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Gedichte 2
 

Klänge und Schmerzen
Zarte Liebe spricht in Farben
Die Brücke
O trockne diese Träne nicht
Nacht und Morgen
Meine Lilie
Auf lichten Rosen gehst du hin
Lebewohl
Hebe mich auf weichen Schwingen
Wanderlieder
Die Braut
Die Lerchen
Glück oder Ruhe
Erinnerung
Gondelfahrt
Geister der Nacht
Mit dem Strome
Die Schönheit im Norden
Gemma I.-VIII.
Asyl
Besänftigung
O gib die Seele mir zurück
In deiner Liebe Zauberbann

Rosensymbol

Klänge und Schmerzen


Schmerzen, die dich süß bedrängen,
    Die sich selber kaum versteh'n,
Läßt dein Herz in süßen Klängen
    In des Abends Lüfte weh'n.

Und sie schweben hin und wieder,
    Schweben tönend her und hin,
Lassen in mein Herz sich nieder,
    Ruh'n und wohnen still darin.

So sind mein nun deine Klänge,
    Mein dein Sehnen und dein Schmerz:
Dich befreiten die Gesänge,
    Mir zerreißen sie das Herz!

Zarte Liebe spricht in Farben

Zarte Liebe spricht in Farben,
    Nicht in Tönen will sie fleh'n:
Worte, die im Munde starben,
    In den Wangen aufersteh'n,

Dir hab' ich in Aug' und Wangen
    Liebesworte blühn geseh'n;
Ach mein Sehnen und Verlangen
    Magst du stumm nun auch versteh'n.

Laß, die mir im Munde starben,
    Meine Worte, schweigend fleh'n:
Blühen will die Lieb' in Farben,
    Nicht in Tönen rasch verweh'n.

Die Brücke

Über die Klüfte weg
    Baut sich die Liebe
Nächtlich den gold'nen Steg
    Schönste, zu dir!
Mitten im nächt'gen Graus
    Fördern die Triebe
Selig des Wunderbau's
    Prangende Zier!

Sehnsucht, sie legt den Grund,
    Sie, die so offen
Auch aus geschloss'nem Mund
    Immer dich ruft!
Über die Wölbung spannt
    Mächtiges Hoffen
Mutig von Rand zu Rand
    Über die Kluft!

Bindende Liebesglut
    Eint das Gefüge,
Stockende Tränenflut
    Kittet es fest.
Aber daß wunderbar
    Ganz es genüge,
Zaubert der Träume Schar
    Leise den Rest!

So über Klüfte weg
    Baut sich die Liebe
Nächtlich den gold'nen Steg,
    Schönste, zu dir!
Mitten im nächt'gen Graus
    Fördern die Triebe
Selig des Wunderbau's
    Prangende Zier!

O trockne diese Träne nicht

O trockne diese Träne nicht,
    Die dir im Auge schimmert,
Der Perle gleich, die rein und licht
    Im Kelch der Rose flimmert!
Die Liebe war's, die sie gebar,
    Der sel'ge Schmerz der Liebe;
D'rum schimmert sie so wunderbar —
    Ach, daß sie ewig bliebe!

Sie glänzt so rein, sie glänzt so hell —
    Mich rührt ihr flüchtig Leben;
Ach, daß, was aus so heil'gem Quell
    Geflossen, muß verschweben,
Daß, was der reinsten Seele Schacht
    Entblühte, schmerzumwittert,
Mit seines Glanzes Wunderpracht
    Verschwindet und verzittert!

Sie glänzt so rein, sie glänzt so klar,
    In deinem Aug', dem blauen,
Und immer lockt mich's wunderbar,
    In ihren Glanz zu schauen!
Du schonst der Perle sonst, die licht
    Im Kelch der Rose flimmert —
O trockne diese Träne nicht,
    Die dir im Auge schimmert!

Nacht und Morgen

Weicht ihr, trübe Stunden?
    Weichst du lange Nacht,
Leidvoll überwunden,
    Tränenvoll durchwacht?
Matter seh' ich scheinen
    Mondes Zauberlicht,
Das mit Sehnsuchtspeinen
    Nacht für Nacht mein Herz umflicht.

