I.
Schwarz auf Weiß
A Kohlnbrenner voller Ruaß,
Möcht gern die Mülln'rin küssn;
Do d' Mülln'rin, wal er ruaßig is,
De will von ihm nix wissen.
Wia's aber hört, der Kohlbau'r Bua
Hat Geld, da wend't si 's Blatt,
Da sagts, i laß mi küssn,
Wal i waß, daß Er was hat.
Do wann i 'n nehmen soll, sagt sie,
So setz i Ihm an Preis;
Daß Er a schöns Vermögn hat,
Das will i S c h w a r z auf W e i ß.
Der Kohlbau'r Bua sagt: Müllnerin,
Das will i mit Vergnüagn,
Du sollst üb'r Alles was i hab,
Von mir was Schriftlichs kriagn.
Und extra, wann Du's habn willst,
Was Druckts no nebnbei;
Den i bin a no B'sitzer von
'ner eignen Druckerei.
Drauf nimmt'r um d' Mitt die Müllnerin,
Und küßts, die Mülln'rin zuckt;
Do 's hilft nix, denn es warn ihr scho
Viel Küß aufs Goscherl druckt.
Drauf sagt er: schau di an Müllnerin,
Und lob mein Drucker Fleiß;
In weißn Gsicht hast schwarzi Fleck,
Jetz hast es Schwarz auf Weiß.
Und das i arm bin waßt jetz a,
Drum is D'r an mir was glegn;
Nimm mi und meini Bußln hin,
Da hast mei ganz Vermögn.
II.
Weiß auf Schwarz
Die Mülln'rin hat den Kohlbau'r Buabn,
Zum Mann sich auserwählt;
Denn i bin reich, sagts, Du bist brav,
Mei Mann der braucht ka Geld.
I nimm di, sagt der Kohlbau'r Bua,
Do is das Ding was harts;
Du hast von mir was Schwar'z auf Weiß's,
I will was Weiß's auf Schwarz.
No, no, sagt sie, sei nit so gach,
Da is no Zeit dazua;
Du wirst schon kriagn was Du begehrst,
Mei liaber Kohlbau'r Bua1
Drauf heuratn's, und voller Freud,
Lebns so a Jahr a Drei;
Die Müllnerin holt fleißi Küß,
Si aus der Druckerei.
Auf amal kummt a Jung daher,
A gsunder, aus'n Wald,
Der weit und brad das besti Mehl,
Von alln Müllnern mahlt.
Der gfallt der jungen Müllnerin,
Natürli wegn sein Fleiß;
Bald drauf do wird’s in Jung verliabt,
Und macht ihrn Mann was weiß.
Der Müllner Jung liabt d' Mülln'rin a,
Der Kohlnbau'r — Mülln'r, erfahrts;
Daß d' Müllnerin an Andern liabt,
Jetz hat ers W e i ß auf S c h w a r z.
Der Kohlnbau'r halt das nit aus,
Er stürzt si in tiafn Bach;
Die Müllnerin halts a nit aus,
Und stürzt den Kohlnbau'r nach.
Do eh's ertrunkn is, schwörts ihm no,
Bei ihrn Gwand so weiß;
Daß's unschuldig is, und den Jung
Nur gliabt hat, wegn sein Fleiß.
Und seit der Zeit als d' Mülln'rin hat,
Ihr Leben ihr jungs verlorn,
Seit der Zeit is die weiße Farb,
Die Farb der Unschuld worn.
Und seit der Zeit als brochn is,
Das Kohlnbrenner Herz;
Seit der Zeit is die schwarze Farb,
Die Farb für Trau'r und Schmerz!
Mein Geburtstag in der
Fremd
In der Fremd steh i so trauri,
So verlassn und allan,
Hab von all den vieln Freunden
Aus'n Heimatland nit An.
Z' Haus, wann i von Schlaf erwacht bin
Am Geburtstag so wia Heut;
Hab'n mir die Freund die guatn,
Gar viel Herzns Freud bereit't.
An'r hat mir a Liadl gsungen,
An'r hat mir a Liadl dicht't;
An'r hat mir an Wunsch von Herzn
Vor gsagt mit an ehrlichn Gsicht.
