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Das Leben selbst, oft so gerecht vergessen
Im Flug die Zeit, ist Mosaikbild nur.
                                 
v. Prokesch-Osten


Mosaik 1

 

An T.* *
Stufen
Ein Brief
Worte Dschel-Aleddin-Rumi's
Unverdientes
Zwei Dichterinnen
Wirke, kämpfe, trage
Die Tagespropheten
Fragment
Die neue Zeit
An Radetzky
Zu E.v. Feuchterslebens Gedächtnis
Zur Abwehr
Einem Hypergenialen
Distichen
Bescheidener Zweifel
Problematisch
Am Meere
Einer deutschen Schriftstellerin
In's Album einer Malerin
Lösung

An T.* *


Wen in die öde Ferne
Verweist ein herb Geschick,
Der läßt beim Scheiden gerne
Dem Freund sein Bild zurück!

Der Abschied naht, der bange,
Und meine Träne quillt; —
In diesem Buch empfange
Du meiner Seele Bild.

Stufen

Selig ist, dem sein Geschick
Der Enttäuschung Qual ersparte,
Dessen kindlich frohem Blick
Sich der Geist nicht offenbarte.

Aber sel'ger noch gewiß,
Sel'ger selbst in Schmerz und Zähren,
Den das Schicksal unterwies
Im Entsagen und Entbehren!

Der, auf Erden nur ein Gast,
Ihrer Huld nichts will verdanken,
Und, enthoben ird'scher Last,
Lebt im Reiche der Gedanken!

Laß uns denn aus uns'rer Brust
Erdenwunsch und Sehnsucht reißen!
Denn zur Fessel wird die Lust,
Und wir wollen Freie heißen.

Ein Brief

Ein Brief von deiner lieben Hand,
Aus weiter Ferne hergezogen;
Ein Quell in dürrem Wüstensand,
Ein Stern an dunk'lem Himmelsbogen!
Mit Tränen nur begrüß' ich sie,
Die wohlbekannten, teuern Zeichen,
Von einer Freundschaft sprechend, die
Kein Wanken kennet und kein Weichen.

Und was wir Beide je erlebt,
Was uns die milden Götter gaben,
Was wir mit frischem Mut erstrebt,
Was wir an Hoffnungen begraben,
Was wir auf vielverschlung'ner Bahn
Errungen je und je verloren,
Das tritt auf's neu an mich heran,
Von deinem Wort heraufbeschworen!

Gedenkst du noch des Tages, wo
Zum ersten Mal wir uns begegnet?
Die Stirne klar, das Auge froh,
Das Herz mit kühnem Drang gesegnet!
In schwellend reicher Jugendkraft
Auf jede Gunst der Zukunft bauend,
Und, bräche selbst der letzte Schaft,
Dem eig'nen Werte stolz vertrauend!

Denkst du der Freunde noch, die traut,
Ein werter Kreis, uns einst umgeben?
Von allen Lippen scholl es laut:
Auf immerdar! Auf Tod und Leben!
Zu enge schienen Zeit und Raum,
Des Herzens Überschwall zu fassen —
O frommer Wahn! O gold'ner Traum
Von Sonnen, welche nie erblassen!

Und jetzt? Und jetzt?! Wo sind sie hin
Des Glaubens und der Hoffnung Sterne!
Gebeugt hat sich der stolze Sinn,
Das mut'ge Herz, es bräche gerne!
Dem Schmerze hat sich beigesellt
Ein Gast, noch schwerer zu ertragen —
Wir lernten lange an der Welt,
Verzweifelnd an uns selbst verzagen!

Und jene Freunde, deren Schwur
Für Ewigkeiten uns erkoren,
Es hat sich ihre fiücht'ge Spur,
Der Meeresfurche gleich, verloren.
Sie schieden. Ob zum Schmerz, zum Glück?
Nur Gott allein mag dies ermessen!
Wir blieben hier allein zurück,
Vom Schicksal und vom Tod vergessen!

O wahrlich, wahrlich! wärst du nicht,
Oft wüßt' ich selber kaum zu sagen,
Ob Wahrheit, ob ein Traumgesicht
Die Bilder, die mein Hirn durchjagen.
In jenen dunkeln Tagen weiß
Mein müdes Aug' nicht mehr zu lesen,
Nur du mahnst flüsternd mich und leis',
Daß ich einst jung und froh gewesen.

Das ist's, was mich so stark und fest,
So innig hält an dich gebunden,
Du letzter, du geliebter Rest
Des Frühlings, der dahin geschwunden!
Das ist's, warum so strömend reich
Mit Tränen sich mein Aug' befeuchtet,
Wenn mir dein Wort, dem Blitze gleich,
Die innern Gräber all' beleuchtet.

