zum Index

zurück
 

Scherzhafte Gedichte 2
 

Der Kranke und der Doktor
Die Erfindung des Pulvers
Grabschrift
Der erfurchtsvolle Liebhaber
Philosophie des Zechers
Reisebeschreibung
Fluch verschmähter Liebe
Der Geizhals
Der verliebte Bauernjunge
Die Großmutter
Der Monolog eines Verzweifelten
Der Krieger an sein Schwert
Die Seelenwanderung des Pythagoras
An die Schnecke

 

Der Kranke und der Doktor

Der Schwelger Amarant litt an dem Podagra,
Er war ein reicher, reicher Mann,
Drum wandten auch, wie man sich's denken kann,
Die Herrn Doktoren fern und nah
Die besten Mittel und Methoden an,
Ihn zu befrei'n von solcher Qual des Lebens;
Doch war Kunst, Wissenschaft und aller Fleiß vergebens
Umsonst ward Brower und Hufeland durchlesen;
Der Kranke starb nicht, doch konnt' er auch nicht genesen.
Da schickt' er nun so im verzagten Sinn
Eilfertig zu dem Doktor Kirchhof hin,
Und ließ ihn höflich zu sich laden.
Der kam pfeilschnell gerannt zu seiner Gnaden;
Er fühlt den Puls, und spricht mit ehrfurchtsvollem Neigen:
Es freut mich über alle Maßen,
Daß seit zehn Jahren Sie mich einmal rufen lassen.
Darf fragen ich, warum Sie mir die Ehr erzeigen? —
Es macht die Krankheit mich, Herr Doktor, lebensmüde;
Mir ist erwünscht des Grabes sanfter Friede;
Drum bitt' ich Sie, mir jetzt gleich etwas zu verschreiben.
Ich weiß, Sie sind der Mann; — ich werd's nicht lange treiben.
Vergebens bilden sich die Herrn Kollegen ein,
Von meinem Podagra mich zu kurieren;
Und da's denn einmal muß gestorben sein,
So bitt' ich nur, mich schnell zu expedieren.


Die Erfindung des Pulvers
Ein Gespräch

                   Doktor Philotaph
Ja, ja, das Pulver bringet Tod und Wunden;
D'rum sei verwünschet, wer es hat erfunden!

                            Ich
Sie haben Recht, gerecht ist ihre Klage,
Doch wenn das Pulver ihnen so mißfällt,
Was schicken Sie mit Pulver alle Tage
So viele Patienten aus der Welt? —

Grabschrift
auf den Schneidermeister Jeremias Federleicht

Der mit dem Biegeleisen-Stolz einher geschritten,
Den warf des Todes Eisen selbst in's Grab;
Ihm, der so viele Fäden abgeschnitten,
Schnitt Atropos den Faden selber ab.

Der erfurchtsvolle Liebhaber
Nach dem Französischen

Verzeihen Sie, wenn ich's gehorsamst wage,
Sie wissen ja, die Liebe gibt uns Mut,
Und mit gebührenden Respekte frage:
Wie Wohldieselben gestern Nachts geruht?

Sie sind so gnädig heute; darum glaube
Ich, daß Sie meine Kühnheit nicht entrüst',
Wenn ich die weit're Frage mir erlaube:
Wie heute Dero Wohlbefinden ist?

Es wird sich freilich nicht die Frage schicken,
Doch würde mich von ihrem Rosenmund
Die Antwort auf die Frage sehr beglücken:
Ist noch Ihr Kater und Ihr Mops gesund? —

Nein, nimmer wird mich Ihr Befehl bewegen,
Der sonst mich treibt durch Dorn und Distel hin,
Den Hut und meinen Stock hier abzulegen;
Ich weiß, was ich der Ehrfurcht schuldig bin.

Gekränkt ist schon genug die Etikette,
Wenn ich, weil mir es Ihre Huld gebeut,
Jetzt näher nun zwei volle Schritte trete;
So eine Gunst erwecket mir den Neid.

Doch Himmel, nun erst merk' ich mit Entsetzen,
Was mein verwegnes Aug begangen hat!
Wie konnte ich die Ehrfurcht so verletzen!
Schwer will ich strafen mich für diese Tat.

