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Kranz 2
 

Vorwärts
Die Pappel-Reihen
Des Dichters Asyl
Der Eingang
Das Standbild
Der Wechsel
Des Tores Wölbung
Die Antike
Der Eintritt
Sonst!
Das Kaiser-Paar
Kaiser Rudolph
Des Friedens Glück
Dem Heldenmut
Halt!
Gewesenheit
Das Sacellum
Madonna
Licht ohne Wärme
Die Residenz
Der 12. Dezember 1800
Vorzeit
Herrscherberuf
Die Erscheinung
Rhodbert
Rhodbert's Mahnung
Das Glockenspiel
Die Fontaine
Das Beständige
Der Dom

Vorwärts


Sie sprach's! Ist's Trug, der sich in mir entsponnen?
Bewegt sich wiederum die inn're Welt
In ihrer Macht, und leuchten goldne Sonnen
Im Busen mir, von tiefem Gram zerquält?

Wohl mir! Die Nebelbilder sind zerronnen,
Und was dem Dichtergeiste lang gefehlt:
Auf Bergeshöhen dämmern Jugendwonnen,
Und die Entfloh'ne winkt am Sternenzelt!

Die ewig junge Braut, unsichtbar wandelnd,
Sie weht mit frischem Lebenshauch mich an:
"Vorwärts zum Ziele strebe, mutig handelnd!

Geh' kühn, wie Du begannst, die feste Bahn!
Trotz will das Leben! Trotz führt nur zum Siege,
Ihn baut zum Ruhm' das Leben sich als Stiege."

Die Pappel-Reihen*

Wohin, ihr Pappeln, wollt ihr mich begleiten?
Es glänzt der Morgenstrahl um eure Kronen!
Die Äste rauschen, sich mir auszubreiten,
Mit süßer Kühlung wieder mich zu lohnen.

Ihr wuchst empor mit mir! Des Jünglings Schreiten
Ging rasch mit euch! Er glich dem Peleionen,
Und zürnte, wollt' man ihm die Braut bestreiten,
Und trat zum Kampf, den Gegner nicht zu schonen.

In Maien - Anmut blickt ihr zu mir nieder,
Erfreut der Größe, froh im Lustgedeihen,
Denn Lebensmark durchströmet eure Glieder.

Es mag der Nord die Blätter euch zerstreuen,
Euch schmückt der Lenz, und eure Kronen steigen,
Und meinem Haupte naht des Todes Schweigen. —

*Vor dem Sigmundstore.

Des Dichters Asyl*

Seid mir gegrüßt, ihr traulich stillen Grotten!
Sei mir gegrüßt, du duft'ger Strauch am Hange!
Euch such' ich ferne von der Buben Rotten,
Und ferne von Popanz und schnödem Zwange.

Ich hab' gelernt, dem eitlen Tand zu spotten,
Der sich entgegenstemmt dem Lebensgange,
Des Dichters zarte Blumen auszurotten,
Die schnell entsproßten seinem Frühgesange.

Ach, eitles Prahlen greift in gold'ne Saiten,
Und leerer Prunk hält nur die Welt gefangen,
Als dürfte tiefer Sinn nichts mehr bedeuten.

Zum Höchsten streben sie hinaufzulangen,
Und ziehen es herab zu sich im Staube,
Und ach, es welkt in dem Korsarenraube!

*Vor dem Sigmundstore, auf dem Pappelgange nach
der Leopoldskrone.


Der Eingang*

Wie, steh' ich an des Orkus dunklem Rande?
Führt mich in's Schattenreich der Schauerpfad?
Stößt hier der Seelenschiffer von dem Strande?
Und nah' ist Sisyphus mit seinem Rad?

Wo ist der güld'ne Baum? Bin ich im Lande,
Wo einst der Held den Gang zum Orkus tat,
Mit gold'nem Zweig, geführt am sichern Bande
Von der Sibyll', in Pluto's Hallen trat?

Es weht mich an aus schauervollem Grunde,
Der tief und immer tiefer niedersteiget,
Aufgähnt das hohe Tor mit weitem Schlünde;

O nimm mich auf! Der Held da oben neiget
Sein siegumglänztes Haupt, wie einst dem Kinde,
Um seine Locken noch die Unschuldbinde!

*Das Sigmundstor, auch Neutor, an der Südseite.

