Durst
Ein schlimmes Ding zu jeder Frist
Bleibt's immer, wenn man durstig ist,
Und kann den Durst nicht stillen
Mit seinem besten Willen.
Der Durst nach Ruhm und Lorbeern rafft
Dahin gar oft die schönste Kraft,
In's Gras muß Mancher beißen
Und konnt' berühmt nicht heißen.
Der Durst nach Liebe, wie man weiß,
Macht Vielen Herz und Stirne heiß,
Und was nicht sehr vergnüglich,
Die Letztere vorzüglich.
Doch kann schon gar nichts schlimmes sein,
Als wie da ist der Durst nach Wein,
Probatum est, seit Jahren
Hab' ich's an mir erfahren.
Der Durst nach Lieb', der Durst nach Ruhm
Versiegt, man weiß oft nicht warum,
Nicht so der Durst nach Flaschen,
Die uns die Kehle waschen.
Der Durst nach Wein ist immer neu,
Der Durst nach Wein ist immer treu,
D'rum gebt euch d'rein geduldig,
Doch bleibt den Wein nicht schuldig.
Lied und Wein und
Wein und Lied
Das Lied behagt nur recht beim Wein,
Der Wein nur recht beim Lied allein,
D'rum muß beim Wein gesungen sein.
Was eine Kette ohne Glied,
Und was ein Amboß ohne Schmied,
Das ist der Wein, wobei kein Lied.
Was eine Lampe ohne Schein,
Was ohne Schliff ein Edelstein,
Das ist das Lied, wobei kein Wein.
D'rum trinkt und singt und singt und trinkt,
So lang's noch schallt, so lang's noch blinkt,
Und uns wie heut der Frohsinn winkt.
Denn nur beim Lied behagt der Wein,
Und nur beim Wein das Lied allein,
D'rum muß beim Wein gesungen sein.
Beim Tokayer
Flüssiges Feuer
Ist der Tokayer,
Schenkt ihn nur ein;
Laßt uns zusammen
Lodern in Flammen,
Selig nun sein!
Innig verbunden,
Würz' uns die Stunden
Feuer und Flut,
Schwell' uns die Adern,
Ohne zu hadern,
Rolle das Blut.
Klebe wer wolle
Träg' an der Scholle,
Wo er zu Haus,
Weit in die Ferne
Über die Sterne
Reißt's uns hinaus.
Freudig Erwärmen,
Schweifen und Schwärmen,
Wonniges Glück,
Nie aus den Räumen,
Die wir uns träumen,
Kehrt mehr zurück.
Feuer ist Leben,
Feuer der Reben
Doppeltes Sein,
Klingt d'rum zusammen
Éljen den Flammen
Éljen dem Wein!
Ils sont passés
Die Zeit der Zöpfe ist vorüber,
Nur der Pedant spricht noch Latein,
Wir wollen nichts davon mehr wissen,
Die Studia, d'rin wir beflissen,
Die sind vor Allem Lied und Wein.
Die Zeit der Zöpfe ist vorüber
Und Knix und Kratzfuß obend'rein,
Wir aber wollen mit Grimassen
Uns nun und nimmermehr befassen,
Wir wollen nichts als Lied und Wein.
Die Zeit der Zöpfe ist vorüber,
Wo Unnatur sich nur allein
Gefiel mit Pudersack und Degen,
Nicht laßt wie Puppen uns bewegen,
Wenn fröhlich wir bei Lied und Wein.
Die Zeit der Zöpfe ist vorüber,
O laßt sie nimmermehr herein,
Denn Niemand will von ihr mehr wissen,
Und Keiner wird sein Zöpfchen missen,
Der mit uns sitzt bei Lied und Wein.
Vor der Flasche
Betrachtet Freunde doch einmal
Die schöne Flasche von Kristall,
So Schliff als Form wie rund und fein,
Zumal, wenn sie gefüllt mit Wein.
Und sagt, ist sie vergleichbar nicht
Dem Stundenglas, das mahnend spricht,
Und dessen ewig reger Sand
Die Zeit uns weiset, die entschwand?
Noch ist sie voll, da seht nur her,
Und eh' ihr's denkt, so ist sie leer,
Und jeder Tropfen zeigt sodann,
Wie schnell die Zeit entrinnen kann.
Das Gute aber ist dabei,
Daß man sie füllen kann auf's Neu'
Und wie uns auch die Zeit entschlüpft,
Der Anfang sich an's Ende knüpft.