Wie konnt' ich es, Ihr Herzenssklave, wagen,
Zu blicken in dies helle Sonnenlicht?
Wie erkannt er auf verwegne Augen schlagen,
Zu schauen in dies Götterangesicht! —

Sie zürnen nicht? es flammen keine Blitze?
Kein Donner rollt? — Es macht die Huld mich kühn;
Drum führ' ich Ihres Handschuhs Fingerspitze
Voll Dreistigkeit zu meinem Munde hin.

Philosophie des Zechers

Glaubet nicht, daß Weise nur,
Mit den langen Bärten,
Fanden echter Weisheit Spur,
Und sie Menschen lehrten;
Nennt nicht Wahn und Torheit es,
Was nicht sprach ein Sokrates.

Nicht von Denken ernst und bleich,
Unbebrillt die Nase,
Lehr' ich heitern Sinnes Euch
Weisheit mit dem Glase;
Mit dem Glas gefüllt mit Wein
Will ich Weisheits-Lehrer sein. —

Lieblich lehrt sich die Moral,
Gläser auf dem Teller,
Und ein schöner Büchersaal
Ist ein voller Keller;
Rheinwein ist mein Vorlesbuch;
Machen wir jetzt den Versuch!

Seht ihr, wie er golden blinkt,
Und dabei so helle,
Wie dem andern Dichter winkt
Im Gebüsch die Quelle;
Rein strahlt seine Topasglut,
Nichts trübt seine goldne Flut

Seht so klar wie dieser Wein
Soll das Leben fließen,
Heiter uns're Seele sein,
Friedlich das Gewissen:
Dann schließt sich in süßer Ruh'
Unser brechend Auge zu.

Milde gleitet er hinab,
Lieblich durch die Kehle,
Doch das Feuer, das er gab,
Brauset durch die Seele,
Und der deutsche Rebensaft
Gibt dem Zecher deutsche Kraft.

Männer, treu der ernsten Pflicht,
Pflegen so zu wandeln,
Machen viele Worte nicht,
Prahlen nicht; sie handeln
Ihren Werken sieht man's an:
Dieses hat ein Mann getan.

Dieser stolze Labetrank,
Den die Götter gaben,
Den sie — zollet ihnen Dank,
Selbst nicht besser haben,
Wird verfälscht oft uns gebracht,
Und von Stümpern nachgemacht.

Doch der Kenner merkt den Kniff
Schon beim ersten Becher;
Wer nicht den Betrug begriff,
Ist kein wahrer Zecher.
Solch Gemächt labt nicht das Herz,
Ekel macht es nur und Schmerz.

Alter schadet nicht dem Wein,
Wird bei ihm zur Tugend.
Uns im Alter zu erfreu'n,
Schont man seine Jugend.
Alter gibt dem Rebensaft
Erst die wahre Götterkraft.

Heil der Jugend, die wie Wein
In der Dau'r bestehet,
Und das Alter ändert ein,
Was die Jugend säet;
Alt soll echter deutscher Wein,
Tugend auch und Freundschaft sein.

Wenn ich Trauben — Feuer — Glut
In den Adern fühle,
Stürz' ich mich mit frohem Mut
Selbst in Kampfgewühle;
Scheu den Tod der Helden nicht,
Schau im keck in's Angesicht.

So gibt auch die Tugend Kraft,
Für die Pflicht zu siegen:
Und im Kampf mit Leidenschaft
Nie zu unterliegen,
Schenkt uns Licht und weisen Rat,
Weihet uns zur edlen Tat.

Viele Dinge, ernst und wahr,
Lehrt ein voller Becher
Unter Scherz die muntre Schar
Kunsterfahrner Zecher;
Gerne leert' ich euch noch mehr —
Doch — die Flasche ist schon leer.

Reisebeschreibung
des Herrn von Kukurutz

Die Welt ist rund, viereckig nicht,
Mit eingedrückten Polen;
Das hab' ich nur so per Bericht
Dem Leser sagen wollen;
Mir ist's gleich, eckig oder rund,
Ich schreib' es nur aus fremdem Mund.