Morgendlich die Winde
    Von den Bergen weh'n.
Gruß dem holden Kinde
    Hinter jenen Höh'n!
Licht ist mir ihr Bildnis,
    Das wie Sonnengold
Durch des Herzens Wildnis
    Seine Flammenströme rollt.

Freundlich weckt der Morgen
    Holde Sangeslust.
Knospen sind die Sorgen,
    Keimend in der Brust:
Mitternächtlich nieder
    Tränen auf sie tau'n,
Und als holde Lieder
    Geh'n sie auf im Morgengrau'n.

Meine Lilie

Es flimmert der Kranz der Sterne,
    Der Mond aus Wolken bricht,
Am Fensterlein dämmert ferne
    Ihr Lilienangesicht.

Verglühet, ihr Sternenkränze,
    Versinke, du Mondespracht!
Nur du meine Lilie, glänze,
    Wenn sehnende Liebe wacht!

Auf lichten Rosen gehst du hin!

Auf lichten Rosen gehst du hin,
    Dir winkt der Myrthe Glanz:
Mir aber flicht sich Rosmarin
    Und Lilie nur zum Kranz!

Doch, wandl' ich auch im Schmerzensjoch,
    Und du auf Blumen weich,
Mein liebend Herz ist sel'ger doch,
    Das deine nicht so reich!

Was könnte wert des deinen sein
    Auf irdischem Gefild?
Das meine hegt in gold'nem Schrein
    Dein süßes Wunderbild!

Lebewohl

Nun ich dein Auge feucht gesehn —
    Nun fahre wohl — nun ziehe hin!
So bleibst du mein, bleibst ewig schön,
    Und ewig ruht in dir mein Sinn.

Zieh' bis an's Reich des Ozeans,
    Bis an den fernen Saum der Welt —
Von deiner Träne Wunderglanz
    Bleibt immerdar mein Herz erhellt!

Hebe mich auf weichen Schwingen

Hebe mich auf weichen Schwingen,
    Hauch der Liebe, der so mild
Mit des Weihers Wellenringen
    Küßt das gold'ne Lenzgefild;
Der den Schwan im Purpurkahne
    Zum beblümten Strande führt,
Wo sein Lied der Tulipane
    Zarte Blumenseele rührt.

Süße Sehnsucht, holdes Regen,
    Leite mir den trüben Sinn
Immerdar auf Wolkenstegen
    In die schöne Ferne hin;
Bis in Schönheit süß gebadet,
    Und in Liebe rein gestimmt,
Sich das Herz im Lied entladet,
    Das die Nacht allein vernimmt.

Daß zum Glücke nichts mehr fehle,
    Eins begehr' ich vom Geschick:
Einer stillbewegten Seele
    Nie verzitternde Musik!
Laß in mir sie nie verklingen,
    Stets aus klanglos dumpfer Ruh'
Hebe mich auf weichen Schwingen,
    Wonnehauch der Liebe du!

Wanderlieder

I.
    Wohlauf ins neue Leben
Gewandert und gezogen,
    Wie Wolken rosig schweben,
Wie rauschend geh'n die Wogen,
    Wie Aar und Lerche fliegt.
Wohlauf in fremde Fernen,
    Im Flug von Ort zu Ort!
Weit von der Heimat Sternen,
    Der Heimat Rosen fort

    Ade ihr Stern' und Rosen,
Ihr glüht und blüht so minnig!
    Das war ein süßes Kosen,
Euch liebt' ich wie so innig,
    Ihr locktet Herz und Sinn!
Das macht mir bleich die Wangen,
    Macht mir das Herz so voll,
Daß ich dies süße Prangen
    Nun nimmer sehen soll!

    Doch — üb'rall grün und blühend
Betritt der Fuß die Erde,
    Und üb'rall sternenglühend
Wie ob dem Heimatherde
    Wölbt blau der Himmel sich!
Und bleibt nur in der Ferne
    Das Herz sich selber treu,
Glüh'n ihm die alten Sterne,
    Die alten Rosen neu!

II.
An den Höhen, an den Wäldern,
    An der blauen Ströme Zug,
An den Seen, an den Feldern
    Führt vorbei mein Wanderflug;
Und an Dörfern und an Städtchen
    Und an trauten Fensterlein,
Draus sich lehnen holde Mädchen
    In der Abendröte Schein.