D'rum sei die Flasche schön und rund,
Noch oft geleert bis auf den Grund,
Noch oft gefüllt bis an den Hals,
Gäb's auch ein Zöpf'chen allenfalls.
Sonst war's die Zeit, die uns belehrt
Heut' aber ist dies umgekehrt,
Heut' sind wir mit Saturn im Streit,
Und machen selbst uns uns're Zeit.
Genügsamkeit
Fordert nicht zu viel vom Leben,
Duft'ge Rosen, volle Reben,
Seien euer schönster Lohn,
Und das Schlimme künft'ger Tage
Heiter'n Sinn's ein Jeder trage,
Wie's ertrug Anakreon.
Fordert nicht zu viel vom Leben,
Dankbar nehme, was zu geben
Ihm beliebt, der Erde Sohn,
Selbst an seinen kleinsten Gaben
Sollt ihr harmlos euch erlaben,
Wie es tat Anakreon.
D'rum zu viel nicht wollt vom Leben,
Leicht an euch vorüberschweben
Laßt es, bis zum Acheron;
Holde Lippen, volle Becher
Findet jeder frohe Zecher,
Wie sie fand Anakreon.
Liebesgedanken beim Wein
Ich denke dein
Beim ersten Glas,
Die nie mein Herz
Bisher vergaß.
Beim zweiten Glas
Doch frage ich:
Gedenkst auch du
Noch jetzt an mich.
Und trinke ich
Das Dritte leer
So macht mein Herz
Die Sehnsucht schwer.
Beim vierten Glas
Da wünsch ich stet:
Wenn ich doch nur
Zwei Flügel hätt'!
Und leer ich gar
Das Fünfte aus,
Da reißt's mich fast
Zum Dach hinaus.
Doch seh' ich's ganz
Beim Sechsten ein:
Bei dir nur ist
Mein Glück allein.
Was uns liebt und
was wir lieben
Was uns liebt und was wir lieben,
Freunde sagt, wer stimmt nicht ein?
Laßt das Trauern uns verschieben,
Denn nicht soll uns jetzt betrüben
Ird'scher Trennung kurze Pein,
Was uns liebt und was wir lieben
Soll nur unser Wahlspruch sein.
Was uns liebt und was wir lieben,
Jedem, jedem sagt's sein Herz,
Ob wir bald wie Spreu zerstieben,
Ist uns doch ein Trost geblieben,
Freunde schaut nur himmelwärts,
Was uns liebte, was wir lieben,
Ewig halte d'ran das Herz.
Was uns liebt und was wir lieben
D'rauf ihr Freunde leert das Glas,
Ob sie uns vereint geblieben,
Oder ob sie längst schon d'rüben
Schlafen unterm Friedhofsgras,
Was wir liebten, was wir lieben,
D'rauf ihr Freunde leert das Glas.
Sage Dank
Hat dir der Herr ein Gut geschenkt,
Das Sorg' und Not verbannt,
So mög' aus deinem Dank er's seh'n
Daß du es hast erkannt.
Und ward dir ein Talent beschert,
Das dich zu Edler'm macht,
So dank's aus tiefster Brust dem Herrn
Und nütz' es mit Bedacht.
Und gibt er dir ein Glas voll Wein,
Zum stärkend frischen Trank,
So leer es fröhlich bis zum Grund,
Und sag' ihm fröhlich Dank.
Begießet!
Die Blume welkt im Sonnenschein
Die Blume muß begossen sein,
D'rum gießet,
Und doppelt lieblich anzuseh'n
Wird sie in neuer Pracht ersteh'n
O gießet,
O gießet!
Nicht anders geht's dem Zecher auch,
Was scheint das für ein dürrer Strauch,
D'rum gießet,
Bald blüht er wieder frisch und groß,
Der Blume gleich, die man begoß:
O gießet,
O gießet!
Doch preis't den Mann, der lustbeseelt
Jedwedem, der vom Durst gequält,
Begießet;
Er sei der König hier im Bund,
Und oft noch ruf' sein froher Mund:
Begießet,
Begießet!
Theorema
Den Guten nur erquickt der Wein,
Vernehmt von mir die Lehre,
Den Bösen, den betäubt er bloß,
Der wird darum den Wurm nicht los
Und söff er ganze Meere.
