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Weingedichte
von verschiedene Autoren
 

Rollett Hermann
Christoph Kuffner
Wörndle Johann Caspar
Weber Beda
Gräfin Wickenburg-Almásy
August Ernst von Steigentesch
Ratschky Joseph Franz
Meißner Alfred
Hieronymus Lorm
Kaltenbrunner Karl Adam
Krzyzanowski Otfried Friedrich
Hartmann Moritz
Frankl Ludwig
Enst Freiherr v.Feuchtersleben
Dräxler Manfred
Baumberg Gabriele
Nikolaus Lenau
Puff Rudolf Gustav

Rollett Hermann
1819 - 1904

Weingruß
Nach Hans Rosenblut

Nun grüße dich Gott, du edler Trank!
Erfrisch' mir mein Leben — es ist krank —
Mit deiner erquickenden Flüssigkeit,
Du kannst mir verscheuchen all mein Leid!

Gepriesen der Bauer, der dich baut!
Gepriesen die Hacke, die dich haut!
Gepriesen, der dich in Keller trägt;
Gepriesen, der dich in Kübel legt!

Gepriesen der Büttner, gepriesen die Hand,
Die sorglich mit Reifen dich umwand,
Und die dir ein hölzern' Haus gemacht!
Gepriesen der Wirt, der's Schenken erdacht!

Gepriesen auch, der dich bringt und schenkt!
Verdammt, der kleines Maß erdenkt!
Behüt' dich nun Gott vor Hagel und Frost,
Du ganze Labung, du halbe Kost!

Und alle die sollen gepriesen sein
Die gern da trinken Wein, ja Wein!
Und Trank und Speis' sei dem beschert,
Allzeit, der stets den Wein verehrt!

So will ich auch gleich der Erste sein
Der rechte Ehr' erweis't dem Wein,
Will's machen wie ein Trinker echt,
Und einen Trunk tun wohl und recht!

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Christoph Kuffner
1780 - 1846

Weinleselied

Aurora blinkt;
In Purpur winkt
Aufschwellend der Traube hellschimmernde Glut.
Die Freude schallt
Durch Feld und Wald,
Es gaukeln die Scherze, es jubelt der Mut.

Die sanfte Braut
Des Tages schaut
Mit rosigem Lächeln vom Osten kaum hin,
Da zieht hinein
Zum Rebenhain,
Was wankt und was schwebet, mit lachendem Sinn.

Sanft blickt empor
Ein Mädchenchor,
Gebückt an der Rebe volllaubigem Kranz;
Der Jüngling hebt
Die Kuf', und schwebt
Laut jubelnd vorüber in wonnigem Tanz.

Und alles dreht,
Und alles weht,
Es taumelt der Greis noch am knotigen Stab;
Und Luna schaut
Bei frohem Laut
Der Leier mitschwebend, vom Himmel herab!

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Wörndle Johann Caspar
1777 - ?

Philosophie des Zechers

Glaubet nicht, daß Weise nur,
Mit den langen Bärten,
Fanden echter Weisheit Spur,
Und sie Menschen lehrten;
Nennt nicht Wahn und Torheit es,
Was nicht sprach ein Sokrates.

Nicht von Denken ernst und bleich,
Unbebrillt die Nase,
Lehr' ich heitern Sinnes Euch
Weisheit mit dem Glase;
Mit dem Glas gefüllt mit Wein
Will ich Weisheits-Lehrer sein. —

Lieblich lehrt sich die Moral,
Gläser auf dem Teller,
Und ein schöner Büchersaal
Ist ein voller Keller;
Rheinwein ist mein Vorlesbuch;
Machen wir jetzt den Versuch!

Seht ihr, wie er golden blinkt,
Und dabei so helle,
Wie dem andern Dichter winkt
Im Gebüsch die Quelle;
Rein strahlt seine Topasglut,
Nichts trübt seine goldne Flut

Seht so klar wie dieser Wein
Soll das Leben fließen,
Heiter uns're Seele sein,
Friedlich das Gewissen:
Dann schließt sich in süßer Ruh'
Unser brechend Auge zu.

Milde gleitet er hinab,
Lieblich durch die Kehle,
Doch das Feuer, das er gab,
Brauset durch die Seele,
Und der deutsche Rebensaft
Gibt dem Zecher deutsche Kraft.

Männer, treu der ernsten Pflicht,
Pflegen so zu wandeln,
Machen viele Worte nicht,
Prahlen nicht; sie handeln
Ihren Werken sieht man's an:
Dieses hat ein Mann getan.

Dieser stolze Labetrank,
Den die Götter gaben,
Den sie — zollet ihnen Dank,
Selbst nicht besser haben,
Wird verfälscht oft uns gebracht,
Und von Stümpern nachgemacht.

Doch der Kenner merkt den Kniff
Schon beim ersten Becher;
Wer nicht den Betrug begriff,
Ist kein wahrer Zecher.
Solch Gemächt labt nicht das Herz,
Ekel macht es nur und Schmerz.

Alter schadet nicht dem Wein,
Wird bei ihm zur Tugend.
Uns im Alter zu erfreu'n,
Schont man seine Jugend.
Alter gibt dem Rebensaft
Erst die wahre Götterkraft.

