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der Mensch
 

Der Hund
Jeder lehrt gern andre viel, der doch selbst nichts lernen will.
 
So mannigfältig Farb-und Schnauzen sind an Hunden,
So unterschiedlich sind sie so an Art als Mut.
Der beugt den Hasen vor, der reißt den Bären Wunden,
Der wachet vor der Tür, der ist den Schafen gut,
Der dient zur Enten-Jagd, der geht dem Rebhun nach,
Der schwimmt durch schnellen Fluß, als ging er durch den Bach.

Ein andrer macht viel Lust und Künst' und Gaukeleien,
Steht Schildwacht, zahlt die Zech, spricht laut und schläget an,
Macht Volten als ein Roß, den Herren zu erfreuen,
Und tut, nach dessen Wink, was man begehren kann.
Ihr Menschen stellt euch doch zur Schul, bei Hunden ein,
Und lernt, wo sonsten nichts, doch treu den Menschen sein.

 
Die Katze
Je mehr sie schmeicheld küsst, je grausamer sie ist.
 
Die Katze, die sich kann wie einen Pelz-kreis winden,
Ist Mäuslein, dein Tyrann, und Tod, im höchsten Grad,
Will bei dem falschen Blick, dein Eingeweid ergründen,
Auch schnurrt, in deren Leib, für dich Ixions-Rad.
Sie überschleicht und springt die Mauern samt dem Dach:
Kein Tänzer auf dem Seil tuts dessen Künsten nach.

Nimm, Mäuslein dich in acht, vor Augen, Zähnen, Klauen:
Es geht dir an den Hals, wenn sie dich herzen will.
Du darfst der Freundlichkeit der Scherzerin nicht trauen:
Sie spielt, daß sie durch dich den leeren Magen füll.
Weil nun ein Weib viel würgt, durch solche Schmeichelei,
So wohnt die Katzen-Lieb den meisten Weibern bei.

 
Die Katze samt der Maus
Was man sündigt bei der Nacht, wird beim Tag zur Straf gebracht.
 
So bald die stille Nacht uns reizet zu dem Schnarchen,
So bald rennt Katz und Maus, aus schüchtern Höhlen her.
Die sind im Speis-Gewölb, die mächtigsten Monarchen:
Da geht es über Kohl, Fleisch, Rüben, Erbsen, Schmeer.
Tut nun die Magd nicht recht, die Schling und Fallen hängt,
Und mit der Speis den Dieb, die er wollt haschen, fängt?

Geh, Maus und Katz zum Speck, beschnarche diesen Köder!
Der schlaue Kerker fällt dir, ob der Nase, zu.
Es schnurren allgemach auf dich des Henkers Räder:
Das ist, daß dir dein Recht gleich früh der Kater tu.
Lern Mensch, daß auch die Nacht kein Laster bergen mag:
Wer was in Finstern tut, der büßt es bei dem Tag.

 
Der Ochs
Dummheit trägt die Hörner hoch, drum gehört sie unters Joch.
 
Du siehst wie groß und stark des Ochsen Fleisches-Hügel,
Wie hart sein schwärzlichs Horn, an krauser Stirne sei.
Du wunderst, daß der Kerl erdulde Joch und Zügel,
Und daß er steh' und geh, nach dem Menalcas Schrei.
Bald wühlt er Furchen auf, bald gleicht ers wieder ein;
Bald muß er Müllers-Knecht, bald Waldmannes Diener sein.

Der Ochs ist wild und dumm  Sagt, was ihm wohl gebühre?
Daß ihm sein Tityrus am Joch mit Peitschen streich,
Der Fleischmann an dem Strick hin an die Schlachtbank führe.
Wisst Ihr, wer diesem Vieh an Tractamenten gleich?
Stark, dumm, und ein Rebell.  Der Hals muß unters Joch,
Und tut er noch nicht gut, so kriegt ers Richtbeil noch.

 
Das Pferd
Durch die Zügel, durch die Rut, wird es dienstlich, keck und gut.
 