Ein großes Wasser ist das Meer,
Und hat auch viele Fische,
Und Krebs' mit ellenlanger Scher',
Die lob' ich mir zu Tische:
Auch Stockfisch gibt es groß und feist,
Die man mit Senf und Butter speist.

Ich eile ohne Abschied fort,
So ist es
mode de France,
In Augsburg setzt' ich mich sofort
Gleich auf die Diligence:
Der Karren rollte Tag und Nacht;
Kein Auge hab' ich zugemacht.

Tirol hat viele Gems' und Reh;
Schnee lag noch auf dem Brenner,
In Innsbruck nahm ich erst Kaffee,
Sah' dann die ehr'nen Männer;
Und trug man sie seither nicht fort,
So steh'n sie noch am alten Ort.

In Welschland, das mir sehr gefiel,
Vernahm ich mit Erstaunen,
Kastraten, deren sind dort viel;
Das sind auf Deutsch — Kapaunen;
Auch ließen sich Banditen seh'n,
Geschickt, mit Dolchen umzugeh'n.

Paris ist eine große Stadt,
Hat herrliche Paläste;
Es sind, die man in Schwaben hat,
Dagegen Schwalbenneste;
Auch trank ich viel Champagner-Wein,
Bekam davon das Zipperlein.

Auch Holland ist ein schönes Land,
Bringt Käs' und fette Braten;
Man prägt mit oder ohne Rand
Sehr niedliche Dukaten;
Wenn ich im Gasthof was begehr',
So sagt der Kellner: Well myn Her!

In Madrid promeniert ich euch
Mir Brillen auf der Straße;
Der König sah's und macht' mich gleich
Zum Grand der ersten Klasse;
Nur schade, daß ein Drache wacht
Bei schönen Mädchen Tag und Nacht.

In England gibt es Kohlendampf;
Drum ist die Luft so finster;
Da ging ich hin zum Hahnenkampf,
Sah die Abtei Westmünster;
Ich blieb nicht lang, doch lob' ich mir
Den Chesterkäs und englisch Bier.

In's Rußland ging ich nicht hinein,
Obgleich man mir's empfohlen;
Es soll sehr kalt und wintrig sein
In Rußland und in Polen;
Da wär' ich wohl ein großer Tor,
Mir zu erfrieren Nas' und Ohr.

Von der Türkei vermeldeten
Schon viele Reis'beschreiber;
Es hat der Sultan im Harem
Wohl viele hundert Weiber.
Der Mufti ist ein frommer Herr;
Wenn er doch nur katholisch wär'!

Es wollte mich der Großsultan
Mit Paschas Rang bekleiden
Wenn ich nahm' seinen Glauben an,
Und ließe mich beschneiden;
Da sagt' ich kühn ihm ins Gesicht:
Eur' Majestät, das tu' ich nicht.

Von Afrika und von dem Nil
Hört' ich viel Schönes sagen;
Doch gibt's dort viele Krokodil',
Wer wird sein Leben wagen? —
Nach Asien reist' ich nicht hinab,
Obschon dort ist das heil'ge Grab.

Auch fuhr ich nach Amerika
Nicht über die Gewässer;
Man sagte mir, es seien da
Noch viele Menschenfresser;
Die steckten mich gleich an den Spieß,
Und speisten mich mit Zugemüß.

Drauf kehrt' ich heimwärts übers Meer,
Und reisen mag ich nimmer;
Es ist doch zehnmal lieblicher
Zu Haus im warmen Zimmer. —
Doch nun sind alle Blätter voll; —
Jetzt, lieber Leser, lebe wohl! —

Fluch verschmähter Liebe

Also mich, Barbar! willst du verlassen,
Die es, ach! so gut mit dir gemeint? —
Ha, ich will die Sonne selber hassen,
Daß sie dich, Verräter, noch bescheint.

Wilde Bären haben dich gezeuget,
Und du trägst noch ihrer Wildheit Spur,
Und es haben Wölfe dich gesäuget,
Mißgeburt der zürnenden Natur!

Zyperwein soll dir wie Galle schmecken,
Und wie Kräutertrank dir der Kaffee;
Hexen sollen dich im Schlaf erschrecken,
Brüllen dir ins Ohr ein donnernd Weh.

