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Eine neue Herzensneigung zu der Nichte des Kreishauptmanns von Gasteiger, Theolinde von Gasteiger,
nahm den Dichter gefangen.
In dem Zyklus "Theolinde" hat Gilm seiner verzehrenden Sehnsucht ein Denkmal von berauschender Pracht und gewaltiger seelischer Tiefe gesetzt.


Anmerkung des Herausgebers Rudolf Heinrich Greinz.
 

III.
Theodolinde

 

Es blüht die Welt
Ein Sterbebett
Die Sternblume
Natur und Liebe
Wallfahrt
Was tadelst du mein Lied?
Leidenschaft
Exsurgat aliquis nostris ex ossibus ultor
Erhebung

Es blüht die Welt

Es blüht die Welt, ich bin allein im Zimmer!
Das junge Saatfeld schwimmt im Sonnenlicht,
Die Lerche singt, berauscht von all' dem Schimmer,
Der rings aus tausend Blumenaugen bricht.
Ich bin allein, allein mit meinem Leide;
Wer bist du, nimmersatter Quäler? Sprich!
In deinem trüben Aug' verstarb die Freude —
Wir wollen kämpfen, du und ich!

Du bist an meiner Wiege schon gesessen
Und sangst mir deinen Wahnsinn in das Ohr,
Du hast den Kelch mir bis zum Rand gemessen,
Als meine junge Mutter ich verlor.
Du hast der Kindheit Frieden mir getötet,
Für mich gab's keine Freude, keine Lust!
Für mich hat keine Rose sich gerötet,
Geöffnet keine Menschenbrust.

Ich liebe die, die mich so kalt behandelt! —
Wie war mir wohl! Das nie gezähmte Herz,
Das ewig wilde, hat sie mir verwandelt,
Und all' mein Denken zog sie himmelwärts.
Ob sie wohl weiß, wie grenzenlos ich leide?
Wer trägt die stillen Seufzer zu ihr hin?
Wer sagt ihr, daß an diesem Tag der Freude
Nur ich allein verlassen bin?

Wer wird wohl heute dich an mich erinnern?
Schaust du wohl auf zum blauen Himmelszelt?
Geht deine Seele wohl aus ihrem Innern,
Hinaus in diese blütenvolle Welt?
Dann wär' mir wohl, ich wüßt' sie bei Bekannten,
Am Abendhimmel steht ein heller Stern,
Der liebt mich, und im Wald hat den Verbannten
Auch manches kleine Blümchen gern.

Wärst du bei mir, damit ich dir erzähle
Welch' brennendes Verlangen in mir glüht,
Du kennst mich ja, du sahst in meine Seele
Das stille Eldorado aufgeblüht;
Hast drinnen manche Knospe aufgeschlossen
Hast manche welke Blume fort und fort
Mit deinen Tränen tauend übergossen
Daß keine einzige verdorrt.

Der Abend naht, und ich mit meinem Leide
So ganz allein! Im Grab wär' Fried' und Ruh' —
Ich und mein Leid, wir schlummerten dann beide
Und hielten uns die müden Augen zu.
O wenn es wieder Frühling wird, wenn wieder
Der erste Mai durch diese Fluren geht,
Was kümmern dich noch meine toten Lieder,
Wenn nur dein Garten in der Blüte steht.

Ein Sterbebett

Komm' einen Augenblick mit mir, doch leise
Tritt auf! Siehst du das Sterbebett und bleich
Die junge Mutter drauf, nach Engelweise
Noch lächelnd, und die schwarze Locke weich
Und voll die dünne Wange überschattend
Und einen Knaben küßt sie lang und warm,
Als gäb' sie ihm die Seele und ermattend
Fällt sie dem Gatten in den Arm.

Dies Auge, nun gebrochen und verdunkelt,
Hat einstens wie in lauer Sommernacht
Der Sirius, der brennende, gefunkelt;
Die Lippe, schmal und weiß hat einst gelacht,
Geschwellt vom Kuß der Liebe, wie die Kirsche,
Wenn sie im Sonnenstrahle reift, und die Gestalt
War federkräftig einmal gleich dem Hirsche
Im blätterreichen Buchenwald.

