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Gedichte 2
 

Beim Abschied
Bundeslied
Abendgang
Aufruf
Vom Berge
Die Gefangene
Beruhigung
Geh' in den Wald!
Rückblick
Schiffergesang
Sehnsucht im Traume
Frühlingsmorgen
Erinnerung
An der Donau
Nachtlied
Anleitung
Heimkehr
Abschied
Traumbilder
Der Besuch

 
Stammbuchblätter
Wunsch
Meine Sterne
Dein gedenke ich!
Der Abend
Zum Schluß

 

Beim Abschied

Meine Wünsche, innig warm,
Sollen nach dir fliegen;
Ungesehen soll ihr Arm,
Liebliche, dich wiegen.

Schläft dein Auge, mögen sie
Betend bei dir weilen,
Daß dich Wolkenschatten nie,
Wachst du auf, ereilen.

Und sie sollen ohne Ruh
Immer sorgen deiner;
Denkst im Traum der Freunde du,
Dann gedenk' auch meiner.

Freundlicher erscheint die Welt.
Wenn der Farbenbogen
Der Erinnerungen hält
Ferne Freund' umzogen.

Bundeslied

Eine göttliche Gestalt
Tritt herein zur Pforte,
Von der Jugend Pracht umwallt,
Spricht sie laut die Worte:

"Seid gegrüßt mir allzumal
In der heitern Stunde;
Meines Frohsinns hellsten Strahl
Bring' ich eurem Bunde.

Meine Sendung ist, mit Macht
Auf des Daseins Wellen
Stets der Einsamkeiten Nacht
Freudig aufzuhellen.

Denn es ist der Mensch fürwahr
Zum Verein geboren;
Einsam geht er immerdar
Für das Sein verloren.

Wo ein Bund entsteht, darf auch
Wohl die Kunst nicht fehlen;
Drum entzück' ein Geisterhauch
Eure regen Seelen.

Ohne Kunst, was seid ihr? — Staub,
Winden preis gegeben;
Ohne Kunst ist Alles Staub,
Ohne Geist kein Leben." —

Und zur himmlischen Gestalt
Sprechen wir die Worte:
"Himmelstochter, lenzumwallt,
Weil' an diesem Orte!

Göttin der Geselligkeit,
Weil in uns'rem Kreise,
Segnend uns zu jeder Zeit
Nach der Götter Weise.

Roll' auf uns, den Ätherstrom
Deiner Freuden alle;
Göttin weih' zu deinem Dom
Diese Liederhalle!"

Abendgang

Die Dämmerung stieg hernieder,
Im Westen entfloh der Tag;
Die Nacht, sie nahte wieder
Mit leisem Flügelschlag.

Da bin ich hinausgezogen
Zu deiner Eltern Gruft;
Des Himmels dunkler Bogen
Umspannte des Friedhofs Luft.

Ein ernstes Geisterfragen
Tönt aus dem Grab zu mir;
Und meine Schwüre, sie tragen
Meine ganze Seele zu dir.

Des Friedhofs ernstes Dunkel
So freundlich vor mir lag;
Ich sah der Sterne Gefunkel
Und in mir ward es Tag.

Aufruf
Chor der abziehenden Krieger

Auf! Jugend, auf! der Feind ist da
Und droht uns mit den Ketten;
Begeisterte Jugend, du bist da,
Das Vaterland zu retten.

Auf! Jugend! zu den Waffen auf!
Hörst du erklirren die Ketten;
Eilt zu der Völkerschlacht im Lauf,
Das Vaterland zu retten.

Und zieht ihr siegreich dann nach Haus,
Und schweigt das Klirren der Ketten,
Singt man euch zu: ihr zogt hinaus,
Das Vaterland zu retten!

Vom Berge

Ich stand auf hohem Berge
Und blickte über den Rhein;
So freundlich lag die Gegend
Im hellen Sonnenschein.

Mein edles, starkes, deutsches Volk,
Des ewigen Vaters Hand,
Sie führe dich, sie leite dich
In das gelobte Land.

Was will der heitere Sonnenschein
In solcher trüben Zeit?
Was will die rosige Sonne
Mit ihrer Herrlichkeit?

Du edles, starkes, deutsches Volk
Mit deiner Freiheits-Glut,
Wann wirst du die Wüste verlassen,
Die Wüste aus Kampf und Blut?

Lang stand ich auf hohem Berge
Und blickte über den Rhein;
Und meine Heimat hüllten
Gar düstere Nebel ein.

