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Aus der Jugend 2
 

Im Winter
Maskenball
Förderung
Der Seelenarzt
Besitz
Die Mücken
Stufen der Leidenschaft
Ewiger Widerspruch
Die Lieder
Eigensinn
Genug!
Der neue Midas
Winterlicher Fleiß
Liebe und Ehe
Der Tischler

 
Guter Rat
Bettlerlied
Baum und Vogel
Jesus
Im warmen Frühling
Frühlingsfeier
Kartenspiel

 

Im Winter

Ich weiß, hier hab' ich Blumen keimen sehen,
Und Früchte reifen; frohe Kinder spielten
Im Kreise hier, bei erster Blüten Wehen,
Indes die Weste ihre Wangen kühlten.
So stand ich hier an eben diesem Baume,
In seinen Zweigen wühlten Sang und Duft,
Und dachte dieses Daseins Wechseltraume —
Der Kinder Scherzen toste durch die Luft,
Und siehe! Sorglos, wie zur Zeit der Rosen,
Zieh'n sie durch Sturm und Schnee zum Spiel heran;
Sie gleiten munter auf der Winterbahn,
Uns Arme täuschte kaum des Lenzes Kosen.

Maskenball

Junger Tänzer:

Braus' in den vollsten
Tönen, Musik!
Mein ist die Schöne,
Mein ist das Glück!

Junges Mädchen:

Mich wählen sie Alle,
Wer hätt' es gedacht?
O schönstes Vergnügen!
O prächtige Nacht!

Mädchen, die sitzen geblieben:
(untereinander)
Nein, um die Mitte
Sie so zu nehmen —
Pfui! ist das Sitte?
Man soll sich schämen!
Ehrbarkeit, Anstand
Verlieren sich ganz.
Wähle mich Einer
Zu solchem Tanz!

Einer:
Sie ruh'n wohl noch ein wenig gerne?
Sie:
Man sieht sich's besser aus der Ferne.
Er:
Doch fühlt sich's näher besser an.
Sie:
Es ist, daß man's entbehren kann.
Er:
Daß ich dich nie gefällig finde! —
Du zürnst noch immer, Rosalinde?
Sie:
Lassen Sie mich.
Er:
Hörst du den Walzer?
Sie:
Ja.
Er:
Schnell deine Hand!
Sie:
Ich sollte zürnen - - da!

Harlekin:
Rosalinde! Rosalinde!
Wohin, wohin so geschwinde? —
Das ist ganz nach meinem Sinn:
In der Larve tief zu stecken,
Und die Anderen zu necken.
Wie sie staunen, wie sie schau'n,
Schöne Mädchen, holde Frau'n,
Wenn ich sie bei Namen nenne,
Und von der zu jener renne,
Welch' Vergnügen liegt darin! —
Platz da für den Harlekin!

Ein Ritter:
Nun, Schöne mit dem Schäferstab,
Legst du die Larve noch nicht ab?
Schäferin:
Wer weiß, würd' ich dir dann gefallen.
Ritter:
Du bist gewiß die Schönste aus Allen.
Schäferin:
Wie ist es in dem Saal so schwül!
Ritter:
Komm' in das Zimmer — dort ist's kühl,
Es sieht uns Niemand — laß mich's wagen
(Er nimmt ihr die Larve ab)
Schäferin:
Du böser Mann!
Ritter:
Still! Laß dir sagen —
(er küßt sie.)

Wandspiegel:
Freund, nur selten geht verloren
Ein Geheimnis!, oder nie;
Wände haben keine Ohren,
Aber Augen haben sie.

Bürgersmann:
Gelt Kind, das ist ein tolles, wüstes Leben?
Tochter:
Nun Vater, es ist nicht so übel eben.

Bürger:
Ich meine, besser lebt sich's doch zu Haus,
Und ei, wie sieht Hanswurst gar spaßig aus!