Freut euch ihr an vollen Töpfen,
    Festgebannt in engen Raum;
Wand'rer kosten, Wand'rer schöpfen
    Von der Welt den schönsten Schaum:
Helden ward der Ruhm zum Lohne,
    Reichen Geld und Gut und Feld,
Königen die gold'ne Krone,
    Wanderern — die ganze Welt.

III.
Reich' mir, Schenkin, deinen süßen,
    Deinen roten Zaubermund!
Mach' nur immerzu mit Küssen
    Mir das Herz ein wenig wund!
Daß die Liebe ganz mich töte,
    Ist mein Bleiben nicht genug;
Morgen mit der frühsten Röte
    Führt mich fort mein Wanderflug.

Laß mein Aug' in dein's sich senken,
    Schmück' am Abend meine Rast,
Und ein süßes Deingedenken
    Wieg' in Träume Nachts den Gast.
Und am Morgen, frisch und heiter,
    Singt er dir ein frohes Lied,
Wenn er liebeselig weiter
    Durch die grünen Wälder zieht!

Die Braut
Romanze

I.
Schön Liebchen, komm hernieder,
    Die Nacht ist lieblich und hell;
Es rufen dich sehnende Lieder —
    Die Stunden jagen schnell!

Die schwarze Burg umbranden
    Die Wellen im Mondenschein;
Es ruht der Kahn am Strande,
    Steig', süßes Liebchen, ein!

Mein Lieb, was senkst du das Köpfchen,
    Was blickst du so trüb und bleich?
Was schleichen sich Perlentröpfchen
    Aus den Äuglein schmerzensreich?

Sind lieblich nicht die Fluten?
    Nicht friedlich die dunkle See?
Nicht zart mein Liebesgluten?
    Nicht freundlich die Sterne der Höh'?

"Wohl lieblich sind die Fluten,
    Und freundlich die Sterne der Höh',
Und zart deine Liebesgluten,
    Und friedlich die dunkle See —

Doch morgen ist meine Hochzeit —
    Ein Bräutigam ist bereit,
Und Hochzeitskränze den Gästen,
    Und mir ein weißes Kleid."

II.
Es leuchtet der Hochzeitsmorgen,
    Der Bräutigam ist bereit.
Auf! zieret die Braut mit Perlen,
    Umschlingt mit Rosen ihr Kleid!
Behängt mit Kränzen die Halle,
    Und führt die Liebliche her!
Vom Schlosse Musik erschalle
    Hin über das blaue Meer!

Wohl schlug der Trauung Stunde —
    Zur Hochzeit fehlte die Braut,
Die ruhet im Meeresgrunde,
    Da ward sie festlich getraut.
Meerfeien haben ihr Perlen
    Ins goldene Haar gedrückt,
Und bräutlich mit Korallen
    Die bleiche Stirn geschmückt.

Die Lerchen

Es ziehen die Wolken,
    Es wandern die Sterne,
Es schweben die Lerchen
    In goldiger Ferne;
An himmlischer Pforte,
    Beseligten Drang's,
Erlauschen sie Worte
    Seraphischen Klang's.

Die Lerche fliegt nieder
    Aus himmlischen Höhen,
Und was sie gehöret,
    Und was sie gesehen,
Das will sie verkünden
    Den Blumen im Tal,
Den Wassern, den Winden,
    Mit lieblichem Schall.

Die Blumen, die Winde,
    Die Wellen sie flüstern,
Erzählen's geschwinde
    Viel trauten Geschwistern:
Der Mensch geht vorüber,
    Und lauschet und glüht,
Und faßt es in Worte,
    Das himmlische Lied.

Glück oder Ruhe

Mich schmiegen mit Gekose
    Möcht' ich ans schönste Weib,
Oder betten im Erdenschoße,
    In eig'ner Asche den Leib;

Mich baden in Liebesfluten
    Wie Falter in Rosenduft,
Oder löschen der Seele Gluten
    In stygischer Wellengruft.

Mich berauschen im Glanz der Sonnen
    Am Quell des rosigen Scheins,
Oder senken in Lethes Bronnen
    Den ängstlichen Traum des Seins.

