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II.
Vermischte Gedichte 3

 

Des Veilchens Grab
Aussicht
Es ist nicht möglich!
An meine Sonne
Traum und Leben
Ruhm
Gewitterregen
Narrenwahn
Bettlervorzug
Labyrinth
Einsamkeit
Kalte Sonne
Einsicht
Licht und Schatten
Beschwichtigung
An den Schlaf
Mißklänge
An mein Herz
Entsagung
Abschied von Rodaun
Seelenfriede

Des Veilchens Grab

Lag ein geknicktes Veilchen
Auf einem nackten Stein;
"Ach, Veilchen, armes Veilchen,
Sollst weicher begraben sein!"

Sie nimmt das tote Veilchen,
Steckt's in den Busen tief,
Wo, tiefer als das Veilchen,
Geknickte Liebe schlief.

Aussicht!

Frei bist du! frei! — Nichts kann fortan,
Wenn nicht du selbst, dich mir entreißen!
Frei bist du! frei! — es ist kein Wahn!
Rollt, Tränen, rollt, ihr glühendheißen,
Rollt hin, ihr heißen Freudentränen!
Das dunkle Leben ist erhellt,
Zu Jubel wird das bange Sehnen,
Und nun erst lebt für mich die Welt.
Die Blüte ist vom Wurm befreit,
Frei kann sich jetzt ihr Kelch entfalten.
O eine Welt von Seligkeit
Seh' ich entzückt sich mir gestalten,
Und in der Welt von Seligkeit
Dich, Fanni, milde herrschend walten!
Gott, der die Liebe uns beschieden,
Gab nun zur Lieb' uns auch den Frieden.
Laß des sich unsre Herzen freu'n,
Laß uns des süßen Friedens pflegen,
Laß uns den schönen Bund erneu'n
Im Sonnenschein nach Donnerschlägen,
Laß uns der Ruhe Labsal teilen
Treu, wie wir sonst den Schmerz geteilt,
Rasch werden alle Wunden heilen,
Weil nichts so schnell, wie Friede, heilt.
Er ward uns! — Wir bewahren ihn
Und wie zwei brüderliche Sterne
Still durch den weiten Himmel ziehn
Und wandellos aus ihrer Ferne
Auf unsre Erde niederglüh'n:
Denk' ich fortan auch uns so gerne
Hehr über diesem Weltgetümmel
Hinziehen durch der Liebe Himmel!

Es ist nicht möglich!

