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Ungarische Volkslieder
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                    1.

Täubchen, niste doch so dicht
An dem Saum der Straße nicht.
Wandeln dort zu viele Leute,
Machen Dich zu ihrer Beute!

Bau' im Wald Dein Nestlein hin
Und auch da nur mitten drin,
Auf der Zeder höchstem Zweige
Oder unterm Blatt der Feige!

Lieb, mein Lieb, Dein Herz ist schwer —
Warum liebst Du mich so sehr?
Und warum ist nicht Dein Lieben
Ewig ein Geheimnis blieben?

Wo am Tag die Liebe geht,
Wird sie von der Welt geschmäht:
Lieben ist ein süßes Treiben,
Aber heimlich muß es bleiben!

                    2.
               Zöld Marci

Nachtwind streicht mit kaltem Hauch,
In der Seele friert mich auch!
Marci, komm', laß Dich verstecken
Unter meiner bunten Decken!

Ach, Du bist ein treues Blut,
Deine Seele kenn' ich gut;
Will noch heute selber hangen,
Oder Marci ist gefangen!

Ja, so lange wart' ich Dein,
Bis gesponnen dieser Lein; —
Bist Du dann noch nicht gekommen,
Wird noch mehr dazu genommen.

Ach, nun ist die Spindel leer
Und kein Lein zum Spinnen mehr!
Scheucht der Hahn schon die Gespenster,
Marci, klopf' doch an mein Fenster!

Doch am Tor, was rückt und rauscht?
Liebster hast Du mich belauscht?
O, mein Herz ist warm und rein,
Marci, komm' ich laß Dich ein!

                    3.

Gottes Segen sei mit Dir,
Du mein Schätzelein!
Deines Herzens Frieden soll
Seine Sorgen sein!

Kränk' Dich nicht, wenn Beelzebub
Mich nicht ganz verläßt,
Gottes Engel hält dafür
Dich am Händchen fest!

                    4.

Alle Wetter! hell, wie Feuer
Ist Dein Auge, braune Maid,
Hunderttausend Taler teuer
Schätzt es auch der blasse Neid!

Ja, wer solche Augen hätte,
Sternenfeuer, ohne Rauch! —
Hol's der Teufel —
teremtette!
Wer Dich sieht, der liebt Dich auch!

                    5.

Blitzen schon die Sternelein,
Heimwärts geh' ich sacht,
Biete dem Herzliebsten mein
Eine gute Nacht.
Sei mit einem Gruß bedacht
Alles, groß und klein,
Aber eine gute Nacht
Biet' ich ihm allein!

                    6.

Um Silber und Gold nimm keine Braut,
Noch um ihrer Rede Schmeichellaut,
Sieh' nicht nach ihrem zierlichen Kranz,
Nach ihrem Füßchen guck' nicht beim Tanz!

Doch wandelt sie still und sittig dahin
Und hegt sie magdlichen, frommen Sinn,
Greif' zu und vor ihres Herzens Schrein
Häng' still ein goldenes Schlösselein!

                    7.

Verdorrt ist die Heide und kahl ist der Rain, —
Mein Roß, ich schlag Dir den Schädel ein!
Ich will Deine Haut zum Juden tragen,
Die Sorge mir aus dem Kopfe schlagen!

"Und bringt Dir mein Fell auch güld'nen Gewinn —
Wer trägt Dich über die Pußta hin?
Erschlag' mich nicht! Auf der Winterheiden,
Auf Gerstenstoppeln will ich weiden!"

Sei still, mein Rößlein, ich tu' Dir kein Leid!
Wir sausen dahin zu der braunen Maid,
Die bringt mir ein Mahl voll beißender Würze
Und Futter für Dich in der seidenen Schürze!

                    8.

Wie schön der Stern des Abends
Mit seinem Flimmerschein!
Wie schön der blonde Bursche
An meinem Fensterlein!
Ich sollt' im Einlaß geben,
Ein Plätzchen auf meiner Bank,
Dem rotwangigen Knaben
Ein Bettlein, weich und blank!

O hätt' ich am Finger ein Ringlein,
Ein Brieflein in meiner Hand,
Drauf stünde der Name des Knaben
Geschrieben am weißen Rand!
Für zwanzig goldene Äpfel
Gäb' ich den Namen nicht her
Und ihn um die ganze Welt nicht,
Wenn er mein Eigen wär'!

                    9.

