weiter
Quelle:
Zeitliáchtln
Wilhelm Cappilleri
Gedichte in oberösterr. Mundart
Fünfte Auflage
Wien 1889
C. Daberkow's Verlag
Dá Voglbauá
D' Roás' áf Wean
's ersti MalöhrDá Voglbauá roast hoám
Dáhoám
I.
D' Roás' áf Wean
Wann d' Manná si oft z'sammgsetzt habn
Herent bein Hahnáwirt
Und mit dö Fäust am Tisch habn gschlagn,
Dös hoáßt: politisiert;
Da war dá Voglbauá gwiß
Dá Ersti á dabei,
Denn wiá der 's Máil nuá áftan hat,
War scho oá Streitárei.
"Was woáßt denn Du!" schreit Oáná ehám
Bein erstn Wort glei zuá;
"So gscheidt wiá Du, da wett i dráf,
Is á mei alti Kuhá!
Wann bist denn aussikrochn, há,
Nuá oámal aus Dein Nest?
Is nöd Dei ganzi Roás' um d' Welt
Nuá bis zán Hahnwirt gwest?"
Oá solchi Red kunnt halt nöd leicht
Dá reichi Hans vátragn,
Drum hat á á mit 'n Füáßn z'gleich
Als wiá oá Roß ausgschlagn;
Is hoám und denkt si: "Sakra, ná!
Dös kann do nöd so geh,
Doáß i, der i dá Gscheidsti bin,
Soll für oán Dumán steh!
Weib, sagt á, woáßt was Náigs?
Mi haltn s' für oán Narrn!"
"Is dös was Náigs?" sagt d' Alti dráf,
"Dös han i längst dáfahrn!"
"Játzt abá soll dös andást wern, —
I mach oá großi Roás."
Dö Alti lacht und schaut 'n an
Und sagt: "Geh mach koán Gspoáß!"
"Was Gspoáß! i bin oá Gmoárat, ja,
Und wann i á nix red,
Gschiácht 's, weil má d' Gmoá am Herzn liegt;
Do gspoásln toá má nöd!
Und was dá Voglbauá sagt,
Dös woáßt recht guát, is gsagt;
I roás áf Weán, wann hintá miá
Á glei dá Teixl jagd."
Und wiá á 's sagt, so is á gschegn,
Áf ja und ná war d' Kram,
Dö Tuchát und Alls mitánand
Fest áf oán Knäul beisamm.
Játzt zahnt dö Alti, grad als wár
In Hans sei letzti Stund;
"I bitt Di," sagt s', "gib nuá recht Acht,
Und bleib má nuá gwiß gsund.
Dö Luft in der várufná Stadt,
Sagn d' Láit, wár gar so schlecht,
Und gar für Oáns, dös so wiá Du,
Halt Alls gern gniáßn mächt.
I bitt Di, schau Di nuá guát um,
Und bleib nuá ja nöd steh,
Wannst siágst, doáß mit dá Maxn Oáns
Áf Di will zuhi geh.
Du eoáßt, was dá Herr Pfarrá erst
Hat aus dá Zeitung glesn,
Doáß s' Oán dáwischt habn, der in Weán
Is "Bauánfangá! gwesn!"
Und so hat d' Voglbaurin fort
Oá Weil no lamentiert;
Do war dös Redn für dö Katz,
In Hans hat 's nöd scheniert.
Er denkt: "Jázt is scho alláoáns!
Is wiádáwöll, i geh!"
Und gibt zán Abschied ihr dö Hand,
Sagt: "Pfühárt Di God — Adje!"
"So geh in Godsnam!" sagt sö dráf,
"I han 's ganz gwiß nöd wolln;
Mei Trám geht aus, Du fahrst in d' Höl,
Dá Teixl wird Di holn!"
I fürcht in Teixl á no nöd,
I sag Dá 's iázt grad raus;
Denn wer zwoánzg Jahr váheirat is,
Halt 's á mit 'n Táifl aus!"
