Auf dem Kurplatze
Der Kastanien Doppelzeile
Hier den breiten Weg entlang,
Schön und luftig, kühl und schattig
Für die Fahrt und für den Gang;
Unter dichtbelaubten Ästen
Bänke, Stühle, runde Tische,
Wo der Wandrer gern sich hinsetzt,
Daß er rastend sich erfrische.
Nördlich alter dunkler Eichenwald,
Der die Bergeslehne deckt
Und mit seinem ernsten Rauschen
Aus dem Schlaf die Muse weckt;
Östlich, südlich sanfte Hügel,
Dort voll Fichten, hier voll Buchen,
Wo auf kiesbestreuten Wegen
Spatzen Semmelkrumen suchen.
Vorn ein duft'ger Blumengarten,
Drin ein Springquell rauscht und schäumt,
Und der Häuser weiße Reihe,
Die den schmucken Raum besäumt:
Das ist Rohitsch, dieses Eden
Mit dem mächt'gen Zauberbronnen
Welcher Schwermut heilt und Unmut,
Drin der Geist sich eingesponnen.
Es gibt andere Paradiese,
Du bist meines wenn auch klein,
In Genesung, in Gesundheit
Hüllt dein milder Hauch mich ein.
Und wenn mich der Schein der Sonne
Auch wo anders hoch entzückte,
Hier nur war's, wo ihn zu fühlen
Mich am dauerndsten beglückte.
Wie auf des Donati Gipfel
Einst in Römerzeit zu sehen
War ein großer Sonnentempel,
Sollt' im Tal hier einer stehen,
Nur für Geist und Seele sichtbar,
Und mit deiner heil'gen Welle,
Rohitsch, weih' ich hier benetzend
Für den künft'gen Bau die Stelle
Hier, wo ich die Macht der Sonne
Selig, so wie nie empfand,
Sollt' Ihr Lob von allen Säulen
Strahlen und von jeder Wand.
Und von jedem, der das Licht liebt,
Wärmer als ein Glück empfindet,
Weiß ich, daß zum Preis der Sonne
Er wie ich kein Ende findet.
Sonniges Behagen
Stets gefällt es mir, zu sitzen
In der Sonne und zu schwitzen,
Wenn um mich auf Grün und Blumen
Hell die Sonnenstrahlen blitzen.
Ich empfinde, wie die Tropfen
Meines Blutes sich erhitzen,
Wie mir die Gedanken kommen
Gleich Gewächsen, deren Spitzen
Schüchtern bald, bald kühn aufstreben
Aus des Bodens dunklen Ritzen. —
Geht nur eure Wege weiter,
Pflastert sie mit schalen Witzen.
Laßt auf ihren Staub die Wasser
Eurer Langeweile spritzen —
Ich, ihr Spötter, in der Sonne
Bleib' ich ganz behaglich sitzen.
Herzensstärkung
Das Grün, das Licht, die Wärme,
Die Stille ringsumher,
Wohl tun sie meinem Körper
Und meinem Geist noch mehr.
Der freie Hauch der Lüfte
Weht mich befreiend an
Und führt manch trüb Gedanken
Hinweg von meiner Bahn.
Der würz'ge Gruß der Düfte
Erweckt mich wie ein Kuß
Zu vollem, frischen Leben
In Arbeit und Genuß.
Ich glaub' an keinen Herbst mehr,
Der alles welken macht,
Im Strahl des Tages fürcht' ich
Nicht mehr das Droh'n der Nacht.
Im frohen Heute ahn' ich
Nur fröhliches Geschick
Und seh die Zukunft heiter
Wie diesen Augenblick.
Sonnige Stimmung
Schattige Wälder! Liebliche Pfade!
Üppige Wiese! Blühender Grund!
Wer euch mit Reizen so reichlich begnadet,
Sagt es mir freundlich, tut es mir kund.
Ist es der Sommer, ist es die Sonne,
Sind es die Mächte der eig'nen Natur?
Ist's mein Gedächtnis genossener Wonne,
Ist's meine Hoffnung von künftiger nur?
Gleichviel immer, war es gewesen.
Jeden beglückt ihr, der hier geht,
Weiß er auch nicht die Blätter zu lesen,
Drauf das Warum geschrieben steht.
Sonnenlicht
Sonnenlicht, du bist ein Becher,
Wie so schön kein gold'ner blinkt,
Bist ein Becher, draus die Seele
Wie die Welt nur Freude trinkt.
