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Gedichte 2
 

Warnung für Liebende
An die Liebe
Gleichnis und Anwendung
Das Porträt
Buchstabenspiele
Wanderers Ruhe
Meine Bitten

Prozeß
Liebe im Alter
Erlaubter Diebstahl
Entgegenkommen
Wunsch eines Lebenslustigen
Lachen
Das Echo
An einen Vater

 
Der Verlassene
Auf einen gutherzigen Epigrammatisten
Wir sind unser Sieben
Liebessprache
Der gemordete Amor
An ein Mädchen
Auf einen medisanten Schmarotzer

 

Warnung für Liebende
 
 Liebende Seelen! bewacht eure Triebe,
    Daß nicht ein Jeder sie kenne und nenne,
 Leicht kann's geschehn, daß das Feuer der Liebe
    Des Geheimnisses Schleier verbrenne.

 
 
An die Liebe
 
 Fliehe mich du lockend Band,
    Das für Toren
    Nur geboren,
 Findet Liebe den Verstand,
 Hat sie den Bestand verloren,
 
 Gleichnis und Anwendung
 
 Die Liebe gleicht dem Sonnenschein;
    So mögen denn in meinem Herzen
    Sich ihre Lust und ihre Schmerzen
 Auch eben gleich dem Sonnenschein
 Mit jedem Tage frisch erneu'n.
 
 Das Porträt
 
                       Die Frau:
 Verschönern Sie, ich bitte, keinen Zug,
 Mein treues Bild nur wünsch' ich ganz allein.
 
                      Der Mann:
 Die Ähnlichkeit, Herr Maler, ist genug,
 Sie treu zu malen wird unmöglich sein.

 
 
Buchstabenspiele an die Bewohner von Graz
 
                         I.
                  An die Leser
 Guter Leser! zürne nicht mit mir,
 Reich' ich auch nur kleine Spiele dir;
 Angeregt von kindlichen Gefühlen
 Zwingt's mich hier selbst wie ein Kind zu spielen.
 
                            II.
                  Der Kronjuwel
 Göttliches Ländchen von Bergen umragt,
 Reizende Stadt! in der blitzenden Krone
 Austria's bist du der grüne Smaragd:
 Zutrauenvoll strahlt dein Grün an dem Throne.
 
                          III.
                    Schöpfung
 Gott sprach: "Ich will meine Allmacht zeigen,
 Reize verleih'n, wie die Welt sie nicht hat!"
 An den Ufern der Mur ersteigen
 Zierliche Hügel, an ihnen die Grazienstadt:
 
                         IV.
                   Landschaft
 Ging einst ein Maler die Welt zu beschauen,
 Reis'te durch Felder, durch Fluren und Wald,
 Allerlei malt' er, doch als er hierher kam,
 Zerriß er schnell Alles, was er gemalt.
 
                        V.
                   Warnung
 Groß und mannigfach ist dieser Erde Zier,
 Reich ist sie geschmückt durch Gottes Macht,
 Aber heimlicher ist nirgend sie, als hier,
 Sieh nicht fort, wo sie so freundlich lacht.
 
                         VI.
                       Bitte
 Gönnet, o gönnet Ihr biederen Steirer,
 Reich seid ihr ja an grünem Wiesenschatz,
 An den Ufern der Mur einem Leyrer
 Zu seiner Ruhestätt' einen kleinen Platz.
 
                           VII.
                  Wenig und viel
 Gebt mir ein Häuschen in euern Auen,
 Ringsum ein Feld und ein Gärtchen dabei,
 Andere Länder will nie mehr ich schauen,
 Zärtlich euch lieben und bleiben euch treu.
 
                                    VIII.
                               Reichtum
 Gold am saphirenen Himmel und Silber an murmelnder Quelle,
 Keine Perlen am Gras, jeder Hügel ein Thron,
 Ähren und Reben und Früchte, von jeder Gattung in Fülle
 Zeig mir ein reicheres Land, reicher steirischer Sohn.
 
                                      IX.
                              Einzelnheiten
 Graben, St. Johann und Paul und Maria Grün und der Schloßberg,
 Rosenberg, MariaTrost, Gösting, kurz alles umher,
 Alles, alles ist schön, kaum weiß man, was mehr oder minder,
 Zählen die Schönheiten all oder sie wägen ist schwer.