Den Guten aber macht der Wein
Den Sel'gen ebenbürtig,
Er ist ihm Trost in Not und Harm,
Und macht ihn froh, beredt und warm,
Und zwiefach liebenswürdig.
D'rum schmälet ja den Mann, der froh,
Beim Weine sitzt mitnichten,
Denn in dem Wein liegt das Gericht,
Und wer beim Glas nicht lacht und spricht,
Den zählt nur zu den Wichten.
Wasser und Wein
Ich bin ein großer Hasser
Von Fluß- und Regenwasser,
Doch lieb' ich sehr den Wein.
Beim Wein da ist's behaglich,
Das Wasser macht nur kläglich,
Das sieht wohl Jeder ein.
Aus offnen Himmelsschleusen
Tut Wasser sich ergeußen,
Damit uns wachs' der Wein;
Sonst wär' es überflüssig
Und lief herum ganz müßig,
Das sieht wohl Jeder ein.
Einst trank ich nichts als Wasser,
Da wurd' ich immer blasser,
Jetzt aber trink' ich Wein,
Und glüh' so rot wie Zunder,
D'rum ist auch Wein gesunder,
Das sieht wohl Jeder ein.
Das Wasser d'rum den Fischen,
Uns aber zu erfrischen
Uns gebt den besten Wein;
Denn nicht für Hecht und Lachsen,
Er ist für uns gewachsen,
Das sieht wohl Jeder ein.
Der alte Zecher
Als letzter Gast im Hause
Leer' ich den Römer aus,
Vorbei ist das Gebrause,
Gleich einer öden Klause
Ist nun des Schenken Haus.
Wohl war es noch vor Stunden
Gefüllt mit Lust und Sang,
Doch die sich hier gefunden,
Die Frohen sind entschwunden,
Dahin mit Sang und Klang.
Wohl auf dem Erdenrunde
Nicht anders ging es mir,
Es einte manche Stunde
Uns Freunde all' zum Bunde,
Den Frohsinn im Panier.
Da schwand das Lustgebrause,
Und Welt wie Schenkenhaus
Ward mir zur öden Klause;
Als letzter Gast im Hause
Leer' ich den Römer aus.
Sahara
Sahara ist ein schlimmes Wort,
Sahara ist ein schlimmer Ort,
Nicht eine Rebe siehst du dort,
Sahara!
Nur Sand und Sand und wieder Sand,
Und droben nichts als Sonnenbrand,
Das wär' mir so das rechte Land,
Sahara!
Kamel und Reiter schleppen sich
Darüber hin im Sonnenstich,
Und schwitzen gottesjämmerlich,
Sahara!
Doch die Kamele macht's nicht bang,
Sie dursten ganz unmenschlich lang
Aus einen solchen Wüstengang,
Sahara!
Dies aber kommt, weil sie zu Haus'
Schon trinken aus ein Jahr voraus,
Und vollen Schlauch's erst zieh'n hinaus,
Sahara!
Ein Wink sei das für Mensch und Vieh,
D'rum frage Keines: Wann und wie,
Und säumt mir nur im Trinken nie,
Sahara!
Wer weiß, ob nicht so überquer
Uns plötzlich kommt ein Fleck daher,
Aus dem nicht eine Schenke mehr,
Sahara!
Und Schenkenbursche höre du,
Ruf' ich das Wort so schlepp' im Nu
Nur gleich den größten Krug uns zu!
Sahara!
Den Künftigen
Euch, die ihr im frohen Kreise
Einstens sitzt bei Wein und Sang,
Töne dieses Liedes Weise,
Klinge dieses Bechers Klang.
Über uns'rer Gräber Hügel
Spielt der Wind und weht das Gras,
Denn die Zeit erfaßt kein Zügel
Und das Sein hat seine Maß.
Nur dies Lied, das wir gesungen,
Rausch' hinüber noch zu euch,
Wenn die Becher längst verklungen
Und dem Staub die Zecher gleich.
Lieblich mög's auf Äols Schwingen,
Aber mahnend zu euch weh'n:
So wie wir vorübergingen,
Werdet ihr vorübergeh'n.
Gesellenlied
Die Samstagnacht, die Samstagnacht
Vor allen andern hoch!
Mit Sturmgebraus und Sternenpracht,
Ist sie die schönste doch.
Hat Jeder auch die Woche lang
Gefrönt an seinem Pflug,
So bringt doch sie mit Sang und Klang
Ihm Scherz und Lust genug.