Die Gefangene

Des Königs Tochter weilet
Im Wald auf stolzem Roß;
Sie war in Hast enteilet
Dem väterlichen Schloß.

Sie springt herab vom Pferde,
Wo Menschenspur beginnt;
Sie küßt die Mutter Erde
Als treues Erdenkind.

"Ich will vom Zwang mich retten,
Vom schnöden Sklavenband;
Weg, Bürge du der Ketten,
Weg, Ring, von meiner Hand.

Frei will ich sein auf Erden!
Fort! zu den Menschen hin,
Will unter Bürgern werden
Die letzte Dienerin!" —

Der Tag beginnt im Tale;
Und leise flieht die Nacht,
Im hohen Fürstensaale
Die junge Braut erwacht.

Und hörst du, wie sie jammert,
Daß dieser Tag beginnt,
Von dem Gefühl umklammert:
"Ich bin ein Fürstenkind!"

Beruhigung

Siehst du die Sonne neigen,
So hebe himmelwärts
Aus all dem Tagesjammer
Dein müd gejagtes Herz.

Wird dunkler, immer dunkler
Des Firmaments Azur,
Erschließe deinen Busen
Dem Hauche der Natur.

Für namenloses Drängen,
Das Tags im Innern tost,
Naht dir des Nachts im Freien
Ein unnennbarer Trost.

Geh' in den Wald!

Im Walde mußt du wandeln,
Im Walde lauschend geh'n,
Im Walde mußt du schlafen,
Willst du den Wald versteh'n.

Horchst du dem Laubgeflüster
Nah' an der Quelle Rand,
Führt bald ein Schiff der Elfen
Dich in der Träume Land.

Durch all das Blätterrauschen
Dringt ferner Sterne Schein
Wie Bilder schöner Zeiten
In deine Traumwelt ein.

Gestärkt, erquickt mit Frieden
Gehst du zum Wald hinaus;
Bei jedem Schritt geleiten
Die Sterne dich nach Haus.

Rückblick 2

Wohl ist es mir klar auf immerdar,
Nie kann ich dich erreichen;
Doch nimmer wird in meiner Brust
Dein schönes Bild erbleichen.

Dein blondes Haar, es ist das Gold,
Nach dem ich ewig strebe;
Dein blaues Auge der Himmel mein,
Für den ich sterb' und lebe.

Seh ich von deiner Huldgestalt
Im Traume mich umwallen,
Ist mir der Himmel aufgetan
Mit seinen Freuden allen.

Schiffergesang

Wir ziehen fort auf leichtem Kahn,
Von der Erde hinaus in's Meer,
Wie zittert und schwirrt des Mondes Glanz
Auf weiter Fläche daher.

Der Hauch der Ruh allüberall
Die weite Welt durchzieht;
Es tönt allein unser Ruderschlag
Und unser vereintes Lied.

Noch mit dem Ungestüme des Tags
Zieh'n wir in die See hinaus
Und kehren mit dem Frieden der Nacht
Zur Mutter Erde nach Haus.

Sehnsucht im Traume

Des Wald's Gesäusel lispelt
In meiner Träume Haus
Und lockt sirenenartig
Mich in den Wald hinaus:

"Wach auf! wach auf! du Träumer!
Im Haine schläfst du lind;
Ich wieg' in schön're Träume
Dich, armes Menschenkind.

Wach auf! im Walde schwindet
Der wilden Kämpfe Spur;
Es weh'n allein im Walde
Die Geister der Natur." —

So lockt es mich im Schlafe
Fort in den Wald hinein,
Fort in des Waldes Schatten,
Fort in den grünen Hain.

Frühlingsmorgen

Hoch auf der Gebirge Bäumen
Ersteht aus rosigen Träumen
Der junge, festliche Tag
Und erweckt durch ein mächtiges Werde
Die Braut des Frühlings, die Erde,
Die in wonnigem Schlummer lag.

Die Erde hält er umschlungen
Der Held, der den Winter bezwungen;
Die Braut erglüht so bang.
Und weit und breit erklinget,
Wie sich das Paar umschlinget,
Ein jubelnder Hochzeitsang.

Erinnerung

Du bist der ewig helle Stern
In meiner dunklen Nacht;
Seitdem ich einsam wandle, lern'
Ich kennen deine Macht.