Schuppig werde dir die Haut, wie Fische,
Lärmend, polternd, und mit tollem Schrei'n
Sollen fünfzig Kinder dir am Tische
Sitzen, hungrig wie die Wölfe sein.

Hörner müssen dir die Stirne schmücken,
Und Geschwüre decken deinen Leib,
Und zerbläuen grimmig deinen Rücken,
Zehnmal alle Tag ein böses Weib.

Orkusschwestern, grause Eumeniden,
Höret meinem Racheflehen zu;
Gönnet ihm am Tage keinen Frieden,
Lasset ihm um Mitternacht nicht Ruh'.

Will er zärtlich seine Gattin küssen,
Fahre sie, Hyänen gleich empor,
Und zerfleische ihm mit wilden Bissen,
Augen, Lippe, Nase, Kinn und Ohr.

Mir ist's nicht gegönnt, daß Rach' ich übe,
Die mich bis zur Raserei entflammt;
Rachegeister der verschmähten Liebe;
Euch empfehl' ich dieses Rächeramt. —

Der Geizhals

Arant, der Geizhals, starb, beladen mit der Zähre
Der Waisen, und mit armer Witwen Fluch;
Der ernste Charon führt ihn auf der Fähre
Ins Totenreich, und stellt ihn vor die Richter.
Da gabs fürwahr ungnädige Gesichter,
Denn vollgeschrieben war sein Sündenbuch.
Ha, rief mit Spöttermiene Arakus:
Willkommen, Freund Arant, im Schattenland.
Hilf doch ein wenig, nur zum Zeitvertreib,
Das Steinchen wälzen unserm Sisyphus.
Ich weiß, du wirst den Liebsdienst nicht verschmähen.
Laß ihn, schrie hier der finstre Rhadamant,
Mit dem durch Hunger abgezehrten Leib
Sich auf Irions schnellem Rade drehen.
Nein, fiel hier Minos ein; nichts paßt von allen Beiden;
Ich hab' was erdacht, was ihm weit schwerer fällt,
Als Sisyphus und als Irions Leiden.
Er fahr unsichtbar auf die Oberwelt,
Und sehe zu, wie sein erpreßtes Geld,
Den Sünden-Mammon, den er hinterlassen,
Verschwenderische Erben schnell verprassen.

Der verliebte Bauernjunge

Kennt ihr meine Miedel nicht,
Mit dem runden Angesicht,
Mit dem blauen Augenpaare,
Erdbeermund und blondem Haare,
Müllers Miedel dort im Tal,
Bei dem hohen Wasserfall? —

Miedeln ist kein Mädel gleich;
Vornehm ist sie nicht und reich;
Aber wohl ein braves Mädel,
Fromm und züchtig, treu und edel,
Daß sie ihre Eltern ehrt,
Ist allein schon Kronen wert.

Als der Hans geführt die Braut,
Wurden wir zuerst vertraut,
Gab sie mir die ersten Küsse;
O, die schmeckten mir so süße;
Jubelnd dreht' ich sie im Tanz,
Und sie gab mir ihren Kranz.

Käm' ein Edelmann daher,
Daß er sie zur Frau begehr',
Wird mit ihm nur Spaß sie treiben,
Und getreu dem Riepel bleiben;
Er bemüht vergeblich sich,
Niemand will sie, als nur mich.

Wenn wir Sonntag's sind spaziert
Auf dem Feld, und's dunkel wird,
Darf ich steigen auf die Leiter,
Vor ihr Fenster — doch nicht weiter,
Und ein Stündchen in der Nacht,
Wird mit Plaudern zugebracht.

Kommt das Kirchweihfest herzu,
Hat die Leiter gute Ruh;
Da geh' ich auf offnen Wegen,
Bitt' den Vater um den Segen,
Und dann heißt es: aufgeschaut!
Müllers Miedel ist jetzt Braut.

Sonntag d'rauf laß' ich mich trau'n,
Ei, da geht es an ein Schau'n.
Schulzens Liese wird sich grämen,
Meinte stets, sie werd' ich nehmen;
Schönen Dank! Ist sie auch reich,
Ist sie doch nicht Miedeln gleich.