Und mit den Wortn is á gschwind
Am Látáwagn gstiegn,
Doáß ehám sei Alti nimmá kann
Beim Fláchel nöd dákriágn;
Und hat si á nöd umgschaut mehr,
Bis bei dá Eisnbahn;
Da hat á si dös Ding betracht:
Wiá oft was gschwind sei kann.
Und nuá, wiá dö Maschin hat brummt.
Als hät s' in Bösn in Leib,
Da hat dá Voglbauá erst
Áf hoám denkt, an sei Weib!
Wiá s' ersti Mal nuá pfifá habn,
Da sitzt á schon in Karn,
Wo Rössá, Oxn, Kühá und Schwein
Und Alli z'sammgmischt warn.
Dös mocht in Voglbauán nix,
Er is dö Gsellschaft gwöhnt;
Dö Oxn habn ehám alli á
Als ehánán Fráind glei kennt.
Und so soán s' vollá Gmüátlikeit,
Wiá oá Famili grad,
Wiá s' alli da beinandá warn —
Groast bis in d' Weánástadt.
II.
's ersti Malöhr
Dá Voglbauá, der war kám
Oán Tag z' Weán einloschiert,
Da is ehám, wiá 's sei Weib hat gsagt,
Was Unrechts glei passiert.
Er is Enk in dá Stadt
Da gstandn vor oán Haus,
Dös größá war, als wiá Gschloß;
Hat gschaut — kennt si nöd aus.
Er siácht, wiá Alls vor oán Tor
Mit Gwalt recht zuhi drängt,
Grad wiá dö Türkn áfgmalt soán,
Dö d' Mauán habn gsprengt.
Wiá á dös siacht, denkt á bei ehám:
"Da is oá Unglück gschegn!"
Und fangt vor Angst zán zidern an, —
"I muáß nöd Allás segn!"
"Dös Besti," moánt á, "is, i schau
Nuá gschwind zán retárirn;"
Do wiá á virá will, da haut
Ehám Oáná Oáns áf 's Hirn.
Er moánt, es is dá Feind scho da,
Und ehám wird glei nöd guát;
In Gsicht, als wiá oá Primsnkoás,
Válirt á iázt sein Huát.
Dráf schreit á, was á schrein kann:
"I bitt Enk, laßt 's mi aus!
I han koán Menschn ja nix tan,
Han Vich und Weib no z' Haus!"
Da kimmt oá Reidá áf ehám zuá,
Wiá aus dá Rittázeit,
Oán Fedábuschn áf sein Huát,
Oán Sábl áf dá Seit.
Wiá den dá Voglbauá siácht,
Denkt á, jázt is sei End,
Und packt vor Angst sein Nachbarn glei
Bein Kragn mit all zwoá Händ.
"Bin i scho tot?" schreit á, und reißt
In Nachbarn mit áf d' Erd;
Der gibt ehám statts oán Antwort glei
Oá Dachtl, doáß má 's hört.
Jázt hat ás gspüárt, doáß á no lebt;
Und wiá s' habn Alli glacht,
Da is á áf und hat wiá eh,
Oá Gsicht, oá dalkáts gmacht
Und gsagt: "I bitt vázeign S' ás miá,
Doáß i da stolpárn tuá,
I bin von Land, und 's Pflastá da —
Dös leidt nöd meini Schuhá."
"Na, na," sagn d' Láit, "dös macht uns nix,
Nuá ganz nach Ihrn Beliebn!
Sö kinnán stolpárn, so oft S' wölln,
Wann S' gern am Pflastá liegn."
Ei, denkt dá Voglbauá si,
Dös is ja gar scharmánt,
Wiá da mit Oán d' Láit fráindli soán,
Ganz andást wiá am Land.