Junger Herr:
Mein schönes Kind, ein Tanz in Ehren!
Bürgermädchen:
Ich — doch der Vater —
Junger Herr:
Er wird's nicht verwehren.
Mädchen:
Vater —
Bürger:
Schweig', dummes Ding!
Mädchen:
Herr Vater!
Bürger:
Was?
Just war der Narr im größten Spaß,
Nun hab' ich's Beste übersehen.
Mädchen:
Der Herr will, ich soll mit zu Tanze gehen.
Bürger:
So geh' zum Treu — Ihr Knecht! Ich bin verbunden
Wo ist Hanswurst nur hingeschwunden? —
Ei, ei, wer hätt's dem Mädel angeseh'n!
Wie ist sie auf das Tanzen so versessen!
Doch morgen mag sie Teller waschen, näh'n,
So ist das Ganze bald vergessen.

Verlassener:
Welch törichtes Herumvagieren!
Man weiß nicht, soll man weinen oder lachen;
Es könnte mir fast Langeweile machen,
Verständ' ich's nicht zu bephilosophieren.

Dieb:
(In einer Derwischmaske)
Drei Uhren und zwei Dosen! — Frischen Mut!
Ich will mich morgen trefflich divertieren;
Die Narrheit ist doch auch zu etwas gut,
Kann d'raus die Klugheit profitieren.

Dienender:
Punsch! Chocolade! Woll'n nit kaufen!
Das Handwerk mich schon fast verdrießt;
Von zwanzig, die da schrei'n und laufen,
Ist kaum ein Halber, welcher ißt.

Wachhaltender:
Gern möcht' ich meinen Dienst verändern können,
Es hat mich lange schon beirrt;
Ich weiß nichts Lästiger's zu nennen,
Als Unterhaltung, die zum Amte wird,

Ci-devant:
Ils sont passés ces jours de fête —
Ach, mit dem Tanzen ist's vorbei!
Das Spiel ist aus, und ich bin bête —
Wer zweifelt, daß das Leben eitel sei?

Musikanten:
(stimmend)
Sechs Nächte ohne Schlaf und Ruh'!
Mir fallen schier die Augen zu.
Geht das so fort, es wird mein Tod —
Und Alles um das bisschen Brot!

Aus dem Garten:
Morgenkühle, Morgengrau
Will durch nächt'ges Dunkel dringen;
Mond zerfließt in Himmelsblau,
Vöglein schütteln ihre Schwingen.

Allegro im Saale:
(im Dreivierteltakt)
Tolleres Rasen
Sah ich noch nie,
Scharren und Blasen
In Harmonie.
Ha, wie sie wüten,
Stampfen, sich dreh'n!
Um unsre Ohren
Ist es gescheh'n.

Junger Herr:
Sie wollen wirklich geh'n?
Frau:
Müssen nach dem Hause seh'n.
Junger Herr:
Zum Schlafen ist es schon zu früh.
Die Sonne hebt sich.
Frau:
Meinen Sie?
Junger Herr:
Mein Fräulein —
Fräulein:
Die Mama —
Junger Herr:
Nur noch ein bisschen!
Frau:
Nein, du wirst dich verkühlen, Lieschen.
Junger Herr:
Der letzte Tanz! — Mamachen wird erlauben.
Frau:
Sie können überreden!
Junger Herr:
Dürft' ich's glauben!

Ein Herr:
(tanzend)
Schönste, mein Wagen
Steht vor der Tür!
Darf ich es wagen,
Ihn anzutragen?
Mädchen:
Gleich an der Ecke
Wohnen wir.
Herr:
Wenn Sie's erlauben,
Begleit' ich Sie.

Musik:
(wie oben)
Tolleres Rasen
Sah ich noch nie!


Förderung
1825

Der Gärtner sä't den fremden Samen,
Kennt nicht der künft'gen Blume Namen;
Doch plötzlich bricht am warmen Tag
Der Keim heraus, der gärend lag.
In Monden ward euch keine Kunde,
Doch Alles kommt zur guten Stunde.

Der Seelenarzt

Von den düsteren Gedanken
Daß euch keiner übrig bliebe,
Allen meinen lieben Kranken
Einzig nur verschreib' ich: Liebe.

Besitz

Seht mir den dicken Pächter an:
Sein ist die weite, volle Flur;
Sein ist das üppige Revier
Und auch der volle Fruchtbaum hier.

