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Frau'n-Käferl
Gedichte
Anton Freiherrn von Klesheim

Dresden 1854
Verlag von Robert Schaefer

Das Frau'n-Käferl 1
 

Das Frau'n-Käferl
Winter und Früahling
Heirats-Vergnügen
Die Tränen
Kirchhof Bilder
Die vieln G'schäft
Der Kranke und sein Versprechen
Verirrung
Der Zitherspieler

 
Die Sonnenfinsternis
Liabs Gschichtn
Auf der Alm
Was mei Muatter nit leidn mag

 

Das Frau'n-Käferl


Im Wald da hat a Röserl blüaht,
A schneeweiß's, ohne Dorn;
Und in den weißen Röserl hat
Mei Müatterl mi geborn.

Sie hat mi gnährt von Rosn Duft,
Uns von an Tröpferl Tau;
Und hat mi da recht wohl erzogn,
Die guate Käfer Frau.

Sie hat mir a das Kriachn glernt,
So viel ma braucht für's Leben;
Und hat mir extra zagt, wia i
Die Flügerln soll erhebn.

Wia hoch i fliagn soll, und wohin,
Daß i was kennen lern;
Kurzum sie hat mir gsagt, wo i
Was segn kann, und hörn.

Und kaum bin i so groß als wia
Mei Käfer Müatterl gwest;
So hab i 's a verlassn glei,
Das weiße Rosn — Nest.

Hab gsagt: liabs Müatterl bhüat di Gott,
Bin lusti in d' Luft h'nauf gflogn,
Und in die schöne, weite Welt,
Auf Wanderschaft auszogn.

Da hab i gsegn so Mancherlei,
Hab viel Erfahrung g'macht;
Den vor an Käferl, vor an klan,
Nimmt si ka Mensch in Acht.

Und was i auf der Wanderung
Hab reden ghört, und singen,
Das will das Frau'nkäferl jetz
In Liadern wieder bringen.

Und is a 's Büachl was i bring,
Nit glehrt und hochstudiert;
So is mei Wunsch schon reich erfüllt,
Wann's g u a t  a u f g n u m m e n wird.

Und brächtn d' Liader Andre a
Viel g'lehrter, und viel besser,
I bin a F r a u 'n  K ä f e r l nur,
I bin ja ka P r o f e s s o r!

Winter und Früahling

I.

Der Wint'r is gar a wilder Gast,
Mit sein griasgramign Gsicht;
Ma zittert schon am ganzn Leib
Wann ma'n von Fern nur siecht.

Und oft is er noch streng dabei,
Daß ma's kaum kann erleidn;
Drum wer mit ihm mit umgehn muaß,
Der tuat'n liaber meidn.

Da liegt no d'Erdn in tiafn Schlaf,
Die Blümerln schlafn drunter;
Sie sein mit Schnee und Eis zuadeckt,
Und wern lang nit munter.

Denn wan ans a neugierig wollt
Sei Köpferl außer steckn;
So friert's sie sich das Naserl, und
Schliaft wied'r unter die Deckn.

Die Fischerln schlafn a schön stad,
Den's Bacherl tuat nit rauschn;
Die Wellerln können a nix redn,
Mit Wem solln's denn was plauschn?

Die Bäum sogar stehn traurig da,
Und wissn si Nix z'schaffn;
Se gebn anand die dürrn Händ,
Und tuan im Stehn da schlaffn.

Der Wind allan is munter nur,
Möcht plaudern mit an Jedn;
Do jeds Wort tät am d'Ohrn abschneidn,
So kalt sein seine Redn,

Es schadet Manchn freilich nit,
Tät er mit'n Wind dischkrirn.
Er könnt von seine langen Ohrn,
A Stückert do verliern.

Nur das macht Schmerz, und deßwegn mag
Ka Mensch den Wind, den kaltn,
Und so bleibts halt bei Vieln mit
Die langen Ohrn beim Altn.

II.

Und weil Alls schlaft, was d'Erd belebt,
Schauts aus im weitn Land;
Als wär üb'r alle Menschn Freud,
A schneeweiß's Bahrtuach g'spannt.

Als wann a Toder wär im Sarg,
Der da liegt auf der Bahr;
Der uns im Lebn Lust und Freud,
Der uns das Liabste war.

