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Glossar
 


1 und 2

Es war in älteren Zeiten allgemeiner Landesbrauch, daß vom St. Nicolaitage bis zu Mariä Lichtmeß aus
jedem Kirchspiel eine Anzahl junger Burschen in Waffen, mit Musik, Gesang und Tanz im Lande herumzog,
ähnlich den Sternsingern; man nannte diese Leute in der Landessprache Koledniki.
Mit dem Erlös ihres Gesanges kauften sie gelbes Wachs, aus welchem sie lange dünne Kerzchen
verfertigten. Diese wurden je drei in Flechten zusammengedreht und sämtliche Flechten dann standartenartig
um eine lange Stange befestigt, deren Spitze überdies mit Rauschgold, Seidenbändern und Fähnlein und mit
allerlei aus Birkenschwamm geschnittenem Zierrat, Sternen, Vögeln u. dgl. geschmückt war.
Mit diesem kolossalem Wachsstocke begannen die Umzüge von Neuem, bis er zu Lichtmeß feierlich in die Kirche
getragen, dort geweiht und als Opfer dargebracht wurde.

3

Man vergleiche damit "die lustige Hochzeit," wendisches Spottlied in Herder's Stimmen der Völker, dann
"Vogelhochzeit" in Uhland's hoch- und niederdeutschen Volksliedern (Bd. I. S. 34) und das "Lügenmärchen"
in Wackernagels deutschem Lesebuch, II. IX.

4

Hier wird einiges über die Hochzeitsbräuche der krainischen Slaven angeführt:

Der Feier pflegt vorerst einen Werber (
Snuhač) abzusenden und tritt erst selbst auf, wenn der Antrag
angenommen wurde; kleine Geschenke beschließen die Unterhaltung.
Brautführer und Brautführerin (
Drug, Družica) laden nun die Gäste zur Hochzeit, bei welcher in ganz Illyrien der
Starašina die Hauptrolle spielt, dem die Versorgung der Festlichkeiten obliegt (darum auch in der Übersetzung
Festmeister, Hochzeitmeister genannt). Er führte den Zug des Bräutigams zur Braut, wobei Musik und
Pistolenschüsse nicht fehlen dürfen.

Die Braut heißt an den meisten Orten
Nevesta, die Ungewisse, da sie ehemals förmlich geraubt wurde;
wesentlich in ihrem Putze sind Rosmarinzweige und Bänder von allen Farben in die Haare gebunden und
vorzüglich der Kranz von schwarzem Samt um die Stirne,
Šapel genannt.
Beim Hochzeitsmahle hat der
Starašina den Vorsitz, er macht förmlich den Wirt.

Oft wird schon nach der ersten Tracht Speisen einmal getanzt, wobei der Geiger auch wohl den Possenreißer
abgibt. Zum Schlusse der Mahlzeit erscheint der große Kuchen
Pogača oder eine große Schüssel Butterkuchen
(
Štrukli). Ein Mann der den Koch vorstellt, bringt und verteilt dieses Gebäck trotz eines ungeheuren Lärmens mit
Ofengabeln und allerlei Küchengeschirr, womit man ihn scheinbar daran zu hindern sucht.
Er sammelt dafür Geld auf einen Teller, ebenso ein Geiger, der nach ihm erscheint, ein mit Rosmarin
umwundenes Glas herumreichend und während des Trinkens eine Weise spielend.

Nach der Mahlzeit wird das Ehepaar nach Hause begleitet und der Zug geht noch zur Brautmutter u. s. w.
die ganze Nacht hindurch.
Ist das Paar nicht ganz arm, so dauert die Hochzeit mehrere Tage.
Einem Witwer, noch mehr einer Witwe, die wieder heiratet, wird ein Charivari beim Kirchzuge gebracht. —

In Unterkrain pflegt die Köchin sich nach der Mahlzeit ein Trinkgeld in einem Löffel zu sammeln.

Sehr selten sieht man noch die zu Valvasors (Chronist) Zeiten übliche und von ihm beschriebene sogenannte
Aschenkomödie. Ein zerlumpter Fiedler erscheint nämlich bei Tische und bietet einen Ochsen zum Verkauf.
Nach einer Tracht Prügel, da man ihn für den Dieb des Ochsen hält, macht man für ihn und die übrigen
Musikanten eine Sammlung.

Hier kommt auch die anderwärts verbreitete Sitte vor, dem Bräutigam zuerst vermummte alte Weiber
vorzuführen und endlich nach langer Neckerei die Braut.

Diese wesentlichen Hauptzüge eines krainischen Hochzeitfestes unterliegen jedoch nach den verschiedenen
Landesgegenden manche Änderungen
.

5

Man vergleiche damit die neugriechischen Volkslieder "des Räubers Abschied" und "das Grab des Dimos" in
Wilhelm Müllers neugriechischen Volksliedern, und man wird auch hier die deutlichen Spuren jenes tieferen
Verwandtschaftsbandes zwischen griechischen und slavischen Völkerschaften nicht verkennen.

6

Die Neunzahl ist, so wie Skandinaviern und Orientalen, auch den Slaven eine heilige.
Im Liede der Südslaven bezeichnet sie überdies öfter die größte denkbare Zahl; es kennt nicht mehr Länder als
eben nur neun, daher die Ausdrücke: in's neunte Land klingen, in's neunte Land reisen u. s. w. die möglichste
Entfernung andeuten sollen.