Wenn nicht Freude, so doch Friede,
So doch Trost und Trostes Ruh'.
Sonnenlicht, der Erde Labsal
Und der Menschen, das bist du.
Wie von Heiterkeit durchfunkelt
Leuchten bis zum fernsten Ort
Berg und Tal vor meinen Blicken
Und sogar die Wolken dort.
Die Vergangenheit, die Zukunft
Schwinden vor der Gegenwart,
Als wär' alles, was mich froh macht,
Bloß für dieses Jetzt gespart.
So vergißt der Baum den Hagel,
Der ihn jämmerlich zerschlug
Und damit die Frucht, die reifend
Er bereits am Aste trug.
So vergißt der Mensch die Ahnung,
Die bereits sein Herz durchdrang
Und damit um seine Kräfte
Schon der Ohnmacht Bande schlang.
Hell und licht wie auf der Erde
Wird's mir dann auch im Gemüt.
Denn Behagen bringt der Becher,
Drin der Wein des Wohlseins glüht.
Diesen trink' ich, diesen schlürf' ich,
Ihn, der köstlich mich erwärmt,
Mit Entzücken mich durchzaubert,
Wenn ich mich schon krank gehärmt.
Ihn, in dessen hellem Spiegel
Alles noch viel schöner glänzt,
Was die Welt mit edler Schönheit
Oder süßen Wonnen kränzt.
Ihn, des reine Welle immer
Neu belebt zu jeder Frist,
Und verjüngend wie Gesundheit
Mir der wahre Nektar ist.
Doktor Sonne
O liebe, liebe Sonne,
Dich grüß' ich tausendmal,
Es gibt dein heit'rer Strahl,
Noch mehr als Lust und Wonne;
Er träufelt mir wie Wein
Den Trost in allen Schmerzen
Und gießt in alle Herzen
Den rechten Mut hinein.
Er lehret wie ein Meister
Ersinnen und erbau'n,
Und senkt das Selbstvertrau'n
In alle schwanken Geister.
Hell macht er jeden Blick
Und jeden Arm geschäftig,
Die Seele macht er kräftig,
Zu zwingen das Geschick.
Und wie der Arzt den Kranken,
So heilt sein holdes Licht
Was uns zu Grunde richt't:
Gefühle wie Gedanken.
Gesund gibt unser Sinn
Sich dann mit muntrem Streben
Dem neugeliebten Leben
In voller Frische hin.
Mein Ideal
Einen Bratspieß durch den Äther
Und den Leib daran gebunden,
Umgewandelt von leisen Lüften
Und mit Sonnenglut begossen —
Dieses wär' mein Ideal.
Sichre Ruhe, stet Behagen
Bis in's Innerste der Seele,
Stete Helle, stete Wärme,
Stete Reinheit der Umgebung —
Dieses wär' mein Ideal.
Über allem Drang der Erde
Schweben wie der blaue Himmel,
In der Harmonie der Sphären
Selbst im Ton, der immer mitklingt —
Dieses wär' mein Ideal.
Ach, vom Glück, wie wenig wißt ihr,
Törichte, geliebte Menschen!
Sonnig innen, sonnig außen
Werden, sein und ewig bleiben —
Dieses wär' mein Ideal.
Macht der Sonne
O Sonne, liebe Freundin Sonne,
Wenn deine Wärme mich umflicht,
Erfüllst du auch mit Himmelswonne
Zugleich dein Licht.
Du machst mich durch und durch genesen,
Vergessen sind bei deinem Strahl,
Als wären niemals sie gewesen,
Gram, Leid und Qual.
Von deines Feuers Flammenhelle
Kommt mir ein Segen wunderbar.
Froh hüpft in mir des Blutes Welle,
Mein Blick wird klar.
Mein Ohr vernimmt nun Harmonien,
Nicht mehr den Mißklang meine Zeit,
Schwung fühl' ich mir und Kraft verliehen
Mein Herz wird weit.
Einen Trunk nur aus der Dichtung Fluten
Belebt so sehr mein ganzes Sein,
Wie du mit deinen milden Gluten,
O Sonnenschein.
Wunsch
Ich möchte so machtvoll sein wie die Sonne,
Verklärend über den Erdball schreiten
Und überall möcht' ich Licht und Wärme
Ringsum verschwenderisch verbreiten.
Aufhellen möcht' ich die dunklen Gehirne,
Erheitern jedes betrübte Herz,
Und wo ich erschiene, ließ ich verschwinden
Unwissenheit und Schmerz.
