Ihr
Mädchen seid wie die Gärten
Ihr Mädchen seid wie die Gärten
Am Abend im April.
Frühling auf vielen Fährten,
Aber noch nirgends ein Ziel.
Jetzt sind sie alle schon selber Frauen
Jetzt sind sie alle schon selber Frauen.
Haben Kinder und Träume verloren,
Und Kinder geboren
Und Kinder geboren,
Und sie wissen: In diesen Toren
Werden wir alle in Gram ergrauen.
Alles ihre hat Raum im Haus.
Nur das Avemarialäuten
Hat ihren Herzen noch ein Bedeuten,
Und kommen sie müd heraus.
Wenn die Wege zu wachsen beginnen,
Kühl aus der blassen Campagna zieht's:
Sie sich wie eines alten Lieds...
Geh ich die Gassen
entlang
Geh ich die Gassen entlang,
Da sitzen alle die braunen
Mädchen und schauen und staunen
Hinter meinem Gang.
Bis eine zu singen beginnt
Und alle aus ihrem Schweigen
Sich lächelnd niederneigen:
Schwestern, wir müssen ihm zeigen
Wer wir sind.
Königinnen seid ihr
und reich
Königinnen seid ihr und reich.
Um die Lieder noch reicher
Als blühende Bäume.
Nicht wahr, der Fremdling ist bleich?
Aber noch viel, viel bleicher
Sind seine Lieblingsträume,
Sind wie Rosen im Teich.
Das empfandet ihr gleich:
Königinnen seid ihr und reich.
Die Welle schwieg euch
nie
Die Welle schwieg euch nie,
So seid auch ihr nie still
Und singt wie sie;
Und was tief innen euer Wesen will,
Wird Melodie.
Und ließ den Klang in euch der Schönheit Scham erstehn?
Erweckte ihn ein junger Mädchengram-
Um wen?
Die Lieder kamen, wie das Sehnen kam,
Und werden langsam mit dem Bräutigam
Vergehn...
Die Mädchen sehn: der Kähne
Fahrt
Die Mädchen sehn: Der Kähne Fahrt
Kehrt fernher hafenein,
Und schauen scheu und dichtgepaart,
Wie schwer das weiße Wasser ward:
Denn das ist so des Abends Art,
Wie eine Angst zu sein.
Und so ist keine Wiederkehr:
Es kommen von dem müden Meer
Die Schiffe schwarz und groß und leer,
Kein Wimpel oben fliegt:
Als hätte alle irgendwer
Besiegt.
Ihr Mädchen seid wie
die Kähne
Ihr Mädchen seid wie die Kähne;
An die Ufer der Stunden
Seid ihr immer gebunden, -
Darum bleibt ihr so bleich;
Ohne hinzudenken,
Wollt ihr den Winden euch schenken:
Euer Traum ist der Teich.
Manchmal nimmt euch der Strandwind
Mit bis die Ketten gespannt sind
Und dann liebt ihr ihn:
Schwestern, jetzt sind wir Schwäne,
Die am Goldgesträhne
Die Märchenmuschel ziehn.
Die blonden Schwestern
flochten froh
Die blonden Schwestern flochten froh
Im Gehen Gesträhn aus goldnem Stroh,
Bis alles Land vor ihnen so
Wie Gold zu glühn beginnt;
Da sagen sie sich: Wunderwo
Wir hingeraten sind.
Der Abend wird den Blüten schwer,
Die Schwestern stehn in Scham
Und halten ihre Hände her
Und lauschen lang und lächeln leer, -
Und eine jede sehnt sich: Wer
Ist unser Bräutigam ...
Wenn die blonden
Flechterinnen
Wenn die blonden Flechterinnen
Gehn im Glanz des Abendlands:
Sie sind alle Königinnen
Und ersinnen und beginnen
Ihren eignen Kronenkranz.
Denn das Licht, darin sie leben,
Ist ein großes Gnadengeben -
Und es kommt von ihnen her,
Und das Stroh, das sie zersträhnen,
Trank von ihren Mädchentränen -
Und es wurde Gold und schwer.
Eh der Garten ganz
beginnt
Eh der Garten ganz beginnt
Sich der Güte hinzugeben,
Stehn die Mädchen drin und beben
Vor dem zögernden Erleben,
Und aus engen Ängsten heben
Sie die Hände in den Wind.
