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Blätter und Trauben 1
 

Lauben und Trauben
Von der Rebe
Küfferlied
Leselust
Kelter-Lied
Herbstfrage
Wann ist es Zeit
Der Nebel
Lieblich, lieblich sprießt der Wein
Keller-Lied
Rundgesang
Beim Weine
Lied vom Weine
Im Keller
Die gefesselten Geister
Laute Freude
Zechers Rat
Aufschrift
Vom Weinberge
Trinklehre
Auf den Bergen
Das grüne Glas
Trinklied für Jüngere
Becher und Schwert
Beim Österreicher
Das Turnier der Weine
Jungfrau Kanne
Reißt die Zeiger von den Uhren
Hegst du Liebe oder Haß

 


Lauben und Trauben


Grün und rote Lauben,
Schwarz und weiße Trauben,
Ei, wie lieblich seid ihr anzuseh'n;
Wenn noch Bursch' und Dirnen,
Frisch von Aug' und Stirnen,
Singend euch am Weingeheg' umsteh'n.

Grün und rote Lauben,
Schwarz und weiße Trauben,
Schön vom Sonnenschein und Tau bemalt,
Ach an Stab und Reben
Welkt das grüne Leben
Mahnt auch euch, zu ändern die Gestalt.

Grün und rote Lauben,
Schwarz und weiße Trauben,
Erst des Winzers, jetzt des Schenken Stolz:
Bunte Kränze jene,
Flatternd aus der Tenne,
Diese eingezwängt in Reis und Holz.

Grün und rote Lauben,
Schwarz und weiße Trauben,
Ei, wie lieblich seid ihr nun zu seh'n,
Da wir wack're Zecher,
Hoch den Freudenbecher,
Laut aufjubelnd euer'n Sarg umsteh'n.

Von der Rebe

Mond erzählt zur Nacht den Reben
Manch ein Märlein selt'ner Art,
Daß sie sanft erschauernd beben,
Kindern gleich, noch jung und zart.

West erzählt den lust'gen Ranken
Viel von seiner Wanderschaft,
Daß sie reiselustig schwanken,
Zürnend fast auf ihre Haft.

Tau, die stille Himmelsträne,
Schwärmt von Wolken goldbesäumt,
Die da zieh'n als lust'ge Schwäne,
Bis die Rebe selig träumt.

Sonne aber, heiß von Liebe,
Küßt die Rebe still entzückt,
Bis entflammt zu gleichem Triebe
Sie zu ihr in Tränen blickt.

Wundert euch darum nicht länger,
Daß im Wein so selt'ne Kraft,
Die auch selbst dem ärmsten Sänger
Sein versäumtes Eden schafft.

Küfferlied

Wer baut doch nur, landein, landaus,
Ei sagt, wer baut das schönste Haus?
Klipp klapp!
Das kann doch nur der Küffer sein,
Denn er nur baut ein Haus dem Wein,
Klipp klapp, klipp klapp, klipp klapp!

O Faß, du bist so blank und fein,
Sei Innen auch wie Außen rein,
Klipp klapp!
Es gibt im Land kein schön'res Faß,
D'rum berg' auch kein's ein bess'res Naß,
Klipp klapp, klipp klapp, klipp klapp!

Und nun halt fest, daß ja vom Wein
Kein Tropfen mag verloren sein,
Klipp klapp!
Doch gießt der Wirt was Schlechtes bei,
Dann springt ihr Reife all' entzwei,
Klipp klapp, klipp klapp, klipp klapp!

Leselust

O Wächterhorn, du süßer Klang,
O freier froher Winzersang,
Wie tönt ihr von des Berges Hang,
So lieblich nun aufs Neu'!

Was faßt für Lust mein krankes Herz,
Wie stiehlt sich fort der bleiche Schmerz,
Wie naht der lose Flatt'rer Scherz,
Der uns vermied so scheu.

Durch Berg und Tal nur Klang und Schall,
Und Schall und Klang all überall,
Als wäre aus dem Erdenball
Sonst nichts als Lieb' und Treu'!

