Der
Kohlenstrich
"Frater Benedikte, höre,"
Sprach der Abt, der dicke, kleine,
"Bringe uns und unserm Gaste
Einen Krug voll deutschem Weine.
Doch ich weiß, ein böser Feind hat,
Benedikte, dich besessen
Und du hast im tiefen Keller
Öfters dich gar arg vergessen!
An der Piepe niemals trinke,
Noch vom vollen Kruge nippe;
Sieh', ich fahre mit der Kohle
Über deine rote Lippe!"
Und er tat's und sagte weiter:
"Gehe nun, die Labung hole,
Wenn du kommst, sei unverletzet
Auf dem Mund der Strich der Kohle!
Geh' nun, Frater Benedikte,
Trotze der Versuchung! Rein sei! —
Nebenbei magst du besorgen,
Daß der Krug auch nicht zu klein sei." — —
Durch die dunkle Wendeltreppe
Jener tät zum Keller reisen,
Und in weitgebauchten Fässern
Rauschten alte Rheingauweisen!
Eine Nibelungensage!
Wie der heil'ge Hort versenkt ward,
Der in jedem Rheingauherbste
Neu dem deutschen Volk geschenkt ward.
"Führe uns nicht in Versuchung"
Spricht der Frater und kniet nieder
Vor dem Fasse. Hei! er kennt sie,
Jene deutschen Nixenlieder:
Mönch Ilsan, der schwang den Humpen,
Leerte ihn mit biedern Recken,
Vor den weinglühroten Lippen
Tät' die Jungfrau sich verstecken,
Mönch Ilsan, der küßte blutig!
Ja, das waren andre Zeiten,
Und der Frater Kellermeister
Mochte damals viel bedeuten.
Feurig quoll es aus dem Fasse —
Wohl bedrängte Satan hart ihn;
"Führe uns nicht in Versuchung!
Helft mir Petrus, Ulrich, Martin!
Helft, ich will ein Opfer bringen
Heut zu Gottes größ'rer Ehre,
Standhaft wie ein Martyr bleiben, — —
Wenn der Kohlenstrich nicht wäre."
Seufzend schließet er die Piepe,
Denn der Krug ist voll des Weines,
Voll der Lieder, voll der Schätze,
Voll der Geister unsres Rheines.
Auf der steilen Wendeltreppe
Stand er durstig rasend stille:
"Stark, o Herr — gibst du die Gnade —
Ist des schwächsten Sünders Wille.
Fürder will ich immer stark sein,
Muß ich Wein vom Keller holen,
Will entsagen!" — Freudig ruft er:
"In der Küche sind ja Kohlen!" —
In der Küche sind ja Kohlen —
Führt den Krug an seine Lippen,
Wie ein züchtig Edelfräulein
Hub er an daran zu nippen.
Aber dann! Das war ein Trinken,
Wie nur Asathor getrunken
Aus dem Meer, das die Gestade
Schäumend in die Flut gesunken!
In der Küche sind ja Kohlen,
Denkt er sich bei jedem Zuge —
Und steigt nieder in den Keller
Wieder mit dem leeren Kruge.
Keuchend kommt er in die Küche,
Schaut nach jedem Eck verstohlen,
Sucht sich aus des Herdes Asche
Die verglühten letzten Kohlen.
Einen Strich auf beide Lippen,
Und der Abt wird Gutes denken;
Möglich, weil er Stand gehalten,
Ihm mit einen Schluck beschenken!
Schmunzelnd spiegelt er im Fenster —
Wohl schaut er die Nase prunken,
Schaut vergnügt den Strich der Kohle;
Niemand merkt, das er getrunken!
Mit der Mine eines Dulders
Tritt der Frater in die Halle —
Abt, Provinzial und Mönche
Und der Gast — sie lachen alle.
"Benedikte! Weh! Der Teufel
Hat dich wiederum verführet."
""Nein, o Herr! der Strich der Kohle
Meine trock'nen Lippen zieret.""
"Nein, du trankst und nahmst dann Kohle;
Auf die Lippen — Benedikte,
Mit dem Finger bloß dir fuhr ich,
Als ich dich zum Keller schickte."
Und der Kreis der Mönche nickte:
"Es ist nichts so fein gesponnen,
Benedikte — Benedikte!
Es kommt dennoch an die Sonnen!"
In der Schuel
Der Lehrer in der Schuel hat's Gfrett,
Er bringts halt nit leicht bei,
Daß dös als Zeitwort z' gelten hätt'
Und dös a Hauptwort sei.
Beim Hauptwort is halt no a Gschicht,
Dös is beileib koa Gspaß; —
"Wie sagt man, wenn man richtig spricht,
Da: Der, die oder das?
Der Hansei is a gschickter Bue,
Der hat an gueten Kopf; —
Amend, — denn oben hat er gnue —
No Pfarrer werd der Tropf!
"Jez Hansei, sag' " — der Lehrer fragt,
"Was is denn dös, a'n Ei?"
Da is der Hansei nit verzagt,
"A Hauptwort" sagt er glei.