Heil der Jugend, die wie Wein
In der Dau'r bestehet,
Und das Alter ändert ein,
Was die Jugend säet;
Alt soll echter deutscher Wein,
Tugend auch und Freundschaft sein.

Wenn ich Trauben — Feuer — Glut
In den Adern fühle,
Stürz' ich mich mit frohem Mut
Selbst in Kampfgewühle;
Scheu den Tod der Helden nicht,
Schau im keck in's Angesicht.

So gibt auch die Tugend Kraft,
Für die Pflicht zu siegen:
Und im Kampf mit Leidenschaft
Nie zu unterliegen,
Schenkt uns Licht und weisen Rat,
Weihet uns zur edlen Tat.

Viele Dinge, ernst und wahr,
Lehrt ein voller Becher
Unter Scherz die muntre Schar
Kunsterfahrner Zecher;
Gerne leert' ich euch noch mehr —
Doch — die Flasche ist schon leer.

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Weber Beda
1798 - 1858

An den Gott des Weines

Jüngling, dort am Traubenhügel,
Wo der Frühlingswinde Flügel
Die erhitzte Wange kühlt,
Wo die rosenfarbne Freude
Wie ein Lamm auf grüner Waide
Um des Quelles Lispel spielt;

Wo der Myrte Sprößling keimet
Und der Most im Becher schäumet
Voll des Muts und voll der Kraft,
Wo durch Blüten Liebe säuselt
Und des Weines Fläche kräuselt,
Und den Geist von hinnen rafft:

Kränze, Jüngling! deine Locke,
Mit dem Ton der Feierglocke
Grüßt dich heute mein Gesang,
Krönt in namenloser Wonne
Mit des Liedes Kranz die Tonne
An des Hügels Blumenhang!

Heil mir! meine Sinne schwinden!
Ätherblumen kann ich finden,
Die kein Seherauge fand,
Kann in stürmendem Entzücken
In der Zukunft Fernen blicken,
In der Freude Heimatland;

Kann mit wonnetrunknem Leben,
Hoffnung! deine Strahlen weben,
Aus des Morgens Purpurlicht!
Lebensvolle Lenzesmilde
Atmet um mein Traumgebilde
Und der Tag verscheucht es nicht!

Fort zu schönen Lichtgestaden
Flügelt mich am Zauberfaden
Meines Herzens kühner Wahn,
Um die Insel meiner Träume,
Um die Frucht der Lebensbäume
Kreiset mein verwegner Kahn.

Rosen mit des Balsams Düften
Regnen aus den blauen Lüften,
Und mir wird das schönste Los,
Ewigjunges Gitterleben
Unter saftgeschwellten Reben
Fällt dem Segler in den Schoß!

Schöner Jüngling, Freudespender,
Aller Hoffnungen Vollender,
Meiner Harfe Laut und Klang!
Jüngling mit der blonden Locke,
Mit dem Ton der Feierglocke
Grüßt dich heute mein Gesang!

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Gräfin Wickenburg-Almásy
1845 - 1890
aus ihren ungarischen Volksliedern

Trinklied

Dem Schatten, dem flüchtigen, gleicht unser Leben;
Es eilt und es schwindet, du ahnst es kaum.
Wohl dem, der der Freude, der Lust sich ergeben,
Und lebt einen schönen, beglückenden Traum.

Ein Tor, der sich grämt! Ein Tor, der da trauert;
Ein Weiser allein ist, der scherzet und lacht;
Genieße das Leben, das länger nicht dauert,
Wie Schatten, die flücht'gen Gefährten der Nacht.

So kommt den, Ihr Freunde, kommt, daß nicht vergebens
Die Stunde entfliehe, die Freude euch bringt;
Wir spinnen behaglich den Faden des Lebens,
Wo fröhlich der Becher am Becher erklingt.

Ein Tor, der da trauert, so lang' ihrer Gluten
Erwärmenden Strahl ihm die Sonne noch schenkt!
Kommt, daß in des Weines vergoldenden Fluten
Der Kummer verschwinde, auf ewig versenkt.

Genieße der Stunden, noch eh sie entschweben;
Bald öffnet für uns sich der Erde Grund;
Wohin uns die Welt auch gestellt und das Leben,
Wir müssen hinab in den finstern Schlund.

Trinklied
aus ihren letzten Gedichten

Es hat einmal vor alter Zeit
Ein Mönch gesagt im Ordenskleid:
Das ist wie Amen im Gebet:
Der Mahomet,
Der Mahomet,
Das ist ein elender Prophet!

Als dummer Junge fiel's ihm ein,
Daß er verboten hat den Wein,
Doch als er ward ein weiser Mann,
Bald soff er dann,
Bald soff er dann
Sich selber einen Affen an!

D'rum füllt bis oben mir den Krug,
Der Wein macht alt, das Alter klug,
Der Erzprophet, der sitzt im Wein —
Schenkt ein, schenkt ein
Und wieder ein,
So könnt Ihr Alle Propheten sein!