 
 
                  X.
       Leben und Sterben
 Glücklich, wer hier leben kann,
 Ruf' ihm Heil du mein Gedicht,
 Aber selbst zu sterben hier
 Zeigt sich mir im schönern Licht.
 
                     XI.
        Die Schweiz im Kleinen
 Gepriesene Schweiz, anmutige Flur!
 Reich an dem herrlichsten Schatz der Natur,
 An den reizenden Ufern der Mur
 Zeig ich dich selbst dir in Miniatur.
 
                    XII.
                Scheiden
 Geschieden muß es auf Erden sein,
 Rastlos treibt uns das Schicksal umher,
 Aber Erinnerung ist ein Schein
 Zurückstrahlend über Länder und Meer.

 
 
Wanderers Ruhe
 
 Der Wanderer schreitet wohl über den Hügel,
    Die Sonne steht hoch, der Tag ist heiß,
 Der arme Wandrer ist sehr ermüdet,
    Es tropft ihm von der Stirne der Schweiß.
 Er sieht in der Ferne ein Buchenwäldchen,
    Und wandelt mutig den Bäumen zu,
 Dort, denkt er, find' ich kühlenden Schatten,
    Dort find' ich ein gutes Plätzchen zur Ruh.
 
 Und als er kam in das Buchenwäldchen,
    Da saß ein Mägdlein gelehnt an den Baum,
 Die Lämmer gras'ten um sie im Grünen,
    Sie schien zu schwelgen im seligen Traum;
 Und leise betrachtend das liebliche Wesen,
    Der Wanderer schritt diesem Baume zu,
 Da lag das Mädchen im kühlenden Schatten
    In körperlicher und Seelenruh.
 
 Und neben dem Mägdlein der Wandrer sich lagert,
    Ihr schauend in's holde Antlitz hinein,
 Ihm war, als sei ihm ein Engel begegnet,
    Kein Schlummer stellt sich beim Müden ein.
 Er schaut nur und schaut bis die Augen sie öffnet,
    Da flog ihm ein Blitz und sein Herz flog ihr zu,
 Gefunden hatt' er im Walde den Schatten,
    Doch ach! — er fühlt' es — verloren die Ruh.

 
 
Meine Bitten
 
 Ich lebe ohne Müh' und Sorgen,
    Ganz ruhig in die Welt hinein,
 Hab wenig und bin doch geborgen,
    Denn meine Wünsche sind sehr klein;
 Da will nun Bruder, Onkel, Tante,
    Ich soll ein Amt erwerben noch.
 Ich bitt' euch, liebe Anverwandte!
    Ach laßt mir meine  F r e i h e i t  doch!
 
 Ein Arzt kommt zu mir jeden Morgen,
    Quält mich mit seiner Freundschaft schier
 Fühlt mir den Puls und äußert Sorgen,
    Es fehle an der Leber mir;
 Gut, meint er, wär es, wenn ich ritte,
    Dekoktum tränk' und bade noch.
 Mein lieber Arzt und Freund, ich bitte,
    O laß mir die  G e s u n d h e i t  doch!
 
 Viel Freunde sagen mir: es hinge
    Von mir nur ab bald reich zu sein,
 Wenn ich nur auf die Börse ginge,
    Und ließe dort in's Spiel mich ein;
 Dann sollt' ich auch auf Pfänder leihen,
    Das trage viel zu dieser Zeit.
 Doch mich kann solches Geld nicht freuen,
    O laßt mir meine  R e d l i c h k e i t!
 
 Die neuesten Theaterschreiber
    Verlegen sich auf's Trauerspiel,
 Da gibt es denn Tyrannen, Räuber,
    Unschulden, Mord und Schicksal viel.
 Das Leiden kann ich nun nicht leiden,
    Zuwider ist mir Traurigkeit;
 Drum laßt mich das Theater meiden,
    Und laßt mir meine  F r ö h l i c h k e i t.
 