Worte Dschel-Aleddin-Rumi's

"Ich erlitt zu wiederholten Malen
Von den Menschen jede Art von Qualen!
Rein vom Roste soll mein Herz doch strahlen —
Großer Gott! verzeihe und belohne! —"



"Großer Gott! verzeihe und belohne!"
Also tönt's im schönsten deiner Lieder.
Hallte doch in jedem Erdensohne
Dies Gebet, das menschlich hohe, wieder!
Dies Gebet, das zu des Höchsten Throne
Auf sich schwingt mit rauschendem Gefieder,
Und erlitt'ner Kränkung Dornenkrone
Siegespalmen gleich vor ihm legt nieder.

Laß mich stets dies Wort im Herzen tragen:
"Großer Gott! verzeihe und belohne!"
Will der Haß mein Herz in Bande schlagen,
Schütz' es mich vor solcher nied'ren Frohne,
Lehre mild der Rache mich entsagen,
Ihrer Glut wie ihrem eis'gen Hohne
Und zu Gott nur mehr die Bitte wagen,
Daß er, wie der Andern, meiner schone!

Unverdientes

Wie ein flücht'ger Stich der Nadel
Nicht verwunden kann noch schmerzen,
Gleitet unverdienter Tadel
Machtlos ab von meinem Herzen.

Statt daß es mir Kummer brächte
Solches kindisches Gelalle,
Fühl' ich sich'rer mich im Rechte
Wenn dem Pöbel ich mißfalle.

Und so ist mir auch hinwieder
Unverdienten Lobes Schenkung
Eine Last, die mich drückt nieder,
Eine heimlich dunkle Kränkung.

Denn beim eitlen Lob der Toren
Muß ich ängstlich mich befragen,
Ob ich nicht die Bahn verloren
Und den Irrweg eingeschlagen!

Ach, und bei der Bessern Preise
Tritt des Ideales Reinheit
Vor mich hin und mahnt mich leise
An die eig'ne trübe Kleinheit!

Zwei Dichterinnen

Lätitia Elisabeth Landen

Wo tödlich Gift aus heißem Sumpfe raucht
Hast du den letzten Seufzer ausgehaucht,
Der "Weißen Grab" es hat auch dich verschlungen,
Du schiedest, unbeweint und unbesungen!
Es war ein einsam Sterben. Niemand stand
Dir bei im letzten Kampfe! Niemand lauschte
Dem Geisterliede, das dein Herz durchrauschte,
Als d'ran gerührt des Todes Hand.

Und jener schnöde Pharisäerstolz,
Des Eis noch nie zu warmen Tränen schmolz,
Er spricht noch heut in deinem Vaterlande:
"Es war der Dicht'rin Ruhm des Weibes Schande!"
Ich aber liebe dich, Elisabeth!
Und liebend weih' ich dir die einz'gen Gaben,
Die wir Lebend'gen für die Toten haben:
Erinnerung und ein Gebet! —

Den Jahren ringet und dem dunkeln Grab
Die Phantasie dein Bild, das schöne ab!
Du stehst vor mir in deinem Jugendlenze,
Dein goldbraun Haar durchduften frische Kränze,
Doch ist die Stirn schon des Gedankens Thron,
Und ob der Blick auch sonn'ges Lächeln streue,
Es sprechen aus des Auges tiefer Bläue
Die künftigen Gewitter schon!

Denn frühe drückt der Genius sein Mal,
Dem Haupt auf, das erkoren seine Wahl!
Das lichte Mal, nie wieder zu zerstöre:
Mein bist du! mir nur sollst du angehören!
Wie im Gebirge, wo der Abgrund klafft,
Das Edelweiß, die Alpenrosen sprießen,
Läßt er des Dichters Seele sich erschließen
Am Abgrund dunkler Leidenschaft! — —

Wer damals dlr in's Angesicht geblickt,
Ward' er von banger Ahnung nicht umstrickt?
Begriff er nicht, daß England's Nebelküste,
Daß London's grauenvolle Menschenwüste
Für diese Blume nicht der Boden sei?
Erriet er nicht, daß in so kalter Erde
Zur Frucht der Blüten keine reifen werde,
Die hoffend trieb dein holder Mai? —

Ja reich und traurig hat dich Gott beschenkt,
Als er die Flamme tief in dich gesenkt!
Sie, die er selbst mit seinem Hauch entzündet,
Die Flamme, die im Sonnenmeere mündet,
Sie steckt zugleich des Lebens Glück in Brand.
Verzweiflung hat dein innerst Herz zerspalten,
Als es mit seinen göttlichen Gewalten
Nur Ird'sches zu erfassen fand!

Du irrtest dich des Wegs, Elisabeth,
In eine alte Welt kamst du zu spät!
Was solltest du in diesen schwachen Tagen,
Die nur im Zweifeln stark und im Verzagen?
O warum fielst du nicht in jene Zeit,
Wo eines neuen Glaubens Lebensmanna
Zur Erde sank, der Völker Hosianna
Die Kathedralen eingeweiht!