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

August Ernst Freiherr von Steigentesch
1774 - 1826

Trinklied

Der Mensch muß lieben, lachen, trinken,
Um seines Lebens froh zu sein.
Nehmt, wo die Rosen freundlich winken,
Der Tochter Kuß, des Vaters Wein.
Von allen, die der Tod erdrückte,
Ist keiner wieder aufgewacht.
Kommt Lebende, genießt Beglückte,
Stoßt an und trinkt und küßt und lacht.

Die Liebe lockt, wie junge Blüten,
Des Frühlings warmer Hauch hervor,
Schnell wächst sie, wenn die Vögel brüten,
Genährt von Zeit und Wahn, empor.
Des Busens Stürme wehen linder,
Sie baut sich zwischen sie ihr Haus,
Und brütet ihre frohen Kinder,
Die Hoffnung und die Freude aus.

Der Mensch zerfiel mit seinem Gotte,
Zerstörte sein Elysium,
Da kam die freche Sünderrotte,
Den Fliegen gleich, im Wasser um.
Die wilde Flut verschlang das Leben,
Und nur ein Mann von beßrer Art,
Der erste Pflanzer grüner Reben,
Ward, sie zu pflanzen, aufbewahrt.

Und seine freien Kinder haschen
Die Freude, die dem Zwang entrann,
Sie blickt uns schlau aus vollen Flaschen
Mit hundert hellen Augen an.
Und auf der Flasche Grund erwachen
Der Scherz, der Witz, der leichte Sinn,
Und aus dem Becher fliegt das Lachen
Erschütternd auf die Lippen hin.

Aus vollen Keltern strömt die Lethe,
Die Zeit beflügelt ihren Lauf,
Und eine neue Morgenröte
Geht auf des Alters Wangen auf.
Eilt, schlürft des Lebens trübe Neige,
Bekränzt mit jungen Rosen, ein,
Der leere Keller soll ein Zeuge
Der Weisheit unsres Lebens sein.

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Ratschky Joseph Franz
1757 - 1810

Lob des Weins
Wien im Herbstmond 1780

O du, der du an mancher Tafelrunde
Mir Wonne gabst, o königlicher Wein!
Beseele mich, und laß mit frohem Munde
Mich deines Lobs entzückten Herold sein!

Du offenbarst des Heuchlers schlauste Lügen,
Machst, Göttersaft! den Freund uns doppelt wert,
Und füllst das Herz mit traulichem Vergnügen,
Das Liebe selbst nicht halb so dauernd nährt.

Der Liebe Glut erkaltet mit den Jahren:
Ihr süßer Rausch fliegt nur zu bald dahin,
Indes o Wein, noch Männer, grau an Haaren,
Trotz Schlag und Gicht, von deinem Feuer glühn.

Du stärkst den Geist, gibst Nahrung und Gedeihen,
Und strömest Kraft in alle Glieder mir,
Du tröstest mich, wenn Sorg' und Gram mir dräuen,
Und meinen Mut, wem dank' ich ihn, als dir?

Drum sei mein Freund! Von deiner Glut begeistert,
Wandre ich beherzt durch's Labyrinth der Welt,
Bis einst der Tod der alles übermeistert,
Auch mich dem Schwall der Schatten zugesellt.

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Meißner Alfred
1822 - 1885

Zum Punsche

Woget brausend, Harmonien,
Kehre wieder, alte Zeit;
Punschgefüllte Becher, wandert
In des Kreises Heiterkeit!

Mich ergreifen schon die Wellen,
Bin der Erde weit entrückt;
Sterne winken, Lüfte säuseln, —
Und die Seele ist beglückt.

Was das Leben aufgebürdet,
Liegt am Ufer nebelschwer;
Steu're fort, ein rascher Schwimmer,
In das hohe Friedensmeer.

Was des Schwimmens Lust vermehrt
Ist das Plätschern hinterdrein;
Denn es folgen die Genossen,
Keiner will der Letzte sein.

Trinklied

Freunde, die goldenen Becher gefüllt,
Mit Zweigen der Eiche umwunden!
Jubelt, in bläulichen Nebel gehüllt,
Und freut euch der rollenden Stunden!
Verächtlich ist des Unmut's Geselle,
Er stirbt aus Durst an des Lebens Quelle.

Freut euch der jungen, lebendigen Kraft,
Die hoch zu den Göttern uns reihet:
Den Tiefen und Höhen der Wissenschaft
Sei die ungeschwächte geweihet!
Auf daß nicht in sinnlich ohnmächtigem Ringen
Ermatten des Geistes strebende Schwingen!

Und habt ihr die nächtlichen Wege geschaut,
Auf denen die Menschheit gewandelt,
Und seid ihr mit eurem Können vertraut, —
So tretet in's Leben, und handelt,
Soll in der Entscheidung furchtbaren Tagen
Die Hohe nach rüstigen Streitern fragen.

Und bleichen die Jahre das spärliche Haar,
Und schlummern die Freunde im Grabe,
So denke der Greis, was er wollte und war,
Und freu' sich der tröstlichsten Gabe:
Des Willens! das Wollen geht nie verloren:
Noch jeglicher Same hat Frucht geboren!

