VII.
Gleichmäßiges
Ich hab' eine Henne einst bunt bemalt,
Sie hat es mit ihren Federn bezahlt.
Die lieben Schwestern rissen sie aus
Und machten dazu einen furchtbaren Saus.
Sie sprachen von Überhebung und Wahn. —
So ward im Leben auch mir getan.
Daß anders, als er meine Seele denkt,
Das hat der Haufe mir nicht geschenkt.
Es tut ihn kränken,
Er möchte mich henken.
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Dort am Weg' die Hennen, sieh',
Sich den Wurm vom Schnabel raufen,
Um dann wieder friedlich, schiedlich
Mit dem Hahn zum Mist zu laufen.
Pack! Und du?
Meine Lippen klemm' ich zu.
☼
Kommt zum Harem eines Gockels
Her ein fremdes Huhn gelaufen,
Ungeniert, mit stolzem Blicke
Wird er sich's zu der Erde tauchen.
Dreimal wehe doch dem Fremden,
Der's bei seinem Hof versuchte.
Unter Sporn-und Schnabelhieben
Blutet sicher der Verruchte.
☼
Will das Schicksal dich führen,
Nützt dir kein Sperren und Zieren!
Nimm willig seine Hand
Und, stellt's dich vor eine Wand,
Vor eine dornige Hürde,
So spring mit deiner Bürde;
Wart' nicht auf seine Ruten,
Sie peitschen dich bis zum Bluten,
Du mußt mit deiner Belastung hinüber
Uns brächen dir Arm' und Beine darüber!
☼
Du spinnst an deinem Lebensnetz
Nach einem inneren Gesetz
Und, dünkt's dich endlich lang und breit,
Wie dehnt sich da dein Busen weit!
Du hältst dich für den Herrgott gar,
So himmelhoch und unnahbar.
Sieh' dort der Spinne Netz dir an!
Das Tierlein hat das gleiche 'tan.
Doch sieh', ein Windhauch wird zerreißen,
Des sie sich mühvoll tat befleißen.
☼
Gleich wie der Alchimist im Tiegel
Aus Blei sich macht ein blankes Gold,
Tut Eitelkeit mit ihrem Spiegel.
Bist schwarz du wie ein junger Mohr,
Du schaust aus ihm schneeweiß hervor;
Die blasse Wange schminkt sich rot,
Verwach'nes kommt ins rechte Lot.
Und wäre Rücken krumm und Bein,
Was macht es dir? Schau nur hinein!
Und plötzlich stellst du, wunderbar,
Apollo oder Venus dar.
So füllt mit Stolz sich deine Brust,
Und du hochauf dich recken mußt.
Und wäre stinkend selbst der Wust,
In dem du knietief stecken tust,
Und wär' an dir kein gutes Haar
Und wärest du ein Mörder gar,
Er macht dich zu dem Mann von Stand, —
Kein Bess'rer ist wie du im Land!
☼
Mit Tanzen und Schmausen baust du kein Haus,
Vergnügen und Wohlstand schließen sich aus.
Das ist's ja, was so viele versehen im Leben:
Sie wollen zum Reichtum mit Becherheben
Und setzen als Anfang, was höchstens ein Ende,
Sie sparen die Mühe und pflegen die Hände.
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Es ist der Brauch bei Lumpen und Vetteln,
In der Jugend zu genießen und im Alter zu betteln.
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Du nennst mich faul! Ja, wär' ich ein Macher,
Da hättest du recht, Freund Pastetenbacher!
Ist erst der Most in den Ständer getan,
Wenn's Zeit ist, fängt er zu brausen an.
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Kunstwerk und Kunststück,
Freund, zwei Welten!
Dem Esel und der Kritik
Mag's für eine gelten.
☼
Am Kunstwerk erscheint
Stoff und Form geeint.
Ist nicht dies, nicht das,
So sage mir, was?
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Mit Basteln und Machen ist nichts getan,
Fängt's nicht aus der Seele zu brausen an;
Blas noch so sehr in den Nürnberger Trichter,
Wirst doch kein Dichter.
Freilich, manche halten alte Weiber für Parzen
Und für Musik des Esels Farzen.
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Schmetterlinge, farbenbunt,
An den Blüten naschen;
Vor der Weiber Honigmund
Hütet Herz und Taschen.
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Glück und Unglück gleich verehre,
Keinem du den Eintritt wehre!
Sonnenschein und Regentropfen
Machen Wachsen Wein und Hopfen.
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Ich denke an dich, du fühlst's in der Ferne:
So kommt zum Auge das Licht der Sterne.
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Das Schiff, das dich in die Ferne geleitet:
Geballter Geist, der die Meere durchschreitet.