Drum wird den Herz, das frisch noch is,
Im Winter traurig d'Welt;
Weil all die Lust liegt in den Sarg,
Zu den der Schlüßl ihm fehlt.

Der Schlüßl den ka Mensch auffind't,
Im ganzn Lebns Lauf;
Der Schlüßl is in Gottes Hand,
Und Gott sperrt selber auf

Und zagt der Welt, daß er die Freud
Den Menschn nit will begrabn;
Er will nur daß die alte Erdn
A wenig Ruah soll habn.

Fünftausend Jahr is's Müatterl alt,
Und Was hats Alls schon tragn?
Da kann der liabe guate Gott,
Die Ruah ihr nit versagn.

Er will uns zagn nur, daß er selbst
Das Alter ehrt und acht't;
Er hat ja aus ihr die schöne Welt,
Und unsern Anfang gmacht.

Und is a d' Muatter Erden, dort.
Und da, a Bisserl grau,
Sie siecht do no recht sauber aus
Für so a alte Frau.

Und is's auf d'r Erd im Ganzn a
Nit mehr das Paradies,
Wia's Früahling wird, und Alles blüaht,
A Stückerl is's no gwieß.

III.

Und wia's alt Müatterl ausg'ruaht war,
Und kräftig wied'r is gwest;
Da weckt's der Himmls Vater auf,
Zum Auferstehungs-Fest.

Da ziagn die Schwalbn her über's Meer,
Tuan jeds Land frei passiern;
Es braucht ihnen ka Polizei
Den Reis-Paß zu visiern.

Se reisn in höchstn Auftrag ja,
Als Kabinets-Kourier;
Mit der Depesch: Der Früahling steht
Schon draußn vor der Tür!

Da schlagn alle Herzn froh,
Alls ruaft vor Lust: Herein!
Maiglöckerln klingen voller Freud,
Und läutn in Früahling ein.

Und auf an mild'n Sonnenstrahl,
Da sitzt der Jüngling drauf;
Und küßt die Erdn aus ihrn Schlaf,
Und weckt die Blümerln auf.

Und springt herum ganz frisch und frei,
Als wär er da schon z' Haus;
Ziagt übrall 's weiße Schnee-Tuach weg,
Und jagt'n Winter h'naus.

Nimmt's Eis von Fluß und Bachl furt
Gibt Blätter jedn Zweig;
Wischt sich von d'Wangen d' Rosn Blüah,
Und strads auf Bäum und Gsträuch.

Bind't d' Flügerln los den Schmetterling,
Laßt d' Vögerln Stimm erklingen,
Daß sie der ganzn Menschheit solln
A Früahlings Liadl singen.

Und weil die Vögerln ohne Text
Tuan singen, blos die Notn,
So braucht ihr Gesang gar ka Zensur,
's wird ihnen nix verbotn.

Und warum soll von d' Vögerln grad
Ma's Text Aussprechn wolln;
Ma hört ja von die Säng'r oft kan,
De 'n do aussprechn solln.

Do singt a Vogl a ohne Wort,
's tuat do ins Herz eindringen,
Und steht auf jedn Grashalm gschriebn,
Was de klan Sänger singen.

Daß d' Menschn Gott solln dankbar sein,
's alt Erdn Müatterl ehrn,
Denn's lebt si do recht guat auf ihr
Weil mir nit weg begehrn.

Und is a d' Erdn nit mehr so schön
Wia's junger gwesn is;
Sie is do immer no a recht
Guats Stückerl Paradies.

Heirats-Vergnügen
A Histori mit vier Titln
und in drei Kapitln.


Ersts Kapitl
Der Bräutigam

Mei Freund war als Bräutigam
In an Vergnüagn,
In Schlaf, hat er glaubt,
Wern die Engln ihm wiagn.

Den Himml, den hat er
Voll Geign allweil gsegn,
Statt Schnee, weiße Rosn, und
An goldenen Regn.

Die Täg wunderschön, nit
A anzige schlecht;
Und nachher versteht si,
Nur himmlische Nächt.

Die Wolkn, hat er glaubt, de
Ziagn alle vorbei,
Kurzum er hat traumt von
An ewign Mai!

