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Gedichte 2
 

Zu zweien
Ewiges Licht
Vorfreude
Zwischen den Hecken
Wanderglück
Heuduft
Das Blatt im Bache
Rosenduft
Spaziergang
Alles ist mein
Blauer Himmel, blaue Augen

 
Am Jahrestage der Verlobung
Am Jahrestage der Werbung
Müßig wartend
Glück
Am Mühlgang

 

Zu zweien

Bei jedem, jedem Aufenthalt bin ich mit ihr zu Zweien,
Im Garten, wie im Feld und Wald bin ich mit ihr zu Zweien.
Selbst, wo an meiner Seite nicht die liebe Liebste schreitet,
Selbst, wenn nur Freundes Stimme schallt, bin ich mit ihr zu Zweien.
Allüberall schwebt sie mir vor, der edlen Dichtermuse
Euch unsichtbare Huldgestalt, bin ich mit ihr zu Zweien
Und zweimal höher schätz' ich dann des Lebens hohe Wohltat
Und meines Glückes Vollgehalt, bin ich mit ihr zu Zweien,
Um zweimal stärker fühl' ich dann all' meines Geistes Kräfte
Und ihre treibende Gewalt, bin ich mit ihr zu Zweien.
Ja, mitten selbst im bunten Kreis der töricht lauten Menge,
Wo Langeweile mich umkrallt, bin ich mit ihr zu Zweien,
Das größte Heil wird mir bewußt, denn ich empfinde heiter
Mich immer jung und niemals alt, bin ich mit ihr zu Zweien.
Nicht welk wird meine Phantasie, nie dumpf und matt die Rede,
Nicht lahm der Geist, das Herz nie kalt, bin ich mit ihr zu Zweien.
Mich schützt geheime Zaubermacht, vor deren Weihesegen
Jedweder Fluch zurückgeprallt, bin ich mit ihr zu Zweien.
In dunkler Nacht, am hellen Tag, zu allen guten Stunden
Ist sie's, die mir zur Seite wallt, bin ich mit ihr zu Zweien.


Ewiges Licht

Hinter dem Berg herauf
Ziehet ein Wolkenhauf,
Hüllet den Himmel ein,
Nimmt ihm den Sonnenschein.

Aber m e i n Sonnenlicht
Raubt er mir dennoch nicht,
Das auch am trübsten Tag
Ich nicht entbehren mag.

Hoch über'm Erdendunst
Flammt mir das Licht der Kunst,
Jeglichen Qualm und Dampf
Jagend im Siegerkampf.

Liebes- und Lebenslust
Hellen mir stets die Brust,
Denkens- und Schaffensdrang
Leuchten mir lebenslang.

Vorfreude

Ich wandle stets dieselben Wege,
Ich steige stets dieselben Stege,
Denn meine Wahl ist hier nicht groß.
Doch immer wie am ersten Tage
Freut sich mein Blick am Blütenhage,
An Wiesengrün und Waldesmoos.

Mir ist, wenn ich dies Tal besuche,
Gleichwie von einem guten Buche,
Das neugelesen neu entzückt,
Das, während ich den Band durchgehe,
An jeder Stelle, wo ich stehe,
Mit neuer Schönheit mich beglückt.

Erinnert dies mich schon beim Titel
An jedes herrliche Kapitel
Und zaubert mir das Ganze vor,
So denk' ich nur im Sonnenstrahle
An all den Reiz in diesem Tale,
Der nichts von seiner Macht verlor.

Ich weiß voraus, wo ich die Eiche,
Wo ich den Ruhesitz erreiche,
Und freu' mich wie ein Kind dahin.
Behaglich richt' ich meine Schritte,
Duft schlürfend nach des Waldes Mitte,
Und freu' mich, wenn ich dorten bin.

Ich weiß, wo sich die Buchen zeigen
Und wo es heißt, zur Höhe steigen
Bis mich die freie Rundsicht grüßt.
Und weil ich's weiß, so steig' ich gerne
Und freu' mich auf die blaue Ferne,
Wird auch die Lust mit Schweiß gebüßt.

Ich weiß, wo sich die höchsten Wipfel,
Wo sich die Kuppen, sich die Gipfel
Vergolden in des Abends Schein,
Und weil ich's weiß, so harr' und freue
Ich mich darauf, und jubl' auf's neue,
Bricht all die Herrlichkeit herein.

Wo nach der Sonne Untertauchen
Die Wiesen feucht von Nebel rauchen,
Seit alter Zeit weiß ich's genau.
Und weil ich's weiß, bleib' ich am Weiher,
Am Bach, und warte auf den Schleier,
Der silbern aufsteigt von der Au.

Ein guter Freund ist mir die Gegend,
Gemüterquickend, geistanregend,
Wonne bei jedem Wiederseh'n.
Mir ist, als wüßten diese Räume
Schon meine Wünsche, meine Träume
Von einem früheren Gesteh'n.

