An
Sophien
die ihren Muff verbrannte
Dein Muff, Sophie, ist nicht mehr in der Mode,
Darum verdammst du ihn zum Feuertode.
Ich kann ihn nicht bedauern; aus der Welt
Muß man, Sophie, so bald man dir mißfällt.
Die beste Predigt
Zum Glück fürs Auditorium
Blieb Balthasar, der Mönch, jüngst auf der Kanzel stumm.
Das war doch noch ein Ehrenmann:
O Pochlin! spiegle dich daran.
An * *
Du streu'st in Bände voller Schmiererei,
Vernünftiger Gedanken zwei bis drei,
Unredlicher, und glaubst sodann,
Daß wir es gelten lassen müssen.
Das heißt, du willst den Ozean
Mit einem Quentchen Zucker süßen.
An * * *
Zwar stiehlst und raubst du nicht: doch bist du voller Tücke,
Voll Geiz und Eigennutz, bei fremdem Glück sieht Neid,
Bei fremdem Unglück Schadenfreud'
Aus deinem Hundsgesicht, aus deinem scheelen Blicke,
Und doch darfst du zu fragen dich erkühnen:
Bin ich nicht ehrlich? Nein, Halbschurke! nein!
Den Galgen nicht verdienen
Heißt noch nicht ehrlich sein.
Die zweite Magdalena
Die Büßerin Chloe hat vertauschet mit Amors Freuden die Klausur.
Sie ist die zweite Magdalena, doch in verkehrter Ordnung nur.
In ein Exemplar einer
Übersetzung
von Ovids Kunst zu lieben
Nimm hin Ovidens Lehrbuch; er schrieb für dich und mich.
Mich lehr' er zu gefallen, zu lieben lehr' er dich.
An Schröder als Lear
So unbarmherzig als mit dir das Glück,
Verfährst auch du mit uns; nicht Einen Augenblick,
Nicht Einen zur Erholung uns zu gönnen!
Verbirg nur das Gesicht, daß wir doch klatschen können!
Auf Werthers Grab
in einem Englischen Garten gesetzt
O laßt es Werthers Grab', ihr weichgeschaff'nen Seelen!
An kleinen Blumen nie, und nie an Tränen fehlen.
Du aber, kalter Christ! vergönn' ihm diese Ruh'!
Gott, (beug' das Knie, und schweig!) Gott richtet nicht wie du.
Cleant 1
Trotz seiner sechzig Jahr' und seiner dünnen Waden
Nimmt sich Cleant, (er wähnt zu seinem Zeitvertreib,)
Ein achtzehnjähriges, nur allzu hübsches Weib;
Das heißt, der lahme Narr gibt Ball für die Geraden.
An den Leser
Gott hätte Sodoma verschont bloß wegen zehn Gerechter.
Zehn guter Verse wegen schon' ein ganzes Buch voll schlechter.
An Cleant 2
Die Dummheit nur macht fromm, behauptest du Cleant!
Du bist der frömmste Mann im Land.
Auf einen alten Freier
Du, der, so siech sein Leib auch ist, so grau
Sein Kopf auch ist, zum dritten Male freite,
Wiss: Clotho war die erst', und Lachesis die zweite,
Und Atrepos ist deine dritte Frau.
Auf einen Heuchler
Heuchler
Nie weiß meine linke Hand das, was meine Rechte gibt.
Antwort
Ja, das glaub ich, weil du Heuchler! deine Rechte gar nichts gibt.
An *
Wenn du, auf Dichterruhm erpicht,
Bald Oden brüllst, bald Schäferlieder blökest,
Und jeden Almanach besteckest,
So seh' ich Reime, Verse nicht.
Doch magst du dich darüber trösten,
Du wirst nicht ohne Leser sein.
So mancher Wirt schenkt Apfelmost für Wein,
Und dennoch fehlts ihm nicht an Gästen.
Weiberzusagen
Aus dem Catull 71
Mein, sagt Lina, mein soll stets ihr Herzchen bleiben;
Mein, wenn auch Zeus darauf selbst einen Hauptsturm wagt:
Sie sagt's; doch was ein Weib dem gier'gen Buhlen sagt,
Das muß man in den Wind und schnelle Wasser schreiben.
An * * * *
Welch Wunder, wenn von Millionen Zähren,
Wovon, die Tote zu beehren,
Dein Leichen-Carmen überfließt,
Das Carmen selber wäßrig ist.