An'r hat d' Hand mir gebn die treue,
Hats recht fest in seiner ghaltn,
Und die Augn habn gsagt, Gott soll mit
Gsundheit Di recht lang erhaltn.
Und so hab i auf mein Geburtstag
Immer mi von Herzn gfreut.
Anders wia's Amal is gwesn,
Ja ganz anders is's wohl Heut.
Der Geburtstag is wohl kummen,
Bin von Schlaf erwacht wia immer;
Aber leer wia in mein Herzn,
Wars den Tag a in mein Zimmer.
's hat ka Mensch a Liad mir gsungen,
Oder a Gdicht mir gmacht;
Nit amal a anfachs Blümerl,
Hat mir an den Tag wer bracht.
Ja von all den vieln Freundn
Aus der Heimat hab i kan,
Und so bin i ganz verlassn,
Bin so einsam und allan.
Hab die Augn nur voll Tränen,
Und voll Kummer nur das Herz;
Und die anzign Freund bei mir, sein
Meine Tränen, — Kummer, — Schmerz. —
Und so leg i an mein Geburtstag
Schlafn mi, mit trüabn Sinn;
Und will von die Freund z'Haus traumen,
Daß i do bei ihnen bin.
Nach und Nach
Waßt Du wohl mei herzigs Deanderl,
Wia Du da mit mir hast zankt;
Wia i Sunntag, nach der Kirchn
's erste Bußerl hab verlangt?
Da hast Du di von mir weggwendt,
Und nit hörn wollln auf mei Bitt,
Hast nur gsagt, heut is ja Sunntag,
Und da schickt si 's Küssn nit.
Wia i di zum zweitnmal hab
Vor dein Haus in Gartn erblickt,
Das war an an Wochntag, und
Da hätt sich das Küssn gschickt.
Und i sag: küß mi mei Deanderl,
Schau wia bald is das nit gschegn;
Und Du schlagst die Augn nieder,
Und sagst nur: es könnts wer segn!
Do jetz geht das scho ganz anders,
Mir sein besser jetz bekannt;
's Deandl is zu der Einsicht kummen,
's Küssn is ja gar ka Schand.
Und jetz küssn mir uns immer,
In der Wochn, am Feiertag;
Drum auf an Schlag fallt ka Baum um,
Aber alls geht Nach und Nach.
Der Verleumder
's gibt Leut de haben ka anders Gschäft,
Als immer herum zu schleichn,
Bei alln Menschn, in jedn Haus,
Bei Armen wia bei Reichn.
Zu fragen, zu segn, was d' Ehleut treibn,
Obs christlich mitz'samm leben;
Ob sie all ihrn Kindern wohl
A guati Erziahung gebn.
Obs Freitag Fleisch essn, oder nit,
Am Sunntag bessre Biss'n;
Kurz jede klanste Klanigkeit,
Wolln solche Leut gern wissn.
Und wissns was 's haben wissn wolln,
Von Alln und von Jedn,
Wird alles haarklan kritisiert,
Und so recht brad getretn.
Zankt si a Ehpaar nur Amal,
Haßts glei, de haben si prügelt,
Begehn die Kind'r a Unart nur,
Haßts, de sein ungezüglt.
Segns a jungs Ehpaar mit anand
Nit tägli auf der Gassn,
Haßts glei, de leben nit guat mitsamm,
De wern si scheidn lassn.
Tuat Ans oft a paar Guldn für
A gscheids Vergnüagn anwendn;
Da steckns d' Köpf z'samm, und sagn glei,
Na wia de Leut verschwendn.
Tragt a jungs Madl, a Klad a schöns,
Das is glei a Gemunkl;
Wo de das Klad nur her haben muaß?
Da drüber schwebt a Dunkl.
Is oft a Mensch a bißerl krank,
Haßts der is miserabl;
Er wird tagtägli schlechter,
Und zu Letzt gar incurabl.
Und macht a braver Mann im Lebn
An Fehler, nur an klan,
So werfn si glei auf sein Ehr,
An riesngroßn Stan.