Das Standbild*

Gruß Dir, o Held, Gruß Dir, o Sigismund!
Mein Auge schwelgt entzückt an Deinem Bilde.
Noch prangst Du herrlich in der Nische Rund,
Und blickst hinaus zum blumigen Gefilde.

Es rufet Sieg und immer Sieg Dein Mund,
Den Stab in mächt'ger Hand, voll Ernst und Milde,
Gibst Du des Lebens Heldentaten kund,
Des Geistes Größe wählend nur zum Schilde.

Der Künstler wohnt bei Dir in Himmelsräumen;
Du hast der Seele Tiefen ihm durchdrungen,
Wie dem, der fromm Dir immer nachgerungen.

Laß mich von jener Zeit des Krummstabs träumen!
Ich will das Doppelbild zum Lied verweben,
Und mit dem Meister mich zu Dir erheben!

*Erzbischof Fürst von Schrattenbach ließ durch den Bildhauer
Hagenauer das kolossale Standbild fertigen.


Der Wechsel

Dem Krummstab darf der Dichter Lieder weihen!
Er hat sich schirmend über mich gebogen,
Mich einzuführen in den Bardenreihen,
Denn Dichtern ist vor Allen er gewogen.

Du treues Volk, gewohnt Dich zu erfreuen,
Der Stürme Nacht hat oft Dein Haupt umzogen;
Lang pflegte Rhodbert's Geist Dein froh Gedeihen,
Doch immer ist er Dir noch nicht entflogen.

Da senkte sich der Adler auf die Gauen,
Er nahm das treue Volk in treuen Schutz;
Es kam der Leu zum alten Heimatland,

Er gab Dich hin dem Adler mit Vertrauen,
Versuchte nicht der Waffen kühnen Trutz,
Und knüpfte Dich an ihn mit festem Band.

Des Tores Wölbung

Herein zu mir in dieser Wölbung Schatten!
Sie hat des Fürsten kühne Hand gebaut.
Es hat dein Aug' geschwelgt auf Blumenmatten,
Der Macht der Gnomen bist du anvertraut!

Das Kühne mit dem Sanften mild zu galten,
Hat Er das Walten der Natur geschaut,
Und wie Er strebt, mit Pracht sie auszustatten,
Verkündet seinen Ruhm der Felsen laut!

Auf, Wandrer! fördre munter Deine Schritte,
Bald haben Dich die Gnomen frei gegeben,
Es neigt zum Ende sich der nächt'ge Gang,

Ein heit'res Wirken faßt Dich in die Mitte,
Es folgt dem tiefen Grau'n ein frohes Leben,
Und Dich empfängt des Grußes treuer Klang!

Die Antike

Hoch bäumt der Rappe sich! Sein Auge glüht!*
Entzügelt möcht' er gern den Führer höhnen,
Der ihn mit Muskelkraft herniederzieht,
Vertrauend seiner Jugend mächt'gen Sehnen.

Kühn faßt die Zügel er, ihm nicht zu stöhnen,
So furchtbar jeder Blick die Flamme sprüht,
Nicht weiter darf er ihm die Schritte dehnen,
Wie immer sich die wilde Kraft bemüht.

So lasset Kraft mit Kraft der Künstler ringen,
Er bändigt sie mit stillem Ebenmaß,
Und fesselt sie in einen Augenblick.

Das ist des Meisters herrliches Vollbringen,
Der sich den Kampf der Jugendkraft erlas:
Zur hohen Ruhe führt er ihn zurück!

*Der Rossebändiger innerhalb dem Sigmundstor.

Der Eintritt

So nimm mich, traute Stadt, in deine Mitte!
Erkenn' ich mich? Wo ist mein treu Geschlecht
Mit seiner angestammten, frommen Sitte?
Kein Gruß von Freundes Mund! ihr Mauern, sprecht!

Wo lenk' ich ein nach meinem langen Ritte?
Wo ist der Gastliche, so schlicht und recht,
Der sonst den Freund gelockt mit Schmeichelbitte,
Und bis zur goldnen Früh' mit ihm gezecht?

So einsam ist's in deinen heitern Straßen!
Wo ist es hin dein freudebuntes Leben,
Beflügelt von des Isters goldnen Reben?

Kaum konntest du die Fröhlichen einst fassen!
Ach, diese Flut und dieses munt're Wogen,
Sie sind verrauscht und längst dahin gezogen!

Sonst!

