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"Du hättest Vieles streichen sollen!
Es sind Reliquien des Dichters,
Der in mir starb. Aus Pietät
Hab' ich nicht mehr zerstören wollen;
Es schienen respektable Trümmer.
Hab' ich doch selbst den Maßstab nimmer,
Durch den man dies Gemeng' versteht!
Hier ist's. — Besitzt ihn Einer, — sieht' er's!"

 


II.
Resultate

 

Ich nähre mit verschwiegner Lust
Die liebsten Kinder meiner Brust:
Die süßen Schmerzgefühle;
Am Morgen sammle ich sie ein,
Sie werden mir willkommen sein
Einst in des Abends Kühle.
☼☼☼
Jahre, Monden, Tage, Stunden,
    Säen Keime, heilen Wunden:
Laßt man sie nicht achtlos fürder eilen,
    Säen sie, und brauchen nicht zu heilen.
☼☼☼
Was mich lohnt für stete Überwindung?
Was mich labt beim Tagwerk heißen Strebens?
Eine stille, selige Empfindung:
Von der Liebe, als dem Grund des Lebens.
☼☼☼
"Ist doch" — rufen sie vermessen —
    "Nichts im Werke, nichts getan!"
Und das Große reift indessen
    Still heran.
Es erscheint nun; niemand sieht es,
    Niemand hört es im Geschrei:
Mit bescheidner Trauer zieht es
    Still vorbei.
☼☼☼
Das Denkerschlüsse nie ergründen,
Das Höchste spricht nur Dichtkunst aus;
Nur Hohes soll der Dichter künden,
Gemeines suche man zu Haus.
☼☼☼
Ist nur am großen Mann was klein,
Gleich wähnt der Kleine groß zu sein.
☼☼☼
Wie selig dünkt der kleine Mann sich,
Wenn er nicht zu verehren braucht!
Er sieht, daß auch der große Mann sich
Verirrt, geniert, und Tabak raucht;
Hans Krittler lacht, Hans Pöbel mit:
Nun sind sie frei, nun sind sie quitt!
☼☼☼
In das Innre kämmt ihr gern?
Keine Macht enthüls't den Kern;
Ödip aber ist nicht fern:
Bildung heißt der Führerstern.
☼☼☼
Der größte Lehrer kann dich nicht umgestalten:
Er kann dich befrei'n; du mußt dich entfalten!
☼☼☼
Uns in Leid und Wahn zu senken
Ist ein Liedchen bald gemacht:
Aber sollen wir's bedenken,
Sei es selbst erst recht bedacht.
☼☼☼
Entwickle tief und mühevoll das Gute,
Das hier und dort du anerkannt:
Man hat sich gähnend abgewandt.
Verfolg' es mit des Witzes Rute —
Da wird dem Pöbel wohl zu Mute:
Du bist ein Mann! du hast Verstand!
☼☼☼
Was man dir vorsagt, scheint dir klar;
Stell' einmal rein das Deine dar!
Nur was dir selbst entsprießt, ist wahr.
☼☼☼
Laß sie preisen, laß sie schmähen!
Tröste dich mit diesem Wort:
Dichter, mag man sie verstehen
Oder nicht, — sie wirken fort;
Wirken, wie der Sonne Strahlen,
Die, vom Fels zurückgewiesen,
Seine Wand mit Grün bemalen,
Glanz verleihen seinen Kiesen,
Und auf scheue, offne Blüten
Liebe, Kraft und Leben schütten.
☼☼☼
Ihr schmäht beneidend meine Träume?
Wohl sind es wundersame Bäume:
Die Wurzeln dringen in der Erde Räume,
Die Blüten schwanken an die Wolkensäume.
☼☼☼
Wenn ich für mein tiefst Empfinden,
Phantasieren und Erdenken,
Wüßte Worte aufzutreiben. —
☼☼☼
Möchte sich manch Wunder finden!
Formen sind's, die mich beschränken:
Kann ich Ton und Duft beschreiben?
☼☼☼
Seltsame Form
Wäre nicht Norm:
Aber ihr glaubt nicht,
Ist es geschraubt nicht!
☼☼☼
Jetzt ist nur preislich:
     Außerordentlich;
Drum bleib' du weislich
     Ordentlich.
Denn ist erst alles
     Außerordentlich,
So ist das Ordentliche
     Das Außerordentlichste.
☼☼☼
Jetzt machen alle Wichte
Solche kleine Gedichte:
Ist euch just diese Form genehm,
Nun gut! mir ist auch die bequem.
☼☼☼
Je simpler oder toller,
Desto "bedeutungsvoller."
☼☼☼
Was ihr vor allem heischt,
     Hat jeder Dieb;
Wer euch am gröbsten täuscht,
     Den habt ihr lieb.
☼☼☼
Wenn ich habe, schenk' ich —
Eh' ich rede, denk' ich.
☼☼☼
Der Blitz, er zischt voran —
    Dann kommt der Donner nachgeklungen:
Zuerst sei es getan —
    Und hintendrein sei es gesungen.
☼☼☼
Die Schildauer aber,
Die machen's so:
Sie bauen sich Stroh
So kriegen sie Haber.
☼☼☼
Sei stets beflissen
    Zu wissen;
Mich macht nur was ich weiß
    Nicht heiß.
☼☼☼
Nicht das Grenzenlose, Unterbrochne
     Frommt der Dichtung,
     Frommt dem Leben:
Sondern ausgesprochne
     Feste Richtung,
     Treues Streben.
☼☼☼
"Nicht mit Versekünsten prahl' er!
Freier! wahrer! genialer!"
Freilich sagt's der weise Richter;
Aber ist das Wort dem Dichter
Nicht, was Farbe ist dem Maler?