Und Freunde! dies Glas sei den Toten gebracht,
So die Saaten, die gold'nen nicht sehen!
Sie sind ja zum seligen Sein erwacht,
Aus der Erde Bangen und Wehen:
Wofür sie gelebt, wofür sie gestorben,
Empfange die Nachwelt unverdorben!

Genossen

Sitzen wir traulich
Brüder, beisammen,
Wärmen beschaulich
Uns an des Geistes
Leuchtenden Flammen.

Bläuliche Wolken
Entqualmen der Pfeife,
Löbliche Pläne
Gedeihen zur Reife.

Die Sehnsucht sei verhüllt,
Der Becher angefüllt
Mit ausgegor'nem Tranke,
Und ungefesselt schreite
Von Nähen in die Weite,
Bis an den Hades der Gedanke.

Bis an den Hades
Kräftig beisammen, —
Nähret des Geistes
Ewige Flammen!

Toaste

Salve fröhlicher Genoß
Aus den Jugendtagen!
Becher an den Becher stoß,
Soll uns wohl behagen!
Haben echten, alten Trank,
Wuchs auf unsern Hügeln;
War ein wenig wild und frank —
Liegen tät' ihn zügeln.

Unser Volk, es lebe hoch,
Schreite vorwärts immer;
Auf ihm laste fremdes Joch,
Fremde Sitte nimmer!
Einheit, einst der Väter Hort
Unter düstern Tannen,
Einheit sei das Losungswort, —
Kleinheitsinn von dannen!

Das uns frei und edel macht,
Wissen! sei willkommen!
Seichter Plunder, matt gedacht
Wird nicht aufgenommen;
Frische Lieder, mild und stark,
Nähren Hochgefühle, —
Weinerlicher Modequark
Wandere zur Mühle!

Töchter uns'res Landes auch
Sollen uns nicht zürnen;
Rinne, rinne, alter Schlauch!
Denn es gilt den Dirnen.
Sähen sie den raschen Zug,
Und das rasche Leeren,
Würden lächelnd jedem Krug'
Einen Kranz verehren.

Lebe hoch, was Jeder liebt,
Hoch, was Jeder achtet,
Hoch, was er nach Kräften übt,
Hoch, wonach er trachtet!
Pereat der Müßiggang,
Und das feige Beben!
Stoßet an mit vollem Klang:
Was sich rührt, soll leben!

Träumen und Trinken

Wie helle
Die Welle
Die Kiesel bespült!
Wie linde
Im Winde
Die Stirne sich kühlt!

Versunken
Und trunken
Vom goldensten Traum —
Entgleiten
Die Zeiten,
Ich achte sie kaum.

Was sollt' ich sie achten?
Sie ringen und trachten
Nach fester Gestalt;
Sie straucheln und schwanken,
An ewigen Schranken
Bricht ihre Gewalt.

So lasset mich träumen,
Und perlend mir schäumen
Im Becher den duftigen Wein!
Bis daß sie gefunden
Und Geistern entwunden
Die Weisen den rettenden Stein.

Wie helle
Die Welle
Die Kiesel bespült!
Wie linde
Im Winde
Die Stirne sich kühlt!

Der Trank

Wie, umglüht vom Abendstrahle,
Heller, wann die Dämm'rung dunkelt,
Meinem Aug' entgegenfunkelt,
Lichten Trankes voll, die Schale!

Den gewund'nen Henkel fassend
Biet' ich sie den durst'gen Lippen,
Die sich sehnen, Lust zu nippen, —
Doch der Trinker schaut erblassend
Blaue Flämmchen, hört sie knistern,
Hört sie leise, leiser flüstern:
"Bist nach Zaubertranke lüstern?"
Weg mit Zauber! ich will Wein,
Wie er wächst am tiefen Rhein, —
Wahrhaft Wesen, keinen Schein!

Und ein Genius kredenzt
Mir den Becher, laubumkränzt, —
Und zum Jenseits wird die Stätte,
Und der Rhein wird mir zum Lethe.

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Hieronymus Lorm
1821 - 1902

Orientalischer Trinkspruch

Der Weise sieht behaglich, darf er beim Glase ruh'n,
Die Schöpfung auf der Spitze der eig'nen Nase ruh'n.
So weit sie reicht, ist Alles erquickt von Rebenduft,
Drum kann die Welt auf keiner vernünft'gen Base ruh'n.
Des Guten voll ist Leben, so lang der Becher voll,
Laß' drum das leere Wünschen, die hohle Phrase ruh'n.
Wär' schon die Welt ein Eden, gäb's keinen sel'gen Rausch!
So trink, Du mußt ja nüchtern einst unter'm Grase ruhn!

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Kaltenbrunner Karl Adam
1804 - 1867

Dichter-Trinklied
1828

"Schenke dem Dichter, Hebe nur ein!
Netz ihm die Augen mit himmlischem Taue,
Daß er den Styx, den verhaßten nicht schaue,
Einer der Unsern sich dünke zu sein!"
                                                      Schiller


Jünger Apoll's auf den irdischen Wegen!
Wein ist die Weihe! Schlürfet den Segen,
Der den Lyäischen Beeren entfließt,
Feurige Lust in die Adern gießt!
Mitten in Jupiters Himmel hinein
Steigen wir auf der Begeisterung Stufen!
Hört ihr den bärtigen Donnerer rufen:
"Schenke dem Dichter, Hebe nur ein!"