Da wird's lustig auf der Welt,
Hab' den Dudelsack bestellt;
Wollt ihr zu der Hochzeit kommen,
Seid mit Freuden aufgenommen;
Laß' euch tanzen mit der Braut,
Aber seid nicht zu vertraut!

Die Großmutter

Als ich noch jung und blühend war,
Und Jungens um mich freiten,
Es sind nun freilich fünfzig Jahr' —
Da waren and're Zeiten.
Da hatte uns're Jugend
Noch Sittsamkeit und Tugend.

Wir fingen schon am Morgen an
Zu singen fromme Lieder,
Und schlugen, kam uns nah ein Mann,
Die Augen züchtig nieder;
Beim Frühstück und bei Tische,
Saß man stumm, wie die Fische.

Doch heut zu Tag — daß Gott erbarm'!
Da lesen sie Gedichte;
Mit Männern geh'n sie Arm in Arm
Bei hellem Sonnenlichte,
Und lachen, schwätzen immer,
Auf Straßen und im Zimmer.

Wer sich bewarb um Mädchens Hand,
Der mußte sich bequemen,
Geputzt in zierlichen Gewand
Verlaub beim Vater nehmen,
Das Ziel der süßen Wehen,
Vor's Erste nur zu sehen.

Führt' er sich fromm und züchtig an
Nach Junggesells Gebühren,
Durft' er ein Mädchen im Verlauf
Wohl auch spazieren führen;
Doch
nota bene, beide
Mit Frau Mama's Geleite.

Dann durft' er auch mit Reverenz
Die Hand zum Munde führen,
Und in der Frau Mama Präsenz
Ein Mäulchen applizieren;
Ein Küßchen so in Ehren,
Hieß es, will man nicht wehren.

Wenn nur Vermögen, Amt und Stand
Und Sitten gut befunden,
So naht sich an der Liebe Hand
Die lohnendste der Stunden
Er führt im dritten Jahre
Sein Mädchen zum Altare.

Jetzt sind die Eltern letzt' Instanz,
Die oft es erst erfahren,
Wenn wegen dieses Ehestands
Die Punkt im Reinen waren;
Und nur des Wohlstands wegen
Ersucht man um den Segen.

Nach aufgehobnem Hochzeitmahl,
Wenn schon die Lichter glänzen,
Lad't man in dem Familiensaal
Sich höflich ein zu Tanzen;
Man tanzt drei Menuette,
Alsdann, geht man zu Bette.

Jetzt sieht man sie den ganzen Tag
Nicht tanzen nur, auch küssen,
Und was ich gar nicht sagen mag,
Sich fest dabei umschließen;
Den Walzer ohne Zweifel
Hat eingeführt — der Teufel!

Doch kommen so die dreißig her,
Wankt man schon auf den Knien;
Da gibt es Schwindel und Vapeurs,
Blick und Hysterien. —
Kurz — Jammer, Elend, Plage,
Hin sind die schönen Tage.

Die Mütter haßten Tändelei,
Daher trotz hohen Jahren,
Und grauen Haaren, meiner Treu!
Sie zehnmal muntrer waren,
Und lieblicher zu schauen,
Als die modernen Frauen;

Wenn froher Eh'stand dir gefällt,
Und nicht ein Stand der Trauer,
So nimm dir von der alten Welt
Ein Weib; die ist von Dauer;
Es wird dir Wohlergehen;
Wirst Kind und Enkel sehen.

Der Monolog eines Verzweifelten

Dich, unseligste der Erdenstunden
Wünsche ich in Chaos Nacht zurück,
Wo ich an dem Pharotisch empfunden
Deine Falschheit, grausames Geschick.

Götter! Warum ward ich doch geboren!
Wär' ich aus der Welt mit Ehren fort;
Habe dreißig Louisdor verloren;
Schulden zwanzig auf mein Ehrenwort.

Wie Verzweiflung mir im Busen wütet!
Tod, ich höre deinen Schauderruf.
Hätt' ich lieber Mariage gespielet,
Oder dort am Ofen langen Puff! —

Ha, die Gläubiger, die Harten, wirken
Gegen mich Arrest vielleicht schon aus;
Der Trakteur und Kaufmann, — wahre Türken
Sind's, belagern lange schon mein Haus.