Das ist die Zeit des gold'nen Wein's,
Das ist die Zeit des schönsten Sein's,
Wo Lust und Leben wieder Eins
Und alles And're Spreu.

O Wächterhorn, du süßer Klang,
O freier froher Winzersang,
O schallt, o schallt, daß sich noch lang
Des Menschen Herz erfreu'!

Kelter-Lied

Keltert, keltert nun den Wein,
Alles muß gekeltert sein;
Gold und Schlacke muß sich scheiden,
Keines kann die Kelter meiden,
Erst geläutert wird's zu Wein.

Keltert, keltert nun den Wein,
Alles muß gekeltert sein,
Seit die ersten Menschen lebten,
Seit die ersten Ranken bebten,
Seit gepflanzt der erste Wein.

Keltert, keltert nun den Wein,
Alles muß gekeltert sein,
Hoffen, Lieben, Zweifeln, Glauben,
Kämme, Beeren, Stengel, Trauben
Macht die Kelter erst zu Wein.

Keltert, keltert nun den Wein,
Alles muß gekeltert sein,
Nichts entgeht dem Druck aus Erden,
Was ein Bess'res hofft zu werden,
Und das Beste ist der Wein.

Herbstfrage

Trauer Himmel, frische Lüfte,
Weingebirge um und um,
Voller Trauben, voller Düfte,
Ei, ich frage,
Bruder sage:
Gibst du nicht den Lenz darum?

Welch ein Bücken, Holen, Bringen,
Lust und Leben um und um,
Wie sie keltern, wie sie singen;
Ei, ich frage,
Bruder sage:
Gibst du nicht den Lenz darum?

Wir inmitten den Geländen
Fröhlich blickend um und um,
Volle Becher in den Händen;
Wer die Frage
Da noch wage:
Ob man gäb' den Lenz darum?

Wann ist es Zeit?

Sagt an, wann ist die beste Zeit
Zum trinken, ja, zum trinken?
Die beste ist's, wenn über uns
Die hellen Sterne blinken.

Sagt an, wann ist die beste Zeit
Zum singen, ja, zum singen?
Die beste ist's, wenn laut dazu
Die vollen Becher klingen.

Sagt an, wann ist die beste Zeit
Zum küssen, ja, zum küssen?
Die beste ist's, wenn uns beim Lied
Die Becher überfließen.

Wohlan, so ist's die rechte Zeit,
Da jetzt die Sterne blinken,
D'rum kommt und trinkt und singt und küßt,
Bis sie hinuntersinken.

Der Nebel

Der Nebel sich herniedersenkt,
Der Nebel in den Weinberg hängt,
Und jede Traube trinkt daran
So viel sie kann.

Das eben freut den Winzer sehr,
Da gibt es Wein um desto mehr,
Ein Nebel so zu seiner Zeit
Ist sehr gescheit.

Mir aber ist es plötzlich klar,
Was mir so lang ein Rätsel war,
Woher es: daß man kann vom Wein
Benebelt sein.

Lieblich, lieblich sprießt der Wein

Lieblich, lieblich sprießt der Wein,
Möchte fast ein Weinstock sein,
Wie sie schwanken
All' die Ranken,
Welch ein Duft durch Flur und Hain.

Lieblich, lieblich blüht der Wein,
Möchte fast ein Weinstock sein,
Im Gehänge
O der Menge
Beerchen grün und Beerchen klein.

Lieblich, lieblich reift der Wein,
Möchte fast ein Weinstock sein,
Wie das pranget,
Wie das hanget,
Schafft die Trauben doch herein.

Lieblich, lieblich blinkt der Wein,
Möchte nun kein Weinstock sein,
Blinkt's im Glase
Steck' die Nase
Lieber ich doch selbst hinein.

Keller-Lied

Der Keller ist ein guter Platz,
Weis keinen bessern mir, mein Schatz;
Denn sieh, er schließt was echt und rein
In seine sich're Hut mir ein.

Und grade wie der Keller ist,
Soll sein dein Herz zu jeder Frist,
Soll wie der Keller nur allein
Bewahren mir was echt und rein.