Dies Weib war meine Mutter, und der Knabe,
Den sie geküßt, bin ich; als in dem Born
Des süßen Auges schwamm die Wundergabe
Der Poesie — die Rose mit dem Dorn —
Mit schnellen Händen langt' ich nach dem Erbe,
Was blüht und glänzt und flimmert, freut das Kind;
Ich wußte nicht, wie schmerzensvoll und herbe
Die Tage eines Dichters sind.

Ein Fluch ist Poesie! Denn wer ihr Zeichen
Auf seiner Stirne trägt, der ist verfemt.
Der Mensch, weil er den Aar nicht kann erreichen,
Hat seinen kühnen Fittich ihm gelähmt. . .
Es ist ein traurig Los, den Ring zu schauen,
Den fesselnden, für den, der höher schwang
Sich als die Wolk', und am Gedanken kauen,
Statt ihn zu feiern im Gesang.

Ich trug's, denn das Vermächtnis war mir teuer,
Man höhnte mich, ich habe nie gezagt;
Wer sah mich weinen, wenn Prometheus' Geier,
Der ewige, an meinem Herzen nagt?
Da sah ich dich, des Himmels schönste Dichtung,
O Gott, mit welcher Hoffnung sah ich hin,
Wie in dem Wald der Wand'rer nach der Lichtung
Voll Sonnengruß und Wiesengrün.

Du liebtest mich, bevor du die Entdeckung,
Die gräßliche, daß ich ein Dichter bin,
Gemacht; o wenn die Poesie Befleckung
Der Lieb' ist, nicht ihr Kronjuwel, nimm hin
Die Rose, nimm das blühende Vermächtnis
Der Mutter hin und wirf es in den Kot —
Und alle Lieder will aus dem Gedächtnis
Vertilgen ich auf dein Gebot.

Die Sternblume

Gesenkten Hauptes in den Wiesenbeeten,
Als ahne sie der Sense Todeshieb
Steht silberweiß die Blume der Propheten —
Wahrsagerin, sag' an, hat sie mich lieb?
Und du sagst ja, du lügst, ich will's beweisen:
O schäme dich! so jung, so zart, so licht,
Geschaffen, um den Sommertag zu preisen,
        Und lügen! Denn sie liebt mich nicht!

Sie liebt mich nicht, sie könnte sonst nicht Stunden
Und Tage fern von mir in Heiterkeit
Vertändeln! Oder wie, hat sie gefunden
Den Talisman, zu bändigen die Zeit?
Sind ihre Reize ewig? Ihre Rosen
Von andrer Art, als die am Himmel glühn,
Als jene, die im Wald nach kurzem Kosen
        In e i n e m heißen Tag verblühn?

Sie liebt mich nicht, denn sprich, Prophetenblume,
Gibt's irgend eine Liebe ohne Schmerz,
Und in der Leidenschaften Heiligtume
Gibt's Raum für den gedankenlosen Scherz?
Sie hat ob meiner Tränen mich gescholten!
Wenn sie mich liebte und die Poesie,
Vielleicht hätt' sie die Tränen mir vergolten,
        Doch mich gescholten hätt' sie nie.

Auch du bist traurig, wenn die Sterne wandeln,
Soll man dich weinen sehen, bleiches Bild!
Sprich, würdest du mich auch so hart behandeln,
Wenn ich zu dir mich legte in's Gefild?
Wahrsagerin, gib Antwort auf die Frage,
Gib Antwort, aber diesmal lüge nicht —
Was liegt daran, wenn ich das Glas zerschlage,
        Das doch in ihrer Hand zerbricht?

Natur und Liebe

Wenn du dies liest — nicht wahr, du wirst es lesen? —
So ist ein Sommertag dahin; du sahst die Pracht
Desselben, als ein überirdisch Wesen,
Du auf dem Söller standst. Gabst du nicht acht,
Wie zugewinkt dir hat in stiller Wonne
Der Baum, die Blume und die junge Frucht?
Gewiß, gäb's Neid im Himmel, hätt' die Sonne
Verdüstert sich voll Eifersucht.