Dem Röslein ohne Wurzel,
Dem fallen die Blätter ab, —
Auch ich muß nun verwelken,
Weil ich keinen Schatz mehr hab'!

"Verwelke, falsches Röslein,
Verwittert und zerstört, —
Du warst eine rote Rose,
So lang' Du mir gehört!"

Ich war eine rote Rose,
Jetzt bin ich bleich, wie der Tod,
Die salzigen Tränen waschen
Von meinen Wangen das Rot!

Jetzt geh' ich hin und wieder
Auf öder Straße allein
Und keiner will mir sagen:
Mein Röslein, komm' herein!

"Und will Dich keiner rufen,
Mein Röslein, bleich und fahl,
So komm', ich küss' Dich wieder
Wohl hunderttausendmal!"

                    10.

Was soll ich Dir schreiben, mein Engelein? O weh!
Du Veilchen mit tauigen Wänglein! O weh!
Ich kann ja nicht schreiben, ich zitt're zu sehr,
Ich kann ja nicht sprechen, mein Herz ist zu schwer,
O weh, o weh, o weh!

Nun bring' mir den Zaum und den Zügel, o weh!
Und schnalle mir fester den Bügel, o weh!
Nun siehst Du gezäumt und gesattelt mein Tier
Und glaubst Du noch immer, ich bleibe bei Dir?
O weh, o weh, o weh!

Und beiß' ich mich auch in die Lippen, — o weh!
Ich presse mein Roß in die Rippen, — o weh!
Behüt' Dich der Himmel, lieb Angesicht,
Wir sehen uns wieder — oder auch nicht!
O weh, o weh, o weh!

                    11.

Wo warst Du denn, mein Häschen klein?
"Beim Bächlein, beim Bächlein!"

Was hast Du gesucht an des Bächleins Fluten?
"Nur Weidenruten, nur Weidenruten!"

Was wird aus den Ruten, mein Häslein, traun?
"Ein Gartenzaun, ein Gartenzaun!"

Wozu brauchst Du ein Gärtchen, mein Häslein?
"Für Blumen und Gräslein, für Blumen und Gräslein!"

Wozu nun sollen die Blumen sein?
"Für Sträußelein, für Sträußelein!"

Für wen aber willst Du die Sträußlein haben?
"Für schöne Knaben, für schöne Knaben!"

                    12.

Als ich ein freier Bursche war,
Da klirrte meiner Sporen Paar: "Auf, auf!
Zu Bier und Schnaps und Wein,
Das Mädel kriegst Du obendrein! Auf, auf!"

Doch als ich hatte Weib und Herd,
Schlug in die Eisen schwer mein Pferd: "Auf, auf!
Zu Salz und Rindfleisch und Kartoffel,
Zu Deines Weibes Holzpantoffel! Auf, auf!"

Jetzt bin ich alt und krumm dazu,
Jetzt seufzen meine Krankenschuh: "Auf, auf!
Zum Kirchenstuhle, schlipp und schlapp,
Von dort zur Truhe, tripp und trapp! Auf, auf!"

                    13.

Treibe meine Gänselein
Barfuß bis Komorn!
Wickel wackel Gänsebein!
Barfuß bis Komorn!

Könnt' ich seh'n mein Mägdelein,
Trieb' ich sie noch weit!
Wickel wackel Gänsebein!
Trieb' ich sie noch weit!

Fahr' mich, braunes Liebchen mein,
Über'n Donaufluß!
Wickel wackel Gänsebein,
Über'n Donaufluß!

Fährst Du mich hinüber fein,
Küss' ich Dich am Strand!
Wickel wackel Gänsebein,
Küss' ich Dich am Strand!

                    14.

Ich weiß ein kleines Häuschen,
Das still nach Morgen schaut:
Nach Wermut schmeckt die Brühe,
Die man darinnen braut.

Das Tischlein deckt die Trauer,
Den Becher füllt die Pein:
"O Mutter, ich wollt' ich läge
Im engen Totenschrein!

O Mutter! Was mich kümmert?
Warum meine Wange bleicht?
Weil mir eine Elle Bandes
Nicht mir als Gürtel reicht!

Ich kenn' einen blonden Burschen,
Dem band ich einen Strauß,
Daß er damit mich schmücke,
Wenn man mich trägt hinaus!"

                    15.

Am Rocken sitzen, im Abendschein,
Die Mägdlein in der Runde,
Der Bursche klebt am Fensterlein
Mit festgefror'nem Munde.

