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Inhalt viertes Hundert

 
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1.
2. 3. 4. 5.
6. 7. 8. 9. 10. 11.
12. 13.
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31.
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41.
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72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79.
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82.
83.
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87.
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95. 96. 97. 98. 99. 100.



 

1.
Fluch' und Sünd', haben einen Sinn,
Wo sie ausfahren, fliegen sie wieder hin.

2.
Wer bauen will gegen die Gassen,
Der muß die Leute reden lassen.

3.
Ich bau' mir ein Haus, das ist für mich;
Gefällt's dir nicht, bau eins für dich.

4.
An den Hund nicht viel dich kehr',
Der hinter dir läuft bellend her.

5.
Können auch nicht alle dichten,
Liebens alle doch zu richten.

6.
Das ist ein böses Gesind',
So lang' schläft und trinkt geschwind'.

7.
Der kommt überall zu spat,
Der auszugeh'n nicht Weile hat.

8.
So der Jäger den Hund muß tragen,
Wird er nicht viel Hasen jagen.

9.
Vom Faulen wird bloß der Herr geliebt,
Der wöchentlich ihm sieben Feiertag' gibt.

10.
Der nichts tut, nichts weiß, nichts kann,
Muß allezeit bleiben hintenan.

11.
Wo der Unfleiß nimmt überhand,
Da hat kein Ding in die Länge bestand.

12.
Tugend ohne Tadel,
Führt den besten Adel.

13.
Wenn Kindern Zucht und Tugend fehlt,
Nutzt ihnen wenig, Gut und Geld.

14.
Wer die Leute mit Reden kann wenden,
Der hat gewonnen Spiel in den Händen.

15.
Übermut,
Tut niemals gut.

16.
Kein Schermesser härter schiert,
Als ein Bauer, so ein Herr wird.

17.
Hoch hinaus und nirgends an,
Hat selten noch ein gut getan.

18.
Herrengunst, Frauenlieb und Rosenblätter,
Verkehren sich, wie Aprilwetter.

19.
Mancher fällt mit der Tür' in's Haus,
Fangt viel an und richt't nichts aus.

20.
Man tue Undankbaren was man will,
So ist es doch ein verlornes Spiel.

21.
Unrecht gewonnen,
Kommt nicht an die Sonnen.

22.
Wer unrecht tut, vergißt es bald,
Wer unrecht leidet, es lang' behalt't.

23.
Ich sah' auf der Welt noch keinen Mann
Er hatte was er nicht wollt' getan.

24.
Böser Gewinn,
Geht leicht dahin.

25.
Es ist schlimm, wissen was recht ist,
Und doch aber tun, was schlecht ist.

26.
Predigen hören, versäumt dich nicht,
Almosen geben, verarmt dich nicht,
Unrecht Gut, gedeiht dir nicht.

27.
Merk' es, und faß' es zu Ohren,
Übel gewonnen, übel verloren.

28.
Wer will haben kein Ungemach,
Der bleibe fein unter seinem Dach.

29.
Drei Ding' sind mir im Haus nicht gelegen,
Der Rauch, ein bös' Weib und der Regen,
Das Viert' beschwert auch überaus,
Viel Kinder und kein Brot im Haus.

30.
Ein ungelad'ner Gast,
Ist dem Wirte eine Last.

31.
Unschuld und ein gut Gewissen,
Sind die besten Ruhekissen.

32.
Untreu' schlägt gern',
Auf den eig'nen Herrn.

33.
An einem Fünklein unverhofft,
Verbrennt ein ganzes Haus gar oft.

34.
Gar selten der was verschüttet hat,
Bringt das Ganze wieder an seine Statt.

35.
Wen das Geld das Urteil spricht,
Ist es gewiß kein recht Gericht.

36.
Sieh' nicht auf mich, sondern auf dich,
Tu' ich unrecht, so hüte dich,
Richte mich nicht und die Meinen,
Sieh' erst auf dich, und die Deinen.

37.
So Bürger und Bauern sich wollen regier'n,
Will vorn' der Schweif den Kopf nachführ'n.

38.
Auf der Laut' eine Saite allein,
Tut vergebene Saite sein.

39.
Eig'ner Herd
Ist Goldes wert,
Ist er auch arm
Macht er doch warm.

40.
Da wir tranken unsern Trank,
Da wir sangen unsern Gesang,
Da wir trugen unser Gewand,
Da stand es gut im deutschen Land.

41.
Wohl dem der vergißt,
Was nicht leicht zu ändern ist.

42.
Der mir Liebes tut, der macht mir Sorgen,
Wie ich's ihm möcht vergelten morgen.

43.
Viel geloben und wenig geben,
Macht oft die Narren in Freuden leben.

44.
Über Zusagen muß man sich nicht freu'n,
Und Drohungen muß man nicht scheu'n.

45.
Versprechen und halten,
Steht fein an Jung und Alten.

46.
Niemand gelob' so klug du bist,
Was selber dir gewiß nicht ist.

47.
Das Ehrabschneiden ist ein Gräul',
Doch tut man's für die Langeweil',
Man tut's auch eben ohne Scheu,
Als wär' nichts Schlimmes just dabei.

48.
's ist besser in Dorn' und Nesseln baden,
Als mit bösen Zungen sein beladen.

