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Im bitteren Menschenland 4
 

Adorata
Abschied I.
Ballade
Abschied II.
Vor Jahr und Tag
Schifflein
Einmal . . .
Das Licht
Ein Brief
Kind, in deine lieben Hände
Der Falter
Mit meinem Bilde
Zu meinem Bilde
Ahnst du?
Reiterlied
Vielleicht
Heimweg
Blüten
Das Fenster
Trauriges Lied
Lebenslauf
Den E . . . . n
Am Abend

 
Ergebung
Grabesblumen
Die Liebenden
Schließe die Augen zu
Zwei Vöglein
Letzter Weg
Vom Glück und Tod
Die Skifahrer
Der Wanderer und der Tod
Abschied III.
Grabschrift

 

Adorata


Du bist so schön — ein erdenferner Gast,
Von unsrer Sehnsucht heißem Lied gerufen.
Ich sitze nah bei dir — doch dünkt mich fast,
Als kniete ich an deines Thrones Stufen.

Du trägst der braunen Haare schlichten Kranz,
Wie Königinnen ihre Krone tragen.
In deinen Augen ist ein ferner Glanz,
Und deine Seele hör ich leise sagen:

"Kommt alle, die ihr mühbeladen seid,
Ich will die Last von euren Schultern lösen.
Der Staub der Erde rührte nie mein Kleid,
Und alle Wunden mache ich genesen.

Ihr seht mich an und wisset selbst nicht wie —
Ihr müßt in Andacht eure Stirne neigen.
Vor meiner Reinheit beugt ihr stumm das Knie,
Und aller Weltlust irre Wünsche schweigen.

Doch einen weiß ich, dem die Seele brennt
In ruhelosem Sich-nach-mir-verlangen.
Erfüllt von Sehnsucht, die mein Herz nicht kennt,
Will seine Jugend meinen Leib umfangen.

Ich möchte helfen und — versteh es nicht,
Ich weiß ja nichts von Sehnsucht und Entsagen,
In meiner Seele brennt allein das Licht
Von meiner Himmelssendung Erdentagen.

Er ist mir lieb — doch meiner Wege Glanz
Steht hoch ob diesem angstzerquälten Leben.
Mitleid und Wehe füllt mein Herze ganz
Und kann doch ihm nicht Ruh und Frieden geben.

Oh, könnt' ich diese nie entweihte Hand
Erlösend, kühlend auf die Brust ihm legen,
Und dieses Herz, das nimmer Ruhe fand,
Schlief selig ein und ginge Gott entgegen." —

Abschied I.

Meine armen Wege gehen
Wieder ferne von den deinen,
Vor dem dunklen Fenster stehen
Wir, und unsre Seelen weinen.

Jahr und Tag und Stunden schwinden,
Meine Gärten stehn verlassen —
Weiß nur, daß ich Liebe finden
Wollte auf den dunklen Straßen.

Ballade

Schreckte nachts mich aus dem Schlafe herfür
Klang von Pferdehuf und losen Zügeln —
Schien, als hielt es vor der Gartentür — — —
"Mutter, ward der Wind mit seinen Flügeln!"
In der dunklen Rosenlaube drauf
War's, als ob sie flüsterten und lachten —
Stand in Schreck und banger Sorge auf —
"Mutter, waren Tauben, die noch wachten!"
Ritt ein Knecht hinaus auf schnellem Pferd,
Um dem flücht'gen Räuber nachzujagen.
Kehrte heim mit blutigrotem Schwert. — — —
"Mutter, hat den Liebsten mir erschlagen!"

Abschied II.

Der schöne Sommer geht zu Ende,
Die Blütenbäume stehn entlaubt,
Oh, leg noch einmal deine Hände
Zum Segnen auf dies müde Haupt!

Die Sehnsucht meiner besten Tage
Erfüllte sich: Du wurdest mein. —
Der laute Jubel wird zur Klage,
Denn was noch kommt, muß trübe sein.

Der schöne Sommer geht zu Ende,
Die Blütenbäume stehn entlaubt,
Oh, leg noch einmal deine Hände
Zum Segnen auf dies müde Haupt!

Vor Jahr und Tag

Mein Lieb, du hast vor Jahr und Tag
Mir Ruh und Frieden genommen,
Was beutst du nun hinwieder
Dein Händlein zum Willkommen?

