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Schaden
Scham
Schande
Schein
Schenken Geschenk
Schmerz Leiden
Schreien Geschrei Lärmen
Schriftsteller
Selbst Selbstsucht
Speise und Trank
Stolz Hoffahrt Eitelkeit
Streit
Tauglich
Torheit
Tod
Treue


 
Ursache




 

Schaden


Hängt Mancher die Angel auf Fische aus,
Und zieht aus dem Wasser nur Frösche heraus.

Was versehrt,
Das belehrt.

Weißt den Schaden nicht zu meiden,
Mußt' ihn leiden.

Bald brennt ein Haus,
Aber langsam löscht man's aus.

Siehst du erst den Rauch,
So kommt bald das Feuer auch.

Der Esel ist sehr weise,
Er tanzt nicht zwei Mal auf dem Eise.

Wer wird nach dem Hut noch fragen,
Wenn ihm schon der Kopf abgeschlagen?

Willst du deine Feinde kennen,
Mußt' zuerst dich selber nennen.

Mancher wird leichter Schaden leiden,
Als verdienten Nutzen meiden.

Dumm ist's sein eig'nes Haus in Brand zu stecken,
Bloß, um den Nachbarsmann durch Rauch zu necken.

Tu' wie ein Hund,
Leck' dich selber, wo du wund.

Der Schaden ist oft nicht so groß,
Daß man ihn gleich muß spüren;
Oft Mancher holt ihn noch mit dem Roß,
Um ihn nach Haus zu führen.

'S gibt Viele, die wärmen lieber die Händ'
Beim Feuer, als daß sie löschen, wo's brennt.

Ein Biß in den Apfel schadet oft so viel,
Als der ganze Apfel mit Stumpf und Stiel.

Scham

Manche, eh' sie sich bloß ließ sehen,
Tät sie lieber in Schuhen gehen.

Wie sollen sich Manche schämen?
Wo sollten sie die rote Farbe hernehmen?

Die Scham ist nicht immer eine Ehre,
Es gibt Fälle, wo sie Schande wäre.

Ist die Scham ein Mal aus deinem Zimmer,
So findest du sie nimmer.

Schande

Die Schande kann man wohl zuweilen,
Aber nur mit Narben heilen.

Was zu reden Schande wäre,
Bringt zu tuen auch nicht Ehre.

Ist der Bock auch aus dem Haus,
Der Gestank geht nicht so leicht hinaus.

Wenn Einer ist übermannt,
So ist fliehen keine Schand!

Schein

Wie geht die Welt doch nach dem Schein,
Sie kauft das Faß oft teurer als den Wein.

Viele möchten sich gern golden beweisen
Und werden darüber zu Eisen.

Blüht doch mancher Baum so prächtig,
Ist doch mit keinen Früchten trächtig.

Schenken Geschenk

Schenkt dir Einer eine Sau,
So schicke dafür doch eine Wurst seiner Frau.

Schenkt man Jemanden eine Kuh,
So will er's Futter auch noch dazu.

Großes Geschenk
Bindet das Gelenk!

Keine teu'rere Henn' ist zu gedenken,
Als die man kriegt zu schenken.

Wo du was such'st, da mach' ein Präsent;
Schmieren macht linde Händ'.

Schmerz Leiden

Aus Allem, was er hat im Haus,
Schnitzt sich Mancher ein Kreuz heraus.

Der Schmerz verharrschet sehr geschwind,
Wenn er ein Mal aus den Augen rinnt.

Duck' dich und laß vorüber gahn,
Das Wetter will seinen Willen han.

'S ist besser, es fressen dich die Wölf', als die Flöh',
So tut dir das Beißen nicht so lange weh.

Schreien Geschrei Lärmen

Schreien ist leicht bei einer Feuersbrunst,
Aber löschen ist eine große Kunst.

Geschrei wächst in die Höh',
Wie ein gewälzter Ball von Schnee,

Sagt Einer, daß er's von einem Andern hat,
So ist es schon eine halb verlogene Tat.

Geschrei ist ein schlimmer Poltergeist,
Der alle Städte und Länder durchreis't.

Dem Geschrei glaubt nur der, der ein Narr ist;
Man sagt gar viel von Rom, was nicht wahr ist.

Schriftsteller

Willst werden ein Autor nach neuer Sitte,
So nimm zwei Bücher und mach' draus das dritte.

Die meisten Schriftsteller treiben diebisches Spiel,
Sie haben um ein K zu wenig und um ein 1 zu viel.

Viel Büchermacher ständen hoch in Ehren,
Wenn die verdammten Rezensenten nicht wären.