49.
Hinter dem Rücken mich mancher bespricht
Wär' ich zugegen, er täte es nicht.

50.
Scharfe Schwerter schneiden sehr,
Aber böse Zungen noch viel mehr.

51.
Wer mehr will verzehren,
Als sein Pflug mag ernähren,
Kann sich nicht der Armut wehren.

52.
Viel vertun und wenig erwerben,
Ist der gerade Weg zum Verderben.

53.
Mehr kann ein Weib fort in der Schürze tragen,
Als der Mann in's Haus führt mit einem Wagen.

54.
Viel verschwenden, viel verzehren,
Heißt: Armut und Schulden gebären.

55.
Mancher hat einen so großen Magen,
Daß er verschlungen Roß und Wagen.

56.
Trau' nicht allen guten Worten,
So man dir gibt da und dorten.

57.
Vertrauen einem fremden Mann,
Das ist von Niemand klug getan.

58.
Laß schreien die Frösche, Raben und Narren,
In deinem Vorsatz sollst du beharren.

59.
Bau'st du dir ein Haus,
Tu's nicht halb und bau' es aus.

60.
Sei kein Wind und Wetterhahn,
Fang' nicht stets was Neues an,
Was du dir 'mal vorgesetzt,
D'rin beharr' bis auf die letzt.

61.
Zwischen Tür' und Land
Lege Niemand seine Hand.

62.
Je stärker der Wind und seine Wut,
Je fester halte deinen Hut.

63.
Veränd're nicht bald deinen Stand,
Du habest denn einen bessern vor der Hand.

64.
Mich dünkt, ich mein', ich acht',
Hat manchen schon' in's Verderben gebracht.

65.
Red' nicht viel, doch immer wahr,
Kauf nicht viel, und zahl' es bar.

66.
Wer da will wissen, wer er sei,
Der schmäh' seine Nachbarn zwei oder drei,
Werdens auch die drei vertragen,
Wird's ihm wohl der vierte sagen.

67.
Wo der Wein einkehrt in's Haus,
Geht die Weisheit flugs hinaus.

68.
Voll                      Groll
bringt Groll,          macht toll.

69.
Bei vielem bechern und banketieren,
Tut mancher Zucht und Scham verlieren.

70.
Der Wein
Hat keinen Schrein.

71.
Der Wein bringt Träume von Engelein,
Beim Bier fallen mir die Schuldner ein.

72.
Weisheit bedarf man zum Raten,
Mut und Glück zu großen Taten.

73.
Der ist weis' und hochgelehrt,
Der Glück und Unglück zum Besten kehrt.

74.
Kein weiser Mann ward noch genannt,
An dem man nicht eine Torheit fand.

75.
Ein weises Herz, ein froher Mut,
Sind köstlicher als Gold und Gut.

76.
So Staub oft für gemeine Seelen,
Wird für den Weisen zu Juwelen.

77.
Viel Leute können plaudern sehr,
An Weisheit aber sind sie leer.

78.
Weisheit ist's die Wahrheit sagen,
Noch größ're aber sie ertragen.

79.
Denn nenn' ich einen weisen Mann,
Der sich selber zwingen kann.

80.
Im Lenz blühen die Blumen,
Im Herbst welken sie ab,
Den einen hebt man zur Taufe,
Den andern legt man in's Grab.

81.
Der eine gewinnt sein Brot im Sitzen,
Der and're erringt es mit Laufen und Schwitzen.

82.
Wohlfeil kann man nichts bieten wohl,
Was teuer ist und viel gelten soll.

83.
Öl vermehrt des Feuers Glut,
Widerstand des Zornes Wut.

84.
Es ist nicht kommen in mein Wissen,
Daß ein Wolf hätt' den andern gebissen.

85.
Weißt du was, und bist du klug,
Schreib's in deinen Kopf, nicht in dein Buch,
Was nützt's, wenn das Buch ist gelehrt?
Verlierst du's — so bist du nichts wert.

86.
Was wir nicht wissen sollen,
Sollen wir auch nicht wissen wollen.

87.
Was der Witz meint, tut und läßt,
Hält er immer für's Allerbest'.

88.
Um Ehr' und Wollust und um Geld,
Kauft mancher Tor sich aus der Welt.

89.
Mancher bindet selbst die Rut',
Die ihn später schlagen tut.

90.
Mit viel Zanken und Disputieren,
Tut man leicht die Wahrheit verlieren.

91.
Wenn sich die Herr'n bei den Köpfen fassen,
Müssen die Bauern die Haare lassen.

92.
Um Ja und Nein, war jeder Zeit,
Und wird noch sein gar oft ein Streit.

93.
Wer von einem zänkischen Weib sich macht,
Der hat eine gute Tagreis' vollbracht.

94.
Sich vergleichen und vertragen,
Ist besser als zanken und klagen.

95.
And're Jahre,
And're Haare.

96.
Jede Zeit und jeder Tag,
Hat für sich 'ne eig'ne Klag'.

97.
Der Frühling erneuet,
Der Sommer ernährt,
Der Herbst erfreuet,
Der Winter verzehrt.

98.
Die Zeit ist unstet wie ein Rohr,
Wer ihr vertraut, der ist ein Tor.

99.
Lern dich schicken in die Zeit,
Ist es kalt, zieh an ein Kleid.

100.
Wie es vor tausend Jahren war,
So ist es auch im jetz'gen Jahr,
Man findet das Laster und die Tugend,
Wie damals beim Alter und bei der Jugend.



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