☼☼☼
Ich bin nicht Demokrit, noch Heraklit:
Ich wirke, fühle, leide mit.
☼☼☼
"Spielst deine Lebensrolle gut!"
Mir ist nicht wohl dabei zu Mut.
☼☼☼
Bösewichte, dumme Wichte,
Gehören zur Naturgeschichte.
☼☼☼
Wie lang suchst du dein Ziel? erstreb's!
Das Leben liegt vor dir: erleb's!
☼☼☼
Genieße deiner Kraft:
Man lebt nur, wenn man schafft.
☼☼☼
Was frommt es, daß man rühmt und schilt?
Im Tiefsten merkt ein Jeder, was er gilt.
☼☼☼
Wie doch die Menschen sich winden und wehren —
Um nur das Gute nicht zu verehren!
☼☼☼
Trost gibt es nicht, im Allgemeinen;
Ein Jeder suche sich den seinen.
☼☼☼
"Willst du uns, Freund! zu Kindern machen?
Du sagst uns weltbekannte Sachen!"
Verzeiht! ich konnt' aus euren Werken,
Daß ihr das alles wißt, nicht merken.
☼☼☼
Weißt du noch, wie du die Nacht
Nassen Auges durchgemacht?
Was dir da Bedürfnis war —
Reich' es nun dem Bruder dar!
☼☼☼
Du schmachtest nach der Freundin Blick
Als nach des Lebens schönstem Glück?
Glaub' mir: so schaut dich Niemand an,
Wie Jener, dem du wohlgetan.
☼☼☼
Wie um den dürren Stab — der Reben
Verhüllend Laub sich zierlich rankt,
So schmückt ein schon entfärbtes Leben
Die Träne, die dem Wohltun dankt.
☼☼☼
     Ehrt die Idee,
    Wie sie auch heißt!
    Wo ich ihn seh',
  Acht' ich den Geist:
Er liebt oft wunderliches Necken,
Oft spielt er mit sich selbst Verstecken.
☼☼☼
Nicht stets gefragt! nicht stets gelesen!
Gedenke des, was dein gewesen,
Und was noch zu erzeugen bleibt;
Aus deinem eignen Blute treibt
Der Heim zu deinen eignen Taten;
Du selbst, kein Andrer kann dir raten!
☼☼☼
Und was ich dir und dir verdanke,
Hab' ich es je verkannt?
Du nahmst mir die, du jene Schranke,
Bis ich mich froh erkannt;
Nun führ' ich frank und frisch die Waffe,
Befreie, selbst befreit,
Und was ich je erkämpfe, schaffe:
Ihr habt dran Teil, euch ist's geweiht.
☼☼☼
Strebe nicht durch Modetorheit,
Durch Verzweiflungskokettieren
Witzeln, formlos Phantasieren,
Zu bestechen, zu verführen:
Wer mit offnem Sinn bedacht hat,
Was das Leben ihm gebracht hat,
Und es dann mit offnen Worten
Sendet aus des Herzens Pforten —
Er wird treffen, er wird rühren.
☼☼☼
So manches weis't die Wohlgestalt:
Du prüfst — es zeigt sich kein Gehalt;
Es ist nicht wahr, es ist nicht rein —
Wie mag es irgend fruchtbar sein?
☼☼☼
Es bringt euch der und der
    Bald dies, bald das;
Ihr fragt nur immer: Wer?
    Und niemals: Was?
☼☼☼
Nicht, wie man des Lebens Tage
Kümmerlich verläng're, frage!
Frage, wie man sie ertrage?
☼☼☼
Egoisten scheltet ihr uns,
Die ihr stets euch selbst vermißt?
Ei, ein Jeder weiß am besten,
Was an seinem Ego ist.
Jeder ist ein Stück vom Ganzen;
Diesem sinnet nach, und wißt:
Daß nichts Höhres lebt auf Erden,
Als ein wahrer Egoist.
☼☼☼
Du hättest gern ein Traumgesicht,
Erschrecken aber möchtest nicht.
☼☼☼
Das Übel: Dasein, ist's zu heilen?
Es ist so süß, sich mitzuteilen,
Allein das Schweigen lernt sich auch.
Der grüne Zweig, getrennt vom Stamme,
Er stöhnt, er knistert in der Flamme,
Zum Himmel steigt ein leerer Rauch.
☼☼☼
Ein schönes Wort
    Gilt hier und dort;
Ein gutes Wort
    An jedem Ort;
Ein wahres Wort
    Pflanzt sich allmählich fort und fort.
☼☼☼
Was Glaube ist? Der Himmelsstrahl,
Der mit beruhigendem Licht
Durch schwarze Schicksalsflöre bricht:
Das selbsterkämpfte Ideal.
☼☼☼
Nur dem Starken wird's gelingen,
In der Weisheit Kreis zu dringen. —
Endlich Schönheit zu erringen.
☼☼☼
Schönheit ist des Höchsten Gunst;
Und sein reinster Kultus: Kunst.
☼☼☼
Schmäht nicht — studiert die Leidenschaft!
Sie ist wie andre Kräfte Kraft.
☼☼☼
Siehst du, wo es dir gebricht?
Mutig strebe! auf zum Licht!
Siehst du, wo's der Welt gebricht?
Traure! aber zage nicht.
☼☼☼
Prometheus! den du gabst, den Strahl,
Wir haben, wir bewahren ihn.
Uns ward ein Teil von deinem Sinn,
Uns ward ein Teil von deiner Qual.
☼☼☼
Wir predigen Behagen,
Und können's nicht erfragen.
