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II.
Vermischte Gedichte 2

 

Gymnastik
Bierlied
Mit dem Blütenstrauß
Stumme Feier
Wetter
Schwarz oder Blau?
Krieg und Friede
Liebeleben
Wach auf!
Widerlegung und Zugeständnis
Zwiespalt
Die trügerische Friedensgöttin
Entzückung
Süße Gefangenschaft
Liebesjubel

 
Nach dem Besuche
Liebesglück
In der Nacht
Am Morgen
Liebesharm
Ermutigung
Ein Lächeln und eine Träne

 

Gymnastik

Die feige Feder, weg mit ihr!
Die Männerhand schmück' ein Rappier!
Übt euch, die Flinte loszudrücken,
Daß rot des Feindes Wunde klafft;
Im Strome, auf des Hengstes Rücken
Saug' euer Arm und Schenkel Kraft!

Ringt! — Brust an Brust! sie wölbt sich so,
Und dessen wird das Herz gar froh;
Im weiten Haus wird's freier schlagen,
Die Pulse schwellt dann wärm'res Blut;
Ein kühnes Herz im Busen tragen,
Ist's nicht des Mannes höchstes Gut?

Der Knabe, der in unsrer Zeit
Des Ur's im Bilderbuch sich freut,
Der schlug ihn schon in Hermanns Tagen,
Und schlug den Varus, ward er groß.
Wollt ihr ein Volk zu werden wagen,
So steigt vom Schreibstuhl auf das Roß!

Bierlied

"Es lebe
Die Rebe!
Es lebe der Wein!"
So hör' ich euch schrei'n.
O schämt euch, Germanen,
Und denket der Ahnen!

Bei allen
Walhallen!
Sie tranken ja Bier,
Und schlürften's mit Gier
Aus römischem Schädel,
Und nannten es edel!

Die Tropfen
Aus Hopfen
Und duftendem Malz
Sind attisches Salz,
Entheisern die Kehle
Und klären die Seele.

Nach Gärung
Verklärung!
Nach Kämpfen der Sieg,
Und Friede nach Krieg!
Ha, bräunliche Klarheit,
Gleichst männlicher Wahrheit.

Schön — Zwitter
Von bitter,
Süß, herbe und mild:
Vom Leben ein Bild!
Dein perlendes Schäumen
Von menschlichen Träumen!

Bist Parung
Von Nahrung
Und stammendem Geist,
Die tränket und speist,
Die Flamme gebärend
Und sie auch ernährend.

Der flücht'gen,
Der nicht'gen
Begeisterung vom Wein
Laßt Schwärmer sich freu'n.
Auf! zeigt euch als Kenner,
Trinkt Bier nur, ihr Männer!

Mit dem Blütenstrauß

Lenzgeborner Blütenstrauß,
Schicke dich als Boten aus!
Grüße freundlich mir das Mädchen,
Das mit tausend Zauberfädchen
Liebe mir ins Herz gewebt.
Lenzgeborner Blütenstrauß,
Schicke dich als Boten aus!

Lenzgeborner Blütenstrauß,
Schicke dich als Schmeichler aus!
Gab, mein Mädchen zu liebkosen,
Hyacinthen dir und Rosen,
Hauch' ihr lieberfüllten Duft!
Lenzgeborner Blütenstrauß,
Schicke dich als Schmeichler aus!

Lenzgeborner Blütenstrauß
Als Spion send' ich dich aus!
Meinst hierzu du nicht zu taugen?
Mit so vielen Blütenaugen
Lugst du: ob sie mein gedenkt?
Lenzgeborner Blütenstrauß
Forsche mir mein Mädchen aus.

Neidenswerter Blütenstrauß,
Siehst mit Recht so freudig aus.
Liebchens Hand wird sanft dich drücken,
Liebchens Busen wirst du schmücken,
Blühst für sie und stirbst für sie.
Neidenswerter Blütenstrauß,
Siehst mit Recht so freudig aus!

Jugendlicher Blütenstrauß,
Hoffend send' ich dich hinaus:
Hoffend, daß ich nicht vergebens
Alle Blüten meines Lebens
In des Mädchens Herz gepflanzt.
Jugendlicher Blütenstrauß,
Hoffend send' ich dich hinaus!