Doch die Dryade in den Zweigen,
Die ruht in unbemerktem Schweigen;
Für  s i e  nur keimt der Baum und blüht,
Für sie die Frucht im Laube glüht.

Die Mücken

Als jüngst mein Mädchen grollte,
Ging ich allein missmutig in den Wald;
Und wie ich also ging und sann und dachte
An sie, die einsam nun zu Hause schmollte,
Da koste mir des Maientags Gewalt
Den Unmut aus dem Herzen bald,
'Zu schöne Zeit, als daß man trauern sollte!'
Dacht' ich bei mir und ging so vor mich hin.
Da ward es Abend — Schwärme grauer Mücken
Begannen in der Luft sich zu verdicken,
Und stachen, weil ich süßen Blutes bin.
"Stecht immerhin!" so rief ich lachend aus;
"Ein bisschen Qual ist überall zu Haus.
Es ist doch schön an solchen Frühlingstagen,
Ob uns die Mücken, und auch Weiber plagen!"

Stufen der Leidenschaft

Nicht Schlaf, nicht Hunger und nicht Ruh'
So kann's nicht länger bleiben;
Die heiße Leidenschaft dazu,
Das taugt, uns aufzureiben.

Der Hunger stellt sich wieder ein,
Das Schlafen mundet wieder,
Geendet ist so manche Pein,
Und Ruhe senkt sich nieder.

Nichts auf der Welt, was Dauer hat!
Mir hat sich's neu bestätigt:
Erst war ich glücklich, war ich satt,
Nun bin ich übersättigt.

Ewiger Widerspruch

Wie der Baum von Blüten strotzt!
Kaum ein Blatt dazwischen!
Doch es will dir keine Frucht
Aug' und Herz erfrischen.

Wie die Früchte voll und fest
Von den Bäumen hangen!
Aber ach! Wo ist der Lenz
Mit der Blüten Prangen?

Und so führt dich keine Zeit
Zum ersehnten Ziele;
Der sie reifte, der Verstand
Tötet die Gefühle.

Die Lieder

Wie bunte Blumen sind die frischen Lieder,
Vom Sonnenblick des Lebens neu erregt,
Und trocknen Blumen gleichen sie dann wieder,
Die man, ein holdes Mal, in's Buch gelegt;
Ein Himmel von Erinnerung steigt nieder,
Wenn man die Blätter von einander schlägt;
So sind die Lieder auch — sie geben Kunde
Von schöner oder schmerzlich süßer Stunde,

Eigensinn

Wenn du schürst und Flamme regst,
Dennoch will's nicht brennen;
Wie du auch die Scheiter legst,
Wirst's nicht zwingen können.

Aber laß ein Fünkchen du
Unvorsichtig fallen,
Und die Flamme wird im Nu
Bis zum Himmel wallen.

Genug!

Nenn Lust und Schmerz die Brust durchwühlt,
Wenn du geweint, gelacht;
Wenn du ein Stück der Welt durchfühlt,
Und auch ein Stück durchdacht:

Wenn du, von Freundes Wort erfreut,
Dein selber warst bewußt,
Und wenn das Leben du erneut
An einer Freundin Brust:

Was willst du noch, was willst du mehr?
Du hast gelebt genug!
Dort steht der Todeskelch: nur her
Den letzten Lebenszug!

Der neue Midas

Was der König nur berührte,
Seltsam ändert' es die Weise;
Wie er sie zum Munde führte,
Ward zum harten Gold die Speise.

Und so wird mir unter'n Händen
Alles Leben zum Gedicht;
Geistig soll ich es vollenden,
Aber, ach! besitzen nicht.


Winterlicher Fleiß

Zur schönen Zeit bin ich herum geschlendert,
Da füllte sich das Büchlein nicht;
Nun ist es Zeit, daß man sich ändert!
Zu Tage will so manch' Gedicht.

Da Vögel, Wald und Wiese ruh'n,
Jetzt an die Arbeit ging' ich gerne;
Natur verhindert nicht mein Tun —
Die Menschen halt' ich mir schon ferne!

Liebe und Ehe

Die Lieb' ist Frühlingsblüte,
Die Ehe Herbstesfrucht;
Die Lieb' ist Meereswelle,
Die Ehe stille Bucht.