☼☼☼
Was du schmerzlich einst erfahren,
Geht nun so als Wortspiel drein;
Und die Frucht von bittern Jahren
Schließen, ach! vier Reime ein.
☼☼☼
Lebenswärme, dir im Busen,
Sollst du fachen, sollst du binden,
Daß das wundersame Feuer
Nicht vergebens sich verpraßte!
Daß es lieber, in sich wachsend,
Dauernder den Boden wärme,
Dem, in leiser Glut erhalten,
Pflanzen, Blumen, Frücht' entsprießen!
☼☼☼
Wenn auch die Harfe
     Heilig klingt, — —
Wohin der scharfe
     Nordsturm dringt,
Hört man die leisen
     Klänge nicht,
Aus deren Weisen
     Liebe spricht.
☼☼☼
Kurz und gut? wär' schon recht!
Doch ihr macht's kurz und schlecht.
☼☼☼
Kurze Verse macht man
       Heut zu Tage;
Über kurz lacht man,
Lange sind zur Plage;
Heißt es: "Ihr Verständigen!"
       O das ist charmant!
Heißt's: "Man muß sich bändigen!"
       Das ist ennuyant!
☼☼☼
Reimst vergebens!
Jedem graut,
Der in Lebens-
Tiefen schaut.
☼☼☼
Nur das erkennt man recht, was man bespricht;
Wenn du's nicht sagen kannst, so weißt du's nicht.
☼☼☼
Manches wiederum ist eigen:
Und da heißt es: schweigen! schweigen!

Kann es eben drum nicht zeigen,
Wiederhole: schweigen! schweigen!
☼☼☼
Mach' dir klare Augen eigen,
Alles wird sich herrlich zeigen.
☼☼☼
Such' immerfort Erneuerung,
So bleibt der Geist dir ewig jung.
☼☼☼
Keiner geht zum Himmel ein,
Der nicht war auf Erden:
Weise will ein Jeder sein,
Niemand will es werden.
☼☼☼
Was des Dichters tiefstes Streben?
Festzubannen im Entschweben
Segensträume, Glücksmomente;
       O wer's könnte!
☼☼☼
Mit Stein und Stahl schlägt man sich Licht,
Du, Helios! hast Ruh' und Klarheit:
Im Streite findet sich die Wahrheit,
Doch wer sie hat, der streitet nicht.
☼☼☼
Du sammelst dir ein Büchlein
Voll wohlbedachter Sprüchlein;
Doch wenn die Stunde kommt —
Ob's dann dir Armen frommt?
Wo dumpf der Unbelehrte starrt,
Fällt dir wohl Manches ein —
Doch stets wird Geistesgegenwart
Der beste Trostspruch sein.
☼☼☼
Man wär' ja gerne mild und zart —
Liegt's doch in bessrer Menschen Art!
Doch stellt die Welt sich trotzig gegenüber:
So schnalle denn den Harnisch über!
☼☼☼
Das vortreffliche Vorhandne,
Jünger! macht es dich betroffen?
Vorwärts! das in dir Entstandne
Lehrt dich Kräfte, läßt dich hoffen.
☼☼☼
Es gilt bei uns nicht "Er und Sie" —
Ein sächlich Ding ist das Genie.
☼☼☼
Was still im Schoß verhüllten Grundes
    Zur Lebensfrucht herangereift,
Wird, ach! vom schnellen Hauch des Mundes
    Wie herbstlich Laub herabgestreift.
☼☼☼
Frei woll'n wir sein! Du, geh' uns an die Hand —
Sag' an: was mag uns dazu frommen? —
    Befreit euch erst von eurem Unverstand;
    Gebt Acht! das wird euch wunderbar bekommen.
☼☼☼
Wo Treu' und Unschuld dich empfangen,
Da, freilich! bleibst du gerne hangen,
Fürs Leben, liebend dran zu haften:
Doch frische Lippen, weiche Wangen,
Verführerische Lockenschlangen,
Ein feurig Auge voll Verlangen —
Sind auch sehr gute Eigenschaften.

Schon gut! wir haben's mitgemacht —
Allein es steckt nicht viel dahinter;
Von außen glitzert Frühlingspracht,
Von innen, leider! ist es Winter.
Doch ist es schwerlich zu ersparen —
Ihr müßt es eben auch erfahren:
So seid denn gern, seid schön getäuscht,
Und opfert, wie's das Leben heischt,
Den Kern von euren besten Jahren!
☼☼☼
Drückt eigne Schuld — man möchte sich entledigen:
Da lernt man recht ex fundamento predigen.
☼☼☼
Eure Hausmoral ist eine
     Exzellente Wissenschaft:
Gibt uns Stelzen, raubt uns Beine,
     Leiht uns Krücken, stiehlt uns Kraft.
☼☼☼
Die jungen Leute bewundern,
    Was sie nicht verstehn;
Die alten Leute verachten,
    Was sie nicht verstehn.
☼☼☼
Die alten aber, die sind klug;
Sie sagen: es ist nicht reif genug!
☼☼☼
Gebet Acht, wie Räuber schalten
Bei dem mörd'rischen Geschäfte:
Merket staunend, welche Kräfte
Sie betätigend entfalten!
☼☼☼
Laß uns auf gute Stunden lauern
Und stumm die schlimmen überdauern!
☼☼☼
Ersticke nicht die schönsten Triebe,
Für einen Wahnbegriff von Tugend!
Was wäre seliger als Jugend?
Was wäre heiliger als Liebe?
Vor keinem Donnerer gebebt!
Im Sommernachtstraum dieses Lebens
Ringst du nach Licht und Trost vergebens:
Nur wer beglückt war, hat gelebt.
☼☼☼
Was treibt ihr? was gebärdet ihr
    Euch, jagend weit und breit?