Im Glanz der Sonne sie zu schauen
Gibt mir zur Hoffnung ein Vertrauen,
Das wächst und wächst mit jedem Tag.
Ein hier gegeb'nes Vorversprechen
Wird mir der Himmel niemals brechen,
Was immer es enthalten mag.

Wort hält in diesem Paradiese
Mir alles, Weg und Wald und Wiese;
Ich weiß voraus, es ist, es kommt.
Was ich in diesem Zaubergarten
Des Schönen immer mag erwarten,
Ich weiß voraus: es kommt, es frommt.

Zwischen den Hecken

Lieber Pfad, den Gott behüte,
Welch ein schöner Pfad bist du!
Alle Reize, alle Güte
Wendest du dem Wandrer zu.

An den Zäunen links und rechts
Sträucher mancherlei Geschlechts
Lassen ihn hinüberschauen
Mit entzücktem Blick auf Auen
Und gesegnete Gefilde
Oder ferne Wälderstrecken.

An den dichtbelaubten Hecken,
Daß ein Schattengang sich bilde,
Bäume, die sich mit den Zweigen
Freundlich zu einander neigen,
Die, damit nur ganz gelinde
Hitze dring' zu diesem Orte,
Still geheimnisvolle Worte
Flüstern mit dem Morgenwinde.

Im Gebüsch, damit nicht fehle
Ein Gesang aus froher Kehle.
Zirpt's und zwitscherts überall,
Und an manchen Weges Stellen
Klingt so munter wie Tschinellen
Unter'm Schritt der Steine Schall.

Und der Wandrer lauscht und lauscht,
Fühlt sich von Musik umrauscht,
Und der Wandrer schaut und schaut;
Ernst in selig stiller Ruh'
Kehrt er sich der Gegend zu,
Himmelslust wird ihm vertraut,
Und der Wandrer sinnt und sinnt.

Von der Menschheit ungestört
Atmet er, und sieht, und hört,
Steht, und geht drin, und beginnt
Voll von Mut und kräftig heiter
Ein Gewebe, das er weiter
Stets und immer weiter spinnt,
Und wo jegliche Figur
Die er anlegt, die er webt,
Endlich so wie die Natur
Ihn entzücket, weil sie lebt.

Wanderglück

Links und rechts den schmalen Weg
Säumt ein grünes Laubgeheg'.
Alle Zweiglein lächeln
Jeden Waller an,
Alle Blätter fächeln
Kühlung auf die Bahn.

Schlürfend sanfter Lüfte Weh'n
Bleib' ich baren Hauptes steh'n,
Selig, wie im Traume,
Fast der Welt entrückt,
Von dem schönen Raume
Mehr und mehr entzückt.

Stille sinnend, wie ich bin,
Schreit' ich dann den Pfad dahin,
Laß' die Blicke schweifen
All den Reiz entlang,
Laß' mein Herz ergreifen
Durch der Vögel Sang.

Nehme froh für jeden Schritt
Göttliches Behagen mit,
So von Glück durchdrungen
Ob der Erdenpracht,
Als wär' mir gelungen,
Was nicht ich gemacht.

Heuduft

Von fernher durchweht
Ein Wohlgeruch die Lüfte;
Mir schickt das Heu, das frisch gemäht,
Balsamisch entzückende Düfte.

Der holden Blumen all',
Der sonnenlichtbekränzten,
Gedenk' ich froh nun überall
Die bunt auf der Wiese glänzten.

Der Bienen denkt mein Sinn,
Die hin und her geflogen
Und sich und Andern zum Gewinn
Die Süße des Honigs gesogen.

Manch grünen Halmes auch,
Den ich mit Lust erblickte,
Wenn er, berührt vom Windeshauch,
Als Träumer bei Tage nickte.

Und an den Tau sogar,
Der bei dem Schein der Sonne
So farbenbunt, so heiter war,
Als wären es Tränen der Wonne.

Heil euch, und Lob und Dank,
Ihr Lenzerinnerungen!
Ihr habt, gleich einem Zaubertrank,
Verjüngend mein Wesen durchdrungen.

Der ganze Lenz steht da
Mit Werden und Erschließen:
Was kaum zuvor vergeh'n ich sah,
Nun darf ich es wieder genießen.

Und selig, wer sich freut,
Statt ob Verlust zu klagen,
Und dem sich der Besitz erneut
Im Duft von vergangenen Tagen.

Das Blatt im Bache

Die Buchen leuchten helle
Von sanftem Zauberlicht,
Und zarten Hauches Lispeln
Berührt mein Angesicht.

Gefesselt sieht mein Auge
In all den Reiz hinein,
Es lauscht mein Ohr mit Freuden,
Als spräch' die Stimme drein.

Ich denk' an jene Stunde,
Die meine schönste bleibt,
Und blicke auf das Blättchen,
Das hier im Bache treibt.

Es dreht sich stets im Kreise,
Es strebt vergeblich fort —
So warst auch du gehalten
Von meinem Liebeswort.