Wenn Alles finster um mich her,
Gedenk' ich betend dein,
Da glänzet über meinem Meer
Dein lieber, heller Schein.

Du zauberst mir aus alter Zeit
Hervor den schönsten Traum,
Und vor mir steht Vergangenheit
Als blütenreicher Baum.

Ich lausche, wenn auch noch so fern,
Nach deiner Strahlen Macht,
Nach dir, du ewig heller Stern
In meiner dunklen Nacht.

An der Donau

Wenn ich an deinem Ufer,
O Donau! wandeln geh,
Ersteht aus deinen Wassern
Ein lang versunk'nes Weh.

Ich denke der alten Tage,
Die ach vorbei, vorbei!
Und wieder ertönt die Klage
Um den versunk'nen Mai.

In deiner Nähe weilte
Ein blaues Augenpaar,
Das, wenn mich ein Sturm ereilte,
Mein führender Leitstern war.

Rauscht fort, ihr flüchtigen Wellen,
Eilt nach der stürmischen See,
Nehmt fort in euren Wassern
Mein altes, dunkles Weh.

Nachtlied

Es kommt auf Rosengewölke sacht
Mit leisem Schritt die liebende Nacht,
Und breitet über der Erde Haus
Ihren schützenden Fittich aus.

Und was da schwebt, und was da lebt
Und was am Tag dem Kummer gebebt,
Es ruht von des Lebens wildem Gebraus
In den Armen des Schlummers aus.

Und über den Träumenden, Schlafenden weht
Ein himmlischer Hauch, ein stilles Gebet,
Das ungeahnt, mit göttlicher Macht
Über all die Schlummernden wacht.

Die Sonne sie ist entschwunden nicht,
Du siehst sie an der Gestirne Licht;
Die Strahlen der ewig Leuchtenden zieh'n
Über unseren Häuptern dahin.

Schlaft ein! schlaft ein! Vor Sorgen und Pein
Schließ' euch die gesenkte Wimper ein;
Träumt sanft entgegen dem Morgengebet,
Wenn der Tag im Osten ersteht.

Anleitung

Es geben die Diplomaten
Durch Worte so wie durch Taten
Das Recipe dir an,
Wie man mit noblem Gesichte
Vom Buch der Weltgeschichte
So gar Nichts lernen kann.

Heimkehr

Es zieht ein junger Krieger
In blanker Rüstung Pracht;
Er kehret heim, mit Narben geschmückt,
Als Sieger aus der Schlacht.

Er reitet so fröhlich durch den Hain
Und singt ein lustiges Lied,
Daß laut den Schatten der Wälder
Der Widerhall durchzieht.

Er reitet aus der Bäume Nacht
In das sonnige Tal hervor; —
Da dringen Grabgesänge
So düster an sein Ohr.

Die Singenden, Klagenden kennt er wohl
Doch Eine findet er nicht;
Der Myrtenkranz die Antwort
Auf seine Frage spricht.

Er zieht mit gesenktem Zügel
So still, so ruhig und sacht;
Er reitet gebeugt und heimatlos
Hinein in der Wälder Nacht.

Abschied

Du zürnst dem Freund, der traumverwegen
Mit glüh'nder Seele dir genaht,
Der hoffnungskühn aus all den Wegen
Sich wählte deinen Lebenspfad?

Er hätte sich der Pflicht verbunden,
Zu schützen dich in banger Zeit,
Zu trösten dich in bangen Stunden,
Die jedem Haupt der Himmel streut.

Du sinkst vor meinem äußern Blicke
Ein herrlich, leuchtend Meteor;
Mir ruft kein Wechsel der Geschicke,
Kein Morgen dich als Sonn' empor.

Verlockend ruft, dein Herz zu bannen,
Despotisch dir ein Wirbeltanz;
Es führt dein Fuß dich rasch von dannen;
Mir schwindet deiner Nähe Glanz.

Du eilest aus der Jugend Flügel,
Getragen leicht vom Sturmgefühl,
Jagst vorwärts mit verhängtem Zügel,
Zu stürzen dich ins Weltgewühl.

Ein Engel möge dich begleiten,
Bei dir verharren immerdar,
Vor jedem Abgrund weg dich leiten,
Der deiner Seele droht Gefahr.

Furchtbarer als das Flutgebrause,
D'rin die Fregatt' ein schwacher Kahn,
Ist in des Busens enger Klause
Der Leidenschaften Ozean.