An Stan der ihm schier d' Ehr abdruckt,
Der ihm ins Herz h'nein trifft,
An Stan der oft fürs ganze Lebn,
Sein guatn Ruaf vergift.
Ma solls nit glaubn wia a Mensch oft,
So Viel unglücklich macht;
Denn der Verleumdung glaubt ma gern,
Und schreckli is der Verdacht.
Und Mancher der muaß leider Gott,
Oft den Verdacht ertragn;
Wal er nit was, waß böse Leut
Hinter sein Ruckn sagn.
Und Meistns sein d' Verleumder grad,
Von Gsicht anz'schau'n ganz ehrli;
Verstellung is an Solchn eign,
Drum halt ma 'n nit für gfährli.
Nimmt 'n in sei Haus auf, und umarmt
'n als bestn Freund oft gwieß;
Der, wann ma ihm in's Herz schau'n könnt,
Zu schlecht zun Schlechstn is.
Drum wer im Lebn an Freund si wählt,
Der soll wohl vorerst prüafn;
Wias inwendi im Herz ausschaut,
In seini tiafstn Tiafn.
Denn wans a wahre Freund no gibt,
Jed'r is 's do nit der's scheint;
Denn es gibt no im Menschn Lebn,
Viel schlechte guate Freund.
Der Einsame
I steh auf der Welt gar,
So anschichti da;
Für mi schlagt ka Herz was mi liabt,
Und das is was mi gar
So trauri oft macht,
Was mi tiaf im Herzn betrüabt.
Wann i mir am Feld drauß
Die Blümerln betracht;
Wias blüahn da so frisch nebnanand,
Da is 's mir als gebet
In Freundschaft und Liab,
Das Ane den Andern die Hand.
Da schau i voll Freud auf
Die Himmls-Gedicht,
De von Himml auf d' Erd gschriebn san,
Und geh wieder weiter
Mit Tränen im Aug,
Denn i bin verlassn, und allan!
Die Sterndln wias glanzn
Am blau'n Firmament,
Ka anzigs leucht da ohne Gspan,
Die Bäum, und die Gsträuch,
Und die Wellerln im Bach,
Schliaßt Ans an das Andre si an.
Die Wolkn ziagn Paar und
Paarweis durch die Luft,
Die Vögerln selbst Paarn si de klan,
Nur i find auf der
Ganzn Erdn ka Herz,
I steh ganz verlassn, allan!
Und lieg i der Erd in
Die Arm in die braun,
De mi wia Müatterl umschliaßt,
So gibts wohl kan Menschn
Der trauert um mi,
Der wegn mein Tod Tränen vergiaßt.
Mei Ruahstatt findt am
Aller Seeln Tag ka Mensch;
Denn mi nennt ka Kreuz und ka Stan,
Es bet ka Mensch
An Vater Unser für mi,
I war ja verlassn, allan!
Loblied an die Krebsn
Es gibt so viel Leut de
Die Krebsn nit mögn,
Und Maniche gar
Könnens nit amal segn.
Se sagn daß die Krebsn,
Allwal z'ruckgehn in Lebn,
Und do gibts oft An
Der sein Alles wollt gebn.
Wann er's wia die Krebsn
So sicher verstund;
Daß er si bei Glegnheit
Oft z'ruckziagn kunnt.
's liabt Aner a reiche,
Und bildschöne Dirn,
Er tuat mit ihr glei von
Der Heurat dischkriern.
Fliagt zu ihrn Herrn Vatern,
So gschwind wia der Wind;
Und bitt'n um die Hand,
Von den liablichn Kind.
Der Vater gibt das mit
Vergnüagen glei zua
Gibt's Deandl den Mann,
Nur von Geld is 's ka Spur.
Jetz möcht der Mann Krebs sein,
Ganz sicher am End,
Daß er von der Heurat
Si z'ruckziagn könnt.
A Andrer liabt wieder
An Engl, von G'müat,
De mit ihrer Frömmigkeit
Völli genirt.
Und wia si den Mann
Sei liabs Weiberl is worn,
Hat das sanfte Engerl
Die Flügerln verlorn.
Den ganzn Tag gibts jetz
An Zank und an Streit,
Und aus war die
Englische Glückselikeit.