Zweits Kapitl
Ehmann

Mei Freund der hat gheurat,
Drei Jahr sein vorbei,
Jetzt kummt er, und klagt
Über d' Heuraterei.

Sei Frau war a Engerl,
Jetz is's nur a Frau;
Vom Himml siecht er nit
A Stückerl mehr blau.

Die Tag sein nit schön, weil
Ihm d' Frau nimmer gfallt;
Die Abnd sein kühl, und
Die Nächt die sein kalt.

Die Wolkn, und Gewitter
Stelln häufig si ein;
Es donnert, und blitzt, und
Schlagt manichmal ein.

Jetz hat er drei Kinder,
De schrein Nacht und Tag,
Jetz find't er das Heuratn
Is nur a Plag.

Ja und an den ewig
Blau'n Himml sei Stell,
Da stellt er den Ehstand
Jetz hin als die Höll.

Dritts Kapitl
Jung G'sell

I hab mi a wolln
Zum Heuratn neugn
Hab denkt, in der Eh hängt
Der Himml voll Geign.

Doch jetz siech is's, wann ma
A Frau ins Haus nimmt,
Da wern bald am Himml
Die Geign verstimmt.

Drum will i, fürs Leben mi
Als Jung-G'sell begnüagn,
Und dank für das himmlische
H e u r a t s-V e r g ü a g n.

Die Tränen

Es gibt auf der Welt oft
So Manchn der mant,
Und sagt, 's is a Schand für
An Mann wan er want.

A Mann haßt's, soll stark sein
Si Niamals beklagn,
Er soll ohne Tränen
Alln Kummer ertragn.

Do wer so was sagn kann,
Hat sicher ka Herz,
Der waß nit das Tränen
A Trost sein im Schmerz.

Möcht segn was mancher
Unglückliche tät,
Wann er in sein Kummer
Die Tränen nit hät.

Denn is sei Herz oft bis
In d' See! h'nein verwund't
Es brechet, wann er si
Nit auswanen kunt.

Drum Tränen sein Segn
Von himmlischer Hand;
Und deßwegn is's Wanen
Für Niemand a Schand.

II.

An Buabn den's Müatterl
Sein Alls war im Lebn,
Für de er mit Freudn
Sein Herzbluat konnt gebn.

Den Buabn wird sein Müatterl
Sein alts gfährlich krank;
Er siecht wohl es dauert
Mit ihr nimmer lang.

Der Bua wart's und pflegt's,
An ihrn Bett Tag und Nacht,
Halt't kindliche Liab, und
Die Dankbarkeit Wacht.

Da tuat's Müatterl d' Hand
Auf ihrn Sohn sein Kopf legn,
Und dankt ihm für Alles,
Und gibt ihm ihrn Segn.

Und legt sie an sein Herz, was
So treu schlagt und warm,
Und's Müatterl war gstorbn
In ihrn Sohn seine Arm.

Da falln warme Tränen
Auf ihr eiskalte Hand,
Und da, glaub i, war wohl
Das Wanen ka Schand!

III.

A junger Soldat hat
A Herzliabste z' Haus;
Und is 'r auf der Wacht,
Oder am Schlachtfeld drauß.

Fallt's Deandl ihm ein,
Kummt sei Vat'r ihm in Sinn,
Und sei Brüaderl, sei klans
In der Waldhüttn drin.

Und wia da Kriag aus is,
Da fliagt er in An
Zum Deandl; zum Vatern;
Zum Bruadern zum klan.

Mein Gott das sein Freudn,
Da küssn 's 'n a,
Und schau'n ob ihm nit
Was fehln tuat wo.

Und wia sie segn das er
Ganz frisch is und gsund,
Da halsn's und bußln's
Ihm ab obn und unt.

Und tuan nix als wanen
All Vier mit anand;
No da, glaub i, is a
Das Wanen ka Schand!

IV.

A Mann den ma Ehmals
Kunt schätzn und ehrn,
Hat schwer si versünd't an
Sein Land und sein Herrn.

Drum hat er von Weib, von
Sein Kind müaßn scheidn,
Und die grechte Straf in
An Kerker erleidn.

