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Quelle:

Das Hui und Pfui der Welt
Abraham a Santa Clara

Würzburg 1707
Gedruckt bei Martin Franz Hertzen

Die Sonne
Ihre Glut soll, statt der Sünden, Gottes Lieb in uns entzünden.
 
Wann aus der Höh die Sonn, die Quell des Lichts, entspringet,
Schau, wie viel Freud und Pracht, aus ihrem Antlitz fahr!
Daher die Hof-Capell der Luft so geistig singet,
Drum hupft die Wollen-Herd, drum schnalzt die Schuppen-Schar,
Die Blum' erhöht die Farb; der Edelstein den Schein.
Kurz: Leben, Pracht und Lust, tritt mit der Sonn herein.

Da nun die Sonne schön, wie schön ist wohl der Meister?
Kann das die Creatur? Wie groß ist dessen Macht,
Der seines Geistes Licht ausgießt in Leib und Geister,
Der seiner Liebe Glanz an jeden Ort gebracht?
Jedoch wer kenn, wer lieb, an Gott, so Wärm', als Schein?
Ists möglich daß die Welt kann so erfroren sein!

 
Der Mond
Öfters muß des Mondes Schein, für die Menschen schamrot sein.
 
Es sind so Sonn' als Mond des Himmels schönste Fackeln:
Die erste glänzt am Tag, die andre bei der Nacht.
Von jener muss das Feld voll Korn und Reben wackeln;
Da dieser unsre Flut mit Fischen fruchtbar macht.
Die Sonne gleicht dem Gold; der Mond hat Silber-Schein:
Von beiden zieht die Welt den größten Reichtum ein.

Drum sollt man Nacht und Tag dem großen Schöpfer dienen,
Für
Lunae Silber-Glanz, und für der Sonnen Gold;
Allein was tut man hier? Man schnarcht, wann sie erschienen.
Man bleibt dem kühnen Werk der Finsternissen hold.
Man deckt die Laster zu, mit schwarzem Flor der Nacht.
Das ist es, was den Mond sogar oft schamrot macht.

 
Die Sterne
So viel führt des Himmels-Lauf, wahrer Gottheit Zeugen auf.
 
Ihr Sterne, meine Lust! Ihr muntre Himmels-Augen,
Ihr Führer bei der Nacht, durchs düstre Wellen-Reich!
Wer gab euch diese Kraft, daß ihr so lang könnt taugen,
Daß etlich Tausend Jahr, Euer Glanz nicht wurde bleich?
Wer richtet Euren Lauf so richtig mit Bestand?
Wer dieses kann, hat auch die Allmacht in der Hand.

Dem ist wahrhaftig so. So viel der Sterne schimmern,
So viel ein jeder Stern, im Umzug, Strahlen streut,
So viel sind Zeugen auch, vor unsern Augen-Wimpern,
Davon ein jeder laut von Gottes Wesen schreit.
Nur Epicurus hat den Staren im Gemüt,
Wann er die Gottheit nicht, bei so viel Lichtern sieht.

 
Die Luft
Wer leichtsinnig fährt daher, fällt für sich, und andre schwer.
 
Die Luft, die zwischen Erd und Himmel ausgegossen,
Ist leicht veränderlich, und allen Körpern schwer.
Der Lenz zeugt Tau darin, der Sommer Blitz und Schlossen
Der Herbst holt Regen dort, der Winter Flocken her.
Sie trauert in Finsternis, und schnaubet bei dem Wind;
Lacht, wenn die Sonn ihr Kleid aus güldnen Fäden spinnt.

Daher lässt sich kein Bild so wohl getroffen machen,
Als wenn des Menschen Sinn der Luft verglichen wird.
Bald weint er eins daher, bald äußert sich das Lachen,
Bald macht er sich mit Hass, bald liebend, eine Bürd.
Wie mag doch mancher Mensch so auf sich stürmen ein,
Und sich mit leichtem Sinn so sehr beschwerlich sein!

 
Das Wasser
Öfter quillt aus dem, was drückt, was uns in der Seel erquickt.
 
Die Luft presst an der Flut, Flut drückt der Erden Schwäche,
In diese wird dadurch die Fruchtbarkeit geprägt.
Gäb' uns das Meer nicht Fluß, der Fluß nicht kleine Bäche,
Die Bäche keinen Born, der Born nicht was er trägt?
Wo käm der Äpfel Rot, der Rosen Purpur her,
Wo Gründe Feld und Wald, wenn nicht das Wasser wär?

