Einladung
zum Genusse
Nach
Horazens siebenter Ode im vierten Buch
Wien
im Mai 1798
Festlich
schmücken sich rings, des Schneegewandes entladen,
Anger und Bäume mit Grün.
Neu ist der Erde Gestalt: umschränkt von Blumengestaden,
Wallen die Flüße dahin.
Ein entkleideter Schwarm von Nymphen und Grazien schwinget
Tanzend den flüchtigen Fuß.
Nütze die Tage der Lust: die Zeit, die sie gierig verschlinget,
Gönnt dir nur kurzen Genuß.
Zephyr erquicket uns kaum, so flieht schon, vom Sommer
verscheuchet,
Wieder der liebliche Mai,
Und kaum leeret der Herbst sein Füllhorn von Früchten, so
schleichet
Traurig der Winter herbei.
Dies ist das Los der Natur: was hienieden lebet und webet,
Ist der Vergänglichkeit Raub,
Und so werden auch wir, wenn die Kraft, die jetzt uns belebet,
Schwindet, einst Schatten und Staub.
Stündlich bedräut uns der Tod. Wer bürgt dir dafür, ob es morgen
Wieder, o Freund, für dich tagt?
Töricht ist's, wenn man je, um für gierige Erben zu sorgen,
Einen Genuß sich versagt.
Liegst du einmal im Sarg, und entschied der unfehlbare Richter
Minos dein künftig Geschick,
Dann bringt nichts dich, nicht Stand, nicht Rednertalent, noch
dein schlichter
Wandel in's Leben zurück.
Selbst Dianen mißlang des keuschen Hippolytus Rettung
Aus des Avernus Gebiet:
Fruchtlos vermaß sich des Freunds Pirithous kühner Entkettung
Theseus am wilden Kocyt.
Grabschrift
des k. k. Münzkabinettsdirektors Eckhel
Wien
im Mai 1798
Steh, Wanderer! Wiens Spanheim, Eckhel,
Liegt unter dieses Sarges Deckel.
Gefällig, munter, anspruchlos,
Zeigt' er in seinen Schriften bloß,
Was seines Geistes Kraft vermöge:
Des Altertumes Münzen gleich.
War er an innerm Werte reich,
Obschon von einfachem Gepräge.
Ehre, dem Ehre gebührt!
Wien
im Brachmond (Juni) 1798
Ein Konsul Roms, aus dem Geschlecht
Der tapfern Fabier entsproßen,
Die in so manchem Kriegsgefecht
Verschwenderisch ihr Blut vergoßen,
Traf auf dem Zug zum Kapitol hinan
Von Ungefähr einst seinen Vater an.
Der Vater, der zu Pferde saß,
Vergaß geziemend abzusteigen,
Und da, kein Liktor sich vermaß,
Ihn seiner Pflicht zu überzeugen,
So sprach der Sohn: "Man lehr' ihn ohne Scheu,
Was ein Quirit dem Konsul schuldig sei!"
Ein Liktor tat, was man ihn hieß,
Mit leiser Sprach' und scheuen Blicken,
Und ohne Widerspruch verließ
Der alte Greis des Gaules Rücken:
"Sei," rief er fern von Unmut mit dem Ton
Der Vaterhuld, "sei mir gepriesen, Sohn!
Froh seh' ich, daß du fähig bist,
Dein Amt mit Würde zu verwalten:
Bestrebe dich, zu jeder Frist
Des Konsuls Ansehn zu erhalten;
Denn einem Staat, wo man der Obern Rang
Nicht ehret, droht gewisser Untergang."
Der Poetaster und
der Kritikaster
Wien
im Heumond (Juli) 1798
Thrax panegyrisiert Bavs metrisierten Plunder:
O Gott der Musen, hilf, und mache durch ein Wunder
Den blinden Rezensenten sehn,
Und Thraxens lahme Verse gehn!
Lob des Landlebens
Brunn am Gebirge im Sommermond 1798
Wohl mir, daß ich, endlich vom Himmel
Mit Muße begabt, dem Getümmel
Der üppigen Städter entfloh!
Im Schoß der Natur, wo, geläutert
Von Sorgen, das Herz sich erheitert,
Nur da ist man glücklich und froh.
