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Quelle:
Lieder der Sehnsucht
nach den Alpen
Ladislaus Johann von Pyrker
Stuttgart und Tübingen 1845
J.G. Cottasch'er Verlag
1.
Der Alpengänger
Ich wandre fort durch Berg und Tal
Mit frohgestimmtem Herzen,
Und möchte hier den Wasserfall
Und dort das Bächlein herzen;
Gesträuche, Ficht' und Föhrenbaum,
Und Zweig und Blüt' umfassen,
Und von des Waldes stillem Raum
Fortan nie wieder lassen.
Dann würd' ich mir ein Hüttchen bau'n
Auf einem Felsenhügel,
Und tiefbewegt, hinunter schaun
Dort, auf des Waldbachs Spiegel,
Der sich mit lautem Donnerhall
Durch starre Schluchten windet,
Und leis' im hellen Silberschwall
Auf fernen Matten schwindet.
Und in des Abends Rosenlicht –
Im gold'nen Morgenschimmer,
Fehlt', ach, mit tränendem Gesicht
Ich, Übersel'ger, nimmer!
Und wenn die Stern' in hehrer Pracht
Mir durch die Laube winken,
Würd' ich in ihrer duft'gen Nacht
In süßen Schlummer sinken!
2.
Die Alpen-Auffahrt
Wenn lang des Schnees und Eises Hülle
Ringsum die Berg' und Täler deckt,
Kein froher Laut die Todes Stille
Aus ihrem tiefen Schlummer weckt:
Da bringt der Lenz die Sonne wieder;
Es schallen bald nur Jubellieder,
Die Luft ist warm, die Alp' ergrünt,
Des Winkers Ingrimm ist gesühnt.
Die Blümchen nicken wieder munter
Im bunten Schimmer, weiß und rot,
Und gelb und blau vom Fels herunter,
Der ihnen dort ein Räumchen bot.
Die Schneeflut kömmt, die Bäche rauschen,
Still bebt der Wald, die Vögel lauschen:
Denn brausend tobt der Wasserfall,
Neu strömt das Leben überall.
Da treibt der Senn vom finstern Stalle
Die Kühe reingefegt heraus;
Er hängt das Glöckchen, laut von Schalle,
Der Größten um mit einem Strauß,
Und zieht dann selbst im Sonntagskleide
Mit ihnen fort zur Alpenweide,
Hoch über mancher Felsenwand,
Wo stets die Herd' ihr Futter fand.
"Was zieht dich doch, dich armen Sennten,
So sehr zur Alpentrift hinaus?
Wenn dort mir alle Schätze frönten,
So gäb' ich nicht das Tal hier auf;
Dort ist's so kalt, wo Stürme brausen,
Und rings umher nur Schrecken hausen.
Gewiß lockt dich der Sennin Blick,
Sonst bliebest du wohl hier zurück!"
Doch jener seufzte, schmerzdurchdrungen,
Und sprach: "Ach nein, du irrest sehr;
Ein And'rer hat ihr Herz errungen,
Mich lockt der Sennin Blick nicht mehr!
Die treulos ihres Schwurs nicht achtet,
Und nur nach ihrem Burschen schmachtet,
Sei bis an meines Grabes Rand
Aus meinem treuen Sinn verbannt."
Drum eil' ich freudig nach den Höhen,
Wo frei die Seele sich erhebt,
Und will empor zum Himmel sehen,
Der über unsrer Hoffnung schwebt:
Denn aufwärts sollen wir ja streben
Durch unser ganzes Erdenleben:
So sagt's der Pfarrherr fort und fort.
Dem Himmel steh'n wir näher dort!
3.
Versöhnung
Wie ich im fahlen Abendlicht
Durch Waldesdunkel schreite,
Das Frührot durch die Zweige bricht,
Und strömt nach jeder Seite,
Da seh' ich, an den Stamm gelehnt,
Den armen Sennten sitzen,
Und wie die heiße Träne brennt,
Ihm aus den Augen blitzen.
Ich fragte gern was ihn betrübt:
Ob ein Verrat, den man verübt'
An seinem treuen Herzen,
Der Grund sei seiner Schmerzen?
Ach, wie der Ärmste mich erschaut,
Da fährt er auf behende,
Mit einem dumpfen Schmerzenslaut,
Als nahte sich sein Ende.
Es ist für den, der nichts mehr hofft
Nach großen Herzenswehen,
Ein qualenvoller Anblick oft,
Den Tröster zu ersehen!
Er starrt' umher – mir schien es fast
Mein Mitleid selbst sei ihm verhaßt;
Zwei schwere Tropfen drangen
Herab an seinen Wangen.
Doch siehe, Alpenmelodei
Tönt jetzt vom Berg herüber:
Sie spricht von unverletzter Treu',
Und geht in's Jauchzen über;
Er fleugt dahin, sein Name tönt
Ihm wonnevoll entgegen,
Und beide fühlen, schnell versöhnt,
Der Liebe reichen Segen.