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Schilt mir nicht Bild und Gleichnis als dunkle Dinge,
Sonst fängst du dich selbst in der eigenen Schlinge.
Den Umfang des Kreises, mag die Rechnung es lassen,
Im Bild allein kann dein Auge ihn fassen.
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Tausendmal ist der Versuch dir gelungen,
Schon hältst die Natur du für bezwungen,
Auf einmal nimmt sie den Fliegenwedel
Und klopft dir damit den dreisten Schädel.
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Schlagwörter sind der Sekt der Masse.
Ist der Rausch vorbei, spuckt sie nach dem Fasse.
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Die Masse willst du zum Höheren lenken?
Ist der Rausch vorbei, wird sie dich henken.
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Man malt und dichtet jetzt nach Asmus und Ismus!
Zur Schablone, mein Freund, führt der Katechismus.
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O Freund, mit der Technik ist's nicht getan;
Die wahre Form schießt selber an.
Natur zeigt dir's von Fall zu Fall.
Was ist so schön wie ein Kristall?
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Es müht sich und bosselt der Handwerksmann,
Das Kunstwerk schießt im Feuer an.
Wohl magst du noch hie und da polieren,
Gleichwie die Feilen am Erzguß rühren.
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Politischer Streit? Laßt mich in Ruh'!
Ihr sprecht vom Volk und freßt ihm die Kuh.
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Du hast als Bürger die freie Wahl! —
Ja, wie der Verbrecher beim Henkersmahl.
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Kraft und Stoff sind nicht zwei Dinge?
Nur Innen und Außen im selben Ringe.
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Im Parlament, o Freund, die Mehrheitsbeschlüsse?
Sind Treffer im Kriege die meisten Schüsse?
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Ihr redet so warm vom Volkeswohl:
Ihr freßt den Braten und es den Kohl.
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Ein Wort, das nicht mehr Bild und Symbol,
Es gleicht einer schlechten Münze wohl.
Sie geht zwar noch wie einst durchs Land,
Doch Schrift und Prägung darauf verschwand.
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O laß, mein Freund, die Kunstbücher beiseite,
Sie sind wie die Bomben mit Gas im Streite.
Mit dem Benebeln ist's nicht getan,
Da muß schon das Herz in dir voran.
Und geht's ihnen auch gegen Rezept und Strich,
Das Kunstwerk trägt die Regel in sich.
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Das Volk mag immer sich rackern und beten,
Wir halten uns lieber an die Diäten.
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Merk dir nur eins: wir sind nicht zu ersetzen,
Denn unser Beutel schluckt ganze Metzen.
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Öst'reich zerfiel als Trug und Lüge, —
Natur kam wieder und blieb im Siege.
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Durch Falschheit erworben,
An der Wahrheit gestorben.
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Weil ich mich wehre,
Gebt ihr mir die Lehre,
Ich soll friedfertig sein. —
Wirf in den Sumpf einen Stein,
Er schluckt ihn ein.
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Anders urteilt der Verstand, anders als Gemüt —
Zwei verschied'ne Ohren für das gleiche Lied.
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Das Greifbare ist im unendlichen Ring
Wie Sand zum Berge ein winziges Ding. —
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Blutgier und Habsucht, Fanatismus und Tücke,
Von jeher lag's in der H . . . . . . Blicke.
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Technik und Form,
Der Unterschied, wie enorm!
Technik ist Mache,
Die Form quillt aus der Sache.
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Die Jugend, sagst du, hat ein Recht aufs Vergnügen?
Nun, so zahl ihr's, Verführer, aus deinen Bezügen!
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Dein Recht zum Leben! Was sind das für Sachen?
Frag' die Natur und sie wird dich verlachen.
Sie prüft, ob du kannst,
Und läßt dich fallen, du dummer Wanst.
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Laßt doch die Worte "Straf' und Sühne für Mord"
Aus euren Gesetzen mir endlich fort!
Der Mörder mordet, weil er eben muß,
Liegt in seiner Natur wie zu schwärzen dem Ruß.
Ich frage allein: Ist die Bestie gefährlich?
Man tötet viel hundert Tiger jährlich.
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Ihr lieben, guten Leute,
Ihr sprecht mir viel zu viel.
Mit Lineal und Reißbrett,
Da macht man keinen Stil.
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Wenn's nicht wie Flammenblitze
Euch aus der Seele springt,
Dem Hintern auf dem Sitze
Wohl kaum es je gelingt.
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Da liegt der Faden:
Er mißt alles nach seinen Waden.
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Mensch und Affe:
Priester und Pfaffe.
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Er predigt stets von den Armen im Geist
Und wird dabei selber dick und feist.
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Je kleiner der Lackl,
Um so größer der Stackl.