Kind! halte Deine Kerze dran,
Auf daß die Lippen tauen,
Verbrennt er sich den Mund auch dann, —
Was hat er da zu schauen?!

                    16.

Sorglos leb' ich, bin der Sohn
Bettelarmer Leute!
War ein Lump als Knabe schon,
Bin ein Lump noch heute!
Weil ich nichts zu essen hab',
Brauch' ich keinen Teller,
Zähl' ich meine Gelder ab,
Find' ich keinen Heller!

Hab' ein Weib; daß Gott erbarm'
Und ich hab' auch keines,
Wiegt sogar ein Kind im Arm,
Aber 's ist nicht meines.
Soll's damit zur Taufe geh'n,
Find ich keinen Pfaffen,
Soll mir Einer Pate steh'n,
Kann ich keinen schaffen!

Hol' ich mir im Keller Wein,
Find' ich keinen drinnen, —
Schleich' ich mich in's Wirtshaus ein,
Jagt man mich von hinnen!
Nähme gerne Geld auf Pump,
Will mir Keiner borgen,
Habe nichts, — ich armer Lump! —
Hab' auch keine Sorgen!

                    17.

Vöglein flattert in dem Strauch:
Flatt'rig ist das Mädchen auch!
Ist sie's, tut sie recht daran —
Also will's der Bursche han!

Dornig ist der Rosenstamm:
Trägt der Bursche hoch den Kamm!
Tut er's, tut er recht daran —
Also will's das Mädel han!

Wehe, wie die Nessel brennt!
Wehe, wie das Mädel flennt!
Tut sie's, tut sie recht daran —
Wie man kocht, so ißt man dann!

Brr! wie sauer ist die Schleh'!
Bursche nimmt ein Weib zur Eh'!
Tut er's, tut er recht daran —
Wie man's Bett macht, liegt man dann!

                    18.

Gottes Segen dem Magyaren,
Ruhm bis an der Zeiten Schluß!
Fröhlich soll ihn Gott bewahren,
Wie den Fisch im Donaufluß!

Ruhe sei dem Land beschieden,
Eintracht seiner Kinder Schar!
Nimmer störe seinen Frieden
Weder Türke, noch Tartar!

Weis' im Rate alte Stirnen,
Feuerköpfe in der Schlacht,
Stolze Weiber, schlanke Dirnen,
Daß das Herz im Leibe lacht!

Reich an Fischen überschäumen
Soll die Donau und die Theiß,
Lagern unter unsern Bäumen
Reh und Damhirsch rudelweis'!

Roß und Rind, auf fetter Weide
Grase, wie im Paradies,
Wand'le Gott in weiche Seide
Uns'rer Schafe woll'nes Vlies!

Auf den Speichern, Sack am Sacke,
Stehe Weizen, Gerste, Korn,
Brot, auch für den Ärmsten, backe
Miskolcz, Debreczin, Komorn!

Zahllos an des Bakony's Ästen
Sollen braune Eicheln steh'n,
Unter einem Baum sich mästen
Über Nacht der Säue zehn!

Nun noch Eins soll Gott uns geben,
Das entflammt zu Wort und Tat:
Jedem Hügel Saft der Reben, —
Wasser — nur für's Mühlenrad!

Ungarwein belebt die Zunge,
Träufelt Mut und Klugheit ein —
Jeder blöde Hirtenjunge,
Der ihn schlürfte, spricht Latein!

Also Wein her und nicht wenig!
Sprecht den Segen, froh und frei:
Gott erhalte unsern König,
Unser Land und uns dabei!

                    19.

Wenn Du gehst, so geh' ich mit,
Folge Dir auf Schritt und Tritt,
Liebst Du mich, so lieb' ich Dich,
Was Du tust, das tu' auch ich.

Geh' hinaus! — Ich geh' hinaus,
Küß' Dich draußen, vor dem Haus;
Liebst Du mich, so lieb' ich Dich,
Was Du tust, das tu' auch ich!

Geh' hinein! — Ich geh' hinein,
Küsse Dich im Kämmerlein;
Liebst Du mich, so lieb' ich Dich,
Was Du tust, das tu' auch ich!

Wenn Du stirbst, so sterb' ich auch,
Such' Dich unterm Weidenstrauch!
Liebst Du mich, so lieb' ich Dich,
Was Du tust, das tu' auch ich!