Ich sah mich jetzt in Tränen, stumm,
Nach meinem Pilgerstabe um,
Und konnte fast die Beiden
Um jenes Glück beneiden.
4.
Die Fichte auf der Alpe
Es hebt sich an des Felsens Rand,
Nicht ferne von der Hütte,
"Die hohe Fichte" weit genannt,
Ein Baum aus Waldes Mitte;
Er ragt so hoch, und ist so breit,
Und dehnt die schweren Äste weit
Auf sonn'gedörrtem Grunde
Zu schatten in die Runde.
Juchhe – Hijoh' – Juchhe! . . . e!
Und täglich treibt die Schwaigerin
Die Küh' im Abendlichte
Mit treugewohnter Sorgfalt hin:
Daß unter jener Fichte,
Gemolken schon mit allem Fleiß,
Und scheint die Sonne noch so heiß,
Nach vielem Geh'n und Laufen,
Sie, ruhend, sich verschnaufen!
Juchhe – – &c.
Bald näht sie an dem Röckchen dort,
Bald steigt sie auf zur Höhe,
Und forscht: als ob an jenem Ort
Sie Einen gern ersähe.
Dann seufzt sie auf: »Ich sagt es ja,
Er wäre lange – längst schon da,
Wenn ihn hierher die Liebe
Voll heißer Sehnsucht triebe!«
Juchhe – – &c.
Sie kehrt zu ihrem Sitz zurück.
Nun rauscht es durch die Sträuche;
Sie winkt mit tiefgesenktem Blick
Dem Nah'nden, daß er weiche,
Und sagt, als er noch immer steht,
Und fort mit Schmeichelworten fleht:
»Wer wollte dich hier sehen?
Du kannst schon wieder gehen.«
Juchhe – &c.
So quält sie ihn noch Mondenlang,
Und läßt ihn wenig hoffen.
Ihm wird es schon im Herzen bang,
Von solchem Leid getroffen.
Doch eilt jetzt Alles, frohgestimmt,
Was Teil an seinem Glücke nimmt,
An einem Sonntagmorgen
Für Hochzeitsschmuck zu sorgen.
Juchhe – &c.
Erhört ist endlich sein Begehr:
Sie geht an seiner Seite,
Schön, wie ein Engel, stolz einher,
Die glücklichste der Bräute!
Und reicht am heiligen Altar
Die ringgeschmückte Rechte dar,
Sie bei dem Kirchensegen
In seine dort zu legen.
Juchhe! –
Das Kränzchen steht ihr gar so gut,
Gefügt aus Alpenrosen.
Er nimmt den Speich von seinem Hut,
Und reicht, mit ihr zu kosen,
Dies Liebespfand der holden Maid;
In Freud verwandelt ist sein Leid:
Es soll ihr stilles Leben
Nur Ruh' und Glück umschweben.
Juchhe – Hijoh – &c.
5.
Die Alpen-Heimfahrt
Hört! Jubellaute, Singen,
Und Alpenklänge dringen
Herab in unser Ohr!
Die Mutter mit den Kleinen,
Die Greis' und Jungen einen
Sich froh im Jubelchor.
Es drängt die laute Menge
Sich aus des Dörfchens Enge
Nach jenem Pfade hin –
Dem Pfad zu Wolkenhöhen,
Wo Lämmergeier spähen,
Und Gletscherwände glüh'n.
Wo in des Hochtals Mitte
Sich hebt die Sennenhütte,
Die nun verlassen bleibt,
Da heut die kleine Herde
Mit fröhlicher Gebärde
Der Senn zu Tale treibt.
Geschmückt sind alle Kühe
Mit liebevoller Mühe
Von blumenreicher Hand.
Der Stier trägt größ're Kränze,
Auf daß er heller glänze,
Die ihm der Senne wand.
Aus fleugt der Staub gen Himmel
Vom jubelnden Gewimmel,
Das nun die Schar umkreis't.
Man rühmt die Tier' und Knechte
Mit allem Fug und Rechte;
Doch auch die Sennin weis't
Den Käs und muntre Kälber
Mit stolzer Miene selber,
Und Freud ist allumher.
Die Hausfrau winkt, und deutet:
Das Festmahl sei bereitet –
Nun weilt dort Keiner mehr.
Doch bald ist es geendet;
Die Abendglocke sendet
Den frommen Ruf in's Tal:
Da eilen sie zum Segen,
Und danken allerwegen
Auch für das frohe Mahl!
6.
Der arme Senn
Türmend ragt ein Fels empor
An des Sennen Hütte;
Duftig zieht ein Nebelflor
Fort an seiner Mitte,
Und verschwimmt im tiefen Tal
Wo des Waldstroms Fluten
Hin zum nahen Wasserfall
Sich im Laufe sputen.
Lichter wird es ringsumher:
Denn die hehre Sonne
Hebt sich aus dem Nebelmeer
Aller Welt zur Wonne.