 Ich hab' ein junges, hübsches Weibchen,
    Da flieget nun, daß Gott erbarm!
 Wie Mücken in dem Sonnenstäubchen
    Um sie stets meiner Freunde Schwarm;
 Sie folgen ihr auf jedem Schritte,
    Ihr bietend manchen Zeitvertreib.
 Hört, liebe Freunde, meine Bitte,
    Und laßt mir wenigstens mein  W e i b!

 
 
Prozeß
 
                               A.
 Mein Recht ist klar und, wie mir scheint,
 Kann mein Prozeß gar nicht verloren werden.
 
                               B.
 Hast du das Recht auf deiner Seite, Freund,
 So fürchte noch die Rechtsgelehrten.
 
 Liebe im Alter
 
 In unsers Lebens Frühling nur
 Lehrt uns zu lieben die Natur,
 Wenn ich die Lieb' im Alter finde,
 Ist sie nur noch Gewohnheitssünde.
 
 Erlaubter Diebstahl
 
 Was wir heut zu Tage lesen,
 Ist schon früher da gewesen,
    Ward uns lange schon geboten;
 Doch wer wird's Lebend'gen wehren,
 Daß sie also sich ernähren
    Ohne Schaden von den Toten?
 
 Entgegenkommen
 
                Nachbarin.
 Ihr Sohn, mein lieber Nachbar Veit,
 Läuft meiner Tochter lange Zeit
    Schon nach auf allen ihren Wegen.
 
                Nachbar.
 Frau Nachbarin, sein Sie gescheit,
 Zu laufen braucht der Bursch nicht weit,
    Sie kommt ihm halben Wegs entgegen.
 
 Wunsch eines Lebenslustigen
 
 Das Leben ist doch wirklich gar zu schön,
 Ich mag nicht gern von dieser Erde geh'n,
    Wo freudenreich die Tage uns verfließen;
 Und wenn ich irgendwo ein Ländchen wüßte,
 Wo's Sitte wär', daß man nicht sterben müßte,
    Dort ging ich hin, mein Leben zu beschließen.
 
 Lachen
 
 Lachen ist die beste aller Gaben,
    Ein guter Mensch ist meistens der, der lacht,
 Und Jene, die nicht lachen können, haben —
    Ich wette — Andre weinen schon gemacht.

 
 
Das Echo
 
 Herzgeliebte gute Mutter!
    O grolle nicht mit mir,
 Du sahst den Hans mich küssen,
    Doch ich kann nichts dafür.
 Ich will dir Alles sagen,
    Doch habe nur Geduld,
 Das Echo drauß am Hügel
                         Beim Bügel,
    Das ist an Allem Schuld.
 
 Ich saß dort auf der Wiese,
    Da hat er mich geseh'n,
 Doch blieb er ehrerbietig
    Hübsch in der Ferne steh'n
 Und sprach: "Gern trät' ich näher,
    Nähmst du's nicht übel auf,
 Sag, bin ich dir willkommen?"
                         "K o m m e n!"
    Rief schnell das Echo drauf.
 
 Dann kam er auf die Wiese,
    Zu mir hin setzt er sich,
 Hieß mich die schöne Lise,
    Und bat, ich möcht' ihm sagen,
 Und schlang den Arm um mich,
    Ob ich ihm gut kann sein?
 Das wär' ihm sehr erfreulich.
                          "F r e i l i c h!"
 Rief schnell das Echo drein.
 
 Vergnügt sagt er mir weiter:
    Er wäre mir schon oft
 Gefolgt von fern und habe
    Zu sprechen mich gehofft;
 Doch fruchtlos war es immer
    Denn macht' er's noch so fein,
 Bemerkt hätt' ich ihn nimmer.
                           "I m m e r!"
    Fiel schnell das Echo ein.
 
 Dies hörend hat er näher
    Zu rücken mir gewagt,
 Er glaubte wohl, ich hätte
    Das Alles ihm gesagt:
 Erlaubst du, sprach er zärtlich,
    Daß ich als meine Braut
 Dich recht vom Herzen küsse?
                             "Küsse!"
    Schrie jetzt das Echo laut.
 
 Nun sieh, so ist's gekommen,
    Daß Hans mir gab den Kuß,
 Das böse, böse Echo,
    Es macht mir viel Verdruß;
 Und jetzo wird er kommen,
    Wirst sehen, sicherlich,
 Und wird von dir begehren
                         In Ehren
    Zu seinem Weibe mich.
 