Doch wann Ans, was gfehlt hat,
Von Herzn bereut;
Üabt gwieß jeder Landsherr
Gern Mildtätigkeit.

Und so hört er bald, daß
Sein Fürstn sei Gnad,
Die Kettn ihm abgnummen,
Ihm frei gebn hat.

Und wia er sei Weib, und
Sein Kind wieder siecht,
Da rolln Freudn-Tränen
Ihm glei übers Gsicht.

Und betn tuat er für
Sein Herrn, und sei Land,
Und da, glaub i, war wohl
Das Wanen ka Schand!

V.

A Ehpaar, a jungs, was
Si kümmerlich nährt
Was gar kane Freudn
Ghabt hat auf der Erd,

Das wollt aber Alles
Recht gern ertragn;
Die schwereste Arbeit
Und Tag und Nacht Plagn.

Um Ans nur hams betn
Den himmlischn Herrn,
Daß's mit an klan Kind
Amal gsegnt solln wern.

Und Gott der so guat is,
Der schickt ihnen ans,
A Büaberl a gsunds, so
A herzigs a klans.

Die Augn vom Müatterl,
Vom Vatern das Gsicht;
Das war jetz a Jubl,
Das war jetz a Gschicht.

Die Muatter de löst si
In Tränen schier auf,
Der Vater nimmt's Kind, hebts
Zum Himml hinauf.

Und sagt: Gott i bin nimmer
Arm, ich bin reich;
Das Weiberl is mein, und
Der Bua siecht mir gleich.

Drauf z' druckt 'r a Paar Tränen
Si mit der braun Hand;
Da, glaub i, war a wohl
Das Wanen ka Schand!

Drum Tränen sein immer
Von Wemm's gwant sein mögn,
Vom himmlischn Vatern
A himmlischer Segn.

Kirchhof Bilder

I.
Mei Aussicht

I hab a klans Stübl,
Gar nett is's und rein;
Durchs Fenster da siecht ma
In Kirchhof hinein.

Und oft wann der Mond so
Recht spiaglhell leucht,
Da wern mir die Augn
Vor Kümmernis feucht.

Da denk i so nach, daß
In mein ganzn Lebn;
Mir's Schicksal nit an Tag
An glücklichn hat gebn.

Da denk' i so nach, an
Mein Kummer, und Schmerz;
Und obs nit bald aus schlagn
Wird, mei kranks Herz?

Und wie i so denk, geh i
Ans Fenst'r, und schau h'nein,
In Kirchhof den stilln, wo
Die Glücklichn sein.

Da siech i im Gedankn
Den Platz für mei Grab,
Und das is die ganze
Aussicht, de i hab!

II.
Mein täglicher Gang

's gibt Leut de am Freudhof
Recht trüabsinnig wern;
Bei mir da is's Anders,
I bin da recht gern.

Viel Leut fürchtn 's Freudhofgehn,
I freu mi drauf,
A Gang an de Ruahstatt,
Der heitert mi auf.

Was nutzt am die Stadt, und
Das Lebn in der Stadt;
Wann ma drinn ka Seel, de
Am teuer is, hat.

Am Freudhof drauß aber
Sein all meine Leut,
Is Alles beisammen,
Mei Lust und mei Freud.

Mei Vater, mei Müatterl,
Die Gschwister von mir,
Find i all' beinander
Da, in an Quatier.

Da setz i mi hinn an
Ihr Grab-Hügl-Haus,
Und red da mit Jedn,
Und plauder mi aus.

Und wann i a ka Antwort
Von sö kriagn kann;
Mir is do im Herzn,
Sie hörn mi an.

Oft tua i a wanen,
Wia's manchmal scho geht,
Hernach sag i wieder
Für Jeds a Gebet.

A ruahsame Nacht no
An Jedn, und hernach
Da geht’s wieder z' Haus,
Und so geht’s alle Tag.

Bis's mi amal selbst habn
Zu d' Meinign g'bracht.
Wer aber sagt mir wohl
A ruahsame Nacht?

III.
Vergänglichkeit

Am Kirchhof tragn's a alte Frau,
Viel Leut begleitn's h'naus;
Es wanen Kind'r und Enkln sich
Am Grab die Augn schier aus.