Gemsenpfeifen, Vögelsang
Tönt den Wald herunter,
Und was lebt das Tal entlang,
Fühlt sich froh und munter.
Doch der Senne, schmerzgebeugt,
Tränen statt der Lieder,
Erdenwärts den Blick geneigt,
Schwankt zum Dorfe nieder:
Alsbald dringen aus dem Tal
Auf die Trauerklänge:
Von dem Kirchlein Glockenschall,
Fleh'n, und Grabgesänge.
Ach, der Ärmste kehrt zurück,
Wirft sich hin zur Erde,
Schluchzt, und klaget dem Geschick
Mit des Weh 's Gebärde:
"Dort liegt nun die traute Maid
Eingesargt im Grabe . . .
Endlos ist fortan mein Leid,
Wertlos meine Habe.
Was soll mir die Alpe doch –
Was die Schar der Kühe?
Ohne sie zu leben noch
Lohnte nicht der Mühe:
Wenn nicht laut ihr Jubelsang
Schlug' an Felsenwände,
Und mein Herz, so angst und bang
Dort sie nimmer fände!"
Als ich einst vorüber kam,
Stand die Senn' verödet:
Denn des Treuen tiefer Gram
Hatte ihn getötet.
Und ich fand ein Doppelgrab
An des Kirchleins Mauer,
Wo der Herr ihm Ruhe gab
Nach so herber Trauer!
7.
Tirol
Tirolerland, du Wiege meiner Ahnen,
Sei mir gegrüßt! Du wurdest Östreichs Stern,
Zu leuchten auf des Ruhmes hehren Bahnen,
Als Nacht die Völker deckte nah' und fern!
Sie blickten staunend auf zu deinen Fahnen,
Die du erhobst für deinen hohen Herrn,
Für deine Sitten, Freiheit, heil'gen Glauben,
Und nicht gelang's dem Fremdling sie zu rauben.
Ich ging mit stolzer Brust in deinen Tälern,
Auf deinen schneebegränzten Höh'n umher,
Und überall, an deinen Siegesmälern,
Hob sie sich stolzer, freudiger noch mehr.
Es war dein Mut so tugendfest und stählern,
Der dich begeisterte zur Landeswehr,
Daß späte Enkel noch, die auf dich schauen,
Sich froh an dir erheben, und erbauen.
Du gutes Volk, bewahre deinen Segen:
Er blühe dir durch Himmelshuld stets neu;
Du weißt wohl, Alles sei an ihm gelegen;
Drum mögest du auch Glauben, Mut und Treu'
Fortan in deiner Brust mit Liebe hegen;
So bleibst du stets beglückt, geehrt und frei:
Ein Leitstern Allen, die aus frommen Trieben
Das Edle, Gute, Schön' und Wahre lieben!
8.
Der Jäger auf der Alpe. Auf Auerhähne
Der Auerhahn, der Auerhahn,
Der lockt mich nach den Höhen;
Doch, will ich dort mit Vorteil d'ran,
So heißt es früh aufstehen!
Der Auerhahn, der Auerhahn!
Ist selten zu ersehen.
Da muß ich bald nach Mitternacht
Mich von dem Lager heben,
Und immer aufwärts rasch und sacht
Zur höchsten Kuppe streben.
Die Dämm'rung folgt der Mitternacht,
Drauf muß ich Achtung geben.
Nun tönt von fern ein scharfer Laut.
Der Hahn beginnt zu balzen;
Es drängt ihn, wenn der Morgen graut,
Sein Weibchen durch das Schnalzen
Zu locken im gewohnten Laut:
Das nennt der Weidmann Balzen.
Doch muß ich, wenn er wieder schweigt,
Die raschen Schritte hemmen,
Und regungslos, die Stirn gebeugt,
Mich an die Bäume stemmen,
Und so das Rohr, so lang er schweigt,
Fest an den Busen klemmen.
Doch wenn er wieder neu beginnt,
Da kann ich näher dringen:
Ich weiß, er ist dann taub und blind,
Und hört nicht geh'n und springen.
Allein, so wie er neu beginnt,
Ist's Zeit vor Lust zu singen.
Denn jetzo bin ich ihm genaht,
Dicht hinter hohen Tannen;
Und eil', eh' er geendet hat,
Den Hahn am Rohr zu spannen:
Das Blei ist mörd'risch ihm genaht,
Er fliegt nicht mehr von dannen!
Ha, rauschend sinkt er schon herab!
Ich eile mit der Beute
Im Ledersacke rasch bergab,
Und lächl' auf alle Leute,
Wenn ich auf das, mit Stolz herab,
Was heim ich trage, deute.
9.
Der Jäger auf der Alpe. Auf Hirsche
Die Sulz ist wohl bereitet
Auf einem Wiesenplan,
Der jäh zur Tief' entgleitet
Vom dunklen Buchwald an:
Ein Salz- und Lehm-Gemenge,
Von Laub im Kreis' umhüllt,
Daß nicht die Sonne senge
Die Sulz dem Hochgewild,
Die mir am frühen Morgen,
Wenn auch der Nebel fiel,
Im Laubgehölz verborgen,
Dann dient zum sichern Ziel.