Wenn die Federn den Autor machten,
So wäre die Gans auch nicht zu verachten.

Von dem leben, was die Hand niederschreibt
Ewig ein ärmliches Handwerk bleibt.

Zu Krähen würden die Autoren nicht taugen,
Denn sie hacken einander in die Augen.

Selbst Selbstsucht

Viele können die Schuhe nicht leiden,
Wozu sie das Leder nicht selber schneiden.

Viele glauben, was sie im Sinne tragen
Das müßten all' Glocken schlagen.

Alle Sachen
Kann Herr Ego am besten machen.

Willst du, daß es gelinge,
So schaue selbst zum Dinge.

Weißt du selbst den Weg nach Flandern,
So warte nicht auf einen Andern.

Speise und Trank

Wer gut Maß hält in Speis' und Trank
Ist immer lustig und selten krank.

Trink' und iß!
Doch den, der nichts hat, nicht vergiß.

Soldaten sind gar wilde Gäste,
Sie fressen meistens das Allerbeste.

Das müßte doch ein Säufer sein, ich denke,
Der das Meer samt allen Fischen tränke.

Ein Mal essen, mach' dir zum Gesetz,
Zwei Mahlzeiten raufen miteinander stets.

Stolz Hoffahrt Eitelkeit

Wenn der Stolz Eier legt,
So meint er, daß jedes zwei Dotter trägt.

Hoffart ist leicht zu fassen,
Sie pflegt den Schwanz über's Nest hängen zu lassen.

Die hoch fliegen, dürfen noch nicht gepriesen werden.
Vögel setzen sich auch wieder auf die Erden.

Hoffart und Freundschaft sind einander zuwider,
Wenn die Hoffart aufgeht, geht die Freundschaft nieder.

Viele sind stolz auf jene Gaben
Die sie gar nicht haben.

Streit

Zween Hund' an Einem Bein
Kommen selten überein.

Wer den Herrn ihr Wildbret laßt
Und den Bauern ihr Kirchweihfest,
Und ihre Hochzeit den Hunden,
Der hat selten Streit gefunden.

Frisch daran
Schlägt halb den Mann.

Disputierer sind ein schlimmes Gepack,
Suchen oft nur den fünften Zipfel am Sack.

Sie grübeln oft so lang herum in Sachen,
Bis sie wie Mäuse, ein Loch d'rein machen.

Man disputiert oft von Schalen gern,
Aber selten vom Kern.

Ein böses Wort ist noch keine Säg';
Von Worten zu Werken ist ein weiter Weg.

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T

Tauglich

Ein langer Rock taugt nicht zum Springen
Und ein langer Diskurs nicht zu spaßigen Dingen.

Eine faule Entschuldigung kann eben so wenig nützen,
Als ein Feigenblatt den ganzen Körper zu beschützen.

Was dir taugt, nimm wohl in Acht,
Es ist bald untauglich gemacht.

Torheit

Oft gibt einer d'rum sein Pferd,
Daß der Zaum ganz sein gehört.

Setzt die Katze zur Milch, der Mann,
Und will, sie soll nicht lecken d'ran!

Tod

Flieh auch auf allen Wegen,
Dem Tod gehst du immer entgegen.

Kein Ding ist so groß und keins so klein,
Der Tod verbirgt sich drein.

Mancher findet den Tod sehr fürchterlich
Und bahnt ihm dennoch den Weg zu sich.

Wo ist der starke Mann,
Der die Bande des Todes zerreißen kann?

Ich weiß nicht, warum der Tod dich so mit Furcht bedrängt,
Da das Ende des Lebens schon am Anfang hängt.

Zwei Geburtstage die Menschen haben:
Geboren werden und begraben.

Glücklich die so lange leben,
Daß sie vor dem Tod gar nicht mehr beben.

Treue

Getreue Hand
Geht durch jedes Land.

Wäre die Treue nicht bei der Liebe,
Gäbs nicht genug Kerker für Herzensdiebe.

Die Liebe bringt zwei zusammen in ein Nest,
Aber die Treue halt sie dort fest.

Die Frauen meinen, sie waren schon treu,
Wenn sie Einen lieben, und nur noch Einen dabei.

Manche Hunde wurden mit Ketten gebunden,
Sie haben doch wieder nach Hause gefunden.

Ein treuer Knecht verdient doppelten' Sold,
Er macht aus Blei und Kupfer Gold.

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U

Ursache

Willst dem Brunnen wehren das Fließen,
Mußt du erst den Brunnquell wissen.

Macht nur den Essig aus süßem Wein,
Wird doch immer sauer sein.