"Mundschenk! Zwei der gewaltigsten Becher!
Zeus und der Dichter sind heute die Zecher;
Denn nicht allein durch kristallenen Quell
Werde sein Auge zur Götterschau hell!
Daß er des Wassers nicht allzuviel schaue,
Reich' ihm des Nektars sprudelnden Schaum!
Laß' ihn vergessen den irdischen Raum,
Netz ihm die Augen mit himmlischem Taue!"

"Mögen die Tropfen ihn glühend durchrinnen,
Tage des Jubels dem Sänger beginnen,
Wie er sie unten im sterblichen Land
Nimmer genossen und nimmer geahnt!
Daß er den Göttern, den gnädigen, traue,
Mische des Trankes purpurnen Glanz!
Meine Unsterblichkeit sticht ihm den Kranz,
Daß er den Styx, den verhaßten nicht schaue!"

"Ewige Jugend! Freundliche Hebe,
Weih' dich ihm selber im Geiste der Rebe,
Daß ihn der Göttererfreuende Saft
Schwellend erfülle mit unserer Kraft!
Jupiter gönnt ihm den himmlischen Wein,
Daß ihm die Binde des Staubes entfalle,
Daß er, ein Gast in olympischer Halle,
Einer der Unsern sich dünke zu sein!"

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Krzyzanowski Otfried Friedrich

1886 - 1918

Weinlied

Starker, goldener Wein! Du bist
Wie das Glück im Spiel.

Ewig gleich aus deinem Innern, ob
Wir wild werden, toll werden, bös werden,
Strahlt die Verlockung.

Du und ein fragendes Kind! Ihr weckt
Das arge Wissen in uns, doch ihr
Gebt auch das Vergessen.

Du bist die Lust zu gestehen, bist
Die Lust zu verhehlen, dein
Ist Klarheit und Heimlichkeit.

Ewig gleich aus deinem Innern, ob
Wir traurig sind, ob wir froh sind,
Strahlt die Verlockung.

Und du bist wie die großen Geister.
Du machst uns stolz, bis wir
Hintaumeln, machst uns stark, bis du
Uns umwirfst. Freund, Verführer und Herr!
Denn dein heiliges Sein
Ist nicht erkannt, nicht gewürdigt.

Klage um den Wein

Der Wein, wo kam er hin? Er gab uns Glut,
Dem Geist Besinnung und dem Toren Mut.
Der gute Wein, wo ist er hingekommen?
Ich glaube: die Klugen haben ihn fort genommen.

Die Männer starben. Weiber halten haus.
Der Trost der Klugen hielte den Wein nicht aus.
Der Wein, der würde verraten: es weint das Land,
Es trauert der Geist, nur Bureaumädchen blieb noch Verstand.

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Hartmann Moritz
1821 - 1872

Trinklied
Im Winter 1842

Die Wintersonn' ist ein leerer Pokal,
Sie hat verschüttet den letzten Strahl,
Und blickt herab so trübe.
Der Schenke da oben, der ihn gefüllt,
Und hat er den brennenden Durst uns gestillt,
Den Durst nach Licht und Liebe?

Die Wintersonn' ist ein Auge, fahl —
Der Himmel ein blinder Hannibal,
Sein Capua die Religionen.
In keinem Lenze es wieder erbrennt,
Es ist ihm am Warschauer Monument,
Zerstochen im Weinen verronnen.

Wer darf als der Himmel fröhlicher sein?!
So leeret zur Neige die Jugend, den Wein,
Dann stürzet die wüsten Becher,
Und wer auf die Trümmer der Jugendwelt
Zum traumlosen Schlafe danieder fällt,
Der war der gläubigste Zecher.

Wir dürfen nicht heller, als jener seh'n,
Und dürfen nicht stärker zum Kampfplatz geh'n,
Den Er, unser Führer, verlassen —
So taumle denn Jeder nach Haus, nach Haus,
Und weine daheim sich die Augen aus —
Dann sind ihm die Sünden erlassen.

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Frankl Ludwig
1810 - 1894

Trinklied

Ich trinke nicht!
     Wozu die inn're Glut mit Gluten schüren,
     Den Feuerdämon in die Seele führen,
     Daß er mit dem, der innen mächtig haust,
     Wie Glut mit Glut in Eins zusammenbraust?
Wenn's feurig aus der eignen Seele bricht,
Der trinke nicht.

Ich trinke kühn!
     Den Frühlingsgeist, durchseelend laue Lüfte,
     Den Blumenduft, verhüllend finst're Grüfte;
     Nach Waldessturm und himmelblauem Meer
     Verlangt es meine durst'ge Seele sehr.
Wenn Sternenstrahlen durch die Nächte sprüh'n,
Da trink' ich kühn.