Ob jener Zeit sitzt nun man zu Gericht.
Man nennt sie dunkel — o wie war sie licht!
Man schilt sie arm — o mit wie reichen Gaben,
Verlieh ihr Gott der Menschheit Herz zu laben.
Der Glaube durfte durch den Wolkenflor
Bis zu des Lichtes heil'gem Urquell dringen,
Ein Adler trug auf seinen breiten Schwingen
Die Hoffnung er mit sich empor.

Von einer Liebe jetzt kaum mehr geahnt
War jener Tage ernst Geschlecht entbrannt!
Wollt Ihr erfüllen Euch mit ihren Schauern,
Fragt eines Klosters eingestürzte Mauern,
Fragt in der Gruft der Särge lange Reih',
Die Zellen, d'raus der Schlummer mußte fliehen,
Die Steine, ausgehöhlt von wunden Knien —
Sie künden Euch was Liebe sei!

In solcher Liebe starker Götterhut
Wie selig hättest du, wie süß geruht!
Wie hätte sie dein Innerstes durchlichtet,
Erfüllt dein Sehnen, jeden Streit geschlichtet,
Dein Haupt geschmückt mit heil'ger Strahlen Zier!
Und sie, die richtend jetzt dein Urteil sprechen,
Den Stab ob deines Lebens Irrtum brechen,
Sie blickten betend auf zu dir!

Doch anders, Schmerzenreiche! fiel dein Los.
Dich zog ein glaubenleer Jahrhundert groß,
Dem nur ein kindisch Spielzeug die Altäre,
Die Hoffnung eine täuschende Chimäre
Und die Verheißung ein vergilbtes Blatt!
Das, statt des Trostes, statt der sichern Stütze,
Die Giftphiole nur, des Dolches Spitze
Zur Heilung kranker Herzen hat!

Ein solches Ende war auch deine Wahl,
Du eiltest fort, sehnsüchtig wie der Strahl,
Der sich verirrt zur winterlichen Erde
Zurückflieht zu dem heimatlichen Herde!
Du eiltest fort in ungestümer Flucht,
Dem Strome gleich, des rastlos zieh'nde Welle
Durch Klippenufer und durch Felsgerölle
Den Weg zum ew'gen Meere sucht!


Annette von Droste-Hülshof
gestorben 1848

Auch du dahin! wie lichtet sich der Kreis
Verehrter und befreundeter Gestalten!
Auch du dahin! O Gott allein nur weiß,
Was du mir galtst, wie hoch ich dich gehalten.
Wir standen uns im Leben fremd und fern,
Allein im wundersamen Reich der Dichtung
War mir dein Wort der ewig klare Stern,
Der mir das Ziel bestimmte und die Richtung.

Das Wort, so tief, so wahrhaft und so schlicht,
Die edle Frucht vom sonn'gem Geisteshage,
Das eitle Spielzeug meiner Jugend nicht,
Der Segen war es meiner spätern Tage.
Lang war mir's nicht gegönnt, dein mächtig Herz
Und deine große Seele zu begreifen,
Erst mußte Jahr um Jahr und Schmerz um Schmerz
Mich zum Verständnis deiner Hoheit reifen.

Doch als des Lebens ernste, feste Hand
Vom innern Auge mir die Binde löste,
In meiner offnen Wunden Schmerzenbrand
Erkenntnis ihren frischen Balsam flößte,
Als ich empfand, daß sie, die mich verzehrt,
Die Leidenschaft, doch nur der Schwäche Stempel,
Da faßt' ich deinen ganzen, vollen Wert,
Du reine Priesterin in reinem Tempel!

Und als ich mit dem deinen nun verglich
Den eig'nen Geist, den stürmisch unruhvollen,
O wie so dürftig, wie so kümmerlich
Erschien mir da mein Streben und mein Wollen!
Errötend sah ich, wie voll freud'ger Kraft,
Dein großer Sinn dem Ganzen sich vermählte,
Indes ich nur, in nied'rer Selbstsucht Haft,
Die welken Blüten meines Baumes zählte! —

Ich sah dich treten an das weite Grab,
Wo die Geschlechter ein zur Ruhe gehen;
Der eig'nen Macht bewußt stiegst du hinab
Und zwangst die Toten Rede dir zu stehen.
Versunk'ner Tage Kampf und Schmerz und Lust,
Ihr wildstes Ringen und ihr wildstes Streben
Fand treuen Widerhall in deiner Brust,
In deinem Liede ein verklärtes Leben!

In der Natur geheinmisvolle Zier
Wie liebtest du dich träumend zu vertiefen!
O wer verstand und deutete gleich dir
Der hehren Isis dunkle Hieroglyphen?
Wer hat mit treuerm und mit festerm Sinn,
Mit tief'rer Seele sich an sie geschlossen?
Wem schien, wie dir, ein köstlicher Gewinn
Das ärmste Moos, dem Haidegrund entsprossen?

