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Für Dich, geliebte Mutter, ist der erste Strauß erblüht;
Was kann wie deine Liebe, mir erfüll'n den Sinn?
Die treue Kindesliebe, die mein Herz durchglüht,
Sie ist das Höchste mir, sie weihe den Beginn!
 


Erstes Sträußchen
 

O Du, die sah'st die ersten Schritte
Wie Epheu sich im Wald am Baume rankt
Wenn's winterlich stöbert
O könnt' auf deinen Pfad ich legen
Wie aus den Blumen erdentsprossen
Als ich die blauen Blümelein
Aus Allem, was die Erde zieret
Was du so oft, so jederzeit
Es grüßet dich
Nach banger, dunkler Schmerzensnacht

O Du, die sah'st die ersten Schritte


O Du, die sah'st die ersten Schritte,
Gelauscht den ersten Worten hast,
In deines Kindes junger Seele
Die erste Morgendämm'rung sahst,

Die die erwachenden Gedanken
Und das erwachende Gemüt,
Und jede halb entstand'ne Regung,
Und jede Knospe halb erblüht,

Und jeden Fortschritt dieser Seele
Am allerersten hast entdeckt,
Weil Du dazu die tiefsten Keime
Ja selber, Mutter, hast gelegt!

Dir sei'n von Allem, was ich strebe,
Von Allem, was mein Herz erfreut,
Die ersten Früchte und Erfolge,
Dir seien immer sie geweiht.

So nimm auch diese ersten Blüten
O teure Mutter, hin von mir;
Das erste Klingen meiner Seele,
Es sei für Dich, es gelte Dir.

Wie Epheu sich im Wald am Baume rankt

Wie Epheu sich im Wald am Baume rankt,
Bis er empor schon an die Äste langt,
Und stets, je mehr er wächst, je mehr er sprießt,
Den Baum noch öfter, inniger umschließt,

So hält dich meine Liebe treu umwunden,
So ist mein ganzes Sein an Dich gebunden,
So schlingt sich um Dich mein junges Leben,
Dem Du allein hast allen Schutz gegeben.

Und wie er immer grünt so hoffnungsreich,
Derselbe stets, nie wird vom Froste bleich,
So lieb' ich immer gleich Dich ewiglich,
Und hoffe, mehr stets zu umschlingen dich!

Nie wird auch Deines Kindes Herz erkalten
Vom Frost der Welt! Beim Epheu, wie den alten
Die immer grün, sich einen neue Triebe,
So grünt stets alt, stets neu Dir meine Liebe!

Wenn's winterlich stöbert

Wenn's winterlich stöbert, und Eiswinde weh'n,
Daß auch nicht ein Grashalm kann draußen besteh'n,
So bring' ich doch Blumen dir, lieblich und schön,
Als hätt' sie erblühen der Frühling geseh'n.
Bei Dir scheint die Sonne, bei Dir ist's ja warm,
Am liebenden Herzen, im schützenden Arm!

Und mag fast die Welt vor Erstarrung vergeh'n,
Die eisigen Winde der Selbstsucht d'rauf weh'n,
Im Herzen so warme Gefühle mir steh'n,
Daß niemals der Frühling mir könnte vergeh'n.
Bei Dir scheint die Sonne, bei Dir ist's ja warm,
Am liebenden Herzen, im schützenden Arm!

Das ist's, was die Seele mir freudig bewegt,
Was innige Rührung im Herzen erregt,
Was Lieb' ohne Grenzen in mir tief erweckt,
Was ewigen Dank mir in's Herz hat gelegt:
Bei Dir scheint die Sonne mir immer gleich warm,
Am liebenden Herzen, im schützenden Arm!

Wenn gläubig ein Knöspchen aus meinem Gemüt
Der Welt, die es frühlingswarm glaubt, oft erblüht,
Und eisiger Frost es dann höhnisch umzieht,
Daß bald es sich bitter betrogen, ach! sieht —
Bei Dir scheint die Sonne, bei Dir wird es warm,
Am liebenden Herzen, im schützenden Arm!