Die Blumen beten sonst, wenn sich die Schatten
Der Berge dunkeln und die Wälder ruh'n;
Doch heut' vergessen sie's, denn ach! sie hatten
Zu viel mit deinem Bildnisse zu tun.
Und erst wenn sie dem Stern — ich seh' ihn glühen —
Von dir erzählen, der wird schnell sein Licht
Neugierig stellen an die Jalousien
Und küssen dich in's Angesicht.

Hörst du den Donner jetzt, warum er rollte,
Weißt du es wohl? Es war ein Wölkchen klein
Und milchweiß, und das sah dich, und es sollte
Entfernen sich; da gab der Sehnsucht Pein
Ihm jene wilde Sprache, daß die Kehle
Der Nachtigall verstummte, bis alsdann
Der schwere Schmerz der himmelnahen Seele
In tausend Tropfen niederrann.

Wallfahrt

Wie sind die Menschen töricht und verblendet!
Sie möchten uns gern trennen, wie du weißt,
Da hab' ich meine Geister ausgesendet,
Was wissen diese Menschen von dem Geist?
Ich war bei dir in süßer Waldeskühle,
Die frisches Rot auf deine Wangen warf,
Ich kränkte mich im neidischen Gefühle,
Daß dich die Rose küssen darf.

Die schnelle Ziege klimmt zur fetten Weide,
Die Erdbeer' lächelt rot zu dir empor,
Ein sanfter Südwind spielt mit deinem Kleide
Und sagt dir meine Grüße in das Ohr,
Dein Auge ruht auf Berg und Tal und Hügel
Und trinkt sich satt am frischen Alpengrün
O daß ich nicht der Wind mit seinem Flügel
Daß ich nicht Wald und Rose bin!

Ich war bei dir auf jenem steilen Pfade
Zum Wallfahrtsort, mein Arm hat dich geführt;
Sie sagen, oben sei ein Bild der Gnade,
Das Wunder wirkt, vom Menschenherz gerührt;
Ich kniete neben dir im Kirchenstuhle,
Zum Gnadenbilde sah ich andachtsvoll
Und betete, daß es die Leidensschule
Der Liebe mir verkürzen soll.

Was tadelst du mein Lied?

Was tadelst du mein Lied? Ich bin die Wolke,
Mein weiter Himmel ist die Poesie,
Die Leier, die verfemte, war dem Volke,
Nun liegt sie ohne Kranz auf deinem Knie.
Sie war gewohnt die schmetternde Fanfare
Des Sieg's zu jubeln in der Geisterschlacht,
Und nicht die süßen Töne der Gitarre,
Getragen von der Sommernacht.

Was tadelst du mein Lied? Du weißt, der echte
Wein der Champagne perlet rasch und schäumt,
Wenn man ihn schlägt; du weißt, daß nur das schlechte
Unedle Roß dem Sporne sich nicht bäumt.
Geh' hin, schön wie du bist und sag' zur Rose,
Ich hab' dich lieb! geh' wieder dann zu ihr
Verändert, kalt und fremd und mitleidslose
Und sie wird sterben, glaube mir.

Mein wildes Lied wird ewig dich verletzen,
Und doch hab' ich nichts and'res, als mein Lied;
Sei du mein Engel! Du kannst übersetzen
In sanft're Töne meinen Heroid,
Und jeden rauhen Ton und jedes scharfe
Und herbe Wort des Schmerzes und der Lust
Leicht sänftigen, denn ohne eine Harfe
Ist keine edle Frauenbrust.

Leidenschaft

Motto:
Liebe läßt sich nicht verbieten
aber Leidenschaften lassen sich
bezähmen und der Mann kann
manche Heldentat üben.
Th ...