Sie setzn ihr auf das Grab a Kreuz,
Mit Bumen wird’s verziert;
A Baum wird pflanzt, a Schrift de sagt
Wo die alte Frau loschiert.

Und Allmal zu der Früahlingszeit
Tua'n frische Blumen blüahn,
Da sicht ma d' Kind'r und Enkl am Grab,
Wia's betn, und liegn am Knia'n.

So geht das furt a guate Zeit,
Bis a Kind nach den andern,
Bis d' Enkln vom Großmüatterl a
Zu ihr hinunter wandern. — —

Da steht das Grab jetzt Blumen leer,
's tuat kane Tränen fliaßn,
Es tuat ka Mensch mehr auf den Grab
Die Trauerweidn giaßn.

Der Baum is dürr, das Kreuz is weg,
Ka Schrift is mehr zu lesn;
Und ka Mensch find't mehr, wo das Grab
Von d'r altn Frau is gwesn.

Und was am Freudhof gschiecht, passiert
Im Lebn zu jeder Zeit;
Für Alles gibts a anzigs Wort,
Das haßt: — V e r g ä n g l i c h k e i t.

VI.
Der noble Ton

Wann a vornehmer Reicher stirbt,
Find i's gar sonderbar,
's gehn die Verwandtn und die Freund
Nit hinter seiner Bahr.

Nur Diener siecht ma in Livre'n,
Von jeder Herrschaft anen,
Die mitgehn müaßn auf Befehl,
Und statt der Herrschaft wanen.

Und hintn nach, am End von Zug
Da fahrn a Menge Wägn;
Da wo i h'nningschaut hab, i hab
Nit An drinn sitzn segn.

Wia kummt denn das? was is den das?
Hab i gfragt öfters schon,
Und da hab i zur Antwort kriagt,
Das ghört zum nobln Ton.

Das also ist der noble Ton,
Daß Kans mit'n Leichnam geht;
Daß für Vornehme Tode, kans
An Vaterunser bet't?

Da sein die armen Todn doch
Viel besser dran als d' reichn;
Wann's a mit alln Glockn nit
Z'sammläutn bei de Leichn.

Wan's a ka Bahrtuch habn. ka gstickts,
Kan Polst'r, an Goldverziertn;
Wanns a kan Fackltrager habn,
Kan Sarg, kan politiertn.

's läut nur a anfachs Glöckerl, wann's
Zur Ruah den Armen legn,
Der Pfarrer aber bet't für ihm,
Gibt ihm den letzn Segn.

Und de den armen Todn im Lebn
Habn g'ehrt, und gschätzt, und gliabt,
Stehn alle um das Grab herum,
Und sein gar tiaf betrüabt.

Drum hat für mi a Armen Leich
A viel schönre Bedeutung,
Als d' Leichn nach'n nobln Ton,
Mit Dienerschaft Begleitung.

Die vieln G'schäft

I hab heut wirkli viel zu tuan,
I kenn mi gar nit aus;
Der Hans der hat man Zins nit zalt
Heut jag i'n aus'n Haus.

Er hat fünf Kind'r, und a kranks Weib,
Deßwegn wird er do pfänd't,
Was braucht a Armer Kinder z'habn,
Tausnd Element!

Der Pet'r is zwar a braver Mann,
Der si um's Taglohn plagt:
Ab'r er schuld't mir an Guldn, und,
Drum wird er heut no klagt.

Die Nachbarin danebn hat gsagt:
I war a harter Mann,
Das is a Ehrnbeleidigung
Das zag i heut no an.

Mein Freund sei Bua hat m'r Äpfl gstohln,
I sollt mi zwar nit schern,
I hab no gnua, aber na der Bua
Muaß heut no prüglt wern.

Do eh i an die G'schäftn geh,
Ans Prügln, Pfändn, Klagn,
Will i in d' Kirchn betn gehn. —
So muaß der Mensch si plagn!

Der Kranke und sein Versprechen

's liegt a Kranker in sein Bett z' Haus,
Und sein Körper quäln Schmerzn;
Da bereut er, was er tan hat
Gegn sei Gsundheit, wohl von Herzn.

Er bereut a alle Sündn,
De er in sein Lebn begangen,
Und verspricht, wann er die Gsundheit
Wieder soll von Gott erlangen.