Doch muß ich lange harren,
So scharf der Ostwind sei,
Bis fern die Zweige knarren,
Gedrängt vom Hirschgeweih;
Bis Tritte näher schallen,
Das dürre Laub aufrauscht,
Und Steinchen, rollend fallen,
Wenn's Wild, gewendet lauscht.
Doch endlich tritt der Spießer
Vom Hanbuttstrauch hervor.
Die größere Schar verließ er –
Nun horcht sein starres Ohr.
Sein helles Auge schauet
Den weiten Plan, erschreckt,
Der jetzt von Perlen tauet,
Womit das Grün sich deckt.
Dann lockt die Sulz ihn näher;
Er schreitet langsam hin;
Mich deucht schon, als erspäh' er
Mich durch des Waldes Grün.
Doch leckt er mit Behagen
Am salzgedüngten Grund.
Da darf ich es denn wagen –
Sein Schüttern gibt mir's kund.
Die Büchs' ist angeschlagen,
Der Hahn ist scharf gespannt.
Ich drücke los – es heulet,
Und donnert rings das Tal:
Der Hirsche Schar enteilet –
Der eine ächzt im Fall.
Die beiden Koppelhunde
Laß' ich noch eilig los,
Und manche Viertelstunde
Harr' ich, und horche bloß,
Ob ich nichts mehr vernehme?
Ob mir nicht, scharf und hell,
Ihr Bellen naher käme –
Zuletzt ihr Heulen grell
Mir in dem Ohr erklinge?
Das ist der Freude Laut!
Ich schreite vor, und dringe:
Denn recht hatt' ich vertraut –
Die Fährt' erkennt mein Spürer –
Bis an des Waldes Rand.
Der sechzehnend'ge Führer,
Den jener, schnoppernd, fand,
Von seiner Schar getrennet,
Und beugend sein Geweih
Zum Rücken, naht, und rennet
Mit Blitzes Flug vorbei –
Dann quer den Plan hinüber;
Die Hund ihm nach! Vor Lust
Wird schon mein Auge trüber;
Doch meines Glücks bewußt,
Laß' ich das Rohr erkrachen.
Der Stolze stürzt in's Gras;
Ihm strömt vom Hals' und Rachen
Das Blut, und macht es naß.
Die müden Hunde stillen
Den Durst an seinem Blut,
Ich und der Älpler füllen
Mit Laub ihn wohlgemut,
Nachdem er ausgeweidet
Vor unsern Augen liegt.
Und weil die Achs' es leidet,
Da zentnerschwer er wiegt,
Laß' ich ihn auf dem Darren
Heim mit dem Spießer ziehen.
Wie nun die Räder schnarren,
Die Vögel vor uns flieh'n,
Erheben Jubellieder
Sich in die blaue Luft.
Wir sehen uns nun wieder
Daheim im Abendduft!
Der Jäger auf der Alpe. Auf Bären
10.
Sieh' da, der plumpe Bär,
Wie schreckt mit seinem Grimme
Und seiner groben Stimme
Das Volk er rings umher!
Er hat den Stier zerrissen,
Und manche Hirten missen
Der Rinder jetzt noch mehr.
Fangeisen legt man ihm,
Mit jenen blut'gen Stücken
Ihn klüglich zu berücken,
Doch weiß bei all dem Grimm
Er Jägerslist zu meiden;
Es raubt, wo Rinder weiden,
Nur Nachts das Ungetüm.
Doch endlich wird's zu arg,
Man will im Kreis' ihn treiben:
Nicht soll er dort mehr bleiben,
Wo er seither sich barg.
Der Förster stellt die Schützen,
Und ist mit Auges Blitzen
Mit Warnungen nicht karg.
Ich stand zuhöchst am Kamm,
Und sah die Ander'n stehen
Dort still zum Himmel flehen,
Gelehnt an einen Stamm.
Die Büchsen sind geladen,
Das Blei im Blut zu baden,
Wenn's dort zum Schusse kam.
Nun endlich wird es laut:
Die scheuen Hunde bellen,
Daß mir die Ohren gellen,
Und fast im Busen graut.
Doch keiner wagt von Allen
Das Untier anzufallen,
Wie's grimmig um sich schaut.
Ein scharfer Schuß geschieht:
Ich hör' ein leises Brummen
Durch Föhr' und Fichten summen –
Er ist getroffen? – Flieht? –
Noch herrscht ein tiefes Schweigen,
Und alle Blicke zeigen,
Daß er sie auf sich zieht.
Hilf Gott! er naht mir da!
Er will vorüber eilen, –
Nicht möcht' er hier verweilen!
Ist's Blut, was ich da sah?
