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Aprés avoir chanté, j'écoute et je contemple
                                          
Victor Hugo


Lyrisch-Episches

 

Leonore
Die Araberin
Die Sevillanerin
Rizzio
Das zweite Gesicht
Erin's Fall


Leonore

                                  Thou and thy love will ever be,
                                  The hope of my eternity.
                               
                                  Gurney

Durch's off'ne Fenster gießt der Mondenschein
Sein mildes Licht in ein Gemach herein,
An dessen Wänden Gold und Seide prangen,
Mit magisch geisterhaftem Glanz umspielt
Sein Strahl ein schmerzlich schönes Frauenbild
Mit blassen, tränenüberströmten Wangen.

Auf ihrer Stirne liegt des Kummers Flor,
Es richtet sich ihr dunkler Blick empor,
Als gälte es, den Himmel zu befragen.
Das tiefe Weh, das sie beim lauten Fest
In ihren Busen still zurückgepreßt,
Es bricht nun aus in seelenbangen Klagen:

"O Tasso! Tasso! sei mir schmerzgegrüßt!
Jetzt, wo mich Nacht und Einsamkeit umfließt,
Darf ich den allzuteuern Namen nennen!
Ob sie dich auch aus meiner Näh' verbannt,
Mein Leben flammt in um so heißerm Brand,
Je tief're Qualen mir im Busen brennen!

Wenn Sternenschein mit Blumenduft sich paart,
Enteilt mein Geist der öden Gegenwart,
In die Vergangenheit sich zu versenken;
Ein kühner Taucher, reich an Todesmut,
Stürzt er hinein und holt aus ihrer Flut
Als Perle sich ein süßes Deingedenken.

Des Tages denk' ich, wo als werter Gast
Hier in Ferrara's schimmerndem Palast
Du meinen Blicken dich zuerst gezeiget!
Ich sehe dich in vollem Jugendglanz,
Die Stirn umschattet von dem heil'gen Kranz,
Vor dem sich jede Erdenkrone neiget.

Ich sehe dich bald träumerisch und mild,
Bald wieder stolz verachtend, stürmisch wild,
Bewundert und geschmäht durch's Leben schreiten.
Und mitten durch der Andern Lob und Hohn
Hör' ich den süßen, zauberischen Ton
Mit dem du Lieder sangst zum Klang der Saiten.

Und wieder wandle ich im Geist mit dir
Durch dieser Gärten blühendes Revier,
Wo Blumen glüh'n und Marmorbilder blinken;
Ich lausche deinem Wort mit Lust und Qual
Bis, rasch entzündet von dem lohen Strahl,
Des Lebens Güter rettungslos versinken! —

Es ist vorbei. Ein abgeschied'ner Geist,
Der ruhlos den versunk'nen Schatz umkreis't,
Umwall' ich meiner Freuden Grabesstätte.
Mit bleicher Stirn taucht mir dein Bild empor
Und überall dringt mahnend in mein Ohr
Das grause Klirren deiner Eisenkette!

O Schweres trägst du, mein Torquato! doch
Mein Los ist härter als das deine noch,
Denn eigne Qual nur lodert dir im Herzen;
Mein tiefes Elend ist dir nicht bewußt,
Du ahnest nicht die Wunden meiner Brust —
Ich aber fühle dein' und meine Schmerzen.

Dir ward die Macht, das Weh, das dein Gemüt
Mit Samumshauch erschüttert und durchglüht,
In ew'gen Liedern sieghaft auszutönen
Und deinem Geist wird selbst der Gram zur Zier;
Ich aber kann den wilden Sturm in mir
Durch Tränen nur und durch Gebet versöhnen.

Doch wenn ich weinend, betend sie durchwacht,
Da schimmert oft durch meine trübe Nacht
Ein Ahnungsschein von einstigem Genesen!
Es schwand die Freude; schwinden wird das Leid,
Du bleibst die Hoffnung meiner Ewigkeit,
Der du mein süßes Erdenglück gewesen.

Die Araberin

Kaum daß in unsers Stammes Mitte
Wir dich begrüßt als teuern Gast,
Lenkst du schon wieder fort die Schritte,
Du Wandervogel ohne Rast!