Du sinkst; bald bist du mir verloren —
Noch zittert deiner Stimme Klang
So wehmutsvoll mir in der Ohren
Als meiner Jugend Schwanensang.

Traumbilder

Des Abends Elfenschleier
Durchweht den Waldesraum,
Da kommt von deiner Liebe
Der süße, verklungene Traum.

Er kommt zu mir als Tröster,
Der alte, getreue Freund,
Der oft über mir ein Beschützer
Unsichtbar zu schweben scheint.

Und durch sein magisch Geflüster,
Durch seiner Nähe Gewalt
Seh' ich vor meinen Augen
Dich in verklärter Gestalt.

Da klingt ein fernes Geläute
Wohl durch den Abendduft,
Da sinkt mein Traum zusammen,
Zerfließend in Nebel und Luft.

Der Traum, er zieht hinüber
Nach ferner Vergangenheit!
Die Abendglockenklänge,
Die geben ihm das Geleit.

Der Besuch

Fort! durch die Wälder!
Vorwärts, ihr Schritte, eilt
Über Berge und Felder
Hin, wo die Geliebte weilt.
Ich folg' über Felsen dem Bach
Im Sturmschritt nach;
Sein wildes Gekrach,
Sein stürzendes Schäumen,
Es hält mich wach
Bei süßen Träumen.
Schon grüßt mich fern
Aus blühenden Bäumen
Das liebliche Dach,
Für mich ein Stern.
Ich bin am Orte
In Sprung und Lauf;
Die offne Pforte,
Sie nimmt mich auf;
So eilt im Porte
Der kehrende Schiffer
Aus wogender Wüste
Zur teuren Küste
Der Heimat hinauf.
Ihr Gartenlüfte,
Ihr Blumendüfte,
So frühlingswarm!
Sie kommt mir entgegen
Auf blühenden Wegen.
Wie glüh'n ihre Wangen;
Ich bin umfangen
Von ihrem schützenden
Liebenden Arm!

Stammbuchblätter

Bewahr' im Jubelsang, so wie im tiefsten Schmerz
Als Kleinod immerdar mit aller Macht dein Herz;
O glaube deinem Freund, ein Herz, das so bewacht,
Ist dir ein Kompaß stets in trüber Erdennacht.

Naht dir auch ein schweres Bangen
Mit des Donners dunkler Macht;
Über der Gewitternacht
Hält der Himmel dich umfangen.

Wunsch

Laß uns auf die Berge wandern!
Auf den Höhn mit Dir allein,
Unter'm Himmel, fern von Andern,
Fühl' ich tief erst, daß du mein!

Laß mich wandern durch das Leben
Hand in Hand mit Dir allein,
Laß mich vom Gefühl durchbeben,
Daß ich ewig, ewig dein!

Laß mich nicht so pfadlos wanken
Durch den Wüstensand allein,
Laß mich schwelgen im Gedanken,
Daß Du ewig, ewig mein!

Meine Sterne

Mein neues schönes Leben,
Es ist bei Tag und Nacht
Von deinem ganzen Wesen
Beschützend überwacht.

Dein helles blaues Auge,
Es ist mein Sonnenschein,
Dein Leben und dein Lieben,
Das sind die Sterne mein.

Dein gedenke ich!

Dein gedenk ich, wenn der Morgen
Rosengleich im Ost erblüht;
Dein gedenk' ich, wenn am Abend
Eines Tages Herz verglüht.

Dein gedenk' ich, wenn ich schlummernd
Holden Träumen schwebe nach;
Dein gedenk' ich, wenn die Sterne
Über Menschen halten Wach.

Der Abend

Des Tages Lärm verklinget,
In blauen Lüften singet
Die Lerch' ihr Abendlied.
Die Mondnacht will beginnen,
Die Schar der Winzerinnen
Mit Sang nach Hause zieht.

Die Lerche singt hernieder,
Der Winzerinnen Lieder,
Sie schweben laut empor.
Die Töne im Vereine
Hoch ob der Nacht der Haine,
Sie bilden einen Chor.

Wenn unser Tag verronnen,
Die Dämmerung umsponnen
Vom Tagwerk jede Spur,
Und still das Weltgetümmel:
Gehört das Herz dem Himmel,
Die Lieder der Natur.

Zum Schluß

Was mich tief und ernst durchdrungen
In der Zeiten raschem Lauf,
Hab' in Liedern ich besungen; —
Nehmt die Lieder freundlich auf!