Genießt d'rum was euch zubedacht,
Der Himmel hat's beschert,
Wer froh nicht in der Samstagnacht
Ist nicht des Sonntags wert.
Nicht mahnt uns heut der Zeiger dort,
Wie's sonst uns wohl geschah,
Und rück' er auch bis morgen fort,
So bleiben wir doch da.
Und trank auch Einer im Gebraus
Ein Gläschen mehr als gut,
So schläft er sich am Sonntag aus
Und hat den alten Mut.
So fröhlich sitzt es sich fürwahr
In keiner Nacht beim Wein,
Ach, könnt' es doch das ganze Jahr
Nur immer Samstag sein.
Alles ist mein
Alles ist mein,
Hab' ich nur Wein;
Dichtergedanken wie nie sie vernommen,
Kommen wie Fischlein im Meere geschwommen,
Brechen gewaltsam auf mich nun herein,
Alles ist mein!
Alles ist mein,
Hab'ich nur Wein;
Schätzte wie sie aus golkondischen Schachten
Je noch die Menschen an's Tageslicht brachten,
Gnomenentrungenes Edelgestein,
Alles ist mein!
Alles ist mein,
Hab' ich nur Wein;
Frauen, wie Götter den Helden nur schenken,
Frauen, wie Türken die Houris sich denken,
Lieblich wie Rosen, wie Lilien so rein,
Alles ist mein!
Alles ist mein,
Hab' ich nur Wein;
Städte und Dörfer und Täler und Auen,
Was da nur Schönes auf Erden zu schauen,
Gärten auf Kreta und Schlösser am Rhein,
Alles ist mein!
Alles ist mein,
Hab' ich nur Wein;
Ja selbst die Sterne, die schimmernd dort prangen,
Kann nach Gefallen herunter ich langen,
Hier, diesen Einen, den stecke dir ein!
Alles ist mein!
Feuer
Glocken läuten! Welch Gebraus!
Feuer, Feuer ist im Haus!
Schenke, Schenke lösch' geschwind,
Eh' wir gänzlich Asche sind.
"Sehe keinen Feuerschein,
Wo denn mag das Feuer sein?"
Feuer, Feuer! Frag' nicht lang,
Innen brennt's mit wildem Drang.
Flaschen, Gläser schnell herein!
Bringt den besten Elferwein!
Sind die Flaschen erst zur Hand,
Legt sich wohl von selbst der Brand.
An den Schenkentisch
Schenkentisch auch du einmal
Warst ein grüner Baum,
Strecktest deine Zweige aus
In den luft'gen Raum.
Vögel flogen aus und ein,
Sangen dir manch Lied,
Bis die böse Axt auch dich
Von den Wurzeln schied.
Und nun stehst du hier im Haus,
Wo oft roh gezecht,
Duldend manchen Ruck und Stoß
Als ein stummer Knecht.
Seufzest oft im harten Fron
Unter schwerer Last,
Und zum Danke schlägt auf dich
Manch ein wüster Gast.
Denkt nicht, daß du jemals warst
Jugendfrisch und grün,
Und vergessen hast du selbst
All das reiche Blüh'n.
Nur wenn dich ein deutsches Lied
Hell und froh umbraus't
Naht vielleicht die Drias noch,
Die in dir gehaus't.
Die Nase im Wein
Spiegelt oft sich meine Nase
In dem Becher, in dem Glase,
Scheint sie mir entsetzlich lang,
Daß mir fast darüber bang.
Was sind das für tolle Fachsen,
Ist sie kürzer doch gewachsen,
Just, daß man sie tragen kann,
Seh' ich sie im Spiegel an.
Aber nur zwei gute Züge,
Und ich weiß den Grund der Lüge,
Denn im Wein nur hat der Witz
Seinen ränkevollen Sitz.
Spricht zu mir dann solchermaßen:
Wie nur magst du dich befassen
Mit noch Ander'm als allein
Mit dem Becher, mit dem Wein.
Lang genug, du alter Hase,
Führten doch an deiner Nase
Frauenliebe, Glück und Ruhm
Und noch And're dich herum.
Ward sie nicht so lang gezogen,
Dank's dem Glück, das dir gewogen,
Ging's nach Rechtens, müßt' sie sein,
Wie du sie erblickst im Wein.
Piff! Puff! Paff!
Nun Kameraden in die Schlacht!