O hör' mein Lied, es ist vielleicht das letzte,
Und werde wieder freundlich, gut und mild,
Das Reh, so geht die Sage, das gehetzte
Vergieße Tränen und das kranke Wild
Im grenzenlosen Grasmeer der Savanne
Verlasse seiner Herde Spiel und Lust
Und such' im dunklen Forste eine Tanne
      Dort auszuhauchen seine Brust.

Mit meinen Tränen, die du so verachtet,
Erkauf' ich mir das Sternendiadem
Und lichte meine Seele, die umnachtet
Der nimmer müden Dränger Anathem.
Die Leidenschaft ist meine größte Tugend,
Mit ihr allein lös' ich den Himmel ein,
Die unbedachten Schritte meiner Jugend
      Soll diese Liebe mir verzei'n.

Was soll ich denn bezähmen? Soll ich rasen
Mit dem Idol in mir? Vergessen dich?
O, eher will auf einer der Oasen
Der brennenden Sahara rauben ich
Den jungen Tiger einer Tigermutter,
Und eher will ich der Hyäne nahn
Und ihr, der ewig hungernden, das Futter
      Entreißen aus dem scharfen Zahn.

Der Mann kann manche Heldentat verüben
Für Gott und Recht und für sein Weib und Kind;
Es richtet sich die Tat nach seinem Lieben —
Das Meer türmt seine Wogen nach dem Wind;
Was kann ich tun? Ich gleich' dem Roß voll Feuer,
Das knirscht in das Gebiß und mit dem Huf
Zerstampft im dunklen Stalle das Gemäuer
      Und horcht auf seines Herren Ruf.

Ein Held? Der Matador wirft seine Quäler
Und weint nicht weibisch, wenn er sterben kann;
Wer Martern leidet, ist ein blinder Wähler
In dem, was übel oder recht getan.
Du aber, Mädchen, Seele meiner Lieder,
Sag' mir nur einmal, einmal noch in's Ohr
Dein erstes Liebeswort, dann lächle wieder
      Sei frei, ich bin der Matador!

Exsurgat aliquis nostris ex ossibus ultor

Das Spiel ist aus; der Sand ist abgelaufen,
Zerbrochen ist der Zeiger an der Uhr,
Ich hab' ein schönes Leben zu verkaufen
Und einen Eid! Was gilt ein Mädchenschwur?
Was gelten meiner Jugend gold'ne Jahre,
Was gilt ein Dichter, den die Welt verstieß?
Den Lorbeer aber legt auf seine Bahre.
                                 
Exsurgat aliquis

Ich trat noch jung dem alten Feind entgegen,
Ihr kennt ihn wohl, ich hab' ihn nicht gescheut;
Ich kam aufs Schlachtfeld ohne Muttersegen
Und blutete, und das hat mich gefreut.
Stolz war ich auf die Wunde; auf dem Markte
Riß ich von der zerissnen Brust das Hemd,
Doch während ich im Geisteskampf erstarkte,
Blieb ich dem Vaterlande fremd.

Und wer verdammt mich? Freilich bin ich jenen
Ein Greuel, die nach sternenleerer Nacht,
Den hungrigen Wölfen gleich, sich sehnen
Und zittern bei der Morgenröte Pracht.
Was kümmert sie der Blitz, der jene Wolke,
Die ewig finsterwandelnde, zerriß,
Euch ist der Haß, das Lied gehört dem Volke.
                                 
Exsurgat aliquis

Und wer verdammt mich? Sie, die aus dem Kerker
Der finstern Geistesnacht sich rettend hob!
O Frühling, deine Bande glaubt' ich stärker,
Die mir dereinst der schönste Maitag wob;
Was du versprochen, hast du stets gehalten,
Auch selbst der Grille, die im Saatfeld zirpt,
Warum nicht mir? Ich sah ihr Herz erkalten,
Bevor mein schwaches Veilchen stirbt.

O, sie war schön! Die glatten Haare flossen
Wie flüssig Gold die volle Wang' hinab,
Und ihrer Augen Lust! von mir genossen
Bei jedem Kuß, den ihre Lippe gab;
Nicht wahr, wir aßen von demselben Brote,
Sie trank aus meinem Munde, ihr saht's gewiß?
Und nun läßt sie allein mich mit dem Tode.
                                 