Ich sollte wohl besser als Tausende sein,
Da Gott mir verlieh solchen Lieb — Sonnenschein!
Ich will Deine Pfade mit Blumen bestreu'n,
Im Herzen soll's immerdar Frühling mir sein,
Denn mir scheint die Sonne ja immer gleich warm,
Am liebenden Herzen, im schützenden Arm!

O könnt' auf deinen Pfad ich legen

O könnt' auf deinen Pfad ich legen
Das stille Glück, den Himmelssegen,
Die sorgenlose Heiterkeit,
Die Wünsche, die mein Herz Dir beut!

Und könnt' ich Dir auch Alles geben,
Wie wenig wär' es für zwei Leben,
Das Eine, das mir ward von Dir,
Das And're, das Du weihtest mir!

Nicht kann ich es mit Worten sagen,
Was mir in meinen Kindertagen
Dein edles Walten tief und klar,
O Mutter, Deine Liebe war!

Was ist in meiner Seele Leben,
Was ist, das Du mir nicht gegeben?
Was hab' ich je gefühlt, gedacht,
Das Du nicht in mir angefacht?

Allmählich tief und tiefer glühte
Mir dies Bewußtsein im Gemüte.
Dir bleibt für meine Lebenszeit
Mein innigstes Gefühl geweiht.

Wie aus den Blumen erdentsprossen

Wie aus den Blumen erdentsprossen
Die Rose hebt sich königlich,
Vom schönsten Farbenschmelz umflossen,
Verbreitend süßen Duft um sich,

So raget aus der Seele Leben
Vor Allem, was da keimt und blüht,
Mit ihr nur eig'nem Duft umgeben,
Die schönste Blume, — das Gemüt!

Mit immer jungen Blütentrieben
Grünt's treulich in der Seele fort;
Wie endlos der Begriff, zu lieben!
Empfinden, o! welch reiches Wort!

Was ist der Geist, was ist das Wissen,
Wenn's nur allein uns bleiben soll?
Wenn wir das Fühlen ganz vermissen,
Wie scheint uns Alles kalt und hohl!

Des Lebens Licht mit holdem Scheine,
Die Wärme mild, die nicht verglüht,
Der Seele Heiligtum alleine
Bleibt nur das liebende Gemüt!

O Du, der's reich und warm gegeben,
Die Du's so schön an mir bewährt,
Die durch Dein Beispiel, durch dein Leben
Empfinden, lieben mich gelehrt,

Die Du in meiner Seele wecktest
Was treu in ihren Tiefen blüht,
Mit warmer, zarter Liebe hegtest
Des Lebens Rose, mein Gemüt.

O teure Mutter! nimm's zu eigen,
Beherrsch' es immer, s'ist ja Dein!
Bis auf den Grund es Dir zu zeigen
Wird stets mir inn'ge Freude sein!

Als ich die blauen Blümelein

Als ich die blauen Blümelein
Gepflückt im Sommerschein,
Da lachte blau der Himmel,
Und liebend dacht' ich Dein.

Es ist die schönste Farbe,
Weil sie der Himmel trägt,
D'rum hat man ihr die schönste
Bedeutung beigelegt.

Denn was ist wohl das beste
Gefühl der Menschenbrust,
Im wechselvollen Leben
Bewährt in Leid und Lust,

Kein armes Spiel der Sinne,
Kein Blendwerk für den Geist,
Das sich bei ernster Prüfung
So nichtig oft erweis't!

Es ist die edle Treue,
Die Schicksal, Welt und Zeit
Mit hohem Mut beherrschet,
Ein Hauch der Ewigkeit!

Wohl dem, in dessen Seele
Sie tiefe Wurzeln schlägt,
Daß er im ganzen Leben
In sich sie heilig trägt!

Doch ach! wie schwach sind Menschen,
Wie ändert sich ihr Sinn;
Wie stirbt die Himmelsblume
So jählings oft dahin!

Doch gibt's ein Band auf Erden,
Das sie für immer weiht,
Von dem sie nimmer weichet
In aller Ewigkeit!