So wolltest du auch fliehen
Und bliebest doch festgebannt,
Als ich mit schlichten Worten
Dir mein Gefühl bekannt.

Schon sah ich, wie dein Wesen
Bereits an meinem hing,
Und wie dich Glückesahnung
Mit mir zugleich umfing.

Noch war kein Kuß gegeben,
Noch fehlte mir dein Du,
Doch Hoffnung schaute selig
Uns jungem Paare zu.

Nun ruht auf dieser Welle,
Auf diesem Blatt mein Blick,
Wir danken jener Stunde
Ja unser ganzes Glück.

Rosenduft

Von der Hecke um das Lusthaus
Wallt mir Rosenduft entgegen,
Und im Garten, wo ich wandle,
Grüßt er mich auf allen Wegen.

Lieblich aus dem Lusthaus schallen
Symphonien, Tänze, Lieder,
Und erwecken mir im Busen
Längst vergess'ne Freuden wieder.

Über'm Garten, über'm Lusthaus
Wölbt des Äthers Blau sich sonnig,
Und im innersten Gemüte
Wird's mir warm und wohl und wonnig.

Ich genieße mit der Nase,
Ich genieß' mit beiden Ohren,
Ich genieße mit dem Herzen,
Selig in mein Glück verloren.

Ich bin selig, denn ich lebe,
Ich bin selig, denn ich liebe,
Und kein andrer Wunsch erfüllt mich,
Als daß ewig es so bliebe.

Spaziergang

Die Sonne leuchtet in den Wald hinein,
Jed' Blättchen schimmert wie ein Edelstein —
         Wer sollte da nicht fröhlich sein?

So mild wie Mutterliebe ist die Luft,
Verschwenderisch beglückt sie uns mit Duft —
         Wer sollte da nicht fröhlich sein?

Gedanken geh'n wie junge Mädchen mit,
Und Blumen pflückt der Geist bei jedem Schritt —
         Wer sollte da nicht fröhlich sein?

Nun auf der Höh' ein Blick auf Berg und Tal,
Glück ohne Ende, Reize ohne Zahl —
         Wer sollte da nicht fröhlich sein?

Am Gartentisch jetzt eine kurze Rast,
So sorglos selig ist doch nur ein Gast —
         Wer sollte da nicht fröhlich sein?

Bald zieht mich heimwärts dann ein mäch'ger Trieb,
Ich weiß, entgegen kommt von dort mein Lieb —
         Wer sollte da nicht fröhlich sein?

Alles ist mein

Hab' nicht auf morgen
Bange zu sorgen.
Feld und Hain,
Wasser und Luft und Sonnenschein,
All' was ich sehe, Alles ist mein.

Wonnige Düfte
Spendet verschwendend
Rings die Natur.
Sonnige Lüfte
Sendet fast blendend
Ringsher die Flur.

Und an der Stelle,
Wo ich nun sitze,
Seh' ich der Welle
Funkelnde Blitze,
Seh' ich auf Wald und Au
Blinken den schimmernden Tau
Seh' auch zuweilen
Lächelnd im lächelnden Licht
Schelmisch vorbei an mir eilen
Öfters ein liebes, holdes Gesicht,
Und wie ein Sonnenstrahl
Grüßt es mich allemal,
Küßt es mich allemal.
Feld und Hain
Nicht allein,
Wasser und Luft
Auch der Duft,
Auch der Sonnenschein
Und auch sie, auch sie ist mein!

Blauer Himmel, blaue Augen

Blauer Himmel, blaue Augen,
      O wie lieb' ich diese beiden!
Goldne Sonne, goldne Locken,
      Welche Lust, mich dran zu weiden!
Heitrer Tag und heitres Wesen,
      O wie lab' ich mich an beiden!
Kuß der Muse, Kuß der Liebsten,
      O wie bin ich zu beneiden!

Am Jahrestage der Verlobung

Dir vor fünfundzwanzig Jahren
Gab ich zögernd einen Strauß,
Aber heute schmück' ich kecker,
Offen dich mit einem aus.

Denkst du noch des fremden Ortes,
Wo mein Herz zu deinem sprach?
Heute, wieder in der Fremde,
Werd' uns die Erinn'rung wach.

Seltsam! Damals war's ein Brunnen,
Der die Kranken macht gesund.
Nun wird wiederum ein Brunnen
Denkmal für den Liebesbund.

Gab vor fünfundzwanzig Jahren
Ich dir heut den ersten Kuß,
Ist es doch erklärlich, daß ich
Heut ihn wiederholen muß.

Denkst du noch des blauen Zimmers
Wo dein Ja die Lippe sprach?
Heute unter blauem Himmel
Ist ein Wäldchen das Gemach.

Was die fünfundzwanzig Jahre
Nun der Zukunft anbelangt,
Hoff ich, daß nach den vergangnen
Dir davor nicht weiter bangt.