Erinnerung

Ihr kurzen, flüchtigen Minuten,
    Wo heiter mir die Sonne schien,
Schnell zogt ihr hin wie Stromesfluten,
    Doch spurlos zogt ihr nicht dahin:
Noch denk' ich jedes flücht'gen Glückes,
    Das dieses sel'gen Herz gewann,
Und jedes sel'gen Augenblickes,
    Den golden mir die Parze spann!

Dankbar gedenk' ich jeder Stelle,
    Wo ich gehalten süße Rast,
Und jeder leisen Murmelquelle,
    Daran ich trank als müder Gast,
Und jeder Blume, d'raus in Düften
    Ein Gruß mir in die Seele drang,
Und jedes Vögleins, das in Lüften
    Mir Trost und Lenzesfreude sang.

Dankbar gedenk' ich jedes Mundes,
    Der traut und milde zu mir sprach,
Und jedes lichten Augengrundes,
    D'raus mir ein Strahl der Liebe brach;
So laß ich ewig in mir leben,
    Was mich mit holdem Reiz gegrüßt,
Und still mich im Vorüberschweben
    Mit flücht'gem Liebeshauch geküßt.

Von allem Sehnen, allem Lieben,
    Blieb meiner Brust ein teurer Hort,
Gleichwie ins tiefste Herz geschrieben
    Mit Flammenschrift ein Liebeswort.
Und keine Zunge kann sie schildern,
    Die Zauberwelt, die mich umschwebt,
Wenn von den tausend süßen Bildern
    Die stille Nacht den Schleier hebt.

Da zieh'n sie lockend mir vorüber,
    Berühren mich so mild und weich,
Und meine Seele schwebt hinüber
    In der Erinn'rung Himmelreich:
Da freu' ich still mich jedes Glückes,
    Das einst mein glühend Herz gewann,
Und jedes sel'gen Augenblickes,
    Den golden mir die Parze spann!

Gondelfahrt

Wonnig ists, auf blauer Flut,
    Wenn sie spiegeleben
In des Mondes Glanze ruht,
    In der Gondel schweben;
Wenn der Sterne gold'nes Bild
    Durch die Woge zittert,
Und ein Hauch der Liebe mild
    Land und Meer umwittert.

O wie oft im Abendwind,
    Wenn die Sternenhelle
Leise glühend niederrinnt
    In die Silberwelle,
Wiegst o schlanke Gondel du,
    Glutenübersponnen,
Tiefgeheim in guter Ruh'
    Traute Liebeswonnen!

Mir, ach, winkt ein Liebchen nicht,
    Um mit Wonnebeben
Nachts mit mir in Mondeslicht
    Auf der Flut zu schweben;
Dennoch in der Gondel Samt
    Schmieg' ich stolz die Glieder,
Und der Sternenhimmel flammt
    Nicht umsonst hernieder.

Meß' ich doch in Liebesmut
    Tiefen, Höh'n und Fernen,
Kose mit der Meeresflut,
    Kose mit den Sternen:
Und wie rein des Himmels Bild
    Durch die Woge zittert,
Fühlt von ew'ger Schöne mild
    Sich mein Herz umwittert!

Geister der Nacht

Ich kenne die Geister, die düstern,
    Die tief aus finsterem Schacht
Mit sinnebetörendem Flüstern
    Aufsteigen in dunkler Nacht:

Sie sollen mit ihren Chören
    Die ewigen Melodie'n
Der Himmelsträume nicht stören,
    Die mir im Herzen erblüh'n.

Von der Minne Lilienkranze
    Die Stirne heiter umwallt,
In Händen die Liebeslanze
    Voll siegender Zaubergewalt:

So beschwör' ich das nächtliche Grauen:
    Es wölbt sich golden und mild
Hoch über mir im Blauen
    Der himmlische Sternenschild.

Mit dem Strome

Ewig, ach, in weite Fernen,
    Über Länder, über Meere,
In die Höhe, zu den Sternen,
    Strebt das Auge, strebt der Sinn:
In der Brust der Sehnsucht Speere,
    Die wir nicht verwinden lernen,
Starren wir ins ewig Leere
    Nimmermüden Dranges hin!

