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Gabe, geben
Gast
Geburt
Geduld Ungeduld
Gefahr
Gehorsam
Geist
Geiz
Gelegenheit
Gering, gemein
Geschäft
Gesetz
Gesund
Gewalt
Gewinn
Gewiß
Gewissen

Gewohnheit
Glauben
Gleichheit

 
Ungleichheit
Glück Unglück
Gnade
Gold Geld
Gott
Gut Güte

 

Gabe, geben


Jede Gab' ist gut
Die man in den Bettelsack tut.

Schlag' lieber etwas freundlich ab,
Als daß du mürrisch reichst die Gab'.

Gib Almosen, was du zu geben imstand',
's ist Gottes Beutel der Armen Hand.

Niemand wird müde, die Hände auszustrecken zum Empfangen,
Aber im Geben will Keiner zur Fertigkeit gelangen.

Wer Weibern und Hunden nicht gibt,
Ist selten bei ihnen beliebt.

Manche Kuh gibt viel Milch willig und stumm,
Schreit aber hernach und stößt den Kübel um.

Ein "da hast!" ist besser in der Not
Als zehn: "helf dir Gott!"

Jene werden nicht viel verschwenden,
Die geben mit dem Mund und nehmen mit den Händen.

Weh' dem, der den Beutel weiter aufschließt
Als er ist.

Gast

Gastierung und Fröhlichkeit,
Ein schönes Weib und ein schönes Kleid,
Ein guter Freund und ein guter Wein,
Sollen allezeit bei einander sein.

Ein dreitägiger Gast
Wird meist schon zur Last.

Herrschet beim Trinken nicht Fröhlichkeit,
So tut man dem Wein eine Ungerechtigkeit.

Geh' nicht bei dem Armen zu Gast
Wenn du dein Essen nicht bei dir hast.

In Gesellschaft begräbt man oft die Lebenden,
Und die Toten läßt man aufersteh'n.

Der Wirt soll immer sein der Beste,
Er muß mehr trinken als die Gäste.

Derjenige soll den Tisch vermeiden
Der dabei will Ehr' abschneiden.

Es ist kein Haus so klein,
Des Jahres einmal ist Kirchtag darein.

Drei Sachen zu einem guten Gastmahl' nötig seind:
Gut Essen, gut Trinken und ein guter Freund.

Geburt

Wer zum Kreuzer geboren ward,
Kommt zu einem Taler sehr hart.

Unter den Guten nur allein,
Unter den Bösen soll kein Adel sein.

Edel macht das Gemüt,
Nicht das Geblüt.

Geboren sind wir Alle
Und Alle sterblich, seit Adams Falle.

Geduld Ungeduld

Hast im Aug' ein Stäubelein,
Je stärker du reibst, je ärger wird's sein.

Das Lamm läßt sich wohl die Woll' abscheren,
Aber ein Esel läßt sich auch das Fell umkehren.

Die Geduld immer die Gewalt zu Gaste zieht,
Denn wenn das Eisen weich ist, so hämmerts der Schmied.

Das Kräutlein Geduld muß man gut warten,
Es wächst nicht in Jedermanns Garten.

Die Geduld ist immer gleich fröhlich und munter,
Ob sie auf der Bank liegt oder darunter.

Wer will haben gute Ruh,
Der sehe, höre und schweige dazu.

Gefahr

Eine Henne, die den Fuchs ein Mal geseh'n,
Wird auch seinem Balg aus dem Wege geh'n.

Manche sind wie die Mücken,
Sie müssen hinzu, wo sie ein Feuer erblicken.

Einerlei Gefahr
Macht Feinde zu Freunden sogar.

So lang beim Feuer liegt das Heu,
Kannst nicht sagen, es sei keine Gefahr dabei.

Wenn wir ein Mal im Bade sitzen,
Müssen wir uns nicht scheu'n vor dem Schwitzen.

Geh' kühn entgegen dem Schmerz,
Gefahr spitzt den Kopf und harnischt das Herz.

Bist ein Mal im Garn, heraus kommst' schwer,
Du verwickelst dich, je länger, je mehr.

Gehorsam

Gehorsam der Untergeb'nen
Kann dem Obern alle Berge ebnen.

Wenn Einer gehorcht, wie der Patient dem Fieber,
So ist mir der Ungehorsam fast lieber.

Gehorsam, der aus Furcht entsteht,
Ist ein Knecht, der bald zum Henker geht.

Geist

Es mag der Wein
Auch sauer sein,
Es ist doch immer Geist darein.