Sprich! ward dir nicht von uns gewähret,
Was sich der kühnste Wunsch erkürt?
Wardst du gepflegt nicht und geehret
Wie es dem werten Gast gebührt?

Ist deines Undanks schnöde Kunde
Die einz'ge Frucht der Liebessaat?
O laß dich mahnen an die Stunde,
Wo du dich uns zuerst genaht!

Wo du mit kampfzerstücktem Schwerte
An unsers Zeltes Schwelle tratst,
Um einen Platz an unsern Herde
Um Schutz und sich're Zuflucht batst.

Da stand mein Vater auf vom Mahle,
Und nach des Alkorans Gebot
Reicht' er dir hin die volle Schale
Und reichte hin dir Salz und Brot.

Dann sagt' er: Dem Vertrau'n, dem frommen
Sprach noch kein Kind der Wüste Hohn!
Sei denn als Gast uns nun willkommen
Des fremden Landes junger Sohn.

Nicht wagt der Feinde Zornesflamme
Verderblich sich zu dir heran,
So lang von meinem Heldenstamme
Noch Einer lebt und fechten kann.

Gesichert magst du hier verweilen
So lang es deinem Wunsch gefällt,
Dann ungehindert wieder eilen
Hinaus in die bewegte Welt!

Er sprach's und zog zum Mahl dich nieder;
Die Andern mühten sich zumal
Durch heit're Märchen und durch Lieder
Von dir zu scheuchen Sorg' und Qual.

Und zur Zisterne ging ich eilend
Und schöpfte ihre klare Flut,
Daß deine wunden Glieder heilend
Sie reinige von Staub und Blut.

Wie viele angsterfüllte Tage,
Wie manche lange, bange Nacht
Hab' ich, im Herzen bitt're Klage,
An deinem Krankenpfühl verwacht.

Und als du wieder dich entwunden
Der Krankheit schlimmen Zaubermacht,
Wie war zu kürzen deine Stunden,
Mein treu ergeb'nes Herz bedacht!

Auf meines Vaters schnellstem Rosse
Durchflogst du leicht den Wüstenplan,
An deines Gürtels gold'nem Schlosse
Erglänzte hell der Yatagan.

Im frohen, traulichen Geleite
Der Brüder zogst du oft hinaus,
Und brachtest nach verweg'nem Streite
Den wilden Leu erlegt nach Haus.

Und Abends — ach, so war's noch gestern! —
Sahst du beim lichten Mondenglanz
Mich mit den leichtbesohlten Schwestern
Hinschweben im verschlungenen Tanz.

O dein vergeßlich Herz erwähle
Nicht Trennung, eh' es überlegt
Ob sich dein Bild hier einer Seele
Nicht unauslöschbar eingeprägt!

Dein Abendland kann dir nicht geben
Was dir Arabien freudig gibt:
Der Freiheit unbekümmert Leben,
Ein Herz, das dich verehrt und liebt.

Ein Zelt in der Oasis Raume,
Ein schnelles Roß, der Waffen Zier,
Ein süß Vergeh'n im Frühlingstraume —
O teurer Fremdling, bleibe hier!

So läßt sie ihren Kummer walten,
Allein vergeblich ist ihr Wort,
Den schönen Fremdling kann nichts halten,
Er stürmet in die Ferne fort.

Doch seit dem Tag, wo er nach Norden
Den jugendraschen Schritt gewandt,
Ist sie nicht mehr gesehen worden
Im sonnigen Araberland.

Die Sevillanerin

Die Laute hör' ich wieder klingen,
Ich höre schmeichelnden Gesang
Die laue Frühlingsnacht durchdringen
Und auf der Töne luft'gen Schwingen
Hebt sich mein Herz entzückt und bang.

Den Sänger, der so süß zu klagen,
Zu fleh'n weiß, ich errat' ihn leicht!
Errat' ihn, ohne erst zu fragen —
Er ist's, der schon seit vielen Tagen
Mir nicht mehr von der Seite weicht.