Soll bergen deutscher Liebe Glut,
Soll bergen Treu' und frohen Mut,
Auf daß an Dir sich ohne Reu',
Gleichwie an ihm, mein Herz erfreu'.

Und wie der Keller gut und fest
Nichts Schlimmes zu dem Weine läßt,
So sollst auch du in Ernst und Scherz
Nichts Schlimmes lassen in dein Herz.

Verschließen sollst du fruh und spat
Dein Ohr dem Wort, das schmeichelnd naht,
Der Falschheit, die so gern und fein
Sich schleicht in Herz und Keller ein.

Und birgt mein Keller klare Flut,
Und bist du treu wie er und gut,
So tausch ich, armer Erdensohn,
Selbst nicht mit Zeus auf seinem Thron.

Rundgesang

Wenn wir in der Runde die Gläser erblicken,
Was mag sich wohl schicken?
Sie alle
Zu füllen,
Bis oben
Zum Rande,
Damit wir
Nicht dürsten
Wie Fische
Im Sande.
So will mich's bedünken,
Und wacker dann trinken,
Das ist's, was sich schickt,
Wenn man Gläser erblickt.

Wenn wir in der Runde die Gläser erblicken,
Was mag sich wohl schicken?
Die Gläser
Die vollen,
Zusammen
Zu stoßen,
Ein Prosit
Zu bringen
Jedwedem
Genossen,
So will mich's bedünken,
Und wacker dann trinken,
Das ist's, was sich schickt,
Wenn man Gläser erblickt.

Wenn wir in der Runde die Gläser erblicken,
Was mag sich wohl schicken?
Im Chorus
Zu singen
Gewohnten
Gebrauses,
Daß drüber
Erbeben
Die Pfeiler
Des Hauses.
So will mich's bedünken,
Und wacker dann trinken,
Das ist's, was sich schickt
Wenn man Gläser erblickt.

Wenn wir in der Runde die Gläser erblicken,
Was mag sich wohl schicken?
Von vorne
Beginnen,
So wie wir
Begonnen,
So lange
Ein Tropfen
In Kufen
Und Tonnen.
So will mich's bedünken,
Nur immerfort trinken,
Das ist's, was sich schickt,
Wenn man Gläser erblickt.

Beim Weine

Es macht sich jeder seine Welt,
Wie sie ihm eben wohlgefällt,
So mache ich mir die meine
Beim Weine.

Bei Frauenlieb' und Häuslichkeit
Erträumt sich Der die gold'ne Zeit,
Glück auf, ich such' die meine
Beim Weine.

Der And're wähnt sein Glück im Ruhm,
Rauft sich mit aller Welt herum,
Gern gönn' ich dem das Seine,
Beim Weine.

Ein Dritter ist dem Geld nur hold,
Der will nur Gold und sucht nur Gold
Ich such' mein Gold, das reine,
Beim Weine.

Ein Vierter lebt nur bloß der Kunst
Dem ist sonst alles And're Dunst,
Respekt der Kunst — nur keine
Beim Weine.

Ein Fünfter nur in Sternen reist,
Der schätzt sonst wieder nichts als Geist,
Auch ich, doch den vom Rheine,
Beim Weine.

So macht sich jeder seine Welt,
Und meint, am besten sei's bestellt,
Gerade wie ich's meine
Beim Weine.

Freunde, preist die schöne Stunde

Freunde, preist die schöne Stunde,
Die das Herz zu laben weiß,
Macht der Becher seine Runde
Wieder hier im trauten Kreis.
Schließt dem Sang nicht eure Ohren,
Wenn ihr gleich nach Anderm strebt,
Denn die Zeit ist nicht verloren,
Die ihr froh mit Frohen lebt.

Nur dem Bösen flieht die Freude,
Nur der Böse haßt den Sang,
Denn den Mahner unterm Kleide
Übertäubt kein froher Klang.
Mag daher der Saft der Trauben
Freudenleer für Böse sein,
Soll doch nichts den Frohsinn rauben
Unserm Kreis bei Sang und Wein.