In Ewigkeiten werdet ihr
    Nicht anders, als ihr seid.

Verschiedne Worte trügen
    Den heitern Denker nicht:
Ihm ist die Pflicht Vergnügen,
    Und das Vergnügen Pflicht.
☼☼☼
Edles Hochgefühl der Trauer!
    Sollst den Menschen nie verlassen;
Tiefer, ahnungsvoller Schauer
    Lehrt uns höh're Mächte fassen.
☼☼☼
Schaffen und Vernichten
    Übt des Mannes Kraft;
Braucht sie menschlich-heldenhaft:
    Der sie gab, wird richten.
☼☼☼
Der Heiden Tugend ist euch Knabenspott?
Und Ärger euren Schriftgelehrten?
O ehrtet ihr doch euren Gott,
Wie jene ihre Götter ehrten!
☼☼☼
     Pflicht! ernstes, großes Wort!
     Du bist des Streiters Hort:
     Des Morgens, wenn er schafft,
     Gibst Liebe, ihm und Kraft;
     Legst ihn so weich, so gut,
     Des Abends, wenn er ruht;
Strahlst ihm noch Stärke, heilig Licht!
Wenn schon sein Auge sterbend bricht.
☼☼☼
Liebst du um Lohn? um Ehr'?
Gefühl der Liebe — gibt es mehr?
So kämpf' auch froh! hab' nichts davon!
Ist Kämpfen nicht ein Gotteslohn?
☼☼☼
"Nimm dich zusammen!" wackres Wort!
      Sei du dein Hort!
      Nur wer sich findet,
      Der überwindet.
      Trau' nicht dem Ost!
      Bald haucht der Frost;
In Hasses Eis, in Liebesflammen,
Heißt es nur stets: Nimm dich zusammen!
☼☼☼
"Unüberlegt!" ein rasches Wort!
Ich überlegte fort und fort
Der Überlegung zu;
Mit Wackeln kam ich nicht vom Ort:
Ein Schritt — nun hatt' ich Ruh'.
☼☼☼
"Gleim, Hagedorn! Du gute Zeit!
Da sind wir jetzt ganz andre Leute!"
Ja leider! waren jene Armen
Gesund nur, fühlend und gescheit.
☼☼☼
Dich Wieland auch, den edel frohen,
Den heiter-menschlichen, den hohen,
Verachten längst die Gründlich-Rohen.
☼☼☼
Noch unbegriffne Reime, Herder! streutest du:
Die späte Nachwelt reift erst deinem Geiste zu.
☼☼☼
Selbst dir — zu deiner Kämpfe Lohne —
Dir, Lessing! mäkeln sie an deiner Krone:
"Er hat wohl Manches eingelenkt,
Doch war er selbst noch zu beschränkt!"
Das heißt: vernünftig war's begonnen,
Und töricht ward es fortgesponnen.
☼☼☼
Dich, Schiller, führt man wohl im Munde —
Allein wer gibt von deinem tiefsten Wollen Kunde?
☼☼☼
Daß Goethe nie was Rechtes war,
Das ist uns ohnehin schon klar.
☼☼☼
Tief ist blauen Himmels Sinn,
     Selig, die ihn fanden!
Haben die Gewitter ihn
     Niemals doch verstanden!
☼☼☼
Große Taten, groß Geschick,
Und ein großer Augenblick
Mag zum Staunen euch erheben:
Mich ein, folgerechtes Leben.
☼☼☼
"Wir wandeln auf Vulkanen!"
    Ich hab' es auch gemerkt;
Doch auf den Schreckensbahnen
    Fühl' ich mich erst gestärkt.
Wo Lavaströme flossen,
    Dort wächs't der beste Wein —
Drum mutig, ihr Genossen!
    Froh wird die Lese sein.
☼☼☼
Geduld, und nur Geduld, mein Lieber!
     Die Jugendzeiten sind vorüber:
Du strebtest hoch; dir schien selbst Großes nichtig —
     Es wird nun, leider! Kleines wichtig.

P.S. Das Kleine nicht verachtend, bleib' dem Großen pflichtig!
☼☼☼
Berufen wähnt sich Jeder
Zum Schwerte wie zur Feder;
O wüßtet ihr die Schmerzen
In der Berufnen Herzen —
Ihr hieltet euch — wie gerne! —
Von den Berufnen ferne.
☼☼☼
Die Klügelei, die feinste auch, bleibt trocken;
Laß nie den Strom des Fühlens in dir stocken!
Gleichgültigkeit nennst du Philosophie?
Wem alles gleich gilt, wen nicht Sympathie
So zur Natur wie zu der Menschheit fügt:
Nenn' ihn nicht Mensch! sein Bildnis lügt.
☼☼☼
Athen und Rom! da wären deine Brüder?
's sind alte, abgeklungne Lieder!
Laß sein! man tue was man kann —
So bleib' ein braver deutscher Mann!
☼☼☼
Als der Mond die Berge säumte,
    Trat zu mir Erinnerung:
"Weißt du, was der Jüngling träumte?
    Träume fort, so bleibst du jung!"
☼☼☼
Wahlplatz ist die Welt!
Sieger bleibt der Held —
Preis, wer herrlich fällt!
Sei denn so das rasche
Leben schön verglommen!
Die, so nach uns kommen,
Lernen von der Asche.

Wie's, sich verzehrend, leuchtend, brennt!
Seht da unser Element!
☼☼☼
Kalt verleugnend die keimende Fülle
     Haucht über Blumen der scharfe März:
Unter der rauhen, unfreundlichen Hülle
     Schlägt ein liebendes, warmes Herz.