Denn wenn sich Alles löset
Was eng verknüpft sich nennt,
Was kann es jemals geben
Das Kind und Mutter trennt?

Wohl gibt es nichts, das tiefer
Im Menschenherzen liegt,
Wohl gibt es nichts, das höher
Das Leben überwiegt.

Wie bin ich, liebste Mutter
Mit ganzer Seele Dein!
Nichts kann in meinem Leben
Mir jemals teurer sein.

Aus Allem, was die Erde zieret

Aus Allem, was die Erde zieret,
Aus Allem, was erschaffen ist,
Für was dem Schöpfer Dank gebühret,
Hoch strahlt empor das schöne Licht!

Und wenn die winterliche Erde
Auf's neu beginnet ihren Lauf,
Daß neuer Sonnenschein ihr werde,
Daß die Natur neu lebe auf,

So soll sich jedes Wesen freuen
Das hier im gold'nen Lichte lebt,
Und würdiglich sich auch erneuern
In Allem, was es sinnt und strebt.

Und was wir jeden Tag genießen,
So lang gewohnt, halb unbewußt,
Dem sollen wir das Herz erschließen
Mit neuem Dank, mit neuer Lust.

Auch ich will mich der Sonne freuen
Die mild das Leben mir verklärt,
Mit ihrem Strahl, dem warmen, treuen,
Still ober meinem Haupte währt.

O schöne heil'ge Mutterliebe!
Dir will ich neuen Dank stets weih'n,
So wie der Erde neue Triebe
Entgegenblüh'n dem Sonnenschein!

Was du so oft, so jederzeit

Was du so oft, so jederzeit
Gehört aus meinem Munde,
Laß dir es wiederholen heut'
Aus tiefstem Herzensgrunde,

Daß in der ganzen weiten Welt
Wo Alles kommt und gehet,
Und blüht und welkt, und steigt und fällt
Und schwindet und verwehet,

Wo jedes Wesen, das da lebt,
Sich wandelt in den Zeiten,
Und was uns hoch das Herz erhebt,
Uns bald kann Schmerz bereiten,

Mir du allein das Höchste bist,
Das Teuerste auf Erden,
Daß nichts von Allem was da ist,
Mir je kann teurer werden!

Es grüßet dich

Es grüßet dich des blauen Himmels Treue,
Es grüßet dich des Waldes tiefes Grün,
— Der Erde Hoffnung, knospend stets auf's Neue, —
Es grüßet dich der Blumen freundlich Blüh'n.

Und rings von dieser schönen Welt umgeben,
Im Herzen froh und liebevoll gesinnt,
Dir Segen wünschend für dein teures Leben,
Grüßt viele tausendmal dich auch dein Kind!

Nach banger, dunkler Schmerzensnacht

Nach banger, dunkler Schmerzensnacht,
Die wir in schwerem Gram durchwacht,
In Seelenangst und Sorgen,
Doch hoffend, während unser Leid
Sich dehnte in dem Lauf der Zeit,
Stets hoffend auf dem Morgen,

Ist endlich mit dem jungen Jahr
Nach Allem, was da bitter war
Auch uns der Tag gekommen,
Und hat mit seinem milden Strahl
Allmählich auch die letzte Qual
Von uns hinweg genommen.

Die Träne, die im Auge währt
Wird nun, vom Sonnenstrahl verklärt
Und noch zum Heile werden,
Und Lebenslust und Freudigkeit
Und segensvolle Lebenszeit
Gibt Gott uns noch auf Erden.

Als wie ein Engelein, so zieht
Uns Hoffnung stille durch's Gemüt
Auf schöne, gute Zeiten,
Die uns der Vater, der uns liebt,
Und wiederum das Leben gibt,
Uns gnädig wird bereiten.

Und mit der Liebe Allgewalt,
Die voll aus uns'ren Seelen strahlt
Gleich treu, gleich warm umgeben,
Nach gleichem Leid mit gleicher Lust,
Mit gleicher Hoffnung in der Brust,
Sind wir vereint im Leben!