Die erste Salve hat gekracht.
Piff! Puff! Paff!
Doch haltet treu und mutig aus,
Es kämpft sich heiß im Schenkenhaus,
Piff! Puff! Paff!
Voran euch geht der Kommandant,
Der manch' Geschütz schon abgebrannt,
Piff! Puff! Paff!
Ihr Andern folgt ihm auf dem Fuß.
Nun Kinder gilt's, nun Schuß auf Schuß,
Piff! Puff! Paff!
Kanonen vor! Jetzt bricht es los!
Der Fahne nach in's Kampfgetos'!
Piff! Puff! Paff!
Das klingt und schallt, und schallt und klingt,
Gebt acht, daß euch kein Glas zerspringt,
Piff! Puff! Paff!
Ihr Veterane frisch voraus,
Die Garde nach im Sturmgebraus,
Piff! Puff! Paff!
Nun Knall auf Knall: schon fehlt's an Blei,
Nur neue Flaschen flink herbei!
Piff! Puff! Paff!
Jetzt Freunde sind wir mitten drin,
Jetzt gilt es gleich, was hin ist hin,
Piff! Puff! Paff!
Nun zeig' sich Jeder als ein Mann,
Und schieße was er schießen kann,
Piff! Puff! Paff!
Triumph nun ist der Feind besiegt,
In seinem Blut der Unmut liegt,
Piff! Puff! Paff!
Die Langeweile flieht das Feld,
Die Sorge gab das Fersengeld
Piff! Puff! Paff!
Nun eine Freudensalve noch,
Wer mit uns focht, der lebe hoch,
Piff! Puff! Paff!
Vor Allem unser General,
Held Bachus, unter Jubelschall,
Piff! Puff! Paff!
Tempora mutantur
Viel volle Becher klangen,
Viel helle Stimmen sangen
Vor uns in diesem Raum,
Doch Sang und Klang verhallten,
Verweht sind die Gestalten,
Und Alles war ein Traum.
Noch klingen Lied und Becher,
Doch sitzen and're Zecher,
Wir selbst, in diesem Raum,
Und lassen's uns behagen
Nach gut und schlimmen Tagen,
Doch Alles ist ein Traum.
Nicht lang so füllen wieder
Bei Becherklang und Lieder
Ganz and're diesen Raum,
Und treiben, was wir trieben,
Und singen, trinken, lieben,
Bis Alles wieder Traum.
In einer Winternacht
Sturm, der wüste Nachtgeselle,
Peitscht die Flocken hin im Flug,
Halb verschneit ist schon die Schwelle,
Doch wir sitzen froh beim Krug.
Mag er brausen, mag er sausen,
Warm und freundlich ist es hier
An dem Schenkentisch zu hausen,
Wo noch Wein und schäumend Bier.
Klopft er auch mit frechen Händen
An die Tür und will hinein,
Mag wo anders hin sich wenden,
Haben nichts mit ihm gemein.
Alles Wüste, alles Rohe
Bleibe fern von unserm Kreis,
Wo der Lenz noch, blüht, der frohe,
Wenn auch draußen Schnee und Eis.
D'rum auch laßt euch jetzt nicht stören
Durch den grimmigen Kumpan,
Nein, in rauschend lauten Chören
Stimmt sie frohsten Lieder an.
Singt zu hellem Glasgeklirre,
Singt die Nacht aus ihrer Ruh',
Und der Sturm accompagnire
Als ein Spielmann uns dazu.
Auf Du und Du
Zwei Brüderbecher stellt mir her,
Gefüllt mit edlem Wein,
Bedarf's doch eines Trunk's nur mehr,
Um Brüder ganz zu sein.
Wenn sich ein Herz zum andern fand,
Von inner'm Drang bewegt,
So will's auch Gott, daß Hand in Hand
Zum Bruderband sich legt.
D'rum nimm das Glas, wie's alter Brauch
Und trinke mir es zu,
Und so wie du, so tu' ich's auch:
Auf fröhlich Du und Du!
Wohin dein Pfad auch künftig geht,
Ob hier in guter Ruh',
Ob fern von uns und sturmumweht,
Auf dauernd Du und Du!
Ob wie, ob wo, Eins bleibt uns doch,
Gebar's auch nur ein Nu;
Ja, bis in's Grab und d'rüber noch
Ein ew'ges Du und Du!