Man sieht das Hirn,
Nicht an der Stirn.

Der Geist leuchtet wie ein Stern,
Der Mensch ist die schmutzige Latern'.

Ist oft die Latern gar schön und rein,
Ist doch kein Licht darein.

Geiz

Ein Geiziger ist wie ein Pferd,
Das Wein führt, und sich vom Wasser nährt.

Geiz und Ehr'
Treiben die Leut über's Meer.

Geiz möcht' allein essen seine Wiese voll Klee,
Seiner eig'nen Kühe Zähne tun ihm weh.

Der Teufel den Geizigen verheert,
Daß sein Geiz mit dem Geize wächst.

Der Geizige verschließt sein eig'nes Nest,
Lädt in and'rer Leute Häuser Gäst'.

Gelegenheit

Wer die Gelegenheit nicht ergreift von vorn,
Der erwischt sie bei'm Schweif und d'ran ist ein Dorn.

Wenn uns die Gelegenheit grüßt recht schön,
So sollen wir ihr danken und entgegen geh'n.

Eine Kupplerin ist die Gelegenheit,
Nimm nicht Alles, was sie dir beut.

Eine Gelegenheit führt die and're herbei,
Nimm die Eine nicht, oder alle zwei.

Gering, gemein

Scheint oft ein Mann schwach und gering,
Und Gott wirkt durch ihn große Ding'.

Wenn der gemeine Mann den Rat will lehren,
Dann ist's Zeit, zu strafen und abzuwehren.

Ist dem gemeinen Manne bekannt,
Wie viel er Finger hat an einer Hand,
So ist er klug
Und belehrt genug.

Ein Floh ist nicht viel wert,
Und sticht doch den Reiter samt dem Pferd.

Ein Nagel ist ein kleines Stück Eisen,
Doch ist damit ein großer Schatz zu verschleußen.

Daß man die Dornen acht't,
Das haben die Rosen gemacht.

Geschäft

Bei Geschäften mußt' weniger auf den Eingang sehen,
Als auf das Loch, wo du wieder hinaus kannst gehen.

Willst du mit der Art einen starken Streich geben,
So mußt du sie hoch in die Höhe heben.

Bei allzugroßer Genauigkeit kommt nichts heraus,
Sie wollen das Licht recht putzen und putzen's aus.

Oft hat man Etwas zu spinnen ersonnen,
Und das Gegenteil ausgesponnen.

Bei Geschäften muß man oft versteh'n
Wie die Seiler vor sich zu dreh'n.
Und dabei klug hinter sich zu geh'n.

Ein Jeder fängt etwas an,
Fortführen kann's nur ein gescheiter Mann,
Aber nur ein Beständiger es ausführen kann,

Manches Geschäft kann einen Igel bedeuten,
Man sticht sich daran auf allen Seiten.

Ein Geschäft, bei dem viel Nutzen erscheint,
Ist auch um und um mit Schaden eingezäunt.

Gesetz

Ein neues Gesetz macht man über Nacht,
Aber der ist gestorben, der Handhaben macht.

Die selbst nichts nach Gesetzen geben,
Wollen meist, And're sollen darnach leben.

Man kann mit Gesetzen
Gesetze verletzen.

Gesetze soll man nicht mit gutem Willen
Sondern mit der Tat erfüllen.

Die Not, die Person und die Zeit,
Machen die Gesetze eng und weit.

Viele haben vor Gesetzen wenig Respekt
Wenn nicht der Prügel dabei steckt.

Gesund

Der ist gesund und niemals arm,
Dem's im Magen gut ist und im Herzen warm.

Alle Tiere sind so weise,
Sie ruh'n ein Stündchen nach der Speise.

Wer früh mit den Hühnern aufsteht,
Dem ist nicht zu verargen, wenn er mit ihnen schlafen geht.

Halt' dich warm,
Füll' nicht den Darm,
Treib's nicht zu arg mit der Frau,
Wenn du einst willst werden grau.

Das Maul kann den Menschen verführen
Und ihn auch wieder kurieren.

Ein müßiger und ein gesunder Mann
Haben nicht eine Haut an.

Gewalt

Laßt Gewalt sich blicken,
Geht das Recht auf Krücken.

Schäme dich, Löwe, damit zu prangen,
Daß du eine Maus wolltest fangen.

Das Lamm steh' ober oder unter dem Graben,
Wenn der Wolf will, so muß es Unrecht haben.

Gewalt
Wird nicht alt.

Kommt die Macht,
So fällt das Recht in Acht.