☼☼☼
Wenn den reingestimmten Saiten
Nur Ein echter Ton entquillt, —
Und dein Geist, aus Nebelweiten
Weiß dem Herzen zu erbeuten
Auch nur Ein lebendig Bild:
Danke Gott! nicht ganz vergebens
War das Schaumbild deines Lebens.
☼☼☼
Nährt den edlen Götterfunken,
Rasche Flamme, dämpfet sie!
Weit von Menschen wandelt trunken
Tretet nüchtern unter sie!
☼☼☼
Als du das Große, dem du glühtest,
    Was man als Meinung an dir lobte,
Ins Sein zu rufen dich bemühtest,
    Da war's, wo sich die Welt erprobte.

Ich mag's nicht deutlicher entfalten, —
    Die Guten haben's längst erfahren:
Sie predigen seit tausend Jahren,
    Man hört, man rühmt, — es bleibt beim Alten.
☼☼☼
Verbirg, verbirg den tiefsten Glauben —
Du singst dein Lebenslied vor Tauben!
Der Künstler schafft. Die Welt, voll Sorgen,
Nimmt das Geschaffne hungrig auf,
Genießt, geht ihren lieben Lauf —
Und ewig bleibt die Kunst verborgen.
☼☼☼
Der Philosoph, aus nichtigen Substanzen
Braut sich für Durst ein witziges Gebrüh, —
Tischt's auf, und ruft: System und Wissenschaft!
Der Dichter, dem sich, im Genuß verklärter Kraft
Aufschließt der Geist des großen Ganzen:
                      Er nennt's ein Apperçú.
☼☼☼
Es steht in hellem Prangen
Ein Brautbett, purpurn überhangen. —
    Ihr zittert vor Verlangen?
Doch seid ihr auch gegangen
    Durch Todesbangen,
Wert, die Braut zu umfangen? —
Da stehn sie, Schamglut auf den Wangen.
☼☼☼
Mit meinen Früchten mag die Jetztwelt schalten:
Doch meine Wurzeln haften in der alten.
☼☼☼
Lang' währt der Trieb; kurz ist des Lebens Sinn;
Ein jeder Tag bringt Resultate mit.
Dies wohl bedenkend nimm das Büchlein hin,
Wir sind dann über Maß und Menge quitt.
☼☼☼
Du batest mich um Klarheit:
Da sprach ich dir die Wahrheit.
Erst schnittst du ein Gesicht,
Und nun verstehst du's besser!
Zu helfen ist dir nicht;
Ein kräftiges Gericht
Verlangt auch kräft'ge Esser.
☼☼☼
"Goethe's Märchen goutier' ich nicht!
     Was soll es nur bedeuten?"
        Ein Märchen, Freund! verdamm' uns nicht!
        Das behagt uns kindischen Leuten:
Wenn sich im Tropfen das Tagslicht bricht,
Es gibt da verschiedene Flimmer;
Und wenn der Bach mit den Büschen spricht,
Man denkt dabei an was immer.
☼☼☼
Was irgend von Beschränkung
An Goethe war zu spüren,
Das wußten mit Talent sie
Herauszudestillieren:
Sie machten sich's zu eigen,
Nun durften sie sich zeigen,
Mit vornehmem Behagen
Und wicht'ger Miene sagen:
"Ihr Kleinen! Uns bedünket —"
     Allein man merkt: es stinket.
☼☼☼
"Du scheinst uns selbst zu goethisieren!"
Konnt' ich durch liebevoll Studieren
Vom großen Mann was profitieren,
So mag ich immer dankbar sein;
Wirst lang mit einem Freunde leben —
Gib Acht! es bleibt dir stets was kleben;
Ich schenk' euch, wie ich's habe, ein;
Möcht' es euch munden, möcht's euch stärken!
Wer Kenner ist, wird bald bemerken:
Es ist von meinem eignen Wein.
☼☼☼
Soll Begriff'nes innig haften,
So erwärm' es erst den Busen;
Mnemosynen's Schoß entblühte
Der Geschwisterchor der Musen;
Zu der Mutter Weihehain
Führen nun die Töchter ein.
☼☼☼
Wähnt ihr, das Wissen könne schaffen?
Verneint ihr die Begeisterung?
Wollt Federn euch zusammenraffen,
Und lachen ob des Adlers Schwung?
Muß uns die Zeit das Schönste rauben —
Die göttlich bildende Gewalt?
Als noch dem wundertät'gen Glauben
Die flücht'ge Woge sich geballt,
Als noch organisch deinem Innern
Entquoll das Leben, die Gestalt, —
Wer möchte des sich nicht erinnern?
Und wessen Kraft wird nimmer alt?
Vom Klug-geschlagnen heischt ihr Lieder?
O gebt ihm seine Torheit wieder!
☼☼☼
Man macht vielleicht die schönsten Poesien,
    Allein ein Dichter ist man nicht,
So lange nicht ein Strom von Melodien
    Aus liebendem Gemüte bricht,
Von selber sich in weiche Rhythmen bettet,
Und mit dem Zauber, der sich um den Hörer flicht,
Des Sängers eigne Seele kettet.
☼☼☼
Wie sich unter Midas Händen
Jeder Stoff in Gold verwandelt,
Also muß des Sängers Leier
Alles, was sie je behandelt,
Künden, läutern und vollenden;
Wie er sie betastet, sei er
Ein Beleber, ein Befreier!
☼☼☼
Der du azurne Tempel wölbst,
Und Sterne schufst, sie zu erhellen, —
Eröffnest uns des Friedens Quellen
In der Natur, und in uns selbst;
Gewährst uns, zwei Unendlichkeiten
Genießend, wachsend, durchzuschreiten!
☼☼☼
Ihr lasset walten,
Der euch läßt walten!