Das Pferd ist mancher Art und hat auch manche Gaben,
Ist freudig, keck und schnell, gelernig zu dem Streit.
Wenn dessen Schenkel dünn, die Brust breit und erhaben,
Das Ohr unruhig, klein, die Büge stark und breit,
Der Schopf fein dürr und lang, die Augen braun und licht,
Das ist ein geistigs Roß das Helden-Augen sticht.

Bald geht es einen Paß, bald machts gelenke Volten,
Bald trägts den Reuter fort in gleichem Glied und Tropp,
Bald rennt es nach dem Ring, wenns einen Preis gegolten,
Bald kommt ein Springer-Streich, bald macht es den Galopp.
Warum schreckt, Jugend dich, der Zügel und die Rut,
Da beides auf der Schul der Pferde Wunder tut.

 
Der Esel
Nicht so schlimms ist, um und an, da man nichts dran loben kann.
 
Ich hochgeehrtes Tier kann auch nicht länger schweigen:
Weil mir die Nachbarschaft nicht wohl geraten war.
Ich muß von eignem Lob, weil andre schweigen, zeugen:
Ich trag so War' als Mann, durch Stein, Stock, und Gefahr.
Wenn mich der Buckel juckt, so werd ich ein Prophet,
Und schrei, was nicht so gut in dem Kalender steht.

Viel können nicht, als nur durch meine Milch genesen.
Viel binden meine Haut, wie dünne Bücher ein,
Daraus sie, was sie nicht vergessen wollten, lesen.
Kann wohl ein Rechen-Schul ohn meine Dienste sein?
Hab ich nun so viel Lob? Wer schätzt sich dann verletzt
Wenn ihm mein Name wird, im Titel beigesetzt.

 
Das Schaf
Aus des Wollen-Tiers Genüß, wächst des Reichtums güldnes Vlüs.
 
Hier treibt ein treuer Hirt die Wollen-reiche Herden,
Die Sanftmut-vollen Schaf, der Unschuld Sinnbild, aus.
Vor diesem kunnt man reich allein durch diese werden;
Und noch kehrt manches Gut durch sie, in unser Haus.
Denn mancher macht den Käs aus bestem fetten Lab
Schert dem verstummten Tier die Krempel-Wollen ab.

Sticht endlich die Geduld: Sich mit dem Fleisch zu speisen,
Und ziehet das Gedärm zum dünnen Saiten-Draht.
Wer kann auch alle Stück an diesem Tier gnug preisen,
Da dessen Zettel-Mist so großen Nutzen hat?
Bist du, nimm dich in Acht, fromm und an Reichtum schwer,
Daß nicht ein Geizhals komm und dich gewaltig scheer.

 
Der Geißbock
Dieser gehe her und hin, der Gestank verät ihn.
 
Hier steht der Ziegen-Mann mit Horn-gekröntem Schädel,
Der sich des langen Barts, zu seinem Staat bedient,
Den fürchte Blüh' und Laub, am niedern Strauche-Wedel:
Weil dessen Lecker-Speis an solchem blüht und grünt.
Er hat viel Weiber gern: Drum meckert er meh meh.
Meh mehr der Ziegen her, als ich jetzt vor mir seh!

Er würget den Rival, wo er ihn kann erhaschen,
Steckt im Vorübergang die Luft mit Brudel an.
Stinkt, ob man ihn gleich erst im Fluß hat rein gewaschen,
Nun fließt die Antwort leicht, wenn ich die Frag getan:
Warum ein Buhler sich so dick mit Balsam streich?
Weil kein Gestank dem Ruch der geilen Böcke gleich.

 
Die Sau
Diese schlägt man in die Mast, daß sie mäst' und lab den Gast.
 
Schau, wie die Borsten-Herd zu ihrer Tafel eilt,
Und wie sie so zerstreut bald da, bald dorthin lauft.
Die steht, die wälzet sich, im Kot für lange Weile,
Die stürt, und jene klaubt die Bauren-Feigen auf.
Die rennt zurück nach Haus; die wühlt im fremden Feld:
Der Hirt kriegt tausend Sorg, und doch nicht mehr am Geld.