Jetz möcht der Mann Krebs sein,
Er löset den Bund;
Daß er von den Engerl,
Si z'ruckziagn kunnt.
A Bürscherl das geht in
Die Schul lange Zeit;
Tuat aber nix lernen,
Denn's macht ihm ka Freud.
Und was am ka Freud macht.
Sagt er, laßt ma bleibn;
Und tuat so mit Nixtuan
Die Zeit si vertreibn.
Auf a mal haßts Prüafung
Ablegn, junger Mann!
Denn ang'stellt kann der nur wern,
Der's Meiste kann.
Jetz möcht der Bursch Krebs
Liaber sein, als Student,
Daß er von der Prüafung
Si z'ruckziagn könnt.
A Schreier der macht
An politischn Lärm;
I will für die Freiheit
Nur lebn und sterbn.
I mach das Volk glückli,
Das Vaterland frei;
Zerspreng alle Kettn
Der Volks Tyrannei!
Do wia er bei jedn
Krawall herumhaut,
Und siecht, daß's für sein Sack
Da Nix herausschaut.
Da wär er in Liab
Für die Krebsn entbrennt;
Wann er von der Freiheit
Si z'ruckziagn könnt.
Drum soll Kaner schimpfn
Aufs Krebsn Geschlecht;
Weils do Manchn gibt,
Der a Krebs wern möcht.
Und wanns uns a zwickn,
So zwickns nur De,
De ihnen a Lads antuan,
Oder a Weh.
Und glückli sein d' Krebsn,
Und glückli is der Mann,
Der si, wanns no Zeit is,
Oft z'ruckziagn kann.
Eltern Freud
Die Freudn de oft Eltern haben,
Kann nit der Reichtum zahln,
Ka Dichter kanns beschreibn,
Nit der beste Maler maln.
Wann so a Kind a herzig klans,
Am Schoß den Müatterl sitzt,
Wanns ihr so treu in d' Augn schaut,
Und's klane Göscherl spitzt,
Akrat als wanns ihr sagn wollt:
Küß mi, mach mir de Fireud,
Das is für guate Eltern gwieß,
Die größte Seligkeit!
Wanns Kinderl nachher größer wird,
Und kann allani stehn,
Wanns 's Erstemal liabs Müatterl sagt,
Und anfangt stad zum Gehn.
Wanns, was der Vater vorsagn tuat,
Nachplaudert liab und nett,
Den Müatterl zum Geburtstag Wunsch,
Das Vater Unser bet't.
Hernach die Handerln z'sammen legt,
Und h'nauf zum Himml deudt,
Das is für guate Eltern gwieß,
Die größte Seligkeit.
Und geht das Kind von Vaterhaus,
Nimmts mit den Eltern Segn;
Der's als a guater Schutzgeist
Hinbegleit't auf all sein Wegn;
Und tuat das Kind der Eltern Rat,
Recht tiaf ins Herz einschreibn;
So wirds ihm übrall guat ergehn,
Und 's muß rechtschaffn bleibn.
Und kummt rechtschaffn, fromm und guat,
Z'ruck wieder aus der Weit,
Das is für guate Eltern gwieß
Die größte Seligkeit.
Der Rechte
I frag die Bam in Wald,
Warum ka Bua mir gfallt,
I frag den Wiesn Bach,
Warum i kan mag?
I tua in Wald die Vögerln alle,
Und den Guckguck fragen,
Er soll mir um Gotteswilln
do die Ursach sagn.
Da hör i alle de i frag dischkriern:
's kumt scho a Bua mei Dirn,
Und schleicht si in dei Herz und Haus,
Denn der Rechte bleibt nit aus.
I bin scho ganz verstimmt,
Daß nit der Rechte kimmt,
Den An fehlt Dös und Das,
Jedn fehlt Was.
Der Natzl is mir z' dick,
Der Peter redt ma z' süaß,
Der Hans ist mager, hat
Wia die Zündhölzln Füaß.
Der Franzl hat lange Ohrn,
Der Paul ist dumm geborn,
Der Lenz von Nachbarn Ort,
Redt gar ka Wort.