                    20.

Streicht ein Lüftchen durch den Wald —
Dorther kommt der Liebste bald,
Balde, balde durch den Wald!
Auf den Lippen hat er Küsse,
In den Taschen Haselnüsse,
Hasel-, Hasel-, Haselnüsse,

Zieht den Hut und schleicht heran,
Zögernd, wie ein Bettelmann,
Bettel-, Bettel-, Bettelmann!
Laß den Hut und laß die Mätzchen,
Bist lange schon mein Schätzchen,
Lange, lange, lang' mein Schätzchen!

                    21.

Fällt der Schnee und hüllt mich ein,
Treulos ist mein Schätzelein,
Daß Du mich geliebt so lang,
Dafür sagt mein Herz Dir Dank!

Dunkel wird's — die Eule schreit,
Denn die Nacht ist ihre Zeit.
Wie vergeht mir heut' die Nacht?
Wie wird mir das Bett gemacht?

                    22.

O weh! wie ist Dein Tuch triefnaß!
Gab Dir Dein Schatz den Wanderpaß?
Gib's Tüchlein her, ich wasch' es Dir,
Es kräht ja auch kein Hahn nach mir!

Was ist die Stunde, sag' mir nur?
"Es dämmert kaum — wohl erst drei Uhr!"
Ich bleibe bis zum Morgenrot
Und schlag mit Dir die Stunden tot!

Und wird es rot am Bergesrand,
Reich' ich zum Abschied Dir die Hand,
O weh', dann bleibst Du hier allein —
Laß mich nicht ganz vergessen sein!

                    23.

Es steht ein Häuschen am Bergeshang,
Schneeweiß die Mauern, die Fenster blank.

Daneben rieselt ein Bächlein klar,
Drin wäscht sich ein weißes Taubenpaar.

Die sollten ein Bursch und ein Mädel sein,
Eins ich und das And're mein Schätzelein!

                    24.

Tänzelt eine braune Maid
Zierlich zum Altar,
Seid'ne Schürze, Fälbelkleid,
Krauses braunes Haar,
Eia hei! Wie's immer sei,
Neue Blumen bringt der Mai!

Lange Zöpfe, schlanker Leib,
Blanke Flitterschuh —
Du bist schön, Du braunes Weib,
Aber falsch dazu!
Eia hei! Wie's immer sei,
Neue Blumen bringt der Mai!

Stutzt mein Roß am Straßenrain,
Läuft sonst, wie der Wind!
Sitzt ein blondes Mägdelein
In der Stub' und spinnt!
Eia hei! Wie's immer sei,
Neue Blumen bringt der Mai!

An dem Brunnen vor dem Haus
Sitzen Täubchen, zwei, —
Blondes Mädel, komm' heraus,
Tränk' uns alle drei!
Eia hei! Wie's immer sei,
Neue Blumen bringt der Mai!

Sonne sinkt und kommt herauf,
Ohne daß ich's seh', —
Veilchen blüh'n und Rosen auf,
Eh' ich von Dir geh'!
Eia hei! Wie's immer sei,
Neue Blumen bringt der Mai!

                    25.

Frau Wirtin, Frau Wirtin, steck' an ein Licht!
Sag' hast Du ein schlehäugig Mädel nicht?

Und hast Du kein schlehäugig Mädel im Haus,
So blase dein Lämpchen nur gleich wieder aus!

"Ich habe Bier und habe Wein
Und hab' auch ein schlehäugig Mägdelein!"

Ich brauch' nicht Dein Bier und nicht Deinen Wein,
Ich will nur Dein schlehäugig Töchterlein!

Doch füllt mir Dein blauäugig Mädel den Krug,
Dann ist mir ein Eimer voll Bier nicht genug!

Und reicht mir Dein schönäugig Mädel den Wein,
Dann gurgelt er mir bis in's Herz hinein!

                    26.

Hei, das nenn' ich wieder Leben!
Meinen Kalpak setz' ich auf
Und, die mir mein Schatz gegeben,
Eine Reiherfeder drauf!

Fort den Puder aus den Haaren,
Mehl ist gut für Brot und Brei!
Und den Schnurrbart des Magyaren
Dreh' ich wieder keck und frei!

Deutscher Langrock, Dir zum Possen —
Sieh' nur, wie die Mente fliegt!
Wie der Dolman, angegossen,
Schlank sich an die Hüfte schmiegt!