Am Jahrestage der Werbung

Ein schöner Morgen ist's und Sonnenschein!
Licht strahlet bis zum tiefsten Wald hinein
Und warme Lüfte küssen mir die Wange;
Behagen fließt durch alle meine Glieder,
Und ich erquicke mich am Wandelgange.

Nun setz' ich mich auf eine Baumbank nieder
Und ruf' das Auge von des Schauens Glück
Zum Hochgenusse meines Buchs zurück,
Verschließ' das Ohr dem Säuseln und dem Rauschen
Und mach' es eines Dichters Worte lauschen.

Bald aber komm' ich an die letzten Zeilen,
Und nie vergeß' ich ihres Eindrucks Macht!
Lang laß' ich meinen Blick auf ihnen weilen —
Sie sprechen aus, was ich so oft gedacht —
Gedacht, Geliebte, wenn ich Hand in Hand
Mit dir durch die Gesellschaftskreise ging,
Wenn in der Stille dich mein Arm umfing,
Wenn einsam ich und ferne von dir stand —
Was ich so oft gedacht, da las ich's nun.

"Ich bin ein schlichter alter Bursch und habe
Auf dieser Welt nichts andres mehr zu tun
Und nichts zu wünschen bis zu meinem Grabe,
Als glücklich dich zu machen." — Also spricht
Der Held zur Heldin des Romans, und so —
Durchwogt von Wärme und durchglänzt von Licht,
In meinem tiefsten Wesen frisch und froh —
So ruf' auch ich's im Wald voll Sonnenschein
Für jetzt und immer in die Welt hinein,
Liebste, zu dir die mein, ich der ich dein.

Ich ruf' es wieder, wenn ich Hand in Hand
Mit dir durch die Gesellschaftskreise gehe,
Wenn mich der Hauch beseligt deiner Nähe,
Dein süßes Wort voll Herz und voll Verstand
Den Weg zu meiner Seele sucht und findet,
Wenn in der Stille dich mein Arm umwindet
Und Kuß auf Kuß uns zauberhaft verbindet,
Auch wenn ich einsam bin und fern von dir,
Der Sehnsucht Raub und nur dein Bild in mir,
Schon durch Erinnerung an das entzückt,
Wodurch du irgend jemals mich beglückt.

Ich ruf' es heut zu meinem Weib, so laut
Und innig, wie ein Bräutigam zur Braut,
Und klopfe so an deines Herzens Pforte,
Obgleich mit fremden Dichters Zauberworte.
Ich klopfe heut, an diesem schönen Tage,
Wo mir dein Vater auf die scheue Frage
Die Antwort gab, der ich so dankbar bin:
"Du willst mein Kind? Sohn, Teurer, nimm sie hin!"

Müßig wartend

Nicht zu denken, nicht zu träumen,
Ohne schlafend doch zu sein;
Nicht zu schlafen, nicht zu schlummern,
Ohne wachend doch zu sein,
Hinzudämmern still und einsam,
Warm umweht von Sommerlüften,
Hell bestrahlt vom Sonnenschein;
Sehen ohne doch zu schauen
Auf das Grün und auf die Blumen;
Hören ohne doch zu horchen
Auf den Bach und auf die Vögel;
Alles ringsumher zu merken,
Ohne doch darum zu wissen;
Alles ringsum zu verschönern
Ohne eine Hand zu rühren;
Maßlos glücklich sich empfinden
Ohne Grund und ohne Ursach',
Ohne Furcht und ohne Bangen;
Ohne sich an Leid und Leiden
Frührer Zeiten sich erinnern:
Ist das nicht ein Götterdasein?
Kennt ihr's Freunde?

Ich, seit heute
Kenn' ich's und versteh' ich's erst.
Seit ich auf der Bank im Garten
Müßig in der Sonne saß
Und, mein liebes Lieb erwartend,
Zwecklos mit dem Wanderstabe
Strich' und allerlei Figuren
Auf den Boden zeichnete,
Bis ein fetter Spatz daher kam,
Der die Flügel putzig sträubte
Und im Flugsand dort ein Bad nahm.

Seine schwarzen Perlenaugen
Blickten lustig um sich her;
Voll Behagen blähte zierlich
Sich sein Brüstchen und sein Hälslein,
Und sein kleiner Schnabel pickte
Sich zum Futter Korn um Korn
Von dem schöngeputzten Wege,
Als ob dieser eine Tafel
Wäre, bloß für ihn gedeckt,
Und mit allen Leckerbissen
Dieser Erde reich verseh'n.
Und er scharrte mit den Füßchen,
Hüpfte, tanzte fast, als gäb' es
Nichts auf dieser Welt als Freude.

Sieh, und da kam eben heiter
Die Erwartete hervor,
Und er flog, im Pfeil davon
Auf den nächsten Baum, indessen
Sich die Liebste zu mir setzte
Und ihr Handdruck und ihr Kuß
Fröhlich mir das Frohe sagten:
"Ach, wie ist es hier so reizend,
Ach, wie ist es hier so schön!"

Und ich sah sie an und nickte.