Der Mensch ist Erden-Leim. Das Wasser sind dieTränen,
Die als gesalzne Flut vordringen durch das Aug.
Das Herz presst solchen Fluß, durch das Gewicht von Sehnen,
Und weiß nicht, daß die Not den Geist zu segnen taug.
Wie kommts doch, daß man sich im Kreuzes-Druck betrübt;
Da doch die Erde nie Frucht, ohne Pressung gibt.

 
Das Feuer
Oben suchen ich und du, Feuer und Lieb, den Punkt der Ruh.
 
Wie heftig ist die Glut, wie schnell sind deren Flügel!
Sie würgt sich selbst im Rauch, wo sie nicht wirken darf.
Sie hält die Freiheit hoch, zerreißet Zaum und Zügel,
Und wütet gegen den, der sie will fangen, scharf.
Steigt über alles auf, zwingt jedes Element,
Und sucht den Punkt der Ruh, im innern Firmament.

Die Liebe gleicht dem Feuer. Sie ist, wie dieses rüstig.
Sie hasset allen Zwang. Sie leidet keinen Zaum.
Sie ist zu ihrem Zweck gewaltig, eifrig, listig.
Sie hat, im weiten Schloß des Herzens wenig Raum;
Ob jede Neigung gleich sich ihr zu Füßen legt.
Wenn nur auch unsre Lieb zu Gott auf-lohen mögt!

 
Die Erde
Alles kann in allen Dingen, nicht ein jedes für sich bringen.
 
Die Erd liegt nach dem Ort, doch nach dem Preis nicht unten.
Sie war eh' als der Mond, eh' als der Sonnenschein.
Es wird in ihrem Schoß ein reicher Schatz gefunden.
Sie bringt uns Blumen, Obst, Metall und Edle Stein.
Doch gibt sie alles nicht an allen Orten ab:
Spielt hie den reichen Mann, geht dort am Bettelstab.

So hat des Himmels Gunst die Gaben ausgemessen.
Der hat, was jenem fehlt; dem fehlt, was jener hat.
Der eine schafft die Speis, der andre kocht das Essen.
Der hat ein großes Gut; der andre klugen Rat.
Und diese Teilung bricht zur Einigkeit die Bahn
Und macht, daß niemand leicht den andern missen kann.

 
Die Wolken
Wer die Dummheit will begnaden, zieht sich selbst auf Schimpf und Schaden.
 
Die Wolke die jetzt stolz in hohen Lüften prahlet,
War vor ein kahler Dampf von Wasser oder Erd.
Des Sonnen-Pinsels Gold hat ihn jetzt hell bemalet,
Und hoch hinan geführet. Der Klump' ist das nicht wert.
Und dennoch steht er nun der Sonnen vor dem Licht
Und nimmt dem ganzen Land ein schönes Angesicht.

Ihr Fürsten denket dran. Ihr pflegt oft zu erhöhen,
Was besser in dem Kot der niedern Dienste blieb.
Und was an Tugend reich, das lasst Ihr unten stehen;
Doch habt aus dieser Wolk den fruchtbarn Lehrsatz lieb:
Erhebt ihr einen Dunst, an edlen Kräften leer?
So zieht ihr eine Wolk um Euren Ehr-Glanz her.

 
Der Regen
Allzuviel den Magen netzen, pflegt in Spott und Not zu setzen.
 
Die Wolken schwärzen sich, der Südwind kann sie fassen,
Und stürzt die nasse Last, im dicken Regen ab.
Der Bauer flieht aus dem Feld, der Wandrer von der Straßen,
Der Bürger von dem Markt, daß er ein Obdach hab.
Und jeder strebt, wie er sich aus dem Regen schleich:
Denn niemand stehet gern geträuften Mäusen gleich.

Wer weiß nun nicht so viel, daß übermäßiges Trinken
Ein Laster-Regen sei, der unser Heil verschwemm?
Daß Styx, die Höllen-See so häßlich nicht können stinken,
Und daß ein nasser Tropf sein ewigs Wohl verschlemm?
Was Wunder! wenn der Trunk platzregnerisch stürmt ein,
Das Leben, Witz und Heil nicht länger da mag sein.

 
Der Hagel
Wer andre bricht, besteht auch nicht.
 
Wo kommt der Hagel her? von aufgezognen Tropfen,
Die Gott in weicher Luft zu harten Kugeln dreht.
Wenn nun das Wind-Gestürm einander denkt zu klopfen,
So sterben Korn und Wein von dieser Zänker Fehd.
Doch bricht der Hagel mit, wenn er die Früchte bricht:
Und so verderbt er viel, und schont auch seiner nicht.