Was blinkst du mit den Äuglein hell
Sehnsüchtigliches Grüßen
Und spitzt und spitzt dein Mündlein rot,
Den trüben Gast zu küssen?

Dein Händlein ist wie Eis so kalt,
Dein Händlein mag ich nicht halten —
Hast ja damit vor Jahr und Tag
Mein Herz entzwei gespalten.

Dein Äuglein sind wie Meer so tief,
Dein Äuglein mag ich nicht sehen,
Mußt ja darin vor Jahr und Tag
Mein Herze untergehen.

Dein Mündlein ist wie Blut so rot,
Dein Mündlein mag ich nicht küssen,
Hat ja daran vor Jahr und Tag
Mein Herz verbrennen müssen.

Schifflein

Liegt mein Schifflein ruhelos
Auf den schwanken Wellen,
Nimmer wollen mutgestärkt
Seine Segel schwellen.

Fand so leicht den blauen Weg
Aus der Heimat Tale.
Trug so viele Träume mit
Und verlor sie alle.

Wollte manchmal, ach, so gern
Stillestehn und schlafen,
Fand im ganzen Erdbereich
Keinen sichern Hafen.

Fand nur Stürme, Not und Qual,
Herzeleid und Mühen,
Muß nun fort und immerfort
Durch die Wellen ziehen.

Bis aus ungekanntem Land
Eine Glock Abend läutet
Und mein Schifflein wandermüd
In den Grund der Fluten gleitet.

Einmal . . .

Haben uns im Grund der Seele lieb,
Gehn doch jeder seinen Weg allein.
Aber eine linde Hoffnung blieb:
Einmal werden wir beisammen sein.

Einmal geben wir uns stumm die Hand,
Gehen in die dunkle Nacht hinaus — — —
Wenn der Morgen webt sein Rosenband,
Ruhn wir eng in einem stillen Haus. . . .

Das Licht

Eines Lichtes Auge in dunkler Nacht. —
Eine Seele, die leidvoll wacht. —
Eine Seele, die müde sagt:
Heute kam es nicht, sei's Gott geklagt! —
Ach, wird es morgen kommen? — — —

Ein Brief

Mein liebes Kind! Die Schwalben ziehen fort,
Die letzten Rosen sind nun auch verdorrt.

Der große Garten schien noch nie so leer,
Es blühen nur die blassen Astern mehr.

Und meine Sehnsucht brennt so lichterloh —
Ich weiß es nun, ich werde nimmer froh,

Bis ich dir wieder in die Augen seh. —
Verbrenne diesen Brief! Er ist so weh. . . .

Kind, in deine lieben Hände...

Kind, in deine lieben Hände
Will ich meine Sehnsucht legen,
Daß ihr Traum Erfüllung fände
Nach den hundert irren Wegen,

Über mein verspieltes Leben
Will ich Abendröte breiten . . .
Gib ihm, eh die Schatten weben,
Deine tiefsten Seligkeiten!

Der Falter

Oh, sieh den Falter, wie er immerdar
Um unsrer Lampe stille Flamme wirbt.
Nun sengte ihm die Glut das Flügelpaar,
Er flattert noch im Kreise, sinkt und stirbt. —

Mir ist so bang. Ich schaue immerfort
In deiner Augen wunderbares Licht
Und warte angstvoll auf das eine Wort,
Das einst auch meiner Sehnsucht Schwinge bricht.

Mit meinem Bilde

Die Menschen sagen: "Jäh zerbricht ein Glück!"
Vielleicht ist morgen schon die Zeit erfüllt
Und meine Seele kehrt zum All zurück . . .
Ich weiß es nicht. Du aber hast mein Bild:

Ich bin daheim auf kurze Ferienzeit,
Mein Herz ist heiß, mein Auge jugendklar.
Fast dünkt es mich, im blauen Feierkleid
Ist noch ein leiser Duft von deinem Haar . . .

Den lieben lange Tag träum ich von dir,
Die mich zu neuen Seligkeiten rief.
Du bist so fern. Doch dicht am Herzen mir
Verbleicht dein letzter, langer Liebesbrief . . .

Die Menschen sagen: "Jäh zerbricht ein Glück!"
Vielleicht ist morgen schon die Zeit erfüllt
Und meine Seele kehrt zum All zurück . . .
Ich weiß es nicht. Du aber hast mein Bild.