Glück

Diesen Sonnenschein
Goldig hell und rein,
Hab' ich ihn verdient? — Nein, nein!
Überall
Ruft's mit lautem Schall
Mir zurück:
     Dies Behagen jetzt,
     Das die Seele letzt,
     Es ist Glück!
     Es ist Glück!

Diese Balsamluft
Voller Blumenduft,
Hab' ich sie verdient? — Nein, nein!
Überall
Ruft's mit lautem Schall
Mir zurück:
     Dieses Wohlsein heut,
     Das den Leib erfreut,
     Es ist Glück!
     Es ist Glück!

Dieser Vogelsang
All den Hain entlang,
Hab' ich ihn verdient? — Nein, nein!
Überall
Ruft's mit lautem Schall
Mir zurück:
     Dieser Ohrenschmaus,
     Hier im grünen Haus
     Er ist Glück!
     Er ist Glück!

Diese Wiesenpracht,
Die so lieblich lacht,
Hab' ich sie verdient? — Nein, nein!
Überall
Ruft's mit lautem Schall
Mir zurück:
     Dieses Augenfest
     Das sich sehen läßt,
     Es ist Glück!
     Es ist Glück!

Diese Blicke hier,
Ruhend nun auf mir,
Hab' ich sie verdient? — Nein, nein!
Überall
Ruft's mit lautem Schall
Mir zurück:
     Dieser stumme Gruß
     Ist ein Weihekuß,
     Er ist Glück!
     Er ist Glück!

Diese weiße Hand,
Die den Strauß mir band,
Hab' ich sie verdient? — Nein, nein!
Überall
Ruft's mit lautem Schall
Mir zurück:
     Daß von ihr den Ring
     Meine einst empfing,
     Es ist Glück!
     Es ist Glück!

Dieses süße Wort
An so schönem Ort,
Hab' ich es verdient? — Nein, nein!
Überall
Ruft's mit lautem Schall
Mir zurück:
     Daß noch hier im Licht
     Lieb' es denkt und spricht,
     Es ist Glück!
     Es ist Glück!

Alles um mich her
Freut mich mehr und mehr,
Hab' ich das verdient? — Nein, nein
Überall
Ruft's mit lautem Schall
Mir zurück:
     Unverdient allein
     Kann das Glück Glück sein.
     Drum ist's Glück!
     Drum ist's Glück!

Am Mühlgang

I. Sonnentag

Grün die Wiese, grün der Wald,
Weiß der Kiesweg zwischen ihnen,
Rechts ein klares munt'res Bächlein,
Links der Draht des Telegraphen,
Und ich selbst mit blauen Brillen
Hier am Triestinerhügel,
Aber weit weg in Gedanken — —
Was ich sehe, seh' ich nicht,
Was ich höre, hör' ich nicht,
Nicht der Hund, der mich beschnüffelt,
Nicht der Bettler, der mich anfleht,
Nicht die lust'gen Kinder alle,
Die mit Reif und Fangball spielen
Geben mich dem Ort, dem Leben,
Mich der Gegenwart zurück.
Wie entrückt der Erde, wall' ich
Voller Wonne, voll Entzücken
Meinen sonn'gen Pfad dahin.
Nur wie träumend seh' ich manchmal
Auf von meinem schönen Buche,
Drin ich mich im Wohlklang bade,
Den der große Dichter ausströmt.

Ach, in welchem Lande bin ich,
Daß ich mich so glücklich fühle?
Ist's das Paradies der Christen,
Das Elysium der Heiden,
Ist's die Heimat der Gesundheit
Oder die der Poesie?

Sonne seh' ich auf der Wiese,
In dem Walde seh' ich Sonne;
Auf dem Ring an meinem Finger,
Auf der Münze, die ich reiche,
Auf dem Schild des Hundehalsbands,
Auf der Kinder Lockenhaare
Seh' ich überall nur Sonne,
Überall und einzig Sonne!

Wie das blinkt und blitzt, und schimmert,
Wie das funkelt, wie es glitzert,
Wie das glänzt, und wie das leuchtet!
Diamanten sind im Bache
Perlen hängen an den Gräsern,
Auf den Sträuchern blüh'n Rubine,
Jeder Baum trieft von Smaragden!
Und das Alles lebt, und spricht,
Es bewegt sich, grüßt mich lächelnd —
Sonne, Sonne — o wie heiter
Machst du alles und auch mich.

Selbst des Buches düstre Fabel,
Die so tief mich erst ergriff,
Wird mir wie zum Spinnennetze,
Das in seiner Sicherheit
Blumen nur verknüpft mit Blumen
Und von Baum zu Baum sich spannt,
Und worauf ein Tau gefallen
Drin der Sohne Strahl sich bricht.
O, die Heiligkeit der Kunst
Und des Schaffens freie Klarheit
Hab' ich nie so sehr gewürdigt
Als in dieser Götterstunde.
Licht um mich, und Licht in mir —
Sonnentag ich danke dir.