So bös der Hagel scheint den Halmen und den Reben,
So schlimm wird eine Zung, voll Neid und Rachgier sein.
Wer kann uns eine Zahl der Niederlagen geben,
Wenn das ergrimmte Maul mit Hageln schlägt darein.
Doch wer mit Lästern schlägt unbändig, grimmig, frei,
Der schlägt zwar andre scharf, doch auch sein Glück entzwei.

 
Der Schnee
Von der eitlen Liebes-Flamm, schmilzt der Sitten-Schnee zusamm.
 
Der ist wohl, der so leicht aus sicherm Grund erlerne,
Wie man die Wolken-Woll kartätsche sogar fein?
Es ist ein Wunderwerk. Gott kämmt aus Flocken, Sterne.
Die Wolken-Wolle fällt sechseckig strahlend ein.
Ob auch der weiche Schnee hat weißer Leinwand-Fleiß;
So schmilzt er doch gar schnell, wo er was warmes weis.

Ihr Sitten reiner Zucht seid Schnee und Wollen-Lichter!
Ihr seid die reinste Farb, die Zierde dieser Welt!
Ihr seid zum Guten weich, und zu der Bosheit schüchter;
Wennn Amors Hitze nur nicht auf eur Herze fällt.
Doch weil Cupido stets streut Feuer aus der Höh
So ist so selten nichts, als reiner Sitten Schnee.

 
Der Donner
Fürchte den, der seinen Mann mit dem Donner treffen kann.
 
Wenn in der Tobel-Hitz die Wolken hart gefroren,
So können Nord und Süd nicht länger friedlich sein;
So braust und brummt und bohrt der Donner in den Ohren;
So fährt der Flitsche-Pfeil der Blitze kreuz-weis drein
Und endlich kracht und bricht der Wolken schwangre Schoß
Und schmeißt auf Land und Leut mit Feuer-Keulen los.

Du ungezähmte Welt fang einmal an zu zittern,
Wenn so ein Prediger auf Wolken-Kanzeln steht:
Der Donner zeugt, daß Gott laß auf den Sünder wittern,
Der nicht in wahrer Buß bei Zeiten in sich geht.
Bewegt dich dieses nicht? So steht dem tauben Ohr
Ein Donner-Wort das dich zur Höllen stürzet vor.

 
Der Regenbogen
Nur ein einig-gütigs Aug macht, daß meine Schönheit taug.
 
Die Sonn, ein Maler kommt. Die Farb sind Licht und Strahlen.
Hier steht der Wolken-Grund, auf hoher Staffelei.
Der Regenbogen sitzt und will sich lassen malen.
Sagt ob ein Kunst-Gemäld wie dieser Bogen sei?
Keins! Doch die Schönheit flieht wie Rauch und Wind verweht,
Sobald die Sonn ihr Licht ein wenig seitwärts dreht.

Das Herz ist auch ein Grund. Will Gott sich selbst entwerfen?
So schildert er sein Bild mit Tugend-Farben drein.
Das Licht ist Gottes Gnad, sein Bild recht aufzuschärfen.
Sieht er das Herz grad an? So kann nichts schöner sein.
Kehrt aber Gott von uns die Gnade seines Lichts?
Was sind wir? sagt mirs doch! Ein Schatten und gar Nichts.

 
Der Wind
Frömmigkeit, Kunst und Tugend-Art, macht uns eine sichre Fahrt.
 
So viel sind Geisterlein, als Namen von den Winden:
Der ist naß, jener dürr, der mild und jener wild,
Der lehrt uns Indien und jener Holland finden
Der bläst am Vorderteil, wenn der beim Spiegel brüllt;
Die Schiff-Kunst aber fängt der Winde Schwäch' und Macht,
Und hat sie uns zu Nutz in Dienstbarkeit gebracht.

Das Leben ist ein Meer, das Glück erreget Wellen,
Und die Affekten sind vermengten Winden gleich:
Wer diese meistern kann bei gut und bösen Fällen
Der hat in seiner Brust ein friedlichs Königreich.
Auch fährt kein Mensch zum Port, als durch der Tugend Spur,
Und wer den Himmel hält für seine Cynosur.

 
Die Berge
Baum dich immer noch so hoch; Da bist fern vom Himmel doch.
 
Ihr aufgeschwollne Berg, die ihr die Luft durchsteiget,
Du wilde Last der Welt, du hartgeballter Kot
In eurem Eingeweid wird Gold und Feuer gezeuget,
Teils, doch nicht viel, von euch sind blau, gelb, grün und rot.
Steigt, daß euer Riesen-Haupt sich über alles führ;
So blicken doch die Stern noch höher her, als ihr.