Ergeh' ich mich im kühlen Tale
Treff' ich ihn stets auf meiner Bahn;
Mit seines Blickes Flammenstrahle
Grüßt er mich in der Kathedrale —
Und um die Andacht ist's getan.

Und wenn, bedeckt vom nächt'gen Schleier,
Des Tages bunter Schein erstirbt,
Da tönet durch die Abendfeier
Sein stürmisch Lied, ein mächt'ger Freier
Der kühn auf Tod und Leben wirbt.

Mein Stolz muß deiner Treue weichen
Empfange den ersehnten Lohn!
Kein Gram soll deine Wange bleichen,
Ich werfe dir als Liebeszeichen
Hier diese Rose vom Balkon!

Sie sprach's mit weltvergess'nem Munde
Und träumte nahe Himmelslust;
Doch eh' noch schlug die nächste Stunde
Trug eine dunk'le Purpurwunde
Anstatt der Rose seine Brust.

Rizzio

Von meinem Südenlande,
Vom heitern Arnostrande
Zog ich nach Norden her;
Die Freunde und die Lieben
Sind dort zurückgeblieben —
Wohl war der Abschied schwer,
Als es mich fortgetrieben
Bis über's wilde Meer!

Doch jetzt ist jener Stunden
Gedächtnis mir entschwunden;
Ein neues Sein begann!
Im Wagen und im Ringen
Erstreben und Mißlingen
Bin ich gereift zum Mann,
Und meine Blicke dringen
Zur Sonne kühn hinan!

O holde Frauensonne,
Die mich mit Qual und Wonne
In ihrem Kreise hält,
Wenn du mir trittst entgegen,
Wenn deines Blickes Segen
In meine Seele fällt,
Da trotze ich verwegen
Jedwedem Feind der Welt!

Sie wollen mich verderben
Und ihre Dolche färben
In meinem roten Blut!
Sieh', wie sie lauernd spähen!
So mag, was soll, geschehen —
Zum Sterben hab' ich Mut,
Wenn bei des Todes Wehen
Dein Auge auf mir ruht!

Das zweite Gesicht

Zu Gallway in der Schenke sitzt
Mac Gregor ernst und stumm,
Sein dunkel glüh'ndes Auge blitzt
Im weiten Kreis herum.

Sein Auge, dem die Gabe ward —
O Gabe voller Grau'n! —
Oft mitten in der Gegenwart
Der Zukunft Bild zu schau'n.

Was Andern birgt ein dunk'ler Flor,
Ihm ist es klar und licht;
Entsetzlich mahnend tritt es vor
Sein inneres Gesicht.

Aus jedem frohen Menschenbild,
Aus jedem Wangenrot,
Grins't, seine Angst verhöhnend, wild
Entgegen ihm der Tod.

Er weiß, von welcher Feindeshand
Der dunkle Pfeil einst schwirrt,
Er weiß, an welchem Klippenrand
Der Schiffer stranden wird.

Er hört verklingen jedes Lied
In dumpfen Grabgesang;
Die lustbegier'ge Menge flieht
Den Seher scheu und bang.

Und auch Mac Gregor, tief gequält
Von seiner eig'nen Macht,
Er hält sich ferne von der Welt
Und nimmt sie nicht in Acht.

So sitzt er jetzt im stummen Graus
An seinem Tisch allein,
Da tritt in's gastlich off'ne Haus
Ein fremder Mann herein.

Er setzt sich mit dem Claymore blank
Hin zu Mac Gregor's Tisch,
Er fordert einen guten Trank
Und fordert Fleisch und Fisch.

Mac Gregor, plötzlich aufgestört,
Schlägt auf den dunkeln Blick,
Und wie von Wahnsinnsmacht betört
Fährt schaudernd er zurück.

Dann springt er wild bewegt empor,
Lenkt nach der Tür den Lauf,
Doch eh' er noch erreicht das Tor
Hält ihn der Fremde auf.

Und spricht zu ihm mit scharfem Hohn
"Ist Euer Blut so rein,
So stolz, daß meines Vaters Sohn
Euch nicht darf Nachbar sein?

Trag' ich ein blut'ges Kainsmal,
Ein Zeichen von Verrat?
Warum verließet Ihr den Saal
Als ihn mein Fuß betrat?"

