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Was sind Distichen?  hier . . .
 

Distichen
 


Blumen,- Frucht- und Dornstücke mögt ihr die Distichen taufen:
Was einst organisch gedieh, lebet im Bilde noch fort.
☼☼☼
Hast du an die Erkenntnis ein Leben gesetzt und verloren,
Schaue nicht mehr zurück, denn so zerrinnt der Gewinnst.
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Immer wähnst du zu steuern, und klüglich wähnst du zu lenken —
Und doch treibt nur ein Wind, Bester! dem Hafen dich zu.
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Nicht Ein Wort, Ein Moment nicht lös't des Lebens Geheimnis;
Lebt ihr tüchtig und ganz, lös't ihr's in Einem fort auf.
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Tausend Rollen spielt man im Leben; man wählt sie nicht selber,
Auch die Kulisse wird nicht von dem Spieler besorgt.
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Vieles hast du geschienen, doch Eines bist du gewesen:
Das, was du niemals schienst, das, was du niemals begriffst.
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Willst du das Eine in Allem, so wird dir Alles in Einem:
Willst du das fremde Wohl, wird dir das eigne gewiß.
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Nicht zur Sonne nur, sterblicher Blick! sonst wirst du erblinden:
Aus der beleuchteten Welt lächelt sie milder dir zu.
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Sucht ihr Gottähnlichkeit in eitel-träger Beschauung?
Mensch erst zu sein, wär' ein Schritt; ach! und was kostet er nicht!
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Nicht auf vereinzelte Tat beschränke sein Wirken der Gute:
Zwischen Entschluß und Tat meldet die Parze sich wohl.
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Der nun freut sich des Lebens, ihn schreckt nicht die eiserne Schere,
Der in jedem Moment, ganz wie er konnte, gelebt.
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Dir vergeb' ich: du kanntest sie nie, die Wonnen der Liebe;
Euch aber treffe der Fluch, die ihr sie, wissend, mißgönnt!
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Tätig sei der Mann! der Müßiggang so wie die Duldung
Ziemen dem zartern Geschlecht; lauschet dem Wink der Natur!
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Was bestimmt mir den Wert eines Buchs? ich beurteile lernend
Nach dem Leben das Buch, nicht nach dem Buche die Welt.
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Echte Bildung ist Güte; denn wie du begreifest, so wirkst du;
Und als Laster gilt rohe Verkehrheit mit Recht.
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Daß wir die Welt nur sehn, wie sie die Netzhaut uns vortäuscht,
Merkt ein Jeder an sich, trübt ihm kein Mittel den Blick.
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Was dem schuldlosen Kind unschuldig-kindisch erschienen,
Zeigt absichtlich und ernst sich dem verdrießlichen Mann.
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Wenn euch schon nichts mehr pikant, schon nichts mehr verzweifelt genug ist,
Rinnet mir immer noch lieblich der Quell der Natur.
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Ewig ist mir's gegönnt, zu schauen, zu denken, zu lernen:
Denn die Gegenwart währt eben so lang als der Mensch.
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Folgt, ihr Lehrlinge! nur dem Zirkel mystischer Weisheit,
Überdenket stets, daß euch das Denken nicht frommt.
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Was denn eigentlich unsres Säculums hemmend Prinzip sei?
Krankheit ist's: Asthenie! kräftige sich's! es gedeiht.
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Was des Menschen Feind, sein hinderndes Element sei?
Faulheit ist's, "Rhathymie"; sagt's doch Chrysostomus schon!
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"Was berechtigt dich nur, uns altklug so zu belehren?"
Daß ich Ersonnenes nicht, daß ich Erlebtes euch bot.
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Euch ist die Welt ein Steg, um in den Himmel zu kommen?
Aber ich merke doch nicht, daß ihr euch vorwärts bewegt.
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O des Tantaliden-Geschlechts, das, selbst sich bestrafend,
Was ihm die Milde beut, Höh'res begehrend, verschmäht!
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Nicht durch Spott besiegst du den Schmerz; auch nicht durch Zerstreuung:
Aber beschaue dich als einen Teil der Natur.
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Daß wir nur Menschen sind, das beug' in Ergebung das Haupt uns:
Daß wir Menschen sind, richt' es uns herrlich empor!
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Wenn du mich liebst, so trage mich, wie ich bin, wie der Mensch ist;
Denn im Menschlichen liegt, daß wir uns lieben allein.
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Als mit düstrem Gebraus ein zerstörender Geist durch die Welt ging,
Griff ich mit Mut den Akkord, den mir der Schöpfer gestimmt.
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Das ist am Dichter schön, daß er, im Innern von Allem,
Stets außer Allem scheint, stets außer sich, wenn er singt.
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Nicht der Verstand, die Phantasie nicht schafft dich zum Dichter,
Nicht Gefühl, noch Begriff schaffet zum Menschen dich um.
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Bilde harmonisch dich aus, zum Zwecke von innen nach außen:
Und du empfindest dich bald freudig als Mensch, als Poet.
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Neigt des Ganzen ein Teil auf eine Seite hinüber,
Bleibet ein leerer Raum ihm gegenüber zurück.
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Nur wenn das Einzelne sich verhältnismäßig gestaltet,
Dienend und herrschend nach Maß, rundet das Ganze sich auch.
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Alles das habt ihr schon häufig gehört und trefflich befunden,
Aber noch drängt sich der Plebs so unharmonisch wie je.
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Einzig die Ehe, die wahrhafte nur, macht uns heimisch auf Erden —
Erst im Doppel-Verein fühlt sich die Menschheit als ganz.
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Nicht in Worten, mein Freund, wolle suchen den Schlüssel zu Worten;
Was dir das Leben nicht wies, schließen dir Verse nicht auf.
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Welche den Dichter verstehn, die brauchen ihn eigentlich nicht mehr,
Und die ihn brauchten, verstehn leider den Dichter noch nicht.
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Und so entschließt er sich endlich, sich in sich selbst zu verschließen —
Nur für ein brüderlich Ohr tönt noch bisweilen sein Lied.
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Oder es regt in der Ferne manch schlummernden, herrlichen Laut an,
Der dann mit freundlichem Ruf lohnend den Sänger erquickt.



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