Du blickest sehnsuchtsvoll nach jenen Zeiten,
Wo friedlich sich der Stab des Hirten bog,
Des Lebens Lust und Fülle zu bereiten,
Sein heilig Banner um die Türme flog!

Du denkst's, o treues Volk! wer mag's mißdeuten,
Als der Erhab'ne in die Mauern zog,*
Fern wandernd aus Italiens Blumenweiten,
Wo er als Kind des Lenzes Düfte sog!

Wohlan, du ruhst in seines Bruders Armen,
Der dich an seine Vaterbrust gedrückt!
Dort wirst du neu erblüh'n, und neu erwarmen,

Sein edles Antlitz hat dich oft entzückt,
Und die des Herrschers Tage ihm versüßt,
Sie hat mit holdem Lächeln dich begrüßt! —

*Kurfürst Ferdinand, Großherzog von Toskana.

Das Kaiser-Paar

Die Herrliche, entstammt den hohen Schyren,
Voll Lieb' und Huld, das Auge sanft und mild,
Sie, welche gold'ne Doppelkronen zieren,
Hat deines Tales Zauber tief gefühlt!

O segnet Sie, das Zepter lang zu führen,
Dem immerfort des Segens Born entquillt,
Der, bis die Silberfluten sich verlieren,
Auf jeder Welle zeigt ihr holdes Bild!

Ausströmt der Völker Wohl vom Kaiserthrone,
Den Sie, die Hohe mit dem Gatten teilt!
Des Friedens Palme weht an seinen Stufen,

Und liebreich flicht sie sich in ihre Krone
Den zarten Zweig, der fruchtbelastet eilt,
Das treue Volk zum Mal herbeizurufen!

Kaiser Rudolph

Gern weilt der Dichter bei den ernsten Tagen,
Als Habsburg's Heldenstamm im Schweizerland
Herniederstieg, der Krone Schmuck zu tragen,
Und die gelöste Ordnung kräftig band.

Hoch über seine Zeit hinauszuragen,
Wie seine Burg auf steilem Felsenrand,
Hat er der Zwietracht finstern Geist geschlagen,
Und hüllte sich in purpurnes Gewand!

Rudolph, Rudolph, erscholl's in Deutschlands Gauen!
Der Sänger pries des frommen Helden Tat,
Als er am Klippenhang zum Priester trat,

Und ihm der Hort mit kindlichem Vertrauen
Den Rappen bot, daß durch die wilde Flut,
Zum Sterbenden er brächt' das Himmelsgut!

Des Friedens Glück

Und segnend waltet über dem Geschlechte
Des großen Ahnes ritterlicher Sinn!
Sein Herrschergeist, getragen nur vom Rechte,
Drang glühend durch der Völker Herzen hin.

Drum schützen Dich des Himmels heil'ge Mächte,
Denn um Dein Zepter blüht der Palme Grün,
Umschlungen von dem edlen Zweiggeflechte
Gedeihet Deiner Völker hoher Sinn.

Im Schoß des Friedens schaffen Deine Geister,
Sie blüh'n um Habsburg's Thron ein Frühlingskranz!
Die Herzen, Dir durchflammt von treuer Liebe,

Gewähren Dir des Liedes hohe Meister,
Und heit'rer glüht der Farben frischer Glanz,
Als in des Hasses feindlichem Getriebe.

Dem Heldenmut

Wer neidet Dir die glänzenden Trophäen?
Steht auf, ihr Helden! Aspern's Tag erwacht!
Entfaltet sind die Fahnen, laßt sie wehen,
Die Trommel wirbelt um der Gräber Nacht!

"Habsburg!" ertönts! Es darf nicht untergehen!
Es hebt sich wie des Morgens junge Pracht!
Dein Adler kreiset in den blauen Höhen,
Und furchtbar rauschet seiner Schwingen Macht!

Trompetenklang! Horcht, wie es stürmt und rasselt!
Hochherzig ist Dein Volk! Es kämpft und siegt,
Und Östreich's Heldenscharen wanken nicht.

Voran! Dort wo die Flamme wogt und prasselt,
Da tobt die Heldenschlacht; der Gegner liegt!
Drum nimm den Zweig, den Sängers Hand Dir bricht!

Halt!

Wohin hat mich des Liedes Sturm getragen?
Wo schweifte hin der Geist in süßem Wahn?
Nach Vindobona's Blumenhöh'n zu jagen,
Treibt durch des Sanges Flut der Silberkahn!

