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Dank
Denken Gedanken
Dieb
Diener
Ehe
Ehre
Eigen Eigentum
Eile
Einigkeit
Eltern und Kinder
Ende
Entschuldigung

Dank


Dankbar sein
Bricht kein Bein.

Was gegeben wird ohne daß man darum schreit,
Verdient doppelte Dankbarkeit.

Schenkt dir Einer einen Eimer Wein,
So lade ihn wenigstens zu einer Flasche voll ein.

Die sich gar zu viel bedanken,
Die machen mit ihrer Demut einen Gestanken.

Wer dankbar ist für eine Tat,
Der mehr noch zu gewarten hat.

Denken Gedanken

Mancher ist schon im Gedanken ein Doktor gewesen
Und konnte noch weder schreiben, noch lesen.

Gedanken sind den Tauben zu vergleichen,
Sie bringen immer neue mit, wenn sie entweichen.

Das Band muß man erst finden,
Das die Gedanken soll binden.

Wer hundert Tonnen voll denkt und spricht,
Bezahlt damit doch eine Hand voll Schulden nicht.

Zu denken was er will, steht frei einem Jeden,
Aber nur, was sich ziemt, darf er reden.

Gedanken haben kein festes Haus,
Einer stößt den Andern hinaus.

Mancher sich mit seinen Gedanken so verirrt,
Daß er damit weder Himmel noch Erde berührt.

Magst' Tür und Fenster noch so sehr verstopfen,
Böse Gedanken werden immer anklopfen.

Dieb

Wer Dinge findet, die nicht verloren gegangen,
Der kann leicht am Galgen hangen.

Wenn du so kannst rauben,
Daß die Leute glauben,
Du habest gut und recht getan,
Dann bist ein hochgeehrter Mann.

Die Diebe glauben, stehlen sei besser als müßig gehn,
D'rum wollen sie fleißig zur Arbeit seh'n.

Stiehl nur viel und recht in Eil',
So spinnst geschwinder dir dein Seil.

Wer selber mausen kann
Steht auf eine Katz' nicht an.

Der Wolf nicht lang' erst fragt und wählt,
Er frißt die Schafe auch ungezählt.

Der Eine stielt groß, der And're klein:
Der Fuchs nimmt ein Huhn, der Hund ein Bein.

Diener

Mancher Diener pflegt dem Herrn nach zu geh'n
Und möchte lieber vor ihm steh'n.

Mancher hält einen fremden Esel mehr wert
Als ein gutes einheimisches Pferd.

Jene Hühner sind zu teuer,
Die daheim fressen und auswärts legen Eier.

Ist oft Einer warm bei'm Feuer gesessen,
Mußt' aber dafür auch viel Rauch fressen.

Mermann's Knecht
Kann's nicht Jedem kochen recht.

Wem er dient, kann dem Esel gleichgültig sein;
Er muß bei Jedwedem ein Esel sein.

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E

Ehe

Wer zwischen zwei Eh'leuten Streit erweckt,
Sich zwischen Tür und Angel steckt.

Die Eh' ist gut, löblich und fein,
Wenn zwei gern bei einander sein.

Gezwung'ne Ehe
Bringt Herzenswehe.

Ein junges Weib, ein alter Mann,
Eine harte Nuß, ein stumpfer Zahn.

Es brauchte groß Gelüste,
Wenn Einer eine Alte küßte,
Da er doch eine Junge wüßte.

Mit den Händen bindet man Eheleut',
Mit den Füßen laufen sie von einander weit.

Wer entbehrt die Ehe,
Dem ist weder wohl noch wehe.

Ehre

Jeder nehme wohl in Acht,
Was ihn hat zu Ehren bracht:
Der Gelehrte sein Buch,
Der Wirt seinen Krug,
Der Kaufmann sein Tuch,
Der Bauer seinen Pflug,
Der Advokat sein Lug und Trug.

Um Ehre, Wollust und Geld
Kauft sich Vieles in der Welt.

Der alle Ander'n ehrt,
Ist selbst auch Ehren wert.

Wen die Ehren mit Wohlgeschmack erfüllen,
Der mag damit auch seinen Hunger stillen.

Mancher sieht das für eine Ehre an,
Wenn er bei'm schlechten Weg vorn gehen kann.

Wer geizig Ehr' und Ruhm begehrt
Gar leicht das rechte Maß überfährt.

Bleibe gern allein,
Mach' dich nicht gemein,
Halt' dich gut und rein,
Willst du geehret sein.

Eigen Eigentum

Eigener Herd
Ist Goldes wert,
Ist er gleich arm,
So ist er doch warm.

Jeder Hahn auf dem eig'nen Mist
Kecker als auf dem fremden ist.

Manche Leute sind so gescheit und so dumm,
Sie halten Alles für ihr Eigentum.

Was du weißt allein
Nennst du ganz dein.

So lang's ein Eigentum wird geben,
Haben auch die Advokaten zu leben.

Eile

Alles werde langsam begangen,
Ausgenommen das Flöhefangen.

Im Laufen man hübsch eilen muß,
Im Raten geh' man Fuß für Fuß.

Schnelles Spiel
Übersieht gar viel.

Wenn Eilen eine Kunst wäre zu taufen,
So würde oft ein Has' einen Ochsen erlaufen.

Magst dich noch so sehr tummeln und rühren,
Kannst doch nicht allen Mist wegführen.

Wer zuerst zum Feuer kommt,
Setzt sein Hafen hin, wo's ihm frommt.

Einigkeit

Bei schlechtem Wetter ist's gar gut,
Wenn zwei sich behelfen mit Einem Hut.

Die Zunge wird oft vom Zahn gebissen,
Die doch immer beisammen sein müssen.

Einigkeit ist das beste Magenkraut,
Sie macht, daß man viel Anderes verdaut.

Der beste Doktor ist die Zeit,
Und die festeste Mauer die Einigkeit.

Bundesketten
Und Hundesketten
Reißen
Mit Bellen und Beißen.

Bündnisse pflegen sich leicht zu vermehren,
Eines wird das and're gebären.

Eltern und Kinder

Eltern und Kinder ist zweierlei,
Ein schlechter Vogel legt oft ein gutes Ei.

Was die Mütter gebären
Das sollen sie ernähren.

Auf der Mutter Schoß
Werden die Kinder groß.

Wie die Zucht,
So die Frucht

Arbeit, Zwang und Lehr'
Bringen Kinder zu Nutz und Ehr'.

Brechen kannst ein Holz, das krumm;
Aber schwerlich biegst du's um.

Ende

Was lieget hinter'm Ofen hinten,
Das wird sich erst beim Auskehren finden.

Nach dem Spiel wollen Alle wissen,
Wie man eingentlich hatt' ausspielen müssen.

Wenn dich der Tag auch amüsiert,
Lob' ihn erst wenn's Abend wird.

Ende nichts gar zu behende
Erinn're dich an's letzte Ende.

Ärgere dich nicht über gescheh'ne Sachen,
Du kannst einem Kind keinen andern Vater machen.

Entschuldigung

Oft ist das Loch noch schöner als das Geflickte,
Eben so eine Entschuldigung, die sich nicht schickte.

Bei Vielen, die sich entschuldigen wollen,
Ist der Mantel zu kurz, womit sie sich bedecken sollen.

Die schlechteste Entschuldigung führst du an
Sagst du: Ein And'rer hat's auch getan.

Je mehr du Holz legst d'rein,
Desto größer wird das Feuer sein.

Schweige lieber still,
Mit Schweigen entschuldigt man viel.

Glaub denen nicht, die nach Ausreden haschen;
Wer sauber ist, darf sich nicht waschen.