 Ist dir der Hans, lieb Mutter,
    Nicht recht zu meinem Mann,
 So sage, daß das Echo
    Ihm diesen Streich getan.
 Doch glaubst du, daß wir passen
    Zu einem Ehepaar,
 Dann mußt du ihn nicht kränken,
                         Mag denken,
    Daß ich das Echo war.

 
 
An einen Vater
 der seinen verliebten Sohn auszankte
 
 Warum o Vater! diesen harten Ton?
    Steht dir wohl diese Strenge an?
 Wie kannst du schmählen deinen lieben Sohn,
    Daß er nun tut, was du auch einst getan?
 Wenn du ihm Lehren gibst, ist's nur zum Lachen,
    Die Faltenstirn', das zorn'ge Auge lügt,
 Willst du am Abend ein Verbrechen machen
    Aus dem, was dich des Morgens hat vergnügt?
 
 Der Verlassene
 
 Ernestine war mein ganzes Glück,
    Ich verlor ihr Herz, das ich besessen,
 Manches Weib, auf das nun fällt mein Blick,
 Ruft mir die Verlorne zwar zurück; —
    Aber welche lehrt mich sie vergessen?
 
 Auf einen gutherzigen Epigrammatisten
 
 Marull sei bös, behauptet ihr ganz dreist,
 Und stets beleidigen Euch seine Lieder.
 Mag sein, daß manche Wunde schlägt sein Geist,
 Jedoch sein gutes Herz heilt schnell sie wieder.

 
 
Wir sind unser Sieben
 
 Ein Kind in seiner Jugendblüte
 Und in der Unschuld Morgenrot,
 Das noch bei Stürmen lacht, begreifet
 Es wohl das Schreckenswörtlein Tod?
 
 Ich wurde jüngst ein kleines Mädchen
 Ganz nah bei einem Dorf gewahr,
 Brünett und lebhaft, frisch und herzig,
 Beiläufig so im achten Jahr.
 
 Es sprach die Anmut dieser Kleinen
 Mich an auch unterm schlichten Kleid,
 Und aus den großen hellen Augen
 Sprach unschuldsvolle Heiterkeit.
 
 Hast du noch mehr Geschwister? fragt' ich
 Sie, liebe Kleine! sag' es mir!
 Sie sprach: Herr! wir sind unser sieben
 Und hob das große Aug zu mir.
 
 Und lebt ihr alle hier beisammen?
 Sie sprach an Fingern zählend her:
 Zwei Schwestern leben in der Hauptstadt,
 Zwei Brüder fahren auf dem Meer.
 
 Und Joseph und Kathrine schlummern
 Schon lang auf unserm Kirchhof da,
 Ich und die Mutter wohnen dorten
 In jenem Haus bei ihnen nah!
 
 Zwei sagst du leben in der Hauptstadt?
 Zwei auf dem Meer, besinne dich,
 Wenn's so ist, ist ja deine Rechnung
 Nicht richtig, Kleine, dünket mich.
 
 Da schien ein wenig sie verlegen,
 Doch alsbald fuhr sie lächelnd fort:
 Ganz richtig sind wir unser sieben,
 Versteht mich recht, zwei schlafen dort.
 
 Laß dir bedeuten, und bedenke.
 Zwei in der Stadt, zwei auf dem Meer,
 Und du dazu, jetzt zähl zusammen.
 Fünf seid ihr nur, fünf und nicht mehr.
 
 Warum zählt ihr die beiden andern
 Nicht auch? frug sie, kann's nicht verstehn,
 Sie sind ja bei uns, ihre Hügel
 Wir können sie vom Fenster sehn.
 
 Fast täglich setz' ich mich zu ihnen,
 Die Mutter geht wohl auch mit hin,
 Da sing' ich ihnen schöne Lieder
 Und bin so froh, wenn dort ich bin.
 
 Und Abends eh wir schlafen gehen,
 Besuchen wir sie wieder dort,
 Die Mutter spricht recht oft mit ihnen
 Und ich verstehe jedes Wort.
 
