An Anastasius Grün
Es war in der Jugend Tagen
Der "letzte Ritter" Dein Held,
Der Kämpe mit tollem Wagen
Im Zweikampf wie im Feld.
Und ging's auf Abenteuer,
Da war sein Narr nicht fern,
Ein Sancho Pansa, ein treuer,
Zog mit Quixote gern.
Der "Max" war viel geschäftig,
Hat viel geleistet, vollbracht,
Und blühend stand da und kräftig
Seine Österreicher-Macht.
Er hatte die Bataillone,
Die schützten ihm Herd und Haus;
Er hatt' auch manche Kanone:
Den "Weckauf, Purlepaus."
War Meister in Kunst und Waffen!
Doch seine größte Tat:
Das Faustrecht abzuschaffen,
Zu gründen den Reichshofrat.
Mein Max, das ist Dir geraten!
D'rum glaub' es mir auf mein Wort:
In den "Hofräten," den "Soldaten"
Lebst Du in Ewigkeit fort!
Soldaten, die exerzieren
Jetzt nach dem neuen Brauch;
Feldwaibel, die avancieren,
Die kleinen Beamten auch.
Du hast das Alles erfunden
Nach Deinem Ingenium;
Dich werden zu allen Stunden
Die Hofrät' preisen darum.
So kommt herauf gezogen
Der neuen Ära Glanz,
Mit jedem Besoldungsbogen
Blüht Dir ein neuer Kranz!
In Ämtern und Kanzeleien
Da findet man Deine Spur,
Und in den Fascikel-Reihen
Stehst Du der "Registratur"!
Mit andern Helden-Naturen
Stehst unter Litera
M
—
Mein Max, in dicken Frakturen!
Gelt, das schmeckt nicht unangenehm?
Im Sange leben die Helden
Roland und Karol groß —
Von Dir wird sagen und melden
Ein riesiger Aktenstoß! — —
Und als der "letzte Ritter"
Lag eine Leiche starr,
Da weinte schwer und bitter,
Da starb auch der "letzte Narr".
Kunz von der Rosen, sein Treuer,
Sein Freund in Lust und Not,
Der früher auf Abenteuer,
Ihm jetzt gefolgt in den Tod.
Oft wenn der Kaiser klagte,
Der Schalksnarr wohlgemut
Klopft ihn auf die Schulter und sagte
Ihm manch' ein Trostwort gut.
Er sprach bisweilen derbe,
Er war an Schwänken nicht arm,
Und äußert' er oft sich herbe,
Des Narren Herz schlug warm.
Es war in alten Tagen
Hofnarr ein wichtig Amt;
Sie durften die Wahrheit sagen
Den Fürsten insgesamt.
Sind Kammerherrn jetzt viele,
Wär' auch ein Hofnarr gut, —
Statt Zeitungs-Possenspiele
Volksnarren mit treuem Mut.
Doch gute, wie ich's meine,
Denen Scherz im Busen blüht;
Nicht böse Narren, — keine,
Wo's Beste fehlt: Gemüt.
Der Schalksnarr, der moderne,
Mit Pritsche, wie's der Brauch,
So ein Volksnarr wär' ich gerne,
So ein neuer Hofnarr auch!
Gern sagt' ich den Fürsten, dem Volke
Die Wahrheit mit leichtem Witz;
Aus meiner Donnerwolke
Sollt' schlagen ein milder Blitz!
Der Blitz bringt Ernte-Segen;
Von Laune und Humor
Ein kleiner Wetter-Regen,
Dann sprießt's aus der Erd' hervor.
Die Wiesen übergossen
Im närrischen Sonnenschein
Mit tausend Blüten-Possen,
Mit lustigen Vers-Blümlein.
Und zeigen dem Vers-Gewitter
Die Hofrät' Ärger und Trutz,
Dann ruft den letzten Ritter
Der letzte Narr zum Schutz:
Du Kaiser in Deiner Klause,
Komm', steh' dem Narren bei!
Mit Weckauf, Purlepause,
Schieß in die "Hofräterei"!
Doch hoff' ich, mein leichtes Wesen
Entwaffnet die Zensur;
Ich gebe die Wahrheit zu lesen
Ja "zwischen den Zeilen" nur! —
Es klang von goldenen Saiten,
Mein Freund, Dein Lied so rein,
In Sanges froheren Zeiten —
Ich klimpere hinterdrein.
Spielt Euch beim Tagewerke
Ein Spielmann auf mit Mut —
Verlangt nicht Dichterstärke,
Nicht aristophanische Glut!
Du hast mit feurigen Zungen
Das Volk aus dem Schlaf geweckt,
Hast sie lebendig gesungen —
Ich habe sie hier geneckt.
Längst strahlt die Lorbeerkrone
Von Deiner Dichterstirn —
Die Schellenkappe zum Lohne
Gönnt meinem Narren-Gehirn!
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