Die holde Liebe zaubert
Dich in ein Paradies;
Die milde Ehe macht dich
Der Erde erst gewiß.

Wer klug ist, pflückt die Blüte
Und sammelt sich die Frucht;
Schifft durch des Meeres Welle
Ein in die stille Bucht.

Tut in die Paradiese
So manch' entzückten Blick,
Und kehrt zur Erde wieder,
Sein Heimatland zurück.

Der Tischler

Nur munter, ihr Gesellen,
Dann geht die Arbeit gut;
Stimmt an ein frohes Liedchen,
Das schafft euch frischen Mut.

Auch grüßet mir die Kunden
Hübsch artig und hübsch fein;
Ein Tischler darf, der hobelt,
Nicht ungehobelt sein.

Und habt nur nicht gleich Ärger.
Ist Der und Jener stolz;
Wir zimmern Sarg und Wiege
Ihm aus demselben Holz.

Guter Rat

Bist du arm, so kannst du darben,
Hast du Wunden, werden's Narben;
Liebt dein Mädchen einen Andern,
Darfst zur Nachbarin nur wandern.

Aber bist du dir zu weise,
Wie erhältst du dich im Gleise?
Dies das Mittel: — künd' es weiter!
Du mußt werden noch gescheiter.

Bettlerlied

Betracht' ich ein jedes Geschäft in der Welt
Ich weiß mir kein besser's als betteln;
Da kann ich bequem und so wie mir's gefällt,
Das Leben, die Tage verzetteln.
Den Bettler nenn' ich den freiesten Mann,
Der nichts besitzt, nichts verlieren kann.

Die Arbeit, die jeder Vernünftige scheut,
Die heiß' ich vom Halse mir bleiben;
Der Gott, der dem Sperling sein Futter streut,
Läßt mich's wie die Sperlinge treiben:
Sie fliegen und flattern munter und frei,
Hungern ein bißchen und — leben dabei.

Und eigentlich treib' ich, was Jeglicher tut.
Es betteln die ehrlichsten Leute;
Doch hat nicht ein Jeder den seligen Mut,
Zu sorgen nur immer für heute;
Betrachtet das Treiben der Menschen nur recht
Es ist mir ein völliges Bettlergeschlecht.

Der bettelt um Reichtum, um Ehren und Macht,
Und Jener um gnädige Worte;
Der Liebende lauert in schweigsamer Nacht,
Und bettelt sich ein in die Pforte;
Es quält sich der Künstler am Musenaltar,
Und erbettelt sich Beifall von törichter Schar.

Und schon das Kind, eh' es sprechen noch kann,
Es bettelt mit Mien' und Gebärde,
Damit es dereinst, als völliger Mann,
Ein völliger Bettler auch werde;
Schenk' diesem die Erde, so weit sie bewohnt,
Er will noch dazu die Stern' und den Mond!

Ich aber will fürder mit fröhlichem Sinn
Durch's Leben als Bettler nur schleichen;
Demütig reich' ich die Mütze dir hin,
Und seh' ich den glücklichen Reichen,
So denk' ich mir lächelnd: du Stolzer, nur zu!
Ein Bettelmann bist doch am Ende auch du.

Baum und Vogel

Der Baum:
Dich nähren meine süßen Früchte,
Dich schützet meiner Zweige Dichte,
Doch kurz verweilst du nur auf mir;
Vor Jahren, bei der Lüfte Gaukeln,
Sah ich schon deine Väter schaukeln
Auf meinen schlanken Ästen hier.

Der Vogel:
Der du da trotzest Ungewittern,
Sollst dein Geschenk mir nicht verbittern,
Das süß aus deiner Krone quillt:
Mich treibt die Lust zu frohen Liedern,
Die magst mit Früchten du erwidern,
Und so ist Beider Sein erfüllt.

Jesus

Du kannst es nicht begreifen,
Daß er der Gottessohn,
Und daß er wollte dulden
So bittern Schmerz und Hohn?

Du meinst, bei seinem Sterben
Ein  M e n s c h e nauge brach; —
Hältst ihn für deines Gleichen,
Und folgst ihm doch nicht nach!