Nimmer schlappt das Beinkleid lose,
Wie ein Weiberrock an mir,
O, Du enge rote Hose,
Leben läßt sich erst in Dir!

Gelbe Csizmen hab' ich wieder
Und die Sporen, hell im Glanz,
Klirren mir Zigeunerlieder
Oder einen Werbetanz!

Mit dem Gurt, dem blanken, knappen,
Schnall' ich an den Säbel mir —
Dann besteig' ich meinen Rappen,
Mein geliebtes, stolzes Tier!

Hei, nun schlag' ich, wie die Mücken,
Türken und Tartaren tot,
Aus der Haut an ihrem Rücken
Schneid' ich Riemen, blutig rot!

Trinke aus dem Türkenbunde
Meinen Wein, gleich auf dem Platz,
Schlürf' ihn ein mit heißem Munde
Auf Dein Wohl, mein brauner Schatz!

Gelt', nun klopft Dir's unterm Mieder,
Siehst Du so den Liebsten Dein, —
Ein Magyare bin ich wieder
Und nichts And'res will ich sein!

                    27.

O weh! ich bin in den Bock gespannt,
Da nützt kein Jammerschrei!
Die Liebe hat mich festgebannt
Und läßt mich nimmer frei!

Doch aus dem Joch der Liebe blüh'n
Wohl tausend Röselein,
Die streu'n mir ihre Blätter hin,
Da bett' ich mich darein!

                    28.

Ob ich Dich lieb', ob ich Dich lieb'
O Marisch, Marisch, Ungarkind?!
Mein Herz ist krank, mein Aug' ist trüb',
Ich geh' zu Dir durch Nacht und Wind!

O lege leis', o lege leis'
Mir auf die Stirn die Hände beid',
Damit ich weiß, damit ich weiß,
Ob Du mich liebst, Du süße Maid!

                    29.

Wenn ich denke wie der Pfarrer
Uns getraut am Sonntag Früh,
Friert mich noch, ob ich die Bunda
Über beide Ohren zieh'!

Blüht der Flachs mir auf dem Felde,
Dorrt der Hanf mir vor dem Haus,
Ach mein Ännchen, totes Ännchen,
Spinnst mir doch kein Hemd daraus!

                    30.

Der Spatz kann keine Schwalbe sein,
Die Ratte ist kein Wiesel,
Das Nesselkraut kein Rosmarein,
Kein Edelstein der Kiesel!

Wer Schlehen statt der Trauben hegt,
Dem wird kein Wein geraten
Und wer aus Kupfer Münzen prägt,
Dem wachsen nicht Dukaten!

So liebt die treue Taube nicht,
Wie wilde Falken lieben,
Wenn Du's bedacht, lieb Angesicht,
Wärst Du mir treu geblieben!

                    31.

Im Wald zu Torda, da ist ein Plätzchen.
Dort reift die braune Haselnuß,
Dort wartet mein ein braunes Schätzchen
Und spitzt die Lippen schon zum Kuß.

Zu Torda bis zum Straßenstaube
Neigt schon das Korn sein gold'nes Haar,
Schon pickt dran die Turteltaube,
Als es noch lang nicht zeitig war.

Im Wald zu Torda sind eng die Wege, —
Da wachsen die klugen Kinder drein
Und über den Graben sind schmal die Stege,
Da wandeln die kecken Mägdelein!

Zu Torda rauscht ein Bächlein nieder,
Die Binse schwankt aus seiner Flut
Und neigt sich hin und neigt sich wieder
Und neigt sich still in meinen Hut!

                    32.

Sobri, alter Spießgesell,
Meint' ich doch, ich seh' Dich nimmer!
"Hei! und bin ich nicht zur Stell',
Von mir hören laß ich immer."

Sobri Joszi, alter Freund,
Wie gefällt Dir denn das Wandern?
"Nicht so gut, wie ich gemeint,
Denn mein Schatz nahm einen Andern!"

Sobri, dort in Baltovár
Wie ist Dir die Zeit verlaufen?
"Hei, das ganze liebe Jahr
Bald mit Lieben, bald mit Raufen!"


Sobri, kennst Du dort dies Haus
Mit den kleinen Fensterluken?
"Ob ich's kenne, drin und draus,
Hei, dort wohnen die Heiducken!"

                    33.

Ein Brieflein schrieb mir ein Kavalier:
"Ich schenk' einen silbernen Taler Dir!"
Den silbernen Taler mag ich nicht
Und nach dem Junker frag' ich nicht!