Laßt den Sturm die Flügel schwingen,
Der dem Schwachen nur zu rauh,
Wenn wir trinken, wenn wir singen,
Ist ja stets der Himmel blau,
Balsam findet jede Wunde
In der Freunde trautem Kreis,
Darum preist mir hoch die Stunde,
Die das Herz zu laben weiß.

Lied vom Weine

Spukt mir im Kopf oft Dies und Das,
Was Unmut macht ohn' Unterlaß,
Da ruf' ich: Schenke, schenk' mir ein,
Doch guten Wein,
Doch klaren Wein,
Da wird mir wohl bald wohler sein!

Denk' oft an alte Zeit zurück,
Wie treulos mir und falsch das Glück,
Da ruf' ich: Schenke, schenk' mir ein,
Doch guten Wein,
Doch klaren Wein,
Was hin ist, muß vergessen sein!

Denk' manchmal, wie so schwarz mein Haar
Das grauer nun von Jahr zu Jahr,
Da ruf' ich: Schenke, schenk' mir ein,
Doch guten Wein,
Doch klaren Wein,
's wird auch wohl zu ertragen sein!

Denk' oft auch an ein liebes Lieb,
Von dem mich einst das Schicksal trieb,
Da ruf' ich: Schenke, schenk' mir ein,
Doch guten Wein,
Doch klarsten Wein,
Mög' sie noch lange glücklich sein!

Im Keller

Sehr dunkel ist's im Keller,
Es kann nicht anders sein,
Doch d'roben ist's nicht heller
Nicht heller,
Für den, der keinen Wein.

Ja, sitzest du im Keller,
Und schenk'st du fleißig ein,
So wird's dir immer heller
Ja heller,
Und dieses macht der Wein.

D'rum mag es hier im Keller
Auch noch so dunkel sein,
Ich wünsch' es gar nicht heller,
Nicht heller,
So lang' noch rinnt der Wein.

Die gefesselten Geister

Es wohnen umduftet
Vom goldenen Naß,
Die Geister der Jugend
Im bauchichten Faß.

Sie schmachten und trachten
An's Licht nur hinaus,
Doch bannt sie ein Zauber
In's finstere Haus.

D'rum laßt uns befreien
Die Armen zur Stund,
Nicht länger verschließe
Sie Daube und Spund.

Laßt quellen die Wellen
Aus Zapfen und Krug,
Daß jene uns wieder
Umkreisen im Flug.

Wohlan denn, nun seid ihr
Entfesselt und frei,
O Geister der Jugend,
Nun flattert herbei.

Vergebt es, wenn Mancher
Euch treulos vergaß,
Und gaukelt und schaukelt
Aus Kanne und Glas.

Ihr, die ihr, als Falter
Umkoset das Kind,
O scheucht doch wie früher
Die Sorgen geschwind,

Und führt uns im Reigen
Zurück in das Land,
Das, ach, nur zu schnelle
Uns allen entschwand.

Laute Freude

Freut Euch, Brüder, nicht im Stillen,
Freut ihr Euch, so freut Euch laut,
Auch der Freude ihren Willen
Die sich Andern gern vertraut.

Laß die Gleißner sich verstecken,
Wenn sie froh bei Sang und Wein,
Wir doch, die nichts Schlimmes hecken,
Wollen ohne Trug auch sein.

Ja, in lauten Jubelchören
Schall's in alle Welt hinaus,
Und wer taub nicht ist, mag hören,
Daß die Freude hier zuhaus.

Hell erschall' der Klang der Becher,
Laut und kräftig unser Chor,
Doppelt schmeckt der Wein dem Zecher,
Klingt Gesang dabei in's Ohr.

D'rum der Freude ihren Willen
Die sich Andern gern vertraut,
Freut Euch, Brüder, nicht im Stillen,
Freut ihr Euch, so freut Euch laut.

Zechers Rat

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Wein nur ist der Sorgenbrecher,
Wenn er hell erglänzt im Becher
Flieht Euch Sorg' und Not allein.

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Hab es selbst erprobt im Leben,
Eitel ist der Menschen Streben,
Und ein schöner Wahn ihr Sein.