Ich trinke gern!
     Wenn Geisterströme an die Seelen branden,
     Und d'rauf Gedanken aus dem Jenseits landen,
     Was mild und wild, melodisch sich ergießt,
     Und wie Musik von Dichterlippen fließt,
Was mir die Seele führet erdenfern,
Das trink' ich gern.

Ich drinke heiß!
     Wenn mir ein Weib mit liebdurchseelter Miene
     Den Kuß kredenzt im Becher von Rubine,
     Wenn es, die warme Seele anzuschmiegen
     Und durch der Wonnen Himmel hinzufliegen,
Die Arme schlicht zum weichen, sel'gen Kreis,
Da trink' ich heiß.

Wo mir kredenzt
     Wird Schönheit, Lenz und Poesie im Becher,
     Da trink' ich kühn, ein sel'ger, heißer Zecher;
     In diesem Rausche will ich untergeh'n,
     Wie schön mir seine duft'gen Rosen steh'n,
Wie seine Jugend fröhlich mich umglänzt!
Kredenzt, Kredenzt!

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Enst Freiherr von Feuchtersleben
1806 - 1849

Wein und Liebe

Ein Gläschen Wein ist gar so gut;
Und wie's dem Herzen wonnig tut!
Durch den charmanten Rosenflor
Kommt Einem alles rosig vor.

Dazu ein Pfeifchen, das gut brennt;
Das wäre so dein Element!
Warum denn nicht? Es schäme sich
Der Gleißner des, und gräme sich!

Doch hat das alles keinen Sinn,
Wenn ich allein am Tischchen bin;
Ich bin nur ich; ich brauch' als du
Ein liebes Kind doch auch dazu;

Ein herzig's, das mit trinkt und lacht,
Und mir geheime Zeichen macht;
Allein hat's Trinken kein Gewicht;
Wozu denn das? Das mag ich nicht!

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Dräxler Manfred
1806 - 1879

Trinklied

        Chor: Schenke, fülle rasch den Becher,
        Trinker, stürze rasch ihn aus:
        Segen über jeden Zecher,
        Segen über Haus und Schmaus!

Was wir lieben, möge leben!
Denke Jeder, was ihm paßt,
Was sein Herz mit frohem Beben
Und mit Seligkeit erfaßt:
Allen Bösen sei vergeben,
Und der Feind uns nicht verhaßt;
Bündnis, mit dem Blut der Reben
Unterschreibt dich jeder Gast.

        Chor: Schenke, fülle rasch den Becher,
        Trinker, stürze rasch ihn aus:
        Segen über jeden Zecher,
        Segen über Haus und Schmaus!

Und nun herzlich angestoßen,
Bringt ein neues Lebehoch
Allen Schönen, allem Großen,
Das entragt dem Zeitenjoch.
Alles Niedre sei verstoßen,
Das sich scheu vor'm Licht verkroch;
Fließe, wie einst Blut geflossen,
Rebenblut für Großes noch!

        Chor: Schenke, fülle rasch den Becher,
        Trinker, stürze rasch ihn aus:
        Segen über jeden Zecher,
        Segen über Haus und Schmaus!

Was wir brauchen! — denkt mitnichten
Egoistisch den Verein —
Was zum Leben und Verrichten
Nötig, muß vorhanden sein:
Nötig, wie das Herz zum Dichten,
Nötig, wie zum Trunk der Wein, —
Weil wir niemals d'rauf verzichten,
Laßt ihm einen Becher weih'n.

        Chor: Schenke, fülle rasch den Becher,
        Trinker, stürze rasch ihn aus:
        Segen über jeden Zecher,
        Segen über Haus und Schmaus!

Was wir wünschen! Ach! so selig
Ist ein ganz zufriednes Herz,
Und die Wünsche sind unzählig,
Leider jede Stunde lehrt's.
Angestoßen, daß allmählig
Sehnsucht schwinden mag und Schmerz,
Darauf trinkt der Zecher fröhlich
Halb im Ernste, halb im Scherz.

        Chor: Schenke, fülle rasch den Becher,
        Trinker, stürze rasch ihn aus:
        Segen über jeden Zecher,
        Segen über Haus und Schmaus!

Was wir küssen, sei gepriesen,
Küßt doch Jeder mit Geschick;
Alles ist uns zugewiesen,
Sei es Unglück oder Glück:
Kuß aus Liebesparadiesen,
Scheidekuß mit nassem Blick; —
Küßt die Becher, daß in diesen
Auch kein Tropfen bleibt zurück.

        Chor: Schenke, fülle rasch den Becher,
        Trinker, stürze rasch ihn aus:
        Segen über jeden Zecher,
        Segen über Haus und Schmaus!

Unsern Zeiten: doch wir wollen
Ernst auch nehmen ernste Zeit;
Manches wird erst kommen sollen,
Manches ist schon längst bereit.
Vieles liegt noch unter Schollen,
Vieles prangt im Frühlingskleid:
Glück und Zukunft! tut aus vollen
Bechern Alle d'rauf Bescheid.

        Chor: Schenke, fülle rasch den Becher,
        Trinker, stürze rasch ihn aus:
        Segen über jeden Zecher,
        Segen über Haus und Schmaus!