Willkommen, ihr Felder und Matten,
Ihr Haine voll heiliger Schatten,
Ihr Berge, mit Tannen gekrönt!
Willkommen, ihr Rebengefilde,
Nach deren entzückendem Bilde
Schon längst sich mein Auge gesehnt!
Beherbergt vom edelsten Freunde,
Der traulich mich mit zur Gemeinde
Des biederen Hauses gesellt,
Verleb' ich hier selige Stunden,
Und fühle des Zwangs mich entbunden,
Der städtische Freuden vergällt.
Gern leist' ich, durch ländliche Szenen
Entschädigt, auf manches zum Gähnen
Begeisternde Drama Verzicht,
Und kümmre, vergnügt wie in Eden
Einst Evens Gemahl, um die Fehden
Der Staaten Europens mich nicht.
Der Sieger bei Arkole lichte
Die Anker vor Malta, und richte
Von dannen den Lauf nach Korfu,
Nach Syrien oder Ägypten:
Nur mich hier in meinem geliebten
Asyle, mich laß er in Ruh!
Laßt Posselts poetische Prose
Die Feier der Apotheose
Des fränkischen Helden begehn!
Ich schätzte trotz allen Alciden
Von jeher den ewigen Frieden
Weit höher als Siegestrophä'n.
Ruhmsüchtiger Korse, du ziehest
Umsonst durch die Welt, und bemühest
Vergebens dich, sie zu befrein:
Erspare die Reisebeschwerden!
Die Söhne Deukalions werden
Stets Sklaven der Leidenschaft sein.
Ein Herz, von Begierden gereinigt,
Das Goldgier und Ehrsucht nicht peinigt,
Ist mehr als dein Freiheitsdiplom.
Die Freiheit, die Frankreich vermäkelt,
Ist Trug und Verblendung: wem ekelt
Nicht vor den fünf Konsuln in Rom?
Frech trotze der Wahnsinn Monarchen,
Und beuge vor stolzen Pentarchen
Voll Ehrfurcht das knechtische Knie!
Ich lache der blinden Verehrer
Des Joches der Völkerempörer,
Und lebe hier freier als sie.
An einen untätigen
Amtsvorsteher
Wien
im Christmond (Dezember) 1798
Du gleichst, phlegmatischer Valer,
Des Schachbretts untätigem König:
Du bist die Hauptperson, wie er,
Und leistest auch eben so wenig.
An einen Mißmutigen
Wien
im Jänner 1799
Quod sis, esse velis, nihilque malis.
Martial
Freund, warum umwölket deine Blicke
Düstrer Gram? was fehlt zu deinem Glücke?
Ward nicht alles, was das Herz zufrieden
Stellt, dir beschieden?
Sorgenlos ererbt ist dein Vermögen,
Nicht erpreßt auf schweißbetrieften Wegen:
Unabhängigkeit gibt zum Genusse
Lust dir und Muße.
Ein Geschöpf, dem Hebens Jugendblüte,
Vesta's Zucht und seltne Herzensgüte
Vollen Anspruch auf Verehrung geben,
Teilet dein Leben.
Nichts vermissend, bist du nicht gezwungen,
Unter kränkenden Erniedrigungen
Großen, die sich Erdegötter wähnen,
Flehend zu frönen.
Dennoch scheint ein heimlich Mißbehagen
An der Wurzel deines Glücks zu nagen:
Irr' ich nicht, so trägt dein Herz die Bürden
Stummer Begierden.
Undankbarer, blicke von den Höhen
Deines Wohls hinunter, um zu sehen,
Welch ein Schwall, was Zufall dir bescheret,
Schmachtend entbehret!
Mißmut ist das Merkmal schwacher Geister:
Wer sich nicht zum unumschränkten Meister
Der Begierden macht, ist's würdig, ihnen
Knechtisch zu dienen.
An einen
schlechten Schauspieldichter
Wien
im März 1799
Dein allerneustes Ritterstück,
Schreibseliger Krispin, mißfiel den Kennern allen,
Und machte nur beim Troß des Publikums sein Glück:
Sprich immerhin, es hab', ich sag', es sei gefallen.