Es ist nicht möglich, ist nicht möglich!
Du kannst mir nicht entrissen sein,
Es denken nur ist unerträglich,
Es glauben mehr als Höllenpein.
Zwei Wesen, die sich Alles waren,
Die Leiden nur noch fester band,
Ein Liebesbund, der in Gefahren,
Ein Fels im Sturme aufrecht stand;
Zwei Herzen, welche wonnig bebten
In gleicher Pulse Harmonie,
Nur für und durch einander lebten
(Ein Göttersieg der Sympathie!)
Und nun dahin! — Ich kann's nicht glauben,
So weit geht nicht der Hölle Spott,
Sonst müßt' ich selbst den Trost mir rauben,
Es leb' und walte noch ein Gott.
Ließ er's nicht zu, daß ich erglühte,
War Gegenglut nicht all' mein Glück,
Und dieser Gott, der Gott der Güte,
Nähm' jetzo sein Geschenk zurück?
Und dich, o Fanni, dich, erlesen
Zum Engel meiner Tage — nein! —
Dich hätt' er nun, dich sanftes Wesen,
Erwählt, mein Folterknecht zu sein!
Wir sollten fortan uns nicht lieben?
Sind wir denn jetzt, was einst, nicht mehr?
Wir sind dieselben noch geblieben,
Und sollten lieben uns nicht mehr?
Ich fühl' in mir dasselbe Feuer,
Noch stammt derselbe Geist in mir,
Noch ist mir alles Edle teuer,
Und wird es bleiben für und für.
Noch schlägt mein Herz für alles Große,
Noch schlägt es warm für fremde Not,
Des Schicksals feindliche Geschosse
Scheu' ich so wenig, als den Tod.
Entrüstung fühl' ich in mir lodern,
Wo Trug und Heuchelei erscheint;
Daß man mich achte, kann ich fodern
Von Gut' und Bös, von Freund und Feind.
Mir gönnt ein unbefleckt Gewissen
Auch jetzt noch einen sanften Schlaf,
Wo wilder Schmerz mein Herz zerrissen
Und mich des Zweifels Giftpfeil traf.
Und in des Busens tiefsten Tiefen
Fühl' ich die heil'ge Poesie,
Und Keime, die da manchmal schliefen,
Wohl schliefen, doch erstarben nie.
Noch ist mein Herz der Liebe Tempel
Und du das Altarbild darin,
Geprägt ist noch der Treue Stempel
In meinen wandellosen Sinn.
Und du, Geliebte, stehst noch immer
Hehr, makellos, wie einst, vor mir,
Du strahlst in jeder Tugend Schimmer
Und Weiblichkeit ist deine Zier.
Noch immer sind die höchsten Fragen
Der Menschheit dir von höchstem Wert;
Das Leben schafft uns tausend Lagen,
Du hast in jeder dich bewährt.
Als Freundin jetzt, jetzt als Geliebte,
Als Mutter, Schwester, Tochter jetzt,
Warst du's, die alle Pflichten übte,
So wie sie Gott uns vorgesetzt.
Wir sind dieselben noch geblieben
Und sollten lieben uns nicht mehr?
Wir sollten fortan uns nicht lieben?
Sind wir denn jetzt, was einst, nicht mehr?
Wie, ließe Gott in unsren Wirren
Dem bösen Geist so viele Macht;
Daß mich ein einziges Verirren
Um all' mein Lebensglück gebracht?
Ach, Wahnsinn liegt in dem Gedanken!
Mein Trösterengel, steh' mir bei,
Betrachte mich als einen Kranken,
Nicht reich' mir Gift für Arzenei.
O gib den Trost, daß deine Liebe
Verhüllt, doch nicht verloschen sei,
Und daß mir noch die Hoffnung bliebe,
Sie werd' einst der Verhüllung frei.
Hast du doch sonst ein jedes Leiden
So zärtlich mir hinweg gekost,
O Fanni, denk' auch unsrer Freuden
Und — gib mir nur ein Tröpfchen Trost,
Laß mich's in deinem Auge lesen,
Daß du an Trennung nimmer denkst
Und meinem möglichen Genesen
Ein freundliches Bemühen schenkst.
Doch — willst du mich nicht mehr erheben
Spricht keine Regung mehr für mich,
Ist dir's nicht süß: dem Freund vergeben,
Dann lehr' mich leben ohne dich.
Denn all' die tausend Wurzelfäden,
Womit mein Herz an deinem hängt,
Sie finden mehr kein andres Eden,
Das sie mit Lebenssäften tränkt.
Darum, versagst du das Erflehte,
Und wendest ganz dich von mir ab,
Die letzte Bitte dann: Erbete
Von Gott für mich ein baldig Grab.
Doch 's ist nicht möglich, 's ist nicht möglich
Du kannst mir nicht entrissen sein,
Es denken nur ist unerträglich,
Nein, Fanni, nein! es kann nicht sein!

An meine Sonne

Wo bist du, Sonne? ich seh' dich nicht,
Urquell des Lebens, Himmelslicht!
Steht eine Wolke vor? Getrost!
Die Wolke löst der Regen auf,
Die Wolke scheucht des Windes Lauf —
Steht eine Wolke vor; getrost!

Wo bist du, Sonne? ich seh' dich nicht,
Urquell des Lebens, Himmelslicht!
Deckt dich der dichte Wald? Getrost!
Durch Waldesdickicht hinab, hinan
Bricht sich die Macht der Sehnsucht Bahn.
Deckt dich der dichte Wald; getrost!