Ich möchte im Winter die dunklen Kammern
Der Not und der Armut freundlich erwärmen,
Im Lenze die Jugend, den Mut und die Liebe
Begeistern, und nicht bloß zum Schwärmen.
Im Sommer ließ' ich die Früchte reifen
Von denen die Blüten bereits uns beglückt,
Im Herbste gäb' ich ein Recht zu dem Stolze,
Womit man Ernten pflückt.
Doch ach, ich bin nur ein Mensch, ein schwacher,
Der fromme Wunsch nur durchströmt meine Glieder
Und tiefe Ehrfurcht wirft mich in Demut,
Machtvolle Sonne, vor dir nieder.
Mit Dank für mich und Andere blick' ich,
O Segen des Himmels, zu dir empor,
Mit Dank und Vorsatz; du schwebst mir ja leuchtend
Als gutes Beispiel vor.
Was ich an der Sonne
liebe
Was ich an der Sonne liebe,
Ist der Tag, den sie verbreitet,
Und, daß selbst in's tiefste Dunkel
Siegreich ihren Strahl sie leitet.
Und so lieb' ich Alle, die ihr
Für das Licht der Wahrheit streitet
Und das schöne Reich des Rechtes
So verteidigt wie erweitet.
Denn nur dort, ihr großen Geister,
Die ihr furchtlos vorwärts reitet,
Liegt die Macht, die stets ihr Schutzdach
Über die Gesellschaft spreitet,
Die Gewalt, womit ihr sieghaft,
Was je Sklave war, befreitet,
Und noch heut befreien könnt, was
Durch die Welt als Sklave schreitet.
Sonnenglut und
Waldesschatten
Sonnenglut und Waldesschatten
Lagen heut zur Mittagszeit,
Als sie just vereint sich hatten,
Miteinander arg im Streit.
Jeder sprach den Vorrang an,
Einer schrie: "Behaglich fühlen
Kann der Mensch sich nur im Kühlen."
Und der Andere begann:
"Dies kann ich getrost dir sagen,
Nur die Wärme gibt Behagen."
"Toren seid ihr alle Beide,"
Rief nun ich mit zorn'gem Sinn,
"Statt zu zanken euch im Neide,
Fragt, ob ich zufrieden bin.
Machst du, Sonne, mir zu heiß,
Meine Glieder dann, die matten,
Suchen den geliebten Schatten.
Frierst du, Schatten, mich zu Eis,
Dann vertrau' ich mich mit Wonne
Deiner Güte, liebe Sonne.
Doch am liebsten mag ich's haben,
Wechselweis euch anzuseh'n;
Von der Fülle eurer Gaben
Laß' ich dann mir wohlgescheh'n.
Reich umstrahlt vom Sonnenlicht,
Schau' ich aus dem Grün der Felder
Gern in's Dunkel hin der Wälder;
Reich erquickt, wo schattendicht
Sträucher mich umsteh'n und Bäume,
Seh' ich froh hinaus und — träume.
Doch zuletzt, ich sag' es offen,
Was auch je im Wald von Glück,
Von Erquickung ich getroffen,
Stets zum Feld ging ich zurück.
Wohl gewährt der Schatten Ruh',
Freilich ist die Ruhe Segen,
Kann die Kraft sich nicht mehr regen —
Aber meine Lust bist du,
Sonnenschein, wo nur die Stärke
Meines Wesens ich bemerke.
Über mir den freien Äther,
Um mich her den freien Grund,
Wird mir, früher oder später,
Doch ein Weg zum Ziele kund,
Während in des Waldes Nacht,
Wo die Pfade sich verwirren,
Oft ich müßte mich verirren.
Und so zieht es mich mit Macht
Aus dem kühlen Dunkel immer
Nach des Lichtes heißem Schimmer.
Wo es mich durchsprüht wie Feuer,
Mich durchfunkelt mich durchwärmt,
Wo für Alles, was mir teuer,
Meine Seele nicht bloß schwärmt;
Wo sie das Gebot versteht,
Nicht bequem sich zu versenken
In ein tatenloses Denken,
Wo sie an die Arbeit geht,
Daß sie andern Seele werde,
Was die Sonn' ist für die Erde."
Wald und Sonne jetzo schwiegen;
Und ins Dunkel tief hinein
Sah ich Strahl um Strahl sich schmiegen,
Nicht ein Ästchen blieb allein,
Laub wie Nadeln werden hell,
An den Gräsern jedes Härchen
Glänzet wie das Licht im Märchen,
Und ich wandernder Gesell,
Neu belebt durch Gottes Gnade,
Schritt begeistert meine Pfade.