Exsurgat aliquis

So war mein Wunsch: das Haupt auf ihrem Schoße
Laßt sterben mich; ihr wißt wohl, es zerfällt
In weicher Hand selbst lieber eine Rose
Als draußen in der teilnahmslosen Welt;
Und ihre Hand, die zarte, wär' gelegen
Auf meinem Herzen, bis es ausgeklopft,
Und auf die kalte Stirne wär' der Segen
Von ihrer Träne mir getropft.

Ich sterb' allein, nur alte Tannen beugen
Die nadelschweren Äste über mich,
Nur schattendunkle Buchen sind die Zeugen
Der letzten Träne; es ist fürchterlich!
Ich hab' dich lieb, dein Bildnis blieb mir teuer
Auch noch, als deine Liebe mich verließ,
Leb' wohl, und denke meiner freundlich — Feuer!
                                 
Exsurgat aliquis

Was wollt ihr mehr? Schon mancher ist gestorben,
Und mancher hat getötet schon ein Weib,
Ob Zeit und Elend hat das Blut verdorben,
Ob frei die Seele sprengt den eignen Leib;
Was liegt daran? Von all den hohen Bergen
Strömt dennoch Wasser fruchtbar in das Tal,
Die Freude lebt, die stirbt nicht, in den Särgen
Fault nur die Sünde und die Qual.

Erhebung

Was mir die andern tun, die mir die kargen
Minuten meines Glücks beschneiden, wie
Der Geizige das Goldstück, nicht verargen
Will ich es ihnen; denn wer beugt das Knie
Dem Gotte jener, der ist nicht mehr länger
Des Dichters wahrer Freund; was tut's? auch wert
Ist jeder Feind dem unbekannten Sänger,
Der seines Preises noch entbehrt.

Ich brauche sie; denn unter diesem nassen
Und grauen Himmel wird der Lorbeer matt,
Ich brauche sie; wie glühender ihr Hassen,
Desto geschwinder grünt das welke Blatt.
Krieg zwischen uns, entfaltet eure Fahne!
Das Morgenlüftchen, das mit eurem Tuch,
Dem schwarzgefärbten spielt, wird zum Orkane,
Geb' ich euch meinen Dichterfluch.

Doch du, du hast gebetet auf der Warte
Zum Sonnenlicht, bist wie die Lilie weiß!
Wie kommst du Jungfrau zu der Nachtstandarte?
Erkauften sie dich, sprich, um welchen Preis?
Sie konnten ja auf deiner Stirne lesen
Die feindlichen Embleme hell und klar,
Und daß du eines Dichters Braut gewesen,
Und war's auch nur ein kurzes Jahr.

Was gaben sie dir dort für meine Lieder?
Ich möchte wissen, was ein Dichter gilt,
Womit man deine Brust, die auf und nieder
Die frühlingskranke Sehnsucht hob, gestillt?
Und deiner Liebe Schwur? — ich hör' sie sprechen
Die argen Wölfe in dem sanften Kleid
Des Schafs; nicht wahr, sie sagten, du sollst brechen
Dem Gottesleugner deinen Eid?

O flieh' von ihnen; flieh' den rauhen Norden!
Such' milden Himmel auf, wo lind und lau
Italiens Lüfte wehn, wo man nicht morden
Die Liebe darf, wo ringsum dunkelblau
Die Trauben winken — wenn zur Abendfeier
Die Nachtigall dann anstimmt den Gesang,
Dann denke mein, denk' jener fernen Leier,
Der hier die letzte Saite sprang.

Doch ihr, die gleich den Mücken unermüdet
Den Genius verfolgt, elend Geschlecht!
Wo ist die Fessel, die ihr mir geschmiedet?
Ihr seid betrogen, und ich bin gerächt!
Frei geh' ich aus, der Lorbeer ist geborgen,
Des Dichters Seele steht nicht zum Verkauf,
In jedem Stern, in jedem Frühlingsmorgen.