Und dennoch wird die Sau im Stall noch mehr getränket
Auch schwimmt im vollen Trog manch-guter fetter Brock,
Bis ihr das Messer wird tief in die Kehl versenket
Da labt uns Speck und Rieb, und guter Würst' ein Schock.
So schmeicheln wir uns auch, beim reichen Geizhals an,
Der, wie ein Schwein, im Tod, und eh nicht, nutzen kann.

 
Das Kamel
Mancher ist zu sein bereit, was er sich zu sein doch scheut.
 
Das große grasse Tier mit seinem Buckel-Ranzen,
Das, so an Maul als Hals, der Schlangen-Art nachschlägt,
Darf, ob dem Kaufmanns-Gut mir stolzen Tritten schwanzen,
Weil es von Asia den rarsten Reichtum trägt.
Wenn nun der Durst das Vieh aufreizet, daß es sauf,
So rührt es vor den Mist mit breiten Strampfern auf.

Was treibt wohl ein Kamel kein Wasser hell zu trinken?
Es schaut die helle Flut für einen Spiegel an.
Und sieht ein häßlich Tier vom Grund-her auf sich winken,
Von dem es keinen Blick, vor Abscheu dulden kann.
Wie ist ein Sünder denn in seinen Schlamm verliebt,
Da uns die Erde doch kein größers Untier gibt.

 
Der Hirsch
Dünkt das eine dich zu schwer? Trags, sonst kommt ein schwereres her.
 
Wie in dem besten Stand, wie bei so langem Leben
Stünd' ich nicht, wenn nur nicht der Jäger Birsch-Rohr wär!
Bald kann ich mich Holz-ein, bald frei zu Feld begeben:
Ich schwimm durch breite Flüß, setz über Berg daher.
Mit Dictam lab ich mich.  Wenn mich die Schlange trifft,
So wird ein Wasser-Trunk mein schleunigs Gegengift.

Ich werfe vom Gehirn die hochgestiegne Stangen:
Weil End' und Morchen mir zu überlästig sind.
Doch kommt ein neuer Kolb dafür hervor gegangen,
So, daß ich immermehr an mir der Lasten find.
Ihr Menschen tragt doch gern, was ihr jetzt aufgefasst;
Sonst folgt dem kleinen Kreuz bald eine große Last.

 
Die Spinne
So tut mancher selbst sich weh, daß es andern übel geh.
 
Schau! Es ist Wunderns wert, der Spinnen künstlichs Weben,
Die selbst ihr Garn und Kamm, ihr Eintrag, Spuhl und Stuhl.
Sie zettelt Fäden an aus ihrem Leib und Leben
Und rennt (Seil-Tänzer komm' und geh' hier in die Schul)
Von dem, zum andern Baum.  Sie zieht mit höchstem Fleiß
Aus ihrem Därmer-Zwirn, ein allzeit frisches Gleiß.

Recht nach der Messe-Kunst. Führt gleich abstehnde Züge,
Und schließt sie insgesamt mit einem Sechs-Eck ein.
Und dieses alles tut sie dir, du kleine Fliege,
Daß du darinnen mögst von ihr gefangen sein.
Wer nun sich selbst verderbt, zu andrer Leute Leid,
Ist der nicht Spinnen-Art voll Falschheit, Gift und Neid?

 
Die Bienen
Lernt, ihr Faulen (stellt euch ein) von den Bienen fleißig sein.
 
Hier summt das gelbe Heer der treu-ergebnen Bienen,
Das jener Becken-Klang hat in den Stock gebracht.
Das seinem König pflegt in dem Palast zu dienen,
Den falber Ochsen-Mist höchst-angenehm gemacht.
Ein Teil jagt Rauber fort, der andre fouragirt,
Da jens den Seim nach Haus im vollen Wänstlein führt.

Ein Teil frischt auf zum Flug mit seiner Hals-Trompete,
Ein Teil füllt mit dem Seim der Zellen Sechs-Eck an:
Ein jedes hat sein Amt, ein jedes seine Stätte,
Und hier ist wohl nicht eins, das müßig stehen kann.
Geh, Fauler, weg von hier, betracht die Arbeit nicht:
Die Bien ists, die dich an-mit ihrem Stachel sticht.