Der heitre Geselle
Fröhlicher Geselle,
Heiterster Genoß,
Liebster mir von allen,
Die ich je umschloß —
Wenn ich dich erblicke,
Wenn du mich berührst,
Ahn' ich schon die Freuden,
Die du zu mir führst.
War ich früher traurig,
War ich ernst und stumm,
Deine sel'ge Nähe
Stimmt sogleich mich um.
Lag das Leben aschgrau
Vor der Seele mir,
Daß ich's bunt nun schaue,
Dank' ich einzig dir.
Heulten zu beängstend
Mir die Zeiten vor;
Du erscheinst — und Lieder
Flöten um mein Ohr.
Grollte ich dem Freunde,
Der mich nicht verstand;
Du bist da — ihm reich' ich,
Warm wie du, die Hand.
Dünkte mir das Bittre
Bitter ohne Maß,
Du bewirktest, daß ich's
Mit Ergebung aß.
Fröhliche Gesellschaft
Scheucht ja den Verdruß,
Mehret und erhöhet
Jeden Hochgenuß.
Heit'rere Gesellschaft
Aber weiß ich nicht
Als mein liebes, warmes
Goldnes Sonnenlicht.
Mittagssonne
Nicht ein Hauch bewegt die Lüfte,
Alles ist von Licht bekränzt,
Und die weite Wiese glänzt;
Leise kommt der Gruß der Düfte,
Der im Weilen mich entzückt —
Wie ein warmer Gruß der Liebe,
Der im Ruhen schon beglückt.
Aus dem grünen Blattgetriebe
Dringt mit prächt'gem Farbenschein
Blumenzauber auf mich ein;
Und der kleine gold'ne Käfer,
Der da sitzt als Mittagsschläfer,
Und die weißen Falter auch,
Die manch' braunen Kameraden
Dort zum Schlummer eingeladen
Schlafen sanft nach Sitt' und Brauch,
Und mit Blütenstaub beladen
Ruht in eines Kelches Haus
Selbst die fleiß'ge Biene aus.
Manchmal fliegen leichte Schatten
Über die besonnten Matten,
Schatten, flücht'ger noch als Wind
Und vom Auge doch empfunden,
Die, wenn sie dem Blick entschwunden,
Kaum mehr im Gedächtnis sind!
Nur der Bach an meiner Seite,
Dem ich stets so gern gelauscht,
Gibt mir freundlich sein Geleite,
Stürmt dahin wie sonst und rauscht.
Welle jagt die Welle weiter,
Schneller flieht ein Freudentraum,
Und so klar und sonnig heiter
Wie am Rand der weiße Schaum
Sind die echten Perlen kaum.
Selbst die Kiesel auf dem Grunde
Funkeln in so warmer Stunde,
Wie im dunkelsamtnen Schrein
Silber oder Demantstein.
Wie im Strahl der Mittagssonne
Jetzt die Gegend glänzt in Wonne,
Stillbewegt und doch voll Ruh',
Dichter-Phantasie bist du.
Und es wird des Wandrers Brust
Hier des Funkens sich bewußt,
Der die gute, rechte Zeit
Sucht und findet — und befreit.
Augenweide
Wald! In's Grüne hinzustarren,
Voll Gedanken sinnend harren,
Bis sie sich in guten Stunden
Lieblichschön zu Versen runden —
Augenweide! Seelentrost!
Über mir des Himmels Bläue,
In mir weder Harm noch Reue,
Herz und Sinne manchem Hoffen,
Mehr als ahnend, fröhlich offen —
Augenweide, Seelenlust!
Kann das Auge mehr verlangen,
Als Natur in ihrem Prangen,
Kann begehren mehr die Seele,
Als daß nichts ihr Leben quäle?
Augenwonne! Seelentrost!
Unsrem Auge lacht Erfüllung,
Ohne Nebel und Verhüllung,
Unsre Seele aber lächelt,
Wenn nur Wohlsein sie umfächelt.
Augenwonn' ist Seelenkost.
Das täglich Schöne
Am liebsten hab' ich wohl von allem Schönen,
Das was ich immer seh', wie heut auch morgen,
Und übermorgen wieder, und so weiter.
An's Neue muß ich mühsam mich gewöhnen;
Beim Wohlbekannten fühl' ich mich geborgen,
Empfind ich innig, und empfind' ich heiter;
Es ist der Weg hier, denn ich täglich wandre,
Mir heil'ger, werter drum als jeder andre.