Und wir suchen, und wir schauen
    Ewig nach den gold'nen Zinnen
Der Unendlichkeit im Blauen,
    Fragen nach dem reinen Glück;
Flügel möchten wir gewinnen,
    Doch zu den verlaß'nen Auen
Kehrt das Sinnen, kehrt das Minnen
    Ewig leer und arm zurück! —

In den vollen Strom des Lebens
    Stürze dich, nicht einsam grollend;
Schwimmend wandelst du des Strebens
    Müh'n dir in ein holdes Spiel:
Seiner Flut Vertrauen zollend
    Schwimme hin — nicht ist's vergebens
Ihre sich'ren Bahnen rollend,
    Trägt sie dich ans gold'ne Ziel!

Die Schönheit im Norden

Zur Höhle der Uhu flattert,
    Karg spiegeln im Grunde des Stroms,
In der Woge, von Felsen umgattert,
    Sich die Sterne des himmlischen Doms.

Es erblassen die Dämmer des Mondes:
    Auf der Kuppe des öden Gesteins
Läßt fröstelnd ihr Haar, ihr blondes,
    Noch flattern die Nixe des Rheins.

Hei, wie die Felsen erklangen,
    Als lockend ans Ufer sie schwamm!
Doch ihre Saiten, sie sprangen,
    Es rastet ihr gold'ner Kamm.

Im Osten schaut sie erschrocken
    Dämmernd das frostige Grau;
Es birgt in die gold'nen Locken
    Sich erbleichend die Wunderfrau.

In hellenischen Tempeln glänzte
    Voll strahlender Liebespracht,
Als Göttin, als rosenbekränzte,
    Der Schönheit siegende Macht;

Im Süden, im Glanz der Sonnen,
    Da steht sie auf hohem Altar
Im Gewande der Madonnen
    Noch prangend wunderbar;

Im Norden, in frostiger Wildnis,
    Da ward zum Gebilde des Traums
Ihr hohes seliges Bildnis, —
    Zur nächtlichen Tochter des Schaums.

Gemma I.- VIII.

I.
Schlanke Lilie, schlanke Lilie,
    Schöne Tochter der Lagunen,
Hast du dir noch nicht gedeutet
    Meines Blickes glüh'nde Runen?

Ach, wann stillst du diese Sehnsucht,
    Die so rein in dir entzückt ist,
Stets dich sucht und nie dich findet,
    Und auch suchend schon beglückt ist;

Die mich Tag für Tag des Abends
    Unter strahlenden Arkaden
Fernher lockt auf deine Spuren,
    Süß umrauscht von Serenaden?

Schmerzlich freu' ich mich der Sehnsucht,
    Stets erneuerten Genusses,
Eh' ich sterbe, schönste Donna,
    In der Wonne deines Kußes!

II.
Laß mir diese schöne Sehnsucht,
    Dieses Leid um deinetwillen;
Oder willst du, schöne Donna,
    Willst du sie, die glüh'nde stillen,

Still' sie nicht mit lauem Gruße,
    Nicht in flüchtiger Erwarmung;
Stille sie mit heißem Kuße,
    Fesselloser Glutumarmung!

Birg auf ewig mir des Auges
    Glückverheißende Verklärung,
Deines Dichters Herz verwirre
    Nie ein Wink der Huldgewährung,

Oder reich' im vollem Becher
    Wie mein dürstend Herz ihn fodert,
Deiner Liebe gold'ne Flut mir
    Heiß, wie sie mich selbst durchlodert!

III.
Sind sie's wirklich denn, die Sterne
    Deiner Augen, schönste Fraue,
Die mir sonst gestrahlt von ferne,
    Drein ich nun so selig schaue?

Sind sie's wirklich, deine prächtig
    Schwarzen Locken, seidne Pfühle
Deines Haupts, drin mitternächtig
    Ich die heißen Wangen kühle?

Ist sie's wirklich denn, die Welle
    Deines Busens, langersehnet,
Meines Glückes Lilienschwelle,
    Dran mein selig Haupt sich lehnet?

Bist du's wirklich, schönste Donna,
    Die mit liebendem Erbarmen
Süß berauscht und süß berauschend
    Endlich ruht in meinen Armen?