Ha, Tyrannen ihr, ich will mich rächen,
Und mein Fluch verfolg' euch bis ins Grab;
Und man soll von dem drei Tage sprechen,
Der ein Beispiel solchen Mutes gab.

Aber eingehüllt in Leichentücher
Komm ich mit Augen, die rot glüh'n,
Will durch ihre dicken Kontobücher
Fluchend, fürchterliche Striche zieh'n.

Leer ist Börse, Speisekammer, Keller,
Hin sind Möbeln, Bücher und Gewand;
Und es leiht mir niemand einen Heller,
Seit ich nimmer geben kann ein Pfand.

Sterben will ich, wie, das möcht' ich wissen;
Soll ich mich ertränken in dem Bach,
Mich erdolchen oder mich erschießen,
Oder mich erhängen unterm Dach?

Mit dem Schwerte glorreich sich erstechen
Ist ein Catos Tod, zeigt Römerherz;
Aber die erfahrnen Ärzte sprechen,
Dieser Tod errege großen Schmerz.

Soll versenken ich des Lebens Bürde
In den Strom, der schlängelt sich durch's Gras?
Aber, halt, zum Henker doch! da würde
Mir der elegante Frack ganz naß.

Henken? Pfui, das ist der Tod der Diebe,
Ist der langen Finger schändlich Ziel;
Ist kein Tod für den, der nur aus Liebe
Für die Gläubiger sich opfern will.

Kugel also? Tod der Offiziere,
Werthers Tod, ich folge deiner Spur. —
Aber sachte — Ei, da ruiniere
Ich mir ja die niedliche Frisur.

Doch, noch bleibt mir eine Todesweise,
So ein Schlaftrunk, ein subtiles Gift. —
Weg damit! Ein Tod ist's, der die Mäuse
Nur und langgeschwänzte Ratten trifft.

Ja, es ist des Fatums mächtig Lenken,
Freu'n soll ich mich des Lebenslichts;
Meine Herrn, sie werden's nicht verdenken,
Um das Sterben ist's für dermal nichts.

Klüger ist es traun', ich retiriere —
Eisernes Verhängnis will es so —
Mich durch die verschwiegene Hintertüre
In dem tiefesten Incognito.

Der Krieger an sein Schwert

Was zückest du in deinem Eisenbette,
Du schöner Stahl in deiner stillen Wut?
Wird dir zu enge deine Ruhestätte,
Und lüstet dir nach heißem Feindes-Blut?

Sehnst du dich nach den leichenvollen Feldern,
Und nach des Schlachtgetümmels düstern Tag?
Willst locken du aus starren Lanzenwäldern
Des Blitzes - Flammen durch des Armes Schlag?

Wirst du die Bahn zu Feindes-Herzen finden,
Webst Müttern, Kindern, Bräuten einen Schleir?
Daß dann die stolzen Lorbeeren dich umwinden,
Im prahlenden Gepräng der Siegesfei'r? —

So fahre dann aus deiner blanken Scheide,
Du Todesengel würge, bis du matt;
Fahr' aus, gleich rotem Wetterstrahl, und weide
Im Schlachtfeld dich an Blut und Leichen satt.

Hinweg sollst du gleich Feuerflammen raffen
Der Feinde Schar, die fest wie Eisen steht;
Des Kriegers schon', der wund und ohne Waffen
Um Gnade nur und um sein Leben fleht.

Dich lock' kein Gold, kein Ordensband von Seide
Für fremde Fehde auf des Ruhmes Bahn;
Dich reize nie zu fahren aus der Scheide
Des Vorurteiles pöbelhafter Wahn.

Du sollst allein für heil'ge Sachen blitzen,
Du treuer Kampfgefährte, edles Schwert!
Den Fürsten und das Vaterland zu schützen,
Und zu verteidigen der Väter Herd.

Und fall' ich — ruh' dann sanft auf meiner Bahre,
Vollendet haben beide wir den Lauf;
Es hänge dich am Vaterlands - Altare,
Bekränzt mit Lorbeern, stolz der Enkel auf.