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Liebe ist ein flücht'ger Falter,
Stirbt in seinem schönsten Alter,
Letzt sich nur am grünen Hain.

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Freundschaftsbund, ihr müßt es wissen,
Ist vom Schicksal bald zerrissen,
Nichts oft als — ein Leichenstein.

Freunde, haltet's mit dem Wein,
Erdengüter bringen Sorgen,
Erben harren, Arme borgen,
Und der Mißmut stellt sich ein.

Darum haltet's mit dem Wein,
Füllt die Krüge, leert die Becher,
Wein nur ist der Sorgenbrecher
Auf der Welt voll Trug und Schein!

Aufschrift

Ob der alten Rathauspforte
Steh'n zu Como diese Worte:
Qui entra in quaesto loco,
Parli bene, parli poco!


Bessern Spruch gibt es mitnichten,
Mög' darnach sich jeder richten,
Wenig aber gut nur reden
Ist von Nutzen wohl für jeden.

Nah'st daher du einer Schwelle,
Denk' nur immerdar zur Stelle:
Qui entra in quaesto loco,
Parli bene, parli poco!


Aber nicht nur bloß mit Worten
Halte so man's aller Orten,
Nein, besonders will's mich dünken,
Gilt das Sprüchlein auch für's Trinken.

D'rum wo Wein verschied'ner Sorte,
Auf die Schenke schreibt die Worte:
Qui entra in quaesto loco,
Parli bene, parli poco!


Vom Weinberge

Ist ein Weinberg dir gegeben,
Sorge, wie's ein Vater tut,
Süße Frucht belohnt dein Streben,
Aber pflege, pfleg' ihn gut.

Ist ein Weinberg dir gegeben,
Lab' sich d'ran dein froher Mut,
Wenn die Ranken dich umweben,
Aber pflege, pfleg' ihn gut.

Ist ein Weinberg dir gegeben,
Ford're nicht zu viel Tribut,
Was er gibt, das gibt er eben,
Aber pflege, pfleg' ihn gut.

Trinklehre

Wem bring' ich wohl das erste Glas?
Wer lehrt mich das?
Das erste Glas dem großen Geist,
Der Trost im Wein uns finden heißt,
Der uns're Welt so schön gemacht,
Ihm sei das erste Glas gebracht.

Wem bring' ich wohl das zweite Glas?
Wer lehrt mich das?
Das zweite Glas dem Vaterland,
Wo meiner Kindheit Wiege stand,
Wo Muttersorge mich bewacht,
Ihm sei das zweite Glas gebracht.

Wem bring' ich wohl das dritte Glas?
Wer lehrt mich das?
Das dritte Glas dem deutschen Weib,
Das eigen mir mit Seel' und Leib,
In dessen Blick mir Liebe lacht,
Ihm sei das dritte Glas gebracht!

Wem bring' ich wohl das letzte Glas?
Wer lehrt mich das?
Das letzte Glas dem guten Recht,
Das stets verdammt was falsch und schlecht,
Und alles Gute hält in Acht,
Ihm sei das letzte Glas, gebracht.

Auf den Bergen

Auf den Bergen wächst der Wein,
Aus den Bergen laßt uns leben,
Frische Lust und volle Reben,
Sagt, wo kann es besser sein?

Schaut das Weingehäg nur an,
Zeigt es nicht im schönsten Bilde,
Was der Herr in seiner Milde
Für der Menschen Lust getan?

Freu't euch d'rum des schönen Seins,
Unter traubenreichen Ranken
Dankt dem Spender im Gedanken,
Und genießt des edlen Wein's.

Aus den Bergen nur allein
Naht das Göttliche in Flammen,
Stoßt die Becher d'rum zusammen;
Hoch die Berg und der Wein!

Das grüne Glas

Ein grüner Baum weit über mich gespannt,
Ein grünes Glas kredenzt von schöner Hand,
Ein grüner Raum umglänzt vom Sonnenschein,
Das ist's, was mir zum Nektar macht den Wein.