Die Wunde ist noch offen,
Er ist am Hals getroffen,
Sein Ende scheint mir nah!
Mir stand es auch nicht fern!
Den zweiten Schuß zu wagen
Ist schlimm, wie Jäger sagen!
Befiehl den Geist dem Herrn,
Dacht' ich, und schoß hinüber.
Die Welt ward um mich trüber –
Verhüllt mein Augenstern.
Er hob sich wild empor
Auf beiden Hinterfüßen,
Und seine Tatzen stießen
Von sich mein Feuerrohr,
Um dann sogleich, mich Armen,
Entsetzlich zu umarmen.
Der Tod stand mir bevor!
Vertraun' macht Alles gut!
Das Blei war recht entsendet,
Sein Wüten war geendet:
Er lag in seinem Blut.
Ein Siegeszeichen schmückte.
Weil mir das Wagnis glückte,
Nun meinen Jägerhut.
Die Schützen nah'n heran
Mit allem Volk. Es rühmte
Den Sieger, wie's geziemte,
Und stimmt' ein Loblied an.
Es war in allen Gauen
Das Fell darauf zu schauen,
Mein Ruhm lebt nun fortan!
Der Jäger auf der Alpe. Auf Gemsen
11.
Aufring' ich am Abend vom düsteren Tal
Zu Höhen, erhellet vom rosigen Strahl
Der sinkenden Sonne –
Ein Schaubild der Wonne!
Dort forsch' ich aus Gletschern umher in dem Schnee:
Ob ich nicht die Fährten der Gemsen erseh',
Und ruh' an den Mauern,
Sie dort zu erlauern.
Es herrschen ergreifende Stille umher,
Hell strahlet der Sterne unzähliges Heer;
Kühl säuseln die Lüfte
Durch moosige Klüfte.
Kaum tagt es im Osten, kaum dämmern die Höhn',
So ruf' ich zu Gott auf mit leisem Gestöhn':
Er gebe mir Segen
Auf schwindligen Wegen!
Dann werf' ich den Stutzen am Rücken zurück,
Und klett're nun aufwärts mit sicherem Blick,
Und kräftigen Füßen,
Die nie mich verließen.
Doch wehe, nun hemmt mich die türmende Wand,
Ich steh' an des Felsens zerbröckeltem Rand,
Und kann mich nicht wenden –
Mein Leben muß enden!
Da ragt aus der Mauer ein zähes Gesträuch'
Tief unten, doch annoch in meinem Bereich',
Ich beuge mich nieder,
Ermutiget wieder,
Und fass es, und schwinge mich hurtig hinab
In jenes weit gähnende, luftige Grab;
Doch hätt' ich's versehen,
War's um mich geschehen!
Ich stand auf des Felsens vorragendem Riff,
Auf dem ich schon früher ein Stündchen verschlief –
In schußrechter Weite,
Und harrte der Beute.
Dort winkt mir entgegen die finstere Schlucht,
Durch welche die Gemsen ergreifen die Flucht,
Und oft auf dem Rasen
Ganz unbesorgt grasen.
Ich halte das Schußrohr mit Vorsicht gespannt.
Nun kommen wohl sieben herunter die Wand:
Sie schauen, sie stutzen –
Da kracht schon mein Stutzen.
Es sinket der Bock in die Tiefe hinab;
Ich springe von Felsen zu Felsen bergab,
Und jauchze dem Funde
Der glücklichen Stunde!
12.
Sonnenaufgang auf der Alpe
Vorabend ist's der hehren Sonnenwende
Nach kurzer Nacht des längsten Tag's im Jahr.
Johannes Feuer brannten sonder Ende
Auf jeder Kupp', auf jedem Gletscher-Kar.
Ich forscht', ob ich ein Ruheplätzchen fände?
Die Alpenhütte bot es freundlich dar;
Dort hatt' ich es auf duft'gem Heu gefunden,
In zween nach Mitternacht entfloh'nen Stunden.
Dann eilt' ich fort, – hinaus zum Alpenrande,
Der sich empor aus tiefen Schluchten türmt.
So wie das Meer aufwogt am Felsenstrande,
Von dem der Leuchtturm, wenn der Nordwind stürmt,
Die Schiffenden, so sehr die Hochflut brande,
Des Nachts vor dräuender Gefahr beschirmt:
So sieht man dort die Hügeln auf sich heben,
Die von dem Meer ein treues Abbild geben.
Noch lag die Nacht auf Berg und Tal verbreitet,
Noch starrt das Auge ungewiß umher;
Nun schwebt ein Licht, das immer mehr sich weitet,
Empor, und heller wird es immer mehr.
Der Schleier, der die Höh'n verhüllte, gleitet
In's Tal, und legt sich dort, als Nebel, schwer,
Auf Türme, Hütten, Flüßchen, Teich' und Seen,
Die noch der Blick nicht deutlich kann erspähen.