Drauf klopft der Schuster bei mir an:
"Willst Du zwei rote Stiefel han?"
Die roten Stiefel, die mag ich nicht
Und nach dem Schuster frag' ich nicht!

Dann schrieb der Student aus dem Nachbarhaus:
"Sag', willst Du einen Blumenstrauß?"
Den Blumenstrauß, den mag ich nicht
Und nach dem Studenten frag' ich nicht!

Der Krämer winkt mir: "Ein Wörtchen nur! —
Brauchst Du eine rote Korallenschnur?"
Die roten Korallen mag ich nicht
Und nach dem Krämer frag' ich nicht!

Der braune Pista nickt einen Gruß:
"Willst einen Turteltaubenkuß?"
Ei freilich, — einen und zwei und drei —
Den braunen Pista aber dabei!

                    34.

Tief ist der Donaufluß am Strand,
Noch tiefer in der Mitte:
Mein Schatz, der irrt am Uferrand
Und lugt nach meiner Hütte.

Ich möcht' eine schöne Brücke Dir
Wohl bauen aus weißen Steinen,
Das eine Ende vor Deiner Tür
Das andere vor der meinen!

                    35.

Goldähren schimmern im Erntekranz,
Mein Liebster spielt die Geige zum Tanz.
Zur Schenke, zur Schenke, schleich' ich mich,
Am Ende, am Ende küss' ich Dich!

Kein' bess're Herberg' weiß ich mir,
Als draußen im Hof vor seiner Tür,
Da breit' ich mein schönes Tüchlein aus
Und wein' und warte vor seinem Haus.

Wie ist da drüben der Himmel so rot!
Lieb Schätzchens Mutter zürnt und droht,
Ach Mutter, laß das Zürnen sein,
Ich werde ja nimmer Dein Töchterlein!

Nun ist die Heide so kalt, — o weh!
Und draußen im Hofe liegt der Schnee;
Zerrissen ist mir das Tüchlein fein,
Verlassen hat mich mein Schätzelein!

                    36.

Ich war ein Bub' und noch kein Mann,
Da hub' ich schon zu stehlen an.
Bin jetzt ein Dieb von vierzig Rossen
Und war noch niemals krummgeschlossen!

Und zieht der Richter schief das Maul,
Flugs stehl' ich ihm den besten Gaul
Und laß mich noch von seiner Gnaden
Denselben Tag zum Nachtmahl laden!

Banknoten hab' ich mehr als Heu,
Ein Rudel Gäule auf der Streu;
Los schlag' ich die gestohl'nen Mähren
Und kauf' mir neue dann in Ehren!

Und rückt mir der Heiduck in's Haus,
Reiß' ich auf meinem Falben aus
Und bin in vierundzwanzig Stunden
Von Debreczin nach Pest verschwunden!

                    37.

Es kommt ein trauriger Bursche
Gezogen nach meinem Haus —
Ich seh's ihm ab an den Augen,
Er sieht nach Herberg' aus.

Ich will Dir Herberg' geben
Und Deinem Rößelein,
Willst Du mich dafür lieben,
Mich lieben ganz allein!

Und wenn Du gehst von hinnen,
Mein Schatz, dann bleib' mir treu
Und sag' mir auch getreulich,
Wo Deine Straße sei!

Die Straße will ich pflügen
Mit einem gold'nen Pflug
Und kleine Perlen säen,
Allwo er Furchen schlug.

Und wie sein schwarzes Röcklein
Alltäglich trägt der Rab',
So trag' ich meine Trauer,
Bis ich Dich wieder hab'!

                    38.

Die Ähren waren geschnitten,
Nach Stoppeln wollt' ich geh'n,
Da sah ich mit langen Schritten
Den Liebsten Weizen sä'n.

Streu' aus die gold'nen Schrötlein
Und wachsen die Ähren draus,
Dann back' ich weiße Brötlein
Zu unserm Hochzeitsschmaus!

Ich lese Stoppeln zusammen
Und heize den Ofen mir;
An meines Herdes Flammen,
Mein Schatz, sitz' ich mit Dir!

O weh! Du kommst nicht wieder!
Muß einsam backen mein Brot;
Am Feuer setz' ich mich nieder
Und friere mich schier zu Tod.

                    39.