Ein grünes Glas würzt erst des Trunkes Lust,
Man schlürft das Grün in sich fast unbewußt,
Dann grünt der Baum der Hoffnung wieder neu,
Ja Grün, ja Grün, dir bleib ich ewig treu.

D'rum reicht mir nur ein grünes Glas geschwind,
Da grün umher noch Baum und Sträuche sind,
Da grünes Laub noch unser Haupt umwankt,
Und Hoffnungsgrün noch um die Brust sich rankt.

Ja, hoch das Grün, und hoch das grüne Glas,
Nur kurze Frist, so welkt ja Herz und Gras,
D'rum laßt uns jetzt, nie werdet ihr's bereu'n,
Am grünen Baum, am grünen Glas uns freu'n.

Trinklied für Jüngere

Wir Schiffersleut', wir braven,
Wir sitzen noch im Hafen,
Und uns're Schiffe schaukeln sich
In sich'rer Hut gar wonniglich,
Als gäb's nicht Sturm noch Riffe,
O Schiffe!

Doch wird's nicht lange dauern,
So kommt's mit Sturmesschauern,
Und reißt die Schiffe, groß und klein,
In's milde grimme Meer hinein,
Da gibt es Stöß und Püffe,
O Schiffe!

D'rum laßt uns jetzt noch singen
Derweil die Becher klingen,
In Kurzem gibt es andern Klang,
Doch wird uns allen d'rum nicht bang,
Ein Vater lenkt durch Riffe
Die Schiffe!

Becher und Schwert

Was mein Vater nachgelassen
Hatte wenig Geldeswert,
Denn es war mein ganzes Erbe
Nur ein Becher und ein Schwert.

Hatte wohl, mit trauten Freunden,
Froh gelehrt auch den Pokal,
Und an seiner Seite klirrte
Recht zu Schutz und Trutz der Stahl.

Doch wie auch gering mein Erbe,
Liegt ihm tiefer Sinn zu Grund,
Und mir ist als spräche mahnend
Noch zu mir des Vaters Mund:

"Lass' den Becher hell erklingen,
In den Stunden froher Lust,
Denn der Frohsinn ist wie nirgend,
Doch daheim in deutscher Brust.

Wohl bewehret steh' den Stürmen,
Was dich Schlimmes auch bedroht,
Mutig durch des Lebens Wellen,
Unverzagt in Zeit der Not."

D'rum auch will ich Schwert und Becher
Wahren als mein bestes Gut,
Und Gefährte bleib' für immer
Mir der Frohsinn und der Mut.

Hab' ich dann den Lebensbecher
Bis zur Hefe ausgeleert,
Sei noch meines Sohnes Erbe
Dieser Becher, dieses Schwert.

Beim Österreicher

Bei einem Landsmann bin ich gern,
Wo könnt's auch besser, sein?
Es ist ja doch der schönste Stern
Das Heimatland allein.

Ja, treff' ich einen Landsmann wo,
Wird gleich das Herz mir weit,
Da fühl' ich mich so leicht und froh,
Frag' nichts um Schlaf, noch Zeit.

O bringt mir einen Landsmann her
Von Grinzing oder Rötz,
Daß sich mein Herz, was braucht es mehr,
So recht nach Lust ergötz'.

Sei auch ein Fremder noch so gut,
Und aller Makel frei,
Ein Landsmann gibt doch froher'n Mut,
Wer stimmte da nicht bei?

D'rum mit dem Landsmann nur herein,
Sein Platz sei obenan,
Und solltens ihrer mehr auch sein,
So liegt g'rad auch nichts d'ran.

Sind sie nur aus dem rechten Faß,
Und ist nichts Fremdes d'rin,
So sollen sie's bald merken, daß
Auch ich ihr Landsmann bin!

Das Turnier der Weine

Es gab ein großes Fechten,
Wer sollte König sein,
Das Schwert in starker Rechten
Die Kämpfer zogen ein.
War auch ein deutscher Ritter
Dabei vom Donaustrand,
Mit offnem Helmesgitter
Hielt der den andern Stand.