An eine flatterhafte
Geliebte
Nach
dem Englischen des Walsh
Wien
im Mai 1799
Von allen Peinen, allen Plagen
Ist keine schwerer zu ertragen,
Als eines Nebenbuhlers Glück:
Drum willst du dich mir günstig zeigen,
O so sei ungeteilt mein eigen.
Wo nicht, so nimm dein Herz zurück!
Auf eine Gunst, die ich, Kalliste,
Mit Andern willig teilen müßte,
Leist' ich viel lieber ganz Verzicht:
Den Kummer, mich von dir zu trennen,
Werd' ich vielleicht erdulden können,
Nur eines Andern Hoffnung nicht.
Grabschrift eines
Wucherers
Wien
im Herbstmond 1799
Ein reicher Filz, der schändlich Wucher trieb,
Liegt, von der Welt verabscheut, hier begraben.
Er raubte nicht, wie ein gemeiner Dieb:
Drum fressen ihn die Würmer statt der Raben.
Auf eine abgelebte
Buhlerin
Nach Horazens dreizehnter Ode im vierten Buch
Wien
im Weinmond 1799
Den
Göttern sei Dank! mein Wunsch ist erhört:
Die Buhlerin Lais wird allgemach alt,
Und pochet noch stets, von Dünkel betört,
Auf ihre verfallne Gestalt.
Vergebens versucht liebäugelnd ihr Blick
Den flüchtigen Amor zu locken: er zieht
Sich schüchtern von ihr zu Phrynen zurück,
Die frisch, wie ein Rosenbeet, blüht.
Der rüstige Sohn Cytherens verschmäht
Der alternden Eiche verdorrendes Laub,
Und macht, wo er Falt' und Runzel erspäht,
Vor Ekel sich rasch aus dem Staub.
Kein indischer Shawl, kein Edelstein wird
Die lieblichen Tage der Jugend erneun:
Die Zeit, die genau ihr Rechenbuch führt,
Schrieb längst sie als abgetan ein.
Wohin ist dein Reiz, o Lais, entflohn?
Was übrigt von jenem durch feuriges Lob
Vergötterten Kind, das manchem Adon
Das Köpfchen auf immer verschob?
Wo ist nun die Macht, die alles bezwang,
Und die nur der Zauberkraft Phydilens wich?
Doch Phydilen rief der Himmel schon lang
Im Lenze der Jahre zu sich.
Jung stieg sie zur Gruft: dir aber bestimmt
Dein Schicksal das Alter der Krähn, und die Welt
Sieht lachend, wie schwach die Fackel noch glimmt,
Und endlich in Asche zerfällt.
Auf die
marktschreierischen
Buchhändlerrezensionen
Wien
im Weinmond 1799
Ihr Herren Elzevir' in Leipzig und Berlin,
Preist nicht so unverschämt, was ihr verlegt, und schweiget!
Man weiß ja ohnedies, daß nie die Kupplerin
Zum Nachteil ihrer Dirnen zeuget.
Auf Sineds Tod
Wien im Herbstmond 1800
Die ihr Talent und Tugend ehret, weint!
Mit ihm erstarb dem Helikon am Ister
Sein Pindar und Horaz, der Kirch' ein frommer Priester,
Dem Staat ein Biedermann, der Welt ein Menschenfreund.
Empfindungen
auf einem schönen Landsitze
Pötzleinsdorf im Herbstmond 1800
Geliebtes Tal, das, ohne Künstelei
Natürlichschön, dem alten Tempe gleichet,
O Sitz der Lust, o wahres Sorgenfrei,
Wo froher Mut den steifen Zwang verscheuchet,
Neu leb' ich auf, wenn rein und ungetrübt
Vom Qualm der Stadt, dein Äther mich umgibt.
Wie süß ist's, hier vom Morgenrot erweckt,
Das frische Grün der Wiese zu durchstreifen,
Und, wenn der Strahl des Mittags glüht, gedeckt
Von dichtem Laub, im Park umherzuschweifen!
Wie reizend ist, wenn Titan untertaucht,
Der freie Wall, wo Flora Balsam haucht!