"Vermessner", ruft's mir, "laß dies kühne Wagen!
Zurück nach Deines Liedes stiller Bahn!
Des Heldenliedes Saiten anzuschlagen,
Erhebt sein Schwingenpaar der Heimat Schwan!

Am Strome der Igonta magst Du irren,
Hinauf nach ihren Blumenhügeln zieh'n,
Und trunk'nen Blicks in's Tal herniederschau'n!

Der Biene gleich darfst Du um Rosen schwirren,
Und Dir des Liedes süße Zelle bau'n,
So lang im Busen Töne noch erblüh'n!"

Gewesenheit

Ich wandle still, es mahnt mich oft zum Gruße,
Doch fremd wird nur der Fremdling angeblickt!
Ach, Keiner naht zum trauten Weihekusse,
Der durch die Seele schüttert und beglückt!

Einst weilt' ich oft zu sinnigem Ergusse!
Die Lippe sang, was mich so tief entzückt,
Und aus des Herzens innerstem Verschlusse
Hob sich das Ach, mit eitler Macht erdrückt.

Vorüber eilen blühende Gestalten,
Der Jüngling schaute Dich als Rosenkind,
Als er geträumt von blumenreichen Tagen!

Flieh' hin, flieh' hin! Sein Gruß darf Dich nicht halten!
Wie seine Träume floh'n, eilst Du geschwind,
Um Dir und jenen immer zu entsagen!

Das Sacellum*

Da innen thront die Heilige, und spendet
Dem Gläubigen, um was er innig fleht,
Das Mutterauge froh zu ihm gewendet,
Vernimmt sie gern sein brünstiges Gebet.

Der Jüngling hat sich, Hohe, Dir verpfändet!
Ihm war's, als hätte ihn Dein Hauch umweht,
Als noch kein Zweifel seine Brust geschändet,
Zog's ihn in dieses stille Paraklet.

Da ward ihm Trost und Hoffnung oft gegeben,
Sein Auge hing an Deinem Mutterblick,
Und Deine Rosenlippen hauchten Frieden.

Und mächtig glühte durch die Brust sein Streben,
Umschlossen hielt sie ja das höchste Glück,
Der Unschuld ungetrübtes, reines Leben!

*Der Tempel des Marianischen Bundes am Universitätsgebäude.

Madonna

Einst eilt' ich, diese Kränze zu vermehren,
Die fromme Glut um diese Kränze schlingt,
Das Herz entflog mir zu den Engelchören,
Ich schwebte auf, als war' ich selbst beschwingt.

Und wollte sich des Drachen Haupt empören,
Das Deines Fußes Siegermacht bezwingt,
Der heil'ge Knabe eilt, ihn zu beschwören,
Wie tückisch er auch nach dem Siege ringt.

Da thronst Du, Heilige, die keuschen Blicke
Hinauf gewendet, niederschwebt die Krone
Aus Blüt' und Blumen Deinem Haupt gewunden!

Hinauf zu Dir und nimmermehr zurücke!
Zu Dir und Deinem göttlich hohen Sohne
Zieht Sehnsucht mich in heil'ger Ahnung Stunden!

Licht ohne Wärme

Da quoll das Lied in süßen Melodien,
Aus Dichterbrust ein heit'rer Silberklang,
Wie Wellen über Blumenhügel fliehen,
Als noch dein Bild in Herzenstiefen drang.

Urbino's zaubervolle Farben glühen,
Und flöten immer himmlischen Gesang!
Der reine Sinn, der Glaube hieß sie blühen,
Der hochbegeistert nach dem Höchsten rang!

Wo ist die Zeit der hochbegabten Meister,
Die himmelwärts des Geistes Flügel trug,
Und kindlich fromm die Künstlerseele schuf?

Das Göttliche verschmähen unsre Geister,
Die Zeit des Lichtes hemmt den kühnen Flug,
Und in dem Busen schweigt des Gottes Ruf!

Die Residenz

Blick' auf, du stehst am prangenden Gebäude!
Der Erzhirt, ausgerüstet mit der Macht
Hat einst ein Volk beherrscht, und ging zur Schlacht
Und zog er heim, begrüßt' ihn Siegsgeläute!

In diesen Stürmen waltete die Freude,
Und gütig hat der Fürst sein Volk bewacht!
Da zog vom Okzident Gewitternacht,
Die grauenvoll der Länder Glück zerstreute.