Gewinn

Wenn du einen Löffel aufhebst und trittst eine Schüssel entzwei,
So gewinnst du nichts dabei.

Bei manchem Gewinn
Liegt Verlust darin.

In einer Minute kann man mehr hingeben,
Als man gewinnen kann durch's ganze Leben.

Jeder Kreuzer, den du gewinnst im Spiel,
Trägt dem Teufel Prozente viel.

Gewonnen mit Schand',
Geht schnell von der Hand;
Gewonnen mit Ehr'
Das wird immer mehr.

Jeden Gewinn sollst du so verwenden,
Daß er dir im Tode trägt Prozenten.

Gewiß

Die viel begehren und wenig genießen,
Die werfen das Gewisse nach dem Ungewissen.

Willst du das Gewisse wissen,
Suche es im Ungewissen.

Gewiß ist nichts auf Erden
Als: daß alle Menschen sterben werden.

Willst du das Ungewisse nach Hause führen,
Kannst du das Gewisse vom Wagen verlieren.

Sag nie: "Das soll gewiß gescheh'n!"
Bedenk', du kannst für gar nichts steh'n.

Gewissen

Ein Gewissen haben manche Leut',
Wie ein Franziskaner-Ärmel so weit.

Ein gutes und reines Gewissen
Ist bei jeder Freud' der beste Bissen.

Dem Menschen tut weh, was haut oder sticht,
Aber dem guten Gewissen nicht.

Den Haushund das Gewissen man nennen kann
Es bellt die Sünden und Laster an.

Machst du einem Ander'n Schmerz,
So setzest du dir selbst einen Wurm in's Herz.

Achte weniger auf das Wissen,
Als auf ein gut Gewissen.

Gewohnheit

Trägst du ein Kalb auf dem Rücken für und für,
So wird's dir auch nicht zu schwer als Stier.

Kannst du einen neuen Brauch nicht unterstützen mit den Waffen,
So tust unrecht, den alten abzuschaffen.

Gegen alte Schaden nachsichtig sei,
Such' s' nicht zu bessern durch Arznei.

Der Frosch hüpft immer wieder in den Pfuhl,
Und säß er auch auf einem goldenen Stuhl.

Wenn auch Jeder gern über die Wiese geh'n möchte,
So ist deswegen der Weg doch nicht der rechte.

Wer täglich mit einem Narren ein Mahl verzehrt,
Sich schwerlich närrischer Gedanken erwehrt.

Glauben

Was man mit Händen greift, das ist wahr;
Die Worte werden in der Luft unsichtbar.

Glaubst du großer Herrn günstigem Blick,
So reitest du auf einem Krebse zum Glück.

Hast du bei den Menschen keine Treue mehr gefunden,
So suche sie bei den Hunden.

Gilt Siegel, Brief, Hand und Zusag' nichts mehr,
Wo nimmt die Welt einen Glauben her?

Wer glaubt dem Wolf auf der Heid,
Dem Krämer auf seinen Eid,
Dem Juden auf sein Gewissen,
Wird seinen Glauben bereuen müssen.

Gleichheit Ungleichheit

Wenn Alle wären reich
Und wären Alle gleich,
Und wären All' am Tisch gesessen; —
Wer brächte ihnen denn das Essen?

Lächerlich ist's, wenn der Hafen sich vergißt,
Und den Kessel schilt, weil er schwarz ist.

Eine Kiste und ein Schrein,
Eine Sau und ein Schwein,
Ein Ochs und ein Rind,
Sind Alle Geschwisterkind.

Wenn Hohe und Niedere beisammen steh'n,
So kann man leicht eine Finsternis seh'n.

Dem Tod kann man keine Untreu' ausstellen,
Er mißt Allen mit gleicher Ellen.

Glück Unglück

Mancher verkauft seinen Rauch so teuer
Als ein Anderer sein Feuer.

Manchem ist es so unglücklich gegangen,
Er fand nicht ein Mal einen Baum, sich d'ran zu hangen.

Wirst du dem Unglück kühn in's Auge blicken,
Ich wett', es dreht dir den Rücken.

Dem Unglück darfst' keine Boten schicken,
Es läßt sich ungebeten blicken.

Viele Menschen ein glückliches Leben führen,
Ohne daß sie es spüren.

Fortuna reicht oft von vorne einen Kuß,
Und von hinten stößt sie mit dem Fuß.

Glück und Unglück tragen
Selbst einander mit Behagen.