Wie herrlich ist die Aussicht von den Höhn,
Die wechselnd Wald, Gefild' und Rebe schmücken!
Sanft aufgebläht und traulich anzusehn,
Erhebt sich nah des Kahlenberges Rücken,
Und ferner wallt durch Au'n in stolzer Ruh
Des Isters Flut den Grenzen Ungarns zu.
Mit starrender Bewundrung übersieht
Tief unter sich das Auge durch ein dickes
Gewühl von Staub der Kaiserstadt Gebiet,
Den Tummelplatz des Elends und des Glückes,
Und eine Welt von Dörfern fern und nah
Steht, aufgerollt gleich einer Mappe, da.
Wie manchen Tag sahst du mich, holdes Tal,
Einsiedlerisch dem Dienst der Muse weihen,
Und dann vergnügt beim festlichen Pokal
Mich in dem Kreis gewählter Freunde freuen!
Heil deinem Herrn, der, froh im Mitgenuß,
Gastfreiheit übt, wie einst Alcinous!
Ach! seufz' ich oft im Stillen, könnt' ich doch
Der bangen Stadt auf immer Urlaub geben,
Und hier den Rest der Tage, frei vom Joch
Der Amtspflicht, ganz nach eignem Sinn verleben!
Fruchtloser Wunsch! karg gönnet das Geschick
Nur Wenigen zufriedner Muße Glück.
Iffland
Wien
im Brachmond 1801
Was er durch seinen Kiel, durch Ton, Gebärd' und Miene
Darstellet, trägt die Spur vollendeten Talents:
Als Roscius und als Terenz
Ist er der Stolz der deutschen Bühne.
Amor und die Zeit
Nach dem Französischen des ältern Segur
Wien
im Wintermond 1801
Die Zeit ward allgemach alt, kraftlos und gebrechlich:
Die Füße schwollen ihr, und ihre Brust ward schwächlich,
Und dennoch sollte sie bei Tag und Nacht, so schwer
Ihr auch das Gehen fiel, fortwandeln, wie bisher.
Einst sah der Liebesgott die Alte mühsam schleichen,
Und ließ sich durch die Not der armen Frau erweichen:
Mitleidig lud er sie, wie ein getreuer Sohn,
Auf seinen Rücken auf, und flog mit ihr davon.
Seitdem bedient die Zeit sich oft zu ihrer Reise
Der Schultern Cypripors. Reist sie auf diese Weise,
So scheint das Jahr ein Tag, doch schleppet sie allein
Die trägen Beine fort, der Tag ein Jahr zu sein.
An einen Ehescheuen
Nach dem Französischen des Leger
Wien
im Jänner 1802
Nur immerhin verschmähe
Den edlen Stand der Ehe,
Fühlloser Hagestolz,
Dem nie, entbrannt von treuer
Schuldloser Liebe Feuer,
Das Herz im Busen schmolz!
Kühn trotze dem Gesetze
Des Schöpfers, und verletze
Die Pflichten der Natur:
Verwegen spott' und sage,
Die Ketten Hymens trage
Ein dummer Pinsel nur.
Der Himmel, der uns Väter,
Sei's früher oder später,
Einst rächt, o Lästermund,
Macht dir durch meine Stimme
Das dir von seinem Grimme
Bestimmte Schicksal kund.
Verworfen sei dein Same:
Nie sei der süße Name
Des Vaters dir verliehn,
Und alterst du, so werde
Zur Wüste dir die Erde,
Strafbarer Misogyn!
Härm' endlich, unzufrieden
Mit deinem Los hienieden,
Der Menschheit fremd, dich ab,
Und stirbst du, so beehre
Nicht Eines Menschen Zähre
Dein unbesuchtes Grab.
Wohl dem, dem an der Seite
Der Holden, die er freite,
Das Leben sanft verfließt.
Dem Mitgenuß die Freuden
Erhöht, und Trost die Leiden
Des Mißgeschicks versüßt!
Welch inniges Vergnügen,
In muntrer Kinder Zügen
Sein Abbild vor sich stehn,
Und mit ergrauten Haaren
Durch kleiner Enkel Scharen
Sich neuverjüngt zu sehn!