Du liebtest sie in ihrer Herrlichkeit
Auf fernen Südens zaubervollem Throne,
Und minder nicht in jenem schlichten Kleid,
Das sie umwallt in uns'rer trübern Zone
Treu bliebst tu ihrer Allheit zugewandt,
Du fandest nichts zu mäkeln und zu wählen;
Verkehrtheit schien dir's aus dem Kronenband
Herauszubrechen einzelne Juwelen!

Und wie in der Natur dein Seherblick
Sich stets an die Gesamtheit nur gehalten,
So sahst du in des Einzelnen Geschick
Das ewige Gesetz des Ganzen walten.
Wie viel der Strahlen, Eines ist das Licht!
Ein's ist das Meer, wie viel der Wogen schwellen!
So ist, in der des Himmels Strahl sich bricht,
Die Menschheit Ein's, ob zahllos ihre Wellen! —

Wer dieses ahnt, dem tagt des Morgens Schein;
Wer dieses weiß, des Tag hat schon begonnen.
Er lebt fortan der Millionen Sein,
Was Einem wird, das hat er selbst gewonnen!
Dein Geist, wie streift er, frei und königlich,
Vom echten Wesen der Erscheinung Hülle,
Eintauschend für das engbegrenzte Ich
Die Welt mit ihres Reichtums ganzer Fülle! —

O tiefe Sehnsucht, die ich oft empfand,
Nur einmal dir in's klare Aug' zu blicken,
Mit liebevoller Ehrfurcht deine Hand
An meine Lippen, an mein Herz zu drücken!
Ich hofft' es lang, ich hofft' es still getrost,
Ein lichtes Ziel stand's noch vor meinem Geiste,
Als schaurig, wie des eig'nen Sterbens Frost,
Die Nachricht deines Todes mich durcheis'te!

Doch jetzt, da vor der Wehmut Abendrot
Der wilde Sturm des ersten Leids verschwunden,
Jetzt fühle ich, du Teure, daß der Tod
Mich dir nur fester, inniger verbunden.
Die letzte ird'sche Trübung nahm er fort,
Die letzte Weihe gab er unserm Bunde,
Seit, wie aus ferner Ewigkeit dein Wort
Herüber tönet, eine Geisterkunde!

Und jene Liebe, die in meiner Brust
Für dich erglüht, für dich und deine Lieder,
Du kennst sie jetzt, sie ist dir jetzt bewußt,
Mit ernstem Lächeln blickst du auf sie nieder!
Sich selbst bringt sie dir opfernd zum Geschenk,
Um dir zu danken, nicht um dich zu lohnen;
O sei nun deines Wortes eingedenk:
"Mehr gilt ein Segen als zehntausend Kronen!"

Wirke, kämpfe, trage

Wie Faust in jener Schreckensnacht
Will dein in sich gespalt'nes Leben,
Verzweifelnd an des Geistes Macht
Dem Dienst der Sinne sich ergeben.
Des Denkens einsam dunklem Schmerz
Willst du mit Einem dich entringen,
In des Genusses Strom verjüngen
Dein, ach! so früh gealtert Herz.

"Nicht langer mehr," so rufst du laut
"Will ich an Traum und Zweifel kranken!
Die Wirklichkeit, die blüh'nde Braut
Soll wonnevoll mein Arm umranken.
Hinweg mit all' dem finstern Wust!
Ich geh' fortan auf andern Gleisen —
Nichts soll mein Mund mehr heilig preisen
Als nur die Schönheit und die Lust.

O Hellas! für den späten Gast
Erschließe du die heitern Hallen!
Ihr alten Heidengötter! laßt
Sein freudig Opfer Euch gefallen!
Ihr Weisen, deren lichte Spur
Betört verließen spät're Lehrer,
Lucrez! sei mir der Welt Erklärer,
Sei du mein Führer, Epikur!"

Du Armer, wohl kann ich ermessen
Den Schmerz, der dir im Innern brennt!
Er läßt den Abgrund dich vergessen,
Der uns're Zeit von jener trennt.

Er läßt den frommen Kinderglauben
In deiner dunkeln Brust erglüh'n,
Es könnten welke Rosenlauben
Im Herbste wieder neu erblüh'n!

Die Grenze hält er dir verborgen,
Die, nach des Ewigen Beschluß,
Den schwülen Tag vom dust'gen Morgen,
Den Lenz vom Sommer scheiden muß.

Du hast sie längst schon überschritten,
Jetzt hält des Geistes Bann dich fest.
Wie du gekämpft, wie du gelitten
Meinst du, daß sich's verwischen läßt?

Dein Suchen, Ringen, stolz Entbehren,
Meinst du, daß es ein Hauch verweht
Zum Dienst der Lust dich zu bekehren,
O glaube mir, es ist zu spät!