Unsern Brüdern! o wie viele
Faßt der schöne Name nicht,
Die nach einem großen Ziele
Ringen, nach demselben Licht,
Die im großen Weltgewühle
Niemals unser Arm umflicht:
Allen sei mit Hochgefühle
Dieses Grußes Vollgewicht!

        Chor: Schenke, fülle rasch den Becher,
        Trinker, stürze rasch ihn aus:
        Segen über jeden Zecher,
        Segen über Haus und Schmaus!

Nun das letzte Glas dem Weine,
Der uns Alle fröhlich macht,
Der dem traulichen Vereine
Frohsinn hat und Lust gebracht.
Hoch! und nicht allein der Eine,
Der uns hier entgegenlacht, —
Alle Weine, hell und reine,
Ausgeschlürft bei Tag und Nacht

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Baumberg Gabriele
1768-1829

Lob des Tokaiers

O köstlicher Tokaier!
O königlicher Wein!
Du stimmest meine Leier
Zu seltnen Reimerei'n.
Mit lang' entbehrter Wonne
Und neu erwachtem Scherz
Erwärmst du, gleich der Sonne,
Mein halb erstorbnes Herz:
Du stimmest meine Leier
Zu seltnen Reimerei'n
O köstlicher Tokaier!
O königlicher Wein!

O köstlicher Tokaier!
O königlicher Wein!
Du gießest Kraft und Feuer
Durch Mark und durch Gebein.
Ich fühle neues Leben
Durch meine Adern sprühn,
Und deine Nektartrauben
In meinem Busen glühn.
Du gießest Kraft und Feuer
Durch Mark und durch Gebein.
O köstlicher Tokaier!
O königlicher Wein!

O köstlicher Tokaier!
O königlicher Wein!
Dir soll, als Gramzerstreuer,
Dies Lied geweihet sein!
In schwermutsvollen Launen
Beflügelst du das Blut;
Bei Blonden und bei Braunen
Gibst du dem Blödsinn Mut.
Dir soll, als Gramzerstreuer,
Dies Lied geweihet sein,
O köstlicher Tokaier!
O königlicher Wein!

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Nikolaus Lenau
1802-1850

Der einsame Trinker

                     I.

"Ach, wer möchte einsam trinken,
Ohne Rede, Rundgesang,
Ohne an die Brust zu sinken
Einem Freund im Wonnedrang?"

Ich; — die Freunde sind zu selten;
Ohne Denken trinkt das Tier,
Und ich lad' aus andern Welten
Lieber meine Gäste mir.

Wenn im Wein Gedanken quellen,
Wühlt ihr mir den Schlamm empor,
Wie des Ganges heil'ge Wellen
Trübt ein Elephantenchor.

Dionys in Vaterarme
Mild den einzlen Mann empfing,
Der, gekränket von dem Schwarme,
Nach Eleusis opfern ging.

                     II.

Ich trinke hier allein,
Von Freund und Feinden ferne,
In stiller Nacht den Wein,
Und meide selbst die Sterne:

Da fährt man gerne mit
In Blicken und Gedanken,
Und könnt' aus solchem Ritt
Das volle Glas verschwanken.

Der Kerzen heller Brand
Kommt besser mir zu statten,
Da kann ich an der Wand
Doch schauen meinen Schatten.

Mein Schatten! komm, stoß an
Du wesenloser Zecher!
Aus, schwinge, mein Kumpan,
Den vollen Schattenbecher!

Seh' ich den dürren Schein
In deinem Glase schweben,
Schmeckt besser mir der Wein
Und mein lebendig Leben;

So schlürfte der Hellen
Die Lust des Erdenpfades,
Sah er vorübergehn
Als Schatten sich im Hades.

                     III.

Schatten, du mein Sohn,
Hast dich nicht verändert,
Warst vor Jahren schon
Eben so gerändert.

Was auf Stirn und Wang'
Zeit mir eingehauen:
Jugenduntergang
Lässest du nicht schauen.

Einen Berg ich sah
Spät im Herbste ragen,
Umriß war noch da
Wie zu Frühlings Tagen.

Nicht mit seinem Grat
Gibt der Berg zu wissen:
"Meine Wälder hat
Mir der Sturm zerrissen.

Meine Herde schied
Mit den Glockenklängen,
Still das Alpenlied
Aus den Wiesenhängen."

Hohen Angesichts
Blickt der Berg in's Ferne.
Nahm der Herbst doch nichts
Seinem Felsenkerne.

Froh in's ferne Land
Will wie er ich blicken;
Und mein fester Stand
Trotze den Geschicken.

Süßes Traubenblut
Fließt aus meiner Schanze;
Rebe, teures Gut!
Seelenvolle Pflanze!

Soll für Recht und Licht
Andres Blut einst fließen,
Minder freudig nicht
Will ich meins vergießen.

                     IV.

Redlich, Schatten, kannst du heben
Den Pokal, mich lassen leben:
Wenn sie meinen Leib bestatten.
Bist du mitvergangen, Schatten!