Gar faule Hände hat das Glück,
Zog oft in die Höhe manchen Strick,
Und ließ ihn dann fallen im Augenblick.

Wie ein Ball, darin nur Wind,
Kommt so mancher Mensch mir vor:
Hat das Glück zu spielen Lust,
Schleudert es ihn hoch empor.

Das Glück läßt sich melken
Von Buben, Dirnen und Schälken.

Will Glück und Wind dir günstig sein,
So fährst' in einem Korb über den Rhein.

Hast Glück, so trägt dir Birnen der Felber
Und der Ochs gebärt dir Kälber.

Wenn das Glück den Büffel will kränzen
So macht ihm Jedermann Reverenzen.

Der Mensch kann reden und raten,
Das Glück aber ist Meister der Taten.

Ein Quentlein Glück ist besser,
Als voll Weisheit ganze Fässer.

Das Glück ist rund und dumm,
D'rum kugelt's überall herum.

Das Glück kann dir im Sinn etwas zuwenden,
Deswegen hast du's noch nicht in'n Händen.

Mut und Glück sind Mann und Stab,
Sie steigen mit einander auf und ab.

Ein Glückesschuß
Trifft am ersten die Nuß.

Wer sein Geschäft daraufsetzt, daß es gerät'
Der tut eine kühne aber keine weise Tat.

Mancher ein Unglück duldet,
Das ein Anderer verschuldet.

Gnade

Gnade kennt kein Warum und kein Woher,
Hat seinen Ab- und Zulauf wie das Meer.

Tritt nicht um Gnad' in Dienst,
Sonst ist Erbarmen dein Gewinnst.

Was fragst du nach der Sterne Schein,
Wenn dir die Sonne will gnädig sein?

Bei der Gnadentür
Steht das Glück als Portier.

Der schwerste Fall von allen
Ist, in großer Herr'n Ungnade fallen.

Eines Ungnädigen Gnade
Ist dein Schade.

Gold Geld

Gold bleibt Gold immerdar,
Trägt's auch ein Schelm oder ein Narr.

Ein goldener Hammer
Dringt in eine eiserne Kammer.

Wenn das Geld spricht, so acht' fein d'rauf;
Mach' das Maul zu und den Beutel auf.

Hast du Geld, so tritt hervor,
Hast du kein's, bleib außer'm Tor.

Geld kann nicht stille liegen,
Es will wuchern, bauen, oder kriegen.

Was hilft's, wenn du viel Geld hast in deiner Lad',
Wenn der Teufel den Schlüssel dazu hat?

Gut und Gold
Sind oft dem Dummen hold.

Wer das Geld zu rechter Zeit veracht't,
Dem hat's schon großen Nutzen gebracht.

Viel Geld haben möch't ich nimmer,
Aber gar kein's haben, ist noch schlimmer.

Wer Haare hat, den kann man rupfen d'ran,
Bei einem Kahlkopf geht's nicht an.

Gott

Wenn Gott Jemanden ein Stück Fleisch beschert,
So will's gemeiniglich der Teufel sieden auf seinem Herd.

Wenn Gott Einen will ernähren,
So kanns St. Peter selbst nicht wehren.

Was Einem nicht beschert ist von oben,
Das hat schon eine Mück' ihm vom Maul weggeschoben.

Gott gibt die Kuh,
Aber nicht das Seil dazu.

Wenn ein Gott nicht wär'
Wo nähmen die Menschen ihre Götter her?

Wenn du Gott nicht siehst im Wurm,
So siehst du ihn auch nicht auf dem Turm.

In dir mußt du Gott tragen,
Dann kannst du alle Teufel jagen.

Sehr leicht ein Knopf sich lüpft,
Den Gott nicht hat geknüpft.

Gut Güte

So gut ist nichts auf Erden,
Man kann sein müde werden.

Was hilft dir gut bedacht,
Wenn's nicht auch gut gemacht.

Der Wein ist doch gewiß ein guter Mann,
Und wirft doch Viele an die Mauer an.

Ob wir das wahre Gute gut nennen,
Können wir aus dem Bösen erkennen.

Die meisten meinen, nur das sei gut,
Was ihrem Maul wohl und And'rer Säckel wehe tut.

Es ist Niemand so gut,
Er hat doch zweierlei Mut.

Wer einen Menschen zum Guten bewegt,
Der hat ein groß Kapital angelegt.

Was du Gutes tust, schreib in Sand,
Was du empfängst, auf eine Marmorwand.

Vortrefflich werden gute Sachen,
Wenn schöne Lippen sie kundbar machen.