Und fiele auch jedwede Bürde
Von deinem müden Herzen ab,
Und wenn dir auch zu eigen würde,
Was je ein Gott dem Menschen gab:

Der Hoheit Macht, der Schätze Fülle,
Des Ruhmes neidenswerter Glanz,
O mehr als dies, in heil'ger Still?
Der Liebe zaubervollster Kranz;

Wenn steigend aus des Grabs Verließen,
Horaz, Lucrez und Epicur
So selt'nen Glückes Inhalt priesen —
Du fühltest doch dein Elend nur.

Was ihnen Lust war und Genießen,
Kaum netzt es Deiner Seele Rand,
Und was dein trostloses Vermissen,
Das haben nimmer sie gekannt.

Sie wußten nichts von jenem Werde,
Das einer spätern Welt erklang,
Vom Strahl, der sich durch's Herz der Erde
Und durch das Herz der Menschheit schwang!

Und, sei es auch mit Widerstreben,
Du trankst sein unvergänglich Licht!
Dein Blick muß sich zum Himmel heben,
Er möge wollen oder nicht!

Das Reich der Ahnung sahst du offen,
Das sich auf Tabors Höh'n erschloß —
Du wirst nicht mehr dein lichtes Hoffen,
Noch deinen finstern Zweifel los! — —

Und wenn dein Geist, der unruhvolle,
Dem Glauben flucht und der Geduld,
Glaubst du, daß sich mit stolzem Grolle
Erstrebte deiner Götter Huld?

O laß an einen deiner Ahnen,
Ein Opfer ihres Rachespeers,
Laß an Prometheus denn dich mahnen,
Den Schicksalsbruder Luzifers.


Die Tagespropheten

"An ihren Früchten" — sagt die Schrift —
"Sollt Gut' und Böse Ihr erkennen!"
Ich denke, Reines läßt vom Gift
Sich, eh' die Frucht noch reifte, trennen!
Statt in beschaulich müß'ger Ruh
Zu harren bis die Knospen springen,
Mit festem Blicke lerne du
Zu den geheimen Wurzeln dringen.

Die Wurzeln, welche, nur erhellt
Von des Gewissens Dämmerscheinen,
Mit einer unsichtbaren Welt
Des Staubes flücht'gen Sohn vereinen:
Sie sind's allein, daraus zumal
Die Einsicht aufsproßt und der Wille
Kennst du des Menschen Ideal,
So kennst du seines Wesens Fülle.

Dies Ideal, es ist ja nur
Ein unabweislich Sichergeben
Aus seiner innersten Natur
Und d'rum Magnet für all' sein Streben.
Was er vermag, und tun und will,
Im Tagesdrang, im nächt'gen Traume
Ist Ausfluß jener Kraft, die still
Im Menschen wirket, wie im Baume! —

Laß dich beirren nicht vom Schein,
Vom falschen Schimmer nicht dich blenden!
Was wahrhaft gut und wahrhaft rein,
Das wird dir nur aus reinen Händen.
Nicht durch des Witzes raschen Pfeil,
Noch durch titanische Gebärden:
Der armen Erde wird nur Heil
Durch das, was nicht von dieser Erden! — —

Das ist's, warum so trüb mein Blick,
Und trauernd ruht auf diesen Tagen,
Warum ich an der Zukunft Glück
Verzweifeln möchte und verzagen!
Propheten rings! sie schwören hoch
Der Güter beste zu erringen,
Und kann von ihnen keiner doch
Sich nur zur Ahnung dieser schwingen.

Fragst du nach ihrem Ideal
Und nach dem Ziel, das sie erkoren,
Wird ihre Antwort, dürr und kahl,
Mit bitt'rer Scham dein Herz durchbohren.
Kein Schimmer nur gebroch'nen Lichts,
Kein Stammeln nur der Lebenskunde!
Sie wollen, sie verlangen nichts
Als eine stete Futterstunde.

Die Freiheit, die ihr Hymnus preist,
Was ist sie als die frechste Lüge,
Die, zum Gewinn des Staubs, den Geist
In schmachbelad'ne Bande schlüge?
Ihr Götze heißt: Genuß! Besitz!
Nie haben sie das Glück ergründet,
Das der Entsagung Gnadenblitz,
Des Opfers Weihestrahl entzündet! —

Sprengt erst das eig'ne Fesselband
Der Leidenschaften, niedrer Schwächen,
Befreit Euch erst vom Unverstand,
Dann mögt Ihr And'rer Ketten brechen!
Doch wie Ihr nichtig jetzt und hohl,
Und Sklaven Eurer wüsten Triebe,
Da fühlt die Seele allzuwohl:
Euch treibt der Haß und nicht die Liebe!

Propheten, wißt! Was je und je
Dem Menschen Herrliches gelungen,
Es ist der Sehnsucht und dem Weh',
Demüt'gem Herzen ist's entsprungen!
Propheten? Ja, zum eig'nen Spott!
Von Euerm Wahne zu genesen:
"K e i n  Ü b e r w ä l t i g e r  a l s  G o t t!"
O wollet im Koran es lesen!

