
Und sie halten sich um die Hüften, -
Und die roten singen allein;
Und dann fallen mit ihren Düften
Leise, leise die weißen ein...

Ist ein Schloß. Das vergehende

Ist ein Schloß. Das vergehende
Wappen über dem Tor.
Wipfel wachsen wie flehende
Hände höher davor.

In das langsam versinkende
Fenster stieg eine blinkende
Blaue Blume zur Schau.

Keine weinende Frau -
Sie ist die letzte Winkende
In dem gebrochenen Bau.

Zur kleinen Kirche mußt du aufwärts steigen

Zur kleinen Kirche mußt du aufwärts steigen,
Auf einen Hügel hat man sie gebaut;
Denn dieses arme Dorf ist ihr vertraut
Und schützend soll sie schauen auf ihr Schweigen.

Der Frühling aber kann noch höher bauen;
Sie lächelt licht wie eine weiße Braut
Und kann schon nicht mehr ihre Hütten schauen
Und schaut nur ihn und läutert nicht mehr laut...

Das sind die Gärten, an die ich glaube

Das sind die Gärten, an die ich glaube:
Wenn das Blühn in den Beeten bleicht,
Und im Kies unterm löschenden Laube
Schweigen hinrinnt, durch Linden geseigt.

Auf dem Teich aus den glänzenden Ringen
Schwimmt ein Schwan dann von Rand zu Rand.
Und er wird auf den schimmernden Schwingen
Als erster Milde des Mondes bringen
An den nicht mehr deutlichen Strand.

Sieh, wir wollen heute beim Altane

Sieh, wir wollen heute beim Altane
uns begegnen, wenn der Abend naht,
und ich will dir eine Siziliane
langsam lesen, Worte von Brokat.

Und wenn sie vergangen ist wie Fernes,
sollst du wieder nur ein leises Regen
durch den Wendekreis des ersten Sternes
gehen hören - Nächtigem entgegen.

Nur Geräusche, die dich nicht erschrecken,
und die Wasser sollen wieder sein
und die Fransen schwarzer Efeudecken
niederhängen vom Geländerstein.

Schau, wie die Zypressen schwärzer werden

Schau, wie die Zypressen schwärzer werden
In den Wiesengründen, und auf wen
In den unbetretbaren Alleen
Die Gestalten mit den Steingebärden
Weiterwarten, die uns übersehn.

Solchen stillen Bildern will ich gleichen
Und gelassen aus den Rosen reichen,
Welche wiederkommen und vergehn;
Immerzu wie einer von den Teichen
Dunkle Spiegel immergrüner Eichen
In mir halten, und die großen Zeichen
Ungezählter Nächte näher sehn.

Erste Rosen erwachen

Erste Rosen erwachen,
Und ihr Duften ist zag
Wie ein leisleises Lachen;
Flüchtig mit schwalbenflachen
Flügeln streift es den Tag;

Und wohin du langst,
Da ist alles noch Angst.

Jeder Schimmer ist scheu,
Und kein Klang ist noch zahm,
Und die Nacht ist zu neu,
Und die Schönheit ist Scham.

Blendender Weg, der sich vor Licht verlor

Blendender Weg, der sich vor Licht verlor,
Und auf einmal, wie im Traum: Ein Tor,
Breit eingebaut in unsichtbare Wände.

Der Türen Holz ist lang im Tag verbrannt;
Doch trotzig dauert auf dem Bogenrand
Das Wappen und das Fürstendiadem.

Und wenn du eintrittst, bist du Gast. - Bei wem?
Und schauernd schaust du in das wilde Land.

Da steht er gestützt am Turm

Da steht er gestützt am Turm.
Nur die Wipfel und Fahnen
Können sein Warten ahnen,
Und sie flüstern sich furchtsam: Der Sturm.

Das hören die Birken, zart,
Und stemmend sich Stamm zum Stamme;
Wie eine farblose Flamme
Flattert sein Bart.

Und dann wissens die Kinder schon,
Suchen der Mutter Mienen.
Wie von wilden Bienen
Ist in der Luft ein Ton.

Im flachen Land war ein Erwarten

Im flachen Land war ein Erwarten
Nach einem Gast, der niemals kam;
Noch einmal fragt der bange Garten,
Dann wird sein Lächeln langsam lahm.

Und in den müßigen Morästen
Verarmt im Abend die Allee,
Die Äpfel ängsten an den Ästen,
Und jeder Wind tut ihnen weh.

Wer einst das einsame Haus erbaut

Wer einst das einsame Haus erbaut,
Ich konnte es nirgends erlauschen.
Auch die Wipfel wagen nicht, laut
Um sein Ragen zu rauschen.

Im Parke: Tot ist jeder Ton -
Und alle Farbe sind entflohn,
Nur rotrote Blüten baten..
Als müsste alten Mord der Mohn
Immer wieder von Sohn zu Sohn
Verraten.

Das ist dort, wo die letzten Hütten sind

Das ist dort, wo die letzten Hütten sind
Und neue Häuser, die mit engen Brüsten
Sich drängen aus den bangen Baugerüsten
Und wissen wollen, wo das Feld beginnt.

Dort bleibt der Frühling immer halb und blaß,
Der Sommer fiebert hinter dessen Planken;
Die Kirschbäume und die Kinder kranken,
Und nur der Herbst hat dorten irgendwas

Versöhnliches und Fernes; manchesmal
Sind seine Abende von sanftem Schmelze:
Die Schlafe schlummern, und der Hirt im Pelze
Lehnt dunkel an dem letzten Lampenpfahl.

Manchmal geschieht es in tiefer Nacht

Manchmal geschieht es in tiefer Nacht,
Daß der Wind wie ein Kind erwacht,
Und er kommt die Alleen allein
Leise, leise ins Dorf herein.

Und er tastet bis an den Teich,
Und dann horcht er herum:
Und die Häuser sind alle bleich,
Und die Eichen sind stumm...

Wir wollen, wenn es wieder Mondnacht wird

Wir wollen, wenn es wieder Mondnacht wird,
Die Traurigkeit zu großer Stadt vergessen
Und hingehn und uns an das Gitter pressen,
Das von dem versagten Garten trennt.

Wer kennt ihn jetzt, der ihn am Tage traf:
Mit Kindern, lichten Kleidern, Sommerhüten, -
Wer kennt ihn so: Allein mit seinen Blüten,
Die Teiche offen, liegend ohne Schlaf.

Figuren, welche stumm im Dunkel stehn,
Scheinen sich leise aufzurichten,
Und steinerner und stiller sind die lichten
Gestalten an dem Eingang der Alleen.

Die Wege liegen gleich entwirrten Strähnen
Nebeneinander, ruhig, eines Zieles.
Der Mond ist zu den Wiesen unterwegs;
Den Blumen fließt der Duft herab wie Tränen.
Über den heimgefallenen Fontänen
Stehn noch die kühlen Spuren ihres Spieles
In nächtiger Luft.