Stumme Feier

                       1.

Mußt mich nicht für blöde halten,
Weil ich lautlos vor dir stand,
War es doch dein eignes Walten,
Das mir Herz und Zunge band.

Still ist jede hehre Feier,
Jedes überird'sche Glück,
Selbst der Himmel strahlet treuer
Aus dem stillen Meer zurück.

                     2.

Welch' ein freudiges Gewimmel
In den Wäldern, in der Saat;
Wenn die Königin des Himmels,
Wenn die Sonne naht!

Auf den Straßen, den Altanen,
Welche frohe, laute Welt,
Wenn die Königin des Landes
Ihren Einzug hält!

Herz, wie war's in dir so stille,
Als die hehre Siegerin
Ihren Einzug hielt, die Liebe,
Deine Königin!

Wetter

                       1.

Regen gab es, Schnee und Wind.
"Was das schöne Tage sind!"
Ruf' ich auf der Straß' entzückt;
Ringsum heißt's: der ist verrückt!
Doch ich — lächle still bei mir,
Wandle fröhlich fort zu . . . ihr.

                       2.

Und nach Wochen, naß und rauh,
Scheint die Sonn' aus heitrem Blau;
Alles dränget sich ans Licht,
Doch umflort ist mein Gesicht:
Trüber war mein Himmel nie,
Ach, nicht seh' ich heute . . . sie.

Schwarz oder Blau?

Welchem Aug' du mehr sollst trauen,
Ob dem schwarzen, ob dem blauen?
Blauaug' spricht: Ich bin so innig,
Schwarzaug': Ich so frisch und sinnig.
Weiß nicht, welchem mehr zu trauen,
Ob dem schwarzen, ob dem blauen.

Hier das Licht und dort das Feuer
Lohnen dich, sehnsüchtig Treuer!
Blauaug' spricht: Ich will dir blühen,
Schwarzaug': Ich will dich durchglühen.
Blendend Licht, verzehrend Feuer
Lohnen dich, sehnsüchtig Treuer.

Dort der Schalk und hier der Schmeichler,
Beide allerliebste Heuchler;
Hier des hellen Himmels Mächte,
Dort die schönste aller Nächte;
Dort der Schalk und hier der Schmeichler,
Beide allerliebste Heuchler.

Hier Versuchung, dich zu rühren,
Dort, dir Glut ins Herz zu schüren.
Blauaug' fleht: Sei nicht so spröde!
Schwarzaug' schilt: Sei nicht so blöde!
O Versuchung! hier, zu rühren,
Dort, dir Glut ins Herz zu schüren.

Und so mein' ich, nicht den blauen,
Nicht den schwarzen sei zu trauen,
Magst dein eignes Aug' bewahren!
Doch — du liebst und suchst Gefahren;
Nun, dann schenke dein Vertrauen
So den schwarzen, wie den blauen.

Krieg und Friede

Hast mit der Grazie im Bunde
Den Krieg begonnen wider mich,
Und freust dich schon der sichern Wunde
Des schwachen Gegners; hüte dich!

Nicht wähne mich so leichte Beute:
Sieh' dort die Muse kampfbereit,
Sie, der ich mich fürs Leben weihte,
Steht treu zu mir im heißen Streit.

Doch, o was seh' ich! unsre Horte,
Sie nah'n sich, doch sie kämpfen nicht,
Sie wechseln traulich süße Worte,
Wie wohl ein Schwesterpaar sie spricht.

Und friedlich stehn die Kriegerinnen
Wie Rosen an demselben Strauch.
Nun, schöne Feindin, was beginnen?
Ich dächt', wir machten Frieden auch.

Liebeleben

                      1.

Wie des Weihrauchs Säule steiget,
Doch den Himmel nie erreicht,
Wie der Mond der Sonne folget,
Aber wie sie kommt, erbleicht:

Also fühl' ich mich gehoben,
Also ziehts zu dir mich hin,
Gehst du, treibt mich's, dir zu folgen,
Und erscheinst du, dich zu flieh'n.

Und die Sehnsucht und das Bangen
Ebben, fluten hin und her;
Liebesschifflein, Liebesschifflein,
Treibst auf weitem, weitem Meer!