Fragment
aus A. Barbier's "la popularité."

Die Volksgunst wollt Ihr Euch erstreben?
Und wißt Ihr auch, was sie umschließt?
Sie gleicht der See, jetzt glatt und eben,
Aus der ein Wald von Masten sprießt.
Der See, wenn ihrer Fluten Fülle
Der Sonne froh entgegen rauscht,
Der See, wenn sie in tiefer Stille
Den Worten ihres Gottes lauscht.

Wenn sie, als heit're Bahn gezogen,
Sich spielend an die Ufer schmiegt,
Wenn sie auf ihren breiten Wogen
Das kräft'ge Volk der Schiffer wiegt,
Wenn sie, vom Mondstrahl überglänzet,
Als Opferschale steigt und sinkt,
Mit lichten Perlen sich bekränzet,
Und in smaragdnem Schimmer blinkt. —

Sie gleicht der See in ihrem Zorne,
Der wilden See zur Sturmeszeit,
Wenn sie aus ihrem dunkeln Borne
Die Gräuel der Vernichtung speit.
Wenn sie nach flüchtig kurzem Lächeln
Zurück zu ihrer Wildheit kehrt,
Und, schaumbedeckt, mit grausem Röcheln
Was sie erst liebend trug, zerstört.

Wenn sie ihr Riesenhaupt im Grimme
Empor bis in die Wolken streckt,
Wenn ihre donnergleiche Stimme
Das Herz der Mutigsten erschreckt,
Wenn mit den allgewalt'gen Armen
Erfassend, was da auf ihr kreist,
Sie alles Leben, ohn' Erbarmen
Hinab in ihre Tiefe reißt! — —

Sie gleicht der See, die müd' geworden,
Der mit der Kraft die Wut entglitt,
Wenn sie, gesättigt nun vom Morden,
Zurück in ihre Grenzen tritt;
Wenn sie im Dämmerlicht, dem bleichen,
Die alten Bahnen neu beschreibt,
Und wüste Trümmer, stille Leichen
An die verheerte Küste treibt.

Die neue Zeit

                               I.

Weil mir die Gegenwart nicht will behagen,
Und kummervoll mein Blick sich von ihr wendet,
Glaubst du, ich sehne töricht und verblendet,
Zurück mich nach den hingeschwund'nen Tagen?

O wahrlich, nein! nicht ihnen gilt mein Klagen!
Wo ist das Herrliche, das sie vollendet?
Den Hort der Menschheit haben sie verschwendet,
Den Geist verfolgt und an das Kreuz geschlagen.

Wem ließen sie ein anderes Gedächtnis
Als das der Schmach, selbstsüchtig niedern Strebens,
Und ihrer würdig, ist auch ihr Vermächtnis!

Entsprang in ihrem Pfuhl nicht das Gewürme,
Das giftig zehrt am Marke unsers Lebens?
Sie sä'ten Wind — wir ernten nun die Stürme!

                               II.

Wenn im Gebirg, auf fernen Alpenhöhen
Wo nichts vernehmbar als der Windsbraut Grollen,
Sich türmen rings des Eises blaue Schollen,
Schneewolken ihren Inhalt niederwehen;

Da ist es, ach! wie leicht vorauszusehen,
Es werde von des Frühlings Luft durchquollen,
Einst die Lawine donnernd niederrollen,
Und Schreckenspfade der Zerstörung gehen.

Mit vollem Rechte magst du vor ihr zittern,
Verwüsten wird sie blüh'nde Wiesenhänge,
Die Eichen wie die junge Saat zersplittern.

Des Friedens Haus wird sie in Trümmer schlagen,
Doch ist darum der Winter nur, der strenge,
Und nicht der Hauch des Frühlings anzuklagen.

                               III.

Die Schuld der Väter ist's, für die wir büßen.
So laßt den ernsten Tag der Sühnung schalten;
Mag er auch qualvoll unser Herz zerspalten,
Wir wollen ihn mit festem Mut begrüßen.

Der  e i n e  Trost muß all' sein Leid versüßen;
Nichts hemmt den Geist in seinem ew'gen Walten!
Was wir am teuersten und höchsten halten
Ist Staub nur unter seinen heil'gen Füßen.

Jetzt taugt es nicht, am grünen Bergeshange,
Sich feindlich stille Hütten zu erbauen.
Auf! gürt' und rüste dich zum Pilgergange.

O keinen Blick zurück auf die Ruinen!
Verachtend lerne auf das Ird'sche schauen,
Dann werden Engel nahen und dir dienen.

An Radetzky

"Glück auf!" so rief der Dichter,
Prophet'schen Mundes dir,
Und lichter, immer lichter
Erhob sich dein Panier.
Du tratest in die Schranken
Für Östreichs Recht und Preis,
Wie soll dein Volk dir's danken,
Du ritterlicher Greis?