Mac Gregor d'rauf: "O fragt mich nicht!
Stets bleib' es Euch verdeckt,
Was mich in Euerm Angesicht
Vernichtend hat erschreckt.

Entflieht! doch nein! dem dunkeln Fluch,
Der auf Euch lastet schwer,
Dem finster droh'nden Unheilsspruch
Entrinnt Ihr nimmermehr!" —

"Sag an! was stehet mir bevor?
Was birgt der Zukunft Grund?"
Mac Gregor schauert wild empor:
"Erlasset mir die Kund!"

Da zuckt durch Allan's Brust empört
Des Zornes Wetterstrahl:
"Was ich umsonst von dir begehrt
Entlockt dir wohl mein Stahl!"

Er reißt aus seiner Scheide wild
Den scharfen Dolch heraus,
Und von Mac Gregor's Lippen quillt
Das Wort voll bangem Graus:

"Du willst's? So schwör' ich dir denn zu:
So wahr der ew'ge Gott
Im Himmel lebt, verblutest du
Zu Gallway am Schaffot!" —

"Kein Schuft sprach je ein falscher Wort!"
Mac Allan schreit's in Wut
Und tauchet seinen Dolch sofort
Tief in Mac Gregor's Blut.

War er es, war es das Geschick,
Das führte diesen Schlag?
Mac Gregor sinket bleich zurück —
Es war sein letzter Tag.

Da stürzt die Menge wild empört,
Furchtbar, erbarmungslos
Auf Allan, der vom Zorn betört
Mac Gregor's Blut vergoß.

Und eh' er noch entfliehen kann
Hat ihn die Schar umringt,
Die drohend den verlor'nen Mann
Hin zu den Richtern bringt.

Und schon am nächsten Morgen büßt
Er den begang'nen Mord
Zu Gallway auf dem Blutgerüst —
Wahr blieb des Sehers Wort!

Erin's Fall
Irische Sage

Seht Ihr das frische Eiland vom Sonnenstrahl umbebt,
Das sich in Reizesfülle aus dunkeln Fluten hebt,
So schön, daß selbst der West ihm nur leis' zu nahen wagt?
Das ist das grüne Erin, der strahlende Smaragd.

Dort herrscht der Graf von Courcey zu Dunluce in dem Schloß,
An Macht so wie an Schätzen der Könige Genoß,
Er hat die reichsten Burgen, er hat die stärkste Hand,
Er hat die schönste Tochter im ganzen weiten Land.

O namenloser Zauber, o Meer von Glanz und Licht,
Das aus Rowena's Zügen gleich Morgenstrahlen bricht!
Schon hat des Vaters Wille ihr einen Thron erwählt:
Dem Könige von Ulster wird morgen sie vermählt.

Es weilt wohl im Gemache die junge, zarte Braut,
Und lauschet hold erglühend der Liebesschwüre Laut
Und macht sich heit're Bilder, beglückter Neigung voll,
Die schon der nahe Morgen in's Leben führen soll?

Rowena! Argbetörte! wohl lauscht sie heißem Schwur,
Wohl strebt ihr Geist gewaltsam auf ferner Zukunft Spur;
Doch der sie hält umschlungen und stehend zu ihr spricht,
Der Mann an ihrer Seite ist Ulster's König nicht!

Ein Schotte ist's des Hochland's, der, fern von seinem Clan,
Hier still verborgen lebend, Rowena's Herz gewann,
Für ihn will sie entsagen der Herrschermacht Gewinn,
Und heischte er ihr Leben, sie gäb' es für ihn hin.

Schon ist der Plan entworfen zu rettend sich'rer Flucht;
Gen Abend soll er landen in Bengore's naher Bucht,
Und durch geheime Gänge bei einsam stiller Nacht,
Bis in das Schloß gelangen, von außen streng bewacht.

"Ich werde deiner harren," so tönt der Jungfrau Wort,
"Du führest mich, mein Hektor, als deine Braut mit fort
In deine Nebelberge zum tiefen, grünen See,
In den ich will versenken mein letztes Erdenweh.