Wo ich mich recht besinn, so könnt ihr mir wohl dienen,
Warum ich den Schwindel-Geist des Hochmuts schildern soll.
Er kommt aus Kot daher, will alles überbühnen;
Und dennoch taugt er nichts. Er hat zwar alles voll.
Er drückt mit stolzem Fuß der Welt den Nacken ein.
Gönnt ihms; er wird doch fern von Gottes Hoheit sein.

 
Das Tal
Stiller Demut niedrer Sitz, ist mehr als ein Prahl-Hans nütz.
 
Du, obschon niedres Tal, doch glückliches Teil der Erde,
Dich deckt der Berge Turm verächtlich, nicht zur Ruh.
Doch haucht der Bisam-Duft der Blumen, für die Herde,
Der Bach gießt deinem Gras ein mildes Wachstum zu.
Dir gibt das Schäflein Milch, die Bienen Honigseim.
Ihr Berge bleibet nur mit eurem Ruhm daheim!

Wo ich mich recht besinn so kann das Tal mir dienen,
Wenn ich den stillen Mut der Demut schildern soll.
Der aufgeblasne Neid kann ihn zwar überbühnen,
Er macht die Niederheit mit Schimpfes-Schatten voll;
Kehrt aber nur bei ihr Kunst, Witz und Tugend ein?
So wird kein Prahl-Hans doch ihr zu vergleichen sein.

 
Die Hügel
Wer hochstehend blickt darein, muß für andre wachsam sein.
 
Hier steigt ein Hügel auf, mit Gras-Smaragd bekleidet,
Daß er ein munters Aug weit in die Ferne zieh.
Da forschet Tityrus, wo seine Herde weidet,
Da zählt Melibœ das Horn-gekrönte Vieh,
Da sieht er voraus Schnee, Hagel, Regen, Sturm.
Und Gott baut Schäfern so auch ihren Warte-Turm.

Gleichwie nun dieNarur die Hügel zum betrachten,
So führt die Ehr im Staat die hohen Staffeln auf.
Setzt dich Gott hoch hinan, und lässt dich höher achten?
So schaff, daß auch dein Aug klug in die Ferne lauf.
Sorg für das niedre Volk, gönn ihm geneigten Schein,
Und blick mit hohem Aug, doch ohne Hochmut, drein.

 
Die Höhle
Tritt dem dunklen nicht zu nah: Selten wohnt was Gutes da.
 
Siehst du ein Felsen-Loch? so magst du bei dir sagen:
Es ist vielleicht so hohl durch Hammer, Donner, Flut.
Suchst du hier etwa Geld? Hier ist keins zu erfragen;
Hier liegt im Kinderbett die Pest der Schlangen-Brut.
Wie oft lauscht etwa hier der Räuber List und Trutz.
Wer gern im Finstern wohnt, ist selten etwas nutz.

Flieh vor der Traurigkeit die gern im Höhlen-Schatten,
Gleichwie die Eule sitzt. Die Höll wohnt in der Höhl.
Die wird dir Blut und Mut mit ihrem Gift ermatten.
Komm' her und schau, wenn ich entfleischte Knochen zähl,
Gleich, als im Schinder-Loch. Drum denke frei dabei,
Daß in der düstern Gruft der Seelen-Mörder sei.

 
Die Einöde
Diese Welt wird, sonder Treu, eine große Wüstenei.
 
Es bracht die Dürftigkeit der Wüsten wüsten Titel.
Einöden nennt man sie, als an Gesellschaft öd.
Vielleicht zog jemand drein im Büße-Sack und Kittel
In Gottes Lieb erhitzt zur Welt-Lieb kalt und blöd:
Daß er sein freches Fleisch mit Bet-und Fasten kränk,
Und in dem Tränen-Strom die Lust zur Sünd ertränk.

Nun ist so Lieb als Glaub vom Krieges-Beil vertrieben:
Der Hunger leert schon lang der Reichen Frucht-Gebäu:
Die Pest hat manches Land mit Beulen aufgerieben:
So wurd die volle Welt zur düstern Wüstenei.
Drum rat ich: Wer für Gott gern viel erdulden mag,
Daß er die Wüsten flieh, und in die Welt sich wag.

 
Das Feld/oder die Heide
Wer die Schwertel-Kräuter baut, baut das rechte Teufels-Kraut.
 