Daß er Gott gar treu ergebn,
Und a sittsams Lebn führt;
Daß er nimmer Nachts will schwärmen,
Und recht zeitli z' Haus gehn wird.

Und der Kranke der wird besser,
Und wird gsund nach a paar Wochn,
Und er halt a wia er gsund war,
Was als Krank'r er hat versprochn.

Er bleibt treu sein Lebn wia Eh, hat
Nit auf d' Sittsamkeit vergeßn;
Denn er is Tagtägli wieder
Bei sein Bier im Bierhaus gsessn.

Und daß er recht zeitlich z' Haus geht,
Das halt't gwissnhaft er zua;
Eh is er um Zwölfe in Bett glegn.
Jetz um Viere — in der Fruah.

Und das wundert manchn Menschn,
Der nit halt't was er verspricht;
Wann ihm nachher in sein Lebn
Amal nur was Uibls gschiecht?

Nit amal an Tag, an anzign,
Kann der Mann si überwindn;
Er macht wieder d' altn Fehler,
Er begeht die altn Sündn.

Gott is so gegn d' Welt so guat, und
Gegn die Menschn gegn die klan,
Und bestraft kaum von Millionen
Die a Straf verdienen — An.

Doch Versprechn muaß ma haltn,
Ob's jetz Weib is, oder Mann
Und Gott will gwieß ka Versprechn,
Was der Mensch nit haltn kann.

Verirrung

Zwa Täg hab i mein Schatz nit gsegn,
Das macht mi ganz betrüabt;
Denn i war in de saubre Dirn,
Halt gar so viel verliabt.

I suach ma's auf am Ackerfeld,
I geh auf d' Wiesn h'naus;
Schau ob's in Wald nit Erdbeer suacht,
Und sie is halt nit drauß.

Da is scho langsam dunkl worn,
I schau in Gartn h'nein;
Und schleich in d' Laubn wo mir oft
Beisammen gsessn sein.

Da hör i schnalzn mit'n Maul,
's klingt wia a Bußl just;
Und wia i schau, so wars mei Dirn,
De grad an Andern bußt.

Wünsch gsegnte Malzeit, hab i gsagt,
Sie want, und sagt ganz grührt;
Verzeih, wal's so stark dunkl war,
So hab i mi halt g'irrt.

Das Irrn is menschlich, sag i drauf,
Das gschiecht ja Dir wia mir;
Drum nimm i mir a Andre jetz,
I hab mi a g'irrt an Dir.

Do wann Du Dir an andern Buabn,
Zum Liabstn nehmen wirst,
So schau'n in Zuakunft' an beim Tag,
Daß di auf d' Nacht nit irrst!

Der Zitherspieler

A Zitherspieler spielt a Liad,
So innigli und mild;
Und statt die Notn hat er vor ihm
Der Herzn's Dirn ihr Bild.

Er schaut nit auf die Satn hin,
Schaut allwal 's Bildnis an,
Den sei Gedankn is, wann er spielt,
Ob Sie ihm hörn kan.

Das Deandl ab'r is in der Fremd,
Da klingt das Liad nit hinn,
Darum klingt a sei Liad so trüab,
So trüab als wia sei Sinn.

Da kriagt die Zith'r an Sprung in Spieln,
Das deud't a Unglück gwieß,
Und richti kummt a Briafl an,
Daß's Deanderl gstorbn is.

Und aus war jetz das Zitherspiel,
Zu gwalti war der Schmerz;
Und wia die Zither brochn is,
Bricht ihm das treue Herz.

Die Sonnenfinsternis

Alle Straßn stehn voll Leut, de
Haltn Gläser vor die Augn,
Und durch de wolln d' Leut, wan's ankummt,
D' Sonnensinsternis beschaugn.

I habs gsegn die Sonn verfinstert,
Ohne gfärbtn Glas und Brilln;
Do nit üb'rall war sie sichtbar,
I allan hab's gsegn im Stilln.

Denn i liab a Frau a schöne,
Und de Frau, de is mei Sonn;
Kummt mir de Frau in die Näh nur,
Zünd't sie mir das Herz schier an.

Ihre Augn glüahn, und leuchtn,
Wie das Feuer in der Höll,
Wem sie mit de Augn anschaut,
Der kann nimmer von der Stell.