 Als sie gelebt, spielt' ich mit beiden
 Auf selbem Platz, doch nun in Ruh
 Sie schlafen, muß allein ich spielen —
 Sie aber sehn vom Himmel zu.
 
 Nun, wenn sie aber sind im Himmel,
 So sind sie nicht bei euch mehr hier,
 Und ihr seid noch — wie viel? Nun sieben
 Antwortete sie wieder mir.
 
 Wenn sie im Himmel sind, so sind sie
 Bei Gott dort oben, nicht bei euch,
 Und nur die Engel können zählen
 Sie zu sich, dort im Freudenreich.
 
 Ich mochte sagen was ich wollte,
 Es lachte zweifelnd ihr Gesicht:
 Doch sind wir, sprach sie, unser sieben,
 Und meinte, ich versteh' das nicht.

 
 
Liebessprache
 
 Die Lieb' hat ihre eigne Sprache,
    Verliebte reden wunderlich,
 Gefühl und Ton, und Wort und Sache
    Sie widersprechen meistens sich.
 
 Wer wird sich denn so kühn betragen?
    Das heißt: Du mußt verwegner sein!
 Ich dulde keinen Kuß! will sagen:
    Nur zugeküßt, ich füg' mich drein.
 
 Mit meiner Liebe ist's vorüber,
    Heißt: Trennen werden wir uns nie!
 Ha Ungeheuer! heißt: Mein Lieber!
    Und: Gehn Sie fort! heißt: Bleiben Sie!
 
 Dir alle Phrasen vorzutragen,
    Ist schwer, merk dir nur diese, Schatz,
 Und glaub von dem, was Liebe sagen,
    Nur meistenteils den Gegensatz.

 
 
Der gemordete Amor
 
 Der kleine Amor war verschwunden,
    Einst plötzlich aus den Himmelshallen:
    Viel Tränen rinnen, Seufzer schallen,
    Er war der Liebling ja von Allen;
 Denn ob auch schmerzten seine Wunden,
 War doch der Schmerz mit Lust verbunden.
 
 Frau Venus kann sich nicht erwehren
    Der Tränen um den lieben Kleinen,
    Sie hofft; doch will er nicht erscheinen,
    Und als die Götter sich vereinen
 Ihn aufzusuchen, sieht mit Zähren
 Und jammernd man sie wiederkehren.
 
 Verhüllt mit einem Tuche bringen
    Sie still heran des Kleinen Leiche,
    Ermordet ward mit einem Streiche
    Das arme Kind bei einem Teiche,
 Wo seitdem keine Vögel singen,
 Und Weidenäste traurig hingen.
 
 Dem Eigennutz ward Schuld gegeben,
    Er hab' ermordet diesen Knaben —
    Ob lüstern gleich nach seinen Gaben,
    Schwört er ihn nie gekannt zu haben,
 Man fand das wahr und mußte eben
 Von dem Verdachte ihn entheben.
 
 Dann prüfte man des Mordes wegen
    Die Unbeständigkeit. — Geschwinde
    Gelang's jedoch dem lieben Kinde
    Sich frei zu machen von der Sünde.
 Sie setzt ein Alibi entgegen,
 Um ihre Unschuld darzulegen.
 
 Und jetzt erschien, von Wach' umgeben,
    Herr Hymen. Konnt' es dieser wagen
    Den eig'nen Bruder zu erschlagen?
    Man frägt mit Schauder ihn und Zagen,
 Er schweigt, und man erkennt mit Beben,
 Daß Hymen Amorn bracht' um's Leben.

 
 
An ein Mädchen
 
 Du sagst, der jungen Herrn
 Kannst du dich nicht erwehren,
 Und ich, ich soll dich lehren,
 Wie sie zu halten fern.
 Ist dies dein Ernst, sei klug.
 Wirst leicht dein Ziel erreichen,
 Ein Kind ist stark genug
 Um Papillons zu scheuchen.
 
 Auf einen medisanten Schmarotzer
 
 Herr Bux schmarotzt wo anders jeden Tag,
 Auch ist das Schimpfen seine schlimme Seite,
 Er mag den Mund nun öffnen wie er mag,
 So tut er's stets auf Kosten and'rer Leute.