Im warmen Frühling

Ich fühle mich so wohl,
Trotz allen meinen Sünden,
Und denke mit dem Himmel
Mich eben abzufinden.

Ich trauerte wohl sonst —
Es scheint mir dumm gehandelt;
Ich weiß nicht, was mich nur
So plötzlich umgewandelt!

Frühlingsfeier

Der Lenz erwacht! — Und in lebend'gen Scharen
Strömt es hervor aus Berges Schlucht und Kluft,
Und keiner mag das Haus, die Hütte wahren,
Die kalte Wand beengt, gleich einer Gruft;
Ein Jeder will die süße Gunst erfahren
Von Frühlingsmorgen, Frühlingsluft und Duft;
Gestalten seh' ich, die in selt'nen Weisen
Des neuen Frühlings neue Wunder preisen.

Elfenchöre:
Flattert wieder
Auf die Bäume,
Füllet wieder
Wonneräume!
Maiensegen
Strömt hernieder:
Ihm entgegen
Gruß und Lieder!

Amoretten:
Gaukeln
Scherzend
Durch die Luft
Schaukeln
Herzen
Uns in Duft.

Oberon:
Wie selig ist's, an deiner Seite
Durch Au' und grünen Wald zu zieh'n!
Du hast den Frühling zum Geleite,
Da Rosen deinem Tritt' entblüh'n.

Titania:
Den Zauber dank' ich deiner Liebe:
Denn wisse, wenn wir uns vereinen.
So säumt die Sonne nicht zu scheinen,
Und Frühling keimt — ach, das, er bliebe!

Puck:
So zärtlich ist das Pärchen heute,
Doch wahrlich, Puck kennt seine Leute,
Der Frühling dauert seine Zeit,
Ich kenne die Beständigkeit!
Es ist nicht anders als es war:
Bald wird es Herbst, bald Winter gar.

Jüngling:
Wälder und Auen,
Seid mir gegrüßt!
Euch zu vertrauen,
Die ihr mich treu umschließt,
Einzig mir Wonne ist.
Darum, du grüne Flur,
Darum, o stiller Bach,
Bin ich so gern bei dir,
Denke hier, sinne hier
Ihrem Bilde nach.

Chor der Arbeiter:
Hinaus, hinaus
In die freie Luft!
Zu eng' ist das Haus,
Die Arbeit ruft!
Ob Winter und Kälte
Uns entgegen,
Wir spotten des Sturms,
Wir verachten den Regen.
Doch wenn mildere Morgen
Erregen das Blut,
Dann fördert sich Arbeit
Noch einmal so gut.

Nymphenchor:
Es keimen die Blätter
Wieder hervor,
Die Vögelein schwingen
Sich munter empor.
Seid ferner, ihr Schwestern,
Den Bäumen zum Schuh,
Und schützt vor den Männern
Euch selber mit Trutz.

Pan:
Die holden Kinder!
Wie sie flattern,
Wie sie schnattern!
Ich liebe sie Alle,
Keine minder,
Lockte sie Alle
Gern in die Falle.
Sie fliegen — ich sinke,
Wie lachen — ich winke,
Aber nicht Eine
Kommt näher heran.
Will mich denn keine?
Bin ja ein Mann!

Und mächtig schwindet sanfte Morgenkühle,
Die Mittagssonne strahlt in milder Glut;
Durch blaue Luft wollüstig zieht die Schwüle,
Und was da lebt im Tal und Walde, ruht;
Doch schwirrt's und braust's im buntesten Gewühle,
Denn die Natur ist in der Kräfte Flut:
Sie zeugt, indem sie ruht; ein Lebensodem
Strömt durch die Luft und fächelt aus dem Boden.

Veilchen:
O wie mich die Sonne
So freundlich küßt!
Sei, holde Sonne,
Mir freundlich gegrüßt!
Mir ist, als läg ich
In dunkler Gruft;
Doch hab' ich euch endlich,
Sonne und Luft, —
Und wird' euch behalten
Gewiß, gewiß!
Denn Licht und Leben
Ist gar so süß!

