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Das Ghasel
 
Das Ghasel oder die Ghasele (auch Gasel; von pers. غزال Ghazâl = "Gazelle", übertr. "schöne Frau, Geliebte"), als lyrisches Gedicht ist
es eine Liedform, die im 8. Jahrhundert im südasiatischen Raum zwischen Indien und Persien entstanden ist.


Ein Ghasel besteht aus einer Folge von zweizeiligen Strophen, deren zweiter Vers immer den in der ersten Strophe angewandten Reim hat ("wiederkehrender" oder "rührender" Reim)

Seit dem 19. Jahrhundert wird es auch als Reimschema in der deutschsprachigen Lyrik verwendet. Ghaselen waren als Probe dichterischer Kunstfertigkeit (Virtuosität) recht beliebt, etwa bei August von Platen, Theodor Storm, Gottfried Keller.

 
Ein Beispiel von der österr. Dichterin Paoli Betty  (1814-1894)
 

Verstoß mich nicht, da ich von dir doch nimmer scheiden kann;
Weis mich nicht an die Welt, an der ich mich nicht weiden kann.
Viel teurer, als ihr bestes Gut gilt meiner wunden Brust,
Was sie an bittrem Schmerz und Weh um dich noch leiden kann.
Ich fordere weniges nur von dir, daß du mich dulden sollst!
Gewähr' mir dies, da ich damit mich froh bescheiden kann.
Als Fürst der Liebe schmückt dich aus mein reicher Herzenshort,
Wer wirft den Purpur weg, mit dem er sich bekleiden kann?