II. Blaue Brillen

Blaue Brillen, die ich trage,
Schleier seid ihr, zart gewoben,
Mir das Auge leicht verhüllend,
Daß mich sterblich schwachen Menschen
All der Himmelsglanz nicht blende,
Wenn in demutsvoller Freude
Sich mein Blick der Gottheit nahen,
Sich zum Licht erheben will.
Wie beständ' er sonst das Schauen
In der ew'gen Riesenflamme
Heißen Schein und Widerschein?
Schleier seid ihr, blaue Brillen,
Um den Schimmer mir zu lindern
Der vom Sprühen jenes Feuers
Zitternd mein Gesicht berührt.

Ihr entziehet, ihr verbergt mir
Nichts von all' den großen Wundern,
Die bei jedem neuen Strahle
Geist und Seele mir erfülllen;
Nichts von all der heit'ren Schönheit,
Nichts von all der edlen Größe,
Nichts von all den mächt'gen Kräften,
Die mit jedem Erdensegen
Mich zu ihrem Altar laden
Und mich weih'n zu einem Priester
Der, von Andacht ganz erglühend,
Gläubige zum Dienste ruft,
Der, wie einst die alten Perser,
In der Sonne nicht die Gottheit,
Nur das Bild der Gottheit sieht,
Und im Feu'r des Bildes Abbild.
Der, vom hellen Glanz geleitet,
Der, vom warmen Strahl geführt,
Im Vergehenden das Werden,
In dem Ruhenden Vergangnes,
In der Gegenwart die Zukunft
Findet und auch finden lehrt.

O du hochbeglücktes Auge,
Das nicht sucht und dennoch findet,
Das kaum schaut und schon entdeckt.

III. Der Bach

Murmelbach, du bist ein Spiegel,
Glitzernd gleich geschmolznem Silber,
Das in Fluß gekommen ist,
Und aus deiner Rieselwelle
Leuchtet's bei der Sonne Flimmern
Wenn der luft'ge Schaum entflieht
Wie Erinnerung, wie Hoffnung,
Mir entgegen, farbenbunt.

Millionen feiner Perlchen
Steigen auf wie Seifenblasen,
Huschen hin und her und tanzen,
Schweben, gaukeln und zerplatzen.
Doch es ist ein wonnig Spiel
Und ich seh' im gerne zu.

Meine schwärmenden Gedanken
Folgen jeder Welle nach,
Und im Geiste seh' ich ahnend
Von dem Punkt, wo hier die Sonne
Vor uns aufgeht, bis zu jenem,
Wo sie drüben sich erhebt,
Um wie hier auch dorten Alles
Mit dem Zauberglanz des Schönen
Täglich schöner zu vergolden.

Und ich seh' mit klaren Augen,
Wie der Bach dem nächsten Flusse,
Wie der Fluß dem Strome zutreibt,
Und der Strom dem fernen Meere;
Seh', was hier von einem Kinde
Leicht zu überspringen wäre,
Dorten in gewalt'ger Breite
Ufer fern von Ufer halten
Und Gestade von Gestade;
Seh' die Flut auf tausend Arten
Mühlen treiben Schiffe tragen
Und der ganzen Menschheit dienen,
Sehe sie als Ozean
Mit der ältern oder neuen
Unsre alte Welt verbinden.
Ja, noch mehr! Dasselbe Wasser,
Das mir hier nur Hügel, Wiese,
Buchen und Vergißmeinnichte,
Erlen zeigt und Seidelbast
Seh' ich Mann des kühlen Nordens,
Dort im Westen, Süden, Osten,
Blühende Lianen spiegeln
Palmenhaine, Hochgebirge,
Und wie hier mein altes Antlitz
Als von Jugendrot verklärt,
Aus dem Bach entgegenlächelt,
Steigt mir die Vergangenheit.
Steigt die Weltgeschichte mir
Grüßend aus der Flut herauf.

Triumphierend winkt mir Vasco,
Jener Seeheld, der als erster
Fand den Weg nach Indien,
Winkt der herrliche Columbus,
Der, was Andre ihm bestritten,
Nicht nur suchte, nein, auch fand,
Winkt mir jede große Kühnheit,
Die das wilde Meer beherrschte
Und darauf für ihre Heimat
Solchen vollen Sieg errang,
Daß die Namen Salamis
Und Lepanto und Trafalgar
Mit Unsterblichkeit bekrönt sind.
Bitterkeit im Angesichte,
Stolz in jedem seiner Blicke,
Sieht mich aus dem kleinen Bache
Jener große Dulder an,
Den die Dummheit und die Bosheit
Seiner Zeit in Ketten schlugen
Weil er mit des Feuers Hilfe
Einen Zwang auf Wasser übte,
Bis es sich zu einem Knechte
Wandelte mit heißem Atem
Den verlangten Dienst zu tun,
In der Werkstatt Eisenarme,
Auf der Straße Eisenrosse,
Auf den Wogen Eisenfische
Mit des Lebens Kraft zu füllen.