 
Die wilden Tiere
Zähmet, ihr kriegt Ehr dafür, das in Euch höchst-wilde Tier.
 
Der Tiere-König, Löw, streng, so an Aug- als Klauen,
Trägt Ketten an dem Hals, und wird im Gitter mild.
Des schnellen Tigers Wut lässt sich geschlossen schauen,
Und scheint, im engen Stock, nicht eben gar so wild.
Man stürmt auch, Bär', auf dich mit langen Prügeln ein,
Wenn du, vor vielem Volk, sollst Tanz-Meister sein!

Mann lehrt den fleischern Berg, den Streiter Elephanten,
Die Art der Höflichkeit, wie man den Kaiser grüß.
Ein Teil des Menschen-Lobs ist stets darauf bestanden,
Daß er die wilden Tier wohl zu bezähmen wiss.
Preist man die Menschen drum? Wie daß sich keins bequemt,
Und die ergrimmte Rach, das wildste Wild, bezähmt?

 
Der Wolf
Weide, was dir anvertraut; sonsten gilts der Lämmer Haut.
 
Du siehst, O Wolf, und hörst die nahe Wollen-Herde.
Mein! schmerzt dich nicht das Aug, und juckt dich nicht der Zahn?
Du wünschest, daß der Hirt von Brech erschlagen werde!
Ach! denkstu, käme was den starken Rüden an!
Ach! wenn der tapfre Hirt, samt seinem Schafhund,schlief,
Und dann mein Zahn fein scharf ins Schäfen-Leder griff!

Wie niedlich wollt' ich da des Magens Bellen stillen,
Der mir vor Hungers Not jetzt kracht und endlich bricht.
Ihr, die ihr nechst der Lehr, regiert der Jugend Willen,
Nehmt Hirten-Treu in Acht, verlasst den Lehrling nicht:
Hatt' eine Wölfin einst ernährter Zwilling Ruhm?
So bringt jetzt eine Läsch (Lupa) viel schöne Jüngling' um.

 
Der Affe
Wer sich will in sich vergaffen, hat im Herzen einen Affen.
 
Der Pickelhering, Aff, will seine Possen treiben:
Drum ist kein Schoßkind so, wie er, beim Herren dran.
Schreibst Du? So stelle er sich, als müsst er Briefe schreiben.
Kämm dich! so braucht auch er den zehenfachen Zahn.
Er tut, was du tust, nach. Er springt mit aller Macht,
Und macht, daß mancher sich fast einen Buckel lacht.

Wir sind auch Affen-Art; denn Sprache, Rock und Locken,
Muß alles, wie das Volk (ich wills nicht nennen) sein.
Wenn wir nur schwanzen wie Policinellens-Tocken,
So fällt auch mancher Schwank den schlauen Vögeln ein.
Und diese Lumperei, die mehr, als Circe kann,
Macht manchen Affen-Sinn zu einem Fabian.

 
Die Vögel
Wer die Seinen jetzt nicht schont, wird von Fremden einst belohnt.
 
Du flüchtigs Feder-Volk, von bunt-durchwebten Schwingen,
Wie ist nicht Leib und Geist an dir so mancherlei!
Ein Teil ist Feder-stolz, ein Teil ob hellem Singen.
Der bauet in dem Wald, der wohnt den Wassern bei.
Der isst uns aus der Hand, zu allem Scherz bequemt;
Da auch der Hunger nicht des andern Wildnis zähmt.

Ein Teil zieht gar zu Feld mit Klauen und mit Schnäbeln,
Die Tyrannei dringt auch in Eurem Staat scharf ein.
Man sieht das kleine Heer mit Schnäbeln niedersäbeln,
Und jeder größrer will ein Straßen-Rauber sein.
Beklagt euch nun nicht viel, da man von euch sich nährt:
Ihr habt, durch Euren Raub, den Vorteil uns gelehrt.

 
Die Tauben
In dem bunten Farben-Streit siegt die weiße Redlichkeit.
 
Hier fliegt ein Tauben-Zug vertraulich mild zusammen,
Ein Heer, das ohne Gall in Unschuld kann bestehn,
Des Halses guldner Ring, der Brust gemahlte Flammen,
Der Flügeln Hyacinth steht unvergleichlich schön.
Teils heben auf den Kopf den Federbusch empor;
Teils haben Hosen an, und gehen kaum davor.