Längst ist dein eigen worden
Der Ehrenzeichen Kranz,
Es kann kein neuer Orden
Dir spenden neuen Glanz.
Noch wird von Goldesfülle
Das edle herz bewegt,
Das in sich, groß und stille,
Viel bess're Schätze hegt.

O Herr! für deine Siege
Gibt es nur einen Lohn!
Mit deinem Namen wiege
Die Mutter ihren Sohn.
In allen künft'gen Tagen
Soll er die Losung sein
Für jedes treue Wagen
Und herrliche Gedeih'n!

Was vorwärts dich getrieben,
Den Sieg an dich gebannt,
Es war dein heißes Lieben
Für dein verrat'nes Land!
Der Feinde Reih'n zerschellten,
Zerstäubt ist ihre Macht;
Laß Liebe nun vergelten
Was du durch sie vollbracht.

Dich mit dem Kranz zu schmücken,
Den froh sie für dich wand,
Ihn dir auf's Haupt zu drücken,
Ziemt einer bessern Hand.
Mir scheint es schon vermessen,
Wenn ich, im wachen Traum,
Die Lippen möchte pressen
Auf deines Mantels Saum.


Und wenn dein Mund mich früge
Um meines Liedes Preis,
So sagt' ich: Froh Genüge
War' mir das grüne Reis,
Das, als die Schar der Sieger
Einritt im stolzen Zug,
Der Letzte deiner Krieger
Auf seinem Helme trug.

Zu E.v. Feuchterslebens Gedächtnis

Es glich dein Geist dem Blitze nicht,
Mit grellem Schein das Auge blenden
Er war ein mildes Sonnenlicht
Den Blüten freud'ges Reifen spendend.
Er stürzte nicht, dem Gießbach gleich,
Verwüstend aus des Berges Spalte,
Der tiefe Strom, der segensreich,
Des Himmels Klarheit widerstrahlte.

Kein Nordlicht, das in dunkler Nacht
Aufflammt mit blutigem Gefunkel,
Bis seine düster wilde Pracht
Verlöschend sinkt in's ew'ge Dunkel.
Es war ein klarer Stern dein Lied,
Ein Stern, der trotz des Sturms Gewalten
Die ihm bestimmte Bahn durchzieht,
Durch seine eig'ne Kraft gehalten!

Kein himmelstürmender Titan
Gingst du auf stellen Wolkenstegen,
Doch was ein Mensch vermag und kam,
Tritt mahnend uns in dir entgegen.
Ein Mensch, der, wie auch das Gewirr
Der Welt uns zu betäuben trachte,
Den Doppellaut von dort und hier
In sich zum sel'gen Einklang brachte. —

In deinem ganzen Wesen gab
Es keine wüste, brache Stelle,
Kühn stieg dein Forschergeist hinab
Zu der Erkenntnis dunklem Quelle.
Dem Höchsten innig zugekehrt
Mit ernster Weihe der Betrachtung,
Hieltst du auch das Geringste wert
Der sinnig freundlichen Beachtung.

Ein treuer Schüler der Natur,
Ein Spätlingssohn der hohen Alten,
Sahst du den Zweck des Lebens nur
In rastlos frischem Sichentfalten.
Du ließest deiner Wurzeln Kranz
Sich fest in's Herz der Wurzeln schlagen
Und, hell bestrahlt vom Sonnenglanz
Die Wipfel in die Äther ragen.

Für Viele liegt, was du getan,
In öder, nebelhafter Ferne.
Die Welt staunt den Kometen an
Und übersieht die Friedenssterne.
Doch Jene, die, von Durst verzehrt,
Am Borne deines Geistes tranken,
Die sich mit deinem Wort genährt,
Sie wissen, was sie dir verdanken! — —

Mit wilden Schmerzes Tränenguß
Sind deine Manen nicht zu ehren.
Du selber lehrtest mich: "Es muß
Das Ew'ge sich mit Tod verklären!"
Dein Wesen hat er nicht verletzt,
Er brach nur deines Bildes Rahmen,
Und liebvoll reich' ich dir noch jetzt
Die Hand, in unsers Glauben Namen.

Zur Abwehr

"Ihr nennt mich unfromm, weil Ihr mich
Nicht knien seht in Euern Reihen?
Mit größern, Rechte dürfte ich
Euch selber schnöden Abfalls zeihen.

Doch will ich Euerm Hohn nicht Spott,
Dem Groll nicht Zorn entgegensetzen;
Ich weiß ja doch: mein ew'ger Gott,
Er denkt wie ich von Euerm Götzen.

Den Kindern gönnt er das Symbol
Bis sie das Wesen selbst erfassen; —
So mög' er denn zu Euerm Wohl
Euch wachsen und gedeihen lassen.