                     2.

Lieb' ist eine zarte Blüte,
Trotzet dennoch jedem Sturm,
Aber, soll sie währen, hüte
Sorgsam sie vor Reif und Wurm.

Vor dem Reife frost'ger Seelen,
Spötterblick und Spötterwort,
Vor dem Wurme, der aus scheelen
Eifersücht'gen Augen bohrt.

Wach auf!
An Lorchen

Du liebes Kind, du süßes Kind,
Wie schlummerst du so weich, so lind!
Wie ruht das Köpfchen mir im Arm
So lebens- und so liebewarm!
Wie doch um Lipp' und Augenlid
Der Schalk so schöne Furchen zieht!
Wie schlummerst doch so weich, so lind,
Du süßes Kind, du armes Kind!

Du liebes Kind, du süßes Kind,
O sprich, was deine Freuden sind?
Wo ist dein Liebster? sag' es mir.
Dein Liebster, ach, ist dort und hier,
Und sagst du lachend: "Der ist's, der!"
Ein Weilchen drauf ist er's nicht mehr. —
Und schlummerst doch so weich, so lind,
Du süßes Kind, du armes Kind!

Du liebes Kind, du süßes Kind,
O sprich, was deine Schmerzen sind?
Ein Schmerz, er ruht dir unbewußt,
Er ruht und wächst in deiner Brust.
O weh! du fühlst ihn früher nicht,
Bis er so groß, daß er sie bricht. —
Und schlummerst doch so weich, so lind,
Du süßes Kind, du armes Kind!

Du liebes Kind, du süßes Kind!
Und sprich, was deine Reize sind?
Hast vor drei Tagen du geseh'n
Die Blumen dort am Fenster steh'n?
Wo sind sie heut? — Verwelkt und tot,
Geworfen in den Straßenkot. —
Und schlummerst doch so weich, so lind,
Du süßes Kind, du armes Kind!

"Du liebes Kind, du süßes Kind!"
Das klingt so weich, das klingt so lind.
"Fort freche Dirn!" welch andrer Ton!
Weh Lorchen, weh! ich hör' ihn schon!
O schließ' dich fest in meinen Arm,
Drück' an dein Köpfchen liebewarm
Und schlummre — Nein, wach' auf geschwind,
Wach auf! du armes, armes Kind!

Widerlegung und Zugeständnis

                               1.

Was Äskulaps Geweihter jüngst mich lehrte,
Stets folge tiefer Schmerz auf tiefe Wunde,
Ist, traun, des Gottes ganz unwürd'ge Kunde,
Und ich erzähl's, wie falsch sie sich bewährte:

Im heil'gen Hain, wo ich den Gott verehrte,
Erscholl mir's plötzlich in so ernster Stunde
Wie Jubelton von eines Knaben Munde.
Was meint ihr wohl, wer meine Andacht störte?

Den Busch verlassend, der es barg, verwegen
Tritt lächelnd mir ein blondes Kind entgegen,
Schwingt lieblich höhnend seinen goldnen Bogen,

Dem eben sich ein rascher Pfeil entrungen.
Ich späh' umher, wohin der Pfeil geflogen,
Und fühl' es nicht, daß er mein Herz durchdrungen.

                                 2.

Was Äskulaps Geweihter einst mich lehrte,
Es folge tiefer Schmerz auf tiefe Wunde,
Ist, traun, des weisen Gottes würd'ge Kunde,
Die leider auch an mir sich treu bewährte.

Im heil'gm Hain, wo sonst den Gott ich ehrte,
Wandl' ich zerstreut und denke nur der Stunde,
Wo mich der Jubelton aus Eros Munde,
Sein Siegsgeschrei mich in der Andacht störte.

Er selbst beherrscht nach Laune mich verwegen,
Und trotz' ich ihm auch mutvoll oft entgegen,
Schwingt er triumphend seinen goldnen Bogen.

Schon hat der herbe Pfeil sich ihm entrungen,
Und nicht mehr späh' ich, wo er hingeflogen,
Wohl fühl' ichs nun, daß er mein Herz durchdrungen.