Wo bist du, Sonne? Ich seh' dich nicht,
Urquell des Lebens, Himmelslicht!
Türmt sich ein Berg vor dich? Getrost!
Sagt an, wo steht die Bergeswand,
Wo Lieb' hinan den Weg nicht fand?
Türmt sich ein Berg vor dich; getrost!

Ich sehe dich, o Sonne, nicht,
Du lebenquellendes Himmelslicht!
Und gingst du unter? — Dahin, dahin!
Nicht Sehnsucht, nicht der Liebe Macht,
Ach, keine Macht hemmt mehr die Nacht!
Und gingst du unter; dahin, dahin!

Traum und Leben

Träumt uns was Schönes, wie schliefen
Wir da so gern recht lang!
Und bietet das Leben uns Süßes,
Wie wird vor dem Sterben uns bang.

Ruhm

Hätt'st deinen Namen in Erz geschrieben,
Er wäre ewig stehen blieben;
Du hast ihn aber in Wachs gegossen,
Mitsamt dem Wachs ist er zerflossen.

Gewitterregen

Wenn die Wolke des Mannes Stirn umzieht,
Man in Weibchens Auge den Regen sieht.

Narrenwahn

Gar Mancher bekommt im Narrenhaus
Angewiesen eine besondere Klaus,
Und glaubt dann, er sei schon heraus.

Bettlervorzug

Den König umfänget der Marmelstein,
Den Bettler sargt man doch wärmer ein.

Labyrinth

Wir sprechen vom Labyrinth,
Während wir selber drinnen sind.

Einsamkeit

Ach wär' oft so gerne, so gerne allein —
Dann geh' ich in's Menschengetümmel hinein.

Kalte Sonne

Des Hofmanns Blick voll Freundlichkeit —
Ein heitrer Tag zur Winterszeit.

Die Kron' umfunkelt höheres Licht —
Die Sonn' auf Gletschern wärmet nicht.

Einsicht

Mein Mädchen hat zwei Fensterlein,
Schau' ihr dadurch ins Herz hinein;
Doch manchmal schaut der Schalk heraus
Dann ist es mit der Einsicht aus.

Licht und Schatten

Er sei nur Schatten seiner Frau,
Sagt man von manchem Ehegatten.
Verleumdet nicht so wenig schlau,
Denn wo kein Licht, ist auch kein Schatten.

Beschwichtigung

Der Liebe höchste Lust
Zog stumm in meine Brust.
Du höchster Liebesschmerz,
Sei stumm auch! Schweige, Herz.

An den Schlaf

Wenn vom Morgen bis zum Abend
Schmerz und Kampf das Herz durchtoben,
Schwebt der Friedensengel labend
In des Schlafs Gestalt von oben.

Und er küßt mich auf die Stirne,
Küßt mich auf die Augenlider,
Und im Herzen, im Gehirne
Schweigt der Kampf ein Weilchen wieder.

Doch, auf daß er ewig schweige,
Send', o Schlaf, den Bruderengel;*
Rauscht sein Fittig durch die Zweige,
Fällt die Blüte von dem Stengel.

*Schlaf und Tod waren nach der griechischen Mythe
brüderliche Genien.


Mißklänge

                              1.

Die Ulm' erlaubt, daß sie die Reb' umranke,
Die Linde, daß der Epheu sie umschlinge,
Der Äther, daß der Aar zu ihm sich schwinge,
Die Sonne, daß der Erdball sie umschwanke,

Die Gottheit selbst, daß freudig der Gedanke
Durch Raum und Zeit mit kühnem Fittig dringe,
Des Dichters Mund das Niegeahnte singe,
Und unsrem Drang die Hoffnung nie erkranke.

Und du, ein Wesen aus so zartem Stoffe,
Du könntest kalten Blicks zurück es weisen,
Daß gleiche Huld von dir mein Herz erhoffe,

Daß ewig die Gedanken dich umkreisen,
Und ewig, was ich fühle, was ich sinne,
Dir angeschmiegt, sich Leben erst gewinne?