Zu meinem Bilde

Das ist der Mund, der deine Lippen küßte
Und deine Hände, deine Brust, dein Haar,
Das ist das Auge, das dich leuchtend grüßte
Und ganz von deiner Schönheit trunken war. —

Mir pocht das Herz, vorm Neid der Götter bange
In all dem Glücke, das sich so erfüllt. —
Oh, halt mich fest! Wer weiß, wer weiß wie lange —
Und deine Tränen rinnen auf das Bild!

Ahnst du?

Wenn ich wilder dich umfange
Wenn mein Mund dich heißer küßt —
Ahnst du, daß mir Brust und Seele
Namenlose Angst umschließt?
Angst vor jener dunklen Stunde,
Die auf Flügeln näher eilt
Und mit fühllos kalten Händen
Mein' und deine Wege teilt?

Wenn dein Haupt dann tränenlächelnd
Sich an meine Schulter schmiegt —
Ahnst du, daß in diesem Frieden
Schon ein Hauch von Wehmut liegt?
Schon ein Hauch von Glück-Entsagen,
Schon ein Ahnen jener Zeit,
Da wir einsam, trostlos irren
In der großen Dunkelheit?

Reiterlied

Hoiho! Ich seh ums Heidekraut
Sich erstes Dämmern spinnen —
Frisch auf, mein Rappe, der Morgen graut,
Nun will die Schlacht beginnen.

Ins Feld! Ins Feld! Durch dick und dünn,
Auf grad' und krummen Wegen,
Durch dämmernde Stille zum Schlachtbeginn,
Dem Tode, dem Tode entgegen!

Ich hatte das lachende Leben so lieb,
Ich glaubte an Schwüre und Treue,
Und alles, das mir vom Leben blieb,
Zerrann in Ekel und Reue. —

Frisch auf, mein Rappe, der Morgen graut,
Nun will die Schlacht beginnen.
Nun wird ins blühende Heidekraut
Mein rotes Herzblut verrinnen.

Und gibt es hier oben auf Erden nicht
Ein gültig Treueversprechen —
Die Treue, die mir der Tod verspricht,
Die Treue kann er nicht brechen.

Vielleicht

Vielleicht hat dir das fremde Land
Den reinen Kindersinn betört,
Und all das Glück in meiner Hand
Hat längst zu atmen aufgehört.

Vielleicht verdorrt der Blütenbaum,
Noch eh der Herbst ihm Früchte bot . . .
Vielleicht ist alles nur ein Traum
Vor ungewissem Morgenrot —

Heimweg

Die Sonne schied — ein letztes Leuchten blieb
Noch hängen in den herbstgoldroten Zweigen.
Ein dunkler Knabe führt sein blondes Lieb
Den Waldpfad heim. Die dunklen Lippen schweigen.

Doch wo der Weg in Vorstadtgärten mündet,
Reicht er dem Mädchen seine kühle Hand
Und fühlt erschreckend, wie die Liebe schwindet,
Die ihre Seelen aneinanderband.

Blüten

Geht ein Windhauch durch den weißen Flieder,
Hundert Blütensterne regnen nieder.
Einer schwebt und fällt auf meine Hand . . .
Bist du eines nahen Glückes Pfand?
Oder bringst du eine leise Mahnung,
Daß des viel zu trüben Todes Ahnung
Diese Stunde mich wie dich gestreift? — — —

Das Fenster

Von kahlem Strauch umrahmt ein weißes Haus,
An dessen First der laue Föhnwind wirbt.
Ein Fenster, offen in der Abendstunde.
Ein blasses Mädchen lehnt sich weit hinaus,
In dessen tiefe, dunklem Augengrunde
Ein Hoffnungsfeuer sich verzehrt ... und stirbt ...

Trauriges Lied

Der Tag, der Tag ist zerflossen,
Eine Glocke verklingt.
Selig, selig, dem sie
Zur Ruhe singt!

Im Tale, im Tale verlöschen
Die Lichter gemach. —
Warum, warum nur ist
Mein Herz noch wach?

Graut morgen, graut morgen wieder
Das wehe Licht?
Augen, ihr müden Augen,
Ach, käm es nicht!