IV.
Weiche, sel'ge Schwüle wittert
    Wonnehauchend durchs Gemach hin,
Und von Herz zu Herzen zittert
    Sehnsuchtsvoll ein glühn'des Ach hin!

Und ich kühle meine schwüle
    Stirn an deinen duft'gen Locken,
Deines Busens weichem Pfühle,
    Deiner Wange Blütenflocken;

Kühle sie — ob auch zusammen
    Flamme hier und Flamme fluten:
Liebe kühlt sich ja in Flammen,
    Stirbt beseligt nur in Gluten!

Und ein Phönix ist die Liebe:
    Wie er stirbt und lebt Äonen,
Sterben und ersteh'n die Triebe
    In der Wonne Glutenzonen!

V.
Goldner Schönheit flücht'ge Spuren
    Lockten mich im Erdentale:
Herrlicher auf Himmelsfluren
    Lockten mich die Ideale.

Und so schwebt' ich sehnend oben
    In den idealen Höhen,
Drüber sich die Sternengloben
    Rein, doch hoch und frostig drehen.

Ahnt' ich daß mir noch zu schauen
    Schön'res vorbehalten bliebe,
Als mir zeigten Erd' und Himmel? —
    Aber sieh, da kam die Liebe!

Und — ich muß die Stunde segnen, —
    Erd' und Himmel mir zerstiebten,
Um sich schöner zu begegnen
    In dem Reize der Geliebten!

VI.
Lang genug im Meer des Lebens
    Kämpft' ich, in versumpften Tiefen,
Deren Perlengrund vergebens
    Meiner Sehnsucht Stimmen riefen.

Auf der Liebe heil'gen Pfühlen
    Träumend auszuruhn begehr' ich,
In unendlichen Gefühlen
    Gern mein Endliches verzehr' ich.

Seit mir aus dem Zeitenstrome
    Dämmerte der Liebe Nacht auf,
Reizlos geht am Himmelsdome
    Mir des Tages gold'ne Pracht auf:

Komm, o Nacht! Verglühte Sonnen,
    Taucht in Meerestiefen nieder!
Nächtlich find' ich euch im Bronnen
    Ihres schönen Auges wieder!

VII.
Selig, wie der See, der helle,
    Wiegt den Schwan auf Silberfluten,
Trägt mein Herz die Flammenwelle
    Weicher, süßer Liebesgluten.

Holde Flut, zu welchem Strande
    Trägst du wohl mein Herz, mein wundes?
Ewig nur zum Blumenrande
    Ihres honigsüßen Mundes.

Nicht Philister noch Zelote
    Schelte diese Liebesflamme:
Wißt, ich bad' im Morgenrote,
    Während ihr mich sucht im Schlamme!

Liebe hat mein Haupt umschlungen
    Wie mit einem Heil'genscheine:
Mir zu Füßen wälzt bezwungen
    Sich ein Drache — das Gemeine.

VIII.
Heiliger Hafis, beschreien
    Mag der Schwarm dich der Philister,
Ich doch will wie du mich weihen
     Zu der Liebe hohem Prister!

Mir auch allzustraff gespannt schien
    Deines kühnen Sanges Bogen,
Aber seit ich selbst entbrannt bin,
    Schwimmend in der Liebe Wogen,

Fühl' ich, daß des Okzidentes,
    Frost in mir nun aufgetaut ist,
Daß auch mir des Orientes
    Liebesrose Herzensbraut ist!

Weih' ich mich dem Dienst der Rose,
    Wird mein Sinn erblüh'n zum Allsein,
Und mein Herz in ihrem Schoße
    Eine süße Nachtigall sein!

Asyl

Schlafbefangen ruh'n wir schnöde:
    Goldgier ist der Zeiten Amme,
Säugt uns dumpf und säugt uns blöde:
    Helden; Weise säugt sie nicht
Und des Ideales Flamme
    Flackert einsam in der Öde,
Glüht im Moder, glüht im Schlamme
    Mit erstorb'nem Dämmerlicht.

Aus der Welt versumpfter Welle
    Flüchtet' ich, von öden Klippen
Her an diese traute Stelle,
    An der Liebe holden Strand.
Reich mir, süßes Kind, die Lippen,
    Glühend mir entgegenschwelle
Deine Schwanenbrust, und nippen
    Laß mich deiner Küße Brand!