                               2.

Mein Aug' erglüht! es suchet, ach vergebens
Der eig'nen Flamme Widerschein im deinen,
Und ganz enthüllt sich mir mein nichtig Meinen,
Und ganz die Torheit eines eitlen Strebens.

Der Zuruf männlichen Sichselbsterhebens
Lehr' mich von nun an kalt vor dir erscheinen,
Mein Mund soll lächeln, mag das Herz auch weinen,
"Entsage!" sei die Losung meines Lebens.

Des Lebens? Doch was gilt dies arme Leben?
Ein leerer Raum ist's, den wir uns erst füllen
Mit unsern Wünschen, Taten, Wonnen, Wehen.

Sich durch Entsagen jedes Leids begeben,
Heißt's nicht, den Durst mit eignem Blute stillen,
Sich töten, um dem Tode zu entgehen?

                                3.

Die Nacht schien sich zur Ewigkeit zu dehnen
Und einsam harrte, kargem Fels entwunden,
Ein mattes Blümlein dort der Morgenstunden;
In seinem Kelche standen große Tränen.

Da kam die Sonn' und küßt' hinweg die Tränen.
Das Blümlein fühlt sich wunderbar gesunden,
Ein Strahl der Liebe war's, den es empfunden,
So wähnt's und blickt empor voll Dank und Sehnen.

Das arme Blümlein — erst vom Licht geblendet,
Dann von der Glut der falschen, lieben Sonne
Versengt — stirbt, ihr den letzten Duft noch hauchend.

Du meine Sonne! Licht und Glut gespendet
Hast du vollauf, durch meine Nächte tauchend;
O würde mir auch solchen Todes Wonne!

                               4.

Was ich erfleht als ein Geschenk der Güte,
Der Himmel gab's — als seines Zornes Spende,
Statt milder Flamme gab er wilde Brände,
Den Dornenstengel statt der Rosenblüte.

Die Liebe warf er hülflos ins Gemüte,
Wo, ohne Nahrung, ohne Ziel und Ende,
Sie sich verzehrt, und fürchterlich behende
Auf's neu der Asch' entsteigt, drin sie verglühte.

Du aber, wie des Himmels ew'ge Sterne,
Gehst ruhig deine Bahn und lächelst milde
Zum sehnsuchtsvoll gehobnen Auge nieder.

Wie wähnt sich da das arme Herz so gerne
Durch dich geheilt und kniet vor deinem Bilde,
Und alle seine Schmerzen werden Lieder.

                               5.
                        Am Morgen

Um mich des neugebornen Tages Lächeln!
In mir des greisen Ernstes Blick voll Strenge;
Um mich des ersten Lerchenjubels Klänge,
In mir der Freude letztes Todesröcheln;

Um mich erwachter Lüfte kühles Fächeln,
Und wilder Brand in meines Busens Enge;
Um mich der Blüten freudiges Gedränge,
In mir verwelkter Hoffnung Abschiedslächeln.

Um mich Erstarken und in mir Ermatten,
Dort Licht des Lebens, hier des Todes Schatten,
So höhnt die große Welt die Welt im Kleinen,

Und nirgend will der Widerspruch sich einen!
Und du, mein Herz, noch mit dir selbst im Streite,
Wardst nicht schon längst des Doppelkampfes Beute?

                                6.

Sprich, kann der Baum aus eigner Kraft die Blüte
Darniederschütteln, die im Lenzesleben
Entkeimte seinen gröbern Blattgeweben?
Und kann er je, wie sorgsam er sie hüte,

Es hindern, daß ein Sturm sie niederwüte?
Kann er der eignen Frucht die Süße geben?
Kann er dem Wurm, dem Froste widerstreben?
So gleicht der Baum dem liebenden Gemüte;

So gleicht das liebende Gemüt dem Baume:
Wenn seine Sonn' hinscheinet, trägt es Blüten,
Die, wie sie sich verhüllet, welken, fallen.