Ihr sollet wirken,
Sein ist die Wirkung.
☼☼☼
Das Eins wird All — sich lieb-entzweiend,
In ewiger Verwandlung, seiend.
☼☼☼
Erst gab es Lieder ohne Sinn,
Nun hausen Gans und Hegel drin.
☼☼☼
"Nun? was sagst du zu Systemen?
Welches wäre dir behaglich?"
     Ich bestaune Menschentiefsinn,
     Wie er durch so manche Pförtlein
     Sich ins große Uhrwerk einschleicht,
     Jeder bei dem Rad beginnend,
     Welches ihm zunächst sich umtreibt;
     So, daß selbst, was widersprechend
     Erst sich flieht, durch Folg' aus Folgen
     Sich harmonisch lös't und findet.
☼☼☼
Geht's nicht so dem zugelass'nen
Freien Willen? und den beiden
Wesenheiten, deren Eine
Doch die wesentliche bliebe?
☼☼☼
Bist einmal in dies Labyrinth getreten,
So magst du nur um Eines beten:
Daß Gott dir den Verstand erhalte!
Im Übrigen bleibst du der Alte.
☼☼☼
Es wird, wie Andre, dich verführen
Dies anerzogne Meditieren;
Mußt nur den Boden nicht verlieren:
Da lassen stets sich Tritte spüren
Um dich ans Licht zurückzuführen.
☼☼☼
Die ihren Schulen folgen
Gefallen sich darum;
Verachten alle Kinder
Der Welt um sich herum.
Denn diese sind mit Freiheit
Und sie nach Regeln dumm.
☼☼☼
Ein Teil von dir ist der Verstand;
Und soll der Teil das Ganze fassen?
Nennst Mikrokosmos dich? so fasse
Mit allen Kräften alle Kräfte!
Hast ein Organ der Tat, der Liebe,
Der Ehrfurcht: bilde dran, und staune!
☼☼☼
Idee! dein Reich zu finden,
Ringt matt sich der Verstand:
"Es läßt sich nicht ergründen —
Es ist ein Fabelland!"
☼☼☼
Nicht über Profanierung
Des Heiligen geklagt!
Das Wahre bleibt verheimlicht,
Wenn man es offen sagt.
☼☼☼
"Warum nur dir? und nicht uns auch?"
Es füllt sich nur der offne Schlauch.
☼☼☼
Warum euch's nicht zu Diensten steht?
Es will ein Eisen der Magnet.
☼☼☼
Warum das scharfe Glas nicht tauge?
Du hast noch kein verdorbnes Auge.
☼☼☼
Hat man die Welt erst halb erkannt,
Man wäre gern nicht bei Verstand:
Hat man das Leben recht erkannt,
So dankt man Gott für den Verstand.
☼☼☼
Sei Spinne-weben zart!
Das Leben macht dich hart.

Sei Leder-zäh! verdirb!
Das Leben macht dich mürb.
☼☼☼
Kannst du zum Mißgeschicke lachen,
Kannst süße Miene dazu machen, —
Vielleicht, daß wieder Glück sich dir gesellt!
Von Tränen wendet sich die Welt.
☼☼☼
Du hast nichts zu verlieren: pflüge wacker!
Verzweiflung ist der beste Acker.
☼☼☼
Nichts hofftest du! — Und sieh! wie schön geraten
Die zornig hingeworf'nen Saaten!
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"Ach Freund! gib mir ein Wörtlein Trost!
     O mein Verlust ist unersetzlich!"
     Ja leider! er ist unersetzlich;
Ich weiß dir keinen bessern Trost.
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      Wenn ich weine
      Um das Meine,
Denk' ich nur ans Allgemeine,
Und ich weine länger nicht.
      Keiner weine
      Um das Seine,
Denn uns Alle trifft das Eine
Unausbleibliche Gericht.
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Jugendglaube! bist die Leiter,
Die im Traume Jakob sah;
Von der Erde in den Himmel
Deutend, leitend, steht sie da;
Engel steigen auf und nieder,
Oben jetzt, jetzt wieder da:
Schade nur, daß jene Leiter
Jakob bloß im Traume sah!
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Vor lauter Liebe sich nicht Liebe gönnen,
Vor lauter Liebe hassen können:
Sie pflegen's Eifersucht zu nennen.
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"Dieses Ärgern, dieses Klagen —
Meinst du, daß es lieblich läßt?"
     Freunde! da ich Wein gepreßt,
     Blieb mir dieser herbe Rest —
     Könnt es überschlagen!
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Wenn die Saiten tönen,
Wird dies dumpfe Stöhnen
Auszuschließen sein;
Wo es hingeraten,
Zwischen Resultaten —
Geh' es auch mit drein!
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Stets halte dir das Große vor!
Es läßt die Seinen nimmer sinken;
Ihr Herz erquickt ein Himmelschor
Und brüderliche Sterne winken:
Gerührt, auf Gräbern, zwischen Trümmern.
Sehn wir die ewigen Sterne schimmern.
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Es ringt der Geist, den Menschen zu gestalten:
Freiheit und Maß bedingen sein Entfalten.
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Du wolle mit dem Göttlichen nicht schalten:
Ehr' es in dir, und laß es walten!
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    Eins begründet,
    Zwei zertrennt,
   Drei verbindet,
Zahl bedeutet, Wort benennt.
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Machen von des Samiers Chiffern
Rätselhafte Kunden Meldung,
So bedenkt: des Meisters Sinn,
Zu der Menschheit Hochgewinn,
Lieh den schwanken Zeichen Geltung:
Diesen strebet zu entziffern!
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Spürt Mysterien nicht nach!