Gebrochen lag der gold'ne Hirtenstab,
Zerschmettert ward die heilige Tiare,
Und wilder Frevel übt Vandalenwut.

Da weint das Volk bei Rhodbert's heil'gem Grab,
Es fleht um seinen Hirten am Altare
Und klaget still mit tiefgebeugtem Mut!

Der 12. Dezember 1800

Es brütet in den Gassen dumpfes Schweigen!
Der Fürst verläßt sein Volk auf immerdar,
Der zwölf Jahrhunderte sein Vater war,
Um nicht besiegt dem Sieger sich zu beugen.

Hinan siehst du die Marmortreppe steigen
Zum schimmernden Palast, zum Thronaltar
Der Franken siegestrunkne, wilde Schar,
Sich brüstend mit des Ruhmes grünen Zweigen

In ihrer Mitte glänzt in Hochgestalt
Der edle Hort*, der Menschlichste der Franken,
Und zügelt weise seines Volkes Wut.

Und Milde paart er sanft mit der Gewalt,
Sich selbst bezähmend in des Maßes Schranken,
Weil dort des Geistes wahre Größe ruht!

*Moreau.

Vorzeit

Sein Blick durchfliegt der Fürsten lange Reihen,
Beim Krummstab ruht der Panzer mit dem Schwert,
Im selt'nen Widerspiel, wie Lamm und Leuen,
Denn auch der Hirt des Glaubens war bewehrt.

Ihn zwang die Zeit, dem Kampfe sich zu weihen,
Wenn kühne Mannen ihm das Land verheert!
Umgürtet mit des Stahles ernstem Dräuen,
Beschirmt er seines Volkes frommen Herd.

Sieh, Ottokar erprobte seine Waffen,
Juvavia's Erzhirt glänzt in Stahl und Eisen,
Und ficht für Habsburgs Ruhm und Habsburgs Recht!

Den Krummstab schnell in Wehren umzuschaffen,
In Schlachten sich als Kämpe zu erweisen,
Des rühmt sich dort ein kräftiges Geschlecht.

Herrscherberuf

Dort faltet er die Hände, gibt den Segen,
Ein milder Vater sich zum Volke wendend.
Er führt es sinnig auf des Heiles Wegen,
Die Kraft des Glaubens den Gemütern spendend.

Und Ring und Stab, der Kunst Erblüh'n zu pflegen,
Bis sie den Sieg errang, sich kühn vollendend,
Sie wirkten mächtig auf der Geister Regen,
An ihr Gedeih'n die eig'ne Kraft verschwendend.

So siehst du wechselnd ihre Taten walten,
In Ring, im krummen Stab, in Schwert und Schild
(Des Erdenlebens doppelte Symbole),

Vorüber wandelst du an den Gestalten,
Und sinnend weilst du vor des Künstlers Bild
Im Panzer hier, dort in der weißen Stole.

Die Erscheinung

Es ruht der Franken Hort auf weichem Pfühle,
Die Schlachtenbilder schaut sein innrer Blick,
Er schläft so sanft in Siegers Hochgefühle,
Und schmeichelnd wiegt ihn seiner Waffen Glück.

Da rauscht es plötzlich um die gold'nen Stühle,
Vorwärts bewegt es sich, und nun zurück,
Um seine Stirne säuselt Schauerkühle,
Und grausend hebt's die Locken am Genick.

Ein edler Greis im blendenden Gewand
Tritt nun hervor und wandelt ernst und leise,
Die Stirne leuchtet hell, wie Silberlicht;

Und wie er naht, hebt schweigend er die Hand
Umgeben von der Priester stillem Kreise,
Und ruft den Schlummerer vor sein Gericht!

Rhodbert*

"Erkennst Du mich? Ich hab' den Stuhl gegründet!
Rhodbert, ich zog daher vom Frankenland,
Ich hab' des Glaubens Fackel hier gezündet
Auf Ivavos erlöschtem Trümmerbrand.

Mein Volk, das Treue an den Krummstab bindet,
Erblühte des Bekehrers frommer Hand!
Wohl Dir, wenn es in Dir den Schirmer findet!
Es segnet Dich am fernsten Meeresstrand!

Erneure nicht die Greuel der Verwüstung,
Die Barbarossa's Zorn an ihm geübt!
Sei mild dem sanften Volk, das mich verehrt!

