Ich
möchte dir ein Lied ersinnen
Ich möchte dir ein Lied ersinnen:
Doch was wie Sonnenfäden zart
Sich will um unser Wesen spinnen,
Das spottet jedes Wortes Art.
Es klingt in mir wie Märchenglocken
Aus der Gefühle Wellenreich,
Doch kann ich keinen Ton entlocken
Dem Saitenspiel, der ihnen gleich.
Ich kann nur scheu entzückt empfinden,
Wie über eines Abgrunds Rand,
Den keine Brücke kann verbinden,
Zwei Seelen reichen sich die Hand.
Üppig blühendes Gefilde
Üppig blühendes Gefilde
Hat mein Auge nie entzückt,
Nie an einem Menschenbilde
Heit're Schönheit mich berückt.
Züge lieb' ich, herb wie deine,
Einen Mund, der streng sich schließt,
Bis den Ernst mit hellem Scheine
Sonnig Lächeln übergießt.
Seit ich einmal halb verstohlen
Schaute solchen Wunders Pracht,
Möcht' ich Gold und Perlen holen
Aus des Fühlens tiefstem Schacht.
Möchte meine Seele geben,
Säh' ich drob dein Angesicht
Lächeln und dein dunkles Leben
Glückverklärt und sonnenlicht.
Das war ein
Blick ins tiefste Herz
Das war ein Blick ins tiefste Herz!
Die Maske fiel von deiner Miene;
Es riß die deckende Gardine,
Die buntbemalt mit kühlem Scherz.
Und streiften hundertmale noch
Die Märzenstürme meinen Garten,
Still und geduldig will ich warten,
Denn Frühling, Frühling wird es doch!
Was mein Aug mich
heißt bezwingen
Was mein Aug' mich heißt bezwingen,
Was die Zunge schlägt in Bann,
Sehnsucht ist's, mein Garn zu schlingen
Ganz um dich, geliebter Mann.
Was dir mählich im Gemüte
Sich aus Knospenhüllen schält,
Scheint mir eine blaue Blüte,
Wie das Märchen uns erzählt.
Weiß ich's, wenn ich liebewerbend
Öffne ihrer Blätter Hut,
Ob sie nicht, im Keim verderbend,
Welke in zu früher Glut?
Hebst in heit'rer
Freunde Rund'
Hebst in heit'rer Freunde Rund'
Du das Glas zur Lippe,
Führ' auch in den Trank zum Mund,
Daß ich heimlich nippe.
Was nach strenger Sitte Schluß
Wir nicht zeigen dürfen:
Süßen Gruß und heißen Kuß,
Deutet solches Schlürfen.
Und ich weiß: im Menschenschwarm
Bin ich nicht verloren,
Denn ein Herz hat liebewarm
Still mich auserkoren.
Und das Höchste nenn' ich mein —
Was der Sinn auch wähle,
Ist dagegen Schaum und Schein —
Eine Menschenseele.
Es sprach der
Mond mir Tröstung zu
Es sprach der Mond mir Tröstung zu
Am Tage seiner Wende:
Ein Weilchen noch halt' aus in Ruh',
Bald ist dein Leid zu Ende.
Noch einmal muß am Himmelsraum
Die helle Scheibe schwinden,
Schmal, wie ein winzig Strichlein kaum,
Wirst du mich wiederfinden.
Dann aber wachs' ich Tag für Tag,
Aufleuchtend wie dein Hoffen,
Bis, was dein Herz ersehnen mag,
Ist endlich eingetroffen.
Ich strahl' in voller Herrlichkeit
Ins Dunkel deiner Schmerzen,
Und finde eine selige Maid
An des Geliebten Herzen.
Spät war's,
wohl mitternächt'ge Stunde
Spät war's, wohl mitternächt'ge Stunde,
Und dunkel, rings kein Licht entfacht,
Im Scheidekuß hing Mund am Munde,
Vier Lippen flüsterten: "Gut' Nacht!"
Dann schlich ich still auf leisen Sohlen
Mit meinem Glück ins Schlafgemach,
Ich wagte kaum das Atemholen,
Als rief' ich arge Räuber wach,
Die meinen Schatz, den wundersamen,
Mir raubten aus des Herzens Schrein.
Kein Laut, kein Licht, nur deinen Namen
Als Nachtgebet — so schlief ich ein.
O sag mir nur ein Wort
O sag' mir nur e i n Wort! Es gibt
Mir Seligkeit in reichster Fülle,
Sag' mir, daß du noch nie geliebt,
Daß noch kein Strahl durchbrach die Hülle.
Sag' mir, daß du der Liebe Lust
Und Sehnsucht kanntest nur vom Nennen,
Daß du um Qualen nie gewußt,
Die oft ein Herz zu Asche brennen.
Sag' mir, nur einen Ostertag
Hat jede Brust und eine Minne,
Was früher, später glühen mag,
Es ist nur Herbst und Trug der Sinne.
Zurück bringt keines Künstlers Müh'n
Den abgestreiften Duft der Pflaume,
Die Rose kann nur einmal blüh'n
Und wird nie mehr zum Knospentraume.
