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Quelle:

Huldigung den Frauen
Taschenbuch für das Jahr 1848

Frauenrosen
Johann N. Vogl
Gedichte

Wien
Verlag von Tendler & Comp.

Frauenrosen

Wieder, wie es Sängersitte,
Lege ich mit freud'gem Sinn
Einen frischen Kranz von Rosen
Huld'gend Euch zu Füßen hin.

Ist verwelkt er auch in Bälde,
So verschmerzt sich's doch im Nu,
Lächelt ihr nur, "Frauenrosen,"
Huldvoll Eurem Sänger zu.

 


Nordlandrose (Rosa Noisettiana)

Wo Nordens Klarheit und des Südens Glut
So wunderbar sich wie in Dir vereinen,
Da drängt wohl Alles sich mit freud'gem Mut
Zu huldigen dem lieblichsten Erscheinen.

O horch, wie feiert Dich mit Klang und Schall
Der Chor der Sänger, die Dich wahrgenommen,
Vielleicht nur trauert eine Nachtigall,
Da sie nicht weiß, ob Du ihr Lied vernommen.


 



 


Jugendrose

O Jugendrose, reich an Wonneträumen!
In denen sich so gern das Herz verliert,
Wo gold'ne Früchte noch an allen Bäumen
Und jeder Pfad mit Blumen ist verziert,

O mögest Du bei all' den Frauenrosen,
Von deren zarter Hand dies Blatt berührt,
Noch lang im Innern blüh'n, wenn Sturmestosen
Die Frühlingsrosen ihrem Haar entführt.


 



 


Damaszenerrose (Rosa Damaszena)

Nicht schüchtern hüllst du dich in Blättermassen,
Du zeigst dich Allen offen, wie du bist,
Magst dich mit Zierereien nicht befassen,
Du weißt, für Rosen ist nur kurze Frist.

Gern horchst du drum den jungen Sängerkehlen
Und schlürfst den gold'nen Strahl mit heißer Brust;
Wer möchte dich darum, du Holde, schmählen?
Du hast ja nur getan, was du gemußt.


 



 


Pfingstrose (Rosa majalis)

Die Schönheit ist dein Schmuck, Lieb' dein Gewerbe,
Und heiter ist dein flücht'ges Erdensein,
Denn wenig nur mischt sich von deiner Herde
In deine Paradiesesträume ein.

Du blühst und liebst in blauen Maientagen,
Du liebst und blühst im Frühlingssonnenschein,
Und flieht der Lenz, so welkst du ohne Klagen,
Und denkst nur stets, es müsse g'rad so sein.


 



 


Samtrose (Rosa gallica)

Wie schelmisch lauscht aus Blättergrün die Rose,
Sie weiß es wohl, daß ihr ein Liebes nah,
Nicht sträubt sie sich dem auferlegten Lose,
Sind Rosen doch der Liebe wegen da.

D'rum ist es schön, wenn zwischen Blatt und Moose
Sich liebesschüchtern uns die Rose zeigt,
Doch schöner ist es, wenn die Makellose
Mit holder Scham dem Liebenden sich neigt.