Zwiespalt

Schon lange kämpfen unheilvolle Fehde
Die edelen Regenten meines Lebens,
Mein Kopf und Herz, und kämpfen sie vergebens.
Es kämpft der arme Kopf beinah sich blöde,

Es kämpft das arme Herz beinah sich öde,
Und trotz des ew'gen Fallens und Sich-Hebens
Kein End' und Ziel des feindlichen Bestrebens,
Es spielt Entscheidung beiderseits die Spröde.

Des Herzens glüh'nde Streiter, die Gefühle,
Des Kopfes flinke Mannen, die Gedanken,
Aus Kopfes Nord zu Herzens Mittagsschwüle

Verfolgen sich die zürnenden Gewalten,
Und nirgend Sieg, sie wechseln nur die Flanken,
Der Kopf in Glut, das Herz — ach! im Erkalten!

Die trügerische Friedensgöttin

Ich sah auf seines Nackens schlanke Säule
Ein schwarzes Köpfchen seine Locken streuen
Und eine Stirn sah ich darunter malen
Und d'runter Augen — spottend jeder Zeile,

Worin von ihrem Schau'n ich Kund' erteile!
Des Auges Anmut schien der Mund zu freien,
Dem Mund das Kinn der Minne Dienst zu weihen —
Und so verband Ein Zauber alle Teile.

Und dieser Zauber heuchelte mir Frieden,
Und weil mein Herz nach Frieden solch' Verlangen,
Ließ es von ihm sich arglos auch umfangen.

Weh! statt des Friedens ward ihm Krieg beschieden,
Des Zaubers Licht ward, ach wie bald, zu Feuer!
Das gläub'ge Herz büßt sein Vertrauen teuer!

Entzückung

Du Himmel, Feld der ew'gen Silbersaaten,
Du grüne Erde, die sich hochbeglücket,
Dem Bräutigam, dem Lenz, entgegenschmücket,
Du Tag, mit deinen mannigfachen Taten,
Du Nacht, mit deinem feierlichen Schweigen —
Ich bin entzückt, o seid mit mir entzücket!
Ich habe sie gepflücket
Die Liebesblüte von der Hoffnung Zweigen!
Euch ruf' ich's zu, daß ihr es mitempfindet,
Es nachsingt in begeisterten Accorden:
Der Liebe Tempel ist mein Herz geworden!
Der Morgen lacht, der kalte Nebel schwindet;
Der Liebe Tempel ist mein Herz geworden!

Süße Gefangenschaft

Oft sinn' ich nach, was dir mich hingegeben:
War's deiner Augen Blick, der dunkelhelle?
War's deiner Glieder anmutvolle Welle?
Der schwarzen Locke Weh'n, des Ganges Schweben?

War's deiner Lippen wundervolles Leben?
Sei's, daß aus ihnen süße Rede quelle,
Sei's, daß den Rosenbord ein Lächeln schwelle,
Sei's, daß in holder Scham sie sanft erbeben.

Ach, alle diese Zauber, im Vereine,
Sie mußten wohl ein stärkres Herz bezwingen;
Und groll' ich deshalb, ist's verstelltes Grollen.

Ja, dein Gefang'ner bin ich, ganz der deine,
Verurteilt, ewig mit der Furcht zu ringen,
Du möchtest mir die Freiheit schenken wollen.

Liebesjubel

Bin ich es selbst? Ihr ew'gen Himmelsmächte,
Ist es ein Traum, laßt mich erwachen nie!
Ich leb', ich bin; ich fasse diese Rechte,
Ihr Pulsschlag sagt: du lebst; du lebst durch sie!
Wie Auferstehungsklang trifft mich das echte,
Das hehre Wort geteilter Sympathie!
"Sie liebt dich! Sie! Sie darf, sie will dich lieben"
Ist in dies Herz mit ew'ger Schrift geschrieben.

Und kannst du's fassen, Herz? droh'st nicht zu brechen
Im Wogendrang des Meers von Seligkeit?
Und darfst du es, du zage Lippe, sprechen,
Und darfst du, Hand, es schreiben ungescheut?
Und dies Entzücken, das in Feuerbächen
Durch alle Pulse rege Flammen streut,
Wird's nicht den schwachen Erdenkloß verzehren,
Wird er darin, ein Phönix, sich verklären?