Hier breitet sich das Feld in hell-smaragdne Decken,
Und Flora stickt das Gras mit Blumen so gar fein.
Der Silber-reine Bach will sich in Kräutern strecken,
Das Wasser stellt den Durst, das Kraut den Hunger ein.
Wenn nun das muntre Vieh auf Speis und trinken sieht
So schwelget
Tityrus ein geistiges Tafel-Lied.

Nun hat des Himmels-Gut die Unschuld-vollen Auen,
Mit solcher Niedlichkeit, mit solcher Lust bedacht.
Wo aber
Mars sein Haus auf solchen Grund will bauen,
Da ist der Anfang schon zum Untergang gemacht.
Und wo er Schwert und Pfeil für Gras und Blumen baut,
Da wächst der Welt zum Spott, das wahre Teufels-Kraut.

 
Die Wiese
Fleisch und Heu soll eines sein: Beides geht durch Sicheln ein.
 
Des Himmels Abfluß nährt die hochgewachsnen Gräser.
Wie wallet nicht vom Wind der Wiesen grünes Meer!
Die Sichel wird gewetzt, da liegen tausend Äser,
Da mäht der krumme Tod das grade Waasen-Heer.
Da baut man aus dem Heu die Schober-Türme hoch,
Daß man dem lüstern Vieh davon ein Futter koch.

Sind Fleisch und Heu nicht eins? Wie uns die Bibel lehret.
Das Heu ist falb und dürr; vorher war es frisch und grün.
Die Sichel hat dem Gras so Saft als Farb zerstöret.
Der Tod legt alles Fleisch mit scharfer Sichel hin.
Sucht jemand Fleiches-Lust? Und ist das Fleisch nur Heu?
So folgt, wie jene sucht, daß der auch Viehisch sei.

 
Der Weg
Gehe lieber (ob es schwer) auf der sichern Straße her.
 
Der Anmut-volle Steig reizt oft die Wanders-Leute,
Der sie doch neben aus, und nicht nach Heimat führt.
Die Landstraß trüget nicht, man fahre, gehe, reite,
Die ist es, wo der Markt nicht leichtlich was verliert.
Ist sie von Schrollen rauh? Was liegt an harter Bahn,
Wo man nur seinen Weg gesichert ziehen kann?

Der Kreuz-Weg ist zu Gott die königliche Straße:
Weil uns, auf diesem vor der Himmels-König trat.
Führt uns die glatte Welt gleich in die Rosen-Gasse;
So ist doch das der Steg, der viel gefähret hat.
Der Kreuz-Gang bringt allein die wahre Sicherheit.
Der geht vom Himmel ab wer diesen Kreuz-Weg scheut.

 
Der Acker
Fauler! hast du genug Berichts? Sonder Arbeit kriegt man nichts!
 
Der Acker zahlt ein Korn mit dicht-gefüllten Ähren,
Und bringt die arme Saat, mit reichen Ernten ein;
Doch muß man ihn wohl um, mit scharfer Pflugschar kehren:
Die Saat will neu gedeckt durch emsigs Eggen sein.
Daneben raffe du oft Tresp' und Unkraut aus:
Der Acker schickt dir doch nichts ohne Müh nach Haus.

Gott, der für sich nie irrt, den niemand will betriegen,
Vergleicht selbst unser Herz mit einem Acker-Beet.
In diesem soll sein Wort, viel Frucht zu bringen, liegen.
Allein wer nimmt es an, wer folgt des Höchsten Red?
Weil niemand sich bemüht, so ist man sonder Ernt,
Und kaum ist einer da, der Früchte bringen lernt.

 
Der Stein
Brich ihn, da er weich wie Mark, eh er gar zu hart erstark.
 
Der Stein, der in dem Feld das Pflügen hintertrieben,
War jung, ein weicher Schroll drauf wurd er alt und hart.
Vorher hätt die schwächste Faust ihn fürder können schieben;
Da er jetzt unbewegt bei tausend Händen starrt.
Jetzt hängt er sich wie Blei, im Grund des Ackers ein,
Und will, als Herr des Felds, unangetastet sein.

Hast du vielleicht ein Kind, das störrisch ist von Sinnen,
Das für den wächsern Mut, ein steinerns Herze trägt,
Kannst du ihm, mit der Zucht nichts sonders abgewinnen,
Dieweil es mit dem Fuß den Lehre-Sporn zerschlägt?
So brich den steinern Mut, eh er werd hart und dick:
Daß nicht dein Schroll und Troll dich, wie ein Grabstein drückt.



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