Lebenslauf
J. Fr. Sch. einen Gruß ins neue Jahr 1912

Wir wissen nichts von Raum und Zeit,
Wir wandern durch die Ewigkeit.

Da weckt uns Lärmen und Wirrwarr:
"Das alte Jahr — das neue Jahr!"

Nun wird uns eine Spanne Zeit
Der Stunde Glück, der Stunde Leid.

Wir zählen Nacht und Sonnenschein,
Wir schenken uns die Gläser ein

Und murmeln mit in dem Wirrwarr:
"Das alte Jahr — das neue Jahr!"

Wir suchen die Gefährtin traut
Und nennen "Liebste" sie und "Braut".

Und wenn es hoch kommt, wolkenhoch,
So nennen wir sie "Frau" auch noch — — —

Dann hüllt der tiefe, tiefe Traum
Uns wieder in den Mantelsaum.

Wir wissen nichts von Raum und Zeit,
Wir wandern durch die Ewigkeit.

Den E . . . . n

So habt ihr mit dem kalten Angesicht
Schon wieder unsern Himmelsbau zerstört,
Der euch im Wege stand. — Fühlt ihr denn nicht,
Daß diese Liebe nimmer uns gehört?

Denn diese Liebe ist der Werdeschrei
Schon einer künftigen, verhüllten Welt.
An euren Gärten gehn wir stumm vorbei
Und wissen nicht, wer uns die Hände hält.

Fühlt ihr denn nicht, daß wir umhergezerrt
Von blindem Willen wie zwei Kähne sind,
Nur einem, einem Ziele zugekehrt
In Glück und Not: dem ungebornen Kind!

Am Abend

Violenschleier liegen auf den Wegen,
Die Blumen haben sich zum Schlaf gelehnt,
Und eine Glocke betet Abendsegen. —
Das ist die Stunde, die ich lang ersehnt.

Nun will ich selig meine Arme breiten,
Weit über die verträumten Wiesen gehn
Und zu den beiden blassen Wolken schreiten,
Die vor der blauen Himmelstüre stehn.

Mir war's, als hört ich eine Stimme sagen:
"Wir warten deiner mit dem weißen Kleid.
Du hast der Erde ganzes Glück getragen,
So trugst du auch der Erde ganzes Leid."

Ergebung

Kannst du mehr als lieben, hassen,
Freude ernten oder Leid?
Lächelnd durch den Staub der Straßen
Trage ich das Menschenkleid.

Denn ich weiß vor allen Dingen:
Über jenem dunklen Schrein
Werd ich Vogellieder singen
Oder eine Blume sein.

Grabesblumen

Wenn ich einst im kühlen Grabe
Ruhe von des Lebens Mühen,
Werden mir zu Haupt und Füßen
Ungepflanzte Bäume blühen.

Werden aus der dunkeln Erde
Ungesäte Blumen sprießen,
Weil so viele niegestillte
Liebe hat verdorren müssen.

Die Liebenden

Sie sahen ein Licht von ferne
Und gingen nach ihm aus.
Waren es himmlische Sterne
Oder ein funkelndes Haus?

Sie schritten mit heiligem Mute
Durch Sturm und Regen und Schnee.
Auf ihren Stirnen ruhte
Die Krone von Sehnsucht und Weh.

Nun schlafen sie bei den Toten,
Wegmüde Hand in Hand. — — —
Sie waren der Schönheit Boten
Im bitteren Menschenland.

Schließe die Augen zu

Schließe, schließe die Augen zu!
Gab uns ein Engel die linde Ruh,
Gab uns ein Engel das Angebind,
Daß wir wieder beisammen sind.

Engel, der uns das Glück gebracht,
Sag es Gott noch in dieser Nacht:
Ihre Liebe war Kampf und Leid . . .
Laß sie ruhen in Ewigkeit!

Zwei Vöglein

Zwei Vöglein hatten sich lieb einmal,
Sie fanden kein Nest im Heimatland.

Zwei Vöglein wollten in süßeres Land,
Sie flogen und flogen unverwandt.

Zwei Vöglein wurden die Flügel schwer,
Ertranken beide im wilden Meer.

Letzter Weg

Nun gib mir deine liebe Hand:
Wir gehen in ein bessres Land.