Da is á gwiß oá Frag dalaubt:
"I bitt" — sagt á ganz fei —
"Wer wont denn in den großn Haus,
Wo s' Alli mächtn nei?"
"Dös Haus," sagt Oáná dráf, "dös is
Dös Burgtheatá hier,
Wo s' drei Komödi spieln toán,
Natürli, grád wiá mir.
Und weil háint unsre Goßmann spielt,
Drum gibt 's da so oá Leben;
Denn d' Láit wölln halt um jeden Preis
Von ihr dö "Grilln" segn."
"Was?" schreit dá Voglbauá áf,
Oá Grilln? Was Sö sagn!
Und zwögn oáná Grilln toán do
Dö Láit si fast dáschlagn?"
Dös war in Voglbauá z' viel;
Er schreit: "Ös seids ja Narrn!
Dös han i mein Lebtá no
Nöd ghört und nöd dáfahrn!
Da kimmt 's zán uns, Ös Láit, áf 's Land,
Da secht 's Ös Grilln gnuá;
Ja umásunst, so viel Ös wöllts,
Und Oádaxln dazuá."
Dráf habn s' Alli mitánand
In 's Gsicht ehám widá glacht,
Doáß ehám gar d' Nasn rot is worn,
Wiá s' ehám habn gifti gmacht.
Und wiá á siácht, daß ehám koá Mensch
Koá Ghör mehr schenká tuát,
Da rennt á fort, dö Händ vora —
Und übá 's Gsicht in Huát!
III.
Dá Voglbauá roast hoám
Da Voglbauá war no nöd
Drei ganzi Täg in Weán,
Do will á scho vo derá Stadt
Nix segn mehr und hörn.
"Na," denkt á si, "da is 's viel z' laut
Für Unsáoáns von Land,
Da wird Oáns dümmá als wiá 's is,
Vo so oán Durchánand!
Denn um dös Allás da z' vátragn,
Da ghört scho was dazuá,
Der muáß oán Magn, oán guátn habn,
I moá, oá Roßnatuá.
Und erst, wann 's ehám wiá miá passiert,
Da wird 's Oán halt scho z' dumm!
I moá, oá Vich kinnt dran krepiern;
Ja, mi brácht 's sichá um.
Drum is 's dös Gscheidsti, was i tuá,
I roás glei háint no hoám;
Mangsmal hamt do dö Weibá recht,
Wiá d' Meini mit ihrn Trám.
Und d' Luft, hat s' gsagt, is schlecht in Weán,
Da hat sö sie nöd girrt,
I gspüá 's — und d' Briáftaschn, gspüárt 's á,
Weil s' allweil mägrá wird.
Ja, ja, i roás áf alli Fäll
Háint no zá meiná Altn;
Dö Weánáluft is nix füá mi,
Dö kann i nöd aushaltn!"
IV.
Dáhoám
"Da is á scho! da is á scho!"
Schrein s' Alli mitánand,
Wiá sö in Voglbauá segn,
Der grüáßt mit Kopf und Hand,
Und fliágt sein Weib glei um án Hals
Als wiá oá Narr, voll Fráid,
Und steigt ihr fest áf 's Heánáaugn,
Doáß sö um Hilf glei schreit;
Und nachá wiá ihr bessá is,
Tuát sö nöd oámal klagn,
Sagt: "Was Du füá oá Esel bist,
Dös is gar nöd zán sagn!"
Dá Voglbauá dankt recht schöh
Füá so oán herzign Gruáß,
Sagt: "Wenn i Di am Kopf hät tretn, —
So war 's ja nuá dá Fuáß.
Magredl, geh, vázeig má 's halt,
I bi dá dummi Hans."
"No meintswögn! und füá 'n Esel hoáß
Mi Du iázt: dummi Gans!"
"Dös wer i," sagt dá Hans, "nöd toán,
I hoáß di: Mei liábs Kind!"
Dö Magredl sagt: "Jázt sag má glei,
Wiá kimmst denn hoám so gschwind?"
