An Johann Gabriel Seidl
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Dieses Buch, ein muntres Vöglein,
Eile fort auf seinen Schwingen,
Dir manch Liedlein frisch und frei
Jubilierend vorzusingen.
Öffnest du nicht bald dein Fenster,
Wird es an die Scheiben picken:
"Meister Gabriel, macht auf!
Zeigt Euch endlich meinen Blicken!" —
Sieh! da nahst du, holder Sänger,
Edler Ritter von der Leier,
Fragst: "Was ist denn dein Begehr,
Ungestümer, kleiner Schreier?" —
Und du Guter machst ihm auf;
Durch des Fensters offne Pforte
Fliegt der Schalk auf deine Rechte,
Zwitschernd die sothanen Worte:
"Meister, wißt, mein Vater hat
Mich gesandt mit dem Verlangen,
Daß Ihr mich als Zeichen seiner
Treuen Liebe wollt empfangen.
Was Ihr ihm seit Jahren seid,
Möcht' er Euch so gerne zeigen;
Darum bin ich da, betrachtet
Fürder mich als Euer Eigen.
Leider kann er, als Poet,
Nichts durch mich als Wünsche geben:
Euch so wie die Euren möge
Heitrer Lebensmut umschweben.
Und sich selber wünscht mein Vater,
Wo sein Schiff mag immer treiben,
Mögt Ihr immer doch ein Freund
Ihm und seinem Singen bleiben!" —
Also spricht als mein Gesandter
Dieses Buch, sich selber bringend,
Dieser kecke, lockre Zeisig
Lustig lose Weisen singend.
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