Eine Nymphe:
Schwestern, o kommt,
Kommt mir zu Hilfe!
Berg' ich mich im Gebüsch
Oder im Schilfe?
Wär' ich Undine nur,
Oder die Sylphe,
Zerflöß' ich in Luft und Duft.
Wehe! Er naht, er ruft:
Schwestern, zu Hülfe!

Pan:
Höre doch! Warte doch!
Was hilft das Jagen?
Spare den Atem uns,
Laß dir nur sagen! —
Holla! Nun ruht sie aus,
Atmet so schwer:
Ja, sie kann — oder will
Nicht weiter mehr.
Täubchen, ich bin schon da,
Sieh nicht so scheu!
Ich bin ein guter Mann,
Dein frommer holder Pan,
Bleibe dir treu.

Beengend furcht das Leben seine Gleise,
Sie werden lieb Dem, der sie lange tritt;
Am Morgen feiern leichte Elfenkreise,
Und Kind und Jüngling schlüpfen manchmal mit.
In Freuden hat ein Jeder seine Weise,
So zieh'n erst Abends, mit bedächt'gem Schritt
Die ernsten Männer aus; in Amt und Pflichten
Muß man sich auch nach dem Bedürfnis richten.

Bürger:
Wie ist das Alles schön gemacht!
Gott mag's dem lieben Gott vergelten!
Zwar ist die Arbeit nicht vollbracht,
Doch kommt der erste Mai gar selten.

Beamter:
Sind die Akten durchgemacht,
Kühl' ich mich zufrieden;
Ein Spaziergang in die Nacht
Ist mir dann beschieden.

Kaufmann:
Fazit ist — — ein ander Mal!
Laßt uns heute schließen,
Um vom letzten Sonnenstrahl
Etwas zu genießen.

Bürgermädchen:
Vater, Mutter gingen aus,
Jetzt ist was zu hoffen;
Abends kommt er an das Haus —
Nun, das Tor ist offen.

Einsamer:
Möcht' mich heut' aus Herzensgrund
Mit dem Freund ergehen,
Doch so hab' ich nur den Hund —
Der kann mich nicht verstehen.

Naturkundiger:
Wissenschaft, dich bet' ich an:
Sei mir hoch gesegnet!
Das Barometer zeigt an,
Daß es morgen regnet.

Philosoph:
Sonn' und Lenz ist Sinnlichkeit —
Das muß ich verstehen;
Doch man muß in Raum und Zeit
Auch spazieren gehen.

Künstler:
Welche Bläue! Welches Rot!
Das soll Einer malen!
Hat man mit Natur doch Not
Wie mit Idealen.

Gesellen:
Holla, pfeift und singet mir!
Heute war der Montag!
Haben wir doch auch dafür
Jeden Abend Sonntag.

Dame:
Sehr ergötzlich ist es doch,
Unter diese Scharen
In der Kutsche, schön und hoch,
Zwischen d'rein zu fahren.

Soldat:
War' ein Tag dem andern gleich,
Führt' ich sie spazieren?
Heut' soll mich der Zapfenstreich
Einmal nicht genieren.

Bettler:
Leben kann man einmal nicht
Bloß vom Sonnescheinen:
Lieben Leut', ein armer Wicht!
Denkt an unser Einen!

Jüngling:
Noch schwankt der Sinn, das Herrliche zu fassen,
Noch wallt und wogt die Brust im trunk'nen Mut; —
Du liebst mich und du willst nicht von mir lassen?
O Seligkeit! — Du warst mir längst schon gut?
Mir schwindelt's, ich vermag mich nicht zu fassen.
Zu bänd'gen kaum weiß ich mein wallend Blut;
O laß, mich's bei den hohen Göttern schwören:
Mein sollst du sein, mir sollst du angehören!

Jungfrau:
Ermanne dich, mein Freund! Wir müssen scheiden,
Man sucht dich — und wir sind noch fern vom Ziel;
Was sich gehören soll, muß erst sich meiden,
Das Leben, sagen sie, ist Ernst, nicht Spiel.
So müssen wir denn auch die Trennung leiden,
Ob sich dagegen stemme das Gefühl:
Leb' wohl — und dieser Kuß, er mag dir sagen,
Du bist der Herr von allen meinen Tagen.