Was für Wahn galt eines Toren,
Das ist nun der ganzen Menschheit
Ein verläßlicher, getreuer,
Vielgesuchter Freund geworden,
Dienend wie ein echter Freund;
Willig, langsam, voller Fleiß,
Gönnt man ihm nur Redefreiheit,
Ungebärdig und gefährlich,
Wenn man seine Kraft mißbraucht
Oder auf den Warnungsruf,
Den er sich erlaubt nicht hört.

Was verlacht war und verspottet
Hat nun Macht und Allgewalt.
Und erschüttert, wenn auch freudig,
Seh' ich den Triumph der Wahrheit,
Seh' ich wie das Heute gut macht
Was das Freche einst verbrach.

So begrüßt aus jedem Tropfen
Mich Urewiges und Großes,
Mich in jeder Riesenwelle,
Die der andren treibend nachströmt,
Eine heil'ge Majestät,
Die des rastlos regen Fortschritts.
Auf de Caus folgt Knabe Watt,
Des Verdienst sie bald erkannten,
Und die Welt von Tag zu Tage
Steigert des Entdeckens Lohn
Und erhöht durch Ruhm und Ehre
Jeden glücklichen Erfinder.

Doch auch der ist ein Erfinder
Der nicht für den rohen Nutzen
Des Gewerbes schafft, der Dichter;
Der für den Genuß der Schönheit
Seinen Arm bewegt, der Künstler,
Der für Sittlichkeit und Wahrheit
Seine Lippe regt der Denker.
Samen sind sie für die Nachwelt,
Der erst aufgeht, wenn die Zeit,
Da sie lebten, schon vergangen.

Jede Perle hier im Bache
Schimmert mahnend mir entgegen,
Wie ein klares helles Auge,
Dessen unergründlich tiefer
Blick mich ernst, doch freundlich ansieht
Und zu meiner Seele spricht,
Sie zwar aufregt, doch ihr wohltut.

Weiter! Weiter! Immer vorwärts,
Nie geruht und nie gerastet
Bis das letzte Ziel erreicht ist!
Heiter, mutig aber ruhig,
Nur das Schönste, nur das Größte
Auf der Wandrung widerspiegelnd,
Nur in ungetrübter Reinheit
Jeden edlen Dienst getan
Nur in treuester Gemeinschaft
Stets gewirkt mit seines Gleichen!

Dieses mahnt mich dieser Blick
Aus dem fließenden Gewässer
An des Hügels grünem Rand,
Und der Tropfen meines Auges
Soll als mein Gelöbnis gelten.

IV. Telegraphendraht

Etwas wie ein Spinnenfaden
Drauf der Strahl der Sonne fällt,
Glänzt bisweilen in den Lüften
Neben mir zur linken Seite.
Doch es ist kein Spinnenfaden,
Ist so leicht nicht, nicht so fein,
Ist von Menschenhand gesponnen.
Nicht aus Flachs aus Wolle nicht,
Dient als Zettel für Gewebe,
Aber nicht für die zur Kleidung,
Hat zum Einschuß Funkenströme,
Die in ihm als ihrem Flußbett
Bis an's End' der Erde reichen,
Und beinah mit Blitzesschnelle
Den Gesandten, den Vertrauten
Der auf  diesen Wellen fährt,
Unsichtbar von Ort zu Orte
Bis an's Ziel der Reise bringen.

Hohe Pfeiler, in des Sommers
Sonnenglut zum Baum gereift,
In des Herbstes goldnem Lichte
Durch des Försters Axt gefällt,
Durch den Zimmermann behauen,
Strecken sich als Brückenpfeiler
In die helle Luft empor,
Und auf ihrem Kopfe tragen
Sie ein Büschel weißer Glocken
Als geweihten Blütenzweig,
Den geheimnisvollen Boten,
Den verborgenen, zu schützen.
Gegen jeden bösen Zauber,
Der den Boten hindern möchte
Wohlbehalten einzutreffen,
Wo er des enthaltnen Auftrags
Eilig sich entled'gen soll.

Sieh, da kommen lustig zwitschernd
Kleine Vögel hergeflogen,
Setzen sich mit Wohlbehagen
Auf den aufgespannten Draht,
Rasten dorten, schnäbeln herzlich
Und dann flattern sie hinweg,
Glückliche! Unwissende!
Unter ihren Füßen schwebte
Leise das Verhängnis hin;
Aber sie empfanden nicht
Mit dem sonst so scharfen Ohre,
Daß die Funken sich erzählten
Und von dieser Offenbarung
Menschenfreude, Menschenjammer,
Heil der Welt und Unheil abhing.

Von dem wichtigen Geheimnis
Das hier durch den Draht sich kundgibt,
Ahnen auch die Kinder nichts,
Die so lebhaft unbekümmert
Auf der grünen Wiese spielen
Und aus Blumen Kränze winden,
Um damit das Haar zu krönen,
Und zum muntern Ringelreihen
Jauchzend sich die Hände geben
Glückliche! Unwissende!