Die Seelenwanderung des Pythagoras

S' ist kurios und seltsam, was
Auf griechisch tut erzählen,
Ein Heid, genannt Pythagoras,
Von Wanderung der Seelen,
Die, wenn sie imigrieret waren
Aus Menschen in die Tiere fahren.

Der Held, dem Raub und Mord gefällt,
Den des beraubten Träne
Nicht rührt, durchschnaubet Wald und Feld
Als wütende Hyäne.
Als Vampir saugt aus allen Kräften
Der Wucherer an unsern Säften.

Galante Herrn, die nichts versteh'n,
Als Moden neu zu schaffen,
Sind sehr possierlich anzuseh'n
Als jung und alte Affen;
Sie schwingen sich zu Contre-Tänzen
Mit ihren langen Wickelschwänzen.

Die Dichter, deren Leyer nur
Von Gott und Tugend schallen,
Entzücken uns in Wald und Flur,
Als sanfte Nachtigallen;
Als Fröschlein in dem Schlamme schrei'n,
Die frech ihr Saitenspiel entweih'n.

Der reiche Prasser grunzt als Schwein,
Wühlt sich im Sumpf sein Bettchen.
Dort hören wir als Elstern schrein
Verliebte Kammermädchen;
Es plappern mit einander Staren,
Die stolze Polyhistors waren.

Wenn einmal unser gnäd'ge Herr
Quodabsit! stirbt, so werden
Bald Hochdieselben als ein Bär
Gefährlich Mensch und Herden;
(Doch bitt' ich ihm dies nicht zu sagen;
Er könnte mich vom Dienste jagen.) —

D'rum schießt auf keinen Bären mehr,
Fräß er auch zwanzig Rinder;
S' ist eure Herrschaft; müßt vielmehr
Euch selbst und Weib und Kinder,
Kommt seine Gnaden durch die Straßen,
Pflichtschuldigst von ihm speisen lassen.

Stirbt einst der Herr Verwalter Duns —
Gott geb' ihm langes Leben! —
So fürcht' ich leider, wird's bei uns
Auch wieder Wölfe geben,
Die sehr erfahren sind im Rauben.
Verliebte Paare werden Tauben.

Es schwirret, stirbt sie auf dem Schloß,
Die alte gnäd'ge Fräule,
Mit Feueraugen Teller groß
Umher im Forst als Eule.
Mit Bauern, travestiert zu Stieren,
Pflegt man den schweren Pflug zu führen.

An die Schnecke

Du Schnecke, die dort schwelgt auf einem Laube,
Bild der Bedachtsamkeit!
Dir, kriechest du verächtlich gleich im Staube,
Sei dieses Lied geweiht.

Schilt man dich gleich nur eine faule Schnecke,
Mit frechem Mund und Kiel,
So wanderst du gelassen deine Strecke,
Und kommst doch auch zum Ziel.

Wer kann, wie du, auf seinem Rücken tragen
Herum sein eignes Haus,
Nur wenn darein die Buben Löcher schlagen,
Es selber bessern aus?

Wenn in dem Herbst die rauhen Stürme wehen,
Der Winter naht herzu,
Verschließest du, mit Vorrat wohl versehen
Fest deine Haustür zu.

Dem Maurer gleich, der sich auf seine Kelle
Recht meisterhaft versteht. —
Dann meditierest du in deiner Zelle,
Und wirst doch dick und fett.

Doch um dem Herrn Vergeltung auch zu geben,
Der dir die Größe bot,
Beschließest du zuletzt dein einsam Leben
Mit einem Märtyrtod.

Wer sollte glauben, daß sogar euch Schnecken
Trotz eurem kalten Blut
Selbst Venus und die Liebesgötter necken
Mit Amors süßer Glut?

Aus euern langen Augen spricht Entzücken,
Es dünkt euch hohe Lust
Den Liebespfeil recht zärtlich einzudrücken
In eures Liebchens Brust?

Wer sollte ferners sich der Liebe schämen,
Vom Greisen bis zum Kind,
Wenn Schnecken sich sogar vor Liebe grämen,
Verliebte Schäfer sind?