Und sie, die mir im süßen Liebestraume
An deinem Augenschein so schön erblühten —
Du wendest dich, und keine bleibt von allen!

                            7.

Und zauderst du, zu lösen jene Fragen,
Die drängend mir in Aug' und Lippe brennen:
So will ich selbst die schwere Antwort nennen,
Die mitleidvoll verschwiegne heißt: "entsagen!"

Die Hindernisse, die gleich Alpen ragen
Und meinen Wunsch von seinem Ziele trennen,
Wohl kannt' ich sie, wer mochte sie verkennen!
Und doch — geliebt hätt' ich mich durchgeschlagen!

Wohl nimmst du mit der Hoffnung auch den Kummer,
Den süßen Kummer der noch süßern Liebe.
O freut euch nicht, ihr Freunde, der Genesung!

Ja, wenn ein tiefer, kummerloser Schlummer
Das höchste Ziel der Erdenwünsche bliebe —
Was lebt ihr dann? der tiefste heißt: Verwesung.

                              8.

Derselbe Baum, der Holz zur Wiege spendet,
Gibt oft sein Mark auch für die Totenbahre,
Die Lilie, jüngst ein Schmuck noch blonder Haare,
Wird oft zu jener Bahre Zier verwendet,

Ein Glück, das unverhofft der Himmel sendet,
Und bange Not verhängnisvoller Jahre
Macht beten uns am nämlichen Altare,
Mit Nichts beginnt man, wie in Nichts man endet.

So fleht' ich jüngst: Daß doch die süße Liebe
Für ewig meiner Brust Bewohn'rin bliebe!
Und also rief ich kurz darauf in Schmerzen:

O wird der Dorn denn nimmer stumpf im Herzen!
Die Liebe starb. Du Herz, einst ihre Wiege
Bist nun ihr Sarg; doch erst nach manchem Kriege!

                              9.
                      Herbstabend

Ich sah den letzten Abendstreif verglimmen,
Vom Baum, der mich umrauschte, Blüten fallen,
Ich hörte fernen Glockenton verhallen,
Den Sturm im nahen Waldgebirg' ergrimmen.

Umflüstert fühlt' ich mich von Geisterstimmen,
Gestalten schaut' ich durch's Gefilde wallen,
Anstarrend all' und angestarrt von allen
Sah ich sie drauf im Mondeslicht verschwimmen.

Nur Eine blieb. Ein wehmutvolles Lächeln
War auf den bleichen, wohlbekannten Wangen,
Die Locke zierten welke Blütentriebe.

Es klang ihr Wort wie leises Herbstesfächeln:
Nach meinem Grabe will es mich verlangen,
Tu' auf dein Herz; bin die gestorbne Liebe.

An mein Herz

     Herz,
So tief verletzt,
So matt gehetzt,
Was hörst du nicht auf zu schlagen?
Trägst für und für
Den Tod in dir
Und willst doch zu leben wagen?
Herz,
Und willst doch zu leben wagen?

     Herz,
Mit dem Todespfeil,
Und hoffst noch Heil?
Und hörst nicht auf zu schlagen?
Blickst so voll Schmerz
Noch himmelwärts,
Und meinst das Leben zu tragen?
Herz,
Und meinst dies Leben zu tragen?

     Herz,
Der Raum ist karg
In einem Sarg,
Gönnt nicht das weitende Schlagen.
Poch zu, poch zu;
Er oder du
Bricht in dem weitenden Schlagen.
Herz,
Brich oder lerne entsagen.

Entsagung

Ganz blütenlos, ein kahler Ast,
In froher Welt ein trüber Gast,
Was kann ich dir fortan noch bieten?
Was kann dich auch von mir erfreu'n?
Aug' ohne Lieb' sieht alles klein,
Ich kann dir nichts mehr sein, noch bieten.

Nichts heilet ein gebrochnes Herz,
Drum überlaß mich meinem Schmerz,
Sei glücklicher, und bleib' es immer!
Geh vorwärts du, ich geh' zurück,
Weit, weit zurück, da liegt mein Glück
In der Vergangenheiten Schimmer.