Er wird. Schon steht die Erd' in schönrem Lichte.
Die Menschheit menschlicher vor meinem Blick,
Was war, erscheint als mattes Traumgesichte
Und ausgesöhnt bin ich mit dem Geschick.
Mein Denken wird, mein Fühlen zum Gedichte,
Zum ew'gen Lied, des Aufschrift: "Liebesglück",
Des Inhalt: "Fanni", dessen Odem: Freude,
Sich betend aufschwingt zu dem Weltgebäude!

Ja, dein auf ewig! dein in allen Tagen,
Die mir ein höhrer Ratschluß noch gewährt.
Dein, all' mein Sehnen, Hoffen, Streben, Wagen,
Dein, was der Gott des Liedes mir beschert,
Dein, wenn sie langst zur Grube mich getragen
Und mich dein Aug' durch eine Träne ehrt —
Dein, Fanni! An des Jenseits lichter Pforte
Empfängt mein Geist dich einst mit diesem Worte!

Nach dem Besuche

Geweihet hast du meine Wohnung
Durch deinen freundlichen Besuch,
Sprachst über sie mit holder Schonung
Des Wohlgefallens süßen Spruch.
Und ich? ich ließ dich wieder ziehen?
Hielt dich für ewig nicht zurück?
Die schön verlebten Stunden fliehen;
Doch hoff' ich schönre noch vom Glück.

Schon seh' ich dich in diesen Räumen
Als liebe Hausfrau waltend geh'n,
So wie ich schon in tausend Träumen,
In tausend Bildern dich geseh'n.
Und nicht mehr horchen wir beklommen
Des Zeigers strengem Scheidespruch,
Und, Fanni, unser Geh'n und Kommen
Heißt nicht mehr Abschied und Besuch!

Dann weckt mich nicht, wie jetzt, der Morgen,
Nur mir zu zeigen, daß du fern,
Wir schauen ohne Trennungssorgen
Den vorgerückten Abendstern.
Uns trennt nur eine Wand, die immer,
So oft wir es nur wünschen, fällt,
Und bei der Abendkerze Schimmer
Vergessen wir um uns die Welt.

So zwischen Geben und Empfangen
Fließt uns das Restchen Leben hin,
Bis wir nach diesem Erdenbangen
In eine größre Wohnung ziehn.
O Zukunft voll von Seligkeiten!
Bist du noch ferne? Komm heran!
Doch wir indes, Geliebte, schreiten,
Dem Herrn vertrauend, unsre Bahn.

Liebesglück

Mein Herz, wie jubelt's dir entgegen
Gelöst in Seligkeit,
Wenn durch dein Aug' den reichsten Segen
Die Gottheit niederstreut!

Wie wird da jeglicher Gedanke
In mir zum Dankgebet,
Wie da der Geist, der sorgenkranke,
In Hoffnung rasch ersteht!

Horch! ruft nicht eine Himmelsstimme:
Ein solches Herz ist dein!
Was bebst du noch des Schicksals Grimme?
Ein solches Herz ist dein!

Laß rings die Welt nach Schätzen suchen,
Der Schätze Schatz ist dein,
Laß sie vergöttern und verfluchen,
Du gingst zum Himmel ein!

Laß sie um Macht und Ehre schwitzen,
In Rang und Amt sich bläh'n,
Mit Stern und Kreuz im Knopfloch blitzen,
Du kannst das all' verschmäh'n.

Des Glaubens Kreuz, den Stern der liebe
Trägt deiner Fanni Blick,
Sie läutern deine schwanken Triebe,
Sie lenken dein Geschick.

So wie der Kahn in weichem Schwanken
Sich senket und erhebt,
So der Gedanke der Gedanken
Auf Liebeswellen schwebt.

Und zwischen Wehmut und Entzücken,
Jetzt fürchtend, hoffend jetzt,
Schifft er durch Glücken und Mißglücken
Bis' heut noch unverletzt.

Bis heut' noch unverletzt! — und immer,
Denn Liebe steuert gut,
Und sank' auch selbst der Kahn in Trümmer,
Sie hebt dich aus der Flut;

Und führt dich unversehrt nach Oben
Und Engel tragen dich
Doch merk' es: Lieb' hat dich erhoben,
Du sinkst, so bald sie wich.