Manches Auge möchte weinen;
Schatten, doch ich wüßte Keinen
Aus dem weiten Erdenringe,
Der wie du mit mir verginge.

Weil dem Sünder ohne Reue
Soll gebrochen sein die Treue,
Lassen tiefempfundne Mähren
Den Verbrecher dich entbehren.

Treuer Freund, sei mir gepriesen!
Hast mir Liebes oft erwiesen;
Will zu stolz das Herz mir glänzen.
Zeigst du still mir meine Grenzen.

Trinksprüche

Ihr stoßet an, die Gläser klingen,
Ihr lasset leben manchen Mann;
Und morgen schon denkt keiner dran,
Ihm eine Freud ins Herz zu bringen.

Ich hör ein Pereat! euch brüllen,
Auf Tod habt ihr das Glas geleert,
Doch keinem ist der Mut beschert,
Das Grab des Feindes anzufüllen.

Ich trinke nicht zum Segensspruche,
Wo nicht mein Herz beglücken will;
Zum bösen Wunsche bleib ich still,
Wenn nicht die Klinge folgt dem Fluche.

Auf ein Faß zu Öhringen

Ich stand, der höchste, grünste Baum,
Vor Zeiten froh im Waldesraum.
Mir galt der Sonne erster Kuß,
Ich brachte, war sie schon geschieden,
Dem Wanderer zum Abendfrieden
Von ihr noch einen Purpurgruß.

Da sah mich einst der Küfer ragen,
Der kam und hat mich schnell erschlagen.
Ade! Ade! du grüner Hain!
Du Sonnenstrahl und Mondenschein!
Du Vogelsang und Wetterklang,
Der freudig mir zur Wurzel drang!
Die Waldeslust ist nun herum,
Ich wandre nach Elysium.
Ihr Bruderbäume, folgt mir nach
In dieses himmlische Gemach,
O nehmt das Los der Auserkornen
Von all den tausend Waldgebornen,
Das schöne Los, das große Los:
Tief in des Grundes kühlem Schoß
Ein Faß zu sein, ein Faß zu sein,
Nicht so ein still verlaßner Schrein!

Ein Faß, dem lieben Wein ergeben,
Der Erde heil'ges Herzblut hüllend,
Ein Trunk das ganze lange Leben,
Den Zecher durch und durch erfüllend!
Komm, komm, bewegter Erdengast,
Und halte hier vergnügte Rast.
Mach' dir das Herz im Weine flott,
Schenk ein! trink aus! merkst du den Gott?
Braust dir der Geist durch's Innre hin,
Von dem ich selber trunken bin?
Er ist so feurig, süß und stark:
O schlürf ihn ein in's tiefste Mark! —

Nun, Wandrer, wandre selig heiter
Von Faß zu Faß forttrinkend weiter!
Schon tauchen dir im Rosenlichte
Herauf gar liebliche Gesichte:
Manch teures längstverlor'nes Gut,
Die Träum' aus deinen Jugendjahren,
Sie kommen dir auf Weinesflut
Gar frisch und froh herangefahren.

Schenk ein! — Du fühlst die alten Triebe
Zu kühner Tat hinaus! hinaus!
Du gibst den ersten Kuß der Liebe;
Schenk ein! — Du stehst im Vaterhaus.
Wohl dir! wohl dir! schon bist du trunken,
Und Gram und Sorgen all' versunken;

Wir schützen dich, hier packt dich nicht
Ihr freches, quälendes Gezücht.
Wir stehen Faß an Faß zusammen
Und lassen unsre Waffen flammen,
Und heimlich hinter unsern Bäuchen
Muß dir die Zeit vorüberschleichen.

Schenk ein, schenk ein, nur immer zu!
Und hat der Gott dich ganz durchflossen,
Laß tragen dich von flinken Rossen
Nach dem Hesperien: Friedrichsruh.
Dort schwanke unter grünen Bäumen
Mit deiner Last von Himmelsträumen,
Und lausche dort den Harmonien,
Die durch den Zaubergarten fliehen.
Ein voller, stürmischer Akkord
Nimmt dich an seinen Geisterbord,
Irrt weit mit dir von hinnen, weit,
In's tiefe Meer der Trunkenheit! —

◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊ ◊

Puff Rudolf Gustav
1808-1865

Die drei Weine
Nach dem slowenischen
1846

An des Hauses blanker Schwelle
Steht des Wirtes Töchterlein,
Stolz auf Vaters Trank, der helle,
Perlet in drei Fässern Wein.

Von dem Ersten um zwei Dreier
Nippen Geizhals – Bettelmann,
All' das Volk, das Zither, Leier
Nicht vom Herzen freuen kann.

Von dem Zweiten, silberwerten
Sieht sie oft die Wangen glüh'n
Wenn ihn Jüngling, Jungfrau leerten,
Denen Lieben — Leben schien.

Bei dem Dritten um den Taler
Sitzen Schlemmer gern und Dieb,
Denen Gold — ein schlauer Zahler —
Für Gewissensruhe blieb.

Darum steht mit stolzer Miene
Da des Wirtes Töchterlein,
Schenkt dem Gast nach seinem Sinne
Zu dem Krug sein Urteil ein.