Lebet fort! und allgemach
Wird euch, während eurem Wandern,
Mancher Einsicht Schatz gegönnt,
Den ihr, mit Bewußtsein, Andern
Weder zeigen wollt noch könnt.
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Wenn sich gute Menschen finden,
Werden sie sich bald erkennen,
Ohne eben viel zu Worten:
Was sie tun, was sie empfinden,
Ist Mysterium zu nennen;
Geht's auch vor an offnen Orten,
Offenbar ist's nie geworden.
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Wer es je in sich erfahren
Wird's durch Handlung offenbaren;
Echter Jünger wird's gewahren —
So ergeht es über Scharen.
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Wissende sind immer einsam,
    Kalt und tötend ist das Wort;
Schweigend hüten sie gemeinsam
    Ihren Nibelungen-Hort.
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Mystische Worte
Scheinen am Orte;
Strebet die Lüge
Wahr zu erglänzen,
Wahrlich! so trüge
Wahrheit Begehren,
— Wollt ihr's verwehren? —
Still ihre Grenzen
Mit Dunkel zu kränzen.
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Das Götterzeichen,
Ob unbewußt,
Brennt unsrer Jedem
In tiefster Brust;
Der Jüngling fühlt es,
Glut im Gesicht:
Doch Lust nicht kühlt es,
Und Sehnsucht nicht;
Sein Auge trübt sich,
Die Träne fällt —
Doch er ermannt sich,
Schaut in die Welt,
Sieht, was Genossen
Durch Mut geschafft:
Und blickt entschlossen
Auf seine Kraft.
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Wer beachtet den, der offen
    Rechtes wirkt und lehrt?
Hieroglyphen! und sogleich hat
    Jedes seiner Worte Wert;
Ist es so mit euren Gästen?
Nützt es denn zu ihrem Besten!
Was wir uns erwarben?
Ehrenvolle Narben.
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Wie sollten sie's über sich gewinnen,
Über dein Wesen nachzusinnen, —
Sie, die es kaum über sich gewinnen,
Um ihrer selbst willen nachzusinnen?
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Der Promethiden Schöpfungen, sie schwinden,
Geist und Geschick des Urahns bleibt;
Den Zwiespalt wirst du nie verwinden,
Geschlecht, das stets auf Wogen treibt!

Am Kaukasus, behaucht von Eiseslüften,
Den Geier, fletschend, an der Brust,
Gepeitscht von Flut, umgähnt von Klüften,
Wird sich der Halbgott sein bewußt.
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Verschwendung bleibt
Ein Laster edlerer Naturen;
Doch auf des Geizes Larve schreibt
Gemeinheit ihre eklen Spuren.
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       Das Loben ist uns unbequem,
       Das Schelten ist so angenehm;
       Und gibt es nicht so viel zu schelten?
       Nicht wahr Prophet, du läss'st es gelten?
Nisami: Im Namen Allahs rede ich:
       Sich lobt, wer lobt; wer schilt, schilt sich.
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Ist dir so und so zu Mute,
Fasse, Guter! dich, und dulde!
Was die Welt an dir verschulde,
Kommt dir irgendwo zu gute.
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Von den Dummen, von den Bösen,
Könnte man sich noch erlösen, —
Doch was ewig dich bekriegt,
Halb in dir, halb außen liegt,
Was nicht List noch Kraft besiegt —
Willst du es dämonisch nennen?
Gut! doch wird's nicht minder brennen.
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Was Schlimm'res weiß ich nicht zu sagen,
Als: Blühen, und nicht Früchte tragen!
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Ei, so bleibt in eurem Gleise,
    Bleibt darin in Gottes Namen!
Aber, die auf ihrer Reise
    Weiter stets und weiter kamen,
Diese laßt mir ungehudelt,
    Ehrt aus Fernen ihre Grüsse!
Während ihr als Bäche sprudelt,
    Wandeln sie als goldne Flüsse.
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Soll das Echte, Große dauern,
     Halt' es sich zum Kampf bereit:
Aus den düstern Winkeln lauern
     Die Beschränktheit und der Neid.
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Fröhnt der erste seinem Grimme,
     Dünkt die letztre sich gescheit;
Hohn erhebe nur die Stimme:
     Beide sind sie gleich bereit.
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Du wirst, um Lehrer sein zu dürfen,
Gar manches bittre Tränkchen schlürfen;
Und darfst du's sein wie irgend Einer,
     Den alle Welt preis't, —
Was frommt es auch? glaubt dir doch Keiner,
     Der nicht schon selbst weiß!
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Wird allen Sehern, wie Kassandern,
      Des Gottes Liebeshuld zum Fluch, —
Verdenkt ihr's der Sibylle, die ihr Buch
      Erzürnt ließ in die Flamme wandern?
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Doch, hier endet, Klaggedichte!
Und was übrig ist, es schlichte,
Es versöhne sich zu Haus;
Der Verdruß wird nicht zu nichte,
Und verdrießliche Gedichte
Nehmen sich verdrießlich aus.
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Sie mögen immer Jakchos Tempel schließen!
Versagte Lust beklagt der Bessre nicht;
Doch Zeus mißgönnte Sterblichen das Licht,
Und trotz des Donners mußt' er's büßen;
Der Jüngling wünscht sich Freiheit zum Genießen,
Der Mann zur ernsten Übung seiner Pflicht.
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Ins Inn're träumerisch gekehrt,
    Verwirret dich entnervend Schauen,
    Befällt dich ein geheimes Grauen:
Daß Leben selbst am Leben zehrt.
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Laß das Gespenst des Bangens schwinden!
     Es ist der Geist allein, der lebt;
     Und, der jetzt nur in Fesseln webt,
Er wird einst glorreich überwinden.