Ihre Augn tuan so glanzn,
Daß's am mehr als d' Sunn no blend't,
Do i kann ihr schon hineinschau'n,
Bin de Augnblick scho gewöhnt.

I geh hin zu meiner Sonn, da
Sitzt sie auf ihrn Kanapee,
In der Hand a Spitzn Tüachl,
Und im Herzn Schmerz und Weh,

Da nimmt sie das Spitzn Tüachl,
Halts vor ihre liabn Augn,
Da war mir als wollt die Sonn durch
Trüabe Wolkn außerschaugn.

I ziag's Tüachl weg, da siech i,
Daß ihr Aug voll Tränen is;
Da is's aus gwest mit mein Himml, und
Das war d' Sonnenfinsternis.

Liabs Gschichtn

Der Bua siecht a Deandl,
Er schaut ihr in d' Augn;
Und 's Herz hat ihm gsagt:
Bua de könnt für di taugn.

Und wia's a si 's zweiti
Mal wiederum segn;
Da sagn's anander
Scho, daß's anand mögn.

Und wia de zwa's dritt'mal
Si z'sammtroffn ham,
Da b'stelln's anander
Zum Fensterlngehn z'samm.

Beim viertnmal führt Er's
Am Kirchtag zum Tanz,
Sie gibt ihm a Sträußl,
Er schenkt Ihr an Kranz.

Beim fünftmal kriagns schon
Den Müatterl ihrn Segn,
Der Pfarrer tuat ihnen
Die Händ z'sammen legn.

Beim sechstnmal seins bei
Der Hochzeit beim Schmaus,
Und 's Andre geht wia bei
Alln Liabs Gschichtn aus.

Auf der Alm

A Hüttn auf der Alm,
An klan Gartn dabei,
Und a Bacherl a klars
Fließt da lusti vorbei.

Von Felsn schallt's Echo,
Von Wald d' Nachtigaln,
Und der Gamsbock springt frisch,
Auf der Alm!

An Gott und an Rock,
Und a Herz und an Sinn;
Dazua den Segn Gottes
In der Almhüttn drin.

A Schmatzerl, von Schatzerl,
A Nest voller Schwalbn,
Und a so is 's am Schönstn,
Auf der Alm!

Und steht ma in Wald drinn,
So beim Wasser Fall;
In der liabn Natur,
In der Pracht uiberall.

Da kann ma nur betn,
Auf die Knia niederfalln,
Und Gott für Alls dankn,
Auf der Alm!

Und steht ma am Berg, und
Schaut rundum in d' Weit,
Siecht ma wia Gott groß is,
Und wia klan die Leut.

Drum solln die klan Leut, de
In Großtuan si gfalln,
Nur Amal hinauf,
Auf die Alm!

Da haben Sonn und Mond an
Ganz andern Schein;
Und d' Herzn auf der Alm
Sein wia d' Luft a so rein.

Drum finden a die boshaftn
Leut obn kan Gfalln,
Denn der Blitz trifft's an Erst,
Auf der Alm!

Und ruaft Gott die guatn Leut
In d' Himmls Halln,
Seins gschwinder bei ihm,
Wann 's da sterbn auf der Alm!

Drum liaber Gott tua
Mir den anzign Gfalln,
Laß mi sterbn mit mein Schatz
Auf der Alm!

Was mei Muatter nit leidn mag

Mei Muatter wills nit haben,
Das i an mei Büabl denk;
Mei Muatter wills nit haben,
Daß i wegn ihm mi kränk.

Sie wills a gar nit leidn,
Daß i ihm Briaferln schreib,
Daß er mei Mann soll wern,
Und i mein Buabn sei Weib.

Sie tuat halt das nit mögn,
Weil sie mein Buabn nit mag,
Und so hilft gar ka Bittn,
Ka Wanen, und ka Klag.

Mei Muatter kann nit fassn,
Den Kummer wegn an Mann;
Sie hat halt no mein Vatern,
Sunst fasset sie das schon.

Ja kriag i nit mei Büabl,
So wern's mi bald begrabn,
Hernach  wirds d' Muatter leidn,
Hernach wirds d' Muatter habn.