Da kummt a Jaga Bua,
Stiehlt ma mei Fried und Ruah,
Stiehlt ma mei Herzerl keck,
Lauft damit weg.
Geht zum Pfarrer hin, und
Bitt'n um ein Segn,
Der tuat d' Ring uns wexln,
D' Händ uns z'sammen legn.
Der Jaga Bua sagt: Ja,
Und i sag a nit Na;
Und so san m'r a Paar
Jetz alli Zwa.
Darum Deandln nur nit übereiln in der Liab,
's kummt schon so a Herzns Diab
Schleicht si in unser Herz und Haus,
Der Rechte bleibt kan Deandl aus.
Der Kunstsinn
und die klassischn Leut
Viel Leut redn allweil
Von Kunstsinn was z'samm,
Wanns glei nit a Quintl
Sinn für die Kunst ham.
Sie habn von Frack, und
Von Rock alle Säck
Voll angestopft mit
Klassischer Bibliothek.
Und so sein die Säck wohl
Von Klassikern schwer;
Die Köpf aber sein
Größtnteils, klassisch leer.
Sie schneidn die klassischn
Werk gar nit auf,
Ab'r am Onkl Tom, da
Seins wia narrisch drauf.
Das Buach eßns fast mit,
Haßhungriger Wut,
Das findns poetisch,
Außerordentlich gut.
Sagn wia no nix da war
Is das Buach schön gschriebn,
So Alles Natur getreu,
Nix übertriebn.
Und fragt ma's wia Schill'r
Oder Göthe ihnen gfallt,
Nit übl, sagn's, aber
Nix Neu's, Alls veralt.
Und wie Manche dumm redn
Uiber Gedicht,
Is bei Musik Urteiln
Die nämliche Gschicht.
Der Mozart, der Bach, und
Der Gluck, und der Haydn,
Die machn uns, sagn Viele,
Unendliche Freudn.
Von de a Quartett,
Oder a Sinfonie;
Is ja reine Sphärn —
Musik — Melodie!
Wann so in Don Juan, der
Am Pferd sitzt, und 's kummt,
De Stell wo d'Posaun zu
Sein Ja sagn brummt.
Das is ja a ganz reine
Himmlische Stell;
So schauerli klingts, als
Käm 's grad aus der Höll.
Und erst wanns von Haydn
Die Schöpfung aufführ,
Möcht am vor Entzück'n
Der Schlag scho glei rührn.
Und fühlt ma a so an
Kunstsinnign am Zahn,
Hört er do viel liab'r
A Mazur Polka an.
Und das is der Kunstsinn
In unser« Zeit;
Und das seyn die soananntn
Klassischn Leut,
Der Bilder Saal
I kenn an prächtign Bilder Saal,
Der Saal ist groß und weit;
Und Den die Bilder ghörn im Saal,
Hat dran sei großte Freud.
Jeds Bild drinn is a Meisterstuck,
Und von an Meister gmaln,
Der Meister laßt si für ka Bild,
Nit für a anzigs zahln.
Der Maler ab'r, is nit die Kunst,
Der da malt ohne Geld,
Der Malers Mann is die Natur,
Der Bilder Saal, die Welt.
Und die Natur malt Tag und Nacht,
Die Zeit, de is ihr gleich;
Für Jedn malt die Bilder sie,
Ob arm er is, ob reich.
Wer in den Saal geht, braucht nit erst
Si Filzschuah anzulegn;
In jedn Gwand, zu jeder Zeit,
Kann er die Bilder segn.
Er braucht kan Büacher Katalog,
Braucht durch ka Glasl z' schaugn;
Braucht für die ganze Herrlichkeit
Nix als zwa klare Augn.
Da siecht 'r an Berg, an hochn Berg,
Mit Bäum, bald klan, bald groß;
Danebn no an höchern Berg,
Und drauf a Ritter Schloß.
Da siecht 'r an See, und Fischerln drin,
Forelln und Karpfn, in Scharn;
Und Schiffer!n siecht 'r in de die Leut
Am See spaziern fahrn.
Jetz siecht 'r a Wiesn, und auf der,
Hüat't grad a Hüater Gas.