Jetzt flüstert leise in des Waldes Zweigen
Der zartbeschwingte, kühle Morgenwind;
Dem hellen Streif wird Rosenglut zu Eigen;
Sie dehnt sich weit hinüber, pfeilgeschwind,
Bis endlich auf- die lichten Wölkchen steigen,
Die dort die Herolde der Sonne sind,
Im Feld und Hain der Vögel Sang ertönet,
Und Berg und Tal von Freudelauten dröhnet.
Seht hin – seht hin, nun schwebt empor die Hehre!
Die breite Scheibe glüht noch dunkelrot,
Und als ob Himmelsharmonie es wäre,
War das, was jetzt ein Jägerhorn mir bot:
Vom Wald her kam es, wie aus höherer Sphäre –
Ich war entzückt, entseelt, im Wonnetod
Hoch auf zu jenem Sternenreich da oben,
Auf Fittigen der ewigen Lieb erhoben.
Die Welt war rings erneut, in Licht gekleidet;
Die Nebel schwanden aus dem tiefsten Tal:
All das, woran mein trunknes Aug sich weidet,
Und was mein Ohr erfüllt mit Jubelschall,
Ist wohl, um was mich der mit Recht beneidet,
Der also nie aufjauchzte mit dem All –
Im Dankgefühl auf beide Knie' gefallen . . . !
Es war ein Anblick – herrlich über Allen!
13.
Sonnenuntergang auf der Alpe
Wie rosig dort die Gletscherkuppen glühen,
Als jetzt die Sonn' am Abendhimmel sinkt!
Vorüber ist des heißen Tages Mühen,
Da Mahl und Rast in trauter Stube winkt.
Bald wird der Sterne Glanz vom Äther sprühen,
Und bald im See, vom Mondenglanz durchblinkt;
Es will die Ruh' umher, nach allen Seiten,
Ihr sanftes Reich mit milder Hand verbreiten.
Ein Feuermeer liegt an des Himmels Rande,
In das die Sonn' ihr breites Antlitz taucht;
Schon schweben zarte Wölkchen auf aus jenem Brande,
Und glänzen hell, in gleiche Glut getaucht;
Ihr letzter Blick hängt zitternd auf dem Lande,
Nach welchem sie ein kühles Lüftchen haucht,
Und nur die Wölkchen sind, als sie versunken
Dort ruht, von ihrer Rosenglut noch trunken.
Ein Schauder wehet von den Alpenhöhen,
Und formlos schwindet rings die Welt in Nacht;
Nur hie und da ist noch ein Licht zu sehen –
Vielleicht, wo noch ein tränend' Auge wacht!
Und alle frohe Lebenspulse stehen,
Seit du den Lauf, o Sonne, hast vollbracht!
Fahr wohl, fahr wohl, in Gottes Schirm geborgen,
Wir seh'n dich wieder an dem schöner'n Morgen!
14.
Der Alpensee im Mondlicht
Ein Phantasiegemälde
Seh' ich den fernen Alpensee
Im Mondenschein vor mir:
Da faßt mein Herz ein leises Weh' –
Ich kann doch nichts dafür!
Es schweigt umher der dunkle Wald,
Der sich im Flutenspiegel malt;
Des Mondes trüber Schimmer
Weckt dort im Goldgeflimmer
In mir ein Weh', ein Weh'!
Dringt mir vom fernen Alpensee
Dann Hörnerklang ans Ohr:
Da bebt mein Herz vor süßem Weh'
So fühlt' ich's nie zuvor.
Im Wald hin tönt es nah' und fern.
Vor Freude glänzt ein jeder Stern,
Und mit des Mondes Strahlen
Sieht man die Wellen dahlen:
Ich schwelg' im süßen Weh'.
Seh' ich am hellen Alpensee
Des Fischers Witwe steh'n:
Da faßt mein Herz erneutes Weh',
Und will nicht mehr vergeh'n;
Sie ringt die Händ', und weint hinab:
Dort sank ihr Mann ins Wellengrab,
Als er die Netze senkte,
Und rasch den Kahn umlenkte:
Laut hallt umher ihr Weh'!
Ich schaue nach dem Alpensee
Bis gegen Mitternacht;
Bald dünkt es mich: hier springt ein Reh,
Bald dort ein Hirsch, erwacht.
Die Eulen krächzen durch den Wald,
Daß laut das Ufer widerhallt.
Wo düstere Gestalten,
Gespenstisch dräuend, walten,
Und ächzen Ach, und Weh!
Nun schwebt vom lichten Alpensee
Ein dichter Nebel auf,
Und fleugt, wie sturmgepeitschter Schnee,
Heran im schnellen Lauf.
Ein Schauder weht vom Fels herab,
Ich eile heimwärts, rasch bergab:
Denn furchtbar ist's zu weilen,
Wo Geisterstimmen heulen
Am Alpensee ihr Weh!
15.
Lilienfeld unter den Alpen
Sei mir gegrüßt im tiefsten Grund der Seele,
Stift Lilienfeld, im wonnig schönen Tal!