Einem Hypergenialen

Nie sah aus deines Geistes Pforten
Ich mächtige Gedanken wandeln;
Mit Phrasen nur weißt du zu handeln,
Dein ganzer Kram besteht aus Worten.

Und Jene, die dich zu den Sternen
Lobpreisend und bewundernd heben,
Sind eben Solche, die im Leben
Nichts weiter als nur Worte lernen.

Laß schimmern deine Flitterware,
Auf kurze Stundenfrist bemessen;
Wie lang noch, und sie ist vergessen
Dem Ballstaat gleich vom vor'gen Jahre.

 
Distichen Gedichtform

I.
Lieblich ertönt mir und süß des Distichons ruhiger Tonfall,
Well seiner Glied'rung Gesetz spielend der Freund mich gelehrt,
Des tiefeig'nes Gemüt von ähnlichem Wohllaut durchdrungen,
Wie das antike Gebild klar und harmonisch gefügt!

II.
Mögen die Stunden entflieh'n, mag immer mit ihnen erblassen,
Gleich dem erlöschenden Tag ihrer Erscheinungen Glanz!
Trag' ich doch tief in der Brust den unsterblichen Strahl meines Liebens,
Trotzend den Stürmen der Welt, trotzend der ewigen Nacht!

Bescheidener Zweifel

Heil ward der Welt, da voreinst das Wort sich zum Menschen verkörpert;
Jetzt wird zur Phrase der Mensch, — hoffet Ihr davon auch Heil?

Problematisch

Wahrlich! kaum weiß ich es selbst, was tiefer das Herz mir betrübet
Bei der Betrachtung des Kampfs, blutig jetzt spaltend die Welt.
Ist es der Mißbrauch des Geist's, der Lüge will stempeln zur Wahrheit,
Und des satanischen Werks wilder Zerstörung sich freut?
Ist es der Eifer, mit dem die redlich es meinende Dummheit,
Wo sie zu helfen bezweckt, größ'res Verderben nur bringt?

Am Meere

Groß wird das Herz mir und weit am Strande des heiligen Meeres,
Jeder Beschränkung Gefühl nimmt es befreiend mir ab.
Sagt' es auch nicht mir die Schrift, mir sagte die eig'ne Empfindung,
Daß ob der schimmernden Flut schwebet der göttliche Geist!
Sei mir gegrüßt, o Meer! in deiner erhabenen Schöne,
Sehnsuchtsvoll flücht' ich zu dir, wie zu dem Quelle der Hirsch.
Irdischem Dürsten zwar kannst du freundliche Labung nicht bieten,
Aber ein heißerer Durst findet Erquickung bei dir!

Einer deutschen Schriftstellerin

Glaubt ich, wie du, daß mein Wort ein Segen für künft'ge Geschlechter,
Schiene mir frevelnder Raub jeder versäumte Moment!
Nicht mehr erlaubte ich mir des Müßiggangs selige Wonne,
Ruhen zu lassen den Kiel hätte ich nicht mehr den Mut.
Denk' ich der Pflichten, verknüpft mit also erhabener Sendung,
Sag' dem Geschick ich Dank, daß es sie mir nicht beschied,
Daß ohne Sorge und Furcht, am Heile der Nachwelt zu freveln,
Träumen und säumen ich darf, wie mir's nur immer beliebt!

In's Album einer Malerin

Im Frohgefühle der Verwandtschaft
Mit aller, aller Kreatur,
Sei dir das Leben eine Landschaft
Aus Grün gewoben und Azur!
Dein Himmel möge sonnig strahlen
Auf heiter blühendes Gefild,
Und in kristallner Flut sich malen
Und spiegeln seiner Klarheit Bild!

Doch wenn es anders dir beschieden,
Wenn dein Geschick mit Stürmen dräu't,
Dann wahre still in dir den Frieden,
Den ernst und mild die Kunst dir beut.
Des Glückes kann man sich begeben,
Erfassend höh'rer Güte Wert,
Wenn sich ein sonnenloses Leben
In ihrem reinen Licht verklärt!

Lösung

Hinwallend auf verschied'nen Gleisen
Wie streiten sie sich wüst herum!
Als höchstes Ziel des Lebens preisen
Die Einen Glück, die Andern Ruhm.

Der treibt den Gegner in die Enge:
"Wer nach dem Ruhm doch streben mag?
Es dauert all' sein Glanzgepränge
Oft länger nicht als einen Tag!"

Der And're d'rauf: "Verkehrt das Streben,
Das sich der Freude dienstbar macht!
Es währt des Glückes flüchtig Leben
Oft länger nicht als eine Nacht!"

Der will die Rosen mir verleiden,
Der löscht mir aus der Sterne Licht!
O welcher ist's von ihnen Beiden,
Der Wahrheit, die ich suche, spricht?

"Sie sprechen Beide wahr! es einet
Und schlichtet ihren wirren Streit,
Der Geist, der schmerzenvoll verneinet
Das Schreckbild der Vergänglichkeit!"