Nichts auch vom Geheimnis ahnet
Hier der sonnenfrohe Wandrer,
Der voll heitersten Gedanken,
Voll vergnügtester Empfindung
Auf dem weißen Kiesweg stehend
In die schöne Landschaft hinsieht.

Über seinem Haupte glänzen
In der sonnenhellen Luft
Grell die weißen Zauberglocken
Und ihr Schimmer trifft sein Auge
Und durch's Auge seine Seele.
Ist ihm doch, als ob die Funken
Die dort sich insgeheim sich jagen,
Sichtbar vor ihm niederfielen,
Einige wie Sterneschnuppen,
Weithin leuchtend, schnell versöhnend,
Andere wie Feuerbrände
Furchtbar zündend niedersänken,
Viel bedrohend, viel vernichtend.

Und ich schlag' mein Auge nieder,
Das mit seinem innern Blick
Weit zurück, wie vorwärts, dringt,
Die Vergangenheit, die Zukunft
Klar zu sehen meint, und dennoch
Schon das Heute nicht erkennt.

Doch ich schäme mich nicht dessen
Und betrüb' mich nicht darum!
Wie die Vögel in der Sonne,
Wie die Kinder auf der Wiese,
Leb' ich meinen Tag dahin.
Ich empfinde, ich genieße
Jeden schönen Augenblick;
Licht umgibt mich, es umgibt mich
Wärme — soll ich jetzt schon fürchten,
Das das einmal enden wird,
Jetzt schon um das Wann mich sorgen?
Mir die Seligkeit zerstören,
Die in meiner Hoffnung liegt?
Nein, wie diese Vögel will ich,
Will wie diese Kinder sein —
Und ich wollte, alle Menschen
Wären es wie die und ich:
Glückliche, Unwissende!

V. Kiesweg

Weißer Kies, auf dem ich wandle,
Weißer Kies, mit dem die Sonne
So behaglich spielt mir ist
Dein verschlossenes Geheimnis,
Die zurückgedrängte Flamme
Deines Wesens, wohlbekannt.

Und ich weiß, dein ew'ger Funke,
Ist bereit in jeder Stunde,
Aufzublitzen aufzuleuchten
Und zu zünden; denn in dir
Wohnt ein kleiner Strahl der Sonne
Zwar vielleicht der allerkleinste,
Aber groß und stark genug
Um von kund'ger Hand gelenkt,
Für der Menschen Lust zu wirken,
Wenn durch ihn des Friedens Kraut
Aufklimmt in des Rauchers Pfeife,
Oder sich das leckre Mahl
Für die Hungrigen bereitet — —
Groß genug der Esse Brand
In der Werkstatt zu entflammen,
Wo des Friedens schönste Zeichen.
Wo des Landmanns Pflug und Sichel
Freuderot vor Siegesahnung

Muntre Funken sprühen lassen,
Daß der Hammer der sie schmiedet
Sich von einem Reih'n umtanzt sieht
Wie von tausend schwarzen Gnomen,
Die bei fröhlichem Gesang
Hoch die Flackerfackeln schwingen.

Und ich weiß, du selbst, geliebter
Sonnengluterfüllter Kies,
Stürzest dich vertrauensvoll
In des Feuers heiße Gluten
Dich vom Irdischen zu läutern
Und zuletzt in heit'rer Klarheit
Als Pokal hervorzugehen,
Der den edlen Trank der Freude
Dem geehrten Gast kredenzt
Und wie eine reine Welle
Jedes frohe Antlitz spiegelt.
Oder gar als Wunderscheibe,
Die das Fernste nahe bringt,
Die in Sterne schauen läßt,
Die des Forschers klugem Auge
Auch das Winzigste verdeutlicht.

Doch viel mächtiger und schöner
Kannst du, ein verwandelt Kind,
Dein Unsterbliches behaltend,
Deinen göttlich mächt'gen Funken
Kannst aus jenem Feuerherde
Auch als Zauberkugel kommen,
Deren eingeschloßne Kraft
Wie ein Kind voll heißer Sehnsucht
In das Haus der Mutter ruft,
Daß sie an die Brust es nähme;
Aus der Sonne Riesenbrand
Kannst die Flamme an dich locken,
Einen Strahl der Ewigkeit,
Der den heil'gen Bund beleuchtet
Zwischen Erd' und zwischen Himmel,
Und in längst vergangnen Zeiten
Und in längst verfall'nen Tempeln
Dem Altar das Feuer brachte,
Dem Altar, daran die Menschen
Betend ihrem Gotte dankten
Für das Licht und für die Wärme
Wie heut ich an dieser Stelle!

Und; da nun ich weiterschreite
Kommt fast jedes deiner Steinchen
Kies, mir wie ein Bergmann vor,
Der mit seinem Zauberlichte
Bei mir steht und ruft: "Glück auf!"