Mein Glückstern wollte, daß ich dich erwähle
Zum Lebensziel', und lohnend war die Wahl.
Wenn ich des Daseins frohe Stunden zähle,
Und auch die schlimmen, wechselnd, ohne Zahl,
So winkt mir jenes fest empor zu schauen,
Und alle Hoffnung auf den Herrn zu bauen.
Ein armer Jüngling kam ich hergezogen,
Und sah mich scheu in deinen Hallen um;
Sie wölbten hoch sich über mir zum Bogen,
Und blickten nieder, düster, starr, und stumm,
Doch hatte mich die Hoffnung nicht betrogen:
Es zeigten mir den Weg zum wahren Ruhm,
Im Laus so mancher feierlicher Stunden,
Die weisen Brüder, die ich hier gefunden.
Sei du fortan, wie deine Alpen ragen –
Hoch auf, und hell im Morgenrot erglühen,
Zum hehren Ziel' in allen künft'gen Tagen
Für die, die hier im Seelendienst sich müh'n;
In ihm des Tages Last mit Freuden tragen,
Und, gottgestärkt, vor keinem Schreckbild flieh'n:
Dann wird gewiß in deinen heil'gen Mauern
Der Erde schönstes Glück für immer dauern!
16.
Meine Bäume
Ich liebt' euch stets, ihr hochgetürmten Bäume,
In eurer still erhabenen Majestät!
Ihr ragt empor in saphirblaue Räume,
Wo frei des Äthers freier Odem weht;
Ich liebt' euch stets, und meiner Jugend Träume
Nah'n mir im holden Licht auch jetzt noch spät,
Mit all den süßen, wonnevollen Stunden,
Die mir vor euch so selig hingeschwunden.
Noch weil' ich freudig auf des Berges Höhen
Bei euch. Die Welt täuscht oft – Natur ist treu!
Die rege Brust wird still bei eurem Wehen,
Und fühlt sich bald von jedem Bangen frei:
Denn lieblich ist es dort sich zu ergehen
In muntrer Vögel jubelndem Geschrei;
Zu schau'n im Tal die Abendlandschaft glühen,
Und über euch die ersten Sterne sprühen.
Doch rast' ich, kehrend, dann, ihr Doppel-Linden,
Die ihr des Friedhofs stille Pforte schmückt,
Bei euch noch aus – da scheint mein Stern zu schwinden!
Der lebensmüde Pilger sitzt gebückt,
Und glaubt sich endlich an dem Ziel zu finden,
Der ihn des Schicksals Pfeilen mild entrückt,
Und möcht', entschlummert, dort in's beß're Leben,
Von eurem Duft umhaucht, hinüberschweben!
17.
Meine Berge
Seh' ich euch dort in nebelgrauer Ferne
Emporgetürmt in's blaue Himmelszelt,
Und nun vom Mond im milden Glanz der Sterne,
Nun von dem Glutenhauch der Sonn' erhellt,
Mir winken – O wie zög' ich da so gerne
Zu euch! Das Herz pocht auf, die Träne fällt,
Ergriffen senkt der Geist die regen Schwingen,
Und heiß vor Sehnsucht will das Herz zerspringen.
Oft wandelt' ich in euren Wolkenräumen
Im jugendlichen Herzensmute hin;
Was Sterbliche sich sonst vom Glücke träumen,
Ward dann mir stets zum sicheren Gewinn:
Denn jedem Gräschen sah ich es entkeimen,
Und hob's an meine Brust mit frohem Sinn:
Entrückt der Eb'ne qualmbelad'nen Triften,
Fühlt' ich mich frei in euren freiern Lüften.
So schwand mir dort der Abend, so der Morgen
In eurer schönsten Stunden gold'nem Schein;
Vor jedem herben Lebenszwang geborgen
Jauchzt' ich laut auf – die ganze Welt war mein!
Nun kommt die Nacht mit ihren Grau'n und Sorgen;
Der Pilger steht auf öder Wüst' allein:
Dem harten Schicksal muß er, trauernd, weichen,
Und fern von euch sein dunkles Ziel erreichen!
18.
Menschenalter
O du mein liebes Alpenland,
Dir gleicht so ganz das Leben!
Wie schön an sanfter Mutterhand
Des Kindes Tag' entschweben!
Ihm blüh'n im Tal aus Wiesengrund
Unzählbar Blumen in die Rund'.
Es will, aufjubelnd, wandern
Von einer zu der andern,
Und pflückt sie dort, und hüpft vor Lust,
Und drückt sie freudig an die Brust
Mit wonnevollen Blicken,
Im seligen Entzücken.
Der Jüngling fleugt im frischen Muth
Hin auf den höher'n Matten;
Ihn treibt umher das heiße Blut,
Er ruht nicht gern im Schatten;
Doch als er einst die Maid ersieht,
Die schön wie eine Rose blüht,
Da müht er sich, für's Leben,
Sie, liebend, zu erstreben,
Und bald vereint das holde Paar
Des Priesters Segen am Altar:
Für all' des Daseins Stunden
Hat sich's im Glück gefunden.