7 und 8

Polkonj (Halb-Pferd) Pesoglavec (Hundskopf), fabelhafte Wesen aus der slavischen Mythenwelt, vielleicht verwandt ersteres mit dem Centaur, letzteres mit dem Kynokephalos (Hermes, Anubis, Hermanubis) der Alten;
wie denn auch die Elemente des ganzen Liedes ein Gemenge von Vorstellungen bilden, die teils der antiken
Mythe, teils der slavisch-heidnischen Vorzeit, teils dem germanisch-christlichen Mittelalter angehören.

9

Terdoglav (wörtlich Hartkopf), nach dem Volksglauben ein koboldähnliches Wesen, der Hüter und Beschützer unterirdischer Schätze.

10

Die
Župane, eine Art slavischer Dorfschulzen, waren ursprünglich die Aufbieter des Volkes zu irgend einer gemeinschaftlichen Unternehmung (etym. vielleicht von Zoopan der rufende Herr).

11

Der um Geschichte und Topographie Krains verdiente Chronist Freiherr von Valvasor berichtet folgendes:
"Inwendig im Schloß (Stein in Oberkrain) sollen an der Wand eines Zimmers abgemalt sein zween zu Pferde
eifrigst kämpfende Männer, von denen einer diese Worte: Helff dir Gott! der andere aber: Gnad dir Gott! spricht.
Und sagt man daß diese Zween den Streit bemerken, so ein Herr von Lamberg aus Crain mit einem böhmischen Riesen aufgenommen. Für diesem hatte sich Jedermann entsetzt und sich ihm Niemand widersetzen wollen;
bis endlich dieser Herr von Lamberg einen Kampf auf Leib und Leben mit ihm angenommen und in solchem öffentlichen Streit ihm den Schädel weggeschmissen.
Wie solche Geschichte noch täglich von den Bauern in einem Crainerischgemachten Liede abgesungen und auf
die Nachkommen fortgepflanzt wird."

Kein Volkslied erfreut sich einer so großen Ausbreitung in Krain und zugleich so vielfältiger
Varianten als das von Lamberg und Pegam. Es dürfte auch eines der ältesten unserer
Sammlung sein.

12

Diese ungewöhnliche Kost des Streithengstes mag wohl zugleich auf dessen ungewöhnliche Eigenschaften
deuten. Auch der Königssohn Marko lehrt im serbischen Volksliede sein Leibroß den Schecken Scharatz Wein trinken. (Talvj, Volkslieder der Serben. I., 180.)

13

Der Held dieses und vielleicht auch des nächstfolgenden Liedes "Drei Brüder" ist wohl kein Anderer, als der berühmte, vielbesungene und gepriesene Serbenheld Kraljewitsch (Königssohn) Marko, der abenteuerliche, riesenstarke und stets unerschrockene Sohn des in der Schlacht am Tänarus (1371) gegen den siegreichen
Sultan Murad I. gebliebenen Königs Wukaschin.
Der Glanz mit dem die Poesie seines Volkes, mehr als die Geschichte, Markos Heldengestalt umschließt, drang weithin zu allen sprachverwandten Slavenstämmen, die nun in dem Königssohn Marko ihren gemeinschaftlichen Nationalhelden, den Repräsentanten ihres eigenen tiefgewurzelten Türkenhasses verehren und in Lied und
Sage verherrlichen.

14

Vielleicht eine Andeutung der auch von Valvasor (Chronist) erwähnten seltsamen Begrüßungsart der Weiber in Unterkrain "daß sie sich Kreutzweise umfassen, indem sie sich über die Achseln und Lenden einander greiffen,
als ob sie sich werffen wollten."


15

"Der Woiewode Janko", "der Siebenbürger Janko", so heißt bei den Serben und anderen Südslaven der große Gubernator Ungarns, der ritterliche Türkenbesieger Johann Hunyady, (unter seinen Titeln auch
Vaivoda Transilvaniæ) der zugleich den Türken und ihren Kindern ein Widerhall des Schreckens.
(Janko heißt auf türkisch "das Echo".)

Der Sekol unseres Liedes (bei den Serben Sekula) ist Johann Szekely
(von älteren deutschen Geschichtschreibern z. B. Gebhardi, Johann von Zeckel genannt).
Die serbischen Volkslieder bezeichnen ihn als einen großen Helden. Er fand seinen Tod in der Schlacht am
Kossovo polje, dem berühmten Amselfelde der serbischen Volkslieder, welche Hunyad 1448 gegen die Türken verlor.

16

Das Lied von H. Ulrich gehört unter die Zahl der einst so beliebten Rätsellieder, einer Form, die in der Poesie der verschiedensten Völker eine bedeutende Rolle spielt und sich nach ihren einzelnen Erzeugnissen als eben so alt, vielgestaltig und mannigfaltig darstellt, wie ihr unerschöpflicher Erfinder, der menschliche Scharfsinn.

Eigentümlich, obschon schwer erklärbar ist die Beteiligung des Papstes in unserem Liede, wenn dieses nicht etwa ein Spottlied aus der Zeit der Reformation in Krain sein sollte, deren Ideenkreisen die Vermählung des Papstes
mit dem Teufel nicht allzuferne lag.
Eben so wenig vermag ich aus der mir vorliegenden Heiligenlegende in dem Leben des heiligen Mannes und
Bischofs Ulrich irgend einen andern Beruf zum Rätsellösen zu entdecken, als daß er zweimal in Rom und "seine Reden mit dem Salz der Weisheit begleitet" gewesen.