Husch, husch, husch,
Liebchen hintern Busch,
Auf den Schoß mir husch'!
Bleib' im Nest, Du Täubchen mein,
Halte Deine Flügelein,
Laß das Flattern sein!

Kuß, Kuß, Kuß!
Gib mir einen Kuß,
Süß, wie Haselnuß!
Hast mit Deinem Küssen, Kind,
Feuerflämmchen angezünd't, —
Küss' sie aus geschwind!

                    40.
     Kinder- Weihnachtslied

Nach Bethlehem geschwind, geschwind,
Da liegt das kleine Jesukind,
Das ich so lang gesuchet hab'!
O Hirte, nimm die Bunda ab

Und deck' damit das Knäblein zu,
Es hat ja keine Riemenschuh'
Und keine gespornten Stiefel fein,
Es frieren ihm die Füßelein!

                    41.

Du bist nicht einer Mutter Kind,
Du bist, von Frührot angeglüht,
An einem Pfingsttag, warm und lind,
An einem Rosenzweig erblüht!

O dürft' ich von den Wangen Dir
Nur pflücken diese Röslein rot,
Als Strauß an's Herz steckt' ich sie mir
Und trüge sie bis in den Tod.

                    42.
             Schön Ilona

Grüß' Gott, Herr Richter, seid Ihr da
In eurem großen Haus?
"Grüß' Gott auch Dich, schön Ilona,
Was willst Du in meinem Haus?"
Herr Richter meine Gänselein,
Die trieb ich auf die Weide,
Des Richters Sohn kam querfeldein
Wohl über die grüne Heide.
Er hetzt' die Gänse hütt und hott
Gar unbarmherziglich —
Der Sohn des Richters schlug mir tot
Den schönen Gänserich! —
"Und für den schönen Gänserich,
Sag', was begehrest Du?!"
Für meinen schönen Gänserich?
Herr Richter, hört mir zu!
Für jedes weiße Federlein
Ein Stück geprägtes Gold,
Für jedes gelbe Wackelbein
Ein Löffelein von Gold,
Für jeden Flügel will ich als Preis
Ein Tellerlein von Gold
Und für sein Schnatterhälslein weiß
Ein Schäferhorn von Gold!

"Schön Ilona, das ist hoher Lohn
Für Deines Gansers Flaum!
Da hänge lieber des Richters Sohn
Dafür am Hängebaum!"
Ja, wenn Ihr an dem Baume find't
Ein volles Röselein
Und wenn des Baumes Äste sind
Die beiden Arme mein!

                    43.

Verstummt ist meine Flöte — sie zerbrach
Dort unterm Hügel, an dem Weidenbach;
So schmerzlich tönte meiner Weisen Klang,
Daß selbst das harte Holz darüber sprang!

Einst blies ich wohl der frohen Lieder viel,
Als noch mein Schätzel horchte meinem Spiel;
Bei stiller Nacht, im klaren Mondenschein,
Wie spielt' ich schön vor ihrem Fensterlein!

Doch seit der Zeit, da mich verließ mein Lieb,
Klang auch mein Hirtenrohr nur dumpf und trüb',
Wie spielt' ich sanft und doch brach's mir entzwei,
Wie liebt' ich Dich und brachst mir doch die Treu'!

                    44.

Es ragt ein düst'rer Turm auf weißem Platz; —
In eines Andern Armen lacht mein Schatz.
Hol' ihn die Pest — der Teufel soll ihn holen,
Der einem Andern seinen Schatz gestohlen!

Dort überm weißen Felde wölkt sich's trüb, —
In eines Andern Armen weint mein Lieb!
Hol' ihn die Pest — der Teufel soll ihn holen,
Der einem Andern seinen Schatz gestohlen!

                    45.

Sag' an, mein braunes Mägdelein,
Wie komm' ich Nachts zu Dir herein?
Der Hund bellt auf der Gassen,
Da werden sie mich fassen!
"Dem Hunde geb' ich Fleisch und Bein,
Da läßt er gleich das Bellen sein
Und Du, Du kannst herein!"

Sag' an, mein braunes Mägdelein,
Wie komm' ich Nachts zu Dir herein?
Im Stall die Gänslein schnattern,
Da wird man mich ergattern!
"Ich gebe Hafer den Gänselein,
Da lassen sie das Schnattern sein
Und Du, Du kannst herein!"