Entzücken fühl' ich in mir beben,
Den Himmel gabst du mir,
Du herrlich Weib: dies höh're Leben,
Dies Beben dank' ich dir.

Jetzt seh' ich dich in ernster Milde
Gleich einer Lilie blüh'n,
Jetzt, gleich dem Engel mit dem Schilde,
In edlem Stolz erglüh'n.

Du stehst in jeder Tugend Scheine
Vor meinem innern Blick,
Und von dem glänzenden Vereine
Strahlt Lieb' auf mich zurück.

Dann seh' ich dich in meinen Armen
Und sterb' an deiner Brust;
O sel'ger Tod, er führt den armen
Zur reichsten Himmelslust.

In der Nacht

Nacht und Stille! Tiefste Ruh'!
Nur mein Auge nickt nicht zu;
Wachend halb und halb im Traum,
Nicht gestorben, lebend kaum,
Sitz' ich bei der Kerze Schein
Sehnsuchtskrank und denke dein.

Teure, denkst auch meiner du?
Schließ' die holden Äuglein zu!
In des Schlummers weichem Arm,
Köpfchen kühl und Herzchen warm,
Träume von dem fernen Freund,
Bis der Morgen dich bescheint.

Vorwärts, vorwärts, nie zurück!
Träume von der Zukunft Glück!
Traum ist Leben, Leben Traum,
Jenes Staub und dieser Schaum,
Staub verweht und Schaum zerstiebt,
Ewig ist allein, was liebt.

Am Morgen

Wieder Tag und Sonnenschein!
Kann mich des nicht recht erfreun.
Lieb' und Licht! Wohl bringt er Licht,
Aber die Geliebte nicht.
Lieb' und Licht! Auch Liebe wohl,
Doch nicht auch mein lieb Idol.

Wieder Tag und Sonnenschein!
Manchem mag's zur Freude sein!
Doch wo bleibt der Sonnenschein
Ihrer lieben Äugelein?
Ach, und wo der Göttertag,
Der in ihren Blicken lag?

Ach, für mich ists Dämmrung kaum,
Und so leb' ich fort im Traum,
Und so träum' ich fort und fort,
Hör' im Traum dein freundlich Wort,
Schaue dich in holder Näh',
Ach, da tut Erwachen weh'!

Liebesharm

Ach, warum, wo Liebe wohnt,
Kehrt auch Kummer ein?
Darf die arme nie verschont
Von dem Gaste sein?

Wo die Rose dich bekränzt,
Laßt der Dorn die Spur,
Und der Regenbogen glänzt
Auch in Wolken nur.

Und so zieht, wo Liebe wohnt,
Auch der Kummer ein,
Armes Herz, wirst nie verschont
Von dem Gaste sein.

Komm' denn, süßer Liebesharm,
Süßer mir als Lust,
Will dich hegen treu und warm,
Komm in meine Brust!

Ermutigung

Wie Abendtau in dunklen Blumenkronen
Glänzt dir im Auge perlend eine Träne,
Dein Haupt ruht düster auf des Sitzes Lehne
Und trübes Sinnen scheint darin zu wohnen:

"Nie wird das Schicksal unsre Liebe lohnen,
Was ich, wie fern auch, doch erreichbar wähne,
Ist eines Dichtertraumes flücht'ge Szene"
So sagst du dir und quälst dich ohne Schonen.

Nicht vor dem Kampf verzage! Siegreich immer
War treue Lieb', sie stärkten nur Gefahren,
Und neuer Kampf verlieh ihr neue Flammen.

Ein Herz, wie dein's, Geliebte, trüget nimmer,
Ihm traue fest, dem reinen ewig wahren;
Was ewig ist, wie stürzte das zusammen?

Ein Lächeln und eine Träne

Ein Lächeln ist's und eine Träne,
Womit dein Auge mich bezwingt,
Daß ich der Erd' entrückt mich wähne,
Und Himmelsahnung mich durchdringt.

Es ist die Träne stiller Freude,
Drin überströmt das volle Herz,
Es ist das Lächeln noch im Leide
Und in dem tiefsten Seelenschmerz.