Schwand die Zeit der Heldensöhne,
    Wo aus männlich hohem Triebe
Idealer Himmelstöne
    Reingestimmter Klang gedieh' —
Schwinde nur im Weltgetriebe
    Du uns nicht, o Frauenschöne!
Lebt die Schönheit — lebt die Liebe,
    Lebt in ihr die Poesie!

Besänftigung

Gold'ne Mondesstrahlen schmiegen
    Sich wie Öl ins Meer, ins wilde,
Seine Fluten ruhn und wiegen
    Leise sich im Wonnetraum.
Also schmiegt von deinem Bilde,
    Sternengleich emporgestiegen,
Ebbend sich in reiner Milde
    Meiner Herzenswoge Schaum.

Ja es geht in wüsten Schäumen
    Hoch mir oft des Herzens Welle,
Bis, gelockt von Götterträumen,
    Fern zu dir mein Sehnen schifft:
Bis mein Auge, liebeshelle
    Schweifend über weiten Räumen,
Endlich doch die traute Seele
    Seiner liebsten Ruhe trifft!

Lächelnd, mit dem Demantschilde
    Deines Reizes, froh zu siegen,
Nahst du mir, den Busen milde
    Zähmst du mir mit gold'nem Zaum:
Deines Auges Strahlen schmiegen
    Sich wie Öl ins Herz, ins wilde;
Seine Fluten ruhn und wiegen
    Leise sich im Wonnetraum!

O gib die Seele mir zurück

" O gib die Seele mir zurück,"
    Klagt' ich, "die du geraubt!"
Da neigt sie, o Wonneglück,
    Zu mir ihr lockig Haupt.
Sie lächelte: "Doch sage mir,
    Wo nimmt sie wohl den Weg?"
"O komm," sprach ich, "ich zeige dir
    Der Seelen Purpursteg!

Berühre mit der Lippe leis'
    Und linde meinen Mund!"
Sie tat's, — da flammte glühend heiß,
    Ein Kuß aus Herzensgrund:
Und eine Seele zog berauscht
    Ins Herz im Kuße mir —
Doch war's die ihre, holdvertauscht,
    Die meine blieb bei ihr!

In deiner Liebe Zauberbann

In deiner Liebe Zauberbann
    Behagt mir's allzuwohl,
Ich denke nicht von fern daran,
    Daß ich ihn lassen soll:
Es hält sein Glück der Weise fest,
    Und bettet d'rin sich weich,
Und läßt der Liebe wonnig Nest
    Nicht um ein Königreich.

Ist nicht dein Auge süß und klar,
    Die Wange weich und rund?
Ist glänzend nicht dein gold'nes Haar
    Und honigsüß dein Mund?
Ist nicht erquickend und gelind
    An deiner Brust die Ruh'?
Bist du nicht ganz ein Götterkind,
    Du holde Kleine du?

Da draußen wogt die wilde See,
    Da weh'n die Winde kühl;
Du bettest mich, o milde Fee,
    In blumiges Gewühl!
Da draußen ist das Leben hohl
    Und leer und blütenarm,
Bei dir so traulich freudevoll,
    So reich und liebewarm!

D'rum denk' ich nicht von fern daran,
    Daß ich dich lassen soll;
In deiner Liebe Zauberbann
    Behagt mir's allzuwohl.
Es hält sein Glück der Weise fest,
    Und bettet d'rin sich weich,
Und läßt der Liebe wonnig Nest
    Nicht um ein Königreich!

 
Rosensymbol

"Soll ich trau'n der flücht'gen Rose, die du mir zum Pfande gibst,
Zum Symbol für wandellose Glut und ew'ge Bande gibst?
Flüchtig ist die holde Blume nicht wie Rosentriebe blüh'n,
Ewig muß im Heiligtume deiner Brust die Liebe glüh'n!"

Schilt mir nicht die flücht'ge Rose, nimm sie nur zum Pfande hin!
Deutet alles Dauerlose nicht auf Geisterbande hin?
Weiß die Liebe nicht, die voll ist von dem Überschwänglichen,
Daß das Flücht'ge stets Symbol ist eines Unvergänglichen?