Die ziehet gern zu Wald und jene sucht die Häuser.
Wie lustig macht sich oft das volle Tauben-Haus!
Die eine pranget grau, die andre desto weißer,
Die siehet wie der Schnee im Feder-Atlas aus.
Und die gefällt mir wohl. Ich lieb ein Taubenherz,
Reich an der Unschuld-Farb, frei von der Falschheit-Schwärz.

 
Der Sperling
Nichts fällt groß, klein, schlecht und wert, ohne Gottes Sorg, auf Erd.
 
Wo ist, man sage mir, ein mehr verachts Geflügel,
Als wohl ein Sperling ist, der überall gemein?
Er hat kein schöns Gesang, nicht bunten Feder-Spiegel,
Und zwitschert, wenn er will, zur Not, geätzet sein.
Doch kennt Gott dessen Wert, der ihm die Hilf nicht kürzt,
Wenn ihn die Schwindelsucht von hohen Bäumen stürzt.

Und du, verzagter Mensch, verzweifelst an der Güte
Des Höchsten, der doch stets für deine Wohlfahrt wacht.
Was wollt' ein Sperling sein, bei Geist, Seel und Gemüte,
Die Gott, O Mensch, in dir, nach seinem Bild gemacht?
Stürzt dich des Glückes Neid, und falscher Gönner Schein?
Getrost! du gehst und fällst in Gottes Hand hinein.

 
Die Nachtigall
Wenig Fleisch ist, was sich weist; aber groß sind Stimm und Geist.
 
Hör mit erwecktem Ohr die süße Wald-Sirene,
Wenn sie den Triller schlägt, und krauslicht tiriliert.
Sie ist, im Vogel-Chor, in Lenzens Lust-Getöne,
Concerten-Meisterin, die alle Herzen rührt.
Der ganze Wald erschallt, sie singet ohn Geheisch,
Und ist bei großer Stimm, ein winzigs bißlein Fleisch.

Bald hupft sie auf den Baum, bald fliegt sie wieder nieder,
Bald pfladelt sie im Bach, der ihre Federn kühlt:
Bald fordert Echo sie heraus auf neue Lieder.
Kein Wandrer kann da fort, wo dieses Pärlein spielt.
Wie kommts, daß unsre Stimm, für Gott, nichts reins beginnt?
Vielleicht, weil wir darzu noch gar zu fleischern sind.

 
Der Pfau
Wer an seinen Tod gedenkt, bleibt vom Stolz wohl ungekränkt.
 
Der Juno Vogel muß uns hier zur Lehre taugen:
Der drehet in dem Schweif sein buntes Spiegel-Rad.
Welch freches Farben-Spiel blickt aus den hundert Augen!
Da glänzt mehr Pracht, als sonst ein Regenbogen hat.
Doch wenn er Schwärz und Krätz an seinem Fuß erblickt,
So fällt der Schweif zusamm, der Hochmut wird geknickt.

Ist jemand, dem der Mut aufwallt vom alten Adel?
Den übermachtes Gut, den hochgebrachter Pracht,
Den fein erhabner Leib, den sein Gesicht ohn Tadel,
An Minen hoch und stolz, im Geist einbildisch macht?
Der blick nur auf die Füß, die nach der Gruben gehn;
Was gilts? Er wird, in sich beschämt, demütig stehn.

 
Der Schwan
In dem Sterben, tritt dem Ohr ein erfreulichs Lied hervor.
 
Hier fliegt und lebt der Schnee, der in dem Wasser schwimmet,
Schweift mit den Augen um, trägt seinen Hals empor.
Ist ein belebtes Schiff, dran stellt der Schweif gekrümmet,
Des Schiffes hintern Teil, der Kopf den vordern, vor.
Der Fuß tut Ruder-Dienst, und daß es besser lauf,
So führt das Flügel-Paar sich statt der Segel auf.