Schon naht ein nicht sehr zahmer,
Ein fränk'scher Rittersmann,
Von der Champagne kam er
Und stieß den Deutschen an.
Der aber mocht' nicht wanken,
Und gab manch' guten Stoß,
Bis hin das Blut der Franken
In heißen Strömen floß.

Gleich d'rauf kam noch ein Zweiter
Madera war sein Nam',
Doch könnt' der braune Streiter
Ihm machen wenig Gram.
Aus Ungarn kam ein Dritter
Ein feurig roter Held,
Der kam wie Ungewitter,
Und fiel wie tot in's Feld.

Gleich d'rauf kam noch ein kecker
Gesell vom Böhmerland,
Das war der Herr Melneker,
Der dort den Meister fand.
Ein Welscher folgte diesen,
Der war nun vollends Glut,
Doch lag auch er vor'm Riesen
Gar bald im schwarzen Blut.

Nun kam ein alter Recke
Heran vom grünen Rhein,
Da gab's erst blaue Flecke
Und Beulen hinterd'rein,
Das war ein wildes Ringen
Das war ein wilder Klang,
Doch keinem mocht's gelingen
Daß er den Andern zwang.

Da warfen sie zur Seiten
Die Waffen alle Zwei
"Wozu, daß wir noch streiten
Wer fürder König sei?"
Und in die Arm sich fallen,
Die erst zerstampft den Hain,
Und jauchzen: "Hoch vor Allen
Die Donau und der Rhein!"

Jungfrau Kanne

Viel holde Jungfer Kanne,
Was ist Sie für ein Schatz!
Sie hat in meinem Herzen
Den allerbesten Platz.

Sie ist so rund vom Leibe,
Sie ist so blank und rein,
Ich wüßte nichts aus Erden,
Was schöner könnte sein.

Ihr Inn'res erst, o Himmel!
Wie ist das frisch und klar,
Nur pure Lieb' und Milde
Und echtes Gold fürwahr.



Auch ist Sie gegen Alle
So folgsam wie ein Kind,
Nicht zänkisch oder brummig,
Wie oft die Frauen sind.

D'rum schwör' ich Ihr auch Treue
In jeder Lust und Not,
Bis mich, o Jungfer Kanne,
Von Ihr einst trennt der Tod.

Nur muß Sie stets erglühen
Für mich, wie jetzt Sie glüht,
Noch darf je eine Leere,
Ihr kommen in's Gemüt.

Und nun herzliebe Kanne,
Nichts mehr von Soll und Muß,
Nun reiche Sie die Lippen
Nur rasch mir dar zum Kuß.

Reißt die Zeiger von den Uhren

Reißt die Zeiger von den Uhren,
Denn die Zeit ist uns ein Tand,
Aus, ihr edleren Naturen,
Folgt des Frohsinns ros'gen Spuren,
In das heit're Jugendland.

Wollen einmal ganz vergessen
Aus die Zeit und aus die Welt,
Sorge sich wer will indessen,
Laßt uns nicht den Frohsinn messen,
Wie man sonst wohl mißt und zählt.

Schifften durch des Lebens Klippen
Kühn in Sturm und Sonnenschein,
D'rum auch sollen eu're Lippen
Jetzt nicht scheu vom Becher nippen,
Nein, in Strömen schlürft den Wein!

Hegst du Liebe oder Haß

Hegst du Liebe oder Haß,
Nimm die Zuflucht nur zum Faß,
Hoffnung wird dein Herz dann finden
Und dein Hassen wird verschwinden,
Aber halte rechtes Maß.

Ist dein Aug' von Kummer naß,
Nimm die Zuflucht nur zum Faß
Schon nach wenig guten Zügen
Wird dein Schicksal dir genügen,
Aber halte rechtes Maß.

Bist du just gelaunt zum Spaß,
Nimm die Zuflucht nur zum Faß,
Wein und Scherz gehört zusammen,
Wenn aus gutem Grund sie stammen,
Aber halte rechtes Maß.

D'rum ihr Brüder vom Parnaß
Nehmt die Zuflucht nur zum Faß,
Ob nun Jünger oder Meister,
Geist'ger Trank gehört für Geister,
Aber haltet rechtes Maß.