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Quelle:
Peter Rosegger
Mein Lied
Leipzig 1911
Verlag von L. Staackmann
Vorstellung
Mein Name ist Mensch, meine Losung ist Fried',
Doch zeigen sich Feinde, so findet sich Rat,
Meine Lust ist das Sein, meine Tat ist das Lied,
Und singt man sich selbst, ist das Lied eine Tat.
Und schrillet bisweilen ein falscher Ton
Aus heiterer Kehle, das Lied ist doch echt.
So singet der sündige Adamssohn
Im Streiten und Siegen gleich schlecht und recht.
Ich bin ein Geselle, der lacht und trutzt,
Der weder nach Titel und Knittel hascht,
Der nicht Magnaten die Stiefel putzt
Und nicht Proleten die Hemden wascht.
Der nicht vor Launen der Großen bebt
Und nicht um Beifall der Menge wirbt,
Der nicht für die Götzen des Tages lebt
Und nicht für die Schatten der Götzen stirbt.
Der Menschen Herzschlag ist mein Motor,
Der Menschheit Seheraug' mein Fanal;
Ich seh' das Geheimnis durch jeden Flor,
Und kenne die Sünde mit ihrer Qual.
Umhüll dich mit Seiden, mit Kutten dicht,
Stehst du als nackter Adam vor mir.
O Menschenbruder verbirg dich nicht,
Ich weiß es: du bist halb Gott, halb Tier!
Ich kränze dein Elend mit Blumen des Hags,
Und taumelst du nieder zu Nacht und Gericht,
So heb ich dich jauchzend zur Höhe des Tags,
Zur Freiheit, zur Liebe, zum seligen Licht.