Und höher noch, im Waldrevier,
Muß er sich dann ermannen;
Muß sorgen, streben für und für –
Muß seine Kraft noch spannen,
Und fest, wie dort die Eiche, steh'n,
Wenn rauhe Winterstürme weh'n,
Die laut zum Schreck und Grausen
Durch ihre Zweige brausen:
Auf daß er schirm' in seiner Kraft,
Was sie zu Eigen ihm verschafft,
Und ruhig all die Seinen
Am sicher'n Herd sich einen.
Doch endlich glänzt sein greises Haupt
Von schneeigem Gefieder,
Und streut es, wie der Baum entlaubt,
Zum dürren Boden nieder;
Und dennoch ist sein Walten noch,
Wie jenes eines Vaters hoch
Von allem Volk geehret,
Wenn er die Achtung nähret
Für alles was erhaben ist,
Und so des Menschen Herz erschließt
Mit innigem Vertrauen
Zum Himmel aufzuschauen!
19.
Das Heimweh
"Was fehlt dir, Armer? Ach, ich seh dich weinen,
Dein starrer Blick hängt an den Alpenhöh'n!
Vermissest du, von ihnen fern, die Deinen
In jener kleinen Hütte, wo so schön
Umher der Fels, der Wald und Bach, erscheinen,
Und die, geschirmet vor dem wilden Föhn,
Dir winkt am stillen Abend heimzukehren,
Und dort das Glück der Deinen noch zu mehren?
Warum denn weinst du? sind nicht hier die Spuren
Des Reichtums überall im flachen Land,
Das dir gehört, zu schau'n? du willst noch murren,
Daß hier für dich des Glückes Los sich fand?"
Noch schwieg er still; doch seine Blicke fuhren
Hin nach den Höh'n, und hingen, wie gebannt,
An ihnen, als sie rosig hehr erglänzten,
Und hoch bis an den Wolkenhimmel grenzten.
"Mich zieht es, ach, zu jenen blauen Bergen" –
So schluchzt' er auf – "unwiderstehlich hin,
Wo Riesenkuppen meine Hütte bergen,
Und milde Lüftchen lieblich sie umzieh'n;
Mir widert es, auf diesen Hügel-Zwergen
Zu weilen mit gebroch'nem Geist und Sinn;
Hier ist's so licht, so flach; dort schatten hohe Wälder,
Und würzig duften dunkelgrüne Felder.
Dort hör' ich stets die Alpenbäche rauschen,
Und über mir das Muh'n der Küh' im Wald;
Wie sollt' ich nicht mit Ohr und Seele lauschen,
Wenn dann der Sennin helle Stimm' erschallt;
Die Kläng' im Widerhall mit Klängen tauschen,
Und rings, geweckt mit zaubernder Gewalt,
Die Felsenhöh'n umher, mitjubelnd, tönen,
Und so des Lebens schönste Zeit verschönen?
Ich will zurück: – was soll ich hier noch weilen,
Wo mich der Schlaf allnächtlich flieht,
Und mich kein Herz, des Lebens Glück zu teilen,
Mit sanften Liebesbanden an sich zieht?
Dort ist mein Alles – wird mein Sehnen heilen –
Wenn mir dies irdisch' Eden neu erblüht.
Es möge hier ein And'rer Reichtum erben;
Ich will im Alptal leben, und auch sterben!"
20.
Abschied von den Alpen
Lebt wohl; ich werd' euch nimmer wiedersehen:
Des dunklen Schicksals strenger Ruf gebeut!
Vergeblich war zu ihm mein stilles Flehen –
Die Träne, die das Herz zum Opfer beut.
Wenn uns die harten Menschen nicht verstehen,
Ihr Grimm uns Dornen auf die Wege streut,
Da wißt ihr stets mit mitleidsanften Tönen
Des wunden Herzens Pochen zu versöhnen.
Es weht ein Hauch von euren grünen Matten,
Der mild, wie Balsam uns're Brust beschleicht,
Und dort, wo Ruh' und Trost sich liebend gatten,
Im dunklen Walde, wird das Herz so leicht,
Indem es uns in seinem kühlen Schatten
Begütigend, die Friedens-Palme reich:
Dort lispeln auch vom Felsgestein die Quellen
Uns Trost in's Herz mit ihren Silberwellen.
So muß ich denn von euren Höhen scheiden –
Ich müder Pilger! Nun, so lebet wohl
Mit eurer Senn', und Alpenhütt', und Weiden,
Wo mir so oft der Labung Spende quoll!
Was mir auch noch bestimmt ist zu erleiden,
Stets bleibt mein Herz von eurem Bilde voll,
Und oft werd' ich mit heißen Wehmutstränen
Mich noch in euren Kreis zurückesehnen!