Es
schläft in meiner Brust ein finstrer Geist
Es schläft in meiner Brust ein finstrer Geist,
Der mitten in das vollste Frühlingsweben
Einbricht lawinengleich und niederreißt
Mit einem Schlag das frischerblühte Leben.
Ein Sproß von jenem Wort: "Ich bin wie du!"
Das einstmals fiel zu Anfang der Geschichte,
Ein Schatten aus der alten Grabesruh,
Die ewig streitet mit dem Sonnenlichte.
O leg' erlösend deine Hand auf mich
Als güt'ger Heiland, der mit sanftem Munde
In Segen kehrt der Schlange gift'gen Stich
Durch deiner Liebe milde Himmelskunde.
Verzeih mir, wenn ich kalt und herb erscheine
Verzeih mir, wenn ich kalt und herb erscheine,
O, glaub', daß ich im stillen drüber weine.
So oft ich meinen Blick von deinem wende,
Falt' ich, daß du vergibst, im Geiste die Hände.
Und wenn ich mich zu kargen Worten zwinge,
Sag' ich dir heimlich tausend süße Dinge.
Je mehr ich vor den Menschen sie verhehle,
Je tiefer gräbt die Lieb' sich in die Seele.
Seit mir verwehrt, dir Leid und Lust zu zeigen,
Ward erst mein ganzes Wesen dir zu eigen.
Laß mich auf halbem
Wege stehn
Laß mich auf halbem Wege stehn!
Und lockten tausend Stimmen,
Nicht weiter darf ich mit dir gehn,
Die Höhen zu erglimmen.
Das Schönste an des Lebens Pfad:
Der Liebe Vollentzücken,
Die selt'ne Blume, hoch am Grat,
Ich soll sie nimmer pflücken.
Du steigst bis zu der Firnen Saum
Und schaust in blaue Fernen,
Ich muß im eng begrenzten Raum
Mich still begnügen lernen.
Dein Lebensziel dem Gipfel gleicht,
Beglänzt vom Sonnenstrahle,
Das meine ist schon längst erreicht,
Mein Weg der geht zu Tale.
Herbst ist's,
im Tal und auf den Höh'n
Herbst ist's, im Tal und auf den Höh'n
Ist längst das Korn schon abgenommen,
Und doch, es ist so wunderschön,
Als wär' der Frühling neu gekommen
Und spräch' zum Abschied noch einmal
Zum Troste vor des Winters Leiden:
Leb' wohl, du schönes, stilles Tal,
Auf lange, lange muß ich scheiden.
Es steht der Baum, der Blüten trug,
Im braun und roten Herbstgewande,
Und drüber fliegt ein Schwalbenzug
Den weiten Weg zum fernen Lande.
Nun drück' noch einmal mich ans Herz,
Ich will es selig, selig leiden,
Mir ist, als spräch's durch Lust und Scherz:
Auf lange, lange muß ich scheiden.
Die letzten
Sonnenstrahlen glänzen
Die letzten Sonnenstrahlen glänzen
Dir auf das dunkle Lockenhaar,
Und deine hohe Stirne kränzen
Mit ihrem Gold sie wunderbar.
Doch wie wir stehen freudetrunken,
Flieht unbemerkt ihr letzter Strahl,
Bald ist sie ganz hinabgesunken
Und Dämmerung umhüllt das Tal.
Es hebt sich wie Gefängnismauer
Der Berge ernste graue Wand,
Du schaust mich an voll stummer Trauer
Und scheidend drück' ich dir die Hand.
Du gehst, nun
löschen aus die Farben
Du gehst, nun löschen aus die Farben,
Nun gibt's für mich kein Himmelsblau,
Kein Wiesengrün, die Blumen starben,
Wohin ich seh', ist Aschengrau.
Doch meine Geister werd' ich zwingen,
Die sonst zu Diensten mir bereit,
Damit sie nah'n auf schnellen Schwingen
Und mir entrücken Welt und Zeit.
Daß süße Lieder mich umgaukeln,
Bis ich für andres taub und blind,
Daß sie umfingen mich und schaukeln
Und trösten gleich dem Wiegenkind.
Noch nie gelang's mir zu besiegen,
Was so viel Not mir schuf und Pein,
Den heißen Drang, mich anzuschmiegen
Wann werd' ich lernen einsam sein?
Wie mondhell
und wie mild die Nacht
Wie mondhell und wie mild die Nacht!
Fern wirst du sitzen und sinnen,
Verrauscht ist der Tag und das Herz erwacht
Und fordert mit Macht
Sein Recht an Glück und Minnen.
Wohl malt mein Traum dein Bildnis gut:
Gebeugt den Wuchs, den schlanken,
Auf der Hand die Stirn und das Auge ruht,
Die berückende Flut,
In der meine Wünsche versanken.
Ach, daß mir Geistergewalt im Bund
Tarnkappe und Schwingen vertraute,
Verborgen zu lauschen in dämmernder Stund',
Was flüstert der Mund
Stillheimlich für liebe Laute.
Und dächtest du mein, wie's ein Traum oft gibt,
Wie bei des Sommers Entfärben
Der Blumen man denkt, nun welk und zerstiebt, —
Du hast mich geliebt —
Genug für ein seliges Sterben.
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