Leb' wohl, mein Alles einst und jetzt,
Nicht du hast mich so schwer verletzt,
Ich selbst war Mörder meiner Freuden.
Leb' wohl, und üb' noch eine Huld:
Erfleh' vom Himmel mir Geduld,
Und — überlaß mich meinen Leiden.

Abschied von Rodaun

Lebe wohl, Rodaun,
So lieblich zu schau'n!
Mit deiner Balsamluft,
Mit deinem Wiesenduft,
Mit deinem Hügelkranz,
Der weißen Häuser Glanz,
Lebe wohl, Rodaun,
So lieblich zu schau'n!

Ihr Pfade, so schön,
Ihr grünen Höh'n!
Und du, des Herzens Wahl,
Du freundliches Tal,
Mit dem blumigen Bachesrain,
Mit deinem Abendschein!
Ihr Pfade, so schön,
Ihr grünen Höh'n!

In euren Schoß
Manche Träne floß.
Ihr habet mit Trost
Die heiße Stirne gekost,
Nahmet an euren Arm
Das Herz mit seinem Harm!
In euren Schoß
Die Träne milder floß.

Aber dankesarm
Ist ein Herz voll Harm.
Hast freundlich gekühlt,
Wenn schmerzdurchwühlt
Mir die Schläfe gebrannt,
Bräutlich geschmücktes Land!
Aber dankesarm
Ist ein Herz voll Harm.

Ich lasse kein Glück
Bei dir zurück;
Ohne Schmerz, ohne Trän',
Auf Wiedersehn!
Ohne Glut, ohne Schwung,
Ohne Begeisterung.
Ich lasse kein Glück
In dir zurück.

Siehe, dein Kirchlein hebt
Sich empor, wo der Ewige lebt.
Den Erden-Wurm
Weist nach Oben sein Turm.
Mut, Glaube, Vertrau'n!
Lebe wohl, Rodaun,
Dein Kirchlein hebt
Dort sich empor, der Ewige lebt!

Seelenfriede
Im Frühlinge

Schon künden früh're Morgenröten
Den neugebornen Frühling an,
Und unter Bitt- und Dankgebeten
Verfolgen wir gewohnte Bahn,
Wohl wird die Aussicht immer weiter,
Sternüber trägt der kühn're Blick,
Doch auch der Weg zum Grab wird breiter,
Und enger stets der Pfad zum Glück.

Die Kindheit und die Jugend scheiden
Mit heimlich leisem Abschiedsgruß,
Wir fühlen's an den ärm'ren Freuden,
Wir fühlen's an dem kält'ren Kuß.
Noch glimmt nur mehr, was ehmals glühte,
Schon von Erfahrung spricht das Herz,
Und aus der aufgeschloßnern Blüte
Fällt Blatt um Blatt schon erdenwärts.

Ach, diese langersehnte Ruhe,
Sie kam dem Herzen doch zu früh,
Ist nicht zum Ruh'n in stiller Truhe
Einst Zeit genug? nicht sicher die?
O nichts von Ruhe, nichts von Frieden!
Wie er auch zieren mag den Greis,
Dem Manne ist der Kampf beschieden
Und nur dem Ringer ziemt der Preis.

Doch einen Frieden kenn' ich, einen,
Der uns schon hier den Himmel gibt:
Es ist der Friede jener Reinen,
Die fromm geglaubt, gehofft, geliebt,
Die noch mit kindlichem Gemüte
Die Hände falten himmelwärts,
Und brünstig vor dem Gott der Güte
Ausschütten das gequälte Herz.

Und diesen Frieden, o Geliebte,
Du trägst ihn in geweihter Brust,
Das ist die ewig ungetrübte,
Das ist des Seraphs hehre Lust!
Drum, wie auch ich den Kampf ersehne
Das ist nun einmal Männerart —
Dir sei der Andacht süße Träne,
Des Glaubens Friede dir bewahrt!