Drei Toaste
Dieses erste Glas der Blume,
Die zu ödem Raum verstreut,
Ausgeblüht um zu verwelken,
Eh' ein Herz sich d'ran erfreut.
Dieses zweite Glas dem Funken,
Den des Zufalls Macht erstickt,
Eh' als helle lust'ge Flamme
Ihn des Menschen Aug' erblickt.
Dieses dritte aber jedem
Glutgefühl von edler Art,
Das in Dichters Brust erstorben,
Eh' es noch zum Liede ward.
In der alten Schenke
In
der alten Schenke wieder
Sitz' ich vor dem vollen Glas,
Wo ich schon vor vielen Jahren,
Ach, vor vielen Jahren saß.
Manches hat sich hier verändert,
Anders ist Gerät und Wein,
Und doch kann ich mir's nicht denken,
Daß es könne anders sein.
Ja mich dünkt, als wäre Alles,
Was seitdem geschah, ein Traum,
Und ich säße noch der Alte
So wie einst im alten Raum.
Wähne, wenn die Tür sich öffnet,
Daß noch Mancher käm' herein,
Der einst froh bei mir gesessen
Und nun schläft im engen Schrein.
Und noch viel der alten Bilder
Zieh'n an mir vorbei mit Hast,
Und der saure Wein, er mundet
Besser mir als jedem Gast.
So vergüldet manche Trümmer
Noch der Abendröte Schein,
Und ich schäm' mich nicht der Träne,
Die sich mischt mit meinem Wein.
Flaschen und Taschen
Volle Flaschen
Laß' ich mir noch gelten,
Leere Flaschen,
Volle Taschen
Wäre traun zu schelten.
Volle Taschen,
Volle Flaschen,
Freunde, das ist selten,
Leere Flaschen,
Leere Taschen
Triffst du aller Welten.
Der saubere Kumpan
Saß mit Einem einst beim Wein,
Schien ein wack'rer Bursch zu sein,
Trank so wohlgemut, als man
Nur sein Gläschen trinken kann.
Viele Gläser wurden leer,
Manche Flasche mußte her,
Waren Freunde da im Nu,
Tranken gar auf Du und Du.
Doch wie's mit dem Trinken aus,
War der Freund zur Tür hinaus,
Schmähte gleich, zu schuld'gem Dank
Über Alles frei und frank.
Seht doch! Kommt der Gauch daher,
Trinkt mir Glas und Flasche leer,
Und schimpfiert noch Wirt und Wein,
Ei, da schlag' der Donner d'rein!
Folgt darum des Herzens Drang
Nicht zu schnell beim Gläserklang
Denn ist Wein und Geld verpufft,
Zeigt sich nur zu oft der Schuft.
Ich und mein Schatten
Du
schwarzer Geselle,
Du Zerrbild der Wand,
Komm her nun und reich mir
Auch einmal die Hand.
Du, der mir Genosse
Bei Tag und bei Nacht,
So lang nur ein Schimmer
Des Lichtes gelacht.
Du folgtest, wie Keiner,
In Lust mir und Qual,
Und schwingst nun auch wieder
Mit mir den Pokal.
Zwar flohst du, sobald nur
Der Schimmer entschwand,
Wie mancher, der eben
Kein Schatten der Wand.
Doch wie auch dein Wesen
So flüchtig und scheu,
Du bleibst doch dem Einen,
Dem Lichte getreu.
D'rum trink ich den Becher
Dir Schatten jetzt zu,
Bald selbst nur ein Schatten,
Ein Schatten wie du.
Stoß' an und bring's wieder,
Gespenstiges Nichts,
Dem Sklaven des Lebens,
Der Sklave des Lichts.
Gute Nacht
Wir haben nun genug getrunken,
Darum ihr Freunde, gute Nacht,
Schon manches Aug' ist zugesunken,
Und mancher stumm, der erst gelacht.
D'rum reicht noch einmal euch die Hände,
Und geht nach Hause, still und sacht;
Und seid ihr an des Weges Ende,
So sagt noch einmal: Gute Nacht.
Schaut noch hinauf zum Heer der Sterne,
Dort steh'n die Worte: Gute Nacht,
Die gelten Jedem nah' und ferne,
Der redlich seinen Tag vollbracht.
Dann denkt noch der entschwund'nen Freuden,
Und schlaft, von Gottes Hut bewacht,
Und allen Denen, die jetzt scheiden,
Noch eine gute, gute Nacht!
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