Der Hüater Bua der spielt mit se,
Und macht mit ihnen Spaß.
Da siecht 'r an Jaga, der grad zielt,
Und Vögerln h'runter schiaßt;
Da siecht er zwa Verliabte gehn,
Wo Ans das Andri grüaßt.
Da siecht 'r an prächtign Wasserfall,
Der mittn in Tannawald;
Als wia das schönste Silber-Band
Auf d' Erd herunter fallt.
Da siecht 'r a Dorf, da siecht 'r a Stadt,
Da siecht er Lan'd und Leut,
Und kennt si z'Letzt scho glei nit aus,
Vor All der Herrlichkeit.
Do wia er zu den Bildnis kummt,
Wo d' Sunn grad untergeht,
Da gehn ihm d' Augn über,
Und da sagt er a Gebet.
Zu Den, der d' Welt so schön gmacht hat,
Zun Vatern von uns Alln;
Zu Den, der's der Natur hat glernt,
Die schönen Bilder maln.
Alles steht in Gottes
Hand
A Bauer, der sei Feld anbaut,
Mit unverdrossner Müah;
Der z' Haus sei Wirtschaft wohl betreut,
Sein Gartn, seine Küah.
Liabt seine Kinder, und sei Weib,
Das hat er herzli gern;
Und früah, wann's an die Arbeit gehn,
Betns zu Gott den Herrn.
Es blüaht sei Wirtschaft, grünt sei Feld,
So wia sei Ackerland;
Drum wer mit Gott sei Arbeit tuat,
Der steht in Gottes Hand.
Wann a klans Kind geborn wird,
Kaum schlagts die Äugerln auf,
Den Müatterl gilt der erste Blick.
Drauf schaut's zum Himml h'nauf.
Da kummt a Engl herunter gflogn,
Von Gott dem Kind bestimmt;
Daß er's als sein Schutzengl,
Unter seine Flügln nimmt.
Daß er's bewacht, und daß er's führt,
Das Kind am Himmls Band,
Und drum gschiecht Kindern nia was Bös's,
Sie stehn in Gottes Hand.
Wer recht und g'recht sei Lebn geht,
Nia von der Tugnd weicht,
Den wird die schwerste Last im Lebn,
Mit Gottes Beistand leicht.
Nit glei verzagt, wann's Uibl kummt,
Unglück ertragn mit Muat;
Am Himml baut, auf Gott vertraut,
Der macht Alls wieder guat.
A Herz a fromms, a G'müat a treu's,
Das wird niamals zu Schand;
Denn alle guatn Menschn auf Erd,
Stehn ja in Gottes Hand.
Natürlichkeit und
Affektation
D' N a t ü r l i c h k e i t de kummt
Jetz ganz aus der Mod,
Denn d' A f f e k t a t i o n schlagt
D' Natürlichkeit tod.
Und gibts wo Leut, de noch
Natürlich wolln sein,
So haßts glei: ich bitt Sie
Was fallt Ihnen ein.
Se habn ka savoir faire,
Ka Welt, kan bon ton;
Und drum affektiern Manche
D' Affektation.
A Stutzer wird eingladn
Zum Tanzn auf alln Bälln,
Ma siecht ihm Allüberall
Auf alln Säln.
Er fliagt mit sein Glasl,
In die Augn zwickt daher,
Als wann der bellvederische
Apollo er selbst wär.
Ich eröffne den Ball mit Sophie,
Sagt er, oh welch ein Glück;
Die zwölfte Quadrille tanz
Ich mit Angelique.
Drauf schwebt er zu aner Dickn
Mit Schmachtlockn hin,
Wann wern wir uns walzn,
Reizende Pauline?
A Polka Mazur tanzn
Dann mit Charlotte,
Ach das is Glückseligkeit.
O Gott, o Gott!
Und wann ich erst dort von
Der nettn Jeanette,
Ihrn Busn Bouquett,
A Camelien Blatt hätt',
Da wär ich der glücklichste
Mann auf der Welt;
Und gäb für das Glück, all
Mei Ehr, Ruhm und Geld!
