Vorwort
Wir sind Männer! es hat uns den Mast zersplittert der Blitzstrahl,
Kaum trieb kräftig der Arm ringend das Schiff an den Strand.
Angstvoll sahen den Freund wir sinken im wogenden Strudel,
Wenn ein Veilchen verdarb, ziemet die Klage uns nicht.
Stimmt uns männlichen Sang geschmückt mit Zweigen der Eiche,
Ehern dröhnet die Zeit, ehern ertöne das Lied!
Kehret von Gräbern zur Tat! wohlan es lebe das Leben!
Fasset die Ruder fest, mutig hinaus auf die Flut!
III.
Literatur und Kunst 1
Die Antike
Die Mänade
Eine Gemme
Homeros
Herodot
VirgiliusNibelungen
Minnegesang
Dante
Neuromantiker
Firdusi
Calderon und LopeShakespeare
Nachahmer
Milton
Corneille
Moliere
Voltaire
Die Antike
Kalt nur flüchtigem Blick erscheint die Antike zuweilen,
Doch wie edles Gestein strahlt sie von innerer Glut.
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Großem Gestalt zu verleihn, es gelang den herrlichen Alten,
Ihr berufet euch stets sentimental auf's Gefühl
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Warm und bequem! Ihr versteht's das Haus und die Kleider zu schaffen,
Unvergänglichen Reiz lernt von den Alten jedoch.
Die Mänade
Schnellt dich der Boden empor, reißt wild die gewaltige Sehnsucht
Dich zum Himmel? es folgt kaum das geschwungene Kleid,
Sturmwind schlichtet das Haar, das brennende Auge nach oben:
Ob sich zu dir kein Gott neige vom Abendgewölk.
Kehr' zum Feste zurück, du findest ja Küsse und Nektar
Unter des Weinstocks Laub, welcher dich eben berauscht.
Eine Gemme
Eros und Bachus, sieh', zerstampfen die schwellenden Trauben,
Und du wunderst dich noch, daß er so feurig der Wein?
Homeros
Schön wie die Blütenpracht des Gebirgs, wie die Sterne des Himmels,
Wenn am Tag sie der Mai, wenn er bei Nacht sie enthüllt:
Such' kein anderes Bild mehr, willst du bezeichnen Homeros,
Aber der Wogen Gebraus darfst du vergessen mir nicht.
Herodot
Fromm und kindlich erzählt Herodotos Sagen: als Staatsmann
Blickt Thucydides ernst aus der verworrenen Zeit.
Virgilius
Ein politischer Hirt verknüpftest du Lorbeer und Epheu,
Sterbend sank dir die Hand, als du die Tuba ergriffst,
Mantuaner Poet! — doch von Cyanen und Ähren
Für dein ländliches Lied weih' ich dir freudig den Kranz.
Nibelungen
Kühn mit plastischer Kraft entwarf die Gestalten der Volksgeist,
Rauh, gewaltig und groß zeichnet die Kohle sie hin:
Selbst Kriemhilde, die Brust durchhaucht von inniger Liebe,
Starrt das sanfte Gesicht grimmig in Rache verzerrt,
Staunend erhebt den Blick und zögert im Norden der Wand'rer,
Wo am Zackengebirg' Nebelgebilde zerwehn.
Muß er bewundern zwar, nicht wird er heimisch sich fühlen,
Kommt er aus Hellas zurück, denkt er zurück an Homer.
Minnegesang
Frühling mußte doch sein: es zirpten am Hage die Grillen
Und sie zirpten zugleich alle im nämlichen Ton,
Mächtig erhob darunter ein Mann die herrliche Stimme:
Walter, du Held des Gesangs, sei uns gepriesen noch jetzt.
Dante
Groß und riesig erhebst du das Haupt aus dem Dunkel zum Lichte,
Nicht den Marmorblock, nein du erkorest den Fels
Und mit eherner Kraft schuf Himmel und Hölle der Meisel,
Bannte mit Schlüsselgewalt Menschen und Geister hinein.