Grad will 's dá Hans ihr expliziern,
Da sticht ehám was in d' Augn,
Was áf ihrn Bett grad z' Füáßn liegt,
's is oá Soldatn-Haubn. —
"Was is denn dös?" fragt wild dá Hans;
Sö is brinnrot dráf worn. —
"Soldatn soán vábei maschiert,
Dö ham dö Haubn válorn."
"Miá scheint, miá scheint" — moánt iázt dá Hans
Und schaut d' Magredl an,
"Nöd nuá in Weán, 's fangt á am Land
Dö Luft zán stinká an."
D' Magredl schaut und — denkt si was,
Und gibt ehám gschwind oán Schmatz;
"Jázt sag má, was D' má mitbracht hast,
Du liábá, liábá Schatz!" —
Dös hat in Voglbauá gfalln,
Und er sagt dráf vásöhnt:
"Was i Dá bracht han, wirst scho segn,
Oá wundáschöhs Präsent."
Und ziagt zwoá gfálti Äpfl raus,
Legt s' dá Magredl hin:
"Du woáßt, wann i dá was vásprich,
Doáß i nöd schmuzi bin!"
Sö abá moánt, er halt s' für 'n Narrn,
Und wiá s' dö Äpfl siácht,
Da nimmt s' in jedá Hand oán gschwind
Und haut ehám s' fest in 's Gsicht.
Dá Voglbauá abá lacht,
Ehám macht dös Ding oán Gspoáß,
Er sagt: "Nur nöd so hitzi glei,
Wann no da Mensch nix woáß."
Und langt dabei in d' hintán Säck,
Da hat d' Magredl gspitzt,
Was da áf oánmal kemmá is,
Dös wiá dö Sun hat blitzt.
Zwoá Silbákándln und oá Schaln,
Dazuá oá Zukádösn,
Oá Tazn und oán Löffl dráf,
Und was no Alls is gwesn.
Und wiá á 's Letzti auspackt hat,
Und nachá firti is,
Da sagt á: "Siágst, dös Gschirr alls z'samm
Hoáßt má in Weán: Serfis." —
Dá Magredl vádroáht 's dö Augn,
Und sö kann gar nix sagn,
Als hät s' grad Oáns am Bugl kriágt,
Das ihr dö Red váschlagn.
Do endli sagt s': "Mei liábá Hans,
Wiá kimmst denn zá den Alln?"
"Na, wiá má halt oft zá was kimmt,
I han 's ja müáßn zahln."
"Was? zahln?" schreit d' Magredl wiá váruckt,
Schlagt übán Kopf z'samm d' Händ;
"Was hast denn ta? Du hast ganz gwiß,
In Wagn und 's Roß vápfändt?"
Dá Hans, der lacht als wiá oá Narr,
Und sagt: "Moánst, i mach Schuldn?
Dös machen nuá dö nobln Láit;
Dös Ganzi kost Oán Guldn!"
"Da hast halt dráf oá Nummrá gsetzt,
Ja andást wißt i 's nöd."
"Koá Gspur vo oáná Lottári!"
Sagt dráf dá Hans — "koá Red!
Dös Ding war so: Wiá in Loschi
Dö Rechnung kemmá is,
Da steht 'oá Guldn', und glei vora:
Für ein Kaffee Serfis.
Ná, denk i, dös is billi gnuá!
Han 's Geld glei niedá glegt,
Und wiá i fortgroást bin dafor
A dös Serfis eingsteckt!"
"Ah so," sagt d' Magredl dráf und lacht,
Schaut 's Gschirr voll Fráidn an;
"I sag 's halt allweil, manigsmal
Bist do oá gscheidtá Mann.
Jázt koch i gschwindi oán Kaffee —
Und Du, Du holst dö Gäst;
Mir gebn mit den schöh Serfis
Oá Widásegnfest!"