Jüngling:
Welch Chaos wühlt sich auf vor meinen Blicken?
Verwirrung faßt den ungeübten Sinn!

Leitender:
Du mußt dich in die Gegenstände schicken,
Bald wird dir jeder Fehler zum Gewinn;
Der Rückweg leitet über gold'ne Brücken,
Auf Schwindelstegen geht die Reise hin.
Blick' auf! Vernimm, was meine Geister sprechen;
Und fasse Mut — nur schwache Herzen brechen!

Wissender:
Wohl mancher sehnt sich nach den reichen Schätzen,
Die tief verborgen sind in Berges Nacht;
Der gold'ne Flitter würde sie ergötzen,
Doch scheuen sie den tiefen, dunkeln Schacht,
Wo dich nicht Tau und frische Welle netzen,
Wo dir nicht lacht der Sonne milde Pracht;
Du aber strebe kühn, mit kräft'gen Sinnen,
Dich wagend, auch dich selber zu gewinnen.

Künstler:
Du staunst den Strahlen, die mein Haupt umspielen?
Nie sind der Abglanz nur von höhern Sonnen.
Du willst, mein Sang soll dir den Busen kühlen?
Dein eignes Herz ist deines Herzens Bronnen;
Gerühmt wird Kunst von Manchen und von Vielen,
Dem gibt sie Schmerz, Dem Scherz, Dem süße Wonnen:
Doch muß der Sang, soll er die Welt erfüllen,
Ernst oder froh, aus Dichters Seele quillen.

Arbeiter:
Laß dich vom großen Meister nicht verführen,
Und blicke nicht nach seinem hohen Ziel;
Du mußt das Göttliche im Busen spüren,
Der heiße Trieb bedeutet sonst nicht viel.
Nicht Jeder kann die gold'nen Saiten rühren,
Nicht Jedem wird das Leben freies Spiel:
D'rum nimm, gleich mir, das Werkzeug; denn auf Erden
Ist für die Meisten Arbeit und Beschwerden.

Priester:
Der Frühling lockt dich an mit tausend Farben,
Die graue Ferne zieht dich liebend an —
O sieh an diesen längst verharschten Narben,
Daß wir uns auch in Schlachten umgetan!
Und wenn wir fromme, heil'ge Ruh' erwarben,
Wir schelten d'rum den Trieb nicht leeren Wahn.
Ertrage, prüfe, forsche, strebe, lerne:
Die Nacht ist draußen, aber auch die Sterne.

Leitender:
Nimm diesen Kuß und meinen besten Segen.
Jüngling:
Leb' wohl! — Und sie?
Leitender:
Sie blühet dir entgegen.
Jüngling:
Gib mir den Wanderstab.
Leitender:
Das Tal hinab.
Jüngling:
So lebe wohl! — Wie dringt der Schein
Von ihrer Kammer in die Nacht hinein! —
Es ist ihr Ton —
Leitender:
Nun schnell davon!

Gesang mit Zither:
Tritt du mutig in das Leben,
In die neuen Kreise ein;
Was die Welt dir nicht kann geben.
Sieh, ein treues Herz ist dein.
Lebe wohl!

Jüngling:
(aus der Ferne)
Leb' wohl!

Echo:
Wohl! Wohl!

Des Tages bunte Bilder sind verflogen,
Und Ruhe lagert über das Gefild,
Nur leise rauscht es in den leichten Wogen,
Und durch die Wälder streift die Nachtluft mild:
Da kommt des Mondes Sichel angezogen,
Es reiht sich Sternenbild an Sternenbild,
Die Wolke glänzt, die Blumen duften freier,
Und Alles atmet süße Frühlingsfeier.

Kartenspiel
1826

Es bergen die Karten
Gar mystischen Sinn:
Du kannst dir's erwarten —
Verlust und Gewinn!

Die Geister der Minen
Umhüpfen den Tisch,
Sie wollen dir dienen —
Du wage nur frisch!

Sie bringen dir Glück,
Sie bringen dir Gold —
Dem Kühnen sind Geister
Und Karten stets hold!