Nicht von Erhabnem werd' ich übermeistert
Und doch für das Erhabenste begeistert.
Hier schau' ich Welt und Weltgesetz im Kleinen,
Die mir so klar, wie nirgend sonst erscheinen.
Nichts stört mich hier, nichts sucht mich abzulenken
Vom träumenden Genuß und sichrem Denken.
Denn wo sich Reiz und Lieblichkeit verbinden,
Da muß der Mensch die Welt harmonisch finden,
Und mag ihn etwas noch so sehr verdrießen,
Da muß er mit sich selber Frieden schließen.
Das ist ja die Gewalt des wahrhaft Schönen,
So himmlisch zu erfreu'n, wie zu versöhnen,
Uns täglich neue Reize zu enthüllen
Und uns mit neuem Glücke zu erfüllen.
Im Wald
Stille des Waldes, wie lieb' ich dich!
Ruhe der Lüfte, wie bist du mir wert!
Alles, was je mir die Seele beschwert,
Hier bei euch verläßt es mich.
Liebliches Licht, das durch Laubwerk scheint,
Köstliche Wärme, die mich entzückt!
Alles, was Leib und Seele beglückt,
Find' ich bei euch und das Alles vereint
Trauer und Gram, sie schwinden mir hin,
So wie am Himmel die Wolke vergeht,
Frieden, wie ihn das Herz erfleht,
Hab' ich, sobald ich im Walde bin.
Stille und Ruhe, Wärme und Licht,
Jedes für sich eine Segenskraft,
Ohne die der Mensch nichts schafft,
Hauchen vereint mir hier in's Gesicht.
Klarheit und Glut, wie der Dichter sie braucht,
Beide zusammen das höchste Glück,
Kommen mir immer wieder zurück,
Wenn in dein Grün sich mein Auge taucht.
Und ich betracht' es so gern, so oft,
Halte sein Bild im Gedächtnis fest,
Bis Erinnrung dich werden läßt,
Lebhaft begeisternd, wie ich gehofft.
Denn dann wirkt wie du selbst allhie,
Göttlicher sogar dein geträumter Hauch
Im entnervenden Stadtqualm auch
Auf die ersterbende Phantasie.
Selig machst du mich dann wie ein Kind
Mitten im Eifer harmlosen Spiels
Oder wie, sicher des Wegs und Ziels,
Schaffensentschlossene Männer sind.
Dann, wie ein glücklich zündendes Wort,
Das mir im Herzen so wie im Geist
Richtung zugleich und Wege weist,
Tust du noch Wunder fort und fort.
Naturgefühl
Es sieht der liebe Sonnenschein
So fröhlich in die Welt hinein,
Als müßte alles, was da ist,
So heiter als er selber sein.
Der Vogel auf dem Zweige singt,
Daß Lust den ganzen Wald durchklingt,
Und mit der Wonne Silberton
Dem Wandrer in die Seele dringt.
Die Blume blüht mit würz'gem Hauch,
In hellen Farben prangt sie auch;
Wie eine schöne Wirtin grüßt
Vom Fenster, grüßet sie vom Strauch.
Das Bächlein rieselt munter fort
Und spiegelt Blume, Licht und Ort,
Den Vogel hier, den Wandrer dort;
Es ist ein Schatz, ein Zauberhort.
Natur entzückt tagaus, tagein,
Es mag ihr Reiz wie immer sein;
Ihr Zauber wirkt auf Geist und Herz
Macht jenen klar und dieses rein.
Doch mehr noch, mehr als sie entzückt
Die Kunst, die unser Leben schmückt,
Die Kunst, des Lebens Sonnenschein,
Die stets mit neuem Glück beglückt.
Sie spiegelt treulich wie der Bach
Das Leben hunderttausendfach,
Begleitet's durch Jahrhunderte,
Und ihre Kraft läßt niemals nach.
Ihr Farbenglanz, ihr Blütenduft —
Jung macht er wie die Frühlingsluft,
Die von der Seele weit hinweg
Den Schmerz und alle Trübsal ruft.
Ihr Sang, der uns zum Herzen spricht
Ob heiter tönend oder nicht,
Befreit es und erlöst's; er ist,
So wie die Sonne, warm und licht.
Natur und Kunst! Ihr Sonnenschein
Wie blickt er in die Welt hinein,
Als müßte alles, was da lebt,
So heiter, als er selber sein.
|