Neuromantiker
Neuromatiker, zwar beruft ihr euch immer auf Dante,
Keine Posaun' ist's noch, wenn auch ein Eselchen farzt.
Firdusi
Sei mir, Alter, gelobt! wie Simurg entraffst du im Sturme
Auf dem Gefieder des Lieds gerne nach Osten mich hin.
Ha mir schwindelt! ich drücke die Hand an Stirne und Schläfe,
Edles Gestein und Gold streust auf die Locken du mir.
Schiras' feuriger Wein und Moschuskügelchen duften,
Siehe, der Kaftan schmiegt faltig sich mir um den Leib,
Dort ein Garten! es schimmert die Tulipane bei Rosen,
Bülbül träufelt ihr Lied durch das Gezweig des Jasmins,
Rudabe senket herab von der Zinne des Turmes die Flechten,
Daß Sals feuriger Wunsch klett're an ihnen empor.
Durch das Gefild voll Sand da tummeln mit lautem Geschrei hin
Turbanträger das Roß, schwingend das blutige Schwert,
Weh' ein Klagruf tönt, o Sijawusch, bist du ermordet?
Wie Siegfried voreinst, fließe die Träne auch dir!
Rustem, Isfendiar, Sohrab! es zittert die Erde
Bei der Gewaltigen Schritts welche zu bald sie begräbt.
Schluchzen, Geheul, weh mir! — — — ich heb' erschrocken das Auge,
Sausend an's Fenster wirft eisige Flocken der Sturm,
Dank dir, persischer Greis! du hast aus dem Dunkel des Nordens
Mich in den wonnigen Lenz deiner Gefilde verzückt!
Calderon und Lope
Rühmt mir Calderon nur und Lopes üppige Fülle,
Daß sie ultramontan, gilt als ein Schibboleth euch;
Daß sie herrlich und groß, ihr Donquixötchen des Zeitgeists,
Ließt ihr gelten es auch, wären sie nicht legitim?
Strahl' ihr Glorienschein Jahrhunderte noch bei den Sternen,
Werd' ein Cervantes euch, den ihr schon lange verdient.
Shakespeare
Schwinge den Zauberstab, o erhabener Magus des Nordens,
Lauterer Lebensquell sprudelt aus Felsen hervor,
Blume und Gras umzieht das Ufer, es sinken die Vögel
Nieder vom Wanderzug, füllen die Luft mit Gesang.
Kosend und flüsternd sucht ein zärtliches Pärchen den Schatten,
Pilger verschiedenen Volks kommen von nah und von fern.
Aber die Schlang' fehlt nicht, bald toben die Geister im Aufruhr
Und beim rasenden Streit hüllet der Himmel sich ein.
Sprecht, wer löst uns den Bann? — Du teilest die mächtigen Wolken,
Ruhig in Harmonie schwindet der gräßliche Fluch.
Nachahmer
Mächtiger Brite, du ziehst in Fratzen zuweilen das Antlitz,
Welches mit ewigem Glanz ewige Jugend umspielt,
Und da kommen sie denn, verzerren die Mäuler nach Kräften:
Grinset das Äfflein auch, fehlet zum Gotte doch viel.
Milton
Angelo, such' den Bruder dir fern an britischer Küste,
Trennen euch Raum und Zeit, einigt euch beide der Geist.
Corneille
Manchmal schleudert ein Wort Corneille dem römischen Blitz gleich; —
Such' bei Montesquieu Spuren von römischem Geist.
Moliere
Selten genügt die Idee! wir sind ja deutsche Pedanten,
Plan und Form hat längst Lessing gebührend verdammt,
Also? — — "Erlaubt, daß ich noch immer den Griffel bewund're,
Der gezeichnet so sein Menschen mit heiterer Kunst."
Voltaire
Scharfen Tabak botst du, o Schalk, in vergoldeter Dose,
Und es niesten darauf Junker, Prälaten sogleich.
Hell ward manchem der Kopf, doch etlichen gingen die Augen
Über vor Schmerz, es verlor leider auch mancher den Kopf.