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Goethe! deinen Lebenspfaden
Wird zu folgen immer schwerer;
Mehr als tückische Tiraden,
Mehr als flache Hiebe, schaden
Dir die Affen und Verehrer.
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Behaglich, ästhetisch,
In leerer Betrachtung
Antiker Figuren,
Mit nobler Verachtung
Kühn - eigner Naturen,
Umsitzen den Teetisch:
Das nennen sie: Goethisch.
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Wie? der Menschheit Interessen
Hätte das Gemüt vergessen,
Das sich ihnen ganz geweiht?
War's (auf jedem Blatt zu lesen)
Nicht: "ich bin ein Mensch gewesen"
Zu bekennen stets bereit?
Und der Geist, des Adlerschwingen
Durch den Äther durften dringen,
War allein nicht recht gescheit?
Wer es glaubt, ich fürchte: dessen
Sind ganz andre Interessen,
Als der reinen Menschlichkeit!
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Veröffentliche kühn dein Denken, Dichten!
Du kannst den Weltsentenzen doch nicht wehren:
Der Jüngling greift zum Buch, um es zu richten,
Der reife Mann, um dran sich zu belehren.

Dies höchste Wort wird Gut' und Böse trennen:
"An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!"
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Eine Kette von Eisen umzirkelt die Welt;
Und wenn's dir, gekettet zu sein, nicht gefällt,
So werde du eisern, und schließe fortan
Als Ring dich den Gliedern, den eisernen, an!
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Klagst du über Schicksalsdruck von außen?
Klag' nicht; lerne lieber dich befragen:
Hast du in dein Sein verwebte Wünsche?
Diese sind dein Schicksal. Menschen sind wir,
Und bedürfen: sieh hier Aller Fatum.
Fasse das, und raßle mit der Kette!
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"Man muß sich resignieren,"
Heißt nicht: man muß ins Blaue irren;
Es heißt: man muß das Ziel ins Auge fassen,
Und Andre tun und reden lassen.
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Deines Schicksals trocknen Bissen
Wirst du herzhaft schlucken müssen;
Wirst, je länger du willst kauen,
Desto schwerer ihn verdauen.
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Der Glaube ist des Glaubens Preis —
Der Zweifel selbst ist sein Beweis.
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Was mich so tief bekümmert
An dieser lieben Zeit?
Daß sie das heil'ge Feuer
In sich zurücke drängt:
Es glimmet und verglimmt —
So daß man Asche findet,
Wo niemals Flamme war.
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Dir zu bekennen, hast du Mut:
Wer recht gescheit ist, ist auch gut;
Denn größern Vorteil gibt es nicht,
Als Übung der erkannten Pflicht.
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Ehrlich schaffen, ohne Säumnis,
     Ist das heiligste Geheimnis;
     Laß sie schwatzen, laß sie denken,
     Laß sie rechts - und linkshin schwenken:
     Du mit aufgeschloss'nem Sinn
     Schreite rührig vor dich hin!
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Willst du, eignen Schmerz zu tragen,
    Dir den Busen kräftigen,
Lerne, mit der Menschheit Fragen
    Edel dich beschäftigen:
Wie die Seele sich erweitert,
Wird dein Leben auch erheitert.
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Und nach redlicher Bemühung
     Nimmst du dir hierin die Lehre:
     Alles dreht in dieser Sphäre
Sich um Bildung, um Erziehung.
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Mit "frank und froh!" ist nichts getan;
Volksunterricht! da hebt es an.
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Wenn die Bessern aller Orten
Pflichtgemäß in ihren Kreisen
Mit Betragen, Werken, Worten,
Wohltun, fördern, unterweisen —
Werden geistige Gewalten
Nach und nach sich still entfalten,
Und die Saaten werden reifen:
Doch hier ist nicht vorzugreifen.
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O der Alles-Besserwisser,
Superklugen Kannengießer!
Wenn zu Haus auch der Pantoffel
Über seinem Haupte droht —
Weiß doch niemand so wie Stoffel,
Was der Menschheit täte not.
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Es ist so schön, aufs Wohl des Ganzen denken —
    Das Höchste ist's, wozu der Mensch gelangt;
Es nähert höhern Mächten, die uns lenken,
    Sich so der Geist, der dann mit Ehrfurcht dankt.
Allein wer je an sich begann zu läutern,
    Erfuhr auch, was das heißt! und wird er nun
Aufs Ganze das Erfahrene erweitern —
    Wie wird er furchtsam leise Schritte tun!
Ach, wer es faßt, was Menschen sind und sollen
Wird er Aeonen-Werk in Tagen wollen?
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Längst ist es klar, was der Gesamtheit fromme,
Der Menschheit Zweck und Ziel ist anerkannt;
In Schriften und Gesellschaft wird's genannt —
Doch ob es je zu rechten Werken komme? —
Im Wort für Liebe, Recht und Licht entbrannt,
Zeigt sich der Mensch durch Tat an Selbstsucht festgebannt.
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Wird großes Wort an kleine Tat verschwendet,
     So muß der Knäu'l stets dichter sich verwirren:
Wann hofft ihr dann, daß sich der Jammer endet?
     Wann schließt sich unser Unglück, unser Irren?
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Natur, sie lehrt, daß alles Leben
Entwicklung ewiger Kräfte sei;
Laßt die Betrachtung euch erheben!
Ihr nennt euch Geister, rühmt euch frei;
Wohlan! entwickelt Kraft im Handeln,
Laßt etwas von dem Geiste sehn!
Und, soll es irgend vorwärts gehn —
Sucht euch vor allem zu verwandeln!
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Keime sind gestreut:
Reifen wird die Zeit.



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