"Ja Hansei, bist a braver Bue,
Und was du sagst, is recht;
Jez sag mir no, noar hast a Rueh,
Was hats denn für a G'schlecht?"
Der Bue si bsinnt — noar sagt er bald:
"Dös woaß man no nit gwiß,
Weil man da mueß zerst warten halt,
Bis 'saußerg'schloffen is."
A neue Speis
Die Liesel aus dem Forchengrund,
A Diandl nett und fein,
Als Kellnerin beim Seewirt unt'
Ists gestern gstanden ein.
Und schon am nächsten Vormittag
A Hear kimmt aus der Stadt,
Der öppes Kloans zum Essen mag,
Weil er an Hunger hat.
An Kas, an Speck? — "Na, na — nit kalt,
Was sonst no z' haben sei;
Dös schmeckt mir alls nit. — Bringens halt
A Bouillon mit Ei."
Die Liesel denkt, was kann dös sein,
Dös hab i nie no gheart.
Amei, der Köchin fallt's schon ein
Was drein der Hear begeahrt.
Und kimmts ihr no so gspassig für,
Was für a Zuig dös sei,
Sie schreit halt durch die Kucheltür:
"Napoleon mit Ei!"
Der Pudelesepp
Der Pudelesepp sein Vetter bsuecht
Auf der Universität;
Der führt'n übrall umadum,
Und a ins Kabinet,
Wo kloani Kinder aughöbt sein
In Flaschenspiritus.
Es sagt der Sepp: "Ja, dö hams fein,
Dö hamm an Saggrag'nuß!
So stöll i mir in Himmel für,
Wenn i sollt gstorben sein —
Als wia a große Flaschen Schnaps,
Und i waar mitten drein."
Der Michel
Der Michel is zum Pfarre bschied'n,
Weil mit dem Weib er nie hat Fried'n;
Der Bauer hat wohl tüchtig klagt,
Der Pfarrer aber hat ihm gsagt:
"Geh, Michel, schau den Herrgott an,
Was habn sie dem nit Beases tan?
Lest du da öppes von an Gstritt?"
"Na," sagt der Michel, "gwiß, dös nit!"
Der Pfarrer drauf: "Bluet hat er gschwitzt,
Die Dornen waren a recht gspitzt,
Er ist wohl geschlagen und kreuzigt wor'n,
Und nirgends lest man von an Zorn."
"Ja," sagt der oa, "ghabt hat er's schlecht
Und hat den Friedn ghaltn decht;
Habns Nachsicht mit mir, denn i bitt:
Verheirat' war der Hergott nit."
Beim Photographen
Der Hiasl aus dem tiefen Tal
Zum Gsichtermacher kimmt;
Er mecht, daß er für sei'n Schatz oamal
Er eahm sei Gsicht abnimmt.
Es dauert ganz a kurzi Zeit
Und tuat a gar nit weah,
Und d' Moni hat a Riesenfreud.
Drum ausgmacht ist's — i geah.
Jez steht er in dem gläsern Haus
Und mecht schon gern davon.
Dös Ding da vorn schaugt grad so aus
Wia a kloaneri Kanon.
Der Photograph fragt, was er mecht
Und richtet ihn no zamm:
"Sag Bauer, war a Kniestuck recht,
Oder willst a Brustbild hamm?"
Dem Hiasel geht di Gschicht net ein,
Er kratzt si sein' Schopf:
"Hear Portigraf, wenn's gleich tat sein,
Noar lieber do den Kopf."
Die Entschuldigung
In Leahrer bringt die Nann an Briaf, —
In Hons sei kloani Schwöschter —
Do hot der Voter einigschriebn,
Worum der Hons dahoam ischt bliebn
Und nit ischt kömmen göschter.
Der Leahrer schaugt gonz gschpassig drein
Und löst den Briaf, den kloanen;
Wos dös für Hennenkrotzer sein,
Dös mecht man gor nit moanen.
"Worum der Hansel nit ischt kömmen?
Entbunden hot die Frau von mir,
Und kimmt dös morgen wieder für,
So müassens Rücksicht nömmen."
Der Ehrenbürger
"Ear hot ins d' Bachla schian verbaut
Dia Lahna und dia Muahra,
Von Barg si' numma ochatraut
In inser Mohd und Kuara.
A sötta Kog gheart uamol it
Mit d' uana in uan Zögger,
Zun Eahrabürger mocha miar'n,
Wos muanet ös, Londögger?"
Wo d' Langgelabira wochsa tia,
Ischt Gmuarotsitzig gwösa;
D' Tirolerstimma on der Wond,
Dia hoba sie it g'lösa.
Do dinna stand's woll schworz auf weiß:
Der dia nui Eahr erwuarba —
So geahts, wenn d' gor kua Zeitig löschst,
Ischt d' vuader Wocha gsturba.
Miar lösa it, miar röchna it,
Miar möga o it schreiba;
Miar Oberlönder fölsaföscht
Die olta Tolba bleiba.
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