A Camelien Blatt liab'r als
Ehr, Ruhm, und Geld hat der Mann,
Das is do gwieß nit natürlich,
Das is A f f e k t a t i o n!
's gibt Frau'n, de in der Wirtschaft
Z' Haus gar nix anrührn,
Es greifts zu stark an, sagns,
Es tuats fatigiern.
Und siecht ma a Solche hernach
Außer ihrn Haus;
Schauts richtig so blaß, und
So angegriffn aus.
Das kummt als von d' S u e, und
D u m a s's c h n Roman;
Weil de so moralisch, und
Herzrührend san.
Im Theat'r halt's das Nasl,
Zu an riachndn Eau;
Wegn d' Nervn is 's, denn
D' Schauspieler schrein a so.
Doch schlagt a Pianist herum
Beim Musiziern;
Und rast am Klavier um'r,
Als wollt er kutschiern.
Da z'fliaßts, sagt: Charmant,
Tres joli, magnifique!
Und kann 's ihm kan Kranz werfn,
Wirfts ihm an Blick.
Doch reißt z' Haus beim Stimmen,
A Baßsatn nur ab;
Kriagt 's Krämpf, fallt in Ohnmacht,
Und liagt a schon da.
In d' Ohnmacht falln, wegn
An abgrießnen Ton?
Is do gwieß nit n a t ü r l i c h,
Das is A f f e k t a t i o n.
A
jungs, schöns, reichs Maderl,
Zum Liabn auserkorn;
Kriagt auf d' jungn Herrn
Auf amal an Zorn.
Sie haben, sagts, ka Ästhetik,
Fürs schöne kan Sinn,
Lest m'r an a Gedicht vor,
Gähnt er mittn drin.
Und ladt ma's zum Tee,
In a grand soirée ein,
Gehns liab'r in a bayrische
Bierstubn hinein.
Und wanns mit 'n Huat am
Kopf, vor Madln stehn,
Haßt das Nonchalance,
Oder nobles sans genne.
Da haben doch die altn Herrn
Mehr Welt und Takt,
Ihr Charakt'r is doch fest,
Ihre Grundsätz kompakt.
Und brennt a ihr Liabsfeuer,
Nit mehr so gäch;
Es löscht do nit aus glei
In anderthalb Täg.
Drum könnt mei Herz wähln,
Wann d' Frau Mutter nit wär,
Mei anz'ge Passion wär
A ganz alter Herr.
A alter Herr, an jungen Mädl,
Ihre anzige Passion?
Das is gwieß nit n a t ü r l i c h,
Das is A f f e k t a t i o n.
Wann si Aner mit Gwalt drängt
Ins Vornehme h'nein;
Er findt Alls innoble,
Mesquin, und gemein.
Sein drei Spann langs Zimmer,
Das haßt 'r an Salon,
Ins Schnupftuach wird gestickt
Mit siebn Kugln a Kron.
Er kann gar nix essn, was
D' Jahrzeit grad bringt;
Er kann ka Bier gniaßn,
Weils der G'meine a trinkt.
Kann nit sitzn auf an Strohstuhl,
Nur in Sammet Chaiselong;
Das is a nit n a t ü r l i c h,
Das is A f f e k t a t i o n.
Wann Aner a Gsellschaft gibt,
Und d' Leut sein ihm zwieder,
Sie bleibn ihm z' lang da, und
Er schlaget's gern nieder.
Und sagt doch wanns gehn wolln,
Sie gehn doch nit schon?
Das is do a nit n a t ü r l i c h,
Das is A f f e k t a t i o n.
Wann An'r a Konzert gibt,
Und d' Leut applaudiern,
Und er sagt stolz: Beifall,
Der kann mich nit rührn,
Ich komm wann's mi ruafn,
Nit um a Million,
Das wär d' a f f e k t i e r t e s t e
A f f e k t a t i o n!
An Franz List
Du bist a heller liachter Stern,
A Sonn, a Phänomen!
Das habn Dir wohl scho Viele gsagt,
Und glaubn das war recht schön.
I aber hab Di Niamals no
Mit solchn Phrasn plagt;
I sag nix als Du bist der Liszt,
Und da is Alles gsagt.
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