Wir gehen fern, wir gehen weit
Von Menschenhaß und Menschenneid.

Sie wollten nicht, daß wir uns frein. —
Nun wird der Tod barmherzig sein.

Vom Glück und Tod

Das aber ist mein Traum von Glück und Tod:
Vom reichen Mahl des Lebens aufzustehn,
Eh noch der rote Kerzenschein verloht
Und abschiednehmend die Genossen gehn.

Siegjauchzend noch am vollen Becher nippen
Und dann — zwei Augenblicke hellen Lichts
Und ein verklärtes Lächeln um die Lippen
Hinübernehmen in das große Nichts.

Tiefe Stunde

Und einer Stunde köstliches Geschmeide
Ist dir im Ring des Lebens eingefaßt.
Du gehst versonnen durch die Heimatheide
Und hältst in einem kühlen Hause Rast.

Vor blauen Augen, die dir Sehnsucht senden,
Hältst du die Blicke lidertief gesenkt.
Du nimmst das Brot, du brichst es mit den Händen
Und weißt: es war dir keines so gern geschenkt.

Wunschlos gedenkst du deiner besten Zeiten.
Doch  d i e s e r  Stunde, die sie überragt,
Erbittest du den Kranz der Ewigkeiten,
Bis eine klare Stimme "morgen" sagt . . .

Da hebst du jäh den goldnen Kelch zum Munde,
Den Göttern bringst du Dank und Opfer dar, —
Dann gehst du heimwärts durch die dunkle Stunde
Und nimmst die Rosen weinend aus dem Haar.

Die Skifahrer

Sie schritten auf eilenden Füßen
Die schneeigen Hänge empor,
Ein letztes verhallendes Grüßen
Der Morgenglocken im Ohr.

Dann fielen die Flocken dichter,
Und hinter der Nebelwand
Versanken die bunten Lichter
Vom atmenden Menschenland.

Da ritt auf schnaubenden Rossen
Der Tod seine Königsbahn,
Hielt still vor den Fahrtgenossen
Und sah sie schweigend an.

Da riß vor den zitternden Lidern
Der Majaschleier der Zeit,
Da löste von ihren Gliedern
Sich blutend das Menschenkleid.

Nun wohnen sie auf den Firnen,
Von ewigem Glanze umloht,
Und grüßen mit leuchtenden Stirnen
Das heilige Morgenrot.

Der Wanderer und der Tod

Ging einer versonnen über das Land,
Gab ihm der Tod die kühle Hand.

Sprach: Siehe, der Tag war rauh und wild,
Leg ab die Waffen, tu ab den Schild!

Mit jenem Speere kämpfest du heiß,
Doch wußtest du je des Kampfes Preis?

Du hieltest den Schild vor die hämmernde Brust, —
Hast du die Namen der Feinde gewußt?

Ich bin dir zu sagen sie heute bereit.
Sie hießen: das Leben, der Raum und die Zeit.

Nur kommt die Nacht und die zeitlose Ruh!
Nur sie zu erringen, strittest du!

—  —  —  —  —  —  —  —  —  —  —  —  —

Sollen wir weinen, wenn einem erfüllt,
Wofür er kämpfte mit Speer und Schild?

Abschied III.

Die liebe Sonne glühte und versank:
Das ist der letzte Gruß der Mutter Erde.
Mein Leben war ein Schönheitslobgesang
Und einer Sehnsucht bittende Gebärde.

Nun steh ich lächelnd an dem Saum der Zeit
Und seh die roten Wolkenschiffe schweben,
Wenn sie verblassen in der Dunkelheit,
Hab ich die Sehnsucht dir zurückgegeben.

Grabschrift

Die Menschen haben mich zu sehr gequält,
Und allzu schwer empfand ich meine Bürde.
Da trat ich frierend aus dem Tor der Welt
Und wünschte nichts, als daß mir Ruhe würde.

Die ihr an meinem frühen Grabe steht,
Verlöschet sanft die blassen Totenkerzen,
Gebt mir nicht Tränen, gebt mir kein Gebet:
Es führt kein Weg zu meinem kühlen Herzen.

Doch jenem andern, der noch Atem holt,
Bekränzt den Weg mit roten Liebesrosen
Und wertet seine Menschheit nicht nach Gold,
Daß er nicht flüchte zu den Lebenslosen.