Noch immer dräut er ihm in schwerer Rüstung
Im Bergesschacht, und sitzet dort betrübt,
Weil er die Stätte Rhodbert's einst verheert'."

*Rhodbert (Rupert), erster Bischof und Herr von Salzburg.

Rhodbert's Mahnung

"Ich kam, den Pfad zum Himmelreich zu bahnen,
Den Geist des Friedens führt' ich in dies Tal!
Du aber nahst mit blutigroten Fahnen
Von Deines hingewürgten Königs Mal.

Zieh' heim zum schönen Lande meiner Ahnen,
Entstammet von des Aufruhrs Höllenstrahl,
Zum höchsten Glück, zum Frieden sie zu mahnen,
Den ihnen Mord und wilder Taumel stahl!"

Also Rhodbert. Da schwindet die Gestalt!
Ein Wonnenmeer von Tönen rauschet nieder,
Und flüstert säuselnd um des Schläfers Brust.

Da öffnet er die trunknen Augenlieder,
Und ruft: ich war in himmlischer Gewalt,
Und fühlte des Entzückens höchste Lust!

Das Glockenspiel

Was klingt und läutet hoch am Turm' und flötet?*
Wie lieblich tönet der Zusammenklang!
Die Glocken singen, denn der Morgen rötet
Der Berge Scheitel und den grünen Hang!

Ein Lied aus meinem Land! Auf, Brüder, betet!
Nein doch, ein froher Reigen, Berggesang!
Der Chor der Glocken singt: "Ihr Schützen tretet
In festen Bund, das Leben währt nicht lang!"

Und freudig klingt's und klang's; der Hammer schlägt
Dem Meister gleich melodisches Metall,
Hinab, hinauf durch jede Tones Leiter,

Jetzt hat zugleich er alle angeregt!
Harmonisch wogt herab der Glockenschall,
Und strömet fort, und schwingt sich immer weiter!

*Das Glockenspiel auf dem Residenzplatze!

Die Fontaine*

Die Quelle sprudelt auf in Morgenlüfte,
Und rauscht herab von Irisglanz umflogen.
Es schwebt auf ihr ambrosisches Gedüfte,
Die Welle hüpft vom Zephir fortgezogen.

Sieh, mächtig stemmet sich der Riesen Hüfte!
Auf ihrem Nacken schwebt der Schale Bogen.
Titanen, kühn geformt aus Felsgeklüfte,
Sie tragen, was der Bildner zugewogen.

Der Schultern Macht, der Muskeln starke Sehnen,
Die Riesenleiber, eng und fest verschlungen,
Sie tragen hoch empor des Marmors Last!

Verschränkt die Arme, die sich aufwärts dehnen,
Hat der Titanen Kraft nicht ausgerungen,
Und der gebeugte Nacken strebt nach Rast! —

*Die berühmte große Fontaine auf dem Residenzplatze,
von Erzbischof Ernst errichtet.


Das Beständige

Der Wandrer staunet auf zu den Kolossen,
Der Quelle Regen kühlt der Sonne Brand;
Gern wallet er, von ihrem Staub begossen,
Betrachtend um des Brunnens Marmorrand.

Da sinnet er, vom kühlen Raum umschlossen
Den Zeiten nach, die er als Knabe fand;
Ein Traumbild sind sie ihm dahingeflossen,
Ein Gaukelbild im flimmernden Gewand.

O holder Lenz der heit'ren Jugendträume,
Entblättert stehst du nun vor meinen Sinnen!
Der finst're Geist des Ernstes weht mich an;

Ich suche nun des Liedes heit're Räume,
Dort ist ein ew'ger Lenz noch zu gewinnen,
Den nie des Lebens Sturm verwüsten kann!

Der Dom

Komm' heran, es hebt vor deinen Blicken
Sich des Domes Majestät empor!
Weithin über den metall'nen Rücken
Webt des Mondes stiller Silberflor!

Aufgetürmt aus kühnen Marmorstücken
Raget ernst der Türme Paar hervor,
Denn der Meister schuf euch mit Entzücken,
Als er seines Geistes Macht beschwor.

Schauer rieselt mir durch alle Glieder!
Schweigend steh'n vor mir die stolzen Massen,
Und im Mondschein blitzt des Kreuzes Gold!

Und da schaut er ernst zu mir hernieder,
Und das Große will mich mächtig fassen,
Das der Meister aus sich selbst geholt!