Zwar wird des Menschen Aug durch solchen Schnee erquicket,
Das Ohr nur wartet da vergeblich auf den Schall.
Doch wenn er kräfte-los sich zu dem Sterben schicket,
So übertrifft der Schwan das Lied der Nachtigall.
Wer weiße Sitten hat, und rein ist im Gemüht,
Schließt Leben, Kreuz und Tod mit einem Freuden-Lied.

 
Der Hahn
Wie kommts, daß jezund dieser schweigt, der einst den Meineid angezeigt?
 
Wieviel sind Weiber da um einen Mann zu sehen!
Wie bläht er nicht den Kamm, den fleischern Federbusch!
Bald scharrt er um sich her, bald fängt er an zu krähen,
Wenn er den großen Sporn im Blut der Feinde wusch.
Weil er die Morgenröt vorher auch mertken kann,
So zeigt er, als Kurier, der Sonnen Einzug an.

Noch mehr ist Wunderns wert, daß, wo kein gutsGewissen,
Er, aus dem Sünden-Schlaf, die Herzen auferweckt.
Du, Peter, ließest einst gerechte Tränen fließen,
Da dich der dritte Schrei des Hahnes so erschreckt.
Was wär nicht, ewig! jetzt für ärgerlichs Gekräh,
Wenn jedem falschen Schwur ein Hahnen-Schrei geschäh!

 
Die Fische insgesamt
Hier ist man zu ziehn bemüht Bös-und Gut' ohn Unterschied.
 
Welch' eine Menge Fisch wallt in dem Netz beschlossen,
Wie manche Schuppen-Art dient unsrer Näscherei!
Dort schnalzen Karpf und Hecht, von Mist und Flut umflossen;
Hier tritt dem Riesen Wels das Zwerglein Grundel bei.
Das kleinste Grät-Geschnälz eilt auch mit in die Höh,
Sticht nur dem Schlund, und tut den Ordens-Mägen weh.

Wie kommt es nun darzu, ich möcht' es gerne wissen,
Daß man die schlimme Fisch mit aus der Tiefe zieht,
Der Fischer ist, das Netz zu werfen, nur befließen
Auf ungefähres Glück, das nichts im Wasser sieht.
Denk dran, O böser Mensch, der Tod ist auch so blind:
Drum kommts, daß ihm zum Zug, gleich Gut und Böse sind.

 
Die großen Fische
Fürchte dich, so groß du bist, denn die Macht weicht oft der List.
 
Hie fängt und würgt die List den düstern Schuppen-Riesen,
Der wie ein Vorgebürg, im Reich der Wellen schwimmt,
Vor dem so Last als Leut hin in den Abgrund müssen,
Wenn er sein Hinterteil, ein Schiff zu stürzen, krümmt.
Allein man schmeichelt ihm, man lockt ihn an den Strand,
Und macht sich, ihm zum Tod, mit Höflichkeit bekannt.

Daher verläßt er bald die ihm beliebte Tiefe,
Die er, im Fall der Not, nicht mehr erreichen kann.
Da schießt, da wirft man drein, grad-zu und in die Schiefe,
Da sucht man Bein und Teer, da geht das Metzeln an.
Kein Mensch trau seiner Macht. Es fall' ihm täglich bei:
Daß keine Stärk so stark, als List und Schmeicheln sei.

 
Die kleinen Fische
Der nach Näscherei wird langen, wird, eh er es meint, gefangen.
 
Was spielst, was schnalzest du, was will dein Circul-Drehen?
Du siehst gewiß die Flut für deine Festung an.
Mein Fischlein, traue nicht: Es ist gar leicht geschehen,
Daß ein verstecktes Reis zum Kerker werden kann.
Kennst du die Angel nicht, die auf dem Wasser spielt,
Dran mancher Fisch die Lust, durch seinen Tod gekühlt?

Ach! fliehe vor Betrug, und traue keiner Locke:
Du langst dem Köder nach, der Köder langt nach dir.
Es fängt dich, den du fängst, der ausgehängte Brocke.
Doch was lehr ich die Fisch? Es sind ja Leut gnug hier.
Ihr Menschen, lernet das: Wenn ihr die Liebe schmeckt,
Der Tod hat Gift und Tod, in ihre Lust versteckt.



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