Grabschrift
Der hier begraben liegt, war redlich und getreu,
War tapfer ohne Barbarei;
Er ließ, wie Scipio, von Lüsten nie verführet,
Was er erobert, unberühret.
Er hatte hohen Mut und Stärke, doch es litt
Kein Schwächerer darunter, denn er stritt
Für eigne nur und für der Seinen Habe;
Erob'rer, schämet euch! ein Hund liegt hier im Grabe.
Nur sechs Sakramente
Was? sieben Sakramente zählen
Die Herrn Theologen? Ei!
Für Leute, welche niemals fehlen,
Heißt das doch schändlich zu verzählen!
Sind Buß' und Eh' nicht einerlei?
An den Fuscus
Aus dem Martial I/55
Ist noch ein Platz in deinem Herzen leer,
Ich weiß es wohl, du hast der Freunde mehr,
So gönn' ihn mir; doch falls ein junger Freund
Kaum liebenswert, kaum wünschenswert dir scheint,
So denke nur, daß alter Freunde Schar
Auch einmal jung in deiner Freundschaft war.
Und wähle stets zum jungen einen Mann.
Der mit der Zeit ein alter werden kann.
Ein neuer Reihentanz
Ein neuer Reihentanz! man reicht
Zuerst die Hände sich, dann dreht man sich den Rücken;
Ihr, welche Hymens Fesseln drücken,
Sagt, ob nicht dieser Tanz dem Ehestande gleicht.
Porcia
Aus dem Martial I/43
Als Porcien Bericht vom Tod des Gatten kam,
Und man trotz allem Fleh'n, ihr jede Waffe nahm;
Da rief sie: keine Macht kann uns den Tod verwehren;
Dies, dächt' ich, konnt' euch wohl mein edler Vater lehren
Sie rief's und trank in Hast von dem beraubten Herd
Geglühte Kohlen: geht! versagt ihr nun das Schwert!
An den Cecilian
Aus dem Martial I/74
Kein Mensch, so leicht es war, berührte deine Frau;
Doch seit, Gott weiß warum, seit du mit Sultansstrenge
Sie eingekerkert hältst, gibt's süßer Herrn die Menge
Um sie, auf, neben ihr; in Wahrheit, du bist schlau.
An Sextus
Aus dem Martial II/3
Du Sextus, bist ein schuldenfreier Mann,
Denn schuldig ist nur der, der zahlen kann.
In die Degenklinge eines Offiziers zu
graben
Für Ehr' und Vaterland und nur zum Schutz allein!
Nie zeucht sie Leichtsinn aus; nie steckt sie Feigheit ein.
An das blinde Fräulein Paradies
eine vortreffliche Tonkünstlerin
Jede deiner Stunden fließe, wie der Ton von deinen Saiten,
Sanft und rein und ohne Tadel; Freundschaft müsse sie begleiten.
Es verstimme nie dir eine der Gedanke, du sei'st blind;
Da der Menschheit beste Götter, Lieb' und Glück, es gleichfalls sind.
Kinder und Narren reden
die Wahrheit
Aus dem Owen
Wenn nur Kinder oder Narren wahr zu reden sich nicht scheu'n;
So muß ja die Wahrheit reden kindisch oder närrisch sein.
Die Gerechtigkeit des Glückes
Aus dem Owen
Gerechter ist das Glück, als mancher Klügling denket,
Weil es dem Reichen Furcht, dem Armen Hoffnung schenket.
Wie ein Mädchen sein soll
Ein Mädchen wünsch' ich, schön an Geist und von Gesicht,
Die kaufrecht sei, doch zu verkaufen nicht.
An Frau von Arnstein
geborne Itzig
Wohltätig, reizend klug, und ohne jene Mängel,
Die sonst als Gegengift der Schönheit Abbruch tun!
Ist Fanny, ruft der Neid, wohlan, sie kränkte nun!
Damit die Welt doch seh', sie sei nicht ganz ein Engel.
An die Gräfin von H—
die mir als Braut ein Gilet stickte
Die schönste Hand, die bald den besten Mann beglücket,
Hat ein Gilet mit blau und grün gesticket,
Das ist besiegtes Vorurteil.
Doch daß die Stickerin nun zeigen wird, es können
Noch in der Eh' der Liebe Flammen brennen,
Ist auch besiegtes Vorurteil.
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