Mein Irland, schöne Nymphe mit feuchtem Lockenhaar,
Es scheidet deine Tochter auf ewig immerdar!
O Hektor! was an Freuden ich hier verlassen muß,
Ja selbst des Vaters Segen ersetze mir dein Kuß.

"Hier sind des Ganges Schlüssel — nimm sorglich sie in Acht!
Der Eingang, nächst dem Meere, die Stunde, Mitternacht.
Sprich, Liebster! ist es Ahnung, was düster in mir fragt,
Ob du mir auch wirst lohnen, was ich für dich gewagt?"

"So wahr die ew'ge Gottheit im hohen Himmel thront,
Wie sie's verdienet, werde dir deine Tat gelohnt!"
Er spricht's und scheidend küßt er das bleiche Frauenbild,
Indes um seine Lippen ein Zug des Hohnes spielt.

Und Nacht ist es geworden. Versammelt sind im Saal
Mit Dunluce's edlem Grafen die Gäste allzumal,
Der König auch von Ulster, Rowena's Bräutigam,
Der lieb- und hoffnungselig zur Hochzeitfeier kam.

O wie man da der Freude den Zügel schießen läßt! —
Stets lauter wird der Jubel, stets lärmender das Fest,
Und nur Rowena's Auge, getrübt vom Tränenschein,
Blickt bang und gramverschleiert in das Gewühl hinein.

Doch als der frohe Taumel den Gipfel hat erreicht,
Da hört man draußen Tritte — Rowena's Wang' erbleicht —
Sie kommen immer näher, die Tür' wird aufgesprengt
Und eine Schar von Fremden sich in die Halle drängt.

Des Hochlands Söhne sind es, gekommen über's Meer,
An ihrer Spitze Hektor, er führte sie hieher!
Sie dringen auf die Iren mit scharf geschliff'nem Stahl,
Die Gäste werden Kämpfer, zum Kampfplatz wird der Saal.

Doch ungleich sind die Kräfte: die Iren unbewehrt,
Die Schotten wohl versehen mit Schild und Dolch und Schwert,
Die Einen überfallen indes sie festesmüd',
Die Andern kampfbereitet, von wildem Mut durchglüht.

Und keinen von den Gegnern verschont der Schotten Wut.
Schon trieft von Hektor's Dolche des Grafen Courcey Blut,
Schon lieget Ulster's König verscheidend hingestreckt,
Indessen Leich an Leiche des Saales Estrich deckt.

Und zu Rowena wendet sich Hektor nun mit Hohn:
"Empfang' wie du's verdienest, nun deiner Taten Lohn!
Des Vaters graue Haare verrietest du für mich,
Verrietest Ehr' und Sitte und ich — verschmähe dich!

Es galt nicht dir mein Werben, es galt nur deinem Land!
Das wollte ich erwerben, nun ist's in meiner Hand;
Du warst mir nur ein Mittel, nie hab' ich dich geliebt,
Im Hochland lebt die Teure, die Treu' um Treu' mir gibt.

Nun ich mein Ziel erreichet, geh' hin in alle Welt,
Und trage deine Schande, wohin es dir gefällt!
Glück auf, Ihr meine Freunde, die Ihr den Kampf gewagt!
Nun strahlt in Schottland's Krone der köstliche Smaragd!"

So fiel das schöne Erin, so sank die alte Pracht;
Rowena starb im Wahnsinn noch in derselben Nacht,
Doch weil sie ihre Heimat in Feindeshände gab,
Kann sie nicht Ruhe finden in ihrem dunkeln Grab.

Gespenstisch muß sie wallen durch das verfall'ne Schloß,
Wo einst durch ihr Verschulden der Freunde Herzblut floß,
Und währen soll die Buße Rowena's bis zum Tag,
Wo Irland wird verlassen der letzte Sassenagh;

Bis einst des Meeres Perle in früh'rer Klarheit sprüht,
Der Erde schönste Blume in vor'gem Glanze glüht.—
Die Jahre kamen, schwanden, gleich blieb sich Irland's Pein
Ach! und Rowena's Geist ging noch nicht zur Ruhe ein.