Sag' an, mein braunes Mägdelein,
Wie komm' ich Nachts zu Dir herein?
Im Hof miau'n die Kätzchen,
Da fängt man mich, mein Schätzchen!
"Ich gebe Milch den Kätzelein,
Da lassen sie das Miauen sein
Und Du, Du kannst herein!"

Sag' an, mein braunes Mägdelein,
Wie komm' ich Nachts zu Dir herein?
Die Mäuslein werden pfeifen,
Da wird man mich ergreifen!
"Und schreckst Du Dich vor einer Maus,
Da schere Dich lieber gleich hinaus
Und bleib' mir aus dem Haus!"

                    46.

Einsam geh' ich, träg' und stumm,
Seh' mich auch nach Keinem um;
Nur beim Schätzlein will ich schau'n
Heimlich über'n Gartenzaun.

Nur von draußen will ich seh'n
Was da drin für Blumen steh'n:
Nelken, Veilchen, Rosmarein,
Einmal wirst Du doch noch mein!

                    47.

Der Hanns weint draußen vor dem Tor,
Die junge Wirtin stand davor:
"Was weinst Du, lieber Hanns?"
Ach Wirtin, schöne Wirtin mein,
Laßt mich in Euren Hof hinein! —
"Von Herzen, lieber Hans!"

Der Hanns, der weint im Hofe drin,
Da kam die Wirtin zu ihm hin:
"Was weinst Du, lieber Hanns?"
Ach Wirtin, schöne Wirtin mein,
Laßt mich in's Vorhaus doch hinein! —
"Von Herzen, lieber Hans!"

Der Hanns, der weint im Vorhaus drin,
Da trat die Wirtin zu ihm hin:
"Was weinst Du, lieber Hanns?"
Ach Wirtin, schöne Wirtin mein,
Laßt in die Stube mich hinein! —
"Von Herzen, lieber Hans!"

Der Hanns weint in der Stube drin,
Da kam die Wirtin zu ihm hin:
"Was weinst Du, lieber Hanns?"
Ach Wirtin, schöne Wirtin mein,
Ich möcht' mich legen in's Bett hinein! —
"Von Herzen, lieber Hans!"

Der Hanns der weint im Bette drin,
Da kam die Wirtin zu ihm hin:
"Was weinst Du, lieber Hanns?"
Ach Wirtin, komm' zu mir herein,
Dann wein' ich weiter kein Tränelein! —
"Von Herzen, lieber Hans!"

                    48.

Weh', weh', weh',
Tut das Herz mir weh'!
Seit dem Tag, da Du gekommen,
Seit Du mir mein Herz genommen!
Tut es mir so weh'!

Sieh', sieh', sieh',
Ist's ein Wunder, sieh'?!
Daß mir Deiner Blicke Funken
Zündend in das Herz gesunken,
Ist's ein Wunder, sieh'?!

Ach', ach', ach',
Welch ein Jammer ach'!
Daß Dein Herz so wetterwendig
Und bei Keinem je beständig —
Welch ein Jammer ach'!

Fort, fort, fort,
Morgen geh' ich fort!
Will die weite Welt durchmessen,
Will, mein Schätzlein, Dich vergessen —
Morgen geh' ich fort!

Und, und, und,
Und das Glück ist rund,
Einmal noch, wer kann es wissen?
Einmal werd' ich Dich noch küssen
Auf den roten Mund!

                    49.

Die Dämlein und die feinen Frauen
Stolzieren gerne wie die Pfauen,
Sie wollen nicht in Csizmen (Stiefeln) geh'n
Und lassen sich kleine Schuhe näh'n:
Schnelle, schnelle, auf der Stelle!

Sie mögen nicht in's Bettlein kriechen,
Eh' sie nach Salben und Wässern riechen
Und meinen, es lockt die Spezerei
Den Mann, wie Speck die Maus herbei:
Schnelle, schnelle, auf der Stelle!

Ich aber kleid' mich wie die Taube,
Schneeweiß vom Röcklein bis zur Haube
So will ich ohne Schmuck und Zier
Mich wiegen auf den Knien Dir:
Schnelle, schnelle, auf der Stelle!

                    50.

Es ziehen sechzehn Rößlein traun
Das Schiff dort an den Strand,
Je mehr sie zieh'n, die Rößlein braun,
Je bälder stößt's vom Strand.

O schlüge doch das Wetter drein,
Daß sich's vom Fleck nicht rühr',
O bliebe der Herzliebste mein
Nur heute noch bei mir!