Die
Scham
Nach dem Französischen des Rulhiere
Wien
im Hornung 1802
Zwei junge Liebesgötter machten
Beim ländlichen Asyl, das in bescheidner Ruh
Die fromme Scham verbarg, einst plötzlich Halt, und brachten,
Um auszuruhn, vergnügt dort ein Paar Stündchen zu:
Doch allgemach (denn auf dem Erdenrunde
Hat nichts Bestand) erschien die Abschiedsstunde.
"Mich," sprach der Eine, "ruft nun meine Dienstpflicht fort
Zu einem nächtlichen geheimen Abenteuer:" —
"Auch mich erwartet," nahm der Andere das Wort,
"Ein Brautfest ohne Trauungsfeier." —
"Sprich, Freundin!" sagten die im gehn
Begriffenen zwei kleinen Gäste
Zu ihrer Wirtin, "sprich, o Beste,
Wann werden wir uns wiedersehn?" —
"Nie!" sprach die Scham, "ich trenne von euch beiden
Auf ewig mich; denn wisset! wer
Sich einmal nur von mir zu scheiden
Entschließet, findet nie mich mehr."
Die Bücherwürmer
Wien
im März 1802
In einem Bücherschrank, um den sein anonymer,
Nur Jagdlust liebender vornehmer Eigentümer
Sich Jahre lang bereits aus träger Apathie
Nicht kümmerte, ließ eine Kolonie
Von Würmern einst sich nieder, und verheerte,
Da niemand sie in ihrem Unfug störte,
Heuschrecken gleich, die Früchte des Genies,
Die leider! ihr Geschick in diesen Sarg verwies.
Der biedre Hagedorn, des Weines und der Liebe
Entzückter Herold, glich bald leibhaft einem Siebe,
Und nicht viel anders nahm dicht neben ihm (o Graus!)
Germaniens Horaz, mein Liebling Uz sich aus.
Zernagt erblickte man die Sänger an der Pleiße,
Den frommen Gellert hier und dort den muntern Weiße:
Mit scharfen Rüsseln fiel das Ungeziefer dreist
Her über dich, verehrungswerter Kleist.
Der deutschen Musen Stolz, selbst Klopstocks Messiade
Fand bei dem ruchlosen Gezüchte keine Gnade:
Kein beßres Los traf Wielands Oberon;
Er ward entstellt, so wie Musarion.
Ergrimmt zerfraß die Brut nebst Geßners erstem Schiffer
Auch Hallern Blatt für Blatt bis auf die letzte Ziffer,
Und griff zugleich mit mörderischem Zahn
Erst Ramlern und nach ihm den Barden Sined an.
Von oben bis hinab zerlöchert, so wie diese,
Stand, stets noch reizend, rechts die Vossische Luise
Mit Goethens Dorothee, die neidisch auf sie sah,
Und Bürgers Molly links mit Göckingks Nantchen da.
Nicht Schiller ward geschont, nicht Pfeffel, Gotter, Thümmel,
Gleim, Stolberg, Hölty, noch (o Götter in dem Himmel!)
Mein trauter Alxinger, mein alter wackrer Freund
Blumauer, deren Tod mein Auge noch beweint.
Kurz, von den Günstlingen der holden Pieriden,
Die in dem Schrank, von aller Welt geschieden,
Gefangen saßen, war kein Einziger zu sehn,
Der nicht ein Raub der Würmer ward, auf den
Sich, wenn er auch im tiefsten Winkel steckte
Nicht der gefräßigen Vandalen Wut erstreckte:
Nur die zwei Schlegel, sie, die Glücklichen, nur sie
Beharrten unversehrt. "Warum nur eben die?"
Mag hie und da vielleicht ein werter Leser fragen:
Mich dünkt, sie wollten selbst den Würmern nicht behagen.
An einen mit Abbildung der
Freundschaft
beschäftigten Künstler
Nach dem Französischen des altern Segur
Wien
im April 1802
Nimm einem Amor seinen Pfeil
Und seine beiden Schwingen,
Und laß die Binde nur zum Teil
Die Augen ihm umschlingen,
Dann stellet Cypripor
Das Bild der Freundschaft vor.
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