Und sie gehn auf scheuen Schuhn,
Als ob sie die Kleider pressten;
Und das sind die ersten Gesten,
Die sie im Gefühl von Festen
Ihrem Traum entgegentun...
Alle Straßen führen
Alle Straßen führen
Jetzt grade hinein ins Gold:
Die Töchter vor den Türen
Haben das so gewollt.
Sie sagen nicht Abschied den Alten,
Und ist doch: Sie wandern weit;
Wie sie so leicht und befreit
Anders einander halten,
Und in anderen Falten
Um die lichten Gestalten
Gleitet das Kleid.
Noch ahnst du nichts vom
Herbst des Haines
Noch ahnst du nichts vom Herbst des Haines,
Drin lichte Mädchen lachend gehn;
Nur manchmal küßt wie fernes, feines
Erinnern dich der Duft des Weines, -
Sie lauschen, und es singt wohl eines
Ein wehes Lied vom Wiedersehn.
In leiser Luft die Ranken schwanken,
Wie wenn wer Abschied winkt. - Am Pfad
Stehn alle Rosen in Gedanken;
Sie sehen ihren Sommer kranken,
Und seine hellen Hände sanken
Leise von seiner reifen Tat.
Die Zeit, von
der die Mütter sprachen
Mädchen singen:
Die Zeit, von der die Mütter sprachen,
Fand nicht zu unsern Schlafgemachen,
Und drin blieb alles glatt und klar.
Sie sagen uns, daß sie zerbrachen
In einem sturmgejagten Jahr.
Wir wissen nicht: Was ist das, Sturm?
Wir wohnen immer tief im Turm
Und hören manchmal nur von fern
Die Wälder draußen wehn;
Und einmal blieb ein fremder Stern
Bei uns stehn.
Und wenn wir dann im Garten sind,
So zittern wir, daß es beginnt,
Und warten Tag um Tag -
Aber nirgends ist ein Wind,
Der uns biegen mag.
Wir haben lange im
Licht gelacht
Mädchen singen:
Wir haben lange im Licht gelacht,
Und jede hat einer jeden Nelken und Reseden
Festlich wie einer Braut gebracht -
Und war ein Rätseln und Reden.
Dann hat sich mit dem Namen der Nacht
Langsam die Stille besternt.
Da waren wir wie aus allem erwacht
Und weit voneinander entfernt:
Haben die Sehnsucht, die traurig macht,
Wie ein Lied gelernt...
Die Mädchen am
Gartenhange
Die Mädchen am Gartenhange
Haben lange gelacht
Und mit ihrem Gesange
Wie mit weitem Gange
Sich müd gemacht.
Die Mädchen bei den Zypressen
Zittern: Die Stunde beginnt,
Da sie nicht wissen, wessen
Alle Dinge sind.
Ich war in ferner
Fremde Kind
Eine singt:
Ich war in ferner Fremde Kind,
Bis ich mich: Arm und zart und blind -
Aus meinem Schämen schlich;
Ich warte hinter Wald und Wind
Gewiß schon lang auf mich.
Ich bin allein und weit vom Haus
Und sinne still: Wie seh ich aus? -
- - - - - - - - - - - - - - - - -
Fragt jemand, wer ich sei?
... Gott, ich bin jung und
Ich bin blond
Und habe ein Gebet gekonnt
Und geh gewiß umsonst umsonnt
Und fremd an mir vorbei...
Es müßte mich einer
führen
Und singt:
Es müßte mich einer führen,
Aber nicht der Wind;
Weil der Orte und Türen
So viele sind.
Wen
Soll ich um alles fragen;
Soll ich immer nur gehn
Und es wie im Traum ertragen,
Daß die Berge und Burgen ragen
An dem Saum
Der fremden Seen?...
Wir sind uns alle
schwesterlich
Und singt:
Wir sind uns alle schwesterlich.
Aber Abende sind, da wir frieren
Und einander langsam verlieren,
Und eine jede möchte ihren
Freundinnen flüstern: Jetzt fürchtest du dich..
Die Mütter sagen uns nicht, wo wir sind,
Und lassen uns